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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873.

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[Spaltenumbruch] *8 Ik will em den Pipp aftrecken. (Mecklenburg.) - Schiller, III, 15a.

Ich will ihm die Augen öffnen, den Dünkel nehmen.

*9 'N Pipp hämm. (Altmark.) - Danneil, 156.

Eigentlich eine Zungenkrankheit.


Pipskattke.

* Pipskattke, häst ok e Zagelke? - Frischbier2, 2943.

Gebraucht, wenn jemand nach der Katze ruft.


Pisa.

Wer Pisa sehen will, der gehe nach Genua.

Dies Sprichwort entstand nach der Schlacht von Melora, in der die Pisaner von den Genuesen geschlagen wurden.


Pisacken.

* Einen pisacken. - Dähnert, 351a.

Einem stark zusetzen, ihn quälen, peinigen, hamburgisch auch so viel als Stösse geben, prügeln. (Weigand, Wb., IIa, 386.)


Peisel.

*1 Agtreagi un Pisel, an delfal un Bussam. (Nordfries.)

Die Treppe hinaufsteigen im Pisel (d. i. dem zweiten Wohnzimmer im friesischen Wohnhause) und herunterfallen in den Stall. Sinn: Wer hoch hinauswill, wer aus Hochmuth nach eiteln Dingen strebt, fällt schnell und schimpflich.

*2 Hi trepet ap uun Peisel an felt dael aum Bussam. (Amrum.) - Haupt, VIII, 354, 56.

Er steigt auf im Saale und fällt herunter in den Stall.


Pischer.

* Er ist ein Pischer. - Frischbier2, 2944.


Pischerinski.

* Er ist ein Pischerinski. - Frischbier2, 2944.

Wie Pischer, von einem schwächlichen, elenden Menschen.


Pisk.

1 De Pisk jobbelt on de Närsch wet van nuscht. (S. Maul 306.) - Frischbier2, 2572.

*2 Em geit de Pisk wie dem Sepseder de Narsch. (S. Maul 390.) - Frischbier2, 2577.


Pisse.

1 A Piss uhn (ohne) a Forz is wie a Regen uhn a Dünner. (Jüd.-deutsch. Warschau.)

2 E Pöss ohne Fort öss Rom ohne Papst. (Ostpreuss.) - Frischbier, 584; Frischbier2, 2947.

Lat.: Cum flatu mingere, nihil aliud est, quam proficisci Romam et non videre papam. ( Fac. fac., 39.)

3 E Pöss ohne Fort öss wie e Hochteit ohne Musik. - Frischbier2, 2948.

4 Herreje, ik kreige de kole Pisse, sä' de Voss, da schölle hänget weren. (Lüneburg.) - Hoefer, 365.

*5 Da kunn man gleik de kole Pöss kriege. - Frischbier2, 2946.

*6 Ich will ihm die Pisse besehen.


Pissen.

1 Pisse klar und lass den Doctor, wo er war!

It.: Piscia chiaro e fatti beffe del medico. (Gaal, 1289.)

2 Pissen geit vör danssen; all is't de Braut ok sülfs. - Bueren, 966; Eichwald, 1510; Kern, 1504; Schambach, II, 534.

Die unabweisbaren Bedürfnisse müssen vor dem weniger Nothwendigen befriedigt werden; an das Vergnügen kann man erst denken, wenn das Nöthige gethan ist.

3 Wei pisset ohne Fort, dei deit suinen Luive te kort. (Sauerland.)

4 Wenn män pischt a Zeilem, peigert a Gallech. (Jüd.-deutsch. Warschau.)

Wenn man übers Kreuz pisst, stirbt ein Gallech, eigentlich der Rasirte, d. h. hier wegen der Tonsur, ein katholischer Pfaffe. (S. Zwei.)

5 Wer pisst und lässt keinen Furz, der ist einen Darm im (oder: thut seinem eigenen) Arsch zu kurz. (Altena.)

Wasser- und Windlassen soll gleichzeitig geschehen.

Lat.: Mingere cum bombis res est gratissima lumbis. (Fac. fac., 39.)

6 Wer so oft pisst als ein Hund, der ist frisch und gesund. - Blass, 23.

7 Wie hei pösst, so mott et Fatt sein. (Ostpreuss.) - Frischbier, 585; Frischbier2, 2940.

*8 Er pischt a Bojgen. (Jüd.-deutsch. Warschau.)

Macht grosse Umschweife, Umwege, Anstrengungen.

[Spaltenumbruch] *9 Er pischt krümm. (Jüd.-deutsch. Warschau.)

Wol in demselben Sinne; aber auch um scherzhaft eine leichte oder eingebildete Krankheit zu bezeichnen. So sagt man: Was fehlt ihm? und antwortet: Er pisst krumm.

*10 Ha pösst säck weg. (Samland.)

Von einem, der sich unter dem Vorwande eines natürlichen Bedürfnisses davonschleicht.

*11 Pösse, ok e Fort dabi late, öss mannbar. (Alt-Pillau.)

*12 Pösst mi nich an Kaste, de Bilder ware natt. (Alt-Pillau.)

Als Warnung.

Holl.: Iemand de pis bezien. (Harrebomee, II, 185b.)

*13 Sie pissen alle in Einen Topf.

Von Leuten, die gleich schlecht sind, oder die ein und dasselbe Ziel verfolgen, unter einer Decke stecken.

Holl.: Zij p ..... in een schaard. (Harrebomee, II, 240a.)


Pissern.

* Er pissert wie ein Judenjunge. (Breslau.)


Pisskülken.

* Ick hebb mit di nog ken Pisskülken spelt. - Dähnert, 351a.

Wird gebraucht, wenn einer vom andern nicht geduzt sein will, wie man in Schlesien in demselben Sinne fragt: Wann haben wir zusammen die Schweine gehütet? Püsskülken ist ein Kinderspiel.


Pisspott.

1 So hett't seten, see dat olde Wiv, do hadde se de Pisspott kört smeten. (Ostfries.)

2 Wann ut'm Pisspott en Broad(Trank-)pott (Hoenigpott) wert, dann stinket e. (Westf.)

Wer aus der Hefe des Volks durch irgendeinen Glücksfall in die höhern Stände geräth, wird sich gemein benehmen.

3 Was einmal ein Pisspott ist, stinkt immer.

*4 Es ist ein Pisspott mit zwei Ohren.

Ein dummer, eingebildeter Mensch.


Pistole.

1 'Ne Pistol un 'ne Kau un 't Heck tau. (Recklinghausen.) - Firmenich, III, 170, 16.

*2 Einen vor die Pistole fordern.

Holl.: Iemand voor de pistool eischen. (Harrebomee, II, 185b.)

*3 Wie aus der Pistole geschossen.

Urplötzlich.


Piterpater.

* Dat 's man Piterpater.

Gewäsch. (Vgl. Brem. Wb., III, 324.)


Pitschenkrieg.

* Is doch wie im Pitschenkriege. (Schles.) - Frommann, III, 416, 614.


Pitschpatsch.

Pitschepatsche, die Gäns' gehen barfuss. - Blass, 17.


Pitt.

Der Pitt fragt den Dreck, frisst Hühner und Gänse weg. - Nass. Schulbl., XIV, 5.


Pius.

Seit Pius hier Gevatter stand, kam lauter Unglück übers Land. - Niederschles. Zeitung, 1869, S. 249; Kladderadatsch, Nr. 49.

Dieser Spruch ist einem in der Gegend von Chemnitz 1869 erschienenen und weit verbreiteten Gedicht entlehnt, das die Gevatterschaft des Papstes Pius IX. bei der Taufe eines dem Könige von Sachsen geborenen Enkels in Verbindung bringt mit einer Reihe im Lande aufeinanderfolgender Unglücksfälle, die mit dem Ersticken der mehr als 230 Bergleute in Potschappel (Plauenscher Grund) begann, worauf der Theaterbrand in Dresden und andere grosse Brände folgten, die kleine Städte grösstentheils zerstörten.


Placebo.

1 Wer das Placebo domino nicht wohl singen kann, der bleibe vom Hof. - Eiselein, 513; Simrock, 7937.

Lat.: Omnes magis multum quam animum habent bonum. (Eiselein, 513.) - Reges omnes et qui sub regibus agunt, exercent histrioniam. - Si curiam curas, pariet tibi curia curs.

2 Wo man das Placebo singt, da muss die Wahrheit zurückstehen. - Pistor., VII, 92.

*3 Das Placebo spielen.

"D. i. der Welt reden vnd thun, was jr wolgefalle." (Pauli, Postilla, 44a.)

[Spaltenumbruch] *8 Ik will em den Pipp aftrecken. (Mecklenburg.) – Schiller, III, 15a.

Ich will ihm die Augen öffnen, den Dünkel nehmen.

*9 'N Pipp hämm. (Altmark.) – Danneil, 156.

Eigentlich eine Zungenkrankheit.


Pipskattke.

* Pipskattke, häst ok e Zagelke?Frischbier2, 2943.

Gebraucht, wenn jemand nach der Katze ruft.


Pisa.

Wer Pisa sehen will, der gehe nach Genua.

Dies Sprichwort entstand nach der Schlacht von Melora, in der die Pisaner von den Genuesen geschlagen wurden.


Pisacken.

* Einen pisacken.Dähnert, 351a.

Einem stark zusetzen, ihn quälen, peinigen, hamburgisch auch so viel als Stösse geben, prügeln. (Weigand, Wb., IIa, 386.)


Pîsel.

*1 Agtreagi un Pisel, an delfal un Bussam. (Nordfries.)

Die Treppe hinaufsteigen im Pisel (d. i. dem zweiten Wohnzimmer im friesischen Wohnhause) und herunterfallen in den Stall. Sinn: Wer hoch hinauswill, wer aus Hochmuth nach eiteln Dingen strebt, fällt schnell und schimpflich.

*2 Hi trêpet ap uun Pîsel an fêlt dael ûm Bussam. (Amrum.) – Haupt, VIII, 354, 56.

Er steigt auf im Saale und fällt herunter in den Stall.


Pischer.

* Er ist ein Pischer.Frischbier2, 2944.


Pischerinski.

* Er ist ein Pischerinski.Frischbier2, 2944.

Wie Pischer, von einem schwächlichen, elenden Menschen.


Pisk.

1 De Pisk jobbelt on de Närsch wêt van nuscht. (S. Maul 306.) – Frischbier2, 2572.

*2 Em geit de Pisk wie dem Sêpsêder de Narsch. (S. Maul 390.) – Frischbier2, 2577.


Pisse.

1 A Piss uhn (ohne) a Forz is wie a Regen uhn a Dünner. (Jüd.-deutsch. Warschau.)

2 E Pöss ohne Fort öss Rom ohne Papst. (Ostpreuss.) – Frischbier, 584; Frischbier2, 2947.

Lat.: Cum flatu mingere, nihil aliud est, quam proficisci Romam et non videre papam. ( Fac. fac., 39.)

3 E Pöss ohne Fort öss wie e Hochtît ohne Musik.Frischbier2, 2948.

4 Herreje, ik krîge de kôle Pisse, sä' de Voss, da schölle hänget wêren. (Lüneburg.) – Hoefer, 365.

*5 Da kunn man glîk de kôle Pöss kriege.Frischbier2, 2946.

*6 Ich will ihm die Pisse besehen.


Pissen.

1 Pisse klar und lass den Doctor, wo er war!

It.: Piscia chiaro e fatti beffe del medico. (Gaal, 1289.)

2 Pissen geit vör danssen; all is't de Brût ôk sülfs.Bueren, 966; Eichwald, 1510; Kern, 1504; Schambach, II, 534.

Die unabweisbaren Bedürfnisse müssen vor dem weniger Nothwendigen befriedigt werden; an das Vergnügen kann man erst denken, wenn das Nöthige gethan ist.

3 Wéi pisset ohne Fort, dei déit suinen Luive te kort. (Sauerland.)

4 Wenn män pischt a Zeilem, peigert a Gallech. (Jüd.-deutsch. Warschau.)

Wenn man übers Kreuz pisst, stirbt ein Gallech, eigentlich der Rasirte, d. h. hier wegen der Tonsur, ein katholischer Pfaffe. (S. Zwei.)

5 Wer pisst und lässt keinen Furz, der ist einen Darm im (oder: thut seinem eigenen) Arsch zu kurz. (Altena.)

Wasser- und Windlassen soll gleichzeitig geschehen.

Lat.: Mingere cum bombis res est gratissima lumbis. (Fac. fac., 39.)

6 Wer so oft pisst als ein Hund, der ist frisch und gesund.Blass, 23.

7 Wie hei pösst, so mott et Fatt sîn. (Ostpreuss.) – Frischbier, 585; Frischbier2, 2940.

*8 Er pischt a Bojgen. (Jüd.-deutsch. Warschau.)

Macht grosse Umschweife, Umwege, Anstrengungen.

[Spaltenumbruch] *9 Er pischt krümm. (Jüd.-deutsch. Warschau.)

Wol in demselben Sinne; aber auch um scherzhaft eine leichte oder eingebildete Krankheit zu bezeichnen. So sagt man: Was fehlt ihm? und antwortet: Er pisst krumm.

*10 Ha pösst säck weg. (Samland.)

Von einem, der sich unter dem Vorwande eines natürlichen Bedürfnisses davonschleicht.

*11 Pösse, ok e Fort dabi late, öss mannbar. (Alt-Pillau.)

*12 Pösst mi nich an Kaste, de Bilder ware natt. (Alt-Pillau.)

Als Warnung.

Holl.: Iemand de pis bezien. (Harrebomée, II, 185b.)

*13 Sie pissen alle in Einen Topf.

Von Leuten, die gleich schlecht sind, oder die ein und dasselbe Ziel verfolgen, unter einer Decke stecken.

Holl.: Zij p ..... in een schaard. (Harrebomée, II, 240a.)


Pissern.

* Er pissert wie ein Judenjunge. (Breslau.)


Pisskülken.

* Ick hebb mit di nog kên Pisskülken spêlt.Dähnert, 351a.

Wird gebraucht, wenn einer vom andern nicht geduzt sein will, wie man in Schlesien in demselben Sinne fragt: Wann haben wir zusammen die Schweine gehütet? Püsskülken ist ein Kinderspiel.


Pisspott.

1 So hett't seten, see dat olde Wiv, do hadde se de Pisspott kört smeten. (Ostfries.)

2 Wann ut'm Pisspott en Broad(Trank-)pott (Hoenigpott) wert, dann stinket e. (Westf.)

Wer aus der Hefe des Volks durch irgendeinen Glücksfall in die höhern Stände geräth, wird sich gemein benehmen.

3 Was einmal ein Pisspott ist, stinkt immer.

*4 Es ist ein Pisspott mit zwei Ohren.

Ein dummer, eingebildeter Mensch.


Pistole.

1 'Ne Pistol un 'ne Kau un 't Heck tau. (Recklinghausen.) – Firmenich, III, 170, 16.

*2 Einen vor die Pistole fordern.

Holl.: Iemand voor de pistool eischen. (Harrebomée, II, 185b.)

*3 Wie aus der Pistole geschossen.

Urplötzlich.


Piterpater.

* Dat 's man Piterpater.

Gewäsch. (Vgl. Brem. Wb., III, 324.)


Pitschenkrieg.

* Is doch wie im Pitschenkriege. (Schles.) – Frommann, III, 416, 614.


Pitschpatsch.

Pitschepatsche, die Gäns' gehen barfuss.Blass, 17.


Pitt.

Der Pitt fragt den Dreck, frisst Hühner und Gänse weg.Nass. Schulbl., XIV, 5.


Pius.

Seit Pius hier Gevatter stand, kam lauter Unglück übers Land.Niederschles. Zeitung, 1869, S. 249; Kladderadatsch, Nr. 49.

Dieser Spruch ist einem in der Gegend von Chemnitz 1869 erschienenen und weit verbreiteten Gedicht entlehnt, das die Gevatterschaft des Papstes Pius IX. bei der Taufe eines dem Könige von Sachsen geborenen Enkels in Verbindung bringt mit einer Reihe im Lande aufeinanderfolgender Unglücksfälle, die mit dem Ersticken der mehr als 230 Bergleute in Potschappel (Plauenscher Grund) begann, worauf der Theaterbrand in Dresden und andere grosse Brände folgten, die kleine Städte grösstentheils zerstörten.


Placebo.

1 Wer das Placebo domino nicht wohl singen kann, der bleibe vom Hof.Eiselein, 513; Simrock, 7937.

Lat.: Omnes magis multum quam animum habent bonum. (Eiselein, 513.) – Reges omnes et qui sub regibus agunt, exercent histrioniam. – Si curiam curas, pariet tibi curia curs.

2 Wo man das Placebo singt, da muss die Wahrheit zurückstehen.Pistor., VII, 92.

*3 Das Placebo spielen.

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[[676]/0690] *8 Ik will em den Pipp aftrecken. (Mecklenburg.) – Schiller, III, 15a. Ich will ihm die Augen öffnen, den Dünkel nehmen. *9 'N Pipp hämm. (Altmark.) – Danneil, 156. Eigentlich eine Zungenkrankheit. Pipskattke. * Pipskattke, häst ok e Zagelke? – Frischbier2, 2943. Gebraucht, wenn jemand nach der Katze ruft. Pisa. Wer Pisa sehen will, der gehe nach Genua. Dies Sprichwort entstand nach der Schlacht von Melora, in der die Pisaner von den Genuesen geschlagen wurden. Pisacken. * Einen pisacken. – Dähnert, 351a. Einem stark zusetzen, ihn quälen, peinigen, hamburgisch auch so viel als Stösse geben, prügeln. (Weigand, Wb., IIa, 386.) Pîsel. *1 Agtreagi un Pisel, an delfal un Bussam. (Nordfries.) Die Treppe hinaufsteigen im Pisel (d. i. dem zweiten Wohnzimmer im friesischen Wohnhause) und herunterfallen in den Stall. Sinn: Wer hoch hinauswill, wer aus Hochmuth nach eiteln Dingen strebt, fällt schnell und schimpflich. *2 Hi trêpet ap uun Pîsel an fêlt dael ûm Bussam. (Amrum.) – Haupt, VIII, 354, 56. Er steigt auf im Saale und fällt herunter in den Stall. Pischer. * Er ist ein Pischer. – Frischbier2, 2944. Pischerinski. * Er ist ein Pischerinski. – Frischbier2, 2944. Wie Pischer, von einem schwächlichen, elenden Menschen. Pisk. 1 De Pisk jobbelt on de Närsch wêt van nuscht. (S. Maul 306.) – Frischbier2, 2572. *2 Em geit de Pisk wie dem Sêpsêder de Narsch. (S. Maul 390.) – Frischbier2, 2577. Pisse. 1 A Piss uhn (ohne) a Forz is wie a Regen uhn a Dünner. (Jüd.-deutsch. Warschau.) 2 E Pöss ohne Fort öss Rom ohne Papst. (Ostpreuss.) – Frischbier, 584; Frischbier2, 2947. Lat.: Cum flatu mingere, nihil aliud est, quam proficisci Romam et non videre papam. ( Fac. fac., 39.) 3 E Pöss ohne Fort öss wie e Hochtît ohne Musik. – Frischbier2, 2948. 4 Herreje, ik krîge de kôle Pisse, sä' de Voss, da schölle hänget wêren. (Lüneburg.) – Hoefer, 365. *5 Da kunn man glîk de kôle Pöss kriege. – Frischbier2, 2946. *6 Ich will ihm die Pisse besehen. Pissen. 1 Pisse klar und lass den Doctor, wo er war! It.: Piscia chiaro e fatti beffe del medico. (Gaal, 1289.) 2 Pissen geit vör danssen; all is't de Brût ôk sülfs. – Bueren, 966; Eichwald, 1510; Kern, 1504; Schambach, II, 534. Die unabweisbaren Bedürfnisse müssen vor dem weniger Nothwendigen befriedigt werden; an das Vergnügen kann man erst denken, wenn das Nöthige gethan ist. 3 Wéi pisset ohne Fort, dei déit suinen Luive te kort. (Sauerland.) 4 Wenn män pischt a Zeilem, peigert a Gallech. (Jüd.-deutsch. Warschau.) Wenn man übers Kreuz pisst, stirbt ein Gallech, eigentlich der Rasirte, d. h. hier wegen der Tonsur, ein katholischer Pfaffe. (S. Zwei.) 5 Wer pisst und lässt keinen Furz, der ist einen Darm im (oder: thut seinem eigenen) Arsch zu kurz. (Altena.) Wasser- und Windlassen soll gleichzeitig geschehen. Lat.: Mingere cum bombis res est gratissima lumbis. (Fac. fac., 39.) 6 Wer so oft pisst als ein Hund, der ist frisch und gesund. – Blass, 23. 7 Wie hei pösst, so mott et Fatt sîn. (Ostpreuss.) – Frischbier, 585; Frischbier2, 2940. *8 Er pischt a Bojgen. (Jüd.-deutsch. Warschau.) Macht grosse Umschweife, Umwege, Anstrengungen. *9 Er pischt krümm. (Jüd.-deutsch. Warschau.) Wol in demselben Sinne; aber auch um scherzhaft eine leichte oder eingebildete Krankheit zu bezeichnen. So sagt man: Was fehlt ihm? und antwortet: Er pisst krumm. *10 Ha pösst säck weg. (Samland.) Von einem, der sich unter dem Vorwande eines natürlichen Bedürfnisses davonschleicht. *11 Pösse, ok e Fort dabi late, öss mannbar. (Alt-Pillau.) *12 Pösst mi nich an Kaste, de Bilder ware natt. (Alt-Pillau.) Als Warnung. Holl.: Iemand de pis bezien. (Harrebomée, II, 185b.) *13 Sie pissen alle in Einen Topf. Von Leuten, die gleich schlecht sind, oder die ein und dasselbe Ziel verfolgen, unter einer Decke stecken. Holl.: Zij p ..... in een schaard. (Harrebomée, II, 240a.) Pissern. * Er pissert wie ein Judenjunge. (Breslau.) Pisskülken. * Ick hebb mit di nog kên Pisskülken spêlt. – Dähnert, 351a. Wird gebraucht, wenn einer vom andern nicht geduzt sein will, wie man in Schlesien in demselben Sinne fragt: Wann haben wir zusammen die Schweine gehütet? Püsskülken ist ein Kinderspiel. Pisspott. 1 So hett't seten, see dat olde Wiv, do hadde se de Pisspott kört smeten. (Ostfries.) 2 Wann ut'm Pisspott en Broad(Trank-)pott (Hoenigpott) wert, dann stinket e. (Westf.) Wer aus der Hefe des Volks durch irgendeinen Glücksfall in die höhern Stände geräth, wird sich gemein benehmen. 3 Was einmal ein Pisspott ist, stinkt immer. *4 Es ist ein Pisspott mit zwei Ohren. Ein dummer, eingebildeter Mensch. Pistole. 1 'Ne Pistol un 'ne Kau un 't Heck tau. (Recklinghausen.) – Firmenich, III, 170, 16. *2 Einen vor die Pistole fordern. Holl.: Iemand voor de pistool eischen. (Harrebomée, II, 185b.) *3 Wie aus der Pistole geschossen. Urplötzlich. Piterpater. * Dat 's man Piterpater. Gewäsch. (Vgl. Brem. Wb., III, 324.) Pitschenkrieg. * Is doch wie im Pitschenkriege. (Schles.) – Frommann, III, 416, 614. Pitschpatsch. Pitschepatsche, die Gäns' gehen barfuss. – Blass, 17. Pitt. Der Pitt fragt den Dreck, frisst Hühner und Gänse weg. – Nass. Schulbl., XIV, 5. Pius. Seit Pius hier Gevatter stand, kam lauter Unglück übers Land. – Niederschles. Zeitung, 1869, S. 249; Kladderadatsch, Nr. 49. Dieser Spruch ist einem in der Gegend von Chemnitz 1869 erschienenen und weit verbreiteten Gedicht entlehnt, das die Gevatterschaft des Papstes Pius IX. bei der Taufe eines dem Könige von Sachsen geborenen Enkels in Verbindung bringt mit einer Reihe im Lande aufeinanderfolgender Unglücksfälle, die mit dem Ersticken der mehr als 230 Bergleute in Potschappel (Plauenscher Grund) begann, worauf der Theaterbrand in Dresden und andere grosse Brände folgten, die kleine Städte grösstentheils zerstörten. Placebo. 1 Wer das Placebo domino nicht wohl singen kann, der bleibe vom Hof. – Eiselein, 513; Simrock, 7937. Lat.: Omnes magis multum quam animum habent bonum. (Eiselein, 513.) – Reges omnes et qui sub regibus agunt, exercent histrioniam. – Si curiam curas, pariet tibi curia curs. 2 Wo man das Placebo singt, da muss die Wahrheit zurückstehen. – Pistor., VII, 92. *3 Das Placebo spielen. „D. i. der Welt reden vnd thun, was jr wolgefalle.“ (Pauli, Postilla, 44a.)

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873, S. [676]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon03_1873/690>, abgerufen am 29.03.2024.