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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873.

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Pfaffenkrieg.

Pfaffenkriege sind gefehrlich, sie spinnen sich gering an, gehen aber hoch auss. - Petri, II, 505.


Pfaffenkühne.

1 Pfaffenkühne, Mertzengrüne, Nachtigalgesang wehren nimmer lang. - Zinkgref, IV, 246.

2 Pfaffen Kyen, Mertzen gryen, Metzen zu geile behende: nemen selten ein gut ende.

Nach A. M. Ottow (s. Serapeum, Leipzig 1867, Nr. 21, S. 331) der einzige deutsche Spruch, der sich in der "seltenen ersten Ausgabe" von Jacobi Wimpfelingii Adolescentia (Bl. LIIIb) findet, und zwar für den lateinischen: Clericus ad bella promptus: lasciua puella: Martius in flore: caret horum finis honore. Kyen, Küene = Kühnheit. (Vgl. Benecke, Mittelhochd. Wb., I, 894.)


Pfaffenleben.

* Das ist ein gut Pfaffenleben. - Aventin, CCCLXXIa.

"Ein Sprichwort bei dem gemeinen Mann."


Pfaffenliebe.

Pfaffenlieb - Affenlieb. - Fischart, S. Dominici Leben, Randgl. 135.


Pfaffenlist.

Pfaffenlist geht über Teufelslist.

Die Russen behaupten dasselbe, fügen aber noch hinzu: Weiberlist geht über Pfaffenlist. Oder sie sagen: Pfaffenlist übertrifft Schlangenlist, Weiberlist Pfaffenlist. Popen sind wol zu wiegen, aber nicht ihre Ränke. (Altmann V, 112; VI, 395 u. 508.)

Mhd.: Swa diu nataur verirret ist waz schict da hoher phaffen list. (Boner.) (Zingerle, 114.)


Pfaffenmagd.

Pfaffenmagd und Wurstsuppe ist eine gemeine Speise.

Holl.: Papenwijven en soppen is eene gemeene spijs. (Harrebomee, II, 160a.)


Pfaffenmagen.

Pfaffenmagen kann alles vertragen. - Frischbier, 567; Frischbier2, 2898.

Der Pfaffenmagen ist wol so gut wie identisch mit dem Kirchenmagen (s. Kirche 29 u. 30), deren Verdauungskraft von unbestimmbarer Grenze ist. Als Kaiser Karl IV. im Jahre 1378 beerdigt wurde, opferte man 26 Pferde, und bei der Leichenfeier des Kaisers Maximilian II. im Jahre 1577 wurden an seinem Grabe zu Prag die Pferde zwar nicht getödtet, aber als "Oblate der Domkirche" behalten. (Vgl. O. Henne - Am Rhyn, Culturgeschichte der neuern Zeit, Leipzig 1870, Bd. 1, Buch 9.)


Pfaffenneid.

Pfaffenneid vnd hass, der hat kein mass. - Mathesius, Historia Jesu, XVIIb.


Pfaffenrath.

Pfaffenrath streut üble Saat.

Eine allgemeine Wahrheit. Das Sprichwort scheint sich aber auf den Krieg zwischen den Herzogthümern Gotha und Meiningen zu beziehen, der seine erste Ursache darin hatte, dass im October 1746 Frau von Pfaffenrath vor der Frau von Gleichen in den Speisesaal zu Meiningen eintrat. Die noch vorhandenen, in dem Staatsarchiv zu Gotha aufbewahrten Nachrichten über den Krieg, der sich infolge des Rangstreits zwischen den beiden Damen entspann, füllen dreissig Foliobände. (Vgl. B. Endrulat, Der deutsche Damenkrieg, in den Jahreszeiten, Hamburg 1856, Nr. 46, 47.)


Pfaffenregiment.

Pfaffen- und Weiberregiment nimmt selten ein gutes End. - Dove, 459.


Pfaffenregister.

Pfaffenregister laut: "soll mir"; "ich soll" gehört den bawren zu. - Zinkgref, IV, 244.


Pfaffenrock.

Kein Pfaffenrock wird so heilig sein, der Teufel schlüpft herein. - Simrock, 7758; Braun, I, 3229.

Auch die Russen: Kein Popenrock so eng, der Satan lässt sich mit hineinknöpfen. (Altmann VI, 385.)


Pfaffensache.

Pfaffensach machen niemand reich. - Petri, III, 11.


Pfaffensack.

1 Der Pfaffensack hat keinen Boden. - Eiselein, 507; Boebel, 146.

Im Oberaargau: Pfaffesack hat ka Bode. Mönche und Priester bekommen nie genug. "Ir (der Pfaffen) sack hat kein boden." (Schade, II, 24, 9.) In Appenzell: En Pfaffesack hed kan Boda. Tobler (45) erzählt: Es waren einst zwei Brüder, einer ein Bauer, der andere ein Pfaff. Bei einem Erbe hatten sie unter anderm auch einen Sack zu theilen, worüber sie sich nicht vereinigen konnten, indem der Pfaff den Werth desselben zu hoch [Spaltenumbruch] anschlug. Sie kamen nun überein, den Sack in zwei Theile zu theilen und durch das Los entscheiden zu lassen, welcher Theil dem einen oder dem andern zufallen sollte. Der Bauer erhielt den Theil des Sackes mit dem Boden, der Pfaff den obern', also bodenlosen Theil. Darum hat der Pfaffensack keinen Boden. "Ein alt sprichwort ist's vnd nit heurig all geistlichen sind gabengeirig." (Waldis, VI, 30, 15.) Hugo Jahn (Gedichte, Waldenburg 1867, S. 300) bezeichnet dies Sprichwort irrig als ein schlesisches; es ist aber nicht nur ein allgemeines deutsches, sondern ein Weltsprichwort, da die Pfaffensäcke alle nach demselben Schnitt gemacht werden.

Böhm.: U popa hluboka kapsa. (Celakovsky, 336.)

Dän.: Praeste-saekken er bundlös. (Prov. dan., 459.)

Frz.: Les sacs des moines n'ont pas de cul. (Masson, 275.)

Lat.: Atticus moriens porrigit manum. (Erasm., 807; Tappius, 46b.)

Poln.: Mnichowi dawszy jesc, trzeba mu i w biesagi wlozyc. (Masson, 275.)

2 Der Pfaffusack ist triffe. (Wallis.) - Sutermeister, 122.

"Pfaffen ... haben weit Erbel an langen Röcken, damit sie jhren Geitz bedecken." (Ayrer, IV, 2809.)

3 Die Pfaffesäcke ha ken Borrn (Boden). (Siegen.) - Firmenich, I, 520, 14.

4 En Papensack heäd kainen Boemen. (Lippstadt.) - Firmenich, I, 344, 4; für Steiermark: Firmenich, II, 768, 109.

5 Papesack wat nimme satt. (Konitz.)

6 Pfaffensack wird niemals voll. - Frischbier, 568; Frischbier2, 2899.

Dän.: Praeste-saekken er ond at fylde. (Prov. dan., 459.)

*7 Er het's wie-n-e Pfaffesack, er het kei Bode. (Solothurn.) - Schild, 93, 182.


Pfaffenschlappen.

Mancher trägt ein Pfaffenschlappen, trüg' billiger ein Reiterkappen. - Körte, 4715.

Schlapp = schlaffer, herabhängender Hut.


Pfaffenschnitzel.

Pfaffenschnitzel1 ist das beste. - Eiselein, 507; Mayer, II, 146; Simrock, 7781; Braun, I, 3228.

1) Der weiche mürbe Theil an einer Gans oder Ente. - Im Holsteinischen bezeichnet Papenstück das beste Stück Fleisch aus dem Hinterviertel des Stiers.


Pfaffentrug.

1 Pfaffentrug sehr gross schon ist, grösser ist noch Weiberlist. - Frischbier2, 2900.

2 Pfaffentrug und Weiberlist geht über alles, was da ist. - Eiselein, 507; Simrock, 7775; Lohrengel, I, 556; Braun, I, 3227.

Auch der Teufel wird von Pfaffen betrogen, wie z. B. die Sage vom Dom zu Aachen beweist (vgl. Illustrirte Zeitung vom 18. Dec. 1858, Nr. 807, S. 410), die auch von Langbein bearbeitet ist und mit den Worten schliesst: "Man triumphirt, dass eines Pfaffen Verschmitztheit mehr denn Teufelspfiffe galt."


Pfaffenweib.

Pfaffenweiber und Klostersuppen, das ist gemeine Speise. (S. Pfaffe 226.) - Körte, 4716; Klosterspiegel, 14, 4.

Holl.: Papenwijf ende soppen is ghemein spise.

Lat.: Offa sacerdotum mulier communia totum. (Fallersleben, 593.)


Pfaffenzagel.

* Ein Pfaffenzagel.

"Unsere Priester bulen, huren, sauffen, spielen, ehebrechen also fast, dass es gleich in ein gemein Sprichwort kommen ist, dass man spricht: Pfaffenzagel, Hurenpfaffen u. s. w." (Aventin, CCCCXXIa.)


Pfaffheit.

Mit der Pfaffheit legt man den Heerschild (s. d.) nieder. - Graf, 568.

Wer in den geistlichen Stand tritt, kann nicht als Lehnsmann seinem Lehnsherrn in den Krieg folgen.


Pfäfflein.

1 Es ist kein Pfäfflein; es sei noch so klein, es möchte so gern ein Papst auch sein.

Die Russen: Jeder Pope denkt, er wird Metropolit werden. (Altmann V, 95.) Die Serben: Ueber dem Popen gibt es noch einen Popen.

2 Es ist kein Pfäffli so klein, es steckt auch ein Päpstlein darein. - Simrock, 7752a.

"Die meisten Priester haben immer etwas Hildebranderei, allen ist das Amt der Schlüssel du erste Hauptstück im Katechismus, allen unser Jammerthal hienieden lieber als das himmlische Jerusalem." (Weber, Demokritos, II, 14.)

[Spaltenumbruch]
Pfaffenkrieg.

Pfaffenkriege sind gefehrlich, sie spinnen sich gering an, gehen aber hoch auss.Petri, II, 505.


Pfaffenkühne.

1 Pfaffenkühne, Mertzengrüne, Nachtigalgesang wehren nimmer lang.Zinkgref, IV, 246.

2 Pfaffen Kyen, Mertzen gryen, Metzen zu geile behende: nemen selten ein gut ende.

Nach A. M. Ottow (s. Serapeum, Leipzig 1867, Nr. 21, S. 331) der einzige deutsche Spruch, der sich in der „seltenen ersten Ausgabe“ von Jacobi Wimpfelingii Adolescentia (Bl. LIIIb) findet, und zwar für den lateinischen: Clericus ad bella promptus: lasciua puella: Martius in flore: caret horum finis honore. Kyen, Küene = Kühnheit. (Vgl. Benecke, Mittelhochd. Wb., I, 894.)


Pfaffenleben.

* Das ist ein gut Pfaffenleben.Aventin, CCCLXXIa.

„Ein Sprichwort bei dem gemeinen Mann.“


Pfaffenliebe.

Pfaffenlieb – Affenlieb.Fischart, S. Dominici Leben, Randgl. 135.


Pfaffenlist.

Pfaffenlist geht über Teufelslist.

Die Russen behaupten dasselbe, fügen aber noch hinzu: Weiberlist geht über Pfaffenlist. Oder sie sagen: Pfaffenlist übertrifft Schlangenlist, Weiberlist Pfaffenlist. Popen sind wol zu wiegen, aber nicht ihre Ränke. (Altmann V, 112; VI, 395 u. 508.)

Mhd.: Swâ diu natûr verirret ist waz schict dâ hôher phaffen list. (Boner.) (Zingerle, 114.)


Pfaffenmagd.

Pfaffenmagd und Wurstsuppe ist eine gemeine Speise.

Holl.: Papenwijven en soppen is eene gemeene spijs. (Harrebomée, II, 160a.)


Pfaffenmagen.

Pfaffenmagen kann alles vertragen.Frischbier, 567; Frischbier2, 2898.

Der Pfaffenmagen ist wol so gut wie identisch mit dem Kirchenmagen (s. Kirche 29 u. 30), deren Verdauungskraft von unbestimmbarer Grenze ist. Als Kaiser Karl IV. im Jahre 1378 beerdigt wurde, opferte man 26 Pferde, und bei der Leichenfeier des Kaisers Maximilian II. im Jahre 1577 wurden an seinem Grabe zu Prag die Pferde zwar nicht getödtet, aber als „Oblate der Domkirche“ behalten. (Vgl. O. HenneAm Rhyn, Culturgeschichte der neuern Zeit, Leipzig 1870, Bd. 1, Buch 9.)


Pfaffenneid.

Pfaffenneid vnd hass, der hat kein mass.Mathesius, Historia Jesu, XVIIb.


Pfaffenrath.

Pfaffenrath streut üble Saat.

Eine allgemeine Wahrheit. Das Sprichwort scheint sich aber auf den Krieg zwischen den Herzogthümern Gotha und Meiningen zu beziehen, der seine erste Ursache darin hatte, dass im October 1746 Frau von Pfaffenrath vor der Frau von Gleichen in den Speisesaal zu Meiningen eintrat. Die noch vorhandenen, in dem Staatsarchiv zu Gotha aufbewahrten Nachrichten über den Krieg, der sich infolge des Rangstreits zwischen den beiden Damen entspann, füllen dreissig Foliobände. (Vgl. B. Endrulat, Der deutsche Damenkrieg, in den Jahreszeiten, Hamburg 1856, Nr. 46, 47.)


Pfaffenregiment.

Pfaffen- und Weiberregiment nimmt selten ein gutes End.Dove, 459.


Pfaffenregister.

Pfaffenregister laut: „soll mir“; „ich soll“ gehört den bawren zu.Zinkgref, IV, 244.


Pfaffenrock.

Kein Pfaffenrock wird so heilig sein, der Teufel schlüpft herein.Simrock, 7758; Braun, I, 3229.

Auch die Russen: Kein Popenrock so eng, der Satan lässt sich mit hineinknöpfen. (Altmann VI, 385.)


Pfaffensache.

Pfaffensach machen niemand reich.Petri, III, 11.


Pfaffensack.

1 Der Pfaffensack hat keinen Boden.Eiselein, 507; Boebel, 146.

Im Oberaargau: Pfaffesack hat ka Bode. Mönche und Priester bekommen nie genug. „Ir (der Pfaffen) sack hat kein boden.“ (Schade, II, 24, 9.) In Appenzell: En Pfaffesack hed kan Boda. Tobler (45) erzählt: Es waren einst zwei Brüder, einer ein Bauer, der andere ein Pfaff. Bei einem Erbe hatten sie unter anderm auch einen Sack zu theilen, worüber sie sich nicht vereinigen konnten, indem der Pfaff den Werth desselben zu hoch [Spaltenumbruch] anschlug. Sie kamen nun überein, den Sack in zwei Theile zu theilen und durch das Los entscheiden zu lassen, welcher Theil dem einen oder dem andern zufallen sollte. Der Bauer erhielt den Theil des Sackes mit dem Boden, der Pfaff den obern', also bodenlosen Theil. Darum hat der Pfaffensack keinen Boden. „Ein alt sprichwort ist's vnd nit heurig all geistlichen sind gabengeirig.“ (Waldis, VI, 30, 15.) Hugo Jahn (Gedichte, Waldenburg 1867, S. 300) bezeichnet dies Sprichwort irrig als ein schlesisches; es ist aber nicht nur ein allgemeines deutsches, sondern ein Weltsprichwort, da die Pfaffensäcke alle nach demselben Schnitt gemacht werden.

Böhm.: U popa hluboká kapsa. (Čelakovský, 336.)

Dän.: Præste-sækken er bundløs. (Prov. dan., 459.)

Frz.: Les sacs des moines n'ont pas de cul. (Masson, 275.)

Lat.: Atticus moriens porrigit manum. (Erasm., 807; Tappius, 46b.)

Poln.: Mnichowi dawszy jeść, trzeba mu i w biesagi włoźyć. (Masson, 275.)

2 Der Pfaffusack ist triffe. (Wallis.) – Sutermeister, 122.

„Pfaffen ... haben weit Erbel an langen Röcken, damit sie jhren Geitz bedecken.“ (Ayrer, IV, 2809.)

3 Die Pfaffesäcke ha ken Borrn (Boden). (Siegen.) – Firmenich, I, 520, 14.

4 En Papensack heäd kainen Boemen. (Lippstadt.) – Firmenich, I, 344, 4; für Steiermark: Firmenich, II, 768, 109.

5 Papesack wat nimme satt. (Konitz.)

6 Pfaffensack wird niemals voll.Frischbier, 568; Frischbier2, 2899.

Dän.: Præste-sækken er ond at fylde. (Prov. dan., 459.)

*7 Er het's wie-n-e Pfaffesack, er het kei Bode. (Solothurn.) – Schild, 93, 182.


Pfaffenschlappen.

Mancher trägt ein Pfaffenschlappen, trüg' billiger ein Reiterkappen.Körte, 4715.

Schlapp = schlaffer, herabhängender Hut.


Pfaffenschnitzel.

Pfaffenschnitzel1 ist das beste.Eiselein, 507; Mayer, II, 146; Simrock, 7781; Braun, I, 3228.

1) Der weiche mürbe Theil an einer Gans oder Ente. – Im Holsteinischen bezeichnet Papenstück das beste Stück Fleisch aus dem Hinterviertel des Stiers.


Pfaffentrug.

1 Pfaffentrug sehr gross schon ist, grösser ist noch Weiberlist.Frischbier2, 2900.

2 Pfaffentrug und Weiberlist geht über alles, was da ist.Eiselein, 507; Simrock, 7775; Lohrengel, I, 556; Braun, I, 3227.

Auch der Teufel wird von Pfaffen betrogen, wie z. B. die Sage vom Dom zu Aachen beweist (vgl. Illustrirte Zeitung vom 18. Dec. 1858, Nr. 807, S. 410), die auch von Langbein bearbeitet ist und mit den Worten schliesst: „Man triumphirt, dass eines Pfaffen Verschmitztheit mehr denn Teufelspfiffe galt.“


Pfaffenweib.

Pfaffenweiber und Klostersuppen, das ist gemeine Speise. (S. Pfaffe 226.) – Körte, 4716; Klosterspiegel, 14, 4.

Holl.: Papenwijf ende soppen is ghemein spise.

Lat.: Offa sacerdotum mulier communia totum. (Fallersleben, 593.)


Pfaffenzagel.

* Ein Pfaffenzagel.

„Unsere Priester bulen, huren, sauffen, spielen, ehebrechen also fast, dass es gleich in ein gemein Sprichwort kommen ist, dass man spricht: Pfaffenzagel, Hurenpfaffen u. s. w.“ (Aventin, CCCCXXIa.)


Pfaffheit.

Mit der Pfaffheit legt man den Heerschild (s. d.) nieder.Graf, 568.

Wer in den geistlichen Stand tritt, kann nicht als Lehnsmann seinem Lehnsherrn in den Krieg folgen.


Pfäfflein.

1 Es ist kein Pfäfflein; es sei noch so klein, es möchte so gern ein Papst auch sein.

Die Russen: Jeder Pope denkt, er wird Metropolit werden. (Altmann V, 95.) Die Serben: Ueber dem Popen gibt es noch einen Popen.

2 Es ist kein Pfäffli so klein, es steckt auch ein Päpstlein darein.Simrock, 7752a.

„Die meisten Priester haben immer etwas Hildebranderei, allen ist das Amt der Schlüssel du erste Hauptstück im Katechismus, allen unser Jammerthal hienieden lieber als das himmlische Jerusalem.“ (Weber, Demokritos, II, 14.)

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[[621]/0635] Pfaffenkrieg. Pfaffenkriege sind gefehrlich, sie spinnen sich gering an, gehen aber hoch auss. – Petri, II, 505. Pfaffenkühne. 1 Pfaffenkühne, Mertzengrüne, Nachtigalgesang wehren nimmer lang. – Zinkgref, IV, 246. 2 Pfaffen Kyen, Mertzen gryen, Metzen zu geile behende: nemen selten ein gut ende. Nach A. M. Ottow (s. Serapeum, Leipzig 1867, Nr. 21, S. 331) der einzige deutsche Spruch, der sich in der „seltenen ersten Ausgabe“ von Jacobi Wimpfelingii Adolescentia (Bl. LIIIb) findet, und zwar für den lateinischen: Clericus ad bella promptus: lasciua puella: Martius in flore: caret horum finis honore. Kyen, Küene = Kühnheit. (Vgl. Benecke, Mittelhochd. Wb., I, 894.) Pfaffenleben. * Das ist ein gut Pfaffenleben. – Aventin, CCCLXXIa. „Ein Sprichwort bei dem gemeinen Mann.“ Pfaffenliebe. Pfaffenlieb – Affenlieb. – Fischart, S. Dominici Leben, Randgl. 135. Pfaffenlist. Pfaffenlist geht über Teufelslist. Die Russen behaupten dasselbe, fügen aber noch hinzu: Weiberlist geht über Pfaffenlist. Oder sie sagen: Pfaffenlist übertrifft Schlangenlist, Weiberlist Pfaffenlist. Popen sind wol zu wiegen, aber nicht ihre Ränke. (Altmann V, 112; VI, 395 u. 508.) Mhd.: Swâ diu natûr verirret ist waz schict dâ hôher phaffen list. (Boner.) (Zingerle, 114.) Pfaffenmagd. Pfaffenmagd und Wurstsuppe ist eine gemeine Speise. Holl.: Papenwijven en soppen is eene gemeene spijs. (Harrebomée, II, 160a.) Pfaffenmagen. Pfaffenmagen kann alles vertragen. – Frischbier, 567; Frischbier2, 2898. Der Pfaffenmagen ist wol so gut wie identisch mit dem Kirchenmagen (s. Kirche 29 u. 30), deren Verdauungskraft von unbestimmbarer Grenze ist. Als Kaiser Karl IV. im Jahre 1378 beerdigt wurde, opferte man 26 Pferde, und bei der Leichenfeier des Kaisers Maximilian II. im Jahre 1577 wurden an seinem Grabe zu Prag die Pferde zwar nicht getödtet, aber als „Oblate der Domkirche“ behalten. (Vgl. O. Henne – Am Rhyn, Culturgeschichte der neuern Zeit, Leipzig 1870, Bd. 1, Buch 9.) Pfaffenneid. Pfaffenneid vnd hass, der hat kein mass. – Mathesius, Historia Jesu, XVIIb. Pfaffenrath. Pfaffenrath streut üble Saat. Eine allgemeine Wahrheit. Das Sprichwort scheint sich aber auf den Krieg zwischen den Herzogthümern Gotha und Meiningen zu beziehen, der seine erste Ursache darin hatte, dass im October 1746 Frau von Pfaffenrath vor der Frau von Gleichen in den Speisesaal zu Meiningen eintrat. Die noch vorhandenen, in dem Staatsarchiv zu Gotha aufbewahrten Nachrichten über den Krieg, der sich infolge des Rangstreits zwischen den beiden Damen entspann, füllen dreissig Foliobände. (Vgl. B. Endrulat, Der deutsche Damenkrieg, in den Jahreszeiten, Hamburg 1856, Nr. 46, 47.) Pfaffenregiment. Pfaffen- und Weiberregiment nimmt selten ein gutes End. – Dove, 459. Pfaffenregister. Pfaffenregister laut: „soll mir“; „ich soll“ gehört den bawren zu. – Zinkgref, IV, 244. Pfaffenrock. Kein Pfaffenrock wird so heilig sein, der Teufel schlüpft herein. – Simrock, 7758; Braun, I, 3229. Auch die Russen: Kein Popenrock so eng, der Satan lässt sich mit hineinknöpfen. (Altmann VI, 385.) Pfaffensache. Pfaffensach machen niemand reich. – Petri, III, 11. Pfaffensack. 1 Der Pfaffensack hat keinen Boden. – Eiselein, 507; Boebel, 146. Im Oberaargau: Pfaffesack hat ka Bode. Mönche und Priester bekommen nie genug. „Ir (der Pfaffen) sack hat kein boden.“ (Schade, II, 24, 9.) In Appenzell: En Pfaffesack hed kan Boda. Tobler (45) erzählt: Es waren einst zwei Brüder, einer ein Bauer, der andere ein Pfaff. Bei einem Erbe hatten sie unter anderm auch einen Sack zu theilen, worüber sie sich nicht vereinigen konnten, indem der Pfaff den Werth desselben zu hoch anschlug. Sie kamen nun überein, den Sack in zwei Theile zu theilen und durch das Los entscheiden zu lassen, welcher Theil dem einen oder dem andern zufallen sollte. Der Bauer erhielt den Theil des Sackes mit dem Boden, der Pfaff den obern', also bodenlosen Theil. Darum hat der Pfaffensack keinen Boden. „Ein alt sprichwort ist's vnd nit heurig all geistlichen sind gabengeirig.“ (Waldis, VI, 30, 15.) Hugo Jahn (Gedichte, Waldenburg 1867, S. 300) bezeichnet dies Sprichwort irrig als ein schlesisches; es ist aber nicht nur ein allgemeines deutsches, sondern ein Weltsprichwort, da die Pfaffensäcke alle nach demselben Schnitt gemacht werden. Böhm.: U popa hluboká kapsa. (Čelakovský, 336.) Dän.: Præste-sækken er bundløs. (Prov. dan., 459.) Frz.: Les sacs des moines n'ont pas de cul. (Masson, 275.) Lat.: Atticus moriens porrigit manum. (Erasm., 807; Tappius, 46b.) Poln.: Mnichowi dawszy jeść, trzeba mu i w biesagi włoźyć. (Masson, 275.) 2 Der Pfaffusack ist triffe. (Wallis.) – Sutermeister, 122. „Pfaffen ... haben weit Erbel an langen Röcken, damit sie jhren Geitz bedecken.“ (Ayrer, IV, 2809.) 3 Die Pfaffesäcke ha ken Borrn (Boden). (Siegen.) – Firmenich, I, 520, 14. 4 En Papensack heäd kainen Boemen. (Lippstadt.) – Firmenich, I, 344, 4; für Steiermark: Firmenich, II, 768, 109. 5 Papesack wat nimme satt. (Konitz.) 6 Pfaffensack wird niemals voll. – Frischbier, 568; Frischbier2, 2899. Dän.: Præste-sækken er ond at fylde. (Prov. dan., 459.) *7 Er het's wie-n-e Pfaffesack, er het kei Bode. (Solothurn.) – Schild, 93, 182. Pfaffenschlappen. Mancher trägt ein Pfaffenschlappen, trüg' billiger ein Reiterkappen. – Körte, 4715. Schlapp = schlaffer, herabhängender Hut. Pfaffenschnitzel. Pfaffenschnitzel1 ist das beste. – Eiselein, 507; Mayer, II, 146; Simrock, 7781; Braun, I, 3228. 1) Der weiche mürbe Theil an einer Gans oder Ente. – Im Holsteinischen bezeichnet Papenstück das beste Stück Fleisch aus dem Hinterviertel des Stiers. Pfaffentrug. 1 Pfaffentrug sehr gross schon ist, grösser ist noch Weiberlist. – Frischbier2, 2900. 2 Pfaffentrug und Weiberlist geht über alles, was da ist. – Eiselein, 507; Simrock, 7775; Lohrengel, I, 556; Braun, I, 3227. Auch der Teufel wird von Pfaffen betrogen, wie z. B. die Sage vom Dom zu Aachen beweist (vgl. Illustrirte Zeitung vom 18. Dec. 1858, Nr. 807, S. 410), die auch von Langbein bearbeitet ist und mit den Worten schliesst: „Man triumphirt, dass eines Pfaffen Verschmitztheit mehr denn Teufelspfiffe galt.“ Pfaffenweib. Pfaffenweiber und Klostersuppen, das ist gemeine Speise. (S. Pfaffe 226.) – Körte, 4716; Klosterspiegel, 14, 4. Holl.: Papenwijf ende soppen is ghemein spise. Lat.: Offa sacerdotum mulier communia totum. (Fallersleben, 593.) Pfaffenzagel. * Ein Pfaffenzagel. „Unsere Priester bulen, huren, sauffen, spielen, ehebrechen also fast, dass es gleich in ein gemein Sprichwort kommen ist, dass man spricht: Pfaffenzagel, Hurenpfaffen u. s. w.“ (Aventin, CCCCXXIa.) Pfaffheit. Mit der Pfaffheit legt man den Heerschild (s. d.) nieder. – Graf, 568. Wer in den geistlichen Stand tritt, kann nicht als Lehnsmann seinem Lehnsherrn in den Krieg folgen. Pfäfflein. 1 Es ist kein Pfäfflein; es sei noch so klein, es möchte so gern ein Papst auch sein. Die Russen: Jeder Pope denkt, er wird Metropolit werden. (Altmann V, 95.) Die Serben: Ueber dem Popen gibt es noch einen Popen. 2 Es ist kein Pfäffli so klein, es steckt auch ein Päpstlein darein. – Simrock, 7752a. „Die meisten Priester haben immer etwas Hildebranderei, allen ist das Amt der Schlüssel du erste Hauptstück im Katechismus, allen unser Jammerthal hienieden lieber als das himmlische Jerusalem.“ (Weber, Demokritos, II, 14.)

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873, S. [621]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon03_1873/635>, abgerufen am 29.03.2024.