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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873.

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*7 Er ist die geschwinde Post, er macht in vierzehn Tagen dreizehn Meilen.

*8 Jetzt geht die Post ab. (Grünberg.)

Jetzt ist die Zeit oder die Zeit ist vorbei. Auch beim Kartenspiel, wenn einer eine Anzahl Stiche machen muss, und es ist gewiss, dass er deren nicht so viel bekommt. "Dei Häkt stellt de Fisch nu all in Reih un Glied und gew dat Teiken mit dem Schwans, un dunn güng dei Post af." (Raabe, 154.)

*9 Up de Post to vote riden. - Lauremberg, IV, 141.

Auf Schusters Rappen = per pedes apostolorum. (S. Apostelpferd.)


Postbote.

Der Postbote bringt nicht immer gute Kunde.

Dän.: Tit laenges man efter posten og bedröves dog ved dens bud. (Prov. dan., 458.)


Posten.

1 An den besten Post schlät man dat Heck.

*2 Auf einem verlorenen Posten stehen.

*3 Dat öss e Poste, sagt Eberhard, und hat zwölf in der Oberfarbe. - Frischbier2, 2984.

*4 Hei hefft e fette Poste, hei öss Laternanstöcker. (Königsberg.)


Postenträger.

* Er ist ein Postenträger.

Dän.: Han er en drage-dukke. (Prov. dan., 118.)


Posthaus.

Posthäuser haben Burgfrieden. - Graf, 497, 97; Estor, I, 870, 2162.

Bezieht sich auf den zu gewährenden Rechtsschutz.


Posthorn.

* Ins Posthorn blasen.


Postillon.

Ein Postillon hat schon zehn Meilen gemacht, ehe der Faule die Augen aufbracht. - Cibot, 161.


Postsattel.

Mancher ist wie ein Postsattel, der auff jedes Pferd gerecht ist. - Lehmann, 297, 61.


Postschreiber.

Mit Postschreibern, Krämern und Juden ist übel jagen.

Dieser aus den Zeitungen in den Volksmund übergegangene Ausspruch führt auf eine Rede zurück, die Graf Brühl in der elften Sitzung des preussischen Herrenhauses am 3. Febr. 1869 gehalten hat. Nach den Verhandlungen des Herrenhauses (I, 236) sagt der Redner: "Meine Herren, ich habe dieses Jahr Gelegenheit gehabt, in einem andern Lande das Institut der Jagdvorstände praktisch kennen zu lernen. Dort ist es so weit, dass, wenn man den Vorstand zur Jagd auf den gepachteten Feldern nicht mit einladet, man sicher sein kann, die Jagd im nächsten Jahre nicht wieder zu bekommen; und ich kann Ihnen versichern, dass ich auf jedes Jagen in solchem Falle lieber verzichte, denn meine Knochen sind mir zu lieb, und schliesslich ist mir eine anständige Gesellschaft auch lieber als die Jagd an sich. Diese Jagdvorstände sind meist Krämer, Juden, abgedankte Postschreiber u. dgl., und es ist die unangenehmste Gesellschaft, die man sich denken kann."


Posttag.

* Er kommt einen Posttag zu spät.


Postwagenbekanntschaft.

* Das ist eine Postwagenbekanntschaft.


Potentat.

1 Grosse Potentaten sind vnsers Herrn Gottes Kartenspiel; wenn er sie gnug gebraucht hat, so wirfft er sie weg. - Petri, II, 361.

2 Hoher Potentaten Raht haben hohe stimmen, intoniren so hoch, das die niedrige nicht konnen ervolgen. - Lehmann, 107, 70.

3 (Fremde) Potentaten kommen, ein Gertlin oder Stecklin nach dem andern aus des Teutschen Reichs Wellen nemen und zerbrechen volgends uns übrige. - Diplom. Bericht in der Alsatia, 1862-67, S. 6; Germania, XV, 104.

Schildert den traurigen Zustand Deutschlands in seiner frühern Zerrissenheit und Machtlosigkeit, einen Zustand, der wol mit dem Jahre 1871 sein Ende für immer erreicht haben wird, sodass kein fremder Potentat so leicht je wieder "Gertlin und Stecklin" in deutschen Wäldern schneiden dürfte.


Potsdam.

1 In Potsdam kommt kein Pferdehandel zu Stande, weil dort das Glockenspiel fortwährend singt: Ueb' immer Treu und Redlichkeit. - Deutsche Romanzeitung, III, 44, 631.

[Spaltenumbruch] 2 Was thu' ich um acht Uhr in Potsdam.

So sagte jemand, als ihm die Schnelligkeit eines Pferdes angepriesen und ihm versichert wurde, er könne damit schon früh um 8 Uhr in Potsdam sein, wenn er um 7 Uhr in Berlin wegreite. Die Antwort ist sprichwörtlich geworden, um zu sagen: Was kann ich da oder damit anfangen, machen? Die Breslauer Zeitung (1864, Nr. 395) wendet sie an, um zu sagen: Was fangen wir Preussen mit dem österreichischen Bündniss an!


Potsdamer.

*1 Das ist ein Potsdamer.

*2 Einen für einen Potsdamer halten. - Kladderadatsch, 1866, Nr. 1, S. 3; Deutsche Romanzeitung, III, 44, 631.

So heisst in Berlin der Angeführte, Blamirte, Hindurchgefallene, der, welcher die Zeche bezahlen muss. Man bezeichnet mit diesem Ausdrucke aber auch einen arroganten Geldmenschen, bei dem das Portemonnaie die Stelle des Herzens vertritt. (S. Nassauer). Fr. Hasenow schreibt mir: "In der Anwendung bedeutet, um es allgemein und gültig auszudrücken, >Potsdamer< einen, der die Kosten ohne den Genuss, >Nassauer< einen, der den Genuss ohne die Kosten hat. >Nassauer< ist Synonym zu >Freiberger<; zurückzuführen wol auf das berlinische >vor (= für) nass<, oder >per nass< = umsonst; in letzterem dürfte das auch unverändert gehörte englische for nothing angedeutscht stecken. Die Anlehnung an eine Ortsbezeichnung kann nicht wundernehmen. Ob die potsdamer Gardeoffiziere und Geheimräthe in Berlin für besondere Goldvögel gelten, oder ob die Bedeutung auf >potsdämlich< = dämlich, dumm, zurückzuführen ist, wage ich nicht zu entscheiden. >Ich bin der Dumme<, heisst in Berlin übrigens: Ich muss bezahlen, z. B. bei dem in Kneipen häufig vorkommenden Auswürfeln der Zeche oft gehört, ich habe verloren." "Dies könne", meint Fr. Hasenow, "die Ansicht bestärken, dass der Hergang folgender sei: das >dämlich< ist mit localem Spott zu >potsdämlich< erweitert und dann die richtige und übliche Herkunftsbeziehung >Potsdamer< zunächst auch in dieser Bedeutung gebraucht." - Im Kladderadatsch (1866, Nr. 1, S. 3) fragt Müller: "Wenn in Holstein ein Käufer vom Verkäufer übertheuert wird, dann sagt er: Sie halten mich wol für einen Preussen?" Worauf Schulze antwortet: "Das klingt ja fast wie: Sie halten mir wol für einen Potsdamer." Und Müller schliesst: "Es ist och Zeit, dass wir in Holstein nicht bald - für Potsdamer gehalten werden."


Potsgräbber.

De Potsgräbber küend (kommen) nit innen Hiemel. (Iserlohn.) - Frommann, V, 171, 171.

Ein sprichwörtliches Scherzwort. Unter Potsgräbern wird Messer und Gabel verstanden. Sgrabben = kratzen.


Pott.

1 Dar is ken Pott (Topf) so schef, dar passt nog wol 'n Stulpen (Deckel) up. (Oldenburg.) - Frommann, II, 535, 105; Firmenich, I, 232, 30; Eichwald, 1533; Bueren, 250; für Holstein: Schütze, IV, 217.

Keine Person so hässlich oder berüchtigt, sie findet im Heirathen ihresgleichen.

2 De Pott geit so lange to Water, bet hei brickt. - Richey, 196; Schütze, III, 177 u. 248.

3 De Pott verwitt (verweist) de Ketel, dat he swart (schwarz) is. (Oldenburg.) - Frommann, III, 430, 256; Bueren, 245; Firmenich, I, 18, 31; Goldschmidt, 163; Eichwald, 1537; Hauskalender, II; für Kleve: Firmenich, I, 381, 2.

4 Diar sen breken Potten ön alle Lönden. (Sylt.)

Es sind gebrochene Töpfe in allen Ländern.

5 Dir is nen Pot so skief, dat'r nian lad to paset. (Nordmarschen.) - Haupt, VIII, 374, 1.

Es ist kein Pott so schief, dass kein Deckel dazu passt.

6 Elk schrap sien egen Pott. - Hauskalender, II.

7 En bunnener Pott hält am längsten. (Westf.)

Frz.: Un pot fele dure long-temps.

8 En Pott vull Karmelk1 und en Pott vull Klümp; und wenn de Buer besapen is, so danzt he op de Strümp. - Diermissen, 217.

1) Karnmelk = Buttermilch.

9 Et is ken Pott so schef, et find't sick (passet) ümmer en Stülp (Deckel) to. (Mecklenburg.) - Günther, II, 300, 42; Goldschmidt, 113; Firmenich, I, 73, 10; für Aachen: Firmenich, I, 492, 63; für Altmark: Danneil, 159; Schwerin, 18; für Hannover: Schambach, I, 320; für Marsberg: Firmenich, I, 321, 20; für Iserlohn: Woeste, 75, 249; für Kleve: Firmenich, I, 382, 12; für

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*7 Er ist die geschwinde Post, er macht in vierzehn Tagen dreizehn Meilen.

*8 Jetzt geht die Post ab. (Grünberg.)

Jetzt ist die Zeit oder die Zeit ist vorbei. Auch beim Kartenspiel, wenn einer eine Anzahl Stiche machen muss, und es ist gewiss, dass er deren nicht so viel bekommt. „Dei Häkt stellt de Fisch nu all in Reih un Glied und gew dat Teiken mit dem Schwans, un dunn güng dei Post af.“ (Raabe, 154.)

*9 Up de Post to vote riden.Lauremberg, IV, 141.

Auf Schusters Rappen = per pedes apostolorum. (S. Apostelpferd.)


Postbote.

Der Postbote bringt nicht immer gute Kunde.

Dän.: Tit længes man efter posten og bedrøves dog ved dens bud. (Prov. dan., 458.)


Posten.

1 An den besten Post schlät man dat Heck.

*2 Auf einem verlorenen Posten stehen.

*3 Dat öss e Poste, sagt Eberhard, und hat zwölf in der Oberfarbe.Frischbier2, 2984.

*4 Hei hefft e fette Poste, hei öss Laternanstöcker. (Königsberg.)


Postenträger.

* Er ist ein Postenträger.

Dän.: Han er en drage-dukke. (Prov. dan., 118.)


Posthaus.

Posthäuser haben Burgfrieden.Graf, 497, 97; Estor, I, 870, 2162.

Bezieht sich auf den zu gewährenden Rechtsschutz.


Posthorn.

* Ins Posthorn blasen.


Postillon.

Ein Postillon hat schon zehn Meilen gemacht, ehe der Faule die Augen aufbracht.Cibot, 161.


Postsattel.

Mancher ist wie ein Postsattel, der auff jedes Pferd gerecht ist.Lehmann, 297, 61.


Postschreiber.

Mit Postschreibern, Krämern und Juden ist übel jagen.

Dieser aus den Zeitungen in den Volksmund übergegangene Ausspruch führt auf eine Rede zurück, die Graf Brühl in der elften Sitzung des preussischen Herrenhauses am 3. Febr. 1869 gehalten hat. Nach den Verhandlungen des Herrenhauses (I, 236) sagt der Redner: „Meine Herren, ich habe dieses Jahr Gelegenheit gehabt, in einem andern Lande das Institut der Jagdvorstände praktisch kennen zu lernen. Dort ist es so weit, dass, wenn man den Vorstand zur Jagd auf den gepachteten Feldern nicht mit einladet, man sicher sein kann, die Jagd im nächsten Jahre nicht wieder zu bekommen; und ich kann Ihnen versichern, dass ich auf jedes Jagen in solchem Falle lieber verzichte, denn meine Knochen sind mir zu lieb, und schliesslich ist mir eine anständige Gesellschaft auch lieber als die Jagd an sich. Diese Jagdvorstände sind meist Krämer, Juden, abgedankte Postschreiber u. dgl., und es ist die unangenehmste Gesellschaft, die man sich denken kann.“


Posttag.

* Er kommt einen Posttag zu spät.


Postwagenbekanntschaft.

* Das ist eine Postwagenbekanntschaft.


Potentat.

1 Grosse Potentaten sind vnsers Herrn Gottes Kartenspiel; wenn er sie gnug gebraucht hat, so wirfft er sie weg.Petri, II, 361.

2 Hoher Potentaten Raht haben hohe stimmen, intoniren so hoch, das die niedrige nicht konnen ervolgen.Lehmann, 107, 70.

3 (Fremde) Potentaten kommen, ein Gertlin oder Stecklin nach dem andern aus des Teutschen Reichs Wellen nemen und zerbrechen volgends uns übrige.Diplom. Bericht in der Alsatia, 1862-67, S. 6; Germania, XV, 104.

Schildert den traurigen Zustand Deutschlands in seiner frühern Zerrissenheit und Machtlosigkeit, einen Zustand, der wol mit dem Jahre 1871 sein Ende für immer erreicht haben wird, sodass kein fremder Potentat so leicht je wieder „Gertlin und Stecklin“ in deutschen Wäldern schneiden dürfte.


Potsdam.

1 In Potsdam kommt kein Pferdehandel zu Stande, weil dort das Glockenspiel fortwährend singt: Ueb' immer Treu und Redlichkeit.Deutsche Romanzeitung, III, 44, 631.

[Spaltenumbruch] 2 Was thu' ich um acht Uhr in Potsdam.

So sagte jemand, als ihm die Schnelligkeit eines Pferdes angepriesen und ihm versichert wurde, er könne damit schon früh um 8 Uhr in Potsdam sein, wenn er um 7 Uhr in Berlin wegreite. Die Antwort ist sprichwörtlich geworden, um zu sagen: Was kann ich da oder damit anfangen, machen? Die Breslauer Zeitung (1864, Nr. 395) wendet sie an, um zu sagen: Was fangen wir Preussen mit dem österreichischen Bündniss an!


Potsdamer.

*1 Das ist ein Potsdamer.

*2 Einen für einen Potsdamer halten.Kladderadatsch, 1866, Nr. 1, S. 3; Deutsche Romanzeitung, III, 44, 631.

So heisst in Berlin der Angeführte, Blamirte, Hindurchgefallene, der, welcher die Zeche bezahlen muss. Man bezeichnet mit diesem Ausdrucke aber auch einen arroganten Geldmenschen, bei dem das Portemonnaie die Stelle des Herzens vertritt. (S. Nassauer). Fr. Hasenow schreibt mir: „In der Anwendung bedeutet, um es allgemein und gültig auszudrücken, ›Potsdamer‹ einen, der die Kosten ohne den Genuss, ›Nassauer‹ einen, der den Genuss ohne die Kosten hat. ›Nassauer‹ ist Synonym zu ›Freiberger‹; zurückzuführen wol auf das berlinische ›vor (= für) nass‹, oder ›per nass‹ = umsonst; in letzterem dürfte das auch unverändert gehörte englische for nothing angedeutscht stecken. Die Anlehnung an eine Ortsbezeichnung kann nicht wundernehmen. Ob die potsdamer Gardeoffiziere und Geheimräthe in Berlin für besondere Goldvögel gelten, oder ob die Bedeutung auf ›potsdämlich‹ = dämlich, dumm, zurückzuführen ist, wage ich nicht zu entscheiden. ›Ich bin der Dumme‹, heisst in Berlin übrigens: Ich muss bezahlen, z. B. bei dem in Kneipen häufig vorkommenden Auswürfeln der Zeche oft gehört, ich habe verloren.“ „Dies könne“, meint Fr. Hasenow, „die Ansicht bestärken, dass der Hergang folgender sei: das ›dämlich‹ ist mit localem Spott zu ›potsdämlich‹ erweitert und dann die richtige und übliche Herkunftsbeziehung ›Potsdamer‹ zunächst auch in dieser Bedeutung gebraucht.“ – Im Kladderadatsch (1866, Nr. 1, S. 3) fragt Müller: „Wenn in Holstein ein Käufer vom Verkäufer übertheuert wird, dann sagt er: Sie halten mich wol für einen Preussen?“ Worauf Schulze antwortet: „Das klingt ja fast wie: Sie halten mir wol für einen Potsdamer.“ Und Müller schliesst: „Es ist ôch Zeit, dass wir in Holstein nicht bald – für Potsdamer gehalten werden.“


Potsgräbber.

De Potsgräbber küend (kommen) nit innen Hiemel. (Iserlohn.) – Frommann, V, 171, 171.

Ein sprichwörtliches Scherzwort. Unter Potsgräbern wird Messer und Gabel verstanden. Sgrabben = kratzen.


Pott.

1 Dar is kên Pott (Topf) so schêf, dar passt nog wol 'n Stulpen (Deckel) up. (Oldenburg.) – Frommann, II, 535, 105; Firmenich, I, 232, 30; Eichwald, 1533; Bueren, 250; für Holstein: Schütze, IV, 217.

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3 De Pott verwitt (verweist) de Ketel, dat he swart (schwarz) is. (Oldenburg.) – Frommann, III, 430, 256; Bueren, 245; Firmenich, I, 18, 31; Goldschmidt, 163; Eichwald, 1537; Hauskalender, II; für Kleve: Firmenich, I, 381, 2.

4 Diar sen brêken Potten ön alle Lönden. (Sylt.)

Es sind gebrochene Töpfe in allen Ländern.

5 Dir is nen Pôt so skief, dat'r nian lad to pâset. (Nordmarschen.) – Haupt, VIII, 374, 1.

Es ist kein Pott so schief, dass kein Deckel dazu passt.

6 Elk schrap sien egen Pott.Hauskalender, II.

7 En bunnener Pott hält am längsten. (Westf.)

Frz.: Un pot fêlé dure long-temps.

8 En Pott vull Karmelk1 und en Pott vull Klümp; und wenn de Buer besapen is, so danzt he op de Strümp.Diermissen, 217.

1) Karnmelk = Buttermilch.

9 Et is kên Pott so schêf, et find't sick (passet) ümmer en Stülp (Deckel) to. (Mecklenburg.) – Günther, II, 300, 42; Goldschmidt, 113; Firmenich, I, 73, 10; für Aachen: Firmenich, I, 492, 63; für Altmark: Danneil, 159; Schwerin, 18; für Hannover: Schambach, I, 320; für Marsberg: Firmenich, I, 321, 20; für Iserlohn: Woeste, 75, 249; für Kleve: Firmenich, I, 382, 12; für

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[[689]/0703] *7 Er ist die geschwinde Post, er macht in vierzehn Tagen dreizehn Meilen. *8 Jetzt geht die Post ab. (Grünberg.) Jetzt ist die Zeit oder die Zeit ist vorbei. Auch beim Kartenspiel, wenn einer eine Anzahl Stiche machen muss, und es ist gewiss, dass er deren nicht so viel bekommt. „Dei Häkt stellt de Fisch nu all in Reih un Glied und gew dat Teiken mit dem Schwans, un dunn güng dei Post af.“ (Raabe, 154.) *9 Up de Post to vote riden. – Lauremberg, IV, 141. Auf Schusters Rappen = per pedes apostolorum. (S. Apostelpferd.) Postbote. Der Postbote bringt nicht immer gute Kunde. Dän.: Tit længes man efter posten og bedrøves dog ved dens bud. (Prov. dan., 458.) Posten. 1 An den besten Post schlät man dat Heck. *2 Auf einem verlorenen Posten stehen. *3 Dat öss e Poste, sagt Eberhard, und hat zwölf in der Oberfarbe. – Frischbier2, 2984. *4 Hei hefft e fette Poste, hei öss Laternanstöcker. (Königsberg.) Postenträger. * Er ist ein Postenträger. Dän.: Han er en drage-dukke. (Prov. dan., 118.) Posthaus. Posthäuser haben Burgfrieden. – Graf, 497, 97; Estor, I, 870, 2162. Bezieht sich auf den zu gewährenden Rechtsschutz. Posthorn. * Ins Posthorn blasen. Postillon. Ein Postillon hat schon zehn Meilen gemacht, ehe der Faule die Augen aufbracht. – Cibot, 161. Postsattel. Mancher ist wie ein Postsattel, der auff jedes Pferd gerecht ist. – Lehmann, 297, 61. Postschreiber. Mit Postschreibern, Krämern und Juden ist übel jagen. Dieser aus den Zeitungen in den Volksmund übergegangene Ausspruch führt auf eine Rede zurück, die Graf Brühl in der elften Sitzung des preussischen Herrenhauses am 3. Febr. 1869 gehalten hat. Nach den Verhandlungen des Herrenhauses (I, 236) sagt der Redner: „Meine Herren, ich habe dieses Jahr Gelegenheit gehabt, in einem andern Lande das Institut der Jagdvorstände praktisch kennen zu lernen. Dort ist es so weit, dass, wenn man den Vorstand zur Jagd auf den gepachteten Feldern nicht mit einladet, man sicher sein kann, die Jagd im nächsten Jahre nicht wieder zu bekommen; und ich kann Ihnen versichern, dass ich auf jedes Jagen in solchem Falle lieber verzichte, denn meine Knochen sind mir zu lieb, und schliesslich ist mir eine anständige Gesellschaft auch lieber als die Jagd an sich. Diese Jagdvorstände sind meist Krämer, Juden, abgedankte Postschreiber u. dgl., und es ist die unangenehmste Gesellschaft, die man sich denken kann.“ Posttag. * Er kommt einen Posttag zu spät. Postwagenbekanntschaft. * Das ist eine Postwagenbekanntschaft. Potentat. 1 Grosse Potentaten sind vnsers Herrn Gottes Kartenspiel; wenn er sie gnug gebraucht hat, so wirfft er sie weg. – Petri, II, 361. 2 Hoher Potentaten Raht haben hohe stimmen, intoniren so hoch, das die niedrige nicht konnen ervolgen. – Lehmann, 107, 70. 3 (Fremde) Potentaten kommen, ein Gertlin oder Stecklin nach dem andern aus des Teutschen Reichs Wellen nemen und zerbrechen volgends uns übrige. – Diplom. Bericht in der Alsatia, 1862-67, S. 6; Germania, XV, 104. Schildert den traurigen Zustand Deutschlands in seiner frühern Zerrissenheit und Machtlosigkeit, einen Zustand, der wol mit dem Jahre 1871 sein Ende für immer erreicht haben wird, sodass kein fremder Potentat so leicht je wieder „Gertlin und Stecklin“ in deutschen Wäldern schneiden dürfte. Potsdam. 1 In Potsdam kommt kein Pferdehandel zu Stande, weil dort das Glockenspiel fortwährend singt: Ueb' immer Treu und Redlichkeit. – Deutsche Romanzeitung, III, 44, 631. 2 Was thu' ich um acht Uhr in Potsdam. So sagte jemand, als ihm die Schnelligkeit eines Pferdes angepriesen und ihm versichert wurde, er könne damit schon früh um 8 Uhr in Potsdam sein, wenn er um 7 Uhr in Berlin wegreite. Die Antwort ist sprichwörtlich geworden, um zu sagen: Was kann ich da oder damit anfangen, machen? Die Breslauer Zeitung (1864, Nr. 395) wendet sie an, um zu sagen: Was fangen wir Preussen mit dem österreichischen Bündniss an! Potsdamer. *1 Das ist ein Potsdamer. *2 Einen für einen Potsdamer halten. – Kladderadatsch, 1866, Nr. 1, S. 3; Deutsche Romanzeitung, III, 44, 631. So heisst in Berlin der Angeführte, Blamirte, Hindurchgefallene, der, welcher die Zeche bezahlen muss. Man bezeichnet mit diesem Ausdrucke aber auch einen arroganten Geldmenschen, bei dem das Portemonnaie die Stelle des Herzens vertritt. (S. Nassauer). Fr. Hasenow schreibt mir: „In der Anwendung bedeutet, um es allgemein und gültig auszudrücken, ›Potsdamer‹ einen, der die Kosten ohne den Genuss, ›Nassauer‹ einen, der den Genuss ohne die Kosten hat. ›Nassauer‹ ist Synonym zu ›Freiberger‹; zurückzuführen wol auf das berlinische ›vor (= für) nass‹, oder ›per nass‹ = umsonst; in letzterem dürfte das auch unverändert gehörte englische for nothing angedeutscht stecken. Die Anlehnung an eine Ortsbezeichnung kann nicht wundernehmen. Ob die potsdamer Gardeoffiziere und Geheimräthe in Berlin für besondere Goldvögel gelten, oder ob die Bedeutung auf ›potsdämlich‹ = dämlich, dumm, zurückzuführen ist, wage ich nicht zu entscheiden. ›Ich bin der Dumme‹, heisst in Berlin übrigens: Ich muss bezahlen, z. B. bei dem in Kneipen häufig vorkommenden Auswürfeln der Zeche oft gehört, ich habe verloren.“ „Dies könne“, meint Fr. Hasenow, „die Ansicht bestärken, dass der Hergang folgender sei: das ›dämlich‹ ist mit localem Spott zu ›potsdämlich‹ erweitert und dann die richtige und übliche Herkunftsbeziehung ›Potsdamer‹ zunächst auch in dieser Bedeutung gebraucht.“ – Im Kladderadatsch (1866, Nr. 1, S. 3) fragt Müller: „Wenn in Holstein ein Käufer vom Verkäufer übertheuert wird, dann sagt er: Sie halten mich wol für einen Preussen?“ Worauf Schulze antwortet: „Das klingt ja fast wie: Sie halten mir wol für einen Potsdamer.“ Und Müller schliesst: „Es ist ôch Zeit, dass wir in Holstein nicht bald – für Potsdamer gehalten werden.“ Potsgräbber. De Potsgräbber küend (kommen) nit innen Hiemel. (Iserlohn.) – Frommann, V, 171, 171. Ein sprichwörtliches Scherzwort. Unter Potsgräbern wird Messer und Gabel verstanden. Sgrabben = kratzen. Pott. 1 Dar is kên Pott (Topf) so schêf, dar passt nog wol 'n Stulpen (Deckel) up. (Oldenburg.) – Frommann, II, 535, 105; Firmenich, I, 232, 30; Eichwald, 1533; Bueren, 250; für Holstein: Schütze, IV, 217. Keine Person so hässlich oder berüchtigt, sie findet im Heirathen ihresgleichen. 2 De Pott geit so lange to Water, bet hei brickt. – Richey, 196; Schütze, III, 177 u. 248. 3 De Pott verwitt (verweist) de Ketel, dat he swart (schwarz) is. (Oldenburg.) – Frommann, III, 430, 256; Bueren, 245; Firmenich, I, 18, 31; Goldschmidt, 163; Eichwald, 1537; Hauskalender, II; für Kleve: Firmenich, I, 381, 2. 4 Diar sen brêken Potten ön alle Lönden. (Sylt.) Es sind gebrochene Töpfe in allen Ländern. 5 Dir is nen Pôt so skief, dat'r nian lad to pâset. (Nordmarschen.) – Haupt, VIII, 374, 1. Es ist kein Pott so schief, dass kein Deckel dazu passt. 6 Elk schrap sien egen Pott. – Hauskalender, II. 7 En bunnener Pott hält am längsten. (Westf.) Frz.: Un pot fêlé dure long-temps. 8 En Pott vull Karmelk1 und en Pott vull Klümp; und wenn de Buer besapen is, so danzt he op de Strümp. – Diermissen, 217. 1) Karnmelk = Buttermilch. 9 Et is kên Pott so schêf, et find't sick (passet) ümmer en Stülp (Deckel) to. (Mecklenburg.) – Günther, II, 300, 42; Goldschmidt, 113; Firmenich, I, 73, 10; für Aachen: Firmenich, I, 492, 63; für Altmark: Danneil, 159; Schwerin, 18; für Hannover: Schambach, I, 320; für Marsberg: Firmenich, I, 321, 20; für Iserlohn: Woeste, 75, 249; für Kleve: Firmenich, I, 382, 12; für

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873, S. [689]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon03_1873/703>, abgerufen am 24.04.2024.