Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873.

Bild:
<< vorherige Seite

[Spaltenumbruch] noch mit den Orten, wo sie gefeiert wurden, im Einklang standen. Dazu gehörte auch der Brauch, welcher sich bis in das vorige Jahrhundert behauptet hat, während der Osterpredigten dem Volke in den Kirchen allerlei Schwänke und lustige Histörchen aufzutischen, um die Zuhörer nach der traurigen Fastenzeit zu erheitern. Joh. Matthesius berichtet darüber: "Um diese Zeit pflegt man Ostermärlein und närrische Gedichte zu predigen, damit man die Leute, so in der Fasten durch ihre Busse betrübet und in der Marterwoche mit dem Herrn Christo Mitleiden getragen, durch solch ungereimtes und loses Geschwätz erfreuet und wieder tröstet, wie ich solche Ostermärlein in meiner Jugend etliche gehöret." Als Beispiel erzählt Matthesius Folgendes: "Da der Sohn Gottes vor die Vorburg der Hölle kam und mit seinem Kreuz anstiess, haben zwei Teufel ihre langen Nasen als Riegel vorgesteckt; als aber Christus angeklopft, dass Thür und Angeln mit Gewalt aufgegangen, habe er beiden Teufeln ihre Nasen abgestossen." "Solches", bemerkt Matthesius, "nannten zu der Zeit die Gelehrten Risus paschalis." (Vgl. Steger, Ostermärchen und Ostergelächter, in der Europa, Leipzig 1871, Nr. 15, 457.)


Ostermesse.

Wenn die Ostermesse da (oder: vorbei) ist, ist's zu spät, an sie zu denken.

Die Russen: Man muss schon mit dem Herbst beginnen, an die nächste Messe zu denken. (Altmann V, 126.)


Osternacht.

Es besuchen nicht alle die Osternacht, die Charfreitags schlafen gehen.


Osterprediger.

* Er ist ein feiner Osterprediger, aber ein schlechter Pfingstprediger.

Solche: die nicht strafen, sind feine Osterprediger aber schändliche Pfingstprediger. (Luther's Werke, VII.)


Osterregen.

1 Osterregen bringt magere Kost, Ostersonne fette und reichliche. - Reinsberg VIII, 120.

2 Oster- und Charfreitagregen bringen selten Erntesegen. - Boebel, 61.

Oder: bringt dem Bauer selten Segen. (Peter, 451.)


Oesterreich.

1 Oesterreich gehört der Welt Herrschaft.

Ueber dem Portal der wiener Burg stehen die Buchstaben: A. E. I. O. V., die auf verschiedene Weise gelesen werden: Alles Erdreich ist Oesterreich unterthan. Oder: Aller Ehren ist Oesterreich voll. Oder: Austriae es timperare orbi universo (Oesterreich gehört der Welt Herrschaft). Oder: Austria erit in orbi ultima (Bis zuletzt wird Oesterreich auf Erden sein). Oder: Austriaci erunt Imperatores orbi ultimi (Die letzten Kaiser der Erde werden die österreichischen sein). (Hesekiel, 17.)

2 Oesterreich ist aller Ehren voll.

Eine Denkmünze auf Joseph I., König von Ungarn, enthält: Austria Extendetur In Orbem Vniversum - Oesterreich Ist Aller Ehren Voll. (Witzfunken, VIIb, 17.) Die Dänen behaupten dagegen, es sei entweder voll Wind oder voll Gift: Austria aut ventosa aut venenosa. (Prov. dan., 42.) Von den drei letzten Regierungen sagt man, ihr Charakter sei in Monumenten Wiens ausgedrückt; Kaiser Joseph auf einem vorschreitenden Pferde (Fortschritt), Franz I. steht ruhig (Stillstand), Franz Joseph (Erzherzog Karl und Prinz Eugen, beide auf galopirenden Pferden) - alles auf dem Sprunge.

3 Oesterreich ist durch Schaden klug geworden.

"Wenn es den hochwichtigen strategischen Punkt bei Linz früher befestigt hätte, würde Napoleon nicht so bequem nach Wien gekommen sein." (W. Menzel, Reise durch Osterreich, 1831, S. 114.) Das Sprichwort lässt sich aber auch noch auf spätere Erfahrungen Oesterreichs anwenden, nur dass die gewonnene Klugheit nicht im richtigen Verhältniss zu dem erlittenen Schaden zu stehen scheint.

4 Oesterreich ist ein Frauenzimmer, an dem alles schön ist und das doch nicht schön ist. - W. Menzel, Reise durch Oesterreich.

5 Oesterreich, Preussen Hand in Hand, Deutschland sonst aus Rand und Band.

Ein zur Zeit des zur Befreiung Schleswig-Holsteins von der dänischen Herrschaft geschlossenen Bündnisses zwischen Oesterreich und Preussen entstandener Spruch, der die Wünsche der Feudalpartei ausspricht, welche von der Ansicht ausgeht, dass dies Zusammenwirken der beiden Regierungen die sicherste Bürgschaft zur Niederhaltung oder Unterdrückung freisinniger Bestrebungen gewähre. (Vgl. Niederschles. Zeitung, Görlitz 1866, Nr. 68.) Nach derselben Zeitung (1868, Nr. 63) ist Gerlach von Magdeburg der Vater desselben.

6 Tu felix Austria nube.

Im Betreff der reichen Heirath Albrecht's von Oesterreich mit Elisabeth, Tochter des Kaisers Sigismund.


[Spaltenumbruch]
Oesterreicher.

1 Der Oesterreicher Ungnade ist besser als der Sachsen Gnade. - Pistor., VIII, 34; Reinsberg V, 63.

Anspielung auf das strenge Sachsenrecht.

2 Die Oesterreicher seynd Fläschltrager. - Chaos, 771.

Woher die Bezeichnung entstanden, ist a. a. O. nicht bemerkt; dagegen finden sich dort noch folgende ähnliche Spottreden: Die Schlösinger haben Esel gfressen (s. Eselsfresser). Die Mährer haben eine Stut für ein Fass Bier angezapft, und die Böhmen haben einen madigen Hund vor einen Barmisan Käss gessen.

Lat.: Dicis Grille, asinos Silesia devorat omnes: si verum est, ne te devoret illa cave. (Chaos, 771.)

3 Einen Oesterreicher vom Saufen, einen Reiter vom Raufen, einen Juden vom Betrügen, einen Böhmen vom Lügen, einen Graner vom Klauben, einen Polen vom Rauben, einen Welschen von der Buhlerei, einen Franzosen von der Untreu, einen Spanier von der Stolzheit, einen Franken von Grobheit, einen Schlesier vom Schreien, einen Sachsen von Schelmereien, einen Baiern vom Kaudern, einen Schwaben vom Plaudern; den lass ich sein einen Biedermann, der solche Leute bekehren kann. - Abrahamisches Lauberhütt; Parömiakon, 2944.


Oesterreichisches.

* Ins Oesterreichische gehen. (Schweidnitz.)

Damit will man in Schweidnitz, wo diese Redensart üblich ist, keineswegs sagen, sich in das etwa vier Meilen entfernte Nachbarland (Böhmen) begeben, sondern - nach Schreibendorf gehen, eine Ortschaft, die jetzt einen Theil der schweidnitzer Niedervorstadt bildet. Die Einverleibung gehörte einer frühern Zeit an. Während des Dreissigjährigen Kriegs, und zwar 1633, theilte diese kleine Dorfschaft das Schicksal des südlich gelegenen Theils der Vorstadt, eingeäschert zu werden. Zu Anfang der preussischen Regierung waren nur wenige Häuser vorhanden, als Friedrich der Grosse den Plan fasste, Schweidnitz in einen festen Waffenplatz zu verwandeln. Schreibendorf wurde somit in den äussersten Wehrkreis (Enceinte) hineingezogen. Bis in die neue Zeit hatte sich aber an einem Hause der österreichische Doppeladler erhalten. Daher sagte man von jemand, der in diese Vorstadt (früher Schreibendorf) ging, er gehe ins Oesterreichische. (Vgl. Schles. Zeitung, 1867, Nr. 332, 1. Beil.)


Osterruf.

Wenn Osterruf auf Markus schellt, Antonius das Pfingstfest hält, Fronleichnam auf Johannis fällt, füllt Wehgeschrei die ganze Welt.

Das Wochenblatt für die Städte Forsten, Pförten und Triebel vom 2. Mai 1866, theilt den Spruch mit der Bemerkung mit, dass 1867 ein solch unglückselig Jahr sein werde, wie ein solches auch 1848 gewesen sei. Das Wochenblatt hat sich aber wol geirrt, denn 1848 fiel Ostern auf den 23. April und 1867 auf den 21. April, der Markustag fällt aber auf den 25. April, ein Fall, der erst 1886 eintritt.

Lat.: Antonius spiritum sanctum invocavit, Johannes coenabit, totus mundis vae clamabit.


Ostersuppe.

* Das ist nicht einer gelben Ostersuppe werth. - Eiselein, 501.


Ostertag.

1 Am Ostertage sehen die Vlamingen gern Ost- und Nordostwind, wenn andere Winde nicht den Charfreitag verderben. - Orakel, 1033.

2 Regnet's am Ostertag, so regnet's alle Sonntag. - Orakel, 1032; Reinsberg VIII, 120.

3 Wann der Ostertag vff ein sontag fellt, so ist ein jedes kindt seines vatters. - Gruter, I, 72; Petri, II, 637; Lehmann, 400, 43.

4 Wenn auf Ostertag die Sonne hell scheint, der Bauer bei seinem Korn auf dem Speicher weint; ist Ostertag ähnlich der Nacht, er sich ins Fäustchen lacht. (Eifel.)

5 Wenn es auf Ostertag regnet ein Thran (Thräne), so vergeht das Korn bis in den Gran (Schnitt). (Euskirchen.) - Boebel, 63; Schulfreund, 81, 23.

6 Wenn es regnet am Ostertag, so geräth's dürre Futter, so heisst die Sag'. (Pfalz.) - Reinsberg VIII, 120.

7 Wenn's am Oster(sonn)tage auch regnet am wingsten (wenigsten), so regnet's alle Sonntage bis Pfingsten. - Boebel, 61.

[Spaltenumbruch] noch mit den Orten, wo sie gefeiert wurden, im Einklang standen. Dazu gehörte auch der Brauch, welcher sich bis in das vorige Jahrhundert behauptet hat, während der Osterpredigten dem Volke in den Kirchen allerlei Schwänke und lustige Histörchen aufzutischen, um die Zuhörer nach der traurigen Fastenzeit zu erheitern. Joh. Matthesius berichtet darüber: „Um diese Zeit pflegt man Ostermärlein und närrische Gedichte zu predigen, damit man die Leute, so in der Fasten durch ihre Busse betrübet und in der Marterwoche mit dem Herrn Christo Mitleiden getragen, durch solch ungereimtes und loses Geschwätz erfreuet und wieder tröstet, wie ich solche Ostermärlein in meiner Jugend etliche gehöret.“ Als Beispiel erzählt Matthesius Folgendes: „Da der Sohn Gottes vor die Vorburg der Hölle kam und mit seinem Kreuz anstiess, haben zwei Teufel ihre langen Nasen als Riegel vorgesteckt; als aber Christus angeklopft, dass Thür und Angeln mit Gewalt aufgegangen, habe er beiden Teufeln ihre Nasen abgestossen.“ „Solches“, bemerkt Matthesius, „nannten zu der Zeit die Gelehrten Risus paschalis.“ (Vgl. Steger, Ostermärchen und Ostergelächter, in der Europa, Leipzig 1871, Nr. 15, 457.)


Ostermesse.

Wenn die Ostermesse da (oder: vorbei) ist, ist's zu spät, an sie zu denken.

Die Russen: Man muss schon mit dem Herbst beginnen, an die nächste Messe zu denken. (Altmann V, 126.)


Osternacht.

Es besuchen nicht alle die Osternacht, die Charfreitags schlafen gehen.


Osterprediger.

* Er ist ein feiner Osterprediger, aber ein schlechter Pfingstprediger.

Solche: die nicht strafen, sind feine Osterprediger aber schändliche Pfingstprediger. (Luther's Werke, VII.)


Osterregen.

1 Osterregen bringt magere Kost, Ostersonne fette und reichliche.Reinsberg VIII, 120.

2 Oster- und Charfreitagregen bringen selten Erntesegen.Boebel, 61.

Oder: bringt dem Bauer selten Segen. (Peter, 451.)


Oesterreich.

1 Oesterreich gehört der Welt Herrschaft.

Ueber dem Portal der wiener Burg stehen die Buchstaben: A. E. I. O. V., die auf verschiedene Weise gelesen werden: Alles Erdreich ist Oesterreich unterthan. Oder: Aller Ehren ist Oesterreich voll. Oder: Austriae es timperare orbi universo (Oesterreich gehört der Welt Herrschaft). Oder: Austria erit in orbi ultima (Bis zuletzt wird Oesterreich auf Erden sein). Oder: Austriaci erunt Imperatores orbi ultimi (Die letzten Kaiser der Erde werden die österreichischen sein). (Hesekiel, 17.)

2 Oesterreich ist aller Ehren voll.

Eine Denkmünze auf Joseph I., König von Ungarn, enthält: Austria Extendetur In Orbem Vniversum – Oesterreich Ist Aller Ehren Voll. (Witzfunken, VIIb, 17.) Die Dänen behaupten dagegen, es sei entweder voll Wind oder voll Gift: Austria aut ventosa aut venenosa. (Prov. dan., 42.) Von den drei letzten Regierungen sagt man, ihr Charakter sei in Monumenten Wiens ausgedrückt; Kaiser Joseph auf einem vorschreitenden Pferde (Fortschritt), Franz I. steht ruhig (Stillstand), Franz Joseph (Erzherzog Karl und Prinz Eugen, beide auf galopirenden Pferden) – alles auf dem Sprunge.

3 Oesterreich ist durch Schaden klug geworden.

„Wenn es den hochwichtigen strategischen Punkt bei Linz früher befestigt hätte, würde Napoleon nicht so bequem nach Wien gekommen sein.“ (W. Menzel, Reise durch Osterreich, 1831, S. 114.) Das Sprichwort lässt sich aber auch noch auf spätere Erfahrungen Oesterreichs anwenden, nur dass die gewonnene Klugheit nicht im richtigen Verhältniss zu dem erlittenen Schaden zu stehen scheint.

4 Oesterreich ist ein Frauenzimmer, an dem alles schön ist und das doch nicht schön ist.W. Menzel, Reise durch Oesterreich.

5 Oesterreich, Preussen Hand in Hand, Deutschland sonst aus Rand und Band.

Ein zur Zeit des zur Befreiung Schleswig-Holsteins von der dänischen Herrschaft geschlossenen Bündnisses zwischen Oesterreich und Preussen entstandener Spruch, der die Wünsche der Feudalpartei ausspricht, welche von der Ansicht ausgeht, dass dies Zusammenwirken der beiden Regierungen die sicherste Bürgschaft zur Niederhaltung oder Unterdrückung freisinniger Bestrebungen gewähre. (Vgl. Niederschles. Zeitung, Görlitz 1866, Nr. 68.) Nach derselben Zeitung (1868, Nr. 63) ist Gerlach von Magdeburg der Vater desselben.

6 Tu felix Austria nube.

Im Betreff der reichen Heirath Albrecht's von Oesterreich mit Elisabeth, Tochter des Kaisers Sigismund.


[Spaltenumbruch]
Oesterreicher.

1 Der Oesterreicher Ungnade ist besser als der Sachsen Gnade.Pistor., VIII, 34; Reinsberg V, 63.

Anspielung auf das strenge Sachsenrecht.

2 Die Oesterreicher seynd Fläschltrager.Chaos, 771.

Woher die Bezeichnung entstanden, ist a. a. O. nicht bemerkt; dagegen finden sich dort noch folgende ähnliche Spottreden: Die Schlösinger haben Esel gfressen (s. Eselsfresser). Die Mährer haben eine Stut für ein Fass Bier angezapft, und die Böhmen haben einen madigen Hund vor einen Barmisan Käss gessen.

Lat.: Dicis Grille, asinos Silesia devorat omnes: si verum est, ne te devoret illa cave. (Chaos, 771.)

3 Einen Oesterreicher vom Saufen, einen Reiter vom Raufen, einen Juden vom Betrügen, einen Böhmen vom Lügen, einen Graner vom Klauben, einen Polen vom Rauben, einen Welschen von der Buhlerei, einen Franzosen von der Untreu, einen Spanier von der Stolzheit, einen Franken von Grobheit, einen Schlesier vom Schreien, einen Sachsen von Schelmereien, einen Baiern vom Kaudern, einen Schwaben vom Plaudern; den lass ich sein einen Biedermann, der solche Leute bekehren kann.Abrahamisches Lauberhütt; Parömiakon, 2944.


Oesterreichisches.

* Ins Oesterreichische gehen. (Schweidnitz.)

Damit will man in Schweidnitz, wo diese Redensart üblich ist, keineswegs sagen, sich in das etwa vier Meilen entfernte Nachbarland (Böhmen) begeben, sondern – nach Schreibendorf gehen, eine Ortschaft, die jetzt einen Theil der schweidnitzer Niedervorstadt bildet. Die Einverleibung gehörte einer frühern Zeit an. Während des Dreissigjährigen Kriegs, und zwar 1633, theilte diese kleine Dorfschaft das Schicksal des südlich gelegenen Theils der Vorstadt, eingeäschert zu werden. Zu Anfang der preussischen Regierung waren nur wenige Häuser vorhanden, als Friedrich der Grosse den Plan fasste, Schweidnitz in einen festen Waffenplatz zu verwandeln. Schreibendorf wurde somit in den äussersten Wehrkreis (Enceinte) hineingezogen. Bis in die neue Zeit hatte sich aber an einem Hause der österreichische Doppeladler erhalten. Daher sagte man von jemand, der in diese Vorstadt (früher Schreibendorf) ging, er gehe ins Oesterreichische. (Vgl. Schles. Zeitung, 1867, Nr. 332, 1. Beil.)


Osterruf.

Wenn Osterruf auf Markus schellt, Antonius das Pfingstfest hält, Fronleichnam auf Johannis fällt, füllt Wehgeschrei die ganze Welt.

Das Wochenblatt für die Städte Forsten, Pförten und Triebel vom 2. Mai 1866, theilt den Spruch mit der Bemerkung mit, dass 1867 ein solch unglückselig Jahr sein werde, wie ein solches auch 1848 gewesen sei. Das Wochenblatt hat sich aber wol geirrt, denn 1848 fiel Ostern auf den 23. April und 1867 auf den 21. April, der Markustag fällt aber auf den 25. April, ein Fall, der erst 1886 eintritt.

Lat.: Antonius spiritum sanctum invocavit, Johannes coenabit, totus mundis vae clamabit.


Ostersuppe.

* Das ist nicht einer gelben Ostersuppe werth.Eiselein, 501.


Ostertag.

1 Am Ostertage sehen die Vlamingen gern Ost- und Nordostwind, wenn andere Winde nicht den Charfreitag verderben.Orakel, 1033.

2 Regnet's am Ostertag, so regnet's alle Sonntag.Orakel, 1032; Reinsberg VIII, 120.

3 Wann der Ostertag vff ein sontag fellt, so ist ein jedes kindt seines vatters.Gruter, I, 72; Petri, II, 637; Lehmann, 400, 43.

4 Wenn auf Ostertag die Sonne hell scheint, der Bauer bei seinem Korn auf dem Speicher weint; ist Ostertag ähnlich der Nacht, er sich ins Fäustchen lacht. (Eifel.)

5 Wenn es auf Ostertag regnet ein Thran (Thräne), so vergeht das Korn bis in den Grân (Schnitt). (Euskirchen.) – Boebel, 63; Schulfreund, 81, 23.

6 Wenn es regnet am Ostertag, so geräth's dürre Futter, so heisst die Sag'. (Pfalz.) – Reinsberg VIII, 120.

7 Wenn's am Oster(sonn)tage auch regnet am wingsten (wenigsten), so regnet's alle Sonntage bis Pfingsten.Boebel, 61.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p rendition="#et"><pb facs="#f0594" n="[580]"/><cb n="1159"/>
noch mit den Orten, wo sie gefeiert wurden, im Einklang standen. Dazu gehörte auch der Brauch, welcher sich bis in das vorige Jahrhundert behauptet hat, während der Osterpredigten dem Volke in den Kirchen allerlei Schwänke und lustige Histörchen aufzutischen, um die Zuhörer nach der traurigen Fastenzeit zu erheitern. <hi rendition="#i">Joh. Matthesius</hi> berichtet darüber: &#x201E;Um diese Zeit pflegt man Ostermärlein und närrische Gedichte zu predigen, damit man die Leute, so in der Fasten durch ihre Busse betrübet und in der Marterwoche mit dem Herrn Christo Mitleiden getragen, durch solch ungereimtes und loses Geschwätz erfreuet und wieder tröstet, wie ich solche Ostermärlein in meiner Jugend etliche gehöret.&#x201C; Als Beispiel erzählt <hi rendition="#i">Matthesius</hi> Folgendes: &#x201E;Da der Sohn Gottes vor die Vorburg der Hölle kam und mit seinem Kreuz anstiess, haben zwei Teufel ihre langen Nasen als Riegel vorgesteckt; als aber Christus angeklopft, dass Thür und Angeln mit Gewalt aufgegangen, habe er beiden Teufeln ihre Nasen abgestossen.&#x201C; &#x201E;Solches&#x201C;, bemerkt <hi rendition="#i">Matthesius,</hi> &#x201E;nannten zu der Zeit die Gelehrten Risus paschalis.&#x201C; (Vgl. <hi rendition="#i">Steger, Ostermärchen und Ostergelächter, in der Europa, Leipzig 1871, Nr. 15, 457.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Ostermesse.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">Wenn die Ostermesse da (oder: vorbei) ist, ist's zu spät, an sie zu denken.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Die Russen: Man muss schon mit dem Herbst beginnen, an die nächste Messe zu denken. (<hi rendition="#i">Altmann V, 126.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Osternacht.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">Es besuchen nicht alle die Osternacht, die Charfreitags schlafen gehen.</hi> </p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Osterprediger.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">* Er ist ein feiner Osterprediger, aber ein schlechter Pfingstprediger.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Solche: die nicht strafen, sind feine Osterprediger aber schändliche Pfingstprediger. (<hi rendition="#i">Luther's Werke, VII.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Osterregen.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 Osterregen bringt magere Kost, Ostersonne fette und reichliche.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Reinsberg VIII, 120.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">2 Oster- und Charfreitagregen bringen selten Erntesegen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Boebel, 61.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Oder: bringt dem Bauer selten Segen. (<hi rendition="#i">Peter, 451.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Oesterreich.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">1 Oesterreich gehört der Welt Herrschaft.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Ueber dem Portal der wiener Burg stehen die Buchstaben: A. E. I. O. V., die auf verschiedene Weise gelesen werden: Alles Erdreich ist Oesterreich unterthan. Oder: Aller Ehren ist Oesterreich voll. Oder: Austriae es timperare orbi universo (Oesterreich gehört der Welt Herrschaft). Oder: Austria erit in orbi ultima (Bis zuletzt wird Oesterreich auf Erden sein). Oder: Austriaci erunt Imperatores orbi ultimi (Die letzten Kaiser der Erde werden die österreichischen sein). (<hi rendition="#i">Hesekiel, 17.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">2 Oesterreich ist aller Ehren voll.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Eine Denkmünze auf Joseph I., König von Ungarn, enthält: Austria Extendetur In Orbem Vniversum &#x2013; Oesterreich Ist Aller Ehren Voll. (<hi rendition="#i">Witzfunken, VII<hi rendition="#sup">b</hi>, 17.</hi>) Die Dänen behaupten dagegen, es sei entweder voll Wind oder voll Gift: Austria aut ventosa aut venenosa. (<hi rendition="#i">Prov. dan., 42.</hi>) Von den drei letzten Regierungen sagt man, ihr Charakter sei in Monumenten Wiens ausgedrückt; Kaiser Joseph auf einem vorschreitenden Pferde (Fortschritt), Franz I. steht ruhig (Stillstand), Franz Joseph (Erzherzog Karl und Prinz Eugen, beide auf galopirenden Pferden) &#x2013; alles auf dem Sprunge.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">3 Oesterreich ist durch Schaden klug geworden.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">&#x201E;Wenn es den hochwichtigen strategischen Punkt bei Linz früher befestigt hätte, würde Napoleon nicht so bequem nach Wien gekommen sein.&#x201C; (<hi rendition="#i">W. Menzel, Reise durch Osterreich, 1831, S. 114.</hi>) Das Sprichwort lässt sich aber auch noch auf spätere Erfahrungen Oesterreichs anwenden, nur dass die gewonnene Klugheit nicht im richtigen Verhältniss zu dem erlittenen Schaden zu stehen scheint.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">4 Oesterreich ist ein Frauenzimmer, an dem alles schön ist und das doch nicht schön ist.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">W. Menzel, Reise durch Oesterreich.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">5 Oesterreich, Preussen Hand in Hand, Deutschland sonst aus Rand und Band.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Ein zur Zeit des zur Befreiung Schleswig-Holsteins von der dänischen Herrschaft geschlossenen Bündnisses zwischen Oesterreich und Preussen entstandener Spruch, der die Wünsche der Feudalpartei ausspricht, welche von der Ansicht ausgeht, dass dies Zusammenwirken der beiden Regierungen die sicherste Bürgschaft zur Niederhaltung oder Unterdrückung freisinniger Bestrebungen gewähre. (Vgl. <hi rendition="#i">Niederschles. Zeitung, Görlitz 1866, Nr. 68.</hi>) Nach derselben Zeitung (1868, Nr. 63) ist Gerlach von Magdeburg der Vater desselben.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">6 Tu felix Austria nube.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Im Betreff der reichen Heirath Albrecht's von Oesterreich mit Elisabeth, Tochter des Kaisers Sigismund.</p><lb/>
        </div>
        <cb n="1160"/>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Oesterreicher.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 Der Oesterreicher Ungnade ist besser als der Sachsen Gnade.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Pistor., VIII, 34; Reinsberg V, 63.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Anspielung auf das strenge Sachsenrecht.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">2 Die Oesterreicher seynd Fläschltrager.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Chaos, 771.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Woher die Bezeichnung entstanden, ist a. a. O. nicht bemerkt; dagegen finden sich dort noch folgende ähnliche Spottreden: Die Schlösinger haben Esel gfressen (s.  Eselsfresser). Die Mährer haben eine Stut für ein Fass Bier angezapft, und die Böhmen haben einen madigen Hund vor einen Barmisan Käss gessen.</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Dicis Grille, asinos Silesia devorat omnes: si verum est, ne te devoret illa cave. (<hi rendition="#i">Chaos, 771.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">3 Einen Oesterreicher vom Saufen, einen Reiter vom Raufen, einen Juden vom Betrügen, einen Böhmen vom Lügen, einen Graner vom Klauben, einen Polen vom Rauben, einen Welschen von der Buhlerei, einen Franzosen von der Untreu, einen Spanier von der Stolzheit, einen Franken von Grobheit, einen Schlesier vom Schreien, einen Sachsen von Schelmereien, einen Baiern vom Kaudern, einen Schwaben vom Plaudern; den lass ich sein einen Biedermann, der solche Leute bekehren kann.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Abrahamisches Lauberhütt; Parömiakon, 2944.</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Oesterreichisches.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">* Ins Oesterreichische gehen.</hi> (<hi rendition="#i">Schweidnitz.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et">Damit will man in Schweidnitz, wo diese Redensart üblich ist, keineswegs sagen, sich in das etwa vier Meilen entfernte Nachbarland (Böhmen) begeben, sondern &#x2013; nach Schreibendorf gehen, eine Ortschaft, die jetzt einen Theil der schweidnitzer Niedervorstadt bildet. Die Einverleibung gehörte einer frühern Zeit an. Während des Dreissigjährigen Kriegs, und zwar 1633, theilte diese kleine Dorfschaft das Schicksal des südlich gelegenen Theils der Vorstadt, eingeäschert zu werden. Zu Anfang der preussischen Regierung waren nur wenige Häuser vorhanden, als Friedrich der Grosse den Plan fasste, Schweidnitz in einen festen Waffenplatz zu verwandeln. Schreibendorf wurde somit in den äussersten Wehrkreis (Enceinte) hineingezogen. Bis in die neue Zeit hatte sich aber an einem Hause der österreichische Doppeladler erhalten. Daher sagte man von jemand, der in diese Vorstadt (früher Schreibendorf) ging, er gehe ins Oesterreichische. (Vgl. <hi rendition="#i">Schles. Zeitung, 1867, Nr. 332, 1. Beil.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Osterruf.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">Wenn Osterruf auf Markus schellt, Antonius das Pfingstfest hält, Fronleichnam auf Johannis fällt, füllt Wehgeschrei die ganze Welt.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Das Wochenblatt für die Städte Forsten, Pförten und Triebel vom 2. Mai 1866, theilt den Spruch mit der Bemerkung mit, dass 1867 ein solch unglückselig Jahr sein werde, wie ein solches auch 1848 gewesen sei. Das Wochenblatt hat sich aber wol geirrt, denn 1848 fiel Ostern auf den 23. April und 1867 auf den 21. April, der Markustag fällt aber auf den 25. April, ein Fall, der erst 1886 eintritt.</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Antonius spiritum sanctum invocavit, Johannes coenabit, totus mundis vae clamabit.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Ostersuppe.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">* Das ist nicht einer gelben Ostersuppe werth.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Eiselein, 501.</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Ostertag.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 Am Ostertage sehen die Vlamingen gern Ost- und Nordostwind, wenn andere Winde nicht den Charfreitag verderben.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Orakel, 1033.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">2 Regnet's am Ostertag, so regnet's alle Sonntag.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Orakel, 1032; Reinsberg VIII, 120.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">3 Wann der Ostertag vff ein sontag fellt, so ist ein jedes kindt seines vatters.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Gruter, I, 72; Petri, II, 637; Lehmann, 400, 43.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">4 Wenn auf Ostertag die Sonne hell scheint, der Bauer bei seinem Korn auf dem Speicher weint; ist Ostertag ähnlich der Nacht, er sich ins Fäustchen lacht.</hi> (<hi rendition="#i">Eifel.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">5 Wenn es auf Ostertag regnet ein Thran (Thräne), so vergeht das Korn bis in den Grân (Schnitt).</hi> (<hi rendition="#i">Euskirchen.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Boebel, 63; Schulfreund, 81, 23.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">6 Wenn es regnet am Ostertag, so geräth's dürre Futter, so heisst die Sag'.</hi> (<hi rendition="#i">Pfalz.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Reinsberg VIII, 120.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">7 Wenn's am Oster(sonn)tage auch regnet am wingsten (wenigsten), so regnet's alle Sonntage bis Pfingsten.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Boebel, 61.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">
</hi> </p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[580]/0594] noch mit den Orten, wo sie gefeiert wurden, im Einklang standen. Dazu gehörte auch der Brauch, welcher sich bis in das vorige Jahrhundert behauptet hat, während der Osterpredigten dem Volke in den Kirchen allerlei Schwänke und lustige Histörchen aufzutischen, um die Zuhörer nach der traurigen Fastenzeit zu erheitern. Joh. Matthesius berichtet darüber: „Um diese Zeit pflegt man Ostermärlein und närrische Gedichte zu predigen, damit man die Leute, so in der Fasten durch ihre Busse betrübet und in der Marterwoche mit dem Herrn Christo Mitleiden getragen, durch solch ungereimtes und loses Geschwätz erfreuet und wieder tröstet, wie ich solche Ostermärlein in meiner Jugend etliche gehöret.“ Als Beispiel erzählt Matthesius Folgendes: „Da der Sohn Gottes vor die Vorburg der Hölle kam und mit seinem Kreuz anstiess, haben zwei Teufel ihre langen Nasen als Riegel vorgesteckt; als aber Christus angeklopft, dass Thür und Angeln mit Gewalt aufgegangen, habe er beiden Teufeln ihre Nasen abgestossen.“ „Solches“, bemerkt Matthesius, „nannten zu der Zeit die Gelehrten Risus paschalis.“ (Vgl. Steger, Ostermärchen und Ostergelächter, in der Europa, Leipzig 1871, Nr. 15, 457.) Ostermesse. Wenn die Ostermesse da (oder: vorbei) ist, ist's zu spät, an sie zu denken. Die Russen: Man muss schon mit dem Herbst beginnen, an die nächste Messe zu denken. (Altmann V, 126.) Osternacht. Es besuchen nicht alle die Osternacht, die Charfreitags schlafen gehen. Osterprediger. * Er ist ein feiner Osterprediger, aber ein schlechter Pfingstprediger. Solche: die nicht strafen, sind feine Osterprediger aber schändliche Pfingstprediger. (Luther's Werke, VII.) Osterregen. 1 Osterregen bringt magere Kost, Ostersonne fette und reichliche. – Reinsberg VIII, 120. 2 Oster- und Charfreitagregen bringen selten Erntesegen. – Boebel, 61. Oder: bringt dem Bauer selten Segen. (Peter, 451.) Oesterreich. 1 Oesterreich gehört der Welt Herrschaft. Ueber dem Portal der wiener Burg stehen die Buchstaben: A. E. I. O. V., die auf verschiedene Weise gelesen werden: Alles Erdreich ist Oesterreich unterthan. Oder: Aller Ehren ist Oesterreich voll. Oder: Austriae es timperare orbi universo (Oesterreich gehört der Welt Herrschaft). Oder: Austria erit in orbi ultima (Bis zuletzt wird Oesterreich auf Erden sein). Oder: Austriaci erunt Imperatores orbi ultimi (Die letzten Kaiser der Erde werden die österreichischen sein). (Hesekiel, 17.) 2 Oesterreich ist aller Ehren voll. Eine Denkmünze auf Joseph I., König von Ungarn, enthält: Austria Extendetur In Orbem Vniversum – Oesterreich Ist Aller Ehren Voll. (Witzfunken, VIIb, 17.) Die Dänen behaupten dagegen, es sei entweder voll Wind oder voll Gift: Austria aut ventosa aut venenosa. (Prov. dan., 42.) Von den drei letzten Regierungen sagt man, ihr Charakter sei in Monumenten Wiens ausgedrückt; Kaiser Joseph auf einem vorschreitenden Pferde (Fortschritt), Franz I. steht ruhig (Stillstand), Franz Joseph (Erzherzog Karl und Prinz Eugen, beide auf galopirenden Pferden) – alles auf dem Sprunge. 3 Oesterreich ist durch Schaden klug geworden. „Wenn es den hochwichtigen strategischen Punkt bei Linz früher befestigt hätte, würde Napoleon nicht so bequem nach Wien gekommen sein.“ (W. Menzel, Reise durch Osterreich, 1831, S. 114.) Das Sprichwort lässt sich aber auch noch auf spätere Erfahrungen Oesterreichs anwenden, nur dass die gewonnene Klugheit nicht im richtigen Verhältniss zu dem erlittenen Schaden zu stehen scheint. 4 Oesterreich ist ein Frauenzimmer, an dem alles schön ist und das doch nicht schön ist. – W. Menzel, Reise durch Oesterreich. 5 Oesterreich, Preussen Hand in Hand, Deutschland sonst aus Rand und Band. Ein zur Zeit des zur Befreiung Schleswig-Holsteins von der dänischen Herrschaft geschlossenen Bündnisses zwischen Oesterreich und Preussen entstandener Spruch, der die Wünsche der Feudalpartei ausspricht, welche von der Ansicht ausgeht, dass dies Zusammenwirken der beiden Regierungen die sicherste Bürgschaft zur Niederhaltung oder Unterdrückung freisinniger Bestrebungen gewähre. (Vgl. Niederschles. Zeitung, Görlitz 1866, Nr. 68.) Nach derselben Zeitung (1868, Nr. 63) ist Gerlach von Magdeburg der Vater desselben. 6 Tu felix Austria nube. Im Betreff der reichen Heirath Albrecht's von Oesterreich mit Elisabeth, Tochter des Kaisers Sigismund. Oesterreicher. 1 Der Oesterreicher Ungnade ist besser als der Sachsen Gnade. – Pistor., VIII, 34; Reinsberg V, 63. Anspielung auf das strenge Sachsenrecht. 2 Die Oesterreicher seynd Fläschltrager. – Chaos, 771. Woher die Bezeichnung entstanden, ist a. a. O. nicht bemerkt; dagegen finden sich dort noch folgende ähnliche Spottreden: Die Schlösinger haben Esel gfressen (s. Eselsfresser). Die Mährer haben eine Stut für ein Fass Bier angezapft, und die Böhmen haben einen madigen Hund vor einen Barmisan Käss gessen. Lat.: Dicis Grille, asinos Silesia devorat omnes: si verum est, ne te devoret illa cave. (Chaos, 771.) 3 Einen Oesterreicher vom Saufen, einen Reiter vom Raufen, einen Juden vom Betrügen, einen Böhmen vom Lügen, einen Graner vom Klauben, einen Polen vom Rauben, einen Welschen von der Buhlerei, einen Franzosen von der Untreu, einen Spanier von der Stolzheit, einen Franken von Grobheit, einen Schlesier vom Schreien, einen Sachsen von Schelmereien, einen Baiern vom Kaudern, einen Schwaben vom Plaudern; den lass ich sein einen Biedermann, der solche Leute bekehren kann. – Abrahamisches Lauberhütt; Parömiakon, 2944. Oesterreichisches. * Ins Oesterreichische gehen. (Schweidnitz.) Damit will man in Schweidnitz, wo diese Redensart üblich ist, keineswegs sagen, sich in das etwa vier Meilen entfernte Nachbarland (Böhmen) begeben, sondern – nach Schreibendorf gehen, eine Ortschaft, die jetzt einen Theil der schweidnitzer Niedervorstadt bildet. Die Einverleibung gehörte einer frühern Zeit an. Während des Dreissigjährigen Kriegs, und zwar 1633, theilte diese kleine Dorfschaft das Schicksal des südlich gelegenen Theils der Vorstadt, eingeäschert zu werden. Zu Anfang der preussischen Regierung waren nur wenige Häuser vorhanden, als Friedrich der Grosse den Plan fasste, Schweidnitz in einen festen Waffenplatz zu verwandeln. Schreibendorf wurde somit in den äussersten Wehrkreis (Enceinte) hineingezogen. Bis in die neue Zeit hatte sich aber an einem Hause der österreichische Doppeladler erhalten. Daher sagte man von jemand, der in diese Vorstadt (früher Schreibendorf) ging, er gehe ins Oesterreichische. (Vgl. Schles. Zeitung, 1867, Nr. 332, 1. Beil.) Osterruf. Wenn Osterruf auf Markus schellt, Antonius das Pfingstfest hält, Fronleichnam auf Johannis fällt, füllt Wehgeschrei die ganze Welt. Das Wochenblatt für die Städte Forsten, Pförten und Triebel vom 2. Mai 1866, theilt den Spruch mit der Bemerkung mit, dass 1867 ein solch unglückselig Jahr sein werde, wie ein solches auch 1848 gewesen sei. Das Wochenblatt hat sich aber wol geirrt, denn 1848 fiel Ostern auf den 23. April und 1867 auf den 21. April, der Markustag fällt aber auf den 25. April, ein Fall, der erst 1886 eintritt. Lat.: Antonius spiritum sanctum invocavit, Johannes coenabit, totus mundis vae clamabit. Ostersuppe. * Das ist nicht einer gelben Ostersuppe werth. – Eiselein, 501. Ostertag. 1 Am Ostertage sehen die Vlamingen gern Ost- und Nordostwind, wenn andere Winde nicht den Charfreitag verderben. – Orakel, 1033. 2 Regnet's am Ostertag, so regnet's alle Sonntag. – Orakel, 1032; Reinsberg VIII, 120. 3 Wann der Ostertag vff ein sontag fellt, so ist ein jedes kindt seines vatters. – Gruter, I, 72; Petri, II, 637; Lehmann, 400, 43. 4 Wenn auf Ostertag die Sonne hell scheint, der Bauer bei seinem Korn auf dem Speicher weint; ist Ostertag ähnlich der Nacht, er sich ins Fäustchen lacht. (Eifel.) 5 Wenn es auf Ostertag regnet ein Thran (Thräne), so vergeht das Korn bis in den Grân (Schnitt). (Euskirchen.) – Boebel, 63; Schulfreund, 81, 23. 6 Wenn es regnet am Ostertag, so geräth's dürre Futter, so heisst die Sag'. (Pfalz.) – Reinsberg VIII, 120. 7 Wenn's am Oster(sonn)tage auch regnet am wingsten (wenigsten), so regnet's alle Sonntage bis Pfingsten. – Boebel, 61.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

zeno.org – Contumax GmbH & Co. KG: Bereitstellung der Texttranskription. (2020-09-18T08:39:28Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Andreas Nolda: Bearbeitung der digitalen Edition. (2020-09-18T08:39:28Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: nicht übernommen; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): gekennzeichnet; Hervorhebungen I/J in Fraktur: keine Angabe; i/j in Fraktur: keine Angabe; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): keine Angabe; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein

Verzeichnisse im Vorspann wurden nicht transkribiert. Errata aus den Berichtigungen im Nachspann wurden stillschweigend integriert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon03_1873
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon03_1873/594
Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873, S. [580]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon03_1873/594>, abgerufen am 29.03.2024.