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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873.

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Pier (Name).

* Er will der böse Pier nicht sein.

Ob von dem friesischen Obersten, der unter dem Namen des grossen Pier zu Anfang des 16. Jahrhunderts der Schrecken der Suiderseer war, und die Holländer, die ihm in die Hände fielen, aufs grausamste behandelte? Sinn: Er will der nicht sein, der das gethan, oder allein gethan hat.


Pier (Wurm).

1 Bonn, seth Fei, do trock se ennen Pier aut de Fott on bont sech den Hos (Strumpf) dormet op. (Meurs.) - Hoefer, 272.

*2 An den Pier1 kommen. (Meurs.) - Firmenich, I, 406, 374.

1) Wurm, d. h. anlaufen, übel ankommen.

*3 Den hört ock de Pieren husten. (Meurs.) - Firmenich, I, 405, 308.

*4 Hei treckt öm enen Pier uit. (Deutz.)

Zwingt ihn zu etwas Unangenehmem.


Pieren.

* Er ist gepiert worden.

Er ist in die Hände des (oder eines) Pier (s. d.) gefallen, man hat ihn ergriffen.


Pieshund.

* Hol' dich der Pieshund. (Gilgenburg.)

Da pies im Polnischen Hund heisst, so ist der obige Ausdruck ein überfüllter (Pleonasmus = Hundhund).


Pietas.

Pietas, die liegt im Stro, Humilitas schreit mordio. - Henisch, 1692, 21.


Pietist.

1 Guter Pietist, fauler Christ. - Eiselein, 512; Simrock, 7925; Körte, 4808; Körte2, 6018; Braun, I, 3185; Masson, 105.

Mit Leuten, die sich auf ihre Verdorbenheit noch etwas einbilden, ist wenig anzufangen; sie fühlen sich so selig in ihrem moralischen Sumpfe, dass sie um keinen Preis herausgehen würden. Unter den Mitgliedern der pietistischen Conventikel bei Herrn von Gerlach in Halle im Jahre 1831 befand sich das lumpigste Gesindel der Stadt, das ihm Uhren u. s. w. mitnahm. (Vgl. E. Meyen, H. Leo, der verhallerte Pietist, Leipzig 1839.) Ohne Zweifel werden sie sich dabei auf einen biblischen Ausspruch, d. h. auf Gottes Wort gestützt haben, wie jener Pietist, der absichtlich die Accise betrog und sich dabei auf Matthäus 17, 24-27 bezog.

2 Pietisten - böse (falsche, faule) Christen. - Unterhaltungen am häusl. Herd, 1863, S. 374b.

3 Pietisten - die Battistenen. - Gutzkow, IV, 1, 375.

"Weil sie sich an und für sich für feinern Gespinstes und Gewebes halten als andere schlichte Christen."


Pietsch.

* Das ist Pietsch. (S. Aussehen.)


Peik.

1 Peik is en Leik. (Holst.) - Schütze, III, 38.

Wenn jemand andeuten will, sein in der Farbe im Pique spielender Mitmann werde das Spiel verlieren.

*2 He is nich püük. - Stürenburg, 185b.

Hier in dem Sinne von ehrlich, redlich.

*3 'T is wat puiks, noch ut Paters Fatje. - Bueren, 1099; Hauskalender, II.

Peik, bei Stürenburg (185b) püük = rein, schön, sauber, nett, ausgezeichnet, vortrefflich; holländisch puik auch substantivisch: das Auserlesenste, Beste; nordfriesisch pük, westfriesisch püwik. Nach einigen von picken, aut picken, also das Utpickde; nach andern zusammenhängend mit dänisch u. s. w. pige, isländisch pika = schöne Gestalt.


Pikant.

Das ist pikant, sagte der Käfer zum Buben, der ihn mit einer Nadel anspiesste.

Engl.: C'est bien piquant, as the cockchaffer said when they ran a pin through his tail. (Hagen, VI, 104, 25.)


Pikanterie.

* Auf jemand (eine) Pikanterie haben.


Pikas.

Pikas heisst mein Hühnerhund. (Ostpreuss.)

Beim Ausspielen einer Piquekarte, namentlich des Piqueas.


Pike.

*1 Eine Pike auf jemand haben. - Eichwald, 1504; Eiselein, 512; Braun, I, 3320.

In der Schweiz: Er het en Biggen uf en. (Sutermeister, 78.)

Holl.: Hij heeft een pik op hem. (Harrebomee, II, 184a.)

*2 Man muss von der Pike auf gedient haben. - Simrock, 7926.

[Spaltenumbruch] *3 Von der Pike auf dienen. - Eiselein, 512; Körte, 4808a; Braun, I, 3319.

So viel als von der untersten Stufe, wo man im Heere den Spiess oder die Pike tragen muss.

Holl.: Hij heeft van de piek of gediend. (Harrebomee, II, 180b.)

Lat.: A caliga ad consulatum perductus. (Seneca.) (Binder II, 2.)


Pikenier.

Der Peikenier macht mir gar viel Plaisir. (Holst.) - Schütze, III, 38.

Erwiderung des hoffnungsvollen Spielers auf die obige Redensart seines Mitspielers. (S. Peik.)


Pilatus.

1 Hat der Pilatus einen Hut, dann wird das Wetter gut; trägt er aber einen Degen, so gibt es sicher Regen. - Kirchhofer, 315.

Der unweit Luzern sich erhebende Pilatusberg war vom 15.-18. Jahrhundert der besuchteste der Schweizerberge. Eine Mönchsfabel erzählt: Pontius Pilatus, durch Tiberius nach Gallien verbannt, habe, von Gewissensbissen verfolgt, sich in einen See auf dem Gipfel des Bergs gestürzt, diesem See (oder dem Pilato?) wurden sonst alle Stürme, die über den Vierwaldstättersee tobten, zugeschrieben, sodass es Jahrhunderte hindurch bei Strafe verboten war, sich jenem See auf dem Berge zu nähern, um nicht den bösen Geist des Mannes, der über den Heiland den Stab gebrochen, zu wecken. Nach obigem Spruch ist der Pilatus das beste Wetterglas für die Anwohner. Ist sein Gipfel morgens nebel- und wolkenfrei, so ist selten auf beständiges Wetter zu rechnen, bis zum Nachmittage ein Hutträger (pileatus, wovon manche seinen Namen ableiten), so darf ein heiterer Tag erwartet werden. (Vgl. Blätter für literarische Unterhaltung.)

2 Man muss Pilato mit dem Kaiser dräuen. - Lehmann, 708, 9; Eiselein, 356; Simrock, 7928.

In der Schweiz: Me muess em Pilatus mit em Kaiser dreue. (Sutermeister, 148.) Rath gegen Beamtenwillkür und Uebergriffe, der wenigstens da gut angewandt ist, wo der Kaiser nicht durch ein Cabinet vom Volke luftdicht abgesperrt ist.

3 Pilatus gehet selten aus dem Tempel ohne Tumult und Gequengel. - Orakel, 1019.

4 Pilatus pflegt gern einmal des Jahres zur Kirch zu kommen. - Henisch, 1513, 11; Petri, II, 506.

"Wird von Vngewittern geredt in der Marterwochen."

5 Pilatus und Herodes werden Freunde. - Luc. 23, 12; Schulze, 240; Zehner, 775.

"Man wird was hören in den letzten Tagen: Pilatus und Herodes haben sich vertragen." (Loci comm., 185.)

Lat.: Sunt bene concordes iterum Pilatus Herodes. (Sutor, 59.)

6 Pilatus wandert nicht aus der Kirche, er richte denn zuvor einen Lärm an. - Blum, 287; Simrock, 7927; Körte, 4809; Boebel, 60.

Pilatus bezeichnet hier die Marterwoche, von der man die Meinung hat, dass sie selten ohne Schnee und Hagel vorübergehe, was oft zutrifft, aber nicht darum, weil sie die Marterwoche, sondern die letzte März- oder erste Aprilwoche ist, Monate, die wegen ihrer wandelbaren Witterung bekannt genug sind.

7 Pilatus wäscht seine Hände in Unschuld.

Dän.: Pilatus toede sine haender i vand. (Prov. dan., 455.)

8 Wenn Pilatus hat ein'n Degen, so gibt es sicher Regen. (S. Niesen 1.) - Kirchhofer, 315.

Engl.: If Riving-pike do wear a hood, be sure that day will ne'er be good. (Bohn II, 209.)

9 Wenn Pilatus und Herodes Freunde werden, ist's um Christum (den Heiland) geschehen.

Dän.: Pilatus og Herodes forliges vel, vee den, der intet bliver klemt. (Prov. dan., 180.)

10 Wenn sich Pilatus und Herodes vertragen, muss die Wahrheit zittern und zagen.

11 Wie kam denn Pilatus ins Credo? - Körte, 4810; Simrock, 7929.

Mit ebenso viel Recht als mancher unter die Heiligen. Wenn einer auf eine unerklärliche oder seltsame Weise berühmt geworden ist.

Holl.: Hoe quam Pilatus in de credo? (Tunn., 14, 21; Harrebomee, II, 184b.)

Lat.: Intrat quo modo Pilatus nescio credo. (Fallersleben, 393.)

Schwed.: Han blef nämpnder som Pilatus i Credo. (Grubb, 304.)

*12 Es geht ihm wie Pilatus im Credo.

"Es ist also kommen her, böss werck geben klein ehr. Wann man dein gedenkt also wie Pilatus im Credo, so soltestu selten werden fro. Das ist Pilatus Testament, wan einer an seinem letsten end, auff erden lasst ein bösen Namen, das all sein kind sich müssen schamen." (Murner, Schelm., in Kloster, I, 872.)

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Pier (Name).

* Er will der böse Pier nicht sein.

Ob von dem friesischen Obersten, der unter dem Namen des grossen Pier zu Anfang des 16. Jahrhunderts der Schrecken der Suiderseer war, und die Holländer, die ihm in die Hände fielen, aufs grausamste behandelte? Sinn: Er will der nicht sein, der das gethan, oder allein gethan hat.


Pier (Wurm).

1 Bonn, seth Fei, do trock se ennen Pier ût de Fott on bont sech den Hôs (Strumpf) dormet op. (Meurs.) – Hoefer, 272.

*2 An den Pier1 kommen. (Meurs.) – Firmenich, I, 406, 374.

1) Wurm, d. h. anlaufen, übel ankommen.

*3 Den hört ock de Pieren husten. (Meurs.) – Firmenich, I, 405, 308.

*4 Hei treckt öm enen Pier uit. (Deutz.)

Zwingt ihn zu etwas Unangenehmem.


Pieren.

* Er ist gepiert worden.

Er ist in die Hände des (oder eines) Pier (s. d.) gefallen, man hat ihn ergriffen.


Pieshund.

* Hol' dich der Pieshund. (Gilgenburg.)

Da pies im Polnischen Hund heisst, so ist der obige Ausdruck ein überfüllter (Pleonasmus = Hundhund).


Pietas.

Pietas, die liegt im Stro, Humilitas schreit mordio.Henisch, 1692, 21.


Pietist.

1 Guter Pietist, fauler Christ.Eiselein, 512; Simrock, 7925; Körte, 4808; Körte2, 6018; Braun, I, 3185; Masson, 105.

Mit Leuten, die sich auf ihre Verdorbenheit noch etwas einbilden, ist wenig anzufangen; sie fühlen sich so selig in ihrem moralischen Sumpfe, dass sie um keinen Preis herausgehen würden. Unter den Mitgliedern der pietistischen Conventikel bei Herrn von Gerlach in Halle im Jahre 1831 befand sich das lumpigste Gesindel der Stadt, das ihm Uhren u. s. w. mitnahm. (Vgl. E. Meyen, H. Leo, der verhallerte Pietist, Leipzig 1839.) Ohne Zweifel werden sie sich dabei auf einen biblischen Ausspruch, d. h. auf Gottes Wort gestützt haben, wie jener Pietist, der absichtlich die Accise betrog und sich dabei auf Matthäus 17, 24-27 bezog.

2 Pietisten – böse (falsche, faule) Christen.Unterhaltungen am häusl. Herd, 1863, S. 374b.

3 Pietisten – die Battistenen.Gutzkow, IV, 1, 375.

„Weil sie sich an und für sich für feinern Gespinstes und Gewebes halten als andere schlichte Christen.“


Pietsch.

* Das ist Pietsch. (S. Aussehen.)


Pîk.

1 Pîk is en Lîk. (Holst.) – Schütze, III, 38.

Wenn jemand andeuten will, sein in der Farbe im Pique spielender Mitmann werde das Spiel verlieren.

*2 He is nich püük.Stürenburg, 185b.

Hier in dem Sinne von ehrlich, redlich.

*3 'T is wat puiks, noch ut Paters Fatje.Bueren, 1099; Hauskalender, II.

Pîk, bei Stürenburg (185b) püük = rein, schön, sauber, nett, ausgezeichnet, vortrefflich; holländisch puik auch substantivisch: das Auserlesenste, Beste; nordfriesisch pük, westfriesisch püwik. Nach einigen von picken, ût picken, also das Utpickde; nach andern zusammenhängend mit dänisch u. s. w. pige, isländisch pika = schöne Gestalt.


Pikant.

Das ist pikant, sagte der Käfer zum Buben, der ihn mit einer Nadel anspiesste.

Engl.: C'est bien piquant, as the cockchaffer said when they ran a pin through his tail. (Hagen, VI, 104, 25.)


Pikanterie.

* Auf jemand (eine) Pikanterie haben.


Pikas.

Pikas heisst mein Hühnerhund. (Ostpreuss.)

Beim Ausspielen einer Piquekarte, namentlich des Piqueas.


Pike.

*1 Eine Pike auf jemand haben.Eichwald, 1504; Eiselein, 512; Braun, I, 3320.

In der Schweiz: Er het en Biggen uf en. (Sutermeister, 78.)

Holl.: Hij heeft een pik op hem. (Harrebomée, II, 184a.)

*2 Man muss von der Pike auf gedient haben.Simrock, 7926.

[Spaltenumbruch] *3 Von der Pike auf dienen.Eiselein, 512; Körte, 4808a; Braun, I, 3319.

So viel als von der untersten Stufe, wo man im Heere den Spiess oder die Pike tragen muss.

Holl.: Hij heeft van de piek of gediend. (Harrebomée, II, 180b.)

Lat.: A caliga ad consulatum perductus. (Seneca.) (Binder II, 2.)


Pikenier.

Der Pîkenier macht mir gar viel Plaisir. (Holst.) – Schütze, III, 38.

Erwiderung des hoffnungsvollen Spielers auf die obige Redensart seines Mitspielers. (S. Pîk.)


Pilatus.

1 Hat der Pilatus einen Hut, dann wird das Wetter gut; trägt er aber einen Degen, so gibt es sicher Regen.Kirchhofer, 315.

Der unweit Luzern sich erhebende Pilatusberg war vom 15.-18. Jahrhundert der besuchteste der Schweizerberge. Eine Mönchsfabel erzählt: Pontius Pilatus, durch Tiberius nach Gallien verbannt, habe, von Gewissensbissen verfolgt, sich in einen See auf dem Gipfel des Bergs gestürzt, diesem See (oder dem Pilato?) wurden sonst alle Stürme, die über den Vierwaldstättersee tobten, zugeschrieben, sodass es Jahrhunderte hindurch bei Strafe verboten war, sich jenem See auf dem Berge zu nähern, um nicht den bösen Geist des Mannes, der über den Heiland den Stab gebrochen, zu wecken. Nach obigem Spruch ist der Pilatus das beste Wetterglas für die Anwohner. Ist sein Gipfel morgens nebel- und wolkenfrei, so ist selten auf beständiges Wetter zu rechnen, bis zum Nachmittage ein Hutträger (pileatus, wovon manche seinen Namen ableiten), so darf ein heiterer Tag erwartet werden. (Vgl. Blätter für literarische Unterhaltung.)

2 Man muss Pilato mit dem Kaiser dräuen.Lehmann, 708, 9; Eiselein, 356; Simrock, 7928.

In der Schweiz: Me muess em Pilatus mit em Kaiser dreue. (Sutermeister, 148.) Rath gegen Beamtenwillkür und Uebergriffe, der wenigstens da gut angewandt ist, wo der Kaiser nicht durch ein Cabinet vom Volke luftdicht abgesperrt ist.

3 Pilatus gehet selten aus dem Tempel ohne Tumult und Gequengel.Orakel, 1019.

4 Pilatus pflegt gern einmal des Jahres zur Kirch zu kommen.Henisch, 1513, 11; Petri, II, 506.

„Wird von Vngewittern geredt in der Marterwochen.“

5 Pilatus und Herodes werden Freunde.Luc. 23, 12; Schulze, 240; Zehner, 775.

„Man wird was hören in den letzten Tagen: Pilatus und Herodes haben sich vertragen.“ (Loci comm., 185.)

Lat.: Sunt bene concordes iterum Pilatus Herodes. (Sutor, 59.)

6 Pilatus wandert nicht aus der Kirche, er richte denn zuvor einen Lärm an.Blum, 287; Simrock, 7927; Körte, 4809; Boebel, 60.

Pilatus bezeichnet hier die Marterwoche, von der man die Meinung hat, dass sie selten ohne Schnee und Hagel vorübergehe, was oft zutrifft, aber nicht darum, weil sie die Marterwoche, sondern die letzte März- oder erste Aprilwoche ist, Monate, die wegen ihrer wandelbaren Witterung bekannt genug sind.

7 Pilatus wäscht seine Hände in Unschuld.

Dän.: Pilatus toede sine hænder i vand. (Prov. dan., 455.)

8 Wenn Pilatus hat ein'n Degen, so gibt es sicher Regen. (S. Niesen 1.) – Kirchhofer, 315.

Engl.: If Riving-pike do wear a hood, be sure that day will ne'er be good. (Bohn II, 209.)

9 Wenn Pilatus und Herodes Freunde werden, ist's um Christum (den Heiland) geschehen.

Dän.: Pilatus og Herodes forliges vel, vee den, der intet bliver klemt. (Prov. dan., 180.)

10 Wenn sich Pilatus und Herodes vertragen, muss die Wahrheit zittern und zagen.

11 Wie kam denn Pilatus ins Credo?Körte, 4810; Simrock, 7929.

Mit ebenso viel Recht als mancher unter die Heiligen. Wenn einer auf eine unerklärliche oder seltsame Weise berühmt geworden ist.

Holl.: Hoe quam Pilatus in de credo? (Tunn., 14, 21; Harrebomée, II, 184b.)

Lat.: Intrat quo modo Pilatus nescio credo. (Fallersleben, 393.)

Schwed.: Han blef nämpnder som Pilatus i Credo. (Grubb, 304.)

*12 Es geht ihm wie Pilatus im Credo.

„Es ist also kommen her, böss werck geben klein ehr. Wann man dein gedenkt also wie Pilatus im Credo, so soltestu selten werden fro. Das ist Pilatus Testament, wan einer an seinem letsten end, auff erden lasst ein bösen Namen, das all sein kind sich müssen schamen.“ (Murner, Schelm., in Kloster, I, 872.)

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[[673]/0687] Pier (Name). * Er will der böse Pier nicht sein. Ob von dem friesischen Obersten, der unter dem Namen des grossen Pier zu Anfang des 16. Jahrhunderts der Schrecken der Suiderseer war, und die Holländer, die ihm in die Hände fielen, aufs grausamste behandelte? Sinn: Er will der nicht sein, der das gethan, oder allein gethan hat. Pier (Wurm). 1 Bonn, seth Fei, do trock se ennen Pier ût de Fott on bont sech den Hôs (Strumpf) dormet op. (Meurs.) – Hoefer, 272. *2 An den Pier1 kommen. (Meurs.) – Firmenich, I, 406, 374. 1) Wurm, d. h. anlaufen, übel ankommen. *3 Den hört ock de Pieren husten. (Meurs.) – Firmenich, I, 405, 308. *4 Hei treckt öm enen Pier uit. (Deutz.) Zwingt ihn zu etwas Unangenehmem. Pieren. * Er ist gepiert worden. Er ist in die Hände des (oder eines) Pier (s. d.) gefallen, man hat ihn ergriffen. Pieshund. * Hol' dich der Pieshund. (Gilgenburg.) Da pies im Polnischen Hund heisst, so ist der obige Ausdruck ein überfüllter (Pleonasmus = Hundhund). Pietas. Pietas, die liegt im Stro, Humilitas schreit mordio. – Henisch, 1692, 21. Pietist. 1 Guter Pietist, fauler Christ. – Eiselein, 512; Simrock, 7925; Körte, 4808; Körte2, 6018; Braun, I, 3185; Masson, 105. Mit Leuten, die sich auf ihre Verdorbenheit noch etwas einbilden, ist wenig anzufangen; sie fühlen sich so selig in ihrem moralischen Sumpfe, dass sie um keinen Preis herausgehen würden. Unter den Mitgliedern der pietistischen Conventikel bei Herrn von Gerlach in Halle im Jahre 1831 befand sich das lumpigste Gesindel der Stadt, das ihm Uhren u. s. w. mitnahm. (Vgl. E. Meyen, H. Leo, der verhallerte Pietist, Leipzig 1839.) Ohne Zweifel werden sie sich dabei auf einen biblischen Ausspruch, d. h. auf Gottes Wort gestützt haben, wie jener Pietist, der absichtlich die Accise betrog und sich dabei auf Matthäus 17, 24-27 bezog. 2 Pietisten – böse (falsche, faule) Christen. – Unterhaltungen am häusl. Herd, 1863, S. 374b. 3 Pietisten – die Battistenen. – Gutzkow, IV, 1, 375. „Weil sie sich an und für sich für feinern Gespinstes und Gewebes halten als andere schlichte Christen.“ Pietsch. * Das ist Pietsch. (S. Aussehen.) Pîk. 1 Pîk is en Lîk. (Holst.) – Schütze, III, 38. Wenn jemand andeuten will, sein in der Farbe im Pique spielender Mitmann werde das Spiel verlieren. *2 He is nich püük. – Stürenburg, 185b. Hier in dem Sinne von ehrlich, redlich. *3 'T is wat puiks, noch ut Paters Fatje. – Bueren, 1099; Hauskalender, II. Pîk, bei Stürenburg (185b) püük = rein, schön, sauber, nett, ausgezeichnet, vortrefflich; holländisch puik auch substantivisch: das Auserlesenste, Beste; nordfriesisch pük, westfriesisch püwik. Nach einigen von picken, ût picken, also das Utpickde; nach andern zusammenhängend mit dänisch u. s. w. pige, isländisch pika = schöne Gestalt. Pikant. Das ist pikant, sagte der Käfer zum Buben, der ihn mit einer Nadel anspiesste. Engl.: C'est bien piquant, as the cockchaffer said when they ran a pin through his tail. (Hagen, VI, 104, 25.) Pikanterie. * Auf jemand (eine) Pikanterie haben. Pikas. Pikas heisst mein Hühnerhund. (Ostpreuss.) Beim Ausspielen einer Piquekarte, namentlich des Piqueas. Pike. *1 Eine Pike auf jemand haben. – Eichwald, 1504; Eiselein, 512; Braun, I, 3320. In der Schweiz: Er het en Biggen uf en. (Sutermeister, 78.) Holl.: Hij heeft een pik op hem. (Harrebomée, II, 184a.) *2 Man muss von der Pike auf gedient haben. – Simrock, 7926. *3 Von der Pike auf dienen. – Eiselein, 512; Körte, 4808a; Braun, I, 3319. So viel als von der untersten Stufe, wo man im Heere den Spiess oder die Pike tragen muss. Holl.: Hij heeft van de piek of gediend. (Harrebomée, II, 180b.) Lat.: A caliga ad consulatum perductus. (Seneca.) (Binder II, 2.) Pikenier. Der Pîkenier macht mir gar viel Plaisir. (Holst.) – Schütze, III, 38. Erwiderung des hoffnungsvollen Spielers auf die obige Redensart seines Mitspielers. (S. Pîk.) Pilatus. 1 Hat der Pilatus einen Hut, dann wird das Wetter gut; trägt er aber einen Degen, so gibt es sicher Regen. – Kirchhofer, 315. Der unweit Luzern sich erhebende Pilatusberg war vom 15.-18. Jahrhundert der besuchteste der Schweizerberge. Eine Mönchsfabel erzählt: Pontius Pilatus, durch Tiberius nach Gallien verbannt, habe, von Gewissensbissen verfolgt, sich in einen See auf dem Gipfel des Bergs gestürzt, diesem See (oder dem Pilato?) wurden sonst alle Stürme, die über den Vierwaldstättersee tobten, zugeschrieben, sodass es Jahrhunderte hindurch bei Strafe verboten war, sich jenem See auf dem Berge zu nähern, um nicht den bösen Geist des Mannes, der über den Heiland den Stab gebrochen, zu wecken. Nach obigem Spruch ist der Pilatus das beste Wetterglas für die Anwohner. Ist sein Gipfel morgens nebel- und wolkenfrei, so ist selten auf beständiges Wetter zu rechnen, bis zum Nachmittage ein Hutträger (pileatus, wovon manche seinen Namen ableiten), so darf ein heiterer Tag erwartet werden. (Vgl. Blätter für literarische Unterhaltung.) 2 Man muss Pilato mit dem Kaiser dräuen. – Lehmann, 708, 9; Eiselein, 356; Simrock, 7928. In der Schweiz: Me muess em Pilatus mit em Kaiser dreue. (Sutermeister, 148.) Rath gegen Beamtenwillkür und Uebergriffe, der wenigstens da gut angewandt ist, wo der Kaiser nicht durch ein Cabinet vom Volke luftdicht abgesperrt ist. 3 Pilatus gehet selten aus dem Tempel ohne Tumult und Gequengel. – Orakel, 1019. 4 Pilatus pflegt gern einmal des Jahres zur Kirch zu kommen. – Henisch, 1513, 11; Petri, II, 506. „Wird von Vngewittern geredt in der Marterwochen.“ 5 Pilatus und Herodes werden Freunde. – Luc. 23, 12; Schulze, 240; Zehner, 775. „Man wird was hören in den letzten Tagen: Pilatus und Herodes haben sich vertragen.“ (Loci comm., 185.) Lat.: Sunt bene concordes iterum Pilatus Herodes. (Sutor, 59.) 6 Pilatus wandert nicht aus der Kirche, er richte denn zuvor einen Lärm an. – Blum, 287; Simrock, 7927; Körte, 4809; Boebel, 60. Pilatus bezeichnet hier die Marterwoche, von der man die Meinung hat, dass sie selten ohne Schnee und Hagel vorübergehe, was oft zutrifft, aber nicht darum, weil sie die Marterwoche, sondern die letzte März- oder erste Aprilwoche ist, Monate, die wegen ihrer wandelbaren Witterung bekannt genug sind. 7 Pilatus wäscht seine Hände in Unschuld. Dän.: Pilatus toede sine hænder i vand. (Prov. dan., 455.) 8 Wenn Pilatus hat ein'n Degen, so gibt es sicher Regen. (S. Niesen 1.) – Kirchhofer, 315. Engl.: If Riving-pike do wear a hood, be sure that day will ne'er be good. (Bohn II, 209.) 9 Wenn Pilatus und Herodes Freunde werden, ist's um Christum (den Heiland) geschehen. Dän.: Pilatus og Herodes forliges vel, vee den, der intet bliver klemt. (Prov. dan., 180.) 10 Wenn sich Pilatus und Herodes vertragen, muss die Wahrheit zittern und zagen. 11 Wie kam denn Pilatus ins Credo? – Körte, 4810; Simrock, 7929. Mit ebenso viel Recht als mancher unter die Heiligen. Wenn einer auf eine unerklärliche oder seltsame Weise berühmt geworden ist. Holl.: Hoe quam Pilatus in de credo? (Tunn., 14, 21; Harrebomée, II, 184b.) Lat.: Intrat quo modo Pilatus nescio credo. (Fallersleben, 393.) Schwed.: Han blef nämpnder som Pilatus i Credo. (Grubb, 304.) *12 Es geht ihm wie Pilatus im Credo. „Es ist also kommen her, böss werck geben klein ehr. Wann man dein gedenkt also wie Pilatus im Credo, so soltestu selten werden fro. Das ist Pilatus Testament, wan einer an seinem letsten end, auff erden lasst ein bösen Namen, das all sein kind sich müssen schamen.“ (Murner, Schelm., in Kloster, I, 872.)

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873, S. [673]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon03_1873/687>, abgerufen am 19.04.2024.