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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873.

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Pfeffersack.

*1 Einen Pfeffersack aus jemand machen.

"Will mein Weib einen Kaufmann und Pfeffersack auss mir machen?" (Gottfried, 464b.)

*2 He is en Pepersack. - Dähnert, 347b.

In Pommern ein Schimpfname im gemeinen Leben.


Pfeifchen.

1 Ein Pfeifchen nach dem Essen, das darf man nicht vergessen. (Thüringen.)

2 Ein Pfeifchen nach der Speise, das ist die beste Weise.

*3 Er hat sein Pfeifchen geschnitten.


Pfeife.

1 Aeirst de Pype an un dan 't Piärd iuten Grawen, sach de Biur, doa was iäm sin Piärd 'rin fallen. (Hemer in der Grafschaft Mark.) - Frommann, III, 255.

2 Bei strohernen Pfeifen, ledernen Posaunen und wollenen Zinken muss man auch aus Rindenflaschen trinken.

3 Der ein pfeiff im Hauss will haben, dem kost der Mann, der dahinder stehet, mehr als ein Pferd zu halten. - Lehmann, 369, 85.

4 Die Pfeif' des Voglers lieblich singt, bis Vögelein ins Ziehgarn springt. - Eiselein, 508.

Lat.: Fistula dulce canit, volucrem dum decipit auceps. (Chaos, 783; Seybold, 360.)

5 Die Pfeife gellt, wie sich einer stellt.

6 Die Pfeife im Munde thut's nicht, man muss auch den Rauch ziehen können.

7 Die Pfeife verräth das Holz, woraus sie gemacht ist.

8 Ein Pfeiff in der Orgel, die nicht recht gestimmet ist, verderbt den gantzen Gesang. - Lehmann, 814, 28; Chaos, 421.

So verderbt ein böser Bube die ganze Gemeinde.

9 Eine übellautende Pfeife verdirbt die ganze Orgel. - Sailer, 328.

10 Eist de Piip in Brand, dann 'n Iesel ut'm Grawen. (Westf.)

Erst die Pfeife in Brand, dann der Esel aus dem Graben.

11 Es ist nit allzeit gut, Pfeiffen schneiden. - Sutor, 973.

12 Gefüllte Pfeifen haben einen schlechten Klang. - Parömiakon, 2217.

13 Je kürzer die Pfeife, desto höher der Ton.

14 Je länger die Pfeife, desto tiefer die Töne. - Sprichwörtergarten, 477.

J. Weber (Demokritos) bemerkt: "Je beschränkter ein Mensch ist, desto höher pfeift er; kurze Pfeifen geben hohe, lange tiefe Töne."

15 Man muss Pfeifen schneiden, weil man im Rohr sitzt, sagte der Finanzer und schnitt ad saccum.

16 Mit der Pfeife gewonnen, mit der Trommel verthan. - Simrock, 7804.

17 Mit der Pfeife pflügen die Herren. (Finn.)

18 Pfeiff will voll sein. - Franck, II, 66b.

19 Pfeiffen vnd Harpffen lauten wol, eine freundliche Rede besser. - Petri, II, 506; Sailer, 188.

20 Quid nunc, sprach Funk, und stopfte seine Pfeife.

21 Schneid pfeiffen, weil du in den rören sitzest. - Franck, II, 92b; Petri, II, 539; Hollenberg, II, 9; Körte, 4730; Lohrengel, I, 402.

Der Gedanke, Zeit und Gelegenheit wahrzunehmen, wird durch deutsche Sprichwörter auf sehr verschiedene Weise ausgedrückt. (S. Eisen 36, Ernte 23, Schmieden, Schöpfen, Trinken und Beschlagen, Nachtr.) Verwandte Sprüche im Havanal vgl. Haupt, III, 415, 82. "Nimb weil du kanst, schneide die beste Pfeiffe, weil du im Rohr sitzest." (Mathesy, I, 22a.)

Frz.: Profiter de l'occasion pendant qu'elle se presente. - Quand le bien vient, on le doit prendre. - Quand le bouillon bout, il faut l'ecumer. (Masson, 71.)

Lat.: Aestas non semper durabit, condite nidos. (Binder I, 26; II, 92; Eiselein, 23; Philippi, I, 13; Seybold, 14.) - Cum ferrum candet, cudere quemque decet. (Seybold, 96.)

22 Was mit der Pfeife kommt, geht mit der Trommel wieder fort.

Frz.: Ce qui vient par la flaute, s'en va par le tambour. (Kritzinger, 320a; Masson, 164.) - Male gagne qui tout depense. (Körte, 4732.)

[Spaltenumbruch] It.: Quel che vien da tinche tanche, se ne va per ninche nanche. - Quel viene di raffa in roffa, se ne va di baffa in boffa. (Masson, 164.)

23 Wenn die Pfeife schweigt, hört der Tanz auf.

Engl.: No longer pipe, no longer dance. (Bohn II, 124.)

24 Wenn die Pfeiff nicht voll ist, so kürret sie nicht. - Petri, II, 645.

25 Wer auf goldener Pfeife bläst, den hört man gern (weit).

Die Russen: Wenn du im Waldai auf einer goldenen Pfeife bläsest, so werden deine Freunde aus Cholm das Signal vernehmen. (Altmann V.)

26 Wer nach jeder Pfeife tanzt, hat bald müde Beine. - Gubitz, Volkskalender, 1858.

27 Wer nach jeder Pfeife tanzt, kommt nie zur Ruhe.

28 Wer Pfeifen feil hat und kann pfeifen, dem kauft man sie ab. - Eiselein, 509; Simrock, 7807.

29 Wer schlechte Pfeiffen hat vnnd kan selbst Pfeiffen, der verkaufft seine pfeiffen am ehisten. - Lehmann, 648, 93.

"Kompt daher: zween pfeiffenkrämer hatten neben einander feil, der eine hatte gute pfeiffen vnnd kund nicht pfeiffen, der andere hett schlechte vnd kondt wol pfeiffen, den lief man zu vnnd kaufft; der andere blieb mit seinen guten pfeiffen sitzen."

30 Wer vmb Pfeifen ein Esel gibt, der muss offt gehn, so gern er rit. - Murner, Nb., 7.

"Ein Löffel, was auch Dozinger, von dem vns sagt all Landes Mähr, dass er im Tausch ein Esel gab, umb ein pfeiff ein ringe hab. Wer ewigs vmb zergenklichs gibt, des tauschens er geniesset nit." (Vgl. Murner, Vom Löffelschmiede, in Kloster, IV, 648.)

31 Wie die Pfeife, so der Tanz. - Eiselein, 508; Simrock, 7800.

32 Wie man in die Pfeife bläst, so tönt es.

Aehnlich russisch Altmann VI, 392.

33 Zu der Pfeifen gehört ein Paucke. - Henisch, 1440, 13; Petri, III, 16.

Bei Hoffmann von Fallersleben (75, 72): By der pype hört de bunge. (Jucundus sonus est, calamo si tympana iungis.)

Holl.: Ter pipen hoort een bonghe. (Tunn., 21, 8.)

Lat.: Muse quando sonant, soni tum bene timpana donant. (Binder II, 1957; Fallersleben, 643; Neander, 291.)

*34 Alles soll nach seiner Pfeife tanzen. - Braun, I, 3241.

*35 Andere Pfeifen ziehen.

In dem Sinne wie: andere Saiten aufziehen.

*36 D' Pfeifa b'schneide. - Michel, 259; Nefflen, 454.

Den Uebermuth dämpfen, die Mittel schmälern.

*37 D' Pfeiff ausklopfa. - Birlinger, 966.

*38 Da geht einem die Pfeife aus. - Masson, 349.

In dem Sinne von: Es ist, um aus der Haut zu fahren, um katholisch, um des Kukuks, des Teufels, um toll zu werden.

Frz.: Cela ferait enrager la bete et le marchand. - Cela ferait renier chreme et bapteme. - C'est a crever dans sa peau. - Il y aurait de quoi lasser la patience d'un capucin. - Le diable s'en pendrait. (Masson, 174.)

*39 De Pipe in den Sack ten. - Dähnert, 349b.

Durch Drohungen zur Ruhe gebracht werden.

*40 Die Pfeife aus dem Sack ziehen.

Entschieden hervortreten, vom Herzen reden. Im Niederdeutschen: "De Peip ut dem Sack trecken, z. B. in den Idyllen von Voss: Erst wehrt he sik; awer verspricktst du goden part an dem Schatt, bald treckt he de Peip' ut dem Sack."

*41 Die Pfeife ausklopfen. (Nürtingen.)

Für natürliche Ausleerung.

*42 Die Pfeife einstecken.

"Is dat waer (wahr) so mege wi de Pipen wol intheen," (Neocorus, II, 145.)

*43 Die Pfeife im Sacke behalten.

Schweigen, sich ruhig verhalten, besonders auch von denen, die ihre Stimme erheben sollen, um die öffentliche Meinung zum Ausdruck zu bringen. "Dass diese Herren bei einer solchen Gelegenheit ihre Pfeife im Sacke behalten, versteht sich wol von selbst." (Bresl. Zeitung, 1864, Nr. 198, S. 1136.) "So hatte ich die Pfeiffe wol im Sack müssen stecken lassen." (Simplic., 441.)

*44 Die Pfeifen einziehen (in Sack ziehen). - Eiselein, 508.

Schweigen wo man reden sollte, in seinem Eifer nachlassen, den Muth sinken lassen, seine Hitze mässigen. "Bald zeuhstu in den Sack die Pfeiffen." (Waldis, II, 28, 40.) "Die Pfeiffen einziehen." (Ayrer, V, 2965, 17.) "Er hat müssen die Pfeiffen einziehen." (Dietrich, Weisheit, II, 682.) "Als ich anfing wider den Ablass

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Pfeffersack.

*1 Einen Pfeffersack aus jemand machen.

„Will mein Weib einen Kaufmann und Pfeffersack auss mir machen?“ (Gottfried, 464b.)

*2 He is en Pepersack.Dähnert, 347b.

In Pommern ein Schimpfname im gemeinen Leben.


Pfeifchen.

1 Ein Pfeifchen nach dem Essen, das darf man nicht vergessen. (Thüringen.)

2 Ein Pfeifchen nach der Speise, das ist die beste Weise.

*3 Er hat sein Pfeifchen geschnitten.


Pfeife.

1 Aeirst de Pype ân un dan 't Piärd iuten Grâwen, sach de Biur, doa was iäm sin Piärd 'rin fallen. (Hemer in der Grafschaft Mark.) – Frommann, III, 255.

2 Bei strohernen Pfeifen, ledernen Posaunen und wollenen Zinken muss man auch aus Rindenflaschen trinken.

3 Der ein pfeiff im Hauss will haben, dem kost der Mann, der dahinder stehet, mehr als ein Pferd zu halten.Lehmann, 369, 85.

4 Die Pfeif' des Voglers lieblich singt, bis Vögelein ins Ziehgarn springt.Eiselein, 508.

Lat.: Fistula dulce canit, volucrem dum decipit auceps. (Chaos, 783; Seybold, 360.)

5 Die Pfeife gellt, wie sich einer stellt.

6 Die Pfeife im Munde thut's nicht, man muss auch den Rauch ziehen können.

7 Die Pfeife verräth das Holz, woraus sie gemacht ist.

8 Ein Pfeiff in der Orgel, die nicht recht gestimmet ist, verderbt den gantzen Gesang.Lehmann, 814, 28; Chaos, 421.

So verderbt ein böser Bube die ganze Gemeinde.

9 Eine übellautende Pfeife verdirbt die ganze Orgel.Sailer, 328.

10 Éist de Píip in Brand, dann 'n Iesel ut'm Grawen. (Westf.)

Erst die Pfeife in Brand, dann der Esel aus dem Graben.

11 Es ist nit allzeit gut, Pfeiffen schneiden.Sutor, 973.

12 Gefüllte Pfeifen haben einen schlechten Klang.Parömiakon, 2217.

13 Je kürzer die Pfeife, desto höher der Ton.

14 Je länger die Pfeife, desto tiefer die Töne.Sprichwörtergarten, 477.

J. Weber (Demokritos) bemerkt: „Je beschränkter ein Mensch ist, desto höher pfeift er; kurze Pfeifen geben hohe, lange tiefe Töne.“

15 Man muss Pfeifen schneiden, weil man im Rohr sitzt, sagte der Finanzer und schnitt ad saccum.

16 Mit der Pfeife gewonnen, mit der Trommel verthan.Simrock, 7804.

17 Mit der Pfeife pflügen die Herren. (Finn.)

18 Pfeiff will voll sein.Franck, II, 66b.

19 Pfeiffen vnd Harpffen lauten wol, eine freundliche Rede besser.Petri, II, 506; Sailer, 188.

20 Quid nunc, sprach Funk, und stopfte seine Pfeife.

21 Schneid pfeiffen, weil du in den rören sitzest.Franck, II, 92b; Petri, II, 539; Hollenberg, II, 9; Körte, 4730; Lohrengel, I, 402.

Der Gedanke, Zeit und Gelegenheit wahrzunehmen, wird durch deutsche Sprichwörter auf sehr verschiedene Weise ausgedrückt. (S. Eisen 36, Ernte 23, Schmieden, Schöpfen, Trinken und Beschlagen, Nachtr.) Verwandte Sprüche im Havanal vgl. Haupt, III, 415, 82. „Nimb weil du kanst, schneide die beste Pfeiffe, weil du im Rohr sitzest.“ (Mathesy, I, 22a.)

Frz.: Profiter de l'occasion pendant qu'elle se présente. – Quand le bien vient, on le doit prendre. – Quand le bouillon bout, il faut l'écumer. (Masson, 71.)

Lat.: Aestas non semper durabit, condite nidos. (Binder I, 26; II, 92; Eiselein, 23; Philippi, I, 13; Seybold, 14.) – Cum ferrum candet, cudere quemque decet. (Seybold, 96.)

22 Was mit der Pfeife kommt, geht mit der Trommel wieder fort.

Frz.: Ce qui vient par la flûte, s'en va par le tambour. (Kritzinger, 320a; Masson, 164.) – Male gagne qui tout dépense. (Körte, 4732.)

[Spaltenumbruch] It.: Quel che vien da tinche tanche, se ne va per ninche nanche. – Quel viene di raffa in roffa, se ne va di baffa in boffa. (Masson, 164.)

23 Wenn die Pfeife schweigt, hört der Tanz auf.

Engl.: No longer pipe, no longer dance. (Bohn II, 124.)

24 Wenn die Pfeiff nicht voll ist, so kürret sie nicht.Petri, II, 645.

25 Wer auf goldener Pfeife bläst, den hört man gern (weit).

Die Russen: Wenn du im Waldai auf einer goldenen Pfeife bläsest, so werden deine Freunde aus Cholm das Signal vernehmen. (Altmann V.)

26 Wer nach jeder Pfeife tanzt, hat bald müde Beine.Gubitz, Volkskalender, 1858.

27 Wer nach jeder Pfeife tanzt, kommt nie zur Ruhe.

28 Wer Pfeifen feil hat und kann pfeifen, dem kauft man sie ab.Eiselein, 509; Simrock, 7807.

29 Wer schlechte Pfeiffen hat vnnd kan selbst Pfeiffen, der verkaufft seine pfeiffen am ehisten.Lehmann, 648, 93.

„Kompt daher: zween pfeiffenkrämer hatten neben einander feil, der eine hatte gute pfeiffen vnnd kund nicht pfeiffen, der andere hett schlechte vnd kondt wol pfeiffen, den lief man zu vnnd kaufft; der andere blieb mit seinen guten pfeiffen sitzen.“

30 Wer vmb Pfeifen ein Esel gibt, der muss offt gehn, so gern er rit.Murner, Nb., 7.

„Ein Löffel, was auch Dozinger, von dem vns sagt all Landes Mähr, dass er im Tausch ein Esel gab, umb ein pfeiff ein ringe hab. Wer ewigs vmb zergenklichs gibt, des tauschens er geniesset nit.“ (Vgl. Murner, Vom Löffelschmiede, in Kloster, IV, 648.)

31 Wie die Pfeife, so der Tanz.Eiselein, 508; Simrock, 7800.

32 Wie man in die Pfeife bläst, so tönt es.

Aehnlich russisch Altmann VI, 392.

33 Zu der Pfeifen gehört ein Paucke.Henisch, 1440, 13; Petri, III, 16.

Bei Hoffmann von Fallersleben (75, 72): By der pype hört de bunge. (Jucundus sonus est, calamo si tympana iungis.)

Holl.: Ter pipen hoort een bonghe. (Tunn., 21, 8.)

Lat.: Muse quando sonant, soni tum bene timpana donant. (Binder II, 1957; Fallersleben, 643; Neander, 291.)

*34 Alles soll nach seiner Pfeife tanzen.Braun, I, 3241.

*35 Andere Pfeifen ziehen.

In dem Sinne wie: andere Saiten aufziehen.

*36 D' Pfeifa b'schneide.Michel, 259; Nefflen, 454.

Den Uebermuth dämpfen, die Mittel schmälern.

*37 D' Pfeiff ausklopfa.Birlinger, 966.

*38 Da geht einem die Pfeife aus.Masson, 349.

In dem Sinne von: Es ist, um aus der Haut zu fahren, um katholisch, um des Kukuks, des Teufels, um toll zu werden.

Frz.: Cela ferait enrager la bête et le marchand. – Cela ferait renier chrême et baptême. – C'est à crever dans sa peau. – Il y aurait de quoi lasser la patience d'un capucin. – Le diable s'en pendrait. (Masson, 174.)

*39 De Pipe in den Sack tên.Dähnert, 349b.

Durch Drohungen zur Ruhe gebracht werden.

*40 Die Pfeife aus dem Sack ziehen.

Entschieden hervortreten, vom Herzen reden. Im Niederdeutschen: „De Pîp ut dem Sack trecken, z. B. in den Idyllen von Voss: Êrst wehrt he sik; awer verspricktst du goden part an dem Schatt, bald treckt he de Pîp' ut dem Sack.“

*41 Die Pfeife ausklopfen. (Nürtingen.)

Für natürliche Ausleerung.

*42 Die Pfeife einstecken.

„Is dat waer (wahr) so mege wi de Pipen wol intheen,“ (Neocorus, II, 145.)

*43 Die Pfeife im Sacke behalten.

Schweigen, sich ruhig verhalten, besonders auch von denen, die ihre Stimme erheben sollen, um die öffentliche Meinung zum Ausdruck zu bringen. „Dass diese Herren bei einer solchen Gelegenheit ihre Pfeife im Sacke behalten, versteht sich wol von selbst.“ (Bresl. Zeitung, 1864, Nr. 198, S. 1136.) „So hatte ich die Pfeiffe wol im Sack müssen stecken lassen.“ (Simplic., 441.)

*44 Die Pfeifen einziehen (in Sack ziehen).Eiselein, 508.

Schweigen wo man reden sollte, in seinem Eifer nachlassen, den Muth sinken lassen, seine Hitze mässigen. „Bald zeuhstu in den Sack die Pfeiffen.“ (Waldis, II, 28, 40.) „Die Pfeiffen einziehen.“ (Ayrer, V, 2965, 17.) „Er hat müssen die Pfeiffen einziehen.“ (Dietrich, Weisheit, II, 682.) „Als ich anfing wider den Ablass

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[[629]/0643] Pfeffersack. *1 Einen Pfeffersack aus jemand machen. „Will mein Weib einen Kaufmann und Pfeffersack auss mir machen?“ (Gottfried, 464b.) *2 He is en Pepersack. – Dähnert, 347b. In Pommern ein Schimpfname im gemeinen Leben. Pfeifchen. 1 Ein Pfeifchen nach dem Essen, das darf man nicht vergessen. (Thüringen.) 2 Ein Pfeifchen nach der Speise, das ist die beste Weise. *3 Er hat sein Pfeifchen geschnitten. Pfeife. 1 Aeirst de Pype ân un dan 't Piärd iuten Grâwen, sach de Biur, doa was iäm sin Piärd 'rin fallen. (Hemer in der Grafschaft Mark.) – Frommann, III, 255. 2 Bei strohernen Pfeifen, ledernen Posaunen und wollenen Zinken muss man auch aus Rindenflaschen trinken. 3 Der ein pfeiff im Hauss will haben, dem kost der Mann, der dahinder stehet, mehr als ein Pferd zu halten. – Lehmann, 369, 85. 4 Die Pfeif' des Voglers lieblich singt, bis Vögelein ins Ziehgarn springt. – Eiselein, 508. Lat.: Fistula dulce canit, volucrem dum decipit auceps. (Chaos, 783; Seybold, 360.) 5 Die Pfeife gellt, wie sich einer stellt. 6 Die Pfeife im Munde thut's nicht, man muss auch den Rauch ziehen können. 7 Die Pfeife verräth das Holz, woraus sie gemacht ist. 8 Ein Pfeiff in der Orgel, die nicht recht gestimmet ist, verderbt den gantzen Gesang. – Lehmann, 814, 28; Chaos, 421. So verderbt ein böser Bube die ganze Gemeinde. 9 Eine übellautende Pfeife verdirbt die ganze Orgel. – Sailer, 328. 10 Éist de Píip in Brand, dann 'n Iesel ut'm Grawen. (Westf.) Erst die Pfeife in Brand, dann der Esel aus dem Graben. 11 Es ist nit allzeit gut, Pfeiffen schneiden. – Sutor, 973. 12 Gefüllte Pfeifen haben einen schlechten Klang. – Parömiakon, 2217. 13 Je kürzer die Pfeife, desto höher der Ton. 14 Je länger die Pfeife, desto tiefer die Töne. – Sprichwörtergarten, 477. J. Weber (Demokritos) bemerkt: „Je beschränkter ein Mensch ist, desto höher pfeift er; kurze Pfeifen geben hohe, lange tiefe Töne.“ 15 Man muss Pfeifen schneiden, weil man im Rohr sitzt, sagte der Finanzer und schnitt ad saccum. 16 Mit der Pfeife gewonnen, mit der Trommel verthan. – Simrock, 7804. 17 Mit der Pfeife pflügen die Herren. (Finn.) 18 Pfeiff will voll sein. – Franck, II, 66b. 19 Pfeiffen vnd Harpffen lauten wol, eine freundliche Rede besser. – Petri, II, 506; Sailer, 188. 20 Quid nunc, sprach Funk, und stopfte seine Pfeife. 21 Schneid pfeiffen, weil du in den rören sitzest. – Franck, II, 92b; Petri, II, 539; Hollenberg, II, 9; Körte, 4730; Lohrengel, I, 402. Der Gedanke, Zeit und Gelegenheit wahrzunehmen, wird durch deutsche Sprichwörter auf sehr verschiedene Weise ausgedrückt. (S. Eisen 36, Ernte 23, Schmieden, Schöpfen, Trinken und Beschlagen, Nachtr.) Verwandte Sprüche im Havanal vgl. Haupt, III, 415, 82. „Nimb weil du kanst, schneide die beste Pfeiffe, weil du im Rohr sitzest.“ (Mathesy, I, 22a.) Frz.: Profiter de l'occasion pendant qu'elle se présente. – Quand le bien vient, on le doit prendre. – Quand le bouillon bout, il faut l'écumer. (Masson, 71.) Lat.: Aestas non semper durabit, condite nidos. (Binder I, 26; II, 92; Eiselein, 23; Philippi, I, 13; Seybold, 14.) – Cum ferrum candet, cudere quemque decet. (Seybold, 96.) 22 Was mit der Pfeife kommt, geht mit der Trommel wieder fort. Frz.: Ce qui vient par la flûte, s'en va par le tambour. (Kritzinger, 320a; Masson, 164.) – Male gagne qui tout dépense. (Körte, 4732.) It.: Quel che vien da tinche tanche, se ne va per ninche nanche. – Quel viene di raffa in roffa, se ne va di baffa in boffa. (Masson, 164.) 23 Wenn die Pfeife schweigt, hört der Tanz auf. Engl.: No longer pipe, no longer dance. (Bohn II, 124.) 24 Wenn die Pfeiff nicht voll ist, so kürret sie nicht. – Petri, II, 645. 25 Wer auf goldener Pfeife bläst, den hört man gern (weit). Die Russen: Wenn du im Waldai auf einer goldenen Pfeife bläsest, so werden deine Freunde aus Cholm das Signal vernehmen. (Altmann V.) 26 Wer nach jeder Pfeife tanzt, hat bald müde Beine. – Gubitz, Volkskalender, 1858. 27 Wer nach jeder Pfeife tanzt, kommt nie zur Ruhe. 28 Wer Pfeifen feil hat und kann pfeifen, dem kauft man sie ab. – Eiselein, 509; Simrock, 7807. 29 Wer schlechte Pfeiffen hat vnnd kan selbst Pfeiffen, der verkaufft seine pfeiffen am ehisten. – Lehmann, 648, 93. „Kompt daher: zween pfeiffenkrämer hatten neben einander feil, der eine hatte gute pfeiffen vnnd kund nicht pfeiffen, der andere hett schlechte vnd kondt wol pfeiffen, den lief man zu vnnd kaufft; der andere blieb mit seinen guten pfeiffen sitzen.“ 30 Wer vmb Pfeifen ein Esel gibt, der muss offt gehn, so gern er rit. – Murner, Nb., 7. „Ein Löffel, was auch Dozinger, von dem vns sagt all Landes Mähr, dass er im Tausch ein Esel gab, umb ein pfeiff ein ringe hab. Wer ewigs vmb zergenklichs gibt, des tauschens er geniesset nit.“ (Vgl. Murner, Vom Löffelschmiede, in Kloster, IV, 648.) 31 Wie die Pfeife, so der Tanz. – Eiselein, 508; Simrock, 7800. 32 Wie man in die Pfeife bläst, so tönt es. Aehnlich russisch Altmann VI, 392. 33 Zu der Pfeifen gehört ein Paucke. – Henisch, 1440, 13; Petri, III, 16. Bei Hoffmann von Fallersleben (75, 72): By der pype hört de bunge. (Jucundus sonus est, calamo si tympana iungis.) Holl.: Ter pipen hoort een bonghe. (Tunn., 21, 8.) Lat.: Muse quando sonant, soni tum bene timpana donant. (Binder II, 1957; Fallersleben, 643; Neander, 291.) *34 Alles soll nach seiner Pfeife tanzen. – Braun, I, 3241. *35 Andere Pfeifen ziehen. In dem Sinne wie: andere Saiten aufziehen. *36 D' Pfeifa b'schneide. – Michel, 259; Nefflen, 454. Den Uebermuth dämpfen, die Mittel schmälern. *37 D' Pfeiff ausklopfa. – Birlinger, 966. *38 Da geht einem die Pfeife aus. – Masson, 349. In dem Sinne von: Es ist, um aus der Haut zu fahren, um katholisch, um des Kukuks, des Teufels, um toll zu werden. Frz.: Cela ferait enrager la bête et le marchand. – Cela ferait renier chrême et baptême. – C'est à crever dans sa peau. – Il y aurait de quoi lasser la patience d'un capucin. – Le diable s'en pendrait. (Masson, 174.) *39 De Pipe in den Sack tên. – Dähnert, 349b. Durch Drohungen zur Ruhe gebracht werden. *40 Die Pfeife aus dem Sack ziehen. Entschieden hervortreten, vom Herzen reden. Im Niederdeutschen: „De Pîp ut dem Sack trecken, z. B. in den Idyllen von Voss: Êrst wehrt he sik; awer verspricktst du goden part an dem Schatt, bald treckt he de Pîp' ut dem Sack.“ *41 Die Pfeife ausklopfen. (Nürtingen.) Für natürliche Ausleerung. *42 Die Pfeife einstecken. „Is dat waer (wahr) so mege wi de Pipen wol intheen,“ (Neocorus, II, 145.) *43 Die Pfeife im Sacke behalten. Schweigen, sich ruhig verhalten, besonders auch von denen, die ihre Stimme erheben sollen, um die öffentliche Meinung zum Ausdruck zu bringen. „Dass diese Herren bei einer solchen Gelegenheit ihre Pfeife im Sacke behalten, versteht sich wol von selbst.“ (Bresl. Zeitung, 1864, Nr. 198, S. 1136.) „So hatte ich die Pfeiffe wol im Sack müssen stecken lassen.“ (Simplic., 441.) *44 Die Pfeifen einziehen (in Sack ziehen). – Eiselein, 508. Schweigen wo man reden sollte, in seinem Eifer nachlassen, den Muth sinken lassen, seine Hitze mässigen. „Bald zeuhstu in den Sack die Pfeiffen.“ (Waldis, II, 28, 40.) „Die Pfeiffen einziehen.“ (Ayrer, V, 2965, 17.) „Er hat müssen die Pfeiffen einziehen.“ (Dietrich, Weisheit, II, 682.) „Als ich anfing wider den Ablass

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873, S. [629]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon03_1873/643>, abgerufen am 25.04.2024.