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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873.

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Paradeplatz.

* Den (der) het ock ennen Paradeplatz för de Lüüs. (Meurs.) - Firmenich, I, 407, 408.

Um zu sagen: er hat eine Glatze.


Paradies.

1 Das Paradies ist nicht für alte Leute.

Aus einem Scherz hervorgegangen. Eine alte Frau, die darüber erschrak, wurde damit getröstet, dass es im Paradiese deshalb keine Alten gebe, weil dort alle wieder jung würden.

2 Das Paradies ist weit und nit für alle Leut'.

It.: Il paradiso e dei meno, non dei piu.

3 Die sehen am meisten nach dem Paradiese, welche der Hölle am nächsten sind.

Die Russen: Auch die reden vom Paradiese, die für die Hölle bestimmt sind. (Altmann VI, 45.)

4 Es ist ein Paradies auf der Erden.

5 Im Paradies allein ist Pein.

It.: Non si vorria esser solo in paradiso. (Bohn I, 114.)

6 Im Paradies ist alles wohlfeil, da kostet der Ochs einen Kreuzer.

Als Entgegnung, dass anderswo etwas wohlfeiler zu haben sei.

Jüd.-deutsch: Im Gan-Eeden koscht e Ochs e Kreuzer. (Tendlau, 758.)

7 Ins Paradies wird niemand getrieben.

Frz.: Vous ne l'emporterez pas en Paradis. (Leroux, I, 26.)

8 Jedes Paradies hat seine Schlange.

9 Paradieses genug, wenn nur die Sünde nicht wär'!

10 Wär's Paradies nicht in Asia, so suchte man's in Padua. - Deutsche Romanzeitung, III, 45, 711.

11 Was im Paradiese eingesetzt ist, das kann niemand ändern.

12 Wer einmal im Paradiese gelebt, der sehnt sich nicht nach der Wüste. - Sprichwörtergarten, 241.

13 Wer im Paradies ist, dem ist das Fegefeuer eine Hölle.

14 Wer im Paradies will bleiben, muss die Eva hinaustreiben.

Holl.: Wil ik in 't paradijs blijven, dan moet ik geene Eva binnen laten. (Harrebomee, II, 172a.)

15 Wer ins Paradies will, muss einen guten Schlüssel haben.

Engl.: He that will enter into Paradise must have a good key. (Bohn II, 16.)

16 Wer ins Paradies will, muss es mit der Wache nicht verderben.

It.: Non si puo entrare in paradiso a dispetto de' santi. (Bohn I, 114.)

17 Wer ins Paradies will, muss vom Höllenwege herunter.

Bei den Franzosen kommen nur die guten Zahler hinein: Paradis sera aux bien payants. (Cahier, 1306.)

Mhd.: Du hast dicke wol vernomen: ze paradeis mac nieman komen, ern müeze der helle e bekorn. (Reinhart.) (Zingerle, 112.)

18 Zwei Paradiese gehen nicht aufeinander. - Parömiakon, 810.

"Die Arbeit vor dem Lohn, der Streit vor der Victoria, das Leiden vor der Freude, das Getümmel vor dem Himmel, Mühseligkeit vor Seligkeit. Zwei Paradiese gehen nicht aufeinander." (Judas der Erzschelm, II.)

*19 Das ist ein Paradies im Paradiese.

*20 Das preussische Paradies. - Frischbier2, 2865.

So wurde früher die Halbinsel, welche den Weg von Pillau nach Fischhausen bildet, genannt. C. H. Rappolt (Von dem sogenannten preuss. Paradiese [vgl. Erläutertes Preussen, Königsberg 1724, V, 583]) sagt: "Ist irgendeine angenehme und mit unzähligen Veränderungen ausgeschmückte Gegend in Preussen anzutreffen, so ist es die in einem Haken von zwei Meilen begriffene Halbinsel von Pillau nach Fischhausen. Nicht nur die unvergleichliche Lage dieser Gegend, sondern auch der Ueberfluss aller Sinn und Gemüth ergötzenden Dinge rechtfertigen ihre Benennung, da man sie absonderlich das preussische Paradies heisst." Dieser Artikel vom preussischen Paradiese ist auch abgedruckt in Wöchentliche Königsbergische Frag- und Anzeigungs-Nachrichten (Jahrg. 1738, Nr. 27); aber die bezeichnete Gegend wird jetzt nicht mehr als Paradies betrachtet.

*21 Ein Paradies, in dem Esel wohnen.

In Aegypten sagt man von einer schönen Frau, die einen hässlichen Mann hat: Es ist ein Paradies, in welchem Schweine weiden. (Burckhardt, 195.)

*22 Einem das Paradies zeigen.

Wenn jemand scheinbar schon am Ziele war, und am Ende sich doch vom Glück getäuscht sieht.

Jüdisch-deutsch: Das haasst mer, Aam das Gan-Eden gewiese. (Tendlau, 624.)

[Spaltenumbruch] *23 Einen aus dem Paradiese treiben.

"Der Mensch kann kein ungestörtes Glück ertragen, weshalb der liebe Gott vielleicht auch unsern Stammvater Adam hauptsächlich nur, um ihn nicht vor langer Weile daselbst umkommen zu lassen, aus dem Paradiese jagte." (Briefe eines Verstorbenen, III.)

*24 Er muss ins Paradies fahren wie die Sau ins Mäuseloch.

Von jemand, der ein gutes Leben hinter sich hat.

*25 Er wird ins Paradies fahren wie die Sense in den Sack.

Wird sehr schwer gehen; er hat kein paradiesisch Leben geführt. " ... Darumb werden sie also par ins Paradiss fahren wie ein Sänss in Sack vnd ein Saw ins Mäussloch." (Fischart, Gesch., in Kloster, VIII, 384.)


Paradieskutscher.

* Es ist ein Paradieskutscher. - Buch der Welt, 1872, Nr. 5.

Scherzhafte Bezeichnung eines Geistlichen als Leichenbegleiter.


Paradiesvogel.

Es sind nicht lauter Paradiesvögel in Noah's Arche gewesen, sondern auch Gimpel und Lachtauben. - Parömiakon, 90.

Die Menschen und ihre Bestrebungen sind verschieden.


Paradiren.

* Es paradirt wie eine Laus auf einer (Hals-) Kraus'.

Holl.: Dat pareert als eene luis op de bef van een domine. (Harrebomee, II, 40.)


Paragraph.

1 Die Paragraphen können umgangen werden, sagt Reisemann. (S. Recht.)

Ein jüdischer Kaufmann in Stargard.

*2 Einem einen Paragraphen über den Kopff versetzen, dass der rothe Safft darnach geht. - Simplic., I, 58.


Parammel.

* He makt völ Parammel. - Bueren, 688.


Parat.

* Parat, wie der Vogel auf dem Dache, wenn er piep sagt und wegfliegt.


Parch.

*1 A Parch1 mit gekräuselte Huur (Haar). (Jüd.-deutsch. Warschau.)

1) Ein grindiger Mensch. Von Leuten gebraucht, die sich auf ein eingebildetes Verdienst viel zugute thun; gleichsam ein mit Grind Behafteter, der sich etwa einbildet, schönes Haar zu besitzen.

*2 Bet a Parch züm Minjen1, halt er sich derünter2. (Jüd.-deutsch. Warschau.)

1) Die vorgeschriebene Zahl von zehn erwachsenen Personen zur Abhaltung des Gebets.

2) Hintangesetzt, beleidigt. - Das Sprichwort wird von anspruchsvollen Leuten gebraucht, die eine ihnen zugedachte Auszeichnung und Ehrenbezeigung als eine zu geringe verschmähen. Das Hereinbitten zur Abhaltung des Gebets wird nicht nur als ein frommes Werk, sondern auch als Ehre betrachtet, der sich kein Jude entziehen wird. Nur ein "Parch", d. h. hier ein Taugenichts, ist im Stande zu glauben, dass eine solche Einladung etwas für ihn Beleidigendes enthalte.


Pärchen.

* Dar kan en Pärken ut waren. - Dähnert, 342a.

Sie können einander heirathen.


Pardon.

Pardon, ich geb mich gefangen, rief der Schwab, als er auff einen rechen trat, vnd derselb im vffschlagen jhm achterwerts an das Haupt schlug, da noch kein feind vorhanden. - Zinkgref, IV, 164.


Pareske.

1 Wenn aus dem Pareske ein Schuh wird, dann weiss er nicht, wie er sich anstellen soll. - Frischbier2, 2867.

*2 Darüber kann man mit Paresken gehen. - Frischbier2, 2866.

Scherzhaft von einem Brei, der sehr dick ist.

*3 Wo hast du deine Paresken gelassen? (Ostpreuss.) - Frischbier, 559; Frischbier2, 2868; Hennig, 178.

1) Bastschuhe, die schon von den heidnischen Preussen getragen wurden. Weil sie dieselben auch selbst verfertigten, sagte Markgraf Albrecht, der erste Herzog von Preussen, scherzhaft: er wäre so reich, dass nur allein der insterburgische Bezirk 15000 Schuhmacher besitze. - Das Wort Pareske soll nach Hennig a. a. O.

[Spaltenumbruch]
Paradeplatz.

* Den (der) het ock ennen Paradeplatz för de Lüüs. (Meurs.) – Firmenich, I, 407, 408.

Um zu sagen: er hat eine Glatze.


Paradies.

1 Das Paradies ist nicht für alte Leute.

Aus einem Scherz hervorgegangen. Eine alte Frau, die darüber erschrak, wurde damit getröstet, dass es im Paradiese deshalb keine Alten gebe, weil dort alle wieder jung würden.

2 Das Paradies ist weit und nit für alle Leut'.

It.: Il paradiso è dei meno, non dei più.

3 Die sehen am meisten nach dem Paradiese, welche der Hölle am nächsten sind.

Die Russen: Auch die reden vom Paradiese, die für die Hölle bestimmt sind. (Altmann VI, 45.)

4 Es ist ein Paradies auf der Erden.

5 Im Paradies allein ist Pein.

It.: Non si vorria esser solo in paradiso. (Bohn I, 114.)

6 Im Paradies ist alles wohlfeil, da kostet der Ochs einen Kreuzer.

Als Entgegnung, dass anderswo etwas wohlfeiler zu haben sei.

Jüd.-deutsch: Im Gan-Eeden koscht e Ochs e Kreuzer. (Tendlau, 758.)

7 Ins Paradies wird niemand getrieben.

Frz.: Vous ne l'emporterez pas en Paradis. (Leroux, I, 26.)

8 Jedes Paradies hat seine Schlange.

9 Paradieses genug, wenn nur die Sünde nicht wär'!

10 Wär's Paradies nicht in Asia, so suchte man's in Padua.Deutsche Romanzeitung, III, 45, 711.

11 Was im Paradiese eingesetzt ist, das kann niemand ändern.

12 Wer einmal im Paradiese gelebt, der sehnt sich nicht nach der Wüste.Sprichwörtergarten, 241.

13 Wer im Paradies ist, dem ist das Fegefeuer eine Hölle.

14 Wer im Paradies will bleiben, muss die Eva hinaustreiben.

Holl.: Wil ik in 't paradijs blijven, dan moet ik geene Eva binnen laten. (Harrebomée, II, 172a.)

15 Wer ins Paradies will, muss einen guten Schlüssel haben.

Engl.: He that will enter into Paradise must have a good key. (Bohn II, 16.)

16 Wer ins Paradies will, muss es mit der Wache nicht verderben.

It.: Non si può entrare in paradiso a dispetto de' santi. (Bohn I, 114.)

17 Wer ins Paradies will, muss vom Höllenwege herunter.

Bei den Franzosen kommen nur die guten Zahler hinein: Paradis sera aux bien payants. (Cahier, 1306.)

Mhd.: Du hâst dicke wol vernomen: ze paradîs mac nieman komen, ern müeze der helle ê bekorn. (Reinhart.) (Zingerle, 112.)

18 Zwei Paradiese gehen nicht aufeinander.Parömiakon, 810.

„Die Arbeit vor dem Lohn, der Streit vor der Victoria, das Leiden vor der Freude, das Getümmel vor dem Himmel, Mühseligkeit vor Seligkeit. Zwei Paradiese gehen nicht aufeinander.“ (Judas der Erzschelm, II.)

*19 Das ist ein Paradies im Paradiese.

*20 Das preussische Paradies.Frischbier2, 2865.

So wurde früher die Halbinsel, welche den Weg von Pillau nach Fischhausen bildet, genannt. C. H. Rappolt (Von dem sogenannten preuss. Paradiese [vgl. Erläutertes Preussen, Königsberg 1724, V, 583]) sagt: „Ist irgendeine angenehme und mit unzähligen Veränderungen ausgeschmückte Gegend in Preussen anzutreffen, so ist es die in einem Haken von zwei Meilen begriffene Halbinsel von Pillau nach Fischhausen. Nicht nur die unvergleichliche Lage dieser Gegend, sondern auch der Ueberfluss aller Sinn und Gemüth ergötzenden Dinge rechtfertigen ihre Benennung, da man sie absonderlich das preussische Paradies heisst.“ Dieser Artikel vom preussischen Paradiese ist auch abgedruckt in Wöchentliche Königsbergische Frag- und Anzeigungs-Nachrichten (Jahrg. 1738, Nr. 27); aber die bezeichnete Gegend wird jetzt nicht mehr als Paradies betrachtet.

*21 Ein Paradies, in dem Esel wohnen.

In Aegypten sagt man von einer schönen Frau, die einen hässlichen Mann hat: Es ist ein Paradies, in welchem Schweine weiden. (Burckhardt, 195.)

*22 Einem das Paradies zeigen.

Wenn jemand scheinbar schon am Ziele war, und am Ende sich doch vom Glück getäuscht sieht.

Jüdisch-deutsch: Das haasst mer, Aam das Gan-Eden gewiese. (Tendlau, 624.)

[Spaltenumbruch] *23 Einen aus dem Paradiese treiben.

„Der Mensch kann kein ungestörtes Glück ertragen, weshalb der liebe Gott vielleicht auch unsern Stammvater Adam hauptsächlich nur, um ihn nicht vor langer Weile daselbst umkommen zu lassen, aus dem Paradiese jagte.“ (Briefe eines Verstorbenen, III.)

*24 Er muss ins Paradies fahren wie die Sau ins Mäuseloch.

Von jemand, der ein gutes Leben hinter sich hat.

*25 Er wird ins Paradies fahren wie die Sense in den Sack.

Wird sehr schwer gehen; er hat kein paradiesisch Leben geführt. „ ... Darumb werden sie also par ins Paradiss fahren wie ein Sänss in Sack vnd ein Saw ins Mäussloch.“ (Fischart, Gesch., in Kloster, VIII, 384.)


Paradieskutscher.

* Es ist ein Paradieskutscher.Buch der Welt, 1872, Nr. 5.

Scherzhafte Bezeichnung eines Geistlichen als Leichenbegleiter.


Paradiesvogel.

Es sind nicht lauter Paradiesvögel in Noah's Arche gewesen, sondern auch Gimpel und Lachtauben.Parömiakon, 90.

Die Menschen und ihre Bestrebungen sind verschieden.


Paradiren.

* Es paradirt wie eine Laus auf einer (Hals-) Kraus'.

Holl.: Dat pareert als eene luis op de bef van een dominé. (Harrebomée, II, 40.)


Paragraph.

1 Die Paragraphen können umgangen werden, sagt Reisemann. (S. Recht.)

Ein jüdischer Kaufmann in Stargard.

*2 Einem einen Paragraphen über den Kopff versetzen, dass der rothe Safft darnach geht.Simplic., I, 58.


Parammel.

* He mâkt völ Parammel.Bueren, 688.


Parat.

* Parat, wie der Vogel auf dem Dache, wenn er piep sagt und wegfliegt.


Parch.

*1 A Parch1 mit gekräuselte Huur (Haar). (Jüd.-deutsch. Warschau.)

1) Ein grindiger Mensch. Von Leuten gebraucht, die sich auf ein eingebildetes Verdienst viel zugute thun; gleichsam ein mit Grind Behafteter, der sich etwa einbildet, schönes Haar zu besitzen.

*2 Bet a Parch züm Minjen1, halt er sich derünter2. (Jüd.-deutsch. Warschau.)

1) Die vorgeschriebene Zahl von zehn erwachsenen Personen zur Abhaltung des Gebets.

2) Hintangesetzt, beleidigt. – Das Sprichwort wird von anspruchsvollen Leuten gebraucht, die eine ihnen zugedachte Auszeichnung und Ehrenbezeigung als eine zu geringe verschmähen. Das Hereinbitten zur Abhaltung des Gebets wird nicht nur als ein frommes Werk, sondern auch als Ehre betrachtet, der sich kein Jude entziehen wird. Nur ein „Parch“, d. h. hier ein Taugenichts, ist im Stande zu glauben, dass eine solche Einladung etwas für ihn Beleidigendes enthalte.


Pärchen.

* Dar kan ên Pärken ut waren.Dähnert, 342a.

Sie können einander heirathen.


Pardon.

Pardon, ich geb mich gefangen, rief der Schwab, als er auff einen rechen trat, vnd derselb im vffschlagen jhm achterwerts an das Haupt schlug, da noch kein feind vorhanden.Zinkgref, IV, 164.


Parêske.

1 Wenn aus dem Parêske ein Schuh wird, dann weiss er nicht, wie er sich anstellen soll.Frischbier2, 2867.

*2 Darüber kann man mit Parêsken gehen.Frischbier2, 2866.

Scherzhaft von einem Brei, der sehr dick ist.

*3 Wo hast du deine Paresken gelassen? (Ostpreuss.) – Frischbier, 559; Frischbier2, 2868; Hennig, 178.

1) Bastschuhe, die schon von den heidnischen Preussen getragen wurden. Weil sie dieselben auch selbst verfertigten, sagte Markgraf Albrecht, der erste Herzog von Preussen, scherzhaft: er wäre so reich, dass nur allein der insterburgische Bezirk 15000 Schuhmacher besitze. – Das Wort Parêske soll nach Hennig a. a. O.

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[[591]/0605] Paradeplatz. * Den (der) het ock ennen Paradeplatz för de Lüüs. (Meurs.) – Firmenich, I, 407, 408. Um zu sagen: er hat eine Glatze. Paradies. 1 Das Paradies ist nicht für alte Leute. Aus einem Scherz hervorgegangen. Eine alte Frau, die darüber erschrak, wurde damit getröstet, dass es im Paradiese deshalb keine Alten gebe, weil dort alle wieder jung würden. 2 Das Paradies ist weit und nit für alle Leut'. It.: Il paradiso è dei meno, non dei più. 3 Die sehen am meisten nach dem Paradiese, welche der Hölle am nächsten sind. Die Russen: Auch die reden vom Paradiese, die für die Hölle bestimmt sind. (Altmann VI, 45.) 4 Es ist ein Paradies auf der Erden. 5 Im Paradies allein ist Pein. It.: Non si vorria esser solo in paradiso. (Bohn I, 114.) 6 Im Paradies ist alles wohlfeil, da kostet der Ochs einen Kreuzer. Als Entgegnung, dass anderswo etwas wohlfeiler zu haben sei. Jüd.-deutsch: Im Gan-Eeden koscht e Ochs e Kreuzer. (Tendlau, 758.) 7 Ins Paradies wird niemand getrieben. Frz.: Vous ne l'emporterez pas en Paradis. (Leroux, I, 26.) 8 Jedes Paradies hat seine Schlange. 9 Paradieses genug, wenn nur die Sünde nicht wär'! 10 Wär's Paradies nicht in Asia, so suchte man's in Padua. – Deutsche Romanzeitung, III, 45, 711. 11 Was im Paradiese eingesetzt ist, das kann niemand ändern. 12 Wer einmal im Paradiese gelebt, der sehnt sich nicht nach der Wüste. – Sprichwörtergarten, 241. 13 Wer im Paradies ist, dem ist das Fegefeuer eine Hölle. 14 Wer im Paradies will bleiben, muss die Eva hinaustreiben. Holl.: Wil ik in 't paradijs blijven, dan moet ik geene Eva binnen laten. (Harrebomée, II, 172a.) 15 Wer ins Paradies will, muss einen guten Schlüssel haben. Engl.: He that will enter into Paradise must have a good key. (Bohn II, 16.) 16 Wer ins Paradies will, muss es mit der Wache nicht verderben. It.: Non si può entrare in paradiso a dispetto de' santi. (Bohn I, 114.) 17 Wer ins Paradies will, muss vom Höllenwege herunter. Bei den Franzosen kommen nur die guten Zahler hinein: Paradis sera aux bien payants. (Cahier, 1306.) Mhd.: Du hâst dicke wol vernomen: ze paradîs mac nieman komen, ern müeze der helle ê bekorn. (Reinhart.) (Zingerle, 112.) 18 Zwei Paradiese gehen nicht aufeinander. – Parömiakon, 810. „Die Arbeit vor dem Lohn, der Streit vor der Victoria, das Leiden vor der Freude, das Getümmel vor dem Himmel, Mühseligkeit vor Seligkeit. Zwei Paradiese gehen nicht aufeinander.“ (Judas der Erzschelm, II.) *19 Das ist ein Paradies im Paradiese. *20 Das preussische Paradies. – Frischbier2, 2865. So wurde früher die Halbinsel, welche den Weg von Pillau nach Fischhausen bildet, genannt. C. H. Rappolt (Von dem sogenannten preuss. Paradiese [vgl. Erläutertes Preussen, Königsberg 1724, V, 583]) sagt: „Ist irgendeine angenehme und mit unzähligen Veränderungen ausgeschmückte Gegend in Preussen anzutreffen, so ist es die in einem Haken von zwei Meilen begriffene Halbinsel von Pillau nach Fischhausen. Nicht nur die unvergleichliche Lage dieser Gegend, sondern auch der Ueberfluss aller Sinn und Gemüth ergötzenden Dinge rechtfertigen ihre Benennung, da man sie absonderlich das preussische Paradies heisst.“ Dieser Artikel vom preussischen Paradiese ist auch abgedruckt in Wöchentliche Königsbergische Frag- und Anzeigungs-Nachrichten (Jahrg. 1738, Nr. 27); aber die bezeichnete Gegend wird jetzt nicht mehr als Paradies betrachtet. *21 Ein Paradies, in dem Esel wohnen. In Aegypten sagt man von einer schönen Frau, die einen hässlichen Mann hat: Es ist ein Paradies, in welchem Schweine weiden. (Burckhardt, 195.) *22 Einem das Paradies zeigen. Wenn jemand scheinbar schon am Ziele war, und am Ende sich doch vom Glück getäuscht sieht. Jüdisch-deutsch: Das haasst mer, Aam das Gan-Eden gewiese. (Tendlau, 624.) *23 Einen aus dem Paradiese treiben. „Der Mensch kann kein ungestörtes Glück ertragen, weshalb der liebe Gott vielleicht auch unsern Stammvater Adam hauptsächlich nur, um ihn nicht vor langer Weile daselbst umkommen zu lassen, aus dem Paradiese jagte.“ (Briefe eines Verstorbenen, III.) *24 Er muss ins Paradies fahren wie die Sau ins Mäuseloch. Von jemand, der ein gutes Leben hinter sich hat. *25 Er wird ins Paradies fahren wie die Sense in den Sack. Wird sehr schwer gehen; er hat kein paradiesisch Leben geführt. „ ... Darumb werden sie also par ins Paradiss fahren wie ein Sänss in Sack vnd ein Saw ins Mäussloch.“ (Fischart, Gesch., in Kloster, VIII, 384.) Paradieskutscher. * Es ist ein Paradieskutscher. – Buch der Welt, 1872, Nr. 5. Scherzhafte Bezeichnung eines Geistlichen als Leichenbegleiter. Paradiesvogel. Es sind nicht lauter Paradiesvögel in Noah's Arche gewesen, sondern auch Gimpel und Lachtauben. – Parömiakon, 90. Die Menschen und ihre Bestrebungen sind verschieden. Paradiren. * Es paradirt wie eine Laus auf einer (Hals-) Kraus'. Holl.: Dat pareert als eene luis op de bef van een dominé. (Harrebomée, II, 40.) Paragraph. 1 Die Paragraphen können umgangen werden, sagt Reisemann. (S. Recht.) Ein jüdischer Kaufmann in Stargard. *2 Einem einen Paragraphen über den Kopff versetzen, dass der rothe Safft darnach geht. – Simplic., I, 58. Parammel. * He mâkt völ Parammel. – Bueren, 688. Parat. * Parat, wie der Vogel auf dem Dache, wenn er piep sagt und wegfliegt. Parch. *1 A Parch1 mit gekräuselte Huur (Haar). (Jüd.-deutsch. Warschau.) 1) Ein grindiger Mensch. Von Leuten gebraucht, die sich auf ein eingebildetes Verdienst viel zugute thun; gleichsam ein mit Grind Behafteter, der sich etwa einbildet, schönes Haar zu besitzen. *2 Bet a Parch züm Minjen1, halt er sich derünter2. (Jüd.-deutsch. Warschau.) 1) Die vorgeschriebene Zahl von zehn erwachsenen Personen zur Abhaltung des Gebets. 2) Hintangesetzt, beleidigt. – Das Sprichwort wird von anspruchsvollen Leuten gebraucht, die eine ihnen zugedachte Auszeichnung und Ehrenbezeigung als eine zu geringe verschmähen. Das Hereinbitten zur Abhaltung des Gebets wird nicht nur als ein frommes Werk, sondern auch als Ehre betrachtet, der sich kein Jude entziehen wird. Nur ein „Parch“, d. h. hier ein Taugenichts, ist im Stande zu glauben, dass eine solche Einladung etwas für ihn Beleidigendes enthalte. Pärchen. * Dar kan ên Pärken ut waren. – Dähnert, 342a. Sie können einander heirathen. Pardon. Pardon, ich geb mich gefangen, rief der Schwab, als er auff einen rechen trat, vnd derselb im vffschlagen jhm achterwerts an das Haupt schlug, da noch kein feind vorhanden. – Zinkgref, IV, 164. Parêske. 1 Wenn aus dem Parêske ein Schuh wird, dann weiss er nicht, wie er sich anstellen soll. – Frischbier2, 2867. *2 Darüber kann man mit Parêsken gehen. – Frischbier2, 2866. Scherzhaft von einem Brei, der sehr dick ist. *3 Wo hast du deine Paresken gelassen? (Ostpreuss.) – Frischbier, 559; Frischbier2, 2868; Hennig, 178. 1) Bastschuhe, die schon von den heidnischen Preussen getragen wurden. Weil sie dieselben auch selbst verfertigten, sagte Markgraf Albrecht, der erste Herzog von Preussen, scherzhaft: er wäre so reich, dass nur allein der insterburgische Bezirk 15000 Schuhmacher besitze. – Das Wort Parêske soll nach Hennig a. a. O.

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873, S. [591]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon03_1873/605>, abgerufen am 28.03.2024.