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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873.

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[Spaltenumbruch] 10 Pilze schiessen über Nacht auf.

It.: In una notte nasce il fungo.

Lat.: Fungus una nocte nascitur. (Binder II, 1218; Eiselein, 513.) - Qui nullus hodie, cras erit vel maximus. (Aristophanes.)

11 Pilze und Gäste von drei Tagen sind gleich beliebt dem Magen. (Wend. Lausitz.)

12 Pilze wachsen schneller als Eichen.

Die Russen: Pilze wachsen schneller als Griken (Buchweizen). (Altmann V, 131.)

13 Pilzke et öck, Pilzke schet öck; als öck mi ömsach, Pilzke da lag. (Alt-Pillau.)

14 Was wie ein Pilz wächst, das vergeht auch wie ein Pilz.

"Geschlechter, welche wie Sommergewächse sich mit geilem Wuchse erheben, sterben in der Herbstzeit; der nächste Winter verweht ihre Spuren."

It.: Presto fatto, presto disfatto. (Pazzaglia, 305, 1.)

15 Was zum Pilz geboren ist, wird keine Ceder.

Wer zum Knechte geboren ist, würde selbst auf dem Throne ein Knecht bleiben.

Böhm.: Tsi-li hrib, lez do krosny. (Celakovsky, 290.)

Poln.: Jeslis grzyb, lezze w kozub. (Celakovsky, 290.)

16 Wenn der Pilz neben der Palme wächst, hält er sie für seine Tante.

17 Wer alle Pilze brät, kann sich leicht vergiften.

Auch russisch Altmann V, 82.

*18 Dai maut enem de Bülten vom Hiärten schuwen. (Iserlohn.) - Woeste, 82, 14.

Der grosse Dieb hilft den kleinen einfangen und lenkt dadurch den Verdacht von sich ab.

*19 Der ist in die Pilze gegangen und sucht Schwämme. (Altenburg.)

Er ist mit Hinterlassung von Schulden durchgebrannt.

*20 Sie hat viel Pilze gegessen.

"Den Weibern ist der Schleyer auch darzu gegeben, damit sie das Maul verbinden müssten, denn sie haben viel Pültze gessen." (Mathesy, 24a.)

*21 Wie Pilze über Nacht aufschiessen. - Eiselein, 513.


Pilzkenschnieder.

* He is en Pilzkenschnieder. (Tiegenhof.)

Ein Glückspilz.


Pimperlich.

* Ihm ist pimperlich zu Muth. - Frischbier2, 2942.

Flau, weich, katzenjämmerlich.


Pinczow.

In Pintschow tugt (tagt) es. - Blass, 14.

In Königsberg, um etwas als unwahr zu bezeichnen, mit dem Zusatz: und in Proag wird's e Johr. Nach einer Mittheilung aus Warschau soll es als Aufforderung zu schnellem Handeln u. s. w. angewandt werden, weil es schon spät, weil die Zeit eine vorgerückte sei. Zur Erklärung dieser in Polen weit verbreiteten Redensart theilt mir J. Bernstein aus Warschau Folgendes mit: Die Stadt Pinczow in Polen war der Sitz der Dissidenten, welche daher auch die Namen "Pintschowianer" erhielten. (Vgl. darüber Grätz, Geschichte der Juden, IX, 487.) Diese, von der polnischen Regierung verfolgte Sekte, liebäugelte lange Zeit mit den Juden, in denen sie eine Stütze für ihre neue Lehre zu finden hoffte. Wollten nun die Juden ihren entfernten Glaubensgenossen Kunde von der heranbrechenden bessern Zeit für sie geben; so bedienten sie sich der damals üblichen Blumensprache und schrieben etwa: "Aus Pinczow geht ein Licht auf u. s. w."


Pink.

* He smitt mit de Pink na de Schink. - Kern, 988.

Er wirft die kleine Wurst nach dem Schinken.


Pinkefell.

* He handelt mit Pinkefellen und Aalshuden. - Stürenburg, 176b.

Mit Wurstfellen und Aalshäuten. Von einem, der entweder gar kein Geschäft oder einen kleinen Trödelhandel hat. Ueber Pinke vgl. Stürenburg. In der obigen Redensart bedeutet es eine gerade (nicht krumme), sehr kleine Wurst.


Pinkepank.

Pinkepank, Spottname des Schmieds. Vgl. Lauremberg, I, 155.


Pinks.

* Einen Pinks (?) haben. (Böhmen.)

In dem Sinne: nicht alle fünf Sinne besitzen, etwas verrückt sein.


Pinn.

* Dat es de Pinn nit werth. (Deutz.)

Lohnt der Mühe nicht.


Pinsel.

1 Der muss einen kleinen Pinsel haben, der eine Laus anstreichen will.

Holl.: Met een' grooten kwast is 't kwaad eene luis te schilderen. (Harrebomee, I, 462b.)

2 Ein Pinsel lobt den andern.

Frz.: Ce sont deux anes, des anes qui se grattent.

[Spaltenumbruch] 3 Ich habe den Pinsel in meiner Gewalt, sagte die Frau, als sie ihren Mann gemalt hatte.

4 Ist einem Pinsel was mislungen, so sieht es aus, als käm' ein doppelter Pinsel gesprungen.

5 Man kann wol mit Einem Pinsel zwei Mauern weissen, aber nicht mit einer Tochter zwei Schwäger machen. - Winckler, V, 94.

6 Mit Einem Pinsel kann man viel Mauern streichen, sagte der Maurer, als er die vierte Frau nahm. - Altmann VI, 442.

7 Was machst du da, Pinsel? Ich pinsele, ich schreibe auf, was man mir schuldig ist, und lösche aus, was ich schuldig bin.

8 Zwei Pinsel und ein Hans machen das Publikum ganz.

Dies kann als Antwort zu Chamfort's Frage dienen, wie viel Pinsel zu einem Publikum gehören.

*9 Alles mit demselben Pinsel streichen (malen).

Holl.: Alles met denzelfden kwast overstrijken. (Harrebomee, I, 462b.)

*10 Als Pinsel zog er aus, als Pinsel kommt er wieder nach Haus.

*11 Er ist ein Pinsel. - Braun, I, 3327.

*12 Es ist ein Pinsel ohne Stiel.

*13 Mit Einem Pinsel zwo Wände übergypsen. - Gottsched, Beiträge (Leipzig 1735), St. 13, S. 142.

*14 Mit meinem Pinsel und deinen Farben will ich dich malen. - Eiselein, 513.

Lat.: Tuis te pingam coloribus, meo penicillo. (Eiselein, 513.)

*15 Mit trockenem Pinsel malen.

Sich und andere täuschen.


Pinseln.

Wenn das Pinseln immer währt, ist es jedermann beschwert. - Jos. Heermann, Zuchtbüchlein.


Pintenschuh.

Penkteschong, Hälfchensföss. (Aachen.) - Firmenich, I, 493, 114.

Schuhe wie eine Pinte und Füsse wie ein halbes Mass (Quart).


Pipe.

1 Wier bä der Pip äs, brocht nar afzedren, esi kit et. (Siebenbürg.-sächs.) - Schuster, 858.

*2 Em geit de Peip ut. - Frischbier, 569.


Pipen, s. Piepen.

Pipp, s. Pfips und Pips.

Pips.

*1 Da hät der Peps drüvver kriegen. (Bedburg.)

Pips, bei Hühnern, bei Federvieh überhaupt, Schnupfen, d. i. Verstopfung der Nase mit verhärteter Zungenspitze, im 15. Jahrhundert pippus, gekürzt pip, neuniederdeutsch pip oder pipp, während die eigentliche neuhochdeutsche Form: der Pfipfs, Pfips (s. d.) oder wie Adelung verlangt, Pfipps, ziemlich ausser Gebrauch gekommen ist.

*2 Die hat den Pips nicht.

Hat ein gut Mundwerk.

Frz.: Cette femme a la langue bien pendue. - Cette femme n'a pas la pepie. (Lendroy, 904 u. 1188.)

*3 Enem de Peps aftehne. (Alt-Pillau.)

Einen schlagen; betrügen.

*4 Er hat einen Pips weggekriegt.

*5 Er konnte nicht mehr Pips sagen.

Nicht mehr gibsen.

*6 He hett de Pipp all weg. - Bueren, 531; Eichwald, 1508; Stürenburg, 176b.

Uneigentlich: den Keim zu einer tödlichen Krankheit. (Heyse, Handwörterbuch der deutschen Sprache.) Se hett all'n Pipp weg. (Dähnert, 350b.) Häufig von jungen Frauen, bei denen sich Anzeigen der Schwangerschaft zeigen.

*7 He hett 'n Pipp doarbi wegkrägen. (Mecklenburg.) - Schiller, III, 15a; Frommann, V, 429, 522; Frischbier, 566; Frischbier2, 2891; Hennig, 182.

Er hat dabei den Keim zu einer Krankheit erhalten, an Gesundheit oder Vermögen Schaden genommen. (S. Genickpump.) Nach Zober (Baltische Studien, VII, 2, 11) stammt diese Redensart wahrscheinlich von dem sogenannten "Spanschen Pipp", eine Krankheit, die auch Mecklenburg im Jahre 1580 schwer heimsuchte. N. Gryse (Chronik zu Joach. Slüter's Leben) bemerkt zu dem genannten Jahre: "Idt hefft in dissem jare de wunderlyke nye kranckheit, welke men den Spanisch Pipp genömete schir de gantze weldt durchgangen vnd de meisten Minschen dar nedder gelecht mit borstwehe vnde dem hoste hardt beengstiget."

[Spaltenumbruch] 10 Pilze schiessen über Nacht auf.

It.: In una notte nasce il fungo.

Lat.: Fungus una nocte nascitur. (Binder II, 1218; Eiselein, 513.) – Qui nullus hodie, cras erit vel maximus. (Aristophanes.)

11 Pilze und Gäste von drei Tagen sind gleich beliebt dem Magen. (Wend. Lausitz.)

12 Pilze wachsen schneller als Eichen.

Die Russen: Pilze wachsen schneller als Griken (Buchweizen). (Altmann V, 131.)

13 Pilzke êt öck, Pilzke schêt öck; als öck mi ömsach, Pilzke da lag. (Alt-Pillau.)

14 Was wie ein Pilz wächst, das vergeht auch wie ein Pilz.

„Geschlechter, welche wie Sommergewächse sich mit geilem Wuchse erheben, sterben in der Herbstzeit; der nächste Winter verweht ihre Spuren.“

It.: Presto fatto, presto disfatto. (Pazzaglia, 305, 1.)

15 Was zum Pilz geboren ist, wird keine Ceder.

Wer zum Knechte geboren ist, würde selbst auf dem Throne ein Knecht bleiben.

Böhm.: Tsi-li hřib, lez do krosny. (Čelakovský, 290.)

Poln.: Jeślis grzyb, leźže w kozub. (Čelakovský, 290.)

16 Wenn der Pilz neben der Palme wächst, hält er sie für seine Tante.

17 Wer alle Pilze brät, kann sich leicht vergiften.

Auch russisch Altmann V, 82.

*18 Dai maut enem de Bülten vom Hiärten schuwen. (Iserlohn.) – Woeste, 82, 14.

Der grosse Dieb hilft den kleinen einfangen und lenkt dadurch den Verdacht von sich ab.

*19 Der ist in die Pilze gegangen und sucht Schwämme. (Altenburg.)

Er ist mit Hinterlassung von Schulden durchgebrannt.

*20 Sie hat viel Pilze gegessen.

„Den Weibern ist der Schleyer auch darzu gegeben, damit sie das Maul verbinden müssten, denn sie haben viel Pültze gessen.“ (Mathesy, 24a.)

*21 Wie Pilze über Nacht aufschiessen.Eiselein, 513.


Pilzkenschnieder.

* He is en Pilzkenschnieder. (Tiegenhof.)

Ein Glückspilz.


Pimperlich.

* Ihm ist pimperlich zu Muth.Frischbier2, 2942.

Flau, weich, katzenjämmerlich.


Pinczow.

In Pintschow tugt (tagt) es.Blass, 14.

In Königsberg, um etwas als unwahr zu bezeichnen, mit dem Zusatz: und in Proag wird's e Johr. Nach einer Mittheilung aus Warschau soll es als Aufforderung zu schnellem Handeln u. s. w. angewandt werden, weil es schon spät, weil die Zeit eine vorgerückte sei. Zur Erklärung dieser in Polen weit verbreiteten Redensart theilt mir J. Bernstein aus Warschau Folgendes mit: Die Stadt Pinczow in Polen war der Sitz der Dissidenten, welche daher auch die Namen „Pintschowianer“ erhielten. (Vgl. darüber Grätz, Geschichte der Juden, IX, 487.) Diese, von der polnischen Regierung verfolgte Sekte, liebäugelte lange Zeit mit den Juden, in denen sie eine Stütze für ihre neue Lehre zu finden hoffte. Wollten nun die Juden ihren entfernten Glaubensgenossen Kunde von der heranbrechenden bessern Zeit für sie geben; so bedienten sie sich der damals üblichen Blumensprache und schrieben etwa: „Aus Pinczow geht ein Licht auf u. s. w.“


Pink.

* He smitt mit de Pink na de Schink.Kern, 988.

Er wirft die kleine Wurst nach dem Schinken.


Pinkefell.

* He handelt mit Pinkefellen und Aalshuden.Stürenburg, 176b.

Mit Wurstfellen und Aalshäuten. Von einem, der entweder gar kein Geschäft oder einen kleinen Trödelhandel hat. Ueber Pinke vgl. Stürenburg. In der obigen Redensart bedeutet es eine gerade (nicht krumme), sehr kleine Wurst.


Pinkepank.

Pinkepank, Spottname des Schmieds. Vgl. Lauremberg, I, 155.


Pinks.

* Einen Pinks (?) haben. (Böhmen.)

In dem Sinne: nicht alle fünf Sinne besitzen, etwas verrückt sein.


Pinn.

* Dat es de Pinn nit werth. (Deutz.)

Lohnt der Mühe nicht.


Pinsel.

1 Der muss einen kleinen Pinsel haben, der eine Laus anstreichen will.

Holl.: Met een' grooten kwast is 't kwaad eene luis te schilderen. (Harrebomée, I, 462b.)

2 Ein Pinsel lobt den andern.

Frz.: Ce sont deux ânes, des ânes qui se grattent.

[Spaltenumbruch] 3 Ich habe den Pinsel in meiner Gewalt, sagte die Frau, als sie ihren Mann gemalt hatte.

4 Ist einem Pinsel was mislungen, so sieht es aus, als käm' ein doppelter Pinsel gesprungen.

5 Man kann wol mit Einem Pinsel zwei Mauern weissen, aber nicht mit einer Tochter zwei Schwäger machen.Winckler, V, 94.

6 Mit Einem Pinsel kann man viel Mauern streichen, sagte der Maurer, als er die vierte Frau nahm.Altmann VI, 442.

7 Was machst du da, Pinsel? Ich pinsele, ich schreibe auf, was man mir schuldig ist, und lösche aus, was ich schuldig bin.

8 Zwei Pinsel und ein Hans machen das Publikum ganz.

Dies kann als Antwort zu Chamfort's Frage dienen, wie viel Pinsel zu einem Publikum gehören.

*9 Alles mit demselben Pinsel streichen (malen).

Holl.: Alles met denzelfden kwast overstrijken. (Harrebomée, I, 462b.)

*10 Als Pinsel zog er aus, als Pinsel kommt er wieder nach Haus.

*11 Er ist ein Pinsel.Braun, I, 3327.

*12 Es ist ein Pinsel ohne Stiel.

*13 Mit Einem Pinsel zwo Wände übergypsen.Gottsched, Beiträge (Leipzig 1735), St. 13, S. 142.

*14 Mit meinem Pinsel und deinen Farben will ich dich malen.Eiselein, 513.

Lat.: Tuis te pingam coloribus, meo penicillo. (Eiselein, 513.)

*15 Mit trockenem Pinsel malen.

Sich und andere täuschen.


Pinseln.

Wenn das Pinseln immer währt, ist es jedermann beschwert.Jos. Heermann, Zuchtbüchlein.


Pintenschuh.

Penkteschong, Hälfchensföss. (Aachen.) – Firmenich, I, 493, 114.

Schuhe wie eine Pinte und Füsse wie ein halbes Mass (Quart).


Pipe.

1 Wier bä der Pip äs, brocht nar afzedrên, esi kit et. (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 858.

*2 Em geit de Pîp ut.Frischbier, 569.


Pipen, s. Piepen.

Pipp, s. Pfips und Pips.

Pips.

*1 Da hät der Peps drüvver kriegen. (Bedburg.)

Pips, bei Hühnern, bei Federvieh überhaupt, Schnupfen, d. i. Verstopfung der Nase mit verhärteter Zungenspitze, im 15. Jahrhundert pippus, gekürzt pip, neuniederdeutsch pip oder pipp, während die eigentliche neuhochdeutsche Form: der Pfipfs, Pfips (s. d.) oder wie Adelung verlangt, Pfipps, ziemlich ausser Gebrauch gekommen ist.

*2 Die hat den Pips nicht.

Hat ein gut Mundwerk.

Frz.: Cette femme a la langue bien pendue. – Cette femme n'a pas la pépie. (Lendroy, 904 u. 1188.)

*3 Enem de Peps aftehne. (Alt-Pillau.)

Einen schlagen; betrügen.

*4 Er hat einen Pips weggekriegt.

*5 Er konnte nicht mehr Pips sagen.

Nicht mehr gibsen.

*6 He hett de Pipp all weg.Bueren, 531; Eichwald, 1508; Stürenburg, 176b.

Uneigentlich: den Keim zu einer tödlichen Krankheit. (Heyse, Handwörterbuch der deutschen Sprache.) Se hett all'n Pipp weg. (Dähnert, 350b.) Häufig von jungen Frauen, bei denen sich Anzeigen der Schwangerschaft zeigen.

*7 He hett 'n Pipp doarbi wegkrägen. (Mecklenburg.) – Schiller, III, 15a; Frommann, V, 429, 522; Frischbier, 566; Frischbier2, 2891; Hennig, 182.

Er hat dabei den Keim zu einer Krankheit erhalten, an Gesundheit oder Vermögen Schaden genommen. (S. Genickpump.) Nach Zober (Baltische Studien, VII, 2, 11) stammt diese Redensart wahrscheinlich von dem sogenannten „Spânschen Pipp“, eine Krankheit, die auch Mecklenburg im Jahre 1580 schwer heimsuchte. N. Gryse (Chronik zu Joach. Slüter's Leben) bemerkt zu dem genannten Jahre: „Idt hefft in dissem jare de wunderlyke nye kranckheit, welke men den Spanisch Pipp genömete schir de gantze weldt durchgangen vnd de meisten Minschen dar nedder gelecht mit borstwehe vnde dem hoste hardt beengstiget.“

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[[675]/0689] 10 Pilze schiessen über Nacht auf. It.: In una notte nasce il fungo. Lat.: Fungus una nocte nascitur. (Binder II, 1218; Eiselein, 513.) – Qui nullus hodie, cras erit vel maximus. (Aristophanes.) 11 Pilze und Gäste von drei Tagen sind gleich beliebt dem Magen. (Wend. Lausitz.) 12 Pilze wachsen schneller als Eichen. Die Russen: Pilze wachsen schneller als Griken (Buchweizen). (Altmann V, 131.) 13 Pilzke êt öck, Pilzke schêt öck; als öck mi ömsach, Pilzke da lag. (Alt-Pillau.) 14 Was wie ein Pilz wächst, das vergeht auch wie ein Pilz. „Geschlechter, welche wie Sommergewächse sich mit geilem Wuchse erheben, sterben in der Herbstzeit; der nächste Winter verweht ihre Spuren.“ It.: Presto fatto, presto disfatto. (Pazzaglia, 305, 1.) 15 Was zum Pilz geboren ist, wird keine Ceder. Wer zum Knechte geboren ist, würde selbst auf dem Throne ein Knecht bleiben. Böhm.: Tsi-li hřib, lez do krosny. (Čelakovský, 290.) Poln.: Jeślis grzyb, leźže w kozub. (Čelakovský, 290.) 16 Wenn der Pilz neben der Palme wächst, hält er sie für seine Tante. 17 Wer alle Pilze brät, kann sich leicht vergiften. Auch russisch Altmann V, 82. *18 Dai maut enem de Bülten vom Hiärten schuwen. (Iserlohn.) – Woeste, 82, 14. Der grosse Dieb hilft den kleinen einfangen und lenkt dadurch den Verdacht von sich ab. *19 Der ist in die Pilze gegangen und sucht Schwämme. (Altenburg.) Er ist mit Hinterlassung von Schulden durchgebrannt. *20 Sie hat viel Pilze gegessen. „Den Weibern ist der Schleyer auch darzu gegeben, damit sie das Maul verbinden müssten, denn sie haben viel Pültze gessen.“ (Mathesy, 24a.) *21 Wie Pilze über Nacht aufschiessen. – Eiselein, 513. Pilzkenschnieder. * He is en Pilzkenschnieder. (Tiegenhof.) Ein Glückspilz. Pimperlich. * Ihm ist pimperlich zu Muth. – Frischbier2, 2942. Flau, weich, katzenjämmerlich. Pinczow. In Pintschow tugt (tagt) es. – Blass, 14. In Königsberg, um etwas als unwahr zu bezeichnen, mit dem Zusatz: und in Proag wird's e Johr. Nach einer Mittheilung aus Warschau soll es als Aufforderung zu schnellem Handeln u. s. w. angewandt werden, weil es schon spät, weil die Zeit eine vorgerückte sei. Zur Erklärung dieser in Polen weit verbreiteten Redensart theilt mir J. Bernstein aus Warschau Folgendes mit: Die Stadt Pinczow in Polen war der Sitz der Dissidenten, welche daher auch die Namen „Pintschowianer“ erhielten. (Vgl. darüber Grätz, Geschichte der Juden, IX, 487.) Diese, von der polnischen Regierung verfolgte Sekte, liebäugelte lange Zeit mit den Juden, in denen sie eine Stütze für ihre neue Lehre zu finden hoffte. Wollten nun die Juden ihren entfernten Glaubensgenossen Kunde von der heranbrechenden bessern Zeit für sie geben; so bedienten sie sich der damals üblichen Blumensprache und schrieben etwa: „Aus Pinczow geht ein Licht auf u. s. w.“ Pink. * He smitt mit de Pink na de Schink. – Kern, 988. Er wirft die kleine Wurst nach dem Schinken. Pinkefell. * He handelt mit Pinkefellen und Aalshuden. – Stürenburg, 176b. Mit Wurstfellen und Aalshäuten. Von einem, der entweder gar kein Geschäft oder einen kleinen Trödelhandel hat. Ueber Pinke vgl. Stürenburg. In der obigen Redensart bedeutet es eine gerade (nicht krumme), sehr kleine Wurst. Pinkepank. Pinkepank, Spottname des Schmieds. Vgl. Lauremberg, I, 155. Pinks. * Einen Pinks (?) haben. (Böhmen.) In dem Sinne: nicht alle fünf Sinne besitzen, etwas verrückt sein. Pinn. * Dat es de Pinn nit werth. (Deutz.) Lohnt der Mühe nicht. Pinsel. 1 Der muss einen kleinen Pinsel haben, der eine Laus anstreichen will. Holl.: Met een' grooten kwast is 't kwaad eene luis te schilderen. (Harrebomée, I, 462b.) 2 Ein Pinsel lobt den andern. Frz.: Ce sont deux ânes, des ânes qui se grattent. 3 Ich habe den Pinsel in meiner Gewalt, sagte die Frau, als sie ihren Mann gemalt hatte. 4 Ist einem Pinsel was mislungen, so sieht es aus, als käm' ein doppelter Pinsel gesprungen. 5 Man kann wol mit Einem Pinsel zwei Mauern weissen, aber nicht mit einer Tochter zwei Schwäger machen. – Winckler, V, 94. 6 Mit Einem Pinsel kann man viel Mauern streichen, sagte der Maurer, als er die vierte Frau nahm. – Altmann VI, 442. 7 Was machst du da, Pinsel? Ich pinsele, ich schreibe auf, was man mir schuldig ist, und lösche aus, was ich schuldig bin. 8 Zwei Pinsel und ein Hans machen das Publikum ganz. Dies kann als Antwort zu Chamfort's Frage dienen, wie viel Pinsel zu einem Publikum gehören. *9 Alles mit demselben Pinsel streichen (malen). Holl.: Alles met denzelfden kwast overstrijken. (Harrebomée, I, 462b.) *10 Als Pinsel zog er aus, als Pinsel kommt er wieder nach Haus. *11 Er ist ein Pinsel. – Braun, I, 3327. *12 Es ist ein Pinsel ohne Stiel. *13 Mit Einem Pinsel zwo Wände übergypsen. – Gottsched, Beiträge (Leipzig 1735), St. 13, S. 142. *14 Mit meinem Pinsel und deinen Farben will ich dich malen. – Eiselein, 513. Lat.: Tuis te pingam coloribus, meo penicillo. (Eiselein, 513.) *15 Mit trockenem Pinsel malen. Sich und andere täuschen. Pinseln. Wenn das Pinseln immer währt, ist es jedermann beschwert. – Jos. Heermann, Zuchtbüchlein. Pintenschuh. Penkteschong, Hälfchensföss. (Aachen.) – Firmenich, I, 493, 114. Schuhe wie eine Pinte und Füsse wie ein halbes Mass (Quart). Pipe. 1 Wier bä der Pip äs, brocht nar afzedrên, esi kit et. (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 858. *2 Em geit de Pîp ut. – Frischbier, 569. Pipen, s. Piepen. Pipp, s. Pfips und Pips. Pips. *1 Da hät der Peps drüvver kriegen. (Bedburg.) Pips, bei Hühnern, bei Federvieh überhaupt, Schnupfen, d. i. Verstopfung der Nase mit verhärteter Zungenspitze, im 15. Jahrhundert pippus, gekürzt pip, neuniederdeutsch pip oder pipp, während die eigentliche neuhochdeutsche Form: der Pfipfs, Pfips (s. d.) oder wie Adelung verlangt, Pfipps, ziemlich ausser Gebrauch gekommen ist. *2 Die hat den Pips nicht. Hat ein gut Mundwerk. Frz.: Cette femme a la langue bien pendue. – Cette femme n'a pas la pépie. (Lendroy, 904 u. 1188.) *3 Enem de Peps aftehne. (Alt-Pillau.) Einen schlagen; betrügen. *4 Er hat einen Pips weggekriegt. *5 Er konnte nicht mehr Pips sagen. Nicht mehr gibsen. *6 He hett de Pipp all weg. – Bueren, 531; Eichwald, 1508; Stürenburg, 176b. Uneigentlich: den Keim zu einer tödlichen Krankheit. (Heyse, Handwörterbuch der deutschen Sprache.) Se hett all'n Pipp weg. (Dähnert, 350b.) Häufig von jungen Frauen, bei denen sich Anzeigen der Schwangerschaft zeigen. *7 He hett 'n Pipp doarbi wegkrägen. (Mecklenburg.) – Schiller, III, 15a; Frommann, V, 429, 522; Frischbier, 566; Frischbier2, 2891; Hennig, 182. Er hat dabei den Keim zu einer Krankheit erhalten, an Gesundheit oder Vermögen Schaden genommen. (S. Genickpump.) Nach Zober (Baltische Studien, VII, 2, 11) stammt diese Redensart wahrscheinlich von dem sogenannten „Spânschen Pipp“, eine Krankheit, die auch Mecklenburg im Jahre 1580 schwer heimsuchte. N. Gryse (Chronik zu Joach. Slüter's Leben) bemerkt zu dem genannten Jahre: „Idt hefft in dissem jare de wunderlyke nye kranckheit, welke men den Spanisch Pipp genömete schir de gantze weldt durchgangen vnd de meisten Minschen dar nedder gelecht mit borstwehe vnde dem hoste hardt beengstiget.“

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873, S. [675]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon03_1873/689>, abgerufen am 25.04.2024.