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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873.

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[Spaltenumbruch] Ueberzeugung und Wissenschaft beruht, gewährt Gewissheit, sobald es angeführt wird, und kann nur selten oder nie durch Gegenbeweis mehr oder weniger erschüttert werden.

Altfries.: Tho jeens dyn jen, der een openbeerheet byseckt, is neen playtien. (Hettema, XIII, 28.)


Offendent.

Einem Offendenten offendiren ist nicht offendiren, sondern sein Recht defendiren. - Opel, 389.


Offenlassen.

* Sie lässt ihm hinten offen. (Rottenburg.)


Offenstehen.

1 Es steht offen wie eins fursten kuche. - Agricola I, 280; Gruter, I, 39; Egenolff, 168a; Eiselein, 198; Sailer, 308.

Von dem Sorgenfreien, der sein Gut nicht verschliesst.

Holl.: Het staat open als eens vorsten keuken. (Harrebomee, II, 197b.)

*2 Es steht immer offen wie die polnowsche Kirche.

Die Kirche zu Polnow, einer kleinen pommerschen Stadt (Regierungsbezirk Köslin, Kreis Schlawe), war einst ein beliebter Wallfahrtsort und gab zu diesem Sprichwort Veranlassung. "Es waren drey berümbte Walfarten in Hinter Pommern, als Polnow, Revekell vnd Collenberg, da die drey Marien solten gnedig sein, darbey denn der Teuffel sein vielfeltiges Affenspiel trieb, als die Polnowische Kirch, wie man fürgab, nimmer könnte, weder Tag noch Nacht verschlossen bleiben, daher auch das Sprichwort in Gebrauch kommen ist: Es stehet immer offen, wie die polnowische Kirchen." (Mathesy, Sarepta, 3.)


Oeffentlich.

Was einer nicht thun mag öffentlich, soll er auch lan heimlich. - Eiselein, 500.

Angeblich ein Wort Friedrich's des Schönen.


Offes.

* Der hat ein Offes. (Rottenburg.) - Birlinger, 653.

Um zu sagen, er kann handeln wie er will.


Offizier.

1 Ein jeder Officier muss zuerst in seinem Dienst ein Schüler sein. - Lehmann, 321, 1.

Die Russen: Es gibt mehr Offiziere als Generale. - Es ist nicht jeder Offizier ein Held. - Jeder Offizier hofft General zu werden. (Altmann V, 77.)

2 Fahrlessige Officirer (Beamte) machen einen schläffrigen Herrn. - Lehmann, 669, 133.

3 Je höher der Offizier, je grösser das Verbrechen. - Pistor., IV, 81; Simrock, 7662.


Offizierkornickel.

* Mit einem Offizierkornickel heizen. (Ostpreuss.) - Frischbier, 551; Frischbier2, 2837.

Kornickel ist der achte Theil von einem Achtel (d. i. 31/2 Klafter) Holz. Ein Offizierkornickel ist aber für 1 Silbergroschen Holz vom Höker.


Oeffnen.

1 Wer sich zu sehr öffnet, kann sich leicht erkälten. - Schlechta, 344.

*2 Man öffnete das Thor, liess uns aber nicht vor.


Oft.

1 Offt vnd lang macht dem Kuckug kein guten gsang. - Lehmann, 580, 3.

Dän.: Ofte og lang gjör gögen ingen god sang. (Prov. dan., 250.)

2 Oft schiessen trifft etwa das Ziel.

3 Ofte ies nit fake (oftmals). (Soest.) - Firmenich, I, 349, 54.


Og.

* Das is e Og. - 5 Mos. 3, 11; Tendlau, 25.

Um eine ungewöhnliche Grösse zu bezeichnen. So gross wie Og, der König von Baschan, von dem es 5 Mos. 3, 11 heisst: Dieser Og war der Einzige, der noch von den Riesen übrig war. Seine eiserne Bettstätte zu Rabbath ist 9 Ellen lang und 4 Ellen breit. Nach der Sage hat aber schon seine Wiege so gross sein müssen. Als die Israeliten vor Edred rückten, soll Og auf der Stadtmauer gesessen und seine Füsse sollen auf die Erde gereicht haben. Moses soll ihn selbst für ein Stück Mauer gehalten, ihn aber dennoch, der schon zur Zeit der Sintflut gelebt und sie überdauert, besiegt haben. (S. Grösse 17.)


Oegken, s. Aeuglein.

Oheim.

Alte Oheime sind Träume.

Es redet mancher von einem reichen Onkel, den er beerben will, aber er gehört ins Reich der Fabel.


Ohle.

Die Ohle ist gar stolz darauf, dass durch Breslau geht ihr Lauf.

In Nishnij-Nowgorod sagt man: Die Oka hört es gern, wenn man sagt, dass das pecerische Kloster an [Spaltenumbruch] ihr liege. Die Oka ist ein breiter Nebenfluss der Wolga, welche sich dicht bei Nishnij-Nowgorod in diese ergiesst; und der zwischen den beiden Strömen bei ihrer Verbindung gelegene Raum ist das Gebiet, auf welchem sich zur Zeit der grossen Messe alljährlich im August 4-500000 Menschen aus allen Nationen bewegen. Sie ist in russischen Sprichwörtern beliebt. So heisst es in jener Gegend: Die Oka ist auch ein Fluss. Und: Sei wenigstens die Oka, wenn du nicht die Wolga sein kannst. (Altmann V, 116, 119 u. 133.)


Ohm.

1 Erst Ohm (Oheim), denn Ohms Kind. (S. Ich 9 u. 17.) (Oldenburg.) - Eichwald, 1445; Firmenich, I, 232, 34; Weserzeitung, 4057.

Holl.: Eerst oom en dan ooms kinderen. (Harrebomee, II, 146b.)

2 Isaak Ohm seggt: Pause! Stäkt de Lecht an de lewe Ohmkes kame. (Danzig.) - Frischbier2, 2840.

Vom Gottesdienste der Mennoniten hergenommen. Die Gemeindelehrer, die man zutraulich Ohms nennt, treten in der Kirche zusammen, nachdem der Gottesdienst schon begonnen hat.

3 Toerscht Ohm, danau Ohms Sähn, on denn e Foder voll Mest, on denn erscht du, min Jungke. - Frischbier, 552; Frischbier2, 2839.

*4 Dat es en dickriggiger Ohm. (Tiegenhof.)

Ein Ohm mit einem dicken Rücken. Zur Bezeichnung eines reichen Landmanns.

*5 Dat öss Ohm Plum. (Elbing.) - Frischbier2, 2838.

Zur Bezeichnung eines Menschen, den man nicht mit Namen nennen kann.


Oehmchen.

1 Eist Omken (Oehmchen, Oheimchen), dann Oemkens Kind. (Westf.)

2 Erscht Ohmke, denn Ohms Sähnke, denn du, min Jungke. - Frischbier2, 2839.


Ohne.

1 Es is nit gar on, was sagt herr iederman. - Franck, I, 144b; Petri, II, 274; Latendorf II, 9; Mayer, II, 174; Simrock, 5229.

2 Ohne mich wird kein Tanz, sagte jener, den man zum Galgen führte, als er sah, wie sich der Volkshaufe vorandrängte.

"Ein Soldat wurde zum Galgen geführt, um gehängt zu werden. Volkshaufen strömten da rechts und links vorüber und wollten ihm zuvorkommen. >Geduld, Geduld, übereilt euch ja nicht,< rief er; >man wird dort ohne mich nichts vornehmen.<" (Witzfunken, VII, 69.)

*3 Das ist nicht ganz ohne. - Klix, 55.


Ohnefleiss.

Hans onfleiss würt nimmer weiss. - Franck, II, 68a; Eiselein, 500; Simrock, 2517; Germberg, V, 323.


Ohnerath.

Ohnerath frisst Sack und Saat.


Ohnesorg.

1 Hans Ohnsorg läst kein sorg über die Knie gehen. - Lehmann, 721, 7.

"Brennets Hauss, so wermet er sich beyn Kohlen, oder bläset sein Anliegen in die lufft."

*2 Da fragt Contz onsorg vil darnach. - Franck, II, 23b.


Ohnmacht.

* Er fällt in Ohnmacht, wenn er eine Spinne sieht.

Lat.: In pulicis morsu deum invocat. (Philippi, I, 202.)


Ohnmächtig.

* Das ist zum ohnmächtig werden. (Schles.)


Ohr.

1 An den Ohren erkennt man den Esel.

2 An den Ohren erkennt man die halben, am Schreien die Stocknarren.

Lat.: Ex verbis fatuos, ex aure tenemus asellum. (Chaos, 951.)

3 Bei tauben Ohren ist jede Predigt verloren.

4 Bei weiten Ohren und kurzer Zunge ist man ein glücklicher Junge.

Viel hören und wenig reden.

5 Besser zweimal die Ohren als einmal die Zunge.

Dän.: Brug heller to gange to ören end eengang een tunge. (Prov. dan., 557.)

6 Das Ohr hat keine Thüren.

Man kann sie nicht verschliessen, also auch nicht hindern, Dinge zu hören, die man nicht hören will oder soll. Dagegen sagen die Neger in Surinam: Das Ohr ist ein (blosses) Thor. Sie wollen damit ausdrücken, wer zu viel Gewicht auf Hörensagen lege, handele thöricht.


[Spaltenumbruch] Ueberzeugung und Wissenschaft beruht, gewährt Gewissheit, sobald es angeführt wird, und kann nur selten oder nie durch Gegenbeweis mehr oder weniger erschüttert werden.

Altfries.: Tho jeens dyn jen, der een openbeerheet byseckt, is neen playtien. (Hettema, XIII, 28.)


Offendent.

Einem Offendenten offendiren ist nicht offendiren, sondern sein Recht defendiren.Opel, 389.


Offenlassen.

* Sie lässt ihm hinten offen. (Rottenburg.)


Offenstehen.

1 Es steht offen wie eins fursten kuche.Agricola I, 280; Gruter, I, 39; Egenolff, 168a; Eiselein, 198; Sailer, 308.

Von dem Sorgenfreien, der sein Gut nicht verschliesst.

Holl.: Het staat open als eens vorsten keuken. (Harrebomée, II, 197b.)

*2 Es steht immer offen wie die polnowsche Kirche.

Die Kirche zu Polnow, einer kleinen pommerschen Stadt (Regierungsbezirk Köslin, Kreis Schlawe), war einst ein beliebter Wallfahrtsort und gab zu diesem Sprichwort Veranlassung. „Es waren drey berümbte Walfarten in Hinter Pommern, als Polnow, Revekell vnd Collenberg, da die drey Marien solten gnedig sein, darbey denn der Teuffel sein vielfeltiges Affenspiel trieb, als die Polnowische Kirch, wie man fürgab, nimmer könnte, weder Tag noch Nacht verschlossen bleiben, daher auch das Sprichwort in Gebrauch kommen ist: Es stehet immer offen, wie die polnowische Kirchen.“ (Mathesy, Sarepta, 3.)


Oeffentlich.

Was einer nicht thun mag öffentlich, soll er auch lan heimlich.Eiselein, 500.

Angeblich ein Wort Friedrich's des Schönen.


Offes.

* Der hat ein Offes. (Rottenburg.) – Birlinger, 653.

Um zu sagen, er kann handeln wie er will.


Offizier.

1 Ein jeder Officier muss zuerst in seinem Dienst ein Schüler sein.Lehmann, 321, 1.

Die Russen: Es gibt mehr Offiziere als Generale. – Es ist nicht jeder Offizier ein Held. – Jeder Offizier hofft General zu werden. (Altmann V, 77.)

2 Fahrlessige Officirer (Beamte) machen einen schläffrigen Herrn.Lehmann, 669, 133.

3 Je höher der Offizier, je grösser das Verbrechen.Pistor., IV, 81; Simrock, 7662.


Offizierkornickel.

* Mit einem Offizierkornickel heizen. (Ostpreuss.) – Frischbier, 551; Frischbier2, 2837.

Kornickel ist der achte Theil von einem Achtel (d. i. 31/2 Klafter) Holz. Ein Offizierkornickel ist aber für 1 Silbergroschen Holz vom Höker.


Oeffnen.

1 Wer sich zu sehr öffnet, kann sich leicht erkälten.Schlechta, 344.

*2 Man öffnete das Thor, liess uns aber nicht vor.


Oft.

1 Offt vnd lang macht dem Kuckug kein guten gsang.Lehmann, 580, 3.

Dän.: Ofte og lang gjør gøgen ingen god sang. (Prov. dan., 250.)

2 Oft schiessen trifft etwa das Ziel.

3 Ofte ies nit fake (oftmals). (Soest.) – Firmenich, I, 349, 54.


Og.

* Das is e Og.5 Mos. 3, 11; Tendlau, 25.

Um eine ungewöhnliche Grösse zu bezeichnen. So gross wie Og, der König von Baschan, von dem es 5 Mos. 3, 11 heisst: Dieser Og war der Einzige, der noch von den Riesen übrig war. Seine eiserne Bettstätte zu Rabbath ist 9 Ellen lang und 4 Ellen breit. Nach der Sage hat aber schon seine Wiege so gross sein müssen. Als die Israeliten vor Edred rückten, soll Og auf der Stadtmauer gesessen und seine Füsse sollen auf die Erde gereicht haben. Moses soll ihn selbst für ein Stück Mauer gehalten, ihn aber dennoch, der schon zur Zeit der Sintflut gelebt und sie überdauert, besiegt haben. (S. Grösse 17.)


Oegken, s. Aeuglein.

Oheim.

Alte Oheime sind Träume.

Es redet mancher von einem reichen Onkel, den er beerben will, aber er gehört ins Reich der Fabel.


Ohle.

Die Ohle ist gar stolz darauf, dass durch Breslau geht ihr Lauf.

In Nishnij-Nowgorod sagt man: Die Oka hört es gern, wenn man sagt, dass das pečerische Kloster an [Spaltenumbruch] ihr liege. Die Oka ist ein breiter Nebenfluss der Wolga, welche sich dicht bei Nishnij-Nowgorod in diese ergiesst; und der zwischen den beiden Strömen bei ihrer Verbindung gelegene Raum ist das Gebiet, auf welchem sich zur Zeit der grossen Messe alljährlich im August 4-500000 Menschen aus allen Nationen bewegen. Sie ist in russischen Sprichwörtern beliebt. So heisst es in jener Gegend: Die Oka ist auch ein Fluss. Und: Sei wenigstens die Oka, wenn du nicht die Wolga sein kannst. (Altmann V, 116, 119 u. 133.)


Ohm.

1 Êrst Ohm (Oheim), denn Ohms Kind. (S. Ich 9 u. 17.) (Oldenburg.) – Eichwald, 1445; Firmenich, I, 232, 34; Weserzeitung, 4057.

Holl.: Eerst oom en dan ooms kinderen. (Harrebomée, II, 146b.)

2 Isaak Ohm seggt: Pause! Stäkt de Lecht an de lewe Ohmkes kame. (Danzig.) – Frischbier2, 2840.

Vom Gottesdienste der Mennoniten hergenommen. Die Gemeindelehrer, die man zutraulich Ohms nennt, treten in der Kirche zusammen, nachdem der Gottesdienst schon begonnen hat.

3 Toerscht Ohm, danau Ohms Sähn, on denn e Foder voll Mest, on denn erscht du, min Jungke.Frischbier, 552; Frischbier2, 2839.

*4 Dat es en dickriggiger Ohm. (Tiegenhof.)

Ein Ohm mit einem dicken Rücken. Zur Bezeichnung eines reichen Landmanns.

*5 Dat öss Ohm Plum. (Elbing.) – Frischbier2, 2838.

Zur Bezeichnung eines Menschen, den man nicht mit Namen nennen kann.


Oehmchen.

1 Eist Omken (Oehmchen, Oheimchen), dann Oemkens Kind. (Westf.)

2 Erscht Ohmke, denn Ohms Sähnke, denn du, min Jungke.Frischbier2, 2839.


Ohne.

1 Es is nit gar on, was sagt herr iederman.Franck, I, 144b; Petri, II, 274; Latendorf II, 9; Mayer, II, 174; Simrock, 5229.

2 Ohne mich wird kein Tanz, sagte jener, den man zum Galgen führte, als er sah, wie sich der Volkshaufe vorandrängte.

„Ein Soldat wurde zum Galgen geführt, um gehängt zu werden. Volkshaufen strömten da rechts und links vorüber und wollten ihm zuvorkommen. ›Geduld, Geduld, übereilt euch ja nicht,‹ rief er; ›man wird dort ohne mich nichts vornehmen.‹“ (Witzfunken, VII, 69.)

*3 Das ist nicht ganz ohne.Klix, 55.


Ohnefleiss.

Hans onfleiss würt nimmer weiss.Franck, II, 68a; Eiselein, 500; Simrock, 2517; Germberg, V, 323.


Ohnerath.

Ohnerath frisst Sack und Saat.


Ohnesorg.

1 Hans Ohnsorg läst kein sorg über die Knie gehen.Lehmann, 721, 7.

„Brennets Hauss, so wermet er sich beyn Kohlen, oder bläset sein Anliegen in die lufft.“

*2 Da fragt Contz onsorg vil darnach.Franck, II, 23b.


Ohnmacht.

* Er fällt in Ohnmacht, wenn er eine Spinne sieht.

Lat.: In pulicis morsu deum invocat. (Philippi, I, 202.)


Ohnmächtig.

* Das ist zum ohnmächtig werden. (Schles.)


Ohr.

1 An den Ohren erkennt man den Esel.

2 An den Ohren erkennt man die halben, am Schreien die Stocknarren.

Lat.: Ex verbis fatuos, ex aure tenemus asellum. (Chaos, 951.)

3 Bei tauben Ohren ist jede Predigt verloren.

4 Bei weiten Ohren und kurzer Zunge ist man ein glücklicher Junge.

Viel hören und wenig reden.

5 Besser zweimal die Ohren als einmal die Zunge.

Dän.: Brug heller to gange to øren end eengang een tunge. (Prov. dan., 557.)

6 Das Ohr hat keine Thüren.

Man kann sie nicht verschliessen, also auch nicht hindern, Dinge zu hören, die man nicht hören will oder soll. Dagegen sagen die Neger in Surinam: Das Ohr ist ein (blosses) Thor. Sie wollen damit ausdrücken, wer zu viel Gewicht auf Hörensagen lege, handele thöricht.


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[[562]/0576] Ueberzeugung und Wissenschaft beruht, gewährt Gewissheit, sobald es angeführt wird, und kann nur selten oder nie durch Gegenbeweis mehr oder weniger erschüttert werden. Altfries.: Tho jeens dyn jen, der een openbeerheet byseckt, is neen playtien. (Hettema, XIII, 28.) Offendent. Einem Offendenten offendiren ist nicht offendiren, sondern sein Recht defendiren. – Opel, 389. Offenlassen. * Sie lässt ihm hinten offen. (Rottenburg.) Offenstehen. 1 Es steht offen wie eins fursten kuche. – Agricola I, 280; Gruter, I, 39; Egenolff, 168a; Eiselein, 198; Sailer, 308. Von dem Sorgenfreien, der sein Gut nicht verschliesst. Holl.: Het staat open als eens vorsten keuken. (Harrebomée, II, 197b.) *2 Es steht immer offen wie die polnowsche Kirche. Die Kirche zu Polnow, einer kleinen pommerschen Stadt (Regierungsbezirk Köslin, Kreis Schlawe), war einst ein beliebter Wallfahrtsort und gab zu diesem Sprichwort Veranlassung. „Es waren drey berümbte Walfarten in Hinter Pommern, als Polnow, Revekell vnd Collenberg, da die drey Marien solten gnedig sein, darbey denn der Teuffel sein vielfeltiges Affenspiel trieb, als die Polnowische Kirch, wie man fürgab, nimmer könnte, weder Tag noch Nacht verschlossen bleiben, daher auch das Sprichwort in Gebrauch kommen ist: Es stehet immer offen, wie die polnowische Kirchen.“ (Mathesy, Sarepta, 3.) Oeffentlich. Was einer nicht thun mag öffentlich, soll er auch lan heimlich. – Eiselein, 500. Angeblich ein Wort Friedrich's des Schönen. Offes. * Der hat ein Offes. (Rottenburg.) – Birlinger, 653. Um zu sagen, er kann handeln wie er will. Offizier. 1 Ein jeder Officier muss zuerst in seinem Dienst ein Schüler sein. – Lehmann, 321, 1. Die Russen: Es gibt mehr Offiziere als Generale. – Es ist nicht jeder Offizier ein Held. – Jeder Offizier hofft General zu werden. (Altmann V, 77.) 2 Fahrlessige Officirer (Beamte) machen einen schläffrigen Herrn. – Lehmann, 669, 133. 3 Je höher der Offizier, je grösser das Verbrechen. – Pistor., IV, 81; Simrock, 7662. Offizierkornickel. * Mit einem Offizierkornickel heizen. (Ostpreuss.) – Frischbier, 551; Frischbier2, 2837. Kornickel ist der achte Theil von einem Achtel (d. i. 31/2 Klafter) Holz. Ein Offizierkornickel ist aber für 1 Silbergroschen Holz vom Höker. Oeffnen. 1 Wer sich zu sehr öffnet, kann sich leicht erkälten. – Schlechta, 344. *2 Man öffnete das Thor, liess uns aber nicht vor. Oft. 1 Offt vnd lang macht dem Kuckug kein guten gsang. – Lehmann, 580, 3. Dän.: Ofte og lang gjør gøgen ingen god sang. (Prov. dan., 250.) 2 Oft schiessen trifft etwa das Ziel. 3 Ofte ies nit fake (oftmals). (Soest.) – Firmenich, I, 349, 54. Og. * Das is e Og. – 5 Mos. 3, 11; Tendlau, 25. Um eine ungewöhnliche Grösse zu bezeichnen. So gross wie Og, der König von Baschan, von dem es 5 Mos. 3, 11 heisst: Dieser Og war der Einzige, der noch von den Riesen übrig war. Seine eiserne Bettstätte zu Rabbath ist 9 Ellen lang und 4 Ellen breit. Nach der Sage hat aber schon seine Wiege so gross sein müssen. Als die Israeliten vor Edred rückten, soll Og auf der Stadtmauer gesessen und seine Füsse sollen auf die Erde gereicht haben. Moses soll ihn selbst für ein Stück Mauer gehalten, ihn aber dennoch, der schon zur Zeit der Sintflut gelebt und sie überdauert, besiegt haben. (S. Grösse 17.) Oegken, s. Aeuglein. Oheim. Alte Oheime sind Träume. Es redet mancher von einem reichen Onkel, den er beerben will, aber er gehört ins Reich der Fabel. Ohle. Die Ohle ist gar stolz darauf, dass durch Breslau geht ihr Lauf. In Nishnij-Nowgorod sagt man: Die Oka hört es gern, wenn man sagt, dass das pečerische Kloster an ihr liege. Die Oka ist ein breiter Nebenfluss der Wolga, welche sich dicht bei Nishnij-Nowgorod in diese ergiesst; und der zwischen den beiden Strömen bei ihrer Verbindung gelegene Raum ist das Gebiet, auf welchem sich zur Zeit der grossen Messe alljährlich im August 4-500000 Menschen aus allen Nationen bewegen. Sie ist in russischen Sprichwörtern beliebt. So heisst es in jener Gegend: Die Oka ist auch ein Fluss. Und: Sei wenigstens die Oka, wenn du nicht die Wolga sein kannst. (Altmann V, 116, 119 u. 133.) Ohm. 1 Êrst Ohm (Oheim), denn Ohms Kind. (S. Ich 9 u. 17.) (Oldenburg.) – Eichwald, 1445; Firmenich, I, 232, 34; Weserzeitung, 4057. Holl.: Eerst oom en dan ooms kinderen. (Harrebomée, II, 146b.) 2 Isaak Ohm seggt: Pause! Stäkt de Lecht an de lewe Ohmkes kame. (Danzig.) – Frischbier2, 2840. Vom Gottesdienste der Mennoniten hergenommen. Die Gemeindelehrer, die man zutraulich Ohms nennt, treten in der Kirche zusammen, nachdem der Gottesdienst schon begonnen hat. 3 Toerscht Ohm, danau Ohms Sähn, on denn e Foder voll Mest, on denn erscht du, min Jungke. – Frischbier, 552; Frischbier2, 2839. *4 Dat es en dickriggiger Ohm. (Tiegenhof.) Ein Ohm mit einem dicken Rücken. Zur Bezeichnung eines reichen Landmanns. *5 Dat öss Ohm Plum. (Elbing.) – Frischbier2, 2838. Zur Bezeichnung eines Menschen, den man nicht mit Namen nennen kann. Oehmchen. 1 Eist Omken (Oehmchen, Oheimchen), dann Oemkens Kind. (Westf.) 2 Erscht Ohmke, denn Ohms Sähnke, denn du, min Jungke. – Frischbier2, 2839. Ohne. 1 Es is nit gar on, was sagt herr iederman. – Franck, I, 144b; Petri, II, 274; Latendorf II, 9; Mayer, II, 174; Simrock, 5229. 2 Ohne mich wird kein Tanz, sagte jener, den man zum Galgen führte, als er sah, wie sich der Volkshaufe vorandrängte. „Ein Soldat wurde zum Galgen geführt, um gehängt zu werden. Volkshaufen strömten da rechts und links vorüber und wollten ihm zuvorkommen. ›Geduld, Geduld, übereilt euch ja nicht,‹ rief er; ›man wird dort ohne mich nichts vornehmen.‹“ (Witzfunken, VII, 69.) *3 Das ist nicht ganz ohne. – Klix, 55. Ohnefleiss. Hans onfleiss würt nimmer weiss. – Franck, II, 68a; Eiselein, 500; Simrock, 2517; Germberg, V, 323. Ohnerath. Ohnerath frisst Sack und Saat. Ohnesorg. 1 Hans Ohnsorg läst kein sorg über die Knie gehen. – Lehmann, 721, 7. „Brennets Hauss, so wermet er sich beyn Kohlen, oder bläset sein Anliegen in die lufft.“ *2 Da fragt Contz onsorg vil darnach. – Franck, II, 23b. Ohnmacht. * Er fällt in Ohnmacht, wenn er eine Spinne sieht. Lat.: In pulicis morsu deum invocat. (Philippi, I, 202.) Ohnmächtig. * Das ist zum ohnmächtig werden. (Schles.) Ohr. 1 An den Ohren erkennt man den Esel. 2 An den Ohren erkennt man die halben, am Schreien die Stocknarren. Lat.: Ex verbis fatuos, ex aure tenemus asellum. (Chaos, 951.) 3 Bei tauben Ohren ist jede Predigt verloren. 4 Bei weiten Ohren und kurzer Zunge ist man ein glücklicher Junge. Viel hören und wenig reden. 5 Besser zweimal die Ohren als einmal die Zunge. Dän.: Brug heller to gange to øren end eengang een tunge. (Prov. dan., 557.) 6 Das Ohr hat keine Thüren. Man kann sie nicht verschliessen, also auch nicht hindern, Dinge zu hören, die man nicht hören will oder soll. Dagegen sagen die Neger in Surinam: Das Ohr ist ein (blosses) Thor. Sie wollen damit ausdrücken, wer zu viel Gewicht auf Hörensagen lege, handele thöricht.

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873, S. [562]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon03_1873/576>, abgerufen am 25.04.2024.