Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873.

Bild:
<< vorherige Seite

[Spaltenumbruch] *133 Hinterm Ofen sitzen und halbe Batzen schwitzen. - Mayer, II, 140; Braun, I, 3136.

Von Trägen.

*134 Ich habe auch hinter diesem Ofen gesessen. - Grubb, 395.

*135 Ich will ihm den Ofen warm machen.

Holl.: Het is voor u, dat de oven geheet wordt. (Harrebomee, II, 157a.)

*136 Immer hinter dem Ofen sitzen.

Müssig zu Hause bleiben. Um das Daheimbleiben verhüllend zu bezeichnen, sagt man in Warschau jüdisch-deutsch: Er wett fuhren drei Meil hinter'n Ojwen. Auch der Pole sagt: Pojedzie trzy mile za piec.

Frz.: Il ne bouge du coin de feu.

*137 In einen kalten Ofen blasen. - Chaos, 393.

Sich vergeblich bemühen. " ...Was jm der vatter rieht, das was alles, als so einer in ein kalten ofen bliess." (Pauli, Schimpff, LXI.)

Frz.: Travailler en vain. (Kritzinger, 690b.)

Lat.: Parieti loqueris. (Philippi, II, 82; Seybold, 426.)

*138 In einen kalten Ofen Brot schieben. - Eiselein, 499.

Lat.: In frigidum formum panes inmittere. (Binder I, 738; II, 1434; Erasm., 399; Philippi, I, 196; Seybold, 240.)

*139 Iss doch, oas wenn man a Ufen lauste. - Gomolcke, 652.

*140 Jetzt (nun, noch) ist der Ofen heiss.

Jetzt (noch), ist die Gelegenheit günstig, das Eisen glüht (noch), schmiede. Die Perser: Du kannst so lange backen, als der Ofen heiss ist. Die Hebräer: Während dein Feuer brennt, schneide den Kürbis und brate ihn. (Reinsberg III, 8).

*141 Kannst hingre Awe gahne Ken (Kien) spole. - Frischbier2, 2836.

*142 Me chönt e hinderem Ofe verkaufe. - Sutermeister, 88.

Von einem gedankenlosen, schwachköpfigen u. s. w. Menschen, der das Schiesspulver nicht erfunden hat, wofür sich a. a. O. auch folgende Redensarten finden: Er het no Fülizäh. Er hett de Kopf au scho verlore, wenn er em nid agewachse wer. Er het d' Hoar de lätz (vgl. Stalder, II, 167) wäg gestrelt. Er ist hundsjung und chalbernärsch. Er het en Mählsack uf der Zunge. Me muess em en Knopf a d' Nase mache.

*143 'S isch g'rad' wie me thät in-n-e chalte-n Ofe-n-ynn blose. (Solothurn.) - Schild, 73, 192; Sutermeister, 92.

Von fruchtloser Mühe.

*144 Schlag' den Ofen ein! - Tendlau, 458.

Ausruf bei einem seltenen, daher überraschenden, jedoch willkommenen Besuch. Sinn wahrscheinlich um Platz für einen seltenen Besuch zu erhalten.

*145 Sie sind in Einem Ofen gebacken.

In Einem Neste ausgebrütet worden, von Einem Schlage.

*146 Sin Auen es sa bald hadt. (Sylt.)

Sein Ofen ist so bald heiss.

*147 Wenn der Ofen (grün) ausschlagen wird.


Ofen (Name).

Noch ist Ofen nicht verloren.

Ein ehemals allgemeines Trostwort der patriotischen Ungarn.


Ofenbank.

1 Bär (wer) sich of di Ofebank setzt, will e Ramwecha ha. (Meiningen.) - Frommann, II, 410, 101.

Ramweche = Rahmweiche, d. i. Brot mit sauerm Milchrahm bestrichen.

2 Setz dich of di Ofebank, da werd d'r ach di Zeit net lank. (Henneberg.) - Frommann, II, 408, 29.

3 Wer auf der Ofenbank sitzen bleibt, für den gibt's nichts Höheres in der Welt als seinen Kirchthurm.

Holl.: Die te huis bij de brijpot blijft zitten, wat zou die weten? (Harrebomee, I, 90.)


Ofenbänkel.

* Er isst am Ofenbänkel. (Kamnitz.)

Er ist zurückgesetzt, gilt im Hause nicht viel.


Ofengabel.

Hokuspokus Ofengabel, nach dem Beutel richt' den Schnabel! - Bücking, 248.

Im sächsischen Erzgebirge lautet die erste Zeile: Gik, gak, Ofengabel.


Ofenhocker.

*1 Es ist ein Ofenhocker, der nie hinter seines Vaters Gartenzaun gekommen ist.

*2 Wer wird ein Ofenhocker werden!

Lat.: Linque tuas sudes alienaque litora quaere. (Binder II, 27.)


[Spaltenumbruch]
Ofenkrücke.

Hic et haec Ofenkrücke, ye erger schalck, ye besser glücke. - Agricola II, 2.


Ofenkruke.

* Es sind Ofenkruken.

Diesen Spitznamen führen die Einwohner von Aldein, eines tiroler, auf einem steilen Felsengebirge liegenden Dorfes im Kreise Botzen. Ausserdem werden sie auch gemeinschaftlich mit den Deutschnofenern "Hessen" genannt, wahrscheinlich von hessen, d. i. hess rufen, um das Zugvieh zum Zurückweichen zu bringen, indem man es mit dem Ausruf: "Hess z'rugg" aufs Maul schlägt. (Vgl. Westermann, Spitznamen in Tirol, XXV, 617.)


Ofenschirm.

Wer sich zum Ofenschirm macht, muss über Hitze nicht klagen.


Ofenschüssel.

* Ofenschüssel laufen. (Oberösterreich.)

Früher ein ländliches Wettlaufen, wobei viele, um schneller fortzukommen, sich bis aufs Hemd auszogen. Um das Jahr 1750-60 wurde es polizeilich verboten. Die Ofenschüssel ist ein langes am Ende breites Holz, worauf das Brot eingeschoben wird. Eine solche Schüssel scheint das Ziel des Laufs gebildet zu haben. (Baumgarten.)


Ofenthür.

* Die Ofenthür steht offen. - Klix, 55.

Um zu sagen, es sind Horcher da.


Ofentopf.

1 Ofentopf und Kessel haben (lieben) schwarze Sessel.

2 Oft scheuert der Ofentopf die Pfanne und sie sind beide berähmt. - Schles. Provinzialbl., 1862, 570.

" ...Darum will ich fortan auf Sprichwörter aufpassen wie ein Schiesshund. Sie sollen kommen gegangen, geritten, gefahren, und es sollen auch noch welche hinten drauf stehn. Junge wunderliche mit >galen< Schwänzen werden es freilich nicht sein, denn vier Gröschel sind überall ein Böhmen wie in Neurode; indess manchmal scheuert der Ofentopf die Bratpfanne, und sie sind beide berähmt." (Schles. Provinzialbl., Glogau 1862, S. 570.) Die Neigung der Menschen, an andern die Fehler zu tadeln, die sie selbst an sich haben, ist eine sehr allgemein verbreitete und wird daher auch in den Sprichwörtern fast aller bekannten Völker gerügt. Bei den Czechen und Kroaten sagt die Bratpfanne zum Topfe (Kochtiegel): Ja, was bist du schwarz. Pfui, wie schwarz du bist, sagt bei den Dänen der eiserne Topf zum andern. Bei den Italienern macht sich der Kohlentopf über den Kochtopf, bei den Franzosen die Ofenschaufel über die Ofengabel lustig. Bei den Russen lacht deie Schippe über den Schürkaken. Bei den Letten schilt das Rothkehlchen den Frosch einen Fliegenschnapper. Bei den Kleinrussen lacht die Fischreuse über den Sumpf und schleppt selbst im Sumpfe. Bei den Galiziern schilt der Wassersüchtige den, welchem der Finger schwillt und denkt nicht an seinen Bauch. Bei den Engländern heisst die Darre den Ofen ein Brandhaus. Bei den Albanesen straft der Ziegel den Rubin wegen seiner rothen Farbe. (Reinsberg IV, 48.)


Offen.

1 Hab' offen Aug' und Ohr, es kommt dir stets was Neues vor.

2 Unten offen, oben hohl, wird die Börse nimmer voll.

*3 Offen wie die Hand eines Advocaten und die Küche eines Priesters.

Frz.: Toujours ouvert comme la gibeciere d'un avocat. (Leroux, II, 80.)


Offenbar.

1 Was offenbar ist, muss man nicht leugnen.

Lat.: Adversus lunam (solem) ne loquitor. (Hanzely, 15; Philippi, I, 11; Fischer, 5, 24; Seybold, 11.)

*2 Es ist so offenbar wie die Sonne am hellen Mittag.

Lat.: Luce meridiana, clarius. (Seybold, 283.)


Offenbaren.

1 Wann dem, der do sitzt, etwas geoffenbart wirdt, so schweige der erste. - Agricola II, 41.

2 Was man niemand offenbart, ist am sichersten verwahrt.

Frz.: Ce que l'on ne confie a personne, est plus secret que ce que l'on confie au plus discret des hommes. (Cahier, 1612.)


Offenbares.

Gegen den, der Offenbares anführt, gibt es keinen Widerspruch. - Graf, 454, 458.

Das Gemeinkundige (Notorische), was nicht blos auf Hörensagen, wie das Gerücht, sondern auf der allgemeinen

[Spaltenumbruch] *133 Hinterm Ofen sitzen und halbe Batzen schwitzen.Mayer, II, 140; Braun, I, 3136.

Von Trägen.

*134 Ich habe auch hinter diesem Ofen gesessen.Grubb, 395.

*135 Ich will ihm den Ofen warm machen.

Holl.: Het is voor u, dat de oven geheet wordt. (Harrebomée, II, 157a.)

*136 Immer hinter dem Ofen sitzen.

Müssig zu Hause bleiben. Um das Daheimbleiben verhüllend zu bezeichnen, sagt man in Warschau jüdisch-deutsch: Er wett fuhren drei Meil hinter'n Ojwen. Auch der Pole sagt: Pojedzie trzy mile za piec.

Frz.: Il ne bouge du coin de feu.

*137 In einen kalten Ofen blasen.Chaos, 393.

Sich vergeblich bemühen. „ ...Was jm der vatter rieht, das was alles, als so einer in ein kalten ofen bliess.“ (Pauli, Schimpff, LXI.)

Frz.: Travailler en vain. (Kritzinger, 690b.)

Lat.: Parieti loqueris. (Philippi, II, 82; Seybold, 426.)

*138 In einen kalten Ofen Brot schieben.Eiselein, 499.

Lat.: In frigidum formum panes inmittere. (Binder I, 738; II, 1434; Erasm., 399; Philippi, I, 196; Seybold, 240.)

*139 Iss doch, oas wenn man a Ufen lauste.Gomolcke, 652.

*140 Jetzt (nun, noch) ist der Ofen heiss.

Jetzt (noch), ist die Gelegenheit günstig, das Eisen glüht (noch), schmiede. Die Perser: Du kannst so lange backen, als der Ofen heiss ist. Die Hebräer: Während dein Feuer brennt, schneide den Kürbis und brate ihn. (Reinsberg III, 8).

*141 Kannst hingre Awe gahne Kên (Kien) spôle.Frischbier2, 2836.

*142 Me chönt e hinderem Ofe verkaufe.Sutermeister, 88.

Von einem gedankenlosen, schwachköpfigen u. s. w. Menschen, der das Schiesspulver nicht erfunden hat, wofür sich a. a. O. auch folgende Redensarten finden: Er het no Fülizäh. Er hett de Kopf au scho verlore, wenn er em nid agewachse wer. Er het d' Hoar de lätz (vgl. Stalder, II, 167) wäg gestrêlt. Er ist hundsjung und chalbernärsch. Er het en Mählsack uf der Zunge. Me muess em en Knopf a d' Nase mache.

*143 'S isch g'rad' wie me thät in-n-e chalte-n Ofe-n-ynn blose. (Solothurn.) – Schild, 73, 192; Sutermeister, 92.

Von fruchtloser Mühe.

*144 Schlag' den Ofen ein!Tendlau, 458.

Ausruf bei einem seltenen, daher überraschenden, jedoch willkommenen Besuch. Sinn wahrscheinlich um Platz für einen seltenen Besuch zu erhalten.

*145 Sie sind in Einem Ofen gebacken.

In Einem Neste ausgebrütet worden, von Einem Schlage.

*146 Sin Auen es sa bald hadt. (Sylt.)

Sein Ofen ist so bald heiss.

*147 Wenn der Ofen (grün) ausschlagen wird.


Ofen (Name).

Noch ist Ofen nicht verloren.

Ein ehemals allgemeines Trostwort der patriotischen Ungarn.


Ofenbank.

1 Bär (wer) sich of di Ofebânk setzt, will e Râmwecha ha. (Meiningen.) – Frommann, II, 410, 101.

Râmweche = Rahmweiche, d. i. Brot mit sauerm Milchrahm bestrichen.

2 Setz dich of di Ofebânk, da werd d'r âch di Zeit net lank. (Henneberg.) – Frommann, II, 408, 29.

3 Wer auf der Ofenbank sitzen bleibt, für den gibt's nichts Höheres in der Welt als seinen Kirchthurm.

Holl.: Die te huis bij de brijpot blijft zitten, wat zou die weten? (Harrebomée, I, 90.)


Ofenbänkel.

* Er isst am Ofenbänkel. (Kamnitz.)

Er ist zurückgesetzt, gilt im Hause nicht viel.


Ofengabel.

Hokuspokus Ofengabel, nach dem Beutel richt' den Schnabel!Bücking, 248.

Im sächsischen Erzgebirge lautet die erste Zeile: Gik, gak, Ofengabel.


Ofenhocker.

*1 Es ist ein Ofenhocker, der nie hinter seines Vaters Gartenzaun gekommen ist.

*2 Wer wird ein Ofenhocker werden!

Lat.: Linque tuas sudes alienaque litora quaere. (Binder II, 27.)


[Spaltenumbruch]
Ofenkrücke.

Hic et haec Ofenkrücke, ye erger schalck, ye besser glücke.Agricola II, 2.


Ofenkruke.

* Es sind Ofenkruken.

Diesen Spitznamen führen die Einwohner von Aldein, eines tiroler, auf einem steilen Felsengebirge liegenden Dorfes im Kreise Botzen. Ausserdem werden sie auch gemeinschaftlich mit den Deutschnofenern „Hessen“ genannt, wahrscheinlich von hessen, d. i. hess rufen, um das Zugvieh zum Zurückweichen zu bringen, indem man es mit dem Ausruf: „Hess z'rugg“ aufs Maul schlägt. (Vgl. Westermann, Spitznamen in Tirol, XXV, 617.)


Ofenschirm.

Wer sich zum Ofenschirm macht, muss über Hitze nicht klagen.


Ofenschüssel.

* Ofenschüssel laufen. (Oberösterreich.)

Früher ein ländliches Wettlaufen, wobei viele, um schneller fortzukommen, sich bis aufs Hemd auszogen. Um das Jahr 1750-60 wurde es polizeilich verboten. Die Ofenschüssel ist ein langes am Ende breites Holz, worauf das Brot eingeschoben wird. Eine solche Schüssel scheint das Ziel des Laufs gebildet zu haben. (Baumgarten.)


Ofenthür.

* Die Ofenthür steht offen.Klix, 55.

Um zu sagen, es sind Horcher da.


Ofentopf.

1 Ofentopf und Kessel haben (lieben) schwarze Sessel.

2 Oft scheuert der Ofentopf die Pfanne und sie sind beide berähmt.Schles. Provinzialbl., 1862, 570.

„ ...Darum will ich fortan auf Sprichwörter aufpassen wie ein Schiesshund. Sie sollen kommen gegangen, geritten, gefahren, und es sollen auch noch welche hinten drauf stehn. Junge wunderliche mit ›galen‹ Schwänzen werden es freilich nicht sein, denn vier Gröschel sind überall ein Böhmen wie in Neurode; indess manchmal scheuert der Ofentopf die Bratpfanne, und sie sind beide berähmt.“ (Schles. Provinzialbl., Glogau 1862, S. 570.) Die Neigung der Menschen, an andern die Fehler zu tadeln, die sie selbst an sich haben, ist eine sehr allgemein verbreitete und wird daher auch in den Sprichwörtern fast aller bekannten Völker gerügt. Bei den Czechen und Kroaten sagt die Bratpfanne zum Topfe (Kochtiegel): Ja, was bist du schwarz. Pfui, wie schwarz du bist, sagt bei den Dänen der eiserne Topf zum andern. Bei den Italienern macht sich der Kohlentopf über den Kochtopf, bei den Franzosen die Ofenschaufel über die Ofengabel lustig. Bei den Russen lacht dîe Schippe über den Schürkaken. Bei den Letten schilt das Rothkehlchen den Frosch einen Fliegenschnapper. Bei den Kleinrussen lacht die Fischreuse über den Sumpf und schleppt selbst im Sumpfe. Bei den Galiziern schilt der Wassersüchtige den, welchem der Finger schwillt und denkt nicht an seinen Bauch. Bei den Engländern heisst die Darre den Ofen ein Brandhaus. Bei den Albanesen straft der Ziegel den Rubin wegen seiner rothen Farbe. (Reinsberg IV, 48.)


Offen.

1 Hab' offen Aug' und Ohr, es kommt dir stets was Neues vor.

2 Unten offen, oben hohl, wird die Börse nimmer voll.

*3 Offen wie die Hand eines Advocaten und die Küche eines Priesters.

Frz.: Toujours ouvert comme la gibecière d'un avocat. (Leroux, II, 80.)


Offenbar.

1 Was offenbar ist, muss man nicht leugnen.

Lat.: Adversus lunam (solem) ne loquitor. (Hanzely, 15; Philippi, I, 11; Fischer, 5, 24; Seybold, 11.)

*2 Es ist so offenbar wie die Sonne am hellen Mittag.

Lat.: Luce meridiana, clarius. (Seybold, 283.)


Offenbaren.

1 Wann dem, der do sitzt, etwas geoffenbart wirdt, so schweige der erste.Agricola II, 41.

2 Was man niemand offenbart, ist am sichersten verwahrt.

Frz.: Ce que l'on ne confie à personne, est plus secret que ce que l'on confie au plus discret des hommes. (Cahier, 1612.)


Offenbares.

Gegen den, der Offenbares anführt, gibt es keinen Widerspruch.Graf, 454, 458.

Das Gemeinkundige (Notorische), was nicht blos auf Hörensagen, wie das Gerücht, sondern auf der allgemeinen

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger"><pb facs="#f0575" n="[561]"/><cb n="1121"/>
*133 Hinterm Ofen sitzen und halbe Batzen schwitzen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Mayer, II, 140; Braun, I, 3136.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Von Trägen.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*134 Ich habe auch hinter diesem Ofen gesessen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Grubb, 395.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*135 Ich will ihm den Ofen warm machen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Het is voor u, dat de oven geheet wordt. (<hi rendition="#i">Harrebomée, II, 157<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*136 Immer hinter dem Ofen sitzen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Müssig zu Hause bleiben. Um das Daheimbleiben verhüllend zu bezeichnen, sagt man in Warschau jüdisch-deutsch: Er wett fuhren drei Meil hinter'n Ojwen. Auch der Pole sagt: Pojedzie trzy mile za piec.</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: Il ne bouge du coin de feu.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*137 In einen kalten Ofen blasen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Chaos, 393.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Sich vergeblich bemühen. &#x201E; ...Was jm der vatter rieht, das was alles, als so einer in ein kalten ofen bliess.&#x201C; (<hi rendition="#i">Pauli, Schimpff, LXI.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: Travailler en vain. (<hi rendition="#i">Kritzinger, 690<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Parieti loqueris. (<hi rendition="#i">Philippi, II, 82; Seybold, 426.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*138 In einen kalten Ofen Brot schieben.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Eiselein, 499.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: In frigidum formum panes inmittere. (<hi rendition="#i">Binder I, 738; II, 1434; Erasm., 399; Philippi, I, 196; Seybold, 240.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*139 Iss doch, oas wenn man a Ufen lauste.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Gomolcke, 652.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*140 Jetzt (nun, noch) ist der Ofen heiss.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Jetzt (noch), ist die Gelegenheit günstig, das Eisen glüht (noch), schmiede. Die Perser: Du kannst so lange backen, als der Ofen heiss ist. Die Hebräer: Während dein Feuer brennt, schneide den Kürbis und brate ihn. (<hi rendition="#i">Reinsberg III, 8</hi>).</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*141 Kannst hingre Awe gahne Kên (Kien) spôle.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Frischbier<hi rendition="#sup">2</hi>, 2836.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*142 Me chönt e hinderem Ofe verkaufe.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Sutermeister, 88.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Von einem gedankenlosen, schwachköpfigen u. s. w. Menschen, der das Schiesspulver nicht erfunden hat, wofür sich a. a. O. auch folgende Redensarten finden: Er het no Fülizäh. Er hett de Kopf au scho verlore, wenn er em nid agewachse wer. Er het d' Hoar de lätz (vgl. <hi rendition="#i">Stalder, II, 167</hi>) wäg gestrêlt. Er ist hundsjung und chalbernärsch. Er het en Mählsack uf der Zunge. Me muess em en Knopf a d' Nase mache.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*143 'S isch g'rad' wie me thät in-n-e chalte-n Ofe-n-ynn blose.</hi> (<hi rendition="#i">Solothurn.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Schild, 73, 192; Sutermeister, 92.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Von fruchtloser Mühe.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*144 Schlag' den Ofen ein!</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Tendlau, 458.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Ausruf bei einem seltenen, daher überraschenden, jedoch willkommenen Besuch. Sinn wahrscheinlich um Platz für einen seltenen Besuch zu erhalten.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*145 Sie sind in Einem Ofen gebacken.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">In Einem Neste ausgebrütet worden, von Einem Schlage.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*146 Sin Auen es sa bald hadt.</hi> (<hi rendition="#i">Sylt.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et">Sein Ofen ist so bald heiss.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*147 Wenn der Ofen (grün) ausschlagen wird.</hi> </p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head><hi rendition="#b">Ofen</hi> (Name).</head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">Noch ist Ofen nicht verloren.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Ein ehemals allgemeines Trostwort der patriotischen Ungarn.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Ofenbank.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 Bär (wer) sich of di Ofebânk setzt, will e Râmwecha ha.</hi> (<hi rendition="#i">Meiningen.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Frommann, II, 410, 101.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Râmweche = Rahmweiche, d. i. Brot mit sauerm Milchrahm bestrichen.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">2 Setz dich of di Ofebânk, da werd d'r âch di Zeit net lank.</hi> (<hi rendition="#i">Henneberg.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Frommann, II, 408, 29.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">3 Wer auf der Ofenbank sitzen bleibt, für den gibt's nichts Höheres in der Welt als seinen Kirchthurm.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Die te huis bij de brijpot blijft zitten, wat zou die weten? (<hi rendition="#i">Harrebomée, I, 90.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Ofenbänkel.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">* Er isst am Ofenbänkel.</hi> (<hi rendition="#i">Kamnitz.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et">Er ist zurückgesetzt, gilt im Hause nicht viel.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Ofengabel.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">Hokuspokus Ofengabel, nach dem Beutel richt' den Schnabel!</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Bücking, 248.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Im sächsischen Erzgebirge lautet die erste Zeile: Gik, gak, Ofengabel.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Ofenhocker.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*1 Es ist ein Ofenhocker, der nie hinter seines Vaters Gartenzaun gekommen ist.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*2 Wer wird ein Ofenhocker werden!</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Linque tuas sudes alienaque litora quaere. (<hi rendition="#i">Binder II, 27.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <cb n="1122"/>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Ofenkrücke.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">Hic et haec Ofenkrücke, ye erger schalck, ye besser glücke.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Agricola II, 2.</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Ofenkruke.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">* Es sind Ofenkruken.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Diesen Spitznamen führen die Einwohner von Aldein, eines tiroler, auf einem steilen Felsengebirge liegenden Dorfes im Kreise Botzen. Ausserdem werden sie auch gemeinschaftlich mit den Deutschnofenern &#x201E;Hessen&#x201C; genannt, wahrscheinlich von hessen, d. i. hess rufen, um das Zugvieh zum Zurückweichen zu bringen, indem man es mit dem Ausruf: &#x201E;Hess z'rugg&#x201C; aufs Maul schlägt. (Vgl. <hi rendition="#i">Westermann, Spitznamen in Tirol, XXV, 617.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Ofenschirm.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">Wer sich zum Ofenschirm macht, muss über Hitze nicht klagen.</hi> </p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Ofenschüssel.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">* Ofenschüssel laufen.</hi> (<hi rendition="#i">Oberösterreich.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et">Früher ein ländliches Wettlaufen, wobei viele, um schneller fortzukommen, sich bis aufs Hemd auszogen. Um das Jahr 1750-60 wurde es polizeilich verboten. Die Ofenschüssel ist ein langes am Ende breites Holz, worauf das Brot eingeschoben wird. Eine solche Schüssel scheint das Ziel des Laufs gebildet zu haben. (<hi rendition="#i">Baumgarten.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Ofenthür.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">* Die Ofenthür steht offen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Klix, 55.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Um zu sagen, es sind Horcher da.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Ofentopf.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">1 Ofentopf und Kessel haben (lieben) schwarze Sessel.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">2 Oft scheuert der Ofentopf die Pfanne und sie sind beide berähmt.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Schles. Provinzialbl., 1862, 570.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">&#x201E; ...Darum will ich fortan auf Sprichwörter aufpassen wie ein Schiesshund. Sie sollen kommen gegangen, geritten, gefahren, und es sollen auch noch welche hinten drauf stehn. Junge wunderliche mit &#x203A;galen&#x2039; Schwänzen werden es freilich nicht sein, denn vier Gröschel sind überall ein Böhmen wie in Neurode; indess manchmal scheuert der Ofentopf die Bratpfanne, und sie sind beide berähmt.&#x201C; (<hi rendition="#i">Schles. Provinzialbl., Glogau 1862, S. 570.</hi>) Die Neigung der Menschen, an andern die Fehler zu tadeln, die sie selbst an sich haben, ist eine sehr allgemein verbreitete und wird daher auch in den Sprichwörtern fast aller bekannten Völker gerügt. Bei den Czechen und Kroaten sagt die Bratpfanne zum Topfe (Kochtiegel): Ja, was bist du schwarz. Pfui, wie schwarz du bist, sagt bei den Dänen der eiserne Topf zum andern. Bei den Italienern macht sich der Kohlentopf über den Kochtopf, bei den Franzosen die Ofenschaufel über die Ofengabel lustig. Bei den Russen lacht dîe Schippe über den Schürkaken. Bei den Letten schilt das Rothkehlchen den Frosch einen Fliegenschnapper. Bei den Kleinrussen lacht die Fischreuse über den Sumpf und schleppt selbst im Sumpfe. Bei den Galiziern schilt der Wassersüchtige den, welchem der Finger schwillt und denkt nicht an seinen Bauch. Bei den Engländern heisst die Darre den Ofen ein Brandhaus. Bei den Albanesen straft der Ziegel den Rubin wegen seiner rothen Farbe. (<hi rendition="#i">Reinsberg IV, 48.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Offen.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">1 Hab' offen Aug' und Ohr, es kommt dir stets was Neues vor.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">2 Unten offen, oben hohl, wird die Börse nimmer voll.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*3 Offen wie die Hand eines Advocaten und die Küche eines Priesters.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: Toujours ouvert comme la gibecière d'un avocat. (<hi rendition="#i">Leroux, II, 80.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Offenbar.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">1 Was offenbar ist, muss man nicht leugnen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Adversus lunam (solem) ne loquitor. (<hi rendition="#i">Hanzely, 15; Philippi, I, 11; Fischer, 5, 24; Seybold, 11.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*2 Es ist so offenbar wie die Sonne am hellen Mittag.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Luce meridiana, clarius. (<hi rendition="#i">Seybold, 283.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Offenbaren.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 Wann dem, der do sitzt, etwas geoffenbart wirdt, so schweige der erste.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Agricola II, 41.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">2 Was man niemand offenbart, ist am sichersten verwahrt.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: Ce que l'on ne confie à personne, est plus secret que ce que l'on confie au plus discret des hommes. (<hi rendition="#i">Cahier, 1612.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Offenbares.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">Gegen den, der Offenbares anführt, gibt es keinen Widerspruch.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Graf, 454, 458.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Das Gemeinkundige (Notorische), was nicht blos auf Hörensagen, wie das Gerücht, sondern auf der allgemeinen
</p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[561]/0575] *133 Hinterm Ofen sitzen und halbe Batzen schwitzen. – Mayer, II, 140; Braun, I, 3136. Von Trägen. *134 Ich habe auch hinter diesem Ofen gesessen. – Grubb, 395. *135 Ich will ihm den Ofen warm machen. Holl.: Het is voor u, dat de oven geheet wordt. (Harrebomée, II, 157a.) *136 Immer hinter dem Ofen sitzen. Müssig zu Hause bleiben. Um das Daheimbleiben verhüllend zu bezeichnen, sagt man in Warschau jüdisch-deutsch: Er wett fuhren drei Meil hinter'n Ojwen. Auch der Pole sagt: Pojedzie trzy mile za piec. Frz.: Il ne bouge du coin de feu. *137 In einen kalten Ofen blasen. – Chaos, 393. Sich vergeblich bemühen. „ ...Was jm der vatter rieht, das was alles, als so einer in ein kalten ofen bliess.“ (Pauli, Schimpff, LXI.) Frz.: Travailler en vain. (Kritzinger, 690b.) Lat.: Parieti loqueris. (Philippi, II, 82; Seybold, 426.) *138 In einen kalten Ofen Brot schieben. – Eiselein, 499. Lat.: In frigidum formum panes inmittere. (Binder I, 738; II, 1434; Erasm., 399; Philippi, I, 196; Seybold, 240.) *139 Iss doch, oas wenn man a Ufen lauste. – Gomolcke, 652. *140 Jetzt (nun, noch) ist der Ofen heiss. Jetzt (noch), ist die Gelegenheit günstig, das Eisen glüht (noch), schmiede. Die Perser: Du kannst so lange backen, als der Ofen heiss ist. Die Hebräer: Während dein Feuer brennt, schneide den Kürbis und brate ihn. (Reinsberg III, 8). *141 Kannst hingre Awe gahne Kên (Kien) spôle. – Frischbier2, 2836. *142 Me chönt e hinderem Ofe verkaufe. – Sutermeister, 88. Von einem gedankenlosen, schwachköpfigen u. s. w. Menschen, der das Schiesspulver nicht erfunden hat, wofür sich a. a. O. auch folgende Redensarten finden: Er het no Fülizäh. Er hett de Kopf au scho verlore, wenn er em nid agewachse wer. Er het d' Hoar de lätz (vgl. Stalder, II, 167) wäg gestrêlt. Er ist hundsjung und chalbernärsch. Er het en Mählsack uf der Zunge. Me muess em en Knopf a d' Nase mache. *143 'S isch g'rad' wie me thät in-n-e chalte-n Ofe-n-ynn blose. (Solothurn.) – Schild, 73, 192; Sutermeister, 92. Von fruchtloser Mühe. *144 Schlag' den Ofen ein! – Tendlau, 458. Ausruf bei einem seltenen, daher überraschenden, jedoch willkommenen Besuch. Sinn wahrscheinlich um Platz für einen seltenen Besuch zu erhalten. *145 Sie sind in Einem Ofen gebacken. In Einem Neste ausgebrütet worden, von Einem Schlage. *146 Sin Auen es sa bald hadt. (Sylt.) Sein Ofen ist so bald heiss. *147 Wenn der Ofen (grün) ausschlagen wird. Ofen (Name). Noch ist Ofen nicht verloren. Ein ehemals allgemeines Trostwort der patriotischen Ungarn. Ofenbank. 1 Bär (wer) sich of di Ofebânk setzt, will e Râmwecha ha. (Meiningen.) – Frommann, II, 410, 101. Râmweche = Rahmweiche, d. i. Brot mit sauerm Milchrahm bestrichen. 2 Setz dich of di Ofebânk, da werd d'r âch di Zeit net lank. (Henneberg.) – Frommann, II, 408, 29. 3 Wer auf der Ofenbank sitzen bleibt, für den gibt's nichts Höheres in der Welt als seinen Kirchthurm. Holl.: Die te huis bij de brijpot blijft zitten, wat zou die weten? (Harrebomée, I, 90.) Ofenbänkel. * Er isst am Ofenbänkel. (Kamnitz.) Er ist zurückgesetzt, gilt im Hause nicht viel. Ofengabel. Hokuspokus Ofengabel, nach dem Beutel richt' den Schnabel! – Bücking, 248. Im sächsischen Erzgebirge lautet die erste Zeile: Gik, gak, Ofengabel. Ofenhocker. *1 Es ist ein Ofenhocker, der nie hinter seines Vaters Gartenzaun gekommen ist. *2 Wer wird ein Ofenhocker werden! Lat.: Linque tuas sudes alienaque litora quaere. (Binder II, 27.) Ofenkrücke. Hic et haec Ofenkrücke, ye erger schalck, ye besser glücke. – Agricola II, 2. Ofenkruke. * Es sind Ofenkruken. Diesen Spitznamen führen die Einwohner von Aldein, eines tiroler, auf einem steilen Felsengebirge liegenden Dorfes im Kreise Botzen. Ausserdem werden sie auch gemeinschaftlich mit den Deutschnofenern „Hessen“ genannt, wahrscheinlich von hessen, d. i. hess rufen, um das Zugvieh zum Zurückweichen zu bringen, indem man es mit dem Ausruf: „Hess z'rugg“ aufs Maul schlägt. (Vgl. Westermann, Spitznamen in Tirol, XXV, 617.) Ofenschirm. Wer sich zum Ofenschirm macht, muss über Hitze nicht klagen. Ofenschüssel. * Ofenschüssel laufen. (Oberösterreich.) Früher ein ländliches Wettlaufen, wobei viele, um schneller fortzukommen, sich bis aufs Hemd auszogen. Um das Jahr 1750-60 wurde es polizeilich verboten. Die Ofenschüssel ist ein langes am Ende breites Holz, worauf das Brot eingeschoben wird. Eine solche Schüssel scheint das Ziel des Laufs gebildet zu haben. (Baumgarten.) Ofenthür. * Die Ofenthür steht offen. – Klix, 55. Um zu sagen, es sind Horcher da. Ofentopf. 1 Ofentopf und Kessel haben (lieben) schwarze Sessel. 2 Oft scheuert der Ofentopf die Pfanne und sie sind beide berähmt. – Schles. Provinzialbl., 1862, 570. „ ...Darum will ich fortan auf Sprichwörter aufpassen wie ein Schiesshund. Sie sollen kommen gegangen, geritten, gefahren, und es sollen auch noch welche hinten drauf stehn. Junge wunderliche mit ›galen‹ Schwänzen werden es freilich nicht sein, denn vier Gröschel sind überall ein Böhmen wie in Neurode; indess manchmal scheuert der Ofentopf die Bratpfanne, und sie sind beide berähmt.“ (Schles. Provinzialbl., Glogau 1862, S. 570.) Die Neigung der Menschen, an andern die Fehler zu tadeln, die sie selbst an sich haben, ist eine sehr allgemein verbreitete und wird daher auch in den Sprichwörtern fast aller bekannten Völker gerügt. Bei den Czechen und Kroaten sagt die Bratpfanne zum Topfe (Kochtiegel): Ja, was bist du schwarz. Pfui, wie schwarz du bist, sagt bei den Dänen der eiserne Topf zum andern. Bei den Italienern macht sich der Kohlentopf über den Kochtopf, bei den Franzosen die Ofenschaufel über die Ofengabel lustig. Bei den Russen lacht dîe Schippe über den Schürkaken. Bei den Letten schilt das Rothkehlchen den Frosch einen Fliegenschnapper. Bei den Kleinrussen lacht die Fischreuse über den Sumpf und schleppt selbst im Sumpfe. Bei den Galiziern schilt der Wassersüchtige den, welchem der Finger schwillt und denkt nicht an seinen Bauch. Bei den Engländern heisst die Darre den Ofen ein Brandhaus. Bei den Albanesen straft der Ziegel den Rubin wegen seiner rothen Farbe. (Reinsberg IV, 48.) Offen. 1 Hab' offen Aug' und Ohr, es kommt dir stets was Neues vor. 2 Unten offen, oben hohl, wird die Börse nimmer voll. *3 Offen wie die Hand eines Advocaten und die Küche eines Priesters. Frz.: Toujours ouvert comme la gibecière d'un avocat. (Leroux, II, 80.) Offenbar. 1 Was offenbar ist, muss man nicht leugnen. Lat.: Adversus lunam (solem) ne loquitor. (Hanzely, 15; Philippi, I, 11; Fischer, 5, 24; Seybold, 11.) *2 Es ist so offenbar wie die Sonne am hellen Mittag. Lat.: Luce meridiana, clarius. (Seybold, 283.) Offenbaren. 1 Wann dem, der do sitzt, etwas geoffenbart wirdt, so schweige der erste. – Agricola II, 41. 2 Was man niemand offenbart, ist am sichersten verwahrt. Frz.: Ce que l'on ne confie à personne, est plus secret que ce que l'on confie au plus discret des hommes. (Cahier, 1612.) Offenbares. Gegen den, der Offenbares anführt, gibt es keinen Widerspruch. – Graf, 454, 458. Das Gemeinkundige (Notorische), was nicht blos auf Hörensagen, wie das Gerücht, sondern auf der allgemeinen

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

zeno.org – Contumax GmbH & Co. KG: Bereitstellung der Texttranskription. (2020-09-18T08:39:28Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Andreas Nolda: Bearbeitung der digitalen Edition. (2020-09-18T08:39:28Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: nicht übernommen; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): gekennzeichnet; Hervorhebungen I/J in Fraktur: keine Angabe; i/j in Fraktur: keine Angabe; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): keine Angabe; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein

Verzeichnisse im Vorspann wurden nicht transkribiert. Errata aus den Berichtigungen im Nachspann wurden stillschweigend integriert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon03_1873
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon03_1873/575
Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873, S. [561]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon03_1873/575>, abgerufen am 20.04.2024.