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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873.

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Pfläumchen.

* Er lässt sich ein Pfläumchen durchs Maul ziehen. - Klix, 58.

Holl.: Hij krijgt een pluimpje. (Harrebomee, II, 190a.)


Pflaume.

1 De erschte Plume sönd madig. - Frischbier2, 2927.

In Bezug auf die ersten Gewinne beim Kartenspiel. (S. Gewer 1 und Hündchen 2.)

2 Die Pflaume schmeckt am besten frisch vom Baume.

"Kalt liess mich dein gesandter Kuss; denn diese Frucht behagt nur dann, wenn man sie frisch vom Baume pflücken kann." (Witzfunken, IIa, 5.)

3 Die Pflaume schmeckt nach dem Baume. (S. Frucht 15.)

4 Die Pflaumen werden erst mild, wenn sie runzeln.

5 Gelt, haben die Pflaumen auch Beine, sagte der Westfälinger, da hatte er einen Frosch niedergeschluckt. (S. Lust 65.)

Im Hauskalender (IV) findet sich das Sprichwort in folgender Form: Gerd, heben de Plumen ok Benen? anners hebb ick, so brenn ick (oder: oder straf mi Gott), 'n Pogg inschleken, sä de Feling. (Kern, 32.)

6 Jede Pflaume hat ihren Stein.

Böhm.: Kazda svestka svou pecku ma, a pecka jadro. (Celakovsky, 187.)

7 Man muss die Pflaume erst haben, ehe man sie backen kann.

Die Russen: Sorge erst für die Kienäpfel und dann für die Darre. (Altmann V, 119.)

8 Pflaumen kann man nicht zu Aepfeln machen. - Simrock, 7904; Körte, 4793; Steiger, 311; Frost, 95.

9 Plume on Rosine make sete Miene. (Ostpreuss.)

*10 Das ist eine faule (saure) Pflaume.

Holl.: Het is eene vuile (zure) pruim. (Harrebomee, II, 203b.)

*11 Die Pflaumen wegwerfen und eine Pfirsiche suchen.

*12 Die plumen streychen. (S. Kauz 4.) - Tappius, 18b.

"Wo man steht fest vnd lest sich nicht beweichen (= bewegen) jr federlesen vnd pflaumen streichen." (Waldis, I, 11, 62.) (S. Mantel 65.) Schmeicheln.

Lat.: Plumas tergentes monstrat fictiti gentes.

*13 Er schickt Pflaumen nach Tours.

Wo sie gut und im Ueberfluss sind.

*14 Ich will ihm eine Pflaume schicken. - Schles. Zeitung, 1871, Nr. 531.

Als Drohung: eine Kugel, ein Geschoss.

*15 Koske, de Plume sönd reip. (Alt-Pillau.)

Koske stahl Pflaumen und bekam daher den Namen Pflaumen-Koske. Anfänglich nur Neckwort für Koske, erhielt die Redensart bald sprichwörtliche Bedeutung.

*16 Plume, seggt Bleier. - Frischbier2, 2928.

In Angerburg und andern Orten spottender Trostruf an einen, dem ein erwarteter Vortheil entgangen ist.

*17 Plume? seggt de Sinagowitz on göfft doch Rosine. - Frischbier2, 2929.

In Samland zu Leuten, die eine Sache verkehrt machen oder verstehen, nachdem sie sich vorher noch darüber unterrichtet haben.

*18 Sie sind nicht in die Pflaumen gekommen.

Nicht zum Spass gekommen, nicht um nichts und wieder nichts da.


Pflaumenbaum.

1 Der Pflaumenbaum trägt nur Pflaumen, wohin man ihn auch pflanzen mag.

Die Russen: Die Palme trägt auch im Fichtenwalde Datteln. (Altmann VI, 505.)

*2 Aus einem Pflaumenbaum einen Pomerantzenbaum machen wollen. - Gryphius, 51.


Pflaumenkern.

Aus einem Pflaumenkern wird keine Eiche.


Pflaumenpfingsten.

* Op Plumepingste. (S. Nimmerleinstag und Pfingsten 28.) - Frischbier2, 2930.


Pflaumenschmeisser.

* Das ist ein rechter Pflaumenschmeisser. - Klix, 58.


Pflaumenstreicher.

Pflaumenstreicher seynd all falsch. - Lehmann, II, 491, 11; Petri, II, 506; Simrock, 7905.

In Pommern: En Plumenstriker. (Dähnert, 354a.) "Wer Schwetzer vnd die ohrenbläser, die pflaumstreicher vnd federläser bei sich im hause wohnen lässt, der hat fürwar auch geren gäst." (Waldis, II, 57, 20.)

Holl.: Die geerd wil worden moet het pluimstrijken leeren. - Het is een pluimstrijken. - Hij strijkt de pluim. (Harrebomee, II, 189b.)


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Pflege.

Zu viel Pflege tödtet das Kind.

Die Russen: Durch zu viel Wärterinnen ist das Kind blind geworden. (Cahier, 1908.)


Pflegen.

1 Dass ich selbst pflege, das zeihe ich einem andern allwege. - Petri, II, 118.

2 Die sich pflegen am besten, sind krank am mesten und sterben am ehsten.

*3 Er pflegt sich wie die Laus im Schorf.


Pfleger.

1 Es ward nie kein gut pfleger geboren. (S. Momber.) - Franck, II, 67a.

2 Pfleger, verleger, widmen vnd weysen sol man zeysen. - Franck, II, 67a; Suringar, CCLXV, 2.


Pflegerkind.

Pfleger- und Schreiberkinder seynd Burger- und Bauernschinder. - Chaos, 723.

Es ist mir nicht klar, was für Kinder unter Pflegerkindern gemeint sind, ob Kinder von Beamten oder gewissen Beamten. Das Sprichwort steht zur Verdeutschung des lateinischen: Recte educati crescunt ad sydera gnati.


Pflegerliebe.

Pflegerlieb ist falsch vnd trüb. - Franck, II, 67b; Simrock, 7906; Körte, 4794.

Wie selten ein guter Vormund ist.


Pflegertreu.

Pfleger(und Vormünder-)treu wirt nimmer new. - Franck, II, 67a; Gruter, I, 62; Sutor, 364; Eiselein, 511; Simrock, 7907; Körte, 4795; Suringar, CCLXV, 2.

Der rechtschaffene Vormund, der ein treuer Eckart ist, ist selten. (S. Momber und Vogt.)


Pflicht.

1 Die Pflichten bleiben bei der Wer' und ihrer Zubehör. - Graf, 122, 308.

"De plichte bliven by der wehre und erer Thobehöringe." (Normann, 134, 107.) Unter Pflichten sind die Reallasten zu verstehen, deren Grundcharakter in dem engen Verbande mit dem pflichtigen Gute liegt. Wenn dies auch seinen Besitzer wechselt, die darauf haftenden Lasten bleiben unverändert. (S. Unpflicht.)

2 Erfülle deine Pflicht, alles andere kümmere dich nicht.

Frz.: Face chacun son devoir. (Leroux, II, 225.) - Fais ce que dois, advienne que pourra. (Bohn I, 18.)

Lat.: Tu fac officium, cetera cura dei. (Philippi, II, 224.)

3 Erst die Pflicht, dann das Gedicht.

4 Ich thue meine Pflicht, sagte der Nachtwächter, da schrie er Feuer, als es aus einem Backofen rauchte.

Und war ungefähr ebenso klug wie die, welche wegen eines Zeitungsblattes die Welt in Alarm setzen.

5 Thu deine Pflicht und fürcht' dich nicht!

6 Wer seine Pflicht thut, hat genug gethan.

Holl.: Als elk zijn pligt doet, is er niets te doen. (Harrebomee, II, 189a.)

7 Wer über seine Pflicht seufzt, der macht sich das Pfund zum Centner.

8 Wo es Pflicht ist, zu sprechen, ist Schweigen Verbrechen.


Pflock.

1 Auch vom Pflocke in der Wand nimm Abschied.

Komm nicht wieder!

*2 Da steck 'nen Plock hin, denn kannst't wedder finn'n. (Göttingen.)

*3 Dem es de Plock angeschlagen. (Bedburg.)

*4 Einem einen Pflock in den Weg werfen. - Mathesy, 159a.

Heimlich Unglück anrichten.

*5 Einen Pflock dabei stecken. - Lohrengel, II, 237.

*6 Einen Pflock zurückstecken. - Lohrengel, II, 238.

*7 Er schlugt Flöcker in Kop aran. (Jüd.-deutsch. Brody.)

Er schlägt Pflöcke in den Kopf hinein. Von einem sehr Zudringlichen.

*8 Hi helt bi a Plank an let a Marrag far. (Amrum.) - Haupt, VIII, 351, 6.

Er hält beim, (greift nach dem) Pflock, in Schlesien Speil, und lässt die Wurst fahren.

*9 Hual bi di Plek en let di Marig faol. (Sylt.) - Haupt, VIII, 351, 6.


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Pfläumchen.

* Er lässt sich ein Pfläumchen durchs Maul ziehen.Klix, 58.

Holl.: Hij krijgt een pluimpje. (Harrebomée, II, 190a.)


Pflaume.

1 De erschte Plume sönd madig.Frischbier2, 2927.

In Bezug auf die ersten Gewinne beim Kartenspiel. (S. Gewer 1 und Hündchen 2.)

2 Die Pflaume schmeckt am besten frisch vom Baume.

„Kalt liess mich dein gesandter Kuss; denn diese Frucht behagt nur dann, wenn man sie frisch vom Baume pflücken kann.“ (Witzfunken, IIa, 5.)

3 Die Pflaume schmeckt nach dem Baume. (S. Frucht 15.)

4 Die Pflaumen werden erst mild, wenn sie runzeln.

5 Gelt, haben die Pflaumen auch Beine, sagte der Westfälinger, da hatte er einen Frosch niedergeschluckt. (S. Lust 65.)

Im Hauskalender (IV) findet sich das Sprichwort in folgender Form: Gerd, heben de Plumen ôk Bênen? anners hebb ick, so brenn ick (oder: oder straf mi Gott), 'n Pogg inschleken, sä de Feling. (Kern, 32.)

6 Jede Pflaume hat ihren Stein.

Böhm.: Každá švestka svou pecku má, a pecka jádro. (Čelakovský, 187.)

7 Man muss die Pflaume erst haben, ehe man sie backen kann.

Die Russen: Sorge erst für die Kienäpfel und dann für die Darre. (Altmann V, 119.)

8 Pflaumen kann man nicht zu Aepfeln machen.Simrock, 7904; Körte, 4793; Steiger, 311; Frost, 95.

9 Plume on Rosine make sête Miene. (Ostpreuss.)

*10 Das ist eine faule (saure) Pflaume.

Holl.: Het is eene vuile (zure) pruim. (Harrebomée, II, 203b.)

*11 Die Pflaumen wegwerfen und eine Pfirsiche suchen.

*12 Die plumen streychen. (S. Kauz 4.) – Tappius, 18b.

„Wo man steht fest vnd lest sich nicht beweichen (= bewegen) jr federlesen vnd pflaumen streichen.“ (Waldis, I, 11, 62.) (S. Mantel 65.) Schmeicheln.

Lat.: Plumas tergentes monstrat fictiti gentes.

*13 Er schickt Pflaumen nach Tours.

Wo sie gut und im Ueberfluss sind.

*14 Ich will ihm eine Pflaume schicken.Schles. Zeitung, 1871, Nr. 531.

Als Drohung: eine Kugel, ein Geschoss.

*15 Koske, de Plume sönd rîp. (Alt-Pillau.)

Koske stahl Pflaumen und bekam daher den Namen Pflaumen-Koske. Anfänglich nur Neckwort für Koske, erhielt die Redensart bald sprichwörtliche Bedeutung.

*16 Plume, seggt Bleier.Frischbier2, 2928.

In Angerburg und andern Orten spottender Trostruf an einen, dem ein erwarteter Vortheil entgangen ist.

*17 Plume? seggt de Sinagowitz on göfft doch Rosine.Frischbier2, 2929.

In Samland zu Leuten, die eine Sache verkehrt machen oder verstehen, nachdem sie sich vorher noch darüber unterrichtet haben.

*18 Sie sind nicht in die Pflaumen gekommen.

Nicht zum Spass gekommen, nicht um nichts und wieder nichts da.


Pflaumenbaum.

1 Der Pflaumenbaum trägt nur Pflaumen, wohin man ihn auch pflanzen mag.

Die Russen: Die Palme trägt auch im Fichtenwalde Datteln. (Altmann VI, 505.)

*2 Aus einem Pflaumenbaum einen Pomerantzenbaum machen wollen.Gryphius, 51.


Pflaumenkern.

Aus einem Pflaumenkern wird keine Eiche.


Pflaumenpfingsten.

* Op Plumepingste. (S. Nimmerleinstag und Pfingsten 28.) – Frischbier2, 2930.


Pflaumenschmeisser.

* Das ist ein rechter Pflaumenschmeisser.Klix, 58.


Pflaumenstreicher.

Pflaumenstreicher seynd all falsch.Lehmann, II, 491, 11; Petri, II, 506; Simrock, 7905.

In Pommern: En Plumenstriker. (Dähnert, 354a.) „Wer Schwetzer vnd die ohrenbläser, die pflaumstreicher vnd federläser bei sich im hause wohnen lässt, der hat fürwar auch geren gäst.“ (Waldis, II, 57, 20.)

Holl.: Die geërd wil worden moet het pluimstrijken leeren. – Het is een pluimstrijken. – Hij strijkt de pluim. (Harrebomée, II, 189b.)


[Spaltenumbruch]
Pflege.

Zu viel Pflege tödtet das Kind.

Die Russen: Durch zu viel Wärterinnen ist das Kind blind geworden. (Cahier, 1908.)


Pflegen.

1 Dass ich selbst pflege, das zeihe ich einem andern allwege.Petri, II, 118.

2 Die sich pflegen am besten, sind krank am mêsten und sterben am ehsten.

*3 Er pflegt sich wie die Laus im Schorf.


Pfleger.

1 Es ward nie kein gut pfleger geboren. (S. Momber.) – Franck, II, 67a.

2 Pfleger, verleger, widmen vnd weysen sol man zeysen.Franck, II, 67a; Suringar, CCLXV, 2.


Pflegerkind.

Pfleger- und Schreiberkinder seynd Burger- und Bauernschinder.Chaos, 723.

Es ist mir nicht klar, was für Kinder unter Pflegerkindern gemeint sind, ob Kinder von Beamten oder gewissen Beamten. Das Sprichwort steht zur Verdeutschung des lateinischen: Recte educati crescunt ad sydera gnati.


Pflegerliebe.

Pflegerlieb ist falsch vnd trüb.Franck, II, 67b; Simrock, 7906; Körte, 4794.

Wie selten ein guter Vormund ist.


Pflegertreu.

Pfleger(und Vormünder-)treu wirt nimmer new.Franck, II, 67a; Gruter, I, 62; Sutor, 364; Eiselein, 511; Simrock, 7907; Körte, 4795; Suringar, CCLXV, 2.

Der rechtschaffene Vormund, der ein treuer Eckart ist, ist selten. (S. Momber und Vogt.)


Pflicht.

1 Die Pflichten bleiben bei der Wer' und ihrer Zubehör.Graf, 122, 308.

„De plichte bliven by der wehre und erer Thobehöringe.“ (Normann, 134, 107.) Unter Pflichten sind die Reallasten zu verstehen, deren Grundcharakter in dem engen Verbande mit dem pflichtigen Gute liegt. Wenn dies auch seinen Besitzer wechselt, die darauf haftenden Lasten bleiben unverändert. (S. Unpflicht.)

2 Erfülle deine Pflicht, alles andere kümmere dich nicht.

Frz.: Face chacun son devoir. (Leroux, II, 225.) – Fais ce que dois, advienne que pourra. (Bohn I, 18.)

Lat.: Tu fac officium, cetera cura dei. (Philippi, II, 224.)

3 Erst die Pflicht, dann das Gedicht.

4 Ich thue meine Pflicht, sagte der Nachtwächter, da schrie er Feuer, als es aus einem Backofen rauchte.

Und war ungefähr ebenso klug wie die, welche wegen eines Zeitungsblattes die Welt in Alarm setzen.

5 Thu deine Pflicht und fürcht' dich nicht!

6 Wer seine Pflicht thut, hat genug gethan.

Holl.: Als elk zijn pligt doet, is er niets te doen. (Harrebomée, II, 189a.)

7 Wer über seine Pflicht seufzt, der macht sich das Pfund zum Centner.

8 Wo es Pflicht ist, zu sprechen, ist Schweigen Verbrechen.


Pflock.

1 Auch vom Pflocke in der Wand nimm Abschied.

Komm nicht wieder!

*2 Da steck 'nen Plock hin, denn kannst't wedder finn'n. (Göttingen.)

*3 Dem es de Plock angeschlagen. (Bedburg.)

*4 Einem einen Pflock in den Weg werfen.Mathesy, 159a.

Heimlich Unglück anrichten.

*5 Einen Pflock dabei stecken.Lohrengel, II, 237.

*6 Einen Pflock zurückstecken.Lohrengel, II, 238.

*7 Er schlugt Flöcker in Kop aran. (Jüd.-deutsch. Brody.)

Er schlägt Pflöcke in den Kopf hinein. Von einem sehr Zudringlichen.

*8 Hi hêlt bi a Plank an lêt a Marrag fâr. (Amrum.) – Haupt, VIII, 351, 6.

Er hält beim, (greift nach dem) Pflock, in Schlesien Speil, und lässt die Wurst fahren.

*9 Hual bi di Plek en let di Mârig faol. (Sylt.) – Haupt, VIII, 351, 6.


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[[665]/0679] Pfläumchen. * Er lässt sich ein Pfläumchen durchs Maul ziehen. – Klix, 58. Holl.: Hij krijgt een pluimpje. (Harrebomée, II, 190a.) Pflaume. 1 De erschte Plume sönd madig. – Frischbier2, 2927. In Bezug auf die ersten Gewinne beim Kartenspiel. (S. Gewer 1 und Hündchen 2.) 2 Die Pflaume schmeckt am besten frisch vom Baume. „Kalt liess mich dein gesandter Kuss; denn diese Frucht behagt nur dann, wenn man sie frisch vom Baume pflücken kann.“ (Witzfunken, IIa, 5.) 3 Die Pflaume schmeckt nach dem Baume. (S. Frucht 15.) 4 Die Pflaumen werden erst mild, wenn sie runzeln. 5 Gelt, haben die Pflaumen auch Beine, sagte der Westfälinger, da hatte er einen Frosch niedergeschluckt. (S. Lust 65.) Im Hauskalender (IV) findet sich das Sprichwort in folgender Form: Gerd, heben de Plumen ôk Bênen? anners hebb ick, so brenn ick (oder: oder straf mi Gott), 'n Pogg inschleken, sä de Feling. (Kern, 32.) 6 Jede Pflaume hat ihren Stein. Böhm.: Každá švestka svou pecku má, a pecka jádro. (Čelakovský, 187.) 7 Man muss die Pflaume erst haben, ehe man sie backen kann. Die Russen: Sorge erst für die Kienäpfel und dann für die Darre. (Altmann V, 119.) 8 Pflaumen kann man nicht zu Aepfeln machen. – Simrock, 7904; Körte, 4793; Steiger, 311; Frost, 95. 9 Plume on Rosine make sête Miene. (Ostpreuss.) *10 Das ist eine faule (saure) Pflaume. Holl.: Het is eene vuile (zure) pruim. (Harrebomée, II, 203b.) *11 Die Pflaumen wegwerfen und eine Pfirsiche suchen. *12 Die plumen streychen. (S. Kauz 4.) – Tappius, 18b. „Wo man steht fest vnd lest sich nicht beweichen (= bewegen) jr federlesen vnd pflaumen streichen.“ (Waldis, I, 11, 62.) (S. Mantel 65.) Schmeicheln. Lat.: Plumas tergentes monstrat fictiti gentes. *13 Er schickt Pflaumen nach Tours. Wo sie gut und im Ueberfluss sind. *14 Ich will ihm eine Pflaume schicken. – Schles. Zeitung, 1871, Nr. 531. Als Drohung: eine Kugel, ein Geschoss. *15 Koske, de Plume sönd rîp. (Alt-Pillau.) Koske stahl Pflaumen und bekam daher den Namen Pflaumen-Koske. Anfänglich nur Neckwort für Koske, erhielt die Redensart bald sprichwörtliche Bedeutung. *16 Plume, seggt Bleier. – Frischbier2, 2928. In Angerburg und andern Orten spottender Trostruf an einen, dem ein erwarteter Vortheil entgangen ist. *17 Plume? seggt de Sinagowitz on göfft doch Rosine. – Frischbier2, 2929. In Samland zu Leuten, die eine Sache verkehrt machen oder verstehen, nachdem sie sich vorher noch darüber unterrichtet haben. *18 Sie sind nicht in die Pflaumen gekommen. Nicht zum Spass gekommen, nicht um nichts und wieder nichts da. Pflaumenbaum. 1 Der Pflaumenbaum trägt nur Pflaumen, wohin man ihn auch pflanzen mag. Die Russen: Die Palme trägt auch im Fichtenwalde Datteln. (Altmann VI, 505.) *2 Aus einem Pflaumenbaum einen Pomerantzenbaum machen wollen. – Gryphius, 51. Pflaumenkern. Aus einem Pflaumenkern wird keine Eiche. Pflaumenpfingsten. * Op Plumepingste. (S. Nimmerleinstag und Pfingsten 28.) – Frischbier2, 2930. Pflaumenschmeisser. * Das ist ein rechter Pflaumenschmeisser. – Klix, 58. Pflaumenstreicher. Pflaumenstreicher seynd all falsch. – Lehmann, II, 491, 11; Petri, II, 506; Simrock, 7905. In Pommern: En Plumenstriker. (Dähnert, 354a.) „Wer Schwetzer vnd die ohrenbläser, die pflaumstreicher vnd federläser bei sich im hause wohnen lässt, der hat fürwar auch geren gäst.“ (Waldis, II, 57, 20.) Holl.: Die geërd wil worden moet het pluimstrijken leeren. – Het is een pluimstrijken. – Hij strijkt de pluim. (Harrebomée, II, 189b.) Pflege. Zu viel Pflege tödtet das Kind. Die Russen: Durch zu viel Wärterinnen ist das Kind blind geworden. (Cahier, 1908.) Pflegen. 1 Dass ich selbst pflege, das zeihe ich einem andern allwege. – Petri, II, 118. 2 Die sich pflegen am besten, sind krank am mêsten und sterben am ehsten. *3 Er pflegt sich wie die Laus im Schorf. Pfleger. 1 Es ward nie kein gut pfleger geboren. (S. Momber.) – Franck, II, 67a. 2 Pfleger, verleger, widmen vnd weysen sol man zeysen. – Franck, II, 67a; Suringar, CCLXV, 2. Pflegerkind. Pfleger- und Schreiberkinder seynd Burger- und Bauernschinder. – Chaos, 723. Es ist mir nicht klar, was für Kinder unter Pflegerkindern gemeint sind, ob Kinder von Beamten oder gewissen Beamten. Das Sprichwort steht zur Verdeutschung des lateinischen: Recte educati crescunt ad sydera gnati. Pflegerliebe. Pflegerlieb ist falsch vnd trüb. – Franck, II, 67b; Simrock, 7906; Körte, 4794. Wie selten ein guter Vormund ist. Pflegertreu. Pfleger(und Vormünder-)treu wirt nimmer new. – Franck, II, 67a; Gruter, I, 62; Sutor, 364; Eiselein, 511; Simrock, 7907; Körte, 4795; Suringar, CCLXV, 2. Der rechtschaffene Vormund, der ein treuer Eckart ist, ist selten. (S. Momber und Vogt.) Pflicht. 1 Die Pflichten bleiben bei der Wer' und ihrer Zubehör. – Graf, 122, 308. „De plichte bliven by der wehre und erer Thobehöringe.“ (Normann, 134, 107.) Unter Pflichten sind die Reallasten zu verstehen, deren Grundcharakter in dem engen Verbande mit dem pflichtigen Gute liegt. Wenn dies auch seinen Besitzer wechselt, die darauf haftenden Lasten bleiben unverändert. (S. Unpflicht.) 2 Erfülle deine Pflicht, alles andere kümmere dich nicht. Frz.: Face chacun son devoir. (Leroux, II, 225.) – Fais ce que dois, advienne que pourra. (Bohn I, 18.) Lat.: Tu fac officium, cetera cura dei. (Philippi, II, 224.) 3 Erst die Pflicht, dann das Gedicht. 4 Ich thue meine Pflicht, sagte der Nachtwächter, da schrie er Feuer, als es aus einem Backofen rauchte. Und war ungefähr ebenso klug wie die, welche wegen eines Zeitungsblattes die Welt in Alarm setzen. 5 Thu deine Pflicht und fürcht' dich nicht! 6 Wer seine Pflicht thut, hat genug gethan. Holl.: Als elk zijn pligt doet, is er niets te doen. (Harrebomée, II, 189a.) 7 Wer über seine Pflicht seufzt, der macht sich das Pfund zum Centner. 8 Wo es Pflicht ist, zu sprechen, ist Schweigen Verbrechen. Pflock. 1 Auch vom Pflocke in der Wand nimm Abschied. Komm nicht wieder! *2 Da steck 'nen Plock hin, denn kannst't wedder finn'n. (Göttingen.) *3 Dem es de Plock angeschlagen. (Bedburg.) *4 Einem einen Pflock in den Weg werfen. – Mathesy, 159a. Heimlich Unglück anrichten. *5 Einen Pflock dabei stecken. – Lohrengel, II, 237. *6 Einen Pflock zurückstecken. – Lohrengel, II, 238. *7 Er schlugt Flöcker in Kop aran. (Jüd.-deutsch. Brody.) Er schlägt Pflöcke in den Kopf hinein. Von einem sehr Zudringlichen. *8 Hi hêlt bi a Plank an lêt a Marrag fâr. (Amrum.) – Haupt, VIII, 351, 6. Er hält beim, (greift nach dem) Pflock, in Schlesien Speil, und lässt die Wurst fahren. *9 Hual bi di Plek en let di Mârig faol. (Sylt.) – Haupt, VIII, 351, 6.

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873, S. [665]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon03_1873/679>, abgerufen am 29.03.2024.