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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873.

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Ohrfeigengesicht.

* Er hat ein Ohrfeigengesicht.

"Es gibt Gesichter, welche gleichsam schon die Natur zu Ohrfeigen vorbereitet hat, und bei denen nichts zu beklagen ist, als dass sie nicht täglich ihren Mann finden, der ihnen diese Kost reicht." (Welt und Zeit, II, 73, 3.)


Ohrgeheimniss.

Das Ohrgeheimniss ist nicht einer Erbse werth.


Ohrläppchen.

* Die Ohrläppchen gucken heraus.

Wie sehr er auch Bildungsmangel und Unwissenheit zu verdecken sucht, man merkt sie doch.


Ohrlaus.

* Man kann ken Orlaus hören. (Hamburg.) - Schütze, III, 176.

Sehr hoher Grad von Ruhe, man hört nichts.


Oehrlein.

* Einen bey einem Oehrlein ergratschen. - Mathesy, 116; Mathesius, Historia Jesu, II, XIIIb.


Ohrlöffel.

* Ein böhmischer Ohrlöffel.

Die böhmischen Bauern trugen früher starke Prügel, die unten einen dicken Knorren hatten, und wegen ihrer Gestalt mit einem Ohrlöffel verglichen werden konnten. Ich habe diese Redensart einer handschriftlichen Sammlung entlehnt; sonst habe ich dieselbe nur bei Pistorius (Vorrede) erwähnt gefunden, wobei auf Zeilerus in itinerario Germania, I, 65, verwiesen wird.


Ohrnarr.

* Es sind Ohrnarren.

Murner (Vom lutherischen Narren in Kloster, X, 121) bezeichnet damit die Leute, die ihren Ohren die Wahrheit verstopfen. "Ach got wie sitzen in den oren so grosse narren vnd doren. Des sein wir freilich grosse doren, die darumb sitzen in den oren, das sie nit hören wöllen das was in vff erd geleret was."


Ohrwurm.

1 Ein Ohrwurm wird oft eine giftige Schlange.

Eine zu Ohren gebrachte Verleumdung, Injurie u. s. w.

*2 He krümt sik as en Orworm. - Dähnert, 339b.

Er weiss sich mit viel Freundlichkeit einzuschleichen.


Ojscher.

Der Ojscher (Reiche) esst nit kein Rändlich (Dukaten); der urm Mann esst nit kein Steiner ünter der Jauch (Suppe). (Jüd.-deutsch. Warschau.)

Mag einer noch so reich sein, er isst doch keine Dukaten, und sei er noch so arm, er geniesst doch keine Steine als Brocken in seiner Suppe (Brühe).


Oel.

1 Das hat viel Oel gekostet, sagte der Narr, als er hörte, dass man dreihundert Nonnen zu geistlichen Müttern gemacht. - Klosterspiegel, 57, 1.

2 Das Oel, das in die Lampe kommt, ist so ehrlich als das, womit man salbt.

Die Russen: Das eine Oel kommt in die Lampe, das andere in den Weihkessel. (Altmann V, 106.)

3 Das Oel ist der Lampe so nöthig als der Docht.

4 Das Oel ist in Griechenland eine sehr gemeine Sache.

5 In heissem Oel ist schlimm baden.

6 Man kann viel Oel ins Feuer giessen, ehe man es dämpft.

Die Russen: Selbst mit hundert Säcken Pulvers wirst du kein Feuer dämpfen. (Altmann VI, 391.)

7 Man muss das Oel nicht zu spät auf die Lampe giessen.

Rechtzeitig Rath brauchen, den bessern Weg einschlagen u. s. w.

8 Man muss Oel aufgiessen, ehe das Licht erlischt.

9 Man soll nicht Oel ins fewer giessen. - Henisch, 1083, 6.

Lat.: Ignem igni ne addas. (Erasm., 591; Froberg, 372; Hanzely, 171.)

10 Mit ein paar Tropfen Oel fängt man mehr Fliegen als mit einer Tonne Essig.

Frz.: L'huile est plus forte que le fer. (Cahier, 876.)

11 Mit Oel magst du beginnen und mit Honig schliessen, den Wein lass in der Mitte fliessen.

Die Dänen wollen den Wein zwischen Oel und Honig: Disse ere beste: Olien överst, honning nederst og viin midti. (Prov. dan., 66.)

Holl.: De olie is best in het begin en de honig op het einde, maar in het midden dient de wijn. (Harrebomee, II, 133a; Bohn I, 306.)

[Spaltenumbruch] 12 Mit Oel wird kein Feuer gelöscht, mit Werch keine Glut gedämpft. - Altmann VI, 445.

13 Mit olen Oelj un en'n olen Knust helt de Hausfraue Haus. - Schambach, II, 299.

Mit altem Oel und einem alten Knust (Endstück eines Brotes) hält die Hausfrau haus. Sie bedient sich alten Oels und altbackenen Brotes, weil dies länger reicht.

14 Muss es denn immer Oel sein, sagte der Teufel, und schiss in die Lampe. (S. Oleum.)

Holl.: Non semper oleum, zei de drommel, en hij sch ... in de lamp. (Harrebomee, II, 133.)

15 Ohne Oel verlöscht die Lampe.

16 Oel, ein alter Freund und Wein wird stets ein guter Vorrath sein.

Holl.: Olie, wijn en een oud vriend is goede provisie. (Harrebomee, II, 133b.)

17 Oel, Essig und Speck machen den Salat schleck.

Holl.: Olie met azijn gemengd maakt de beste saus. (Harrebomee, II, 133b.)

18 Oel macht ein Fleck. - Blass, 18.

19 Oel ohne Wein lass sein. - Parömiakon, 2031.

Lauter Güte ohne Strenge ist nicht gut.

20 Oel presse niemand anders aus als der Oelpresser. - Burckhardt, 624.

Jedes Geschäft verlangt seine eigenen Leute.

21 Oel un Etig in de Wunnen makt gesund to allen Stunnen. (Holst.) - Schütze, IV, 218.

Oel und Essig in den Wunden macht gesund zu allen Stunden. Von sanften, heilsamen Tröstungen gebraucht.

22 Oel und Salz muss man beides kaufen.

Oft bedarf es ganz entgegengesetzter Heilmittel, bald Schärfe, bald Gelindigkeit.

23 Oel und Wahrheit schwimmen allzeit oben. - Winckler, VIII, 83; Chaos, 1056.

Sehr oft liegt die Wahrheit tief und nur der Irrthum schwimmt oben.

Frz.: L'huyle, comme aussi verite, retournent tousjours en sommite. (Leroux, II, 253.)

24 Oel und Wein muss beisammen sein.

25 Oel vermehrt des Feuers Glut, Widerstand des Zornes Wuth. - Gaal, 446.

26 Oel, Wein und Freund' alt am besten seind.

27 Verschüttet Oel ist nicht gut aufzuheben. - Körte, 4647; Braun, I, 3130.

Verlorene Ehre ist schwer zu ersetzen. Daher auch die Redensart: Der hat's bei dem verschüttet, d. i. seine Gunst verloren. In Schwaben: Verschüttet Oel is net guat ufheba. (Michel, 208; Nefflen, 468.)

28 Wenn man mit Oel will löschen fewer, so wirt es noch mehr vngehewer. - Henisch, 1083, 10; Petri, II, 668.

29 Wenn man nicht Oel zugiesst, brennt die Lampe selbst aus.

30 Wenn man zu viel Oel aufs Licht schüttet, muss es verlöschen.

Lat.: Parva sustentant. (Sutor, 603.)

31 Wer das Oel brennen geheissen, kann auch den Essig brennen heissen.

Sinn: Gott vermag alles.

32 Wer Oel ins Feuer thut, vermehret seine Glut.

Engl.: To cast oil in the fire is not the way to quench it. (Bohn II, 120; Gaal, 447.)

It.: Non bisogna gettar la stoppa nel fuoco, e cercar di spegnerla con l'olio. (Gaal, 447.)

Ung.: Nem jo a tuzre olajt öntene. (Gaal, 447.)

33 Wer Oel misst (wiegt), besalbt sich die Finger. - Winckler, XIX, 5.

Auch die Russen Altmann VI, 433.

Engl.: He that measureth oil, shall anoint his fingers. (Bohn II, 120.)

Holl.: Die olie met, krijgt smerige handen. - Die olie uitmeet, wordt er vet van. (Harrebomee, II, 133a.)

Span.: Quien el aceyte mesura, las manos se unta. (Cahier, 3234; Bohn I, 248.)

34 Wer reines (feines) Oel will, muss die Beere nicht zu sehr drücken.

35 Wo man nicht Oel zugeusst, so verliescht das liecht. - Henisch, 1589, 60; Petri, II, 668.

In Venetien: Wo kein Oel ist, geht das Licht ans. (Reinsberg II, 52.)

*36 A is as a El, ok nich asu lauter. (Schles.) - Frommann, III, 408, 303.

*37 An jhm ist öle vnd warnung verloren. - Mathesius, Historia, I, LXIIa.

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Ohrfeigengesicht.

* Er hat ein Ohrfeigengesicht.

„Es gibt Gesichter, welche gleichsam schon die Natur zu Ohrfeigen vorbereitet hat, und bei denen nichts zu beklagen ist, als dass sie nicht täglich ihren Mann finden, der ihnen diese Kost reicht.“ (Welt und Zeit, II, 73, 3.)


Ohrgeheimniss.

Das Ohrgeheimniss ist nicht einer Erbse werth.


Ohrläppchen.

* Die Ohrläppchen gucken heraus.

Wie sehr er auch Bildungsmangel und Unwissenheit zu verdecken sucht, man merkt sie doch.


Ohrlaus.

* Man kann kên Ôrlûs hören. (Hamburg.) – Schütze, III, 176.

Sehr hoher Grad von Ruhe, man hört nichts.


Oehrlein.

* Einen bey einem Oehrlein ergratschen.Mathesy, 116; Mathesius, Historia Jesu, II, XIIIb.


Ohrlöffel.

* Ein böhmischer Ohrlöffel.

Die böhmischen Bauern trugen früher starke Prügel, die unten einen dicken Knorren hatten, und wegen ihrer Gestalt mit einem Ohrlöffel verglichen werden konnten. Ich habe diese Redensart einer handschriftlichen Sammlung entlehnt; sonst habe ich dieselbe nur bei Pistorius (Vorrede) erwähnt gefunden, wobei auf Zeilerus in itinerario Germania, I, 65, verwiesen wird.


Ohrnarr.

* Es sind Ohrnarren.

Murner (Vom lutherischen Narren in Kloster, X, 121) bezeichnet damit die Leute, die ihren Ohren die Wahrheit verstopfen. „Ach got wie sitzen in den oren so grosse narren vnd doren. Des sein wir freilich grosse doren, die darumb sitzen in den oren, das sie nit hören wöllen das was in vff erd geleret was.“


Ohrwurm.

1 Ein Ohrwurm wird oft eine giftige Schlange.

Eine zu Ohren gebrachte Verleumdung, Injurie u. s. w.

*2 He krümt sik as ên Ôrworm.Dähnert, 339b.

Er weiss sich mit viel Freundlichkeit einzuschleichen.


Ojscher.

Der Ojscher (Reiche) esst nit kein Rändlich (Dukaten); der urm Mann esst nit kein Steiner ünter der Jauch (Suppe). (Jüd.-deutsch. Warschau.)

Mag einer noch so reich sein, er isst doch keine Dukaten, und sei er noch so arm, er geniesst doch keine Steine als Brocken in seiner Suppe (Brühe).


Oel.

1 Das hat viel Oel gekostet, sagte der Narr, als er hörte, dass man dreihundert Nonnen zu geistlichen Müttern gemacht.Klosterspiegel, 57, 1.

2 Das Oel, das in die Lampe kommt, ist so ehrlich als das, womit man salbt.

Die Russen: Das eine Oel kommt in die Lampe, das andere in den Weihkessel. (Altmann V, 106.)

3 Das Oel ist der Lampe so nöthig als der Docht.

4 Das Oel ist in Griechenland eine sehr gemeine Sache.

5 In heissem Oel ist schlimm baden.

6 Man kann viel Oel ins Feuer giessen, ehe man es dämpft.

Die Russen: Selbst mit hundert Säcken Pulvers wirst du kein Feuer dämpfen. (Altmann VI, 391.)

7 Man muss das Oel nicht zu spät auf die Lampe giessen.

Rechtzeitig Rath brauchen, den bessern Weg einschlagen u. s. w.

8 Man muss Oel aufgiessen, ehe das Licht erlischt.

9 Man soll nicht Oel ins fewer giessen.Henisch, 1083, 6.

Lat.: Ignem igni ne addas. (Erasm., 591; Froberg, 372; Hanzely, 171.)

10 Mit ein paar Tropfen Oel fängt man mehr Fliegen als mit einer Tonne Essig.

Frz.: L'huile est plus forte que le fer. (Cahier, 876.)

11 Mit Oel magst du beginnen und mit Honig schliessen, den Wein lass in der Mitte fliessen.

Die Dänen wollen den Wein zwischen Oel und Honig: Disse ere beste: Olien øverst, honning nederst og viin midti. (Prov. dan., 66.)

Holl.: De olie is best in het begin en de honig op het einde, maar in het midden dient de wijn. (Harrebomée, II, 133a; Bohn I, 306.)

[Spaltenumbruch] 12 Mit Oel wird kein Feuer gelöscht, mit Werch keine Glut gedämpft.Altmann VI, 445.

13 Mit ôlen Oelj un en'n ôlen Knust helt de Hûsfrûe Hûs.Schambach, II, 299.

Mit altem Oel und einem alten Knust (Endstück eines Brotes) hält die Hausfrau haus. Sie bedient sich alten Oels und altbackenen Brotes, weil dies länger reicht.

14 Muss es denn immer Oel sein, sagte der Teufel, und schiss in die Lampe. (S. Oleum.)

Holl.: Non semper oleum, zei de drommel, en hij sch ... in de lamp. (Harrebomée, II, 133.)

15 Ohne Oel verlöscht die Lampe.

16 Oel, ein alter Freund und Wein wird stets ein guter Vorrath sein.

Holl.: Olie, wijn en een oud vriend is goede provisie. (Harrebomée, II, 133b.)

17 Oel, Essig und Speck machen den Salat schleck.

Holl.: Olie met azijn gemengd maakt de beste saus. (Harrebomée, II, 133b.)

18 Oel macht ein Fleck.Blass, 18.

19 Oel ohne Wein lass sein.Parömiakon, 2031.

Lauter Güte ohne Strenge ist nicht gut.

20 Oel presse niemand anders aus als der Oelpresser.Burckhardt, 624.

Jedes Geschäft verlangt seine eigenen Leute.

21 Oel un Êtig in de Wunnen makt gesund to allen Stunnen. (Holst.) – Schütze, IV, 218.

Oel und Essig in den Wunden macht gesund zu allen Stunden. Von sanften, heilsamen Tröstungen gebraucht.

22 Oel und Salz muss man beides kaufen.

Oft bedarf es ganz entgegengesetzter Heilmittel, bald Schärfe, bald Gelindigkeit.

23 Oel und Wahrheit schwimmen allzeit oben.Winckler, VIII, 83; Chaos, 1056.

Sehr oft liegt die Wahrheit tief und nur der Irrthum schwimmt oben.

Frz.: L'huyle, comme aussi verité, retournent tousjours en sommité. (Leroux, II, 253.)

24 Oel und Wein muss beisammen sein.

25 Oel vermehrt des Feuers Glut, Widerstand des Zornes Wuth.Gaal, 446.

26 Oel, Wein und Freund' alt am besten seind.

27 Verschüttet Oel ist nicht gut aufzuheben.Körte, 4647; Braun, I, 3130.

Verlorene Ehre ist schwer zu ersetzen. Daher auch die Redensart: Der hat's bei dem verschüttet, d. i. seine Gunst verloren. In Schwaben: Verschüttet Oel is net guat ufheba. (Michel, 208; Nefflen, 468.)

28 Wenn man mit Oel will löschen fewer, so wirt es noch mehr vngehewer.Henisch, 1083, 10; Petri, II, 668.

29 Wenn man nicht Oel zugiesst, brennt die Lampe selbst aus.

30 Wenn man zu viel Oel aufs Licht schüttet, muss es verlöschen.

Lat.: Parva sustentant. (Sutor, 603.)

31 Wer das Oel brennen geheissen, kann auch den Essig brennen heissen.

Sinn: Gott vermag alles.

32 Wer Oel ins Feuer thut, vermehret seine Glut.

Engl.: To cast oil in the fire is not the way to quench it. (Bohn II, 120; Gaal, 447.)

It.: Non bisogna gettar la stoppa nel fuoco, e cercar di spegnerla con l'olio. (Gaal, 447.)

Ung.: Nem jó a tűzre olajt öntene. (Gaal, 447.)

33 Wer Oel misst (wiegt), besalbt sich die Finger.Winckler, XIX, 5.

Auch die Russen Altmann VI, 433.

Engl.: He that measureth oil, shall anoint his fingers. (Bohn II, 120.)

Holl.: Die olie met, krijgt smerige handen. – Die olie uitmeet, wordt er vet van. (Harrebomée, II, 133a.)

Span.: Quien el aceyte mesura, las manos se unta. (Cahier, 3234; Bohn I, 248.)

34 Wer reines (feines) Oel will, muss die Beere nicht zu sehr drücken.

35 Wo man nicht Oel zugeusst, so verliescht das liecht.Henisch, 1589, 60; Petri, II, 668.

In Venetien: Wo kein Oel ist, geht das Licht ans. (Reinsberg II, 52.)

*36 A is as a Êl, ôk nich asu lauter. (Schles.) – Frommann, III, 408, 303.

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[[570]/0584] Ohrfeigengesicht. * Er hat ein Ohrfeigengesicht. „Es gibt Gesichter, welche gleichsam schon die Natur zu Ohrfeigen vorbereitet hat, und bei denen nichts zu beklagen ist, als dass sie nicht täglich ihren Mann finden, der ihnen diese Kost reicht.“ (Welt und Zeit, II, 73, 3.) Ohrgeheimniss. Das Ohrgeheimniss ist nicht einer Erbse werth. Ohrläppchen. * Die Ohrläppchen gucken heraus. Wie sehr er auch Bildungsmangel und Unwissenheit zu verdecken sucht, man merkt sie doch. Ohrlaus. * Man kann kên Ôrlûs hören. (Hamburg.) – Schütze, III, 176. Sehr hoher Grad von Ruhe, man hört nichts. Oehrlein. * Einen bey einem Oehrlein ergratschen. – Mathesy, 116; Mathesius, Historia Jesu, II, XIIIb. Ohrlöffel. * Ein böhmischer Ohrlöffel. Die böhmischen Bauern trugen früher starke Prügel, die unten einen dicken Knorren hatten, und wegen ihrer Gestalt mit einem Ohrlöffel verglichen werden konnten. Ich habe diese Redensart einer handschriftlichen Sammlung entlehnt; sonst habe ich dieselbe nur bei Pistorius (Vorrede) erwähnt gefunden, wobei auf Zeilerus in itinerario Germania, I, 65, verwiesen wird. Ohrnarr. * Es sind Ohrnarren. Murner (Vom lutherischen Narren in Kloster, X, 121) bezeichnet damit die Leute, die ihren Ohren die Wahrheit verstopfen. „Ach got wie sitzen in den oren so grosse narren vnd doren. Des sein wir freilich grosse doren, die darumb sitzen in den oren, das sie nit hören wöllen das was in vff erd geleret was.“ Ohrwurm. 1 Ein Ohrwurm wird oft eine giftige Schlange. Eine zu Ohren gebrachte Verleumdung, Injurie u. s. w. *2 He krümt sik as ên Ôrworm. – Dähnert, 339b. Er weiss sich mit viel Freundlichkeit einzuschleichen. Ojscher. Der Ojscher (Reiche) esst nit kein Rändlich (Dukaten); der urm Mann esst nit kein Steiner ünter der Jauch (Suppe). (Jüd.-deutsch. Warschau.) Mag einer noch so reich sein, er isst doch keine Dukaten, und sei er noch so arm, er geniesst doch keine Steine als Brocken in seiner Suppe (Brühe). Oel. 1 Das hat viel Oel gekostet, sagte der Narr, als er hörte, dass man dreihundert Nonnen zu geistlichen Müttern gemacht. – Klosterspiegel, 57, 1. 2 Das Oel, das in die Lampe kommt, ist so ehrlich als das, womit man salbt. Die Russen: Das eine Oel kommt in die Lampe, das andere in den Weihkessel. (Altmann V, 106.) 3 Das Oel ist der Lampe so nöthig als der Docht. 4 Das Oel ist in Griechenland eine sehr gemeine Sache. 5 In heissem Oel ist schlimm baden. 6 Man kann viel Oel ins Feuer giessen, ehe man es dämpft. Die Russen: Selbst mit hundert Säcken Pulvers wirst du kein Feuer dämpfen. (Altmann VI, 391.) 7 Man muss das Oel nicht zu spät auf die Lampe giessen. Rechtzeitig Rath brauchen, den bessern Weg einschlagen u. s. w. 8 Man muss Oel aufgiessen, ehe das Licht erlischt. 9 Man soll nicht Oel ins fewer giessen. – Henisch, 1083, 6. Lat.: Ignem igni ne addas. (Erasm., 591; Froberg, 372; Hanzely, 171.) 10 Mit ein paar Tropfen Oel fängt man mehr Fliegen als mit einer Tonne Essig. Frz.: L'huile est plus forte que le fer. (Cahier, 876.) 11 Mit Oel magst du beginnen und mit Honig schliessen, den Wein lass in der Mitte fliessen. Die Dänen wollen den Wein zwischen Oel und Honig: Disse ere beste: Olien øverst, honning nederst og viin midti. (Prov. dan., 66.) Holl.: De olie is best in het begin en de honig op het einde, maar in het midden dient de wijn. (Harrebomée, II, 133a; Bohn I, 306.) 12 Mit Oel wird kein Feuer gelöscht, mit Werch keine Glut gedämpft. – Altmann VI, 445. 13 Mit ôlen Oelj un en'n ôlen Knust helt de Hûsfrûe Hûs. – Schambach, II, 299. Mit altem Oel und einem alten Knust (Endstück eines Brotes) hält die Hausfrau haus. Sie bedient sich alten Oels und altbackenen Brotes, weil dies länger reicht. 14 Muss es denn immer Oel sein, sagte der Teufel, und schiss in die Lampe. (S. Oleum.) Holl.: Non semper oleum, zei de drommel, en hij sch ... in de lamp. (Harrebomée, II, 133.) 15 Ohne Oel verlöscht die Lampe. 16 Oel, ein alter Freund und Wein wird stets ein guter Vorrath sein. Holl.: Olie, wijn en een oud vriend is goede provisie. (Harrebomée, II, 133b.) 17 Oel, Essig und Speck machen den Salat schleck. Holl.: Olie met azijn gemengd maakt de beste saus. (Harrebomée, II, 133b.) 18 Oel macht ein Fleck. – Blass, 18. 19 Oel ohne Wein lass sein. – Parömiakon, 2031. Lauter Güte ohne Strenge ist nicht gut. 20 Oel presse niemand anders aus als der Oelpresser. – Burckhardt, 624. Jedes Geschäft verlangt seine eigenen Leute. 21 Oel un Êtig in de Wunnen makt gesund to allen Stunnen. (Holst.) – Schütze, IV, 218. Oel und Essig in den Wunden macht gesund zu allen Stunden. Von sanften, heilsamen Tröstungen gebraucht. 22 Oel und Salz muss man beides kaufen. Oft bedarf es ganz entgegengesetzter Heilmittel, bald Schärfe, bald Gelindigkeit. 23 Oel und Wahrheit schwimmen allzeit oben. – Winckler, VIII, 83; Chaos, 1056. Sehr oft liegt die Wahrheit tief und nur der Irrthum schwimmt oben. Frz.: L'huyle, comme aussi verité, retournent tousjours en sommité. (Leroux, II, 253.) 24 Oel und Wein muss beisammen sein. 25 Oel vermehrt des Feuers Glut, Widerstand des Zornes Wuth. – Gaal, 446. 26 Oel, Wein und Freund' alt am besten seind. 27 Verschüttet Oel ist nicht gut aufzuheben. – Körte, 4647; Braun, I, 3130. Verlorene Ehre ist schwer zu ersetzen. Daher auch die Redensart: Der hat's bei dem verschüttet, d. i. seine Gunst verloren. In Schwaben: Verschüttet Oel is net guat ufheba. (Michel, 208; Nefflen, 468.) 28 Wenn man mit Oel will löschen fewer, so wirt es noch mehr vngehewer. – Henisch, 1083, 10; Petri, II, 668. 29 Wenn man nicht Oel zugiesst, brennt die Lampe selbst aus. 30 Wenn man zu viel Oel aufs Licht schüttet, muss es verlöschen. Lat.: Parva sustentant. (Sutor, 603.) 31 Wer das Oel brennen geheissen, kann auch den Essig brennen heissen. Sinn: Gott vermag alles. 32 Wer Oel ins Feuer thut, vermehret seine Glut. Engl.: To cast oil in the fire is not the way to quench it. (Bohn II, 120; Gaal, 447.) It.: Non bisogna gettar la stoppa nel fuoco, e cercar di spegnerla con l'olio. (Gaal, 447.) Ung.: Nem jó a tűzre olajt öntene. (Gaal, 447.) 33 Wer Oel misst (wiegt), besalbt sich die Finger. – Winckler, XIX, 5. Auch die Russen Altmann VI, 433. Engl.: He that measureth oil, shall anoint his fingers. (Bohn II, 120.) Holl.: Die olie met, krijgt smerige handen. – Die olie uitmeet, wordt er vet van. (Harrebomée, II, 133a.) Span.: Quien el aceyte mesura, las manos se unta. (Cahier, 3234; Bohn I, 248.) 34 Wer reines (feines) Oel will, muss die Beere nicht zu sehr drücken. 35 Wo man nicht Oel zugeusst, so verliescht das liecht. – Henisch, 1589, 60; Petri, II, 668. In Venetien: Wo kein Oel ist, geht das Licht ans. 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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873, S. [570]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon03_1873/584>, abgerufen am 24.04.2024.