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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873.

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[Spaltenumbruch] *69 Es ist in Ordnung wie ein aufgefitzter Strähn Garn.

Holl.: Men houdt daar geene regimen. (Harrebomee, II, 213b.)

*70 Es ist in Ordnung wie Heu in der Scheune.

*71 Es ist in Ordnung wie im Kriege.


Ordnungsliebe.

Wer die Ordnungsliebe treibt zu weit, der stiehlt sich und andern die Zeit.

Kann man aber zu ordentlich sein? Kann eine Uhr zu richtig gehen?


Ordre.

1 Ordre parirt oder nach Spandau marschirt. - Lohrengel, II, 414.

*2 Ji sölen Adder parir'n bet tum Daum'nwasseln. (Pommern.)

Sie sollen Ordre pariren bis zum Daumenwechseln. Eine Redensart der Schiffer, beruhend auf einer unter den Seeleuten bekannten fabelhaften Geschichte, die auszüglich Folgendes berichtet: Zwei Schiffskapitäne rühmten sich der Mannszucht auf ihren Schiffen. Jeder will es darin weiter gebracht haben, als der andere, und Proben sollen schliesslich entscheiden. Der eine lässt seine Leute, ich weiss nicht was alles ausführen, der andere commandirt alle Mann aufs Deck. Auf Commando muss die ganze Mannschaft die Kleidung Stück für Stück abwerfen, dann einen Gänsemarsch antreten, und um den grossen Mast herummarschiren. Dann: Halt! Commando: "Vörremann nehmen!" (Vordermann nehmen). Nun: "Rechten Daum'n in't Maul; linken in Vörrermanns Hinnersten!" (Rechten Daumen ins Maul, linken in Vordermanns Hintersten). "Marsch! Halt! Wesselt de Daum'!" (Wechselt die Daumen). Die Redensart verlangt prüfungslosen Gehorsam bis aufs äusserste. Der Gegner erklärte sich für überwunden.


Orel.

* Der Orel1 is schicker (betrunken). - Tendlau, 980.

1) Nichtjude. (2 Mos. 12, 48.) - Wird gebraucht, um die Meinung eines Dritten kurzab als unhaltbar oder baaren Unsinn zu bezeichnen. Ein Christ, der bei einem Juden zu Tische war, erzählte, dass er schon einmal mit dem Sohne des Gastgebers an einer christlichen Tafel zusammen vergnügt gespeist habe. Da dies dem Gastgeber aus Rücksicht der übrigen Gäste nicht angenehm war, sagte er die obigen Worte ziemlich laut zu seiner Frau.


Oremus.

Oremus, sagte die Nonne, und fasste den Pater am Kinn.

Holl.: Oremus, zei de bagijn, en zij vatte den pater bij zijn neus. (Harrebomee, II, 153b.)


Organist.

1 Den Organisten kennt man am Spiel.

It.: Al toccar de' tasti si conosce il buon organista. (Pazzaglia, 375, 1.)

2 Wo du nicht bist, Herr Organist, da rührt sich keine Pfeife.

Mit der Pantomime des Geldzählens.

3 Wo du nicht bist, Herr Organist, da schweigen alle Flöten (Pfeifen). - Frischbier2, 2854.

Es ist das Geld gemeint. "Wo du nicht bist, Herr Organist, ist's faul, singt selbst der Optimist."

*4 Er ist ein Organist wie seine Hosen (Strümpfe) Orgelpfeifen.

Holl.: Het is een orgelist als zijne kous eene orgelpijp. (Harrebomee, II, 153b.)


Orgel.

1 Die Orgel pfeift nicht, wenn nicht jemand bläst (oder: tönt nicht ohne fremden Wind). - Parömiakon, 1003.

2 Die Orgel pfeift, so man ihr einbläst. - Eiselein, 501; Simrock, 7689.

Holl.: Het is een orgel dat juist die wijzen geeft welke men erop speelt. (Harrebomee, II, 153b.)

3 Die Orgel verstummt, wenn zwei die Bälge treten.

Dän.: Fleere kand trykke veyr ad af belgerne end der kand give tone udi vaerket. (Prov. dan., 168.)

4 Eine Orgel, Glock vnd wullen Bogen, vnd böse Kinder, vngezogen; ein Hur, ein dür Stockfisches Leib, ein Nussbawm vnd ein faules Weib, ein Esel, der nicht Seck mag tragen, die neun thun wenig vngeschlagen. - Petri, II, 218; Henisch, 447, 6; Gerlach, 209.

5 In einer guten Orgel stimmen grosse und kleine Pfeifen. - Parömiakon, 2515.

6 Wo die Orgel verstimmt ist, da zieht der Teufel den Blasebalg. - Parömiakon, 2781.

Besonders gilt dies von der Ehestandsorgel.

[Spaltenumbruch] *7 Er hat die Orgel vor der Messe gespielt. (S. Orgeln 1.)

Holl.: Het orgel spelen voor de mis. (Harrebomee, II, 153b.)

*8 Mit der ganzen Orgel einfallen.

Lat.: Toto organo. (Quintilian.) (Erasm., 7.)

*9 Sie sind eine Orgel, die nicht pfeift, wenn ihr nicht ein anderer einbläst. - Sailer, 334.

Von ungebildeten Grossen. Das Wort wird Celtes zugeschrieben.

*10 Solche Orgeln müssen so geschlagen werden.

*11 Zu der Orgel gehören andere Blasebälge. - Parömiakon, 1588.


Orgelei.

* Es war Orgelei des Afters. - Witzfunken, IVa, 56.


Orgelet.

Zu Orgelet1 gibt's Felder ohne Gras, Flüsse ohne Fische und Berge ohne Wälder.

1) Stadt in Burgund.


Orgeln.

1 Der hat auch g'orglet voar d' Kirch' anganga ist. (Riedlingen.) - Birlinger, 957.

Vor der Hochzeit ehelichen Umgang gepflogen. (S. Orgel 7 und Ostereier.)

2 Je mehr man orgelt, je mehr braucht man Wind.

3 So lang ma orglet, ist d' Kirch' net aus. - Birlinger, 412.

4 Wenn du willst orgeln, so besorge erst Wind.


Orgelpfeife.

*1 Et sint keine Orgelpuipen, se briuket nit te brummen. (Arnsberg.)

*2 Sie stehen wie die Orgelpfeifen da.


Original.

Mann hat lieber das Original als die Copey. - Lehmann, 149, 129.


Orkan.

Willst du Orkan haben, so lobe die Windstille.


Ort.

1 Acht kein ort on ein or. - Franck, I, 72a; Eyering, I, 107; Petri, II, 3; Schottel, 1127a; Körte, 4664; Simrock, 7667.

Lat.: Nullum puta sine teste locum. (Franck, I, 72a.)

2 Alle Muar'en1 'n Oart2, waviel Dalers goaet3 doa wual met üäwer Board. (Münster.) - Frommann, VI, 426, 63.

1) Morgen.

2) Ort, der vierte Theil eines Thalers.

3) Gehen.

3 Alles an seinen Ort, sagt Flegel, der Schelmendeckel (Hut, Mütze) auf den Grind (Kopf).

It.: In chiesa co' santi e all' osteria (in taverna) co' ghiotti (ghiottoni).

4 Alles an seinen Ort, sagte Jerms, das Aug' ins Fenster, den Arsch in die Brill'.

Holl.: Het oog in het venster, en de aars op het kakhuis. (Harrebomee, II, 142a.)

5 An allen Orten ist gut leben. - Petri, II, 14.

6 An andern Orten ist auch gut Brot essen.

7 An anne's Oast (ein anderer Ort), an andere Mensch. (Tirol.) - Frommann, VI, 35, 38.

8 An einem Ort ich gern bin, da zög man mich mit einem Härlein hin. - Lehmann, II, 28, 48; Eiselein, 501; Simrock, 3448; Braun, I, 3171.

Lat.: Quando libens graditur crine vir attrahitur. (Loci comm., 206; Sutor, 11.)

9 An gmeyn ort bindt niemand sein pferd. - Franck, II, 159b.

10 An jedem Ort kommt ein Kluger (Geschickter, Künstler) fort.

11 An jedem Ort sieht man heitern und trüben Himmel.

Dän.: Stedet gjör hverken lykkelig eller ulykkelig. (Prov. dan., 529.)

12 Das letzte Ort in der Schul' heisst man den Eselsstuhl.

13 Der Ort allweg ist sehenswerth, der uns 'nen wackern Mann beschert. - Eiselein, 501.

14 Die an allen Orten wohnen, sind an keinem daheim. - Petri, II, 620.

15 Du findest an allen Orten etwas, das dir nit gefellt. - Sutor, 616.

[Spaltenumbruch] *69 Es ist in Ordnung wie ein aufgefitzter Strähn Garn.

Holl.: Men houdt daar geene regimen. (Harrebomée, II, 213b.)

*70 Es ist in Ordnung wie Heu in der Scheune.

*71 Es ist in Ordnung wie im Kriege.


Ordnungsliebe.

Wer die Ordnungsliebe treibt zu weit, der stiehlt sich und andern die Zeit.

Kann man aber zu ordentlich sein? Kann eine Uhr zu richtig gehen?


Ordre.

1 Ordre parirt oder nach Spandau marschirt.Lohrengel, II, 414.

*2 Ji sölen Adder parir'n bet tum Dûm'nwasseln. (Pommern.)

Sie sollen Ordre pariren bis zum Daumenwechseln. Eine Redensart der Schiffer, beruhend auf einer unter den Seeleuten bekannten fabelhaften Geschichte, die auszüglich Folgendes berichtet: Zwei Schiffskapitäne rühmten sich der Mannszucht auf ihren Schiffen. Jeder will es darin weiter gebracht haben, als der andere, und Proben sollen schliesslich entscheiden. Der eine lässt seine Leute, ich weiss nicht was alles ausführen, der andere commandirt alle Mann aufs Deck. Auf Commando muss die ganze Mannschaft die Kleidung Stück für Stück abwerfen, dann einen Gänsemarsch antreten, und um den grossen Mast herummarschiren. Dann: Halt! Commando: „Vörremann nehmen!“ (Vordermann nehmen). Nun: „Rechten Dûm'n in't Mûl; linken in Vörrermanns Hinnersten!“ (Rechten Daumen ins Maul, linken in Vordermanns Hintersten). „Marsch! Halt! Wesselt de Dûm'!“ (Wechselt die Daumen). Die Redensart verlangt prüfungslosen Gehorsam bis aufs äusserste. Der Gegner erklärte sich für überwunden.


Orel.

* Der Orel1 is schicker (betrunken).Tendlau, 980.

1) Nichtjude. (2 Mos. 12, 48.) – Wird gebraucht, um die Meinung eines Dritten kurzab als unhaltbar oder baaren Unsinn zu bezeichnen. Ein Christ, der bei einem Juden zu Tische war, erzählte, dass er schon einmal mit dem Sohne des Gastgebers an einer christlichen Tafel zusammen vergnügt gespeist habe. Da dies dem Gastgeber aus Rücksicht der übrigen Gäste nicht angenehm war, sagte er die obigen Worte ziemlich laut zu seiner Frau.


Oremus.

Oremus, sagte die Nonne, und fasste den Pater am Kinn.

Holl.: Oremus, zei de bagijn, en zij vatte den pater bij zijn neus. (Harrebomée, II, 153b.)


Organist.

1 Den Organisten kennt man am Spiel.

It.: Al toccar de' tasti si conosce il buon organista. (Pazzaglia, 375, 1.)

2 Wo du nicht bist, Herr Organist, da rührt sich keine Pfeife.

Mit der Pantomime des Geldzählens.

3 Wo du nicht bist, Herr Organist, da schweigen alle Flöten (Pfeifen).Frischbier2, 2854.

Es ist das Geld gemeint. „Wo du nicht bist, Herr Organist, ist's faul, singt selbst der Optimist.“

*4 Er ist ein Organist wie seine Hosen (Strümpfe) Orgelpfeifen.

Holl.: Het is een orgelist als zijne kous eene orgelpijp. (Harrebomée, II, 153b.)


Orgel.

1 Die Orgel pfeift nicht, wenn nicht jemand bläst (oder: tönt nicht ohne fremden Wind).Parömiakon, 1003.

2 Die Orgel pfeift, so man ihr einbläst.Eiselein, 501; Simrock, 7689.

Holl.: Het is een orgel dat juist die wijzen geeft welke men erop speelt. (Harrebomée, II, 153b.)

3 Die Orgel verstummt, wenn zwei die Bälge treten.

Dän.: Fleere kand trykke veyr ad af belgerne end der kand give tone udi værket. (Prov. dan., 168.)

4 Eine Orgel, Glock vnd wullen Bogen, vnd böse Kinder, vngezogen; ein Hur, ein dür Stockfisches Leib, ein Nussbawm vnd ein faules Weib, ein Esel, der nicht Seck mag tragen, die neun thun wenig vngeschlagen.Petri, II, 218; Henisch, 447, 6; Gerlach, 209.

5 In einer guten Orgel stimmen grosse und kleine Pfeifen.Parömiakon, 2515.

6 Wo die Orgel verstimmt ist, da zieht der Teufel den Blasebalg.Parömiakon, 2781.

Besonders gilt dies von der Ehestandsorgel.

[Spaltenumbruch] *7 Er hat die Orgel vor der Messe gespielt. (S. Orgeln 1.)

Holl.: Het orgel spelen vóór de mis. (Harrebomée, II, 153b.)

*8 Mit der ganzen Orgel einfallen.

Lat.: Toto organo. (Quintilian.) (Erasm., 7.)

*9 Sie sind eine Orgel, die nicht pfeift, wenn ihr nicht ein anderer einbläst.Sailer, 334.

Von ungebildeten Grossen. Das Wort wird Celtes zugeschrieben.

*10 Solche Orgeln müssen so geschlagen werden.

*11 Zu der Orgel gehören andere Blasebälge.Parömiakon, 1588.


Orgelei.

* Es war Orgelei des Afters.Witzfunken, IVa, 56.


Orgelet.

Zu Orgelet1 gibt's Felder ohne Gras, Flüsse ohne Fische und Berge ohne Wälder.

1) Stadt in Burgund.


Orgeln.

1 Der hat auch g'orglet voar d' Kirch' anganga ist. (Riedlingen.) – Birlinger, 957.

Vor der Hochzeit ehelichen Umgang gepflogen. (S. Orgel 7 und Ostereier.)

2 Je mehr man orgelt, je mehr braucht man Wind.

3 So lang ma orglet, ist d' Kirch' net aus.Birlinger, 412.

4 Wenn du willst orgeln, so besorge erst Wind.


Orgelpfeife.

*1 Et sint keine Orgelpuipen, se briuket nit te brummen. (Arnsberg.)

*2 Sie stehen wie die Orgelpfeifen da.


Original.

Mann hat lieber das Original als die Copey.Lehmann, 149, 129.


Orkan.

Willst du Orkan haben, so lobe die Windstille.


Ort.

1 Acht kein ort on ein or.Franck, I, 72a; Eyering, I, 107; Petri, II, 3; Schottel, 1127a; Körte, 4664; Simrock, 7667.

Lat.: Nullum puta sine teste locum. (Franck, I, 72a.)

2 Alle Muar'en1 'n Oart2, waviel Dâlers goaet3 doa wual met üäwer Board. (Münster.) – Frommann, VI, 426, 63.

1) Morgen.

2) Ort, der vierte Theil eines Thalers.

3) Gehen.

3 Alles an seinen Ort, sagt Flegel, der Schelmendeckel (Hut, Mütze) auf den Grind (Kopf).

It.: In chiesa co' santi e all' osteria (in taverna) co' ghiotti (ghiottoni).

4 Alles an seinen Ort, sagte Jerms, das Aug' ins Fenster, den Arsch in die Brill'.

Holl.: Het oog in het venster, en de aars op het kakhuis. (Harrebomée, II, 142a.)

5 An allen Orten ist gut leben.Petri, II, 14.

6 An andern Orten ist auch gut Brot essen.

7 An anne's Oast (ein anderer Ort), an andere Mensch. (Tirol.) – Frommann, VI, 35, 38.

8 An einem Ort ich gern bin, da zög man mich mit einem Härlein hin.Lehmann, II, 28, 48; Eiselein, 501; Simrock, 3448; Braun, I, 3171.

Lat.: Quando libens graditur crine vir attrahitur. (Loci comm., 206; Sutor, 11.)

9 An gmeyn ort bindt niemand sein pferd.Franck, II, 159b.

10 An jedem Ort kommt ein Kluger (Geschickter, Künstler) fort.

11 An jedem Ort sieht man heitern und trüben Himmel.

Dän.: Stedet gjør hverken lykkelig eller ulykkelig. (Prov. dan., 529.)

12 Das letzte Ort in der Schul' heisst man den Eselsstuhl.

13 Der Ort allweg ist sehenswerth, der uns 'nen wackern Mann beschert.Eiselein, 501.

14 Die an allen Orten wohnen, sind an keinem daheim.Petri, II, 620.

15 Du findest an allen Orten etwas, das dir nit gefellt.Sutor, 616.

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[[576]/0590] *69 Es ist in Ordnung wie ein aufgefitzter Strähn Garn. Holl.: Men houdt daar geene regimen. (Harrebomée, II, 213b.) *70 Es ist in Ordnung wie Heu in der Scheune. *71 Es ist in Ordnung wie im Kriege. Ordnungsliebe. Wer die Ordnungsliebe treibt zu weit, der stiehlt sich und andern die Zeit. Kann man aber zu ordentlich sein? Kann eine Uhr zu richtig gehen? Ordre. 1 Ordre parirt oder nach Spandau marschirt. – Lohrengel, II, 414. *2 Ji sölen Adder parir'n bet tum Dûm'nwasseln. (Pommern.) Sie sollen Ordre pariren bis zum Daumenwechseln. Eine Redensart der Schiffer, beruhend auf einer unter den Seeleuten bekannten fabelhaften Geschichte, die auszüglich Folgendes berichtet: Zwei Schiffskapitäne rühmten sich der Mannszucht auf ihren Schiffen. Jeder will es darin weiter gebracht haben, als der andere, und Proben sollen schliesslich entscheiden. Der eine lässt seine Leute, ich weiss nicht was alles ausführen, der andere commandirt alle Mann aufs Deck. Auf Commando muss die ganze Mannschaft die Kleidung Stück für Stück abwerfen, dann einen Gänsemarsch antreten, und um den grossen Mast herummarschiren. Dann: Halt! Commando: „Vörremann nehmen!“ (Vordermann nehmen). Nun: „Rechten Dûm'n in't Mûl; linken in Vörrermanns Hinnersten!“ (Rechten Daumen ins Maul, linken in Vordermanns Hintersten). „Marsch! Halt! Wesselt de Dûm'!“ (Wechselt die Daumen). Die Redensart verlangt prüfungslosen Gehorsam bis aufs äusserste. Der Gegner erklärte sich für überwunden. Orel. * Der Orel1 is schicker (betrunken). – Tendlau, 980. 1) Nichtjude. (2 Mos. 12, 48.) – Wird gebraucht, um die Meinung eines Dritten kurzab als unhaltbar oder baaren Unsinn zu bezeichnen. Ein Christ, der bei einem Juden zu Tische war, erzählte, dass er schon einmal mit dem Sohne des Gastgebers an einer christlichen Tafel zusammen vergnügt gespeist habe. Da dies dem Gastgeber aus Rücksicht der übrigen Gäste nicht angenehm war, sagte er die obigen Worte ziemlich laut zu seiner Frau. Oremus. Oremus, sagte die Nonne, und fasste den Pater am Kinn. Holl.: Oremus, zei de bagijn, en zij vatte den pater bij zijn neus. (Harrebomée, II, 153b.) Organist. 1 Den Organisten kennt man am Spiel. It.: Al toccar de' tasti si conosce il buon organista. (Pazzaglia, 375, 1.) 2 Wo du nicht bist, Herr Organist, da rührt sich keine Pfeife. Mit der Pantomime des Geldzählens. 3 Wo du nicht bist, Herr Organist, da schweigen alle Flöten (Pfeifen). – Frischbier2, 2854. Es ist das Geld gemeint. „Wo du nicht bist, Herr Organist, ist's faul, singt selbst der Optimist.“ *4 Er ist ein Organist wie seine Hosen (Strümpfe) Orgelpfeifen. Holl.: Het is een orgelist als zijne kous eene orgelpijp. (Harrebomée, II, 153b.) Orgel. 1 Die Orgel pfeift nicht, wenn nicht jemand bläst (oder: tönt nicht ohne fremden Wind). – Parömiakon, 1003. 2 Die Orgel pfeift, so man ihr einbläst. – Eiselein, 501; Simrock, 7689. Holl.: Het is een orgel dat juist die wijzen geeft welke men erop speelt. (Harrebomée, II, 153b.) 3 Die Orgel verstummt, wenn zwei die Bälge treten. Dän.: Fleere kand trykke veyr ad af belgerne end der kand give tone udi værket. (Prov. dan., 168.) 4 Eine Orgel, Glock vnd wullen Bogen, vnd böse Kinder, vngezogen; ein Hur, ein dür Stockfisches Leib, ein Nussbawm vnd ein faules Weib, ein Esel, der nicht Seck mag tragen, die neun thun wenig vngeschlagen. – Petri, II, 218; Henisch, 447, 6; Gerlach, 209. 5 In einer guten Orgel stimmen grosse und kleine Pfeifen. – Parömiakon, 2515. 6 Wo die Orgel verstimmt ist, da zieht der Teufel den Blasebalg. – Parömiakon, 2781. Besonders gilt dies von der Ehestandsorgel. *7 Er hat die Orgel vor der Messe gespielt. (S. Orgeln 1.) Holl.: Het orgel spelen vóór de mis. (Harrebomée, II, 153b.) *8 Mit der ganzen Orgel einfallen. Lat.: Toto organo. (Quintilian.) (Erasm., 7.) *9 Sie sind eine Orgel, die nicht pfeift, wenn ihr nicht ein anderer einbläst. – Sailer, 334. Von ungebildeten Grossen. Das Wort wird Celtes zugeschrieben. *10 Solche Orgeln müssen so geschlagen werden. *11 Zu der Orgel gehören andere Blasebälge. – Parömiakon, 1588. Orgelei. * Es war Orgelei des Afters. – Witzfunken, IVa, 56. Orgelet. Zu Orgelet1 gibt's Felder ohne Gras, Flüsse ohne Fische und Berge ohne Wälder. 1) Stadt in Burgund. Orgeln. 1 Der hat auch g'orglet voar d' Kirch' anganga ist. (Riedlingen.) – Birlinger, 957. Vor der Hochzeit ehelichen Umgang gepflogen. (S. Orgel 7 und Ostereier.) 2 Je mehr man orgelt, je mehr braucht man Wind. 3 So lang ma orglet, ist d' Kirch' net aus. – Birlinger, 412. 4 Wenn du willst orgeln, so besorge erst Wind. Orgelpfeife. *1 Et sint keine Orgelpuipen, se briuket nit te brummen. (Arnsberg.) *2 Sie stehen wie die Orgelpfeifen da. Original. Mann hat lieber das Original als die Copey. – Lehmann, 149, 129. Orkan. Willst du Orkan haben, so lobe die Windstille. Ort. 1 Acht kein ort on ein or. – Franck, I, 72a; Eyering, I, 107; Petri, II, 3; Schottel, 1127a; Körte, 4664; Simrock, 7667. Lat.: Nullum puta sine teste locum. (Franck, I, 72a.) 2 Alle Muar'en1 'n Oart2, waviel Dâlers goaet3 doa wual met üäwer Board. (Münster.) – Frommann, VI, 426, 63. 1) Morgen. 2) Ort, der vierte Theil eines Thalers. 3) Gehen. 3 Alles an seinen Ort, sagt Flegel, der Schelmendeckel (Hut, Mütze) auf den Grind (Kopf). It.: In chiesa co' santi e all' osteria (in taverna) co' ghiotti (ghiottoni). 4 Alles an seinen Ort, sagte Jerms, das Aug' ins Fenster, den Arsch in die Brill'. Holl.: Het oog in het venster, en de aars op het kakhuis. (Harrebomée, II, 142a.) 5 An allen Orten ist gut leben. – Petri, II, 14. 6 An andern Orten ist auch gut Brot essen. 7 An anne's Oast (ein anderer Ort), an andere Mensch. (Tirol.) – Frommann, VI, 35, 38. 8 An einem Ort ich gern bin, da zög man mich mit einem Härlein hin. – Lehmann, II, 28, 48; Eiselein, 501; Simrock, 3448; Braun, I, 3171. Lat.: Quando libens graditur crine vir attrahitur. (Loci comm., 206; Sutor, 11.) 9 An gmeyn ort bindt niemand sein pferd. – Franck, II, 159b. 10 An jedem Ort kommt ein Kluger (Geschickter, Künstler) fort. 11 An jedem Ort sieht man heitern und trüben Himmel. Dän.: Stedet gjør hverken lykkelig eller ulykkelig. (Prov. dan., 529.) 12 Das letzte Ort in der Schul' heisst man den Eselsstuhl. 13 Der Ort allweg ist sehenswerth, der uns 'nen wackern Mann beschert. – Eiselein, 501. 14 Die an allen Orten wohnen, sind an keinem daheim. – Petri, II, 620. 15 Du findest an allen Orten etwas, das dir nit gefellt. – Sutor, 616.

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873, S. [576]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon03_1873/590>, abgerufen am 24.04.2024.