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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873.

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Oelgötzer.

* Es ist ein Oelgötzer.

"Alle, die ihr Gesetz lehren, heisset die Schrift falsche Propheten, Oelgötzer, Betrüger, Verführer u. s. w." (Luther's Werke, I, 436.)


Olim.

*1 Von Olim's Zeiten her. - Eiselein, 500.

Von, aus uralter Zeit.

*2 Vor Olim's Zeiten, da die Leute nicht klug waren.

*3 Zu Olim's Zeiten. - Eiselein, 500.

Um zu sagen, dass etwas schon lange her ist, oder um eine unbestimmte Zeit zu bezeichnen, sagt man auch: Anno dazumal. Anno Schnee. Anno Schniefke. Anno Krunk. Anno damals, als der Teufel noch ein Kind war. Oder: Als Teufels Grossmutter noch eine Jungfer war. Fast jedes Land und jede Gegend hat für diesen Zweck eine besondere Redensart. So sagt man in Dinkelsbühl: Damals, als die Maikäfer Dächer getragen haben. In Frankreich: Damals, als man sich die Nase am Aermel schneuzte. In England: Damals, als die Königin Dick regierte. In Hinterpommern: Damals, als der Teufel ein kleiner Junge war. In Koburg: Damals, als der grosse Wind ging. In Köln: Damals, als der Bach brannte. Die Kleinrussen sagen: Zur Zeit des Zaren Mitroch, als die Leute noch spärlich waren. In Luxemburg heisst es: Dazumal, als die Mäuse Perrüken getragen haben und die Ratten Haarbeutel. In der Normandie: Dazumal, zur Zeit des Königs Wilhelm (der Eroberer). In Norwegen: Dazumal, als Sanct Olaf noch klein war. In den Niederlanden: Im Jahre Eins, wo die Eulen predigten. In Nürnberg: Im Jahre Eins, als die Pegnitz brannte; in Oldenburg: Anno Eins, als der Teufel noch jung war; in Osnabrück: Anno Eins, als der Teufel noch ein kleiner Junge war; in Parma: Zur Zeit der zwei Hosen; in Reggio: Zur Zeit, als man die Hosen mit der Rolle (Winde) anzog; in Toscana: Zur Zeit des Königs Holec, als ein Schaf einen Groschen kostete; auch: Zur Zeit der Feuer, und: Zur Zeit, als man die Rollhosen trug, zur Zeit, als die Gartenmesser flogen; in Sardinien, um die Zeit zu bezeichnen, wo man noch alles glaubte: Die Zeit des Onkels Paul; in Siebenbürgen: Anno Neun, wo der dicke Schnee fiel. Anno Tekli (Graf Tökly). Und: Et äs esi lang hör, dat es schin nemi wor äs (es ist schon so lange her, dass es nicht mehr wahr ist). Die Wallonen sagen: Zur Zeit des guten alten Gottes, wie man hochdeutsch sagt: Zu Olims Zeiten. (Vgl. Globus, XVIII, 16.)

Frz.: Au bon vieux temps. - Au temps que Berthe filait. - Au temps qu'on se mouchait sur la manche. - Du temps des collets montes. - Du temps que les betes parlaient. (Masson, 271.)

Lat.: Ab originum seculo. - Per antiquum diem. (Philippi, I, 3; II, 91.)


Olive.

1 Je fleischiger die Oliven, desto weniger Oel geben sie.

Von den ägyptischen Priestern, die damit erklärten, wie wenig sie von Zöglingen erwarteten, die dick und fett waren.

2 Je mehr man die Olive drückt, desto schmieriger wird das Oel.

3 Man muss die Olive erst pflücken, ehe man sie kann drücken.

It.: Non mi dir oliva prima che mi vedi colta. (Bohn I, 113.)

Span.: No me digas oliva hasta que me veas cogida. (Bohn I, 236.)

4 Oliven, Rettich und Knoblauch sind der (spanischen) Cavaliere Speise. - Berckenmeyer, 40; Deutsche Romanzeitung, 1866, 46, 791.

5 Weder in der Olive noch in der Schale gibt es etwas Hartes. (Altgriech.)

Von denen, die bis zum Unsinn unklug sich nicht scheuen, ihre eigenen Zugeständnisse zu leugnen und das offenbar Falsche als Wahrheit zu vertheidigen. Jeder Vernünftige wird zugestehen, dass sowol die Schale hart ist, als es auch in der Beere harte Steinchen gibt.


Oelkrug.

1 Ein Oelkrug ist nur gut zu Oel.

Holl.: Eene olie kruik kan niets dan olie bevatten. (Harrebomee, II, 133a.)

2 Man kann einen Oelkrug zu nichts gebrauchen als zu Oel.

Jeder muss auf der Laufbahn bleiben, für welche er erzogen ist.


Oelkrüglein.

* Es ist das Oelkrüglein der Witwe.

Von einer unversiegbaren Erwerbs- oder Genussquelle.

Lat.: Amaltheae cornu. - Xenocratis caseolus. (Philippi, I, 23; II, 263.)


[Spaltenumbruch]
Oelkuchen.

Es gilt nicht einen faulen Oelkuchen oder ein stinkendes Ey. - Fischart, Bkb., 1585.


Oelmühle.

In der Oelmühle geht's dem Oelsamen nicht besser als dem Samen des Unkrauts, der darunter ist. (Wend. Lausitz.)


Oelsud.

* A is gor mit Oilsode begussen.


Oelung.

*1 Er hat die letzte Oelung bekommen.

D. i. den Rest. In Pommern: He gaw em de letzte Oeling. (Dähnert, 334a.)

Frz.: On lui a graisse les bottes. (Lendroy, 196.)

*2 Man hat ihm die letzte Oelung gegeben. - Eiselein, 500.

*3 Man kann ihm die letzte Oelung geben, wenn man will.


Oelzweig.

Wenn es nicht auf den Oelzweig (am Palmsonntag) regnet, so regnet's auf die Eier (am Ostersonntag).

Sagt man in Venedig.


Omelette.

Ma cha keine Omelette mache, ohne Eier z'breche. - Schweiz, I, 144, 57.


Omen.

* Das war ein schlimmes Omen.

"Ist ein schlim omen, wann eine Nation den Ausländern verhönet." (Grimmelshausen, Teutscher Michel.)


Omnes.

1 Die herrn omnes1 haben nie wol regiert. - Franck, II, 103b; Gruter, I, 68; Eiselein, 500; Sutor, 232; Simrock, 7680; Körte, 4661.

1) Auch Vulgus. - "Alse dut (dat dusse karkhof von dat Milrendor vthgestecken wort) en gesiern was, do quam vulgus, pelagus, Indeclinabile virus hirto vnd betengede (fing an) to murren, dat se buten der stadt scolden liggen vnd de riken scolden binnen liggen." (Hamburger Chronik, 143.) "Wo Herr Omnes mit seinen Leuten, Alles mag seines Gefallens deuten u. s. w." (Froschm., Bb, VI.) Viel Hirten hüten schlecht.

2 Herr Omnes ist ein böser Rathgeber.

Schwed.: Her omnes är en ond radgifvare. - Ondt följer hvars mans rad. (Grubb, 324; Törning, 150.)

3 Herr Omnes ist ein schlimmer Gesell.

Schwed.: Wachte dig för hern Omnes. - Wijk stora hopen. (Grubb, 849.)

4 Mit Herrn Omnes ist wenig auszurichten.

"Man sol sich nicht auf den grossen Haufen verlassen oder gedenken, wenn man Herr omnes vmb vnd hinter sich hat, das man alsdann gross Dinge aussrichten wolte." (Friedeb., I, 84.)

5 Wer Herrn Omnes (dem vielköpfigen Thiere) dient, dem danckt niemand. - Lehmann, 578, 8.


Onkel Spener.

Onkel Spener ist anderer Meinung.

Unter dem Spitznamen "Onkel Spener" ist die Haude- und Spener'sche Zeitung nicht blos in Berlin, sondern in ganz Deutschland bekannt. (S. Tante.)


Onkretsch.

* Wie kend' ich ok su onkrätsch1 sein. (Schles.) - Frommann, III, 409, 339.

1) Bissig, unverträglich. (Weinhold, Wb., 47b Kret.)


Onnosel.

* Er ist ein Onnosel. - Frischbier2, 2852.

Ein unordentlicher Mensch.


Opdopp.

Opdopp - so kurz wie lang. (Ostpreuss.)


Opfer.

1 Ein Opfer, das man in die Kutte wirft, wird stinkend. - Klosterspiegel, 62, 16.

2 Es kommen nicht alle Opfer an Einen Altar.

Schwed.: Icke alt offer pa ett altar. (Grubb, 375.)

3 Es muss kein Opfer ohn saltz, kein Honig ohn Gallen seyn. - Petri, II, 289.

4 Kein Opfer ohne Salz. - Marc. 9, 49, 50; Eiselein, 500; Simrock, 7681; Zehner, 494-495.

5 Man gibt kein Opffer wider. - Lehmann, 291, 65.

6 Man muss manchmal ein Opfer bringen.

Dän.: Ikke alt offer paa et alter. (Prov. dan., 433.)

Lat.: Dandum est aliquid, quum tempus postulat, aut res. (Cato.) (Binder II, 690.)

7 Wenn das Opfer geschlachtet ist, gibt's keinen Laut mehr.

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Oelgötzer.

* Es ist ein Oelgötzer.

„Alle, die ihr Gesetz lehren, heisset die Schrift falsche Propheten, Oelgötzer, Betrüger, Verführer u. s. w.“ (Luther's Werke, I, 436.)


Olim.

*1 Von Olim's Zeiten her.Eiselein, 500.

Von, aus uralter Zeit.

*2 Vor Olim's Zeiten, da die Leute nicht klug waren.

*3 Zu Olim's Zeiten.Eiselein, 500.

Um zu sagen, dass etwas schon lange her ist, oder um eine unbestimmte Zeit zu bezeichnen, sagt man auch: Anno dazumal. Anno Schnee. Anno Schniefke. Anno Krunk. Anno damals, als der Teufel noch ein Kind war. Oder: Als Teufels Grossmutter noch eine Jungfer war. Fast jedes Land und jede Gegend hat für diesen Zweck eine besondere Redensart. So sagt man in Dinkelsbühl: Damals, als die Maikäfer Dächer getragen haben. In Frankreich: Damals, als man sich die Nase am Aermel schneuzte. In England: Damals, als die Königin Dick regierte. In Hinterpommern: Damals, als der Teufel ein kleiner Junge war. In Koburg: Damals, als der grosse Wind ging. In Köln: Damals, als der Bach brannte. Die Kleinrussen sagen: Zur Zeit des Zaren Mitroch, als die Leute noch spärlich waren. In Luxemburg heisst es: Dazumal, als die Mäuse Perrüken getragen haben und die Ratten Haarbeutel. In der Normandie: Dazumal, zur Zeit des Königs Wilhelm (der Eroberer). In Norwegen: Dazumal, als Sanct Olaf noch klein war. In den Niederlanden: Im Jahre Eins, wo die Eulen predigten. In Nürnberg: Im Jahre Eins, als die Pegnitz brannte; in Oldenburg: Anno Eins, als der Teufel noch jung war; in Osnabrück: Anno Eins, als der Teufel noch ein kleiner Junge war; in Parma: Zur Zeit der zwei Hosen; in Reggio: Zur Zeit, als man die Hosen mit der Rolle (Winde) anzog; in Toscana: Zur Zeit des Königs Holec, als ein Schaf einen Groschen kostete; auch: Zur Zeit der Feuer, und: Zur Zeit, als man die Rollhosen trug, zur Zeit, als die Gartenmesser flogen; in Sardinien, um die Zeit zu bezeichnen, wo man noch alles glaubte: Die Zeit des Onkels Paul; in Siebenbürgen: Anno Neun, wo der dicke Schnee fiel. Anno Tékli (Graf Tökly). Und: Et äs esi lang hör, dat es schin nemi wor äs (es ist schon so lange her, dass es nicht mehr wahr ist). Die Wallonen sagen: Zur Zeit des guten alten Gottes, wie man hochdeutsch sagt: Zu Olims Zeiten. (Vgl. Globus, XVIII, 16.)

Frz.: Au bon vieux temps. – Au temps que Berthe filait. – Au temps qu'on se mouchait sur la manche. – Du temps des collets montés. – Du temps que les bêtes parlaient. (Masson, 271.)

Lat.: Ab originum seculo. – Per antiquum diem. (Philippi, I, 3; II, 91.)


Olive.

1 Je fleischiger die Oliven, desto weniger Oel geben sie.

Von den ägyptischen Priestern, die damit erklärten, wie wenig sie von Zöglingen erwarteten, die dick und fett waren.

2 Je mehr man die Olive drückt, desto schmieriger wird das Oel.

3 Man muss die Olive erst pflücken, ehe man sie kann drücken.

It.: Non mi dir oliva prima che mi vedi colta. (Bohn I, 113.)

Span.: No me digas oliva hasta que me veas cogida. (Bohn I, 236.)

4 Oliven, Rettich und Knoblauch sind der (spanischen) Cavaliere Speise.Berckenmeyer, 40; Deutsche Romanzeitung, 1866, 46, 791.

5 Weder in der Olive noch in der Schale gibt es etwas Hartes. (Altgriech.)

Von denen, die bis zum Unsinn unklug sich nicht scheuen, ihre eigenen Zugeständnisse zu leugnen und das offenbar Falsche als Wahrheit zu vertheidigen. Jeder Vernünftige wird zugestehen, dass sowol die Schale hart ist, als es auch in der Beere harte Steinchen gibt.


Oelkrug.

1 Ein Oelkrug ist nur gut zu Oel.

Holl.: Eene olie kruik kan niets dan olie bevatten. (Harrebomée, II, 133a.)

2 Man kann einen Oelkrug zu nichts gebrauchen als zu Oel.

Jeder muss auf der Laufbahn bleiben, für welche er erzogen ist.


Oelkrüglein.

* Es ist das Oelkrüglein der Witwe.

Von einer unversiegbaren Erwerbs- oder Genussquelle.

Lat.: Amaltheae cornu. – Xenocratis caseolus. (Philippi, I, 23; II, 263.)


[Spaltenumbruch]
Oelkuchen.

Es gilt nicht einen faulen Oelkuchen oder ein stinkendes Ey.Fischart, Bkb., 1585.


Oelmühle.

In der Oelmühle geht's dem Oelsamen nicht besser als dem Samen des Unkrauts, der darunter ist. (Wend. Lausitz.)


Oelsud.

* A is gor mit Oilsôde begussen.


Oelung.

*1 Er hat die letzte Oelung bekommen.

D. i. den Rest. In Pommern: He gaw em de letzte Oeling. (Dähnert, 334a.)

Frz.: On lui a graissé les bottes. (Lendroy, 196.)

*2 Man hat ihm die letzte Oelung gegeben.Eiselein, 500.

*3 Man kann ihm die letzte Oelung geben, wenn man will.


Oelzweig.

Wenn es nicht auf den Oelzweig (am Palmsonntag) regnet, so regnet's auf die Eier (am Ostersonntag).

Sagt man in Venedig.


Omelette.

Ma cha keine Omelette mache, ohne Eier z'breche.Schweiz, I, 144, 57.


Omen.

* Das war ein schlimmes Omen.

„Ist ein schlim omen, wann eine Nation den Ausländern verhönet.“ (Grimmelshausen, Teutscher Michel.)


Omnes.

1 Die herrn omnes1 haben nie wol regiert.Franck, II, 103b; Gruter, I, 68; Eiselein, 500; Sutor, 232; Simrock, 7680; Körte, 4661.

1) Auch Vulgus. – „Alse dut (dat dusse karkhof von dat Milrendor vthgestecken wort) en gesiern was, do quam vulgus, pelagus, Indeclinabile virus hirto vnd betengede (fing an) to murren, dat se buten der stadt scolden liggen vnd de riken scolden binnen liggen.“ (Hamburger Chronik, 143.) „Wo Herr Omnes mit seinen Leuten, Alles mag seines Gefallens deuten u. s. w.“ (Froschm., Bb, VI.) Viel Hirten hüten schlecht.

2 Herr Omnes ist ein böser Rathgeber.

Schwed.: Her omnes är en ond rådgifvare. – Ondt följer hvars mans råd. (Grubb, 324; Törning, 150.)

3 Herr Omnes ist ein schlimmer Gesell.

Schwed.: Wachte dig för hern Omnes. – Wijk stora hopen. (Grubb, 849.)

4 Mit Herrn Omnes ist wenig auszurichten.

„Man sol sich nicht auf den grossen Haufen verlassen oder gedenken, wenn man Herr omnes vmb vnd hinter sich hat, das man alsdann gross Dinge aussrichten wolte.“ (Friedeb., I, 84.)

5 Wer Herrn Omnes (dem vielköpfigen Thiere) dient, dem danckt niemand.Lehmann, 578, 8.


Onkel Spener.

Onkel Spener ist anderer Meinung.

Unter dem Spitznamen „Onkel Spener“ ist die Haude- und Spener'sche Zeitung nicht blos in Berlin, sondern in ganz Deutschland bekannt. (S. Tante.)


Onkretsch.

* Wie kend' ich ok su ônkrätsch1 sein. (Schles.) – Frommann, III, 409, 339.

1) Bissig, unverträglich. (Weinhold, Wb., 47b Kret.)


Onnosel.

* Er ist ein Onnosel.Frischbier2, 2852.

Ein unordentlicher Mensch.


Opdopp.

Opdopp – so kurz wie lang. (Ostpreuss.)


Opfer.

1 Ein Opfer, das man in die Kutte wirft, wird stinkend.Klosterspiegel, 62, 16.

2 Es kommen nicht alle Opfer an Einen Altar.

Schwed.: Icke alt offer på ett altar. (Grubb, 375.)

3 Es muss kein Opfer ohn saltz, kein Honig ohn Gallen seyn.Petri, II, 289.

4 Kein Opfer ohne Salz.Marc. 9, 49, 50; Eiselein, 500; Simrock, 7681; Zehner, 494-495.

5 Man gibt kein Opffer wider.Lehmann, 291, 65.

6 Man muss manchmal ein Opfer bringen.

Dän.: Ikke alt offer paa et alter. (Prov. dan., 433.)

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[[572]/0586] Oelgötzer. * Es ist ein Oelgötzer. „Alle, die ihr Gesetz lehren, heisset die Schrift falsche Propheten, Oelgötzer, Betrüger, Verführer u. s. w.“ (Luther's Werke, I, 436.) Olim. *1 Von Olim's Zeiten her. – Eiselein, 500. Von, aus uralter Zeit. *2 Vor Olim's Zeiten, da die Leute nicht klug waren. *3 Zu Olim's Zeiten. – Eiselein, 500. Um zu sagen, dass etwas schon lange her ist, oder um eine unbestimmte Zeit zu bezeichnen, sagt man auch: Anno dazumal. Anno Schnee. Anno Schniefke. Anno Krunk. Anno damals, als der Teufel noch ein Kind war. Oder: Als Teufels Grossmutter noch eine Jungfer war. Fast jedes Land und jede Gegend hat für diesen Zweck eine besondere Redensart. So sagt man in Dinkelsbühl: Damals, als die Maikäfer Dächer getragen haben. In Frankreich: Damals, als man sich die Nase am Aermel schneuzte. In England: Damals, als die Königin Dick regierte. In Hinterpommern: Damals, als der Teufel ein kleiner Junge war. In Koburg: Damals, als der grosse Wind ging. In Köln: Damals, als der Bach brannte. Die Kleinrussen sagen: Zur Zeit des Zaren Mitroch, als die Leute noch spärlich waren. In Luxemburg heisst es: Dazumal, als die Mäuse Perrüken getragen haben und die Ratten Haarbeutel. In der Normandie: Dazumal, zur Zeit des Königs Wilhelm (der Eroberer). In Norwegen: Dazumal, als Sanct Olaf noch klein war. In den Niederlanden: Im Jahre Eins, wo die Eulen predigten. In Nürnberg: Im Jahre Eins, als die Pegnitz brannte; in Oldenburg: Anno Eins, als der Teufel noch jung war; in Osnabrück: Anno Eins, als der Teufel noch ein kleiner Junge war; in Parma: Zur Zeit der zwei Hosen; in Reggio: Zur Zeit, als man die Hosen mit der Rolle (Winde) anzog; in Toscana: Zur Zeit des Königs Holec, als ein Schaf einen Groschen kostete; auch: Zur Zeit der Feuer, und: Zur Zeit, als man die Rollhosen trug, zur Zeit, als die Gartenmesser flogen; in Sardinien, um die Zeit zu bezeichnen, wo man noch alles glaubte: Die Zeit des Onkels Paul; in Siebenbürgen: Anno Neun, wo der dicke Schnee fiel. Anno Tékli (Graf Tökly). Und: Et äs esi lang hör, dat es schin nemi wor äs (es ist schon so lange her, dass es nicht mehr wahr ist). Die Wallonen sagen: Zur Zeit des guten alten Gottes, wie man hochdeutsch sagt: Zu Olims Zeiten. (Vgl. Globus, XVIII, 16.) Frz.: Au bon vieux temps. – Au temps que Berthe filait. – Au temps qu'on se mouchait sur la manche. – Du temps des collets montés. – Du temps que les bêtes parlaient. (Masson, 271.) Lat.: Ab originum seculo. – Per antiquum diem. (Philippi, I, 3; II, 91.) Olive. 1 Je fleischiger die Oliven, desto weniger Oel geben sie. Von den ägyptischen Priestern, die damit erklärten, wie wenig sie von Zöglingen erwarteten, die dick und fett waren. 2 Je mehr man die Olive drückt, desto schmieriger wird das Oel. 3 Man muss die Olive erst pflücken, ehe man sie kann drücken. It.: Non mi dir oliva prima che mi vedi colta. (Bohn I, 113.) Span.: No me digas oliva hasta que me veas cogida. (Bohn I, 236.) 4 Oliven, Rettich und Knoblauch sind der (spanischen) Cavaliere Speise. – Berckenmeyer, 40; Deutsche Romanzeitung, 1866, 46, 791. 5 Weder in der Olive noch in der Schale gibt es etwas Hartes. (Altgriech.) Von denen, die bis zum Unsinn unklug sich nicht scheuen, ihre eigenen Zugeständnisse zu leugnen und das offenbar Falsche als Wahrheit zu vertheidigen. Jeder Vernünftige wird zugestehen, dass sowol die Schale hart ist, als es auch in der Beere harte Steinchen gibt. Oelkrug. 1 Ein Oelkrug ist nur gut zu Oel. Holl.: Eene olie kruik kan niets dan olie bevatten. (Harrebomée, II, 133a.) 2 Man kann einen Oelkrug zu nichts gebrauchen als zu Oel. Jeder muss auf der Laufbahn bleiben, für welche er erzogen ist. Oelkrüglein. * Es ist das Oelkrüglein der Witwe. Von einer unversiegbaren Erwerbs- oder Genussquelle. Lat.: Amaltheae cornu. – Xenocratis caseolus. (Philippi, I, 23; II, 263.) Oelkuchen. Es gilt nicht einen faulen Oelkuchen oder ein stinkendes Ey. – Fischart, Bkb., 1585. Oelmühle. In der Oelmühle geht's dem Oelsamen nicht besser als dem Samen des Unkrauts, der darunter ist. (Wend. Lausitz.) Oelsud. * A is gor mit Oilsôde begussen. Oelung. *1 Er hat die letzte Oelung bekommen. D. i. den Rest. In Pommern: He gaw em de letzte Oeling. (Dähnert, 334a.) Frz.: On lui a graissé les bottes. (Lendroy, 196.) *2 Man hat ihm die letzte Oelung gegeben. – Eiselein, 500. *3 Man kann ihm die letzte Oelung geben, wenn man will. Oelzweig. Wenn es nicht auf den Oelzweig (am Palmsonntag) regnet, so regnet's auf die Eier (am Ostersonntag). Sagt man in Venedig. Omelette. Ma cha keine Omelette mache, ohne Eier z'breche. – Schweiz, I, 144, 57. Omen. * Das war ein schlimmes Omen. „Ist ein schlim omen, wann eine Nation den Ausländern verhönet.“ (Grimmelshausen, Teutscher Michel.) Omnes. 1 Die herrn omnes1 haben nie wol regiert. – Franck, II, 103b; Gruter, I, 68; Eiselein, 500; Sutor, 232; Simrock, 7680; Körte, 4661. 1) Auch Vulgus. – „Alse dut (dat dusse karkhof von dat Milrendor vthgestecken wort) en gesiern was, do quam vulgus, pelagus, Indeclinabile virus hirto vnd betengede (fing an) to murren, dat se buten der stadt scolden liggen vnd de riken scolden binnen liggen.“ (Hamburger Chronik, 143.) „Wo Herr Omnes mit seinen Leuten, Alles mag seines Gefallens deuten u. s. w.“ (Froschm., Bb, VI.) Viel Hirten hüten schlecht. 2 Herr Omnes ist ein böser Rathgeber. Schwed.: Her omnes är en ond rådgifvare. – Ondt följer hvars mans råd. (Grubb, 324; Törning, 150.) 3 Herr Omnes ist ein schlimmer Gesell. Schwed.: Wachte dig för hern Omnes. – Wijk stora hopen. (Grubb, 849.) 4 Mit Herrn Omnes ist wenig auszurichten. „Man sol sich nicht auf den grossen Haufen verlassen oder gedenken, wenn man Herr omnes vmb vnd hinter sich hat, das man alsdann gross Dinge aussrichten wolte.“ (Friedeb., I, 84.) 5 Wer Herrn Omnes (dem vielköpfigen Thiere) dient, dem danckt niemand. – Lehmann, 578, 8. Onkel Spener. Onkel Spener ist anderer Meinung. Unter dem Spitznamen „Onkel Spener“ ist die Haude- und Spener'sche Zeitung nicht blos in Berlin, sondern in ganz Deutschland bekannt. (S. Tante.) Onkretsch. * Wie kend' ich ok su ônkrätsch1 sein. (Schles.) – Frommann, III, 409, 339. 1) Bissig, unverträglich. (Weinhold, Wb., 47b Kret.) Onnosel. * Er ist ein Onnosel. – Frischbier2, 2852. Ein unordentlicher Mensch. Opdopp. Opdopp – so kurz wie lang. (Ostpreuss.) Opfer. 1 Ein Opfer, das man in die Kutte wirft, wird stinkend. – Klosterspiegel, 62, 16. 2 Es kommen nicht alle Opfer an Einen Altar. Schwed.: Icke alt offer på ett altar. (Grubb, 375.) 3 Es muss kein Opfer ohn saltz, kein Honig ohn Gallen seyn. – Petri, II, 289. 4 Kein Opfer ohne Salz. – Marc. 9, 49, 50; Eiselein, 500; Simrock, 7681; Zehner, 494-495. 5 Man gibt kein Opffer wider. – Lehmann, 291, 65. 6 Man muss manchmal ein Opfer bringen. Dän.: Ikke alt offer paa et alter. (Prov. dan., 433.) Lat.: Dandum est aliquid, quum tempus postulat, aut res. (Cato.) (Binder II, 690.) 7 Wenn das Opfer geschlachtet ist, gibt's keinen Laut mehr.

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873, S. [572]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon03_1873/586>, abgerufen am 25.04.2024.