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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873.

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Pumpen.

1 Heut' bekomme ich viel gepumpt, sagte Hans, und sie spritzten in seine brennende Scheune.

2 Pumpen oder sinken, sagte der Schiffer.

Dän.: Enten pumpe eller sjunke. (Prov. dan., 461.)

3 Was nützt alles Pumpen, wenn man die Löcher im Schiff nicht verstopft. - Opel, 377.

*4 Er hält's mit Pumpen eben.

Setzt mit genauer Noth und Mühe sein Vorhaben durch. Von Schiffen, die sich nur dadurch halten können, dass sie das eindringende Wasser auspumpen.

*5 Pumpen of versupen. (Ostfries.) - Hauskalender, II.


Pumpenheimer (s. Pickfiester und Piepmeier).

* Er trinkt (es ist) Pumpenheimer (d. i. Wasser).

Nicht blos Personen, sondern auch Sachen haben ihre Spitznamen. So heisst das Wasser Pumpenheimer, der Champagner Rapswasser, echter Kornbranntwein "reines Gotteswort"; schlechter Wein heisst bald Maulzieher, bald Strumpfwein, bald Dreimännerwein. Schlechter Schnaps heisst blauer Zwirn. Der französische Rothwein wird wol Blausäure genannt. Der Berliner weiss, was eine kühle Blonde und ein sanfter Heinrich bedeutet. Pellkartoffeln sind Ballpasteten, Flintenkugeln blaue Bohnen. Der Hut heisst auch Schlot oder Angströhre, Geld wird Moos auch Mose und die Propheten, die Nase der Riechkolben genannt, während die Beine in Ostpreussen den Titel Gebröder Benekes führen. Der preussische Adler muss sich gefallen lassen, preussischer Kukuk, der rothe Adlerorden Peipvogel genannt zu werden. Der Gefangene nennt seine eisernen Gitter schwedische Gardinen. Das göttinger Carcer hiess eine Zeit lang Hotel de Brübach. Der Kirchhof (Gottesacker) wird in Norddeutschland auch die Nachtkoppel oder Küsters Kamp genannt. (Vgl. Buch der Welt, Stuttgart 1872, Nr. 5.)


Pumpernickel.

1 Bompur-Nickel ist wieder kommen und hat die Schuh mit Bast gebunden. - Schuppius, I, 249.

"Wie der alte Bompurnickel, von welchem die alte teutsche Kriegsknecht sungen: Bompurnickel ist wieder kommen und hat die Schuh mit Bast gebunden." (Schuppius, Schriften, I, 249.)

2 Den Pomperniggl singt man 's Jahrs nur einmal. - Chaos, 401.

3 Pumpernickel1 ist derb und gesund, aber nicht süss.

1) Der Name wird daher abgeleitet: Ein Franzose hielt das ihm vorgelegte schwarze Brot für keine Speise für Menschen; dergleichen Brot, sagte er, gehöre für sein Pferd, das er Nickel nannte, bon pour Nickel. Aus der Zusammenziehung dieser Worte soll das Wort Pumpernickel entstanden sein. (Vgl. Erklärung, 46.) Ein bekanntes westfälisches Schwarzbrot, das angeblich seinen Namen von dem Erfinder desselben, Nikolaus Pumper, einem Bäcker zu Osnabrück im 15. Jahrhundert (vgl. Demokritos, III, 217), nach andern, wie eben bemerkt, von einem französischen Soldaten haben soll. Aber diese witzige Auslegung findet sich schon bei Schuppius (gestorben 1661). Wie sich in Bompur-Nickel bei Schuppius (249) zeigt, bedeutet das Wort einen groben, klotzigen Menschen und ist hiernach Zusammensetzung aus pumpen = dumpf schallen bei Stoss, Klopfen, Fall u. s. w. und aus Nickel, Abschwächung und Kürzung von Nikolaus. Pumpernickel ist also von dem Menschen auf jenes Brot wegen dessen Rauhheit, Derbheit und Schwere übertragen. Nickel findet sich auch von Gebackenem, z. B. im Hennebergischen den Pauternickel = Tiegel- oder Pfannkuchen. (Vgl. Weigand, Wb., IIa, 434; Tentzel, in Bibliotheca, Cur., vom Jahre 1704, S. 564 fg.) Eine andere Herleitung haben die Schles. Provinzialbl. (1862, S. 551) versucht. "Sollte nicht", heisst es da, "dieser >Nickel< in die Gesellschaft des >Lützel< (bedeutet den Kleinen, schlesisch gebräuchlich in der Redensart: Das weiss doch der Lützel), des >Däumling<, der Heinzel-, Wichtel-, Quarkmännchen, kurz jener Kobolde gehören, die in dem Märchenreiche unter den nachgeborenen Kindern unserer altgermanischen Götterwelt ein so vielgestaltiges Leben führen? Sollte dieser Nickel nicht auf den Neck oder Nix zurückzuführen sein?"

Holl.: Het is niets dan pompernickel. (Harrebomee, II, 191b.)

4 Wo man den Pumpernickel in der Kirche singt, muss man mitsingen. - Blum, 356; Simrock, 8031; Körte, 4860; Braun, I, 3387.

Hier bezeichnet diese Benennung des westfälischen Schwarzbrots ein pöbelhaftes Volkslied. Aber muss man in eine Kirche gehen, in der man den Pumpernickel oder ähnliches dummes Zeug singt?

*5 Den Pumpernickel singen. - Körte, 4859; Braun, I, 3386.

*6 Den Pumpernickel singt man in der Weisskirche.

Vor der schönen gothischen Kirche zu Weissenburg (Elsass) steht noch ein alter Thurm aus dem 11. Jahrhundert. [Spaltenumbruch] Aus der ehemaligen Weisskirche, von der es im Sprichwort heisst, dass man darin den Pumpernickel sang, wurde ein Stadttheater und eine Bierbrauerei Zur Weisskirche hergerichtet, letztere mit dem Stadtwahrzeichen, dem Pumpernickel, d. i. dem Steinbild eines Stallknechts mit närrischen Knittelversen und der Jahreszahl 1717. Dieser Stallknecht soll nämlich, wie die Sage behauptet, die geistlichen Herren vom Kloster aus Raubmörderhänden gerettet haben. (Vgl. Illustrirte Zeitung, Leipzig 1870, Nr. 1418, S. 175.)

*7 Ein Pumpernickel. - Germania, V, 350.

Jemand, der klein ist, Kind oder Erwachsener. Pumpf heisst unförmlich dick und breit, pumpet = untersetzt, pumpen = hart auffallen oder anschlagen, einen harten Ton von sich geben. (Schmeller, II, 284.) Pistorius (Vorwort) verweist in Betreff des Ausdrucks Pumpernickel auf den oben unter 3 erwähnten Tentzel.

*8 I wett für das nit der Pumperniggel singe. (Solothurn.) - Schild, 73, 187; Sutermeister, 20.

So werthlos ist mir die Sache, so unbedeutend erscheint mir die Angelegenheit. (S. Nuss 119.)


Pumpes.

* (Greulich) Pumpes kriegen. (S. Prügel 1.) - Simplic., 168.


Pumps.

Pumps, liess an (er ihn) schwören. (Oberlausitz.)


Pumsterthal.

* Von Pumsterthol niederhan. - Lohrengel, II, 493.

Eine Erklärung findet sich wie gewöhnlich in der Quellenschrift nicht.


Pungel.

* Er hat sich ein Pungel (Bündel) auf den Rücken gebunden. - Frischbier2, 3035.


Punim.

*1 A Punim wie a Riebeisen. (Jüd.-deutsch. Warschau.)

Ein Gesicht, so pockennarbig und hässlich wie ein Reibeisen.

*2 A schön Punim kost Geld. (Jüd.-deutsch. Warschau.)

Wer alles fein und gut haben will, muss auch gut bezahlen. Auch im Sinne von: Noblesse oblige.

*3 An Ases(Mechüzeph-)Punim. (Jüd.-deutsch. Warschau.)

Ein unbescheidener, frecher Mensch.

*4 Er not a Punim wie a Malach, in is a Galach. (Jüd.-deutsch. Brody.)

Er hat ein Gesicht wie ein Engel und ist ein Pfaffe.

*5 Er hot a Punim wie a verfaulte Uegerke (Gurke).

In Warschau jüdisch-deutsch: von einem, der ein schiefes, saueres Gesicht macht.

*6 Es hot a Punim wie bo a Küh im Maul. (Jüd.-deutsch. Brody.)

Es sieht aus, wie bei einer Kuh, d. i. sehr zerknittert.


Punkt.

1 Der Punkt gewährt zwar eine hübsche Aussicht, aber er ist unbequem, sagte der Dieb, als er an den Galgen sollte.

Engl.: I'm particularly uneasy on this point, as the fly said when the young gentleman stuck him on the end of a needle. (Hagen, 104, 24.)

2 Ein Punct ist einem wol verziehen, aber nicht vergessen. - Petri, II, 219.

3 Es ist ein kleiner Punkt, wo's gut schmeckt. - Simrock, 9118.

4 Es mag leicht einer ein Punct im roten (wol schwarzen?) Buch haben, kompt noch einer, so gnad jhm Gott. - Petri, II, 286; Henisch, 549, 24; Blum, 63; Sprichwörterschatz, 223.

Lat.: Dii laneos habent pedes, sed ferreas manus.

5 Mancher kann den rechten Punkt zwischen zu früh und zu spät nicht finden. - Eiselein, 516; Simrock, 8032.

6 Um Eines Punktes willen verlor Martin den Esel (die Abtei). - Wurzbach II, 205.

Beim Spiel gebräuchlich; ein einziger Punkt (Point), ein kleines Versehen, und die Partie ist verloren. Das ursprünglich französische Sprichwort: Pour un point Martin perdit son asne (Leroux, II, 44; Cahier, 1423; Lendroy, 42), soll folgenden Ursprung haben: Ein Abt in Italien, Namens Martin, hatte folgenden Vers über die Thür seines Hauses, Azello genannt, schreiben lassen: Porta patens esto; nulli claudatur honesto. Der unwissende Mönch, dem er's aufgetragen, hatte aber den Punkt nach statt vor nulli gesetzt, was dem Verse einen ganz entgegengesetzen Sinn gab, wie er entstehen würde, wenn man das Komma in dem Satze: "Offen stehe die Pforte, nicht dem Ehrenmann sei sie verschlossen", nach dem Worte >nicht< setzen wollte. Der Papst, von dieser unchristlichen Inschrift in Kenntniss gesetzt, nahm die Sache sehr ernstlich, entsetzte den

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Pumpen.

1 Heut' bekomme ich viel gepumpt, sagte Hans, und sie spritzten in seine brennende Scheune.

2 Pumpen oder sinken, sagte der Schiffer.

Dän.: Enten pumpe eller sjunke. (Prov. dan., 461.)

3 Was nützt alles Pumpen, wenn man die Löcher im Schiff nicht verstopft.Opel, 377.

*4 Er hält's mit Pumpen eben.

Setzt mit genauer Noth und Mühe sein Vorhaben durch. Von Schiffen, die sich nur dadurch halten können, dass sie das eindringende Wasser auspumpen.

*5 Pumpen of versupen. (Ostfries.) – Hauskalender, II.


Pumpenheimer (s. Pickfiester und Piepmeier).

* Er trinkt (es ist) Pumpenheimer (d. i. Wasser).

Nicht blos Personen, sondern auch Sachen haben ihre Spitznamen. So heisst das Wasser Pumpenheimer, der Champagner Rapswasser, echter Kornbranntwein „reines Gotteswort“; schlechter Wein heisst bald Maulzieher, bald Strumpfwein, bald Dreimännerwein. Schlechter Schnaps heisst blauer Zwirn. Der französische Rothwein wird wol Blausäure genannt. Der Berliner weiss, was eine kühle Blonde und ein sanfter Heinrich bedeutet. Pellkartoffeln sind Ballpasteten, Flintenkugeln blaue Bohnen. Der Hut heisst auch Schlot oder Angströhre, Geld wird Moos auch Mose und die Propheten, die Nase der Riechkolben genannt, während die Beine in Ostpreussen den Titel Gebröder Bênekes führen. Der preussische Adler muss sich gefallen lassen, preussischer Kukuk, der rothe Adlerorden Pîpvogel genannt zu werden. Der Gefangene nennt seine eisernen Gitter schwedische Gardinen. Das göttinger Carcer hiess eine Zeit lang Hôtel de Brübach. Der Kirchhof (Gottesacker) wird in Norddeutschland auch die Nachtkoppel oder Küsters Kamp genannt. (Vgl. Buch der Welt, Stuttgart 1872, Nr. 5.)


Pumpernickel.

1 Bompur-Nickel ist wieder kommen und hat die Schuh mit Bast gebunden.Schuppius, I, 249.

„Wie der alte Bompurnickel, von welchem die alte teutsche Kriegsknecht sungen: Bompurnickel ist wieder kommen und hat die Schuh mit Bast gebunden.“ (Schuppius, Schriften, I, 249.)

2 Den Pomperniggl singt man 's Jahrs nur einmal.Chaos, 401.

3 Pumpernickel1 ist derb und gesund, aber nicht süss.

1) Der Name wird daher abgeleitet: Ein Franzose hielt das ihm vorgelegte schwarze Brot für keine Speise für Menschen; dergleichen Brot, sagte er, gehöre für sein Pferd, das er Nickel nannte, bon pour Nickel. Aus der Zusammenziehung dieser Worte soll das Wort Pumpernickel entstanden sein. (Vgl. Erklärung, 46.) Ein bekanntes westfälisches Schwarzbrot, das angeblich seinen Namen von dem Erfinder desselben, Nikolaus Pumper, einem Bäcker zu Osnabrück im 15. Jahrhundert (vgl. Demokritos, III, 217), nach andern, wie eben bemerkt, von einem französischen Soldaten haben soll. Aber diese witzige Auslegung findet sich schon bei Schuppius (gestorben 1661). Wie sich in Bompur-Nickel bei Schuppius (249) zeigt, bedeutet das Wort einen groben, klotzigen Menschen und ist hiernach Zusammensetzung aus pumpen = dumpf schallen bei Stoss, Klopfen, Fall u. s. w. und aus Nickel, Abschwächung und Kürzung von Nikolaus. Pumpernickel ist also von dem Menschen auf jenes Brot wegen dessen Rauhheit, Derbheit und Schwere übertragen. Nickel findet sich auch von Gebackenem, z. B. im Hennebergischen den Pauternickel = Tiegel- oder Pfannkuchen. (Vgl. Weigand, Wb., IIa, 434; Tentzel, in Bibliotheca, Cur., vom Jahre 1704, S. 564 fg.) Eine andere Herleitung haben die Schles. Provinzialbl. (1862, S. 551) versucht. „Sollte nicht“, heisst es da, „dieser ›Nickel‹ in die Gesellschaft des ›Lützel‹ (bedeutet den Kleinen, schlesisch gebräuchlich in der Redensart: Das weiss doch der Lützel), des ›Däumling‹, der Heinzel-, Wichtel-, Quarkmännchen, kurz jener Kobolde gehören, die in dem Märchenreiche unter den nachgeborenen Kindern unserer altgermanischen Götterwelt ein so vielgestaltiges Leben führen? Sollte dieser Nickel nicht auf den Neck oder Nix zurückzuführen sein?“

Holl.: Het is niets dan pompernickel. (Harrebomée, II, 191b.)

4 Wo man den Pumpernickel in der Kirche singt, muss man mitsingen.Blum, 356; Simrock, 8031; Körte, 4860; Braun, I, 3387.

Hier bezeichnet diese Benennung des westfälischen Schwarzbrots ein pöbelhaftes Volkslied. Aber muss man in eine Kirche gehen, in der man den Pumpernickel oder ähnliches dummes Zeug singt?

*5 Den Pumpernickel singen.Körte, 4859; Braun, I, 3386.

*6 Den Pumpernickel singt man in der Weisskirche.

Vor der schönen gothischen Kirche zu Weissenburg (Elsass) steht noch ein alter Thurm aus dem 11. Jahrhundert. [Spaltenumbruch] Aus der ehemaligen Weisskirche, von der es im Sprichwort heisst, dass man darin den Pumpernickel sang, wurde ein Stadttheater und eine Bierbrauerei Zur Weisskirche hergerichtet, letztere mit dem Stadtwahrzeichen, dem Pumpernickel, d. i. dem Steinbild eines Stallknechts mit närrischen Knittelversen und der Jahreszahl 1717. Dieser Stallknecht soll nämlich, wie die Sage behauptet, die geistlichen Herren vom Kloster aus Raubmörderhänden gerettet haben. (Vgl. Illustrirte Zeitung, Leipzig 1870, Nr. 1418, S. 175.)

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*8 I wett für das nit der Pumperniggel singe. (Solothurn.) – Schild, 73, 187; Sutermeister, 20.

So werthlos ist mir die Sache, so unbedeutend erscheint mir die Angelegenheit. (S. Nuss 119.)


Pumpes.

* (Greulich) Pumpes kriegen. (S. Prügel 1.) – Simplic., 168.


Pumps.

Pumps, liess an (er ihn) schwören. (Oberlausitz.)


Pumsterthal.

* Von Pumsterthol niederhan.Lohrengel, II, 493.

Eine Erklärung findet sich wie gewöhnlich in der Quellenschrift nicht.


Pungel.

* Er hat sich ein Pungel (Bündel) auf den Rücken gebunden.Frischbier2, 3035.


Punim.

*1 A Punim wie a Riebeisen. (Jüd.-deutsch. Warschau.)

Ein Gesicht, so pockennarbig und hässlich wie ein Reibeisen.

*2 A schön Punim kost Geld. (Jüd.-deutsch. Warschau.)

Wer alles fein und gut haben will, muss auch gut bezahlen. Auch im Sinne von: Noblesse oblige.

*3 An Ases(Mechüzeph-)Punim. (Jüd.-deutsch. Warschau.)

Ein unbescheidener, frecher Mensch.

*4 Er not a Punim wie a Malach, in is a Galach. (Jüd.-deutsch. Brody.)

Er hat ein Gesicht wie ein Engel und ist ein Pfaffe.

*5 Er hot a Punim wie a verfaulte Uegerke (Gurke).

In Warschau jüdisch-deutsch: von einem, der ein schiefes, saueres Gesicht macht.

*6 Es hot a Punim wie bo a Küh im Maul. (Jüd.-deutsch. Brody.)

Es sieht aus, wie bei einer Kuh, d. i. sehr zerknittert.


Punkt.

1 Der Punkt gewährt zwar eine hübsche Aussicht, aber er ist unbequem, sagte der Dieb, als er an den Galgen sollte.

Engl.: I'm particularly uneasy on this point, as the fly said when the young gentleman stuck him on the end of a needle. (Hagen, 104, 24.)

2 Ein Punct ist einem wol verziehen, aber nicht vergessen.Petri, II, 219.

3 Es ist ein kleiner Punkt, wo's gut schmeckt.Simrock, 9118.

4 Es mag leicht einer ein Punct im roten (wol schwarzen?) Buch haben, kompt noch einer, so gnad jhm Gott.Petri, II, 286; Henisch, 549, 24; Blum, 63; Sprichwörterschatz, 223.

Lat.: Dii laneos habent pedes, sed ferreas manus.

5 Mancher kann den rechten Punkt zwischen zu früh und zu spät nicht finden.Eiselein, 516; Simrock, 8032.

6 Um Eines Punktes willen verlor Martin den Esel (die Abtei).Wurzbach II, 205.

Beim Spiel gebräuchlich; ein einziger Punkt (Point), ein kleines Versehen, und die Partie ist verloren. Das ursprünglich französische Sprichwort: Pour un point Martin perdit son asne (Leroux, II, 44; Cahier, 1423; Lendroy, 42), soll folgenden Ursprung haben: Ein Abt in Italien, Namens Martin, hatte folgenden Vers über die Thür seines Hauses, Azello genannt, schreiben lassen: Porta patens esto; nulli claudatur honesto. Der unwissende Mönch, dem er's aufgetragen, hatte aber den Punkt nach statt vor nulli gesetzt, was dem Verse einen ganz entgegengesetzen Sinn gab, wie er entstehen würde, wenn man das Komma in dem Satze: „Offen stehe die Pforte, nicht dem Ehrenmann sei sie verschlossen“, nach dem Worte ›nicht‹ setzen wollte. Der Papst, von dieser unchristlichen Inschrift in Kenntniss gesetzt, nahm die Sache sehr ernstlich, entsetzte den

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[[712]/0726] Pumpen. 1 Heut' bekomme ich viel gepumpt, sagte Hans, und sie spritzten in seine brennende Scheune. 2 Pumpen oder sinken, sagte der Schiffer. Dän.: Enten pumpe eller sjunke. (Prov. dan., 461.) 3 Was nützt alles Pumpen, wenn man die Löcher im Schiff nicht verstopft. – Opel, 377. *4 Er hält's mit Pumpen eben. Setzt mit genauer Noth und Mühe sein Vorhaben durch. Von Schiffen, die sich nur dadurch halten können, dass sie das eindringende Wasser auspumpen. *5 Pumpen of versupen. (Ostfries.) – Hauskalender, II. Pumpenheimer (s. Pickfiester und Piepmeier). * Er trinkt (es ist) Pumpenheimer (d. i. Wasser). Nicht blos Personen, sondern auch Sachen haben ihre Spitznamen. So heisst das Wasser Pumpenheimer, der Champagner Rapswasser, echter Kornbranntwein „reines Gotteswort“; schlechter Wein heisst bald Maulzieher, bald Strumpfwein, bald Dreimännerwein. Schlechter Schnaps heisst blauer Zwirn. Der französische Rothwein wird wol Blausäure genannt. Der Berliner weiss, was eine kühle Blonde und ein sanfter Heinrich bedeutet. Pellkartoffeln sind Ballpasteten, Flintenkugeln blaue Bohnen. Der Hut heisst auch Schlot oder Angströhre, Geld wird Moos auch Mose und die Propheten, die Nase der Riechkolben genannt, während die Beine in Ostpreussen den Titel Gebröder Bênekes führen. Der preussische Adler muss sich gefallen lassen, preussischer Kukuk, der rothe Adlerorden Pîpvogel genannt zu werden. Der Gefangene nennt seine eisernen Gitter schwedische Gardinen. Das göttinger Carcer hiess eine Zeit lang Hôtel de Brübach. Der Kirchhof (Gottesacker) wird in Norddeutschland auch die Nachtkoppel oder Küsters Kamp genannt. (Vgl. Buch der Welt, Stuttgart 1872, Nr. 5.) Pumpernickel. 1 Bompur-Nickel ist wieder kommen und hat die Schuh mit Bast gebunden. – Schuppius, I, 249. „Wie der alte Bompurnickel, von welchem die alte teutsche Kriegsknecht sungen: Bompurnickel ist wieder kommen und hat die Schuh mit Bast gebunden.“ (Schuppius, Schriften, I, 249.) 2 Den Pomperniggl singt man 's Jahrs nur einmal. – Chaos, 401. 3 Pumpernickel1 ist derb und gesund, aber nicht süss. 1) Der Name wird daher abgeleitet: Ein Franzose hielt das ihm vorgelegte schwarze Brot für keine Speise für Menschen; dergleichen Brot, sagte er, gehöre für sein Pferd, das er Nickel nannte, bon pour Nickel. Aus der Zusammenziehung dieser Worte soll das Wort Pumpernickel entstanden sein. (Vgl. Erklärung, 46.) Ein bekanntes westfälisches Schwarzbrot, das angeblich seinen Namen von dem Erfinder desselben, Nikolaus Pumper, einem Bäcker zu Osnabrück im 15. Jahrhundert (vgl. Demokritos, III, 217), nach andern, wie eben bemerkt, von einem französischen Soldaten haben soll. Aber diese witzige Auslegung findet sich schon bei Schuppius (gestorben 1661). Wie sich in Bompur-Nickel bei Schuppius (249) zeigt, bedeutet das Wort einen groben, klotzigen Menschen und ist hiernach Zusammensetzung aus pumpen = dumpf schallen bei Stoss, Klopfen, Fall u. s. w. und aus Nickel, Abschwächung und Kürzung von Nikolaus. Pumpernickel ist also von dem Menschen auf jenes Brot wegen dessen Rauhheit, Derbheit und Schwere übertragen. Nickel findet sich auch von Gebackenem, z. B. im Hennebergischen den Pauternickel = Tiegel- oder Pfannkuchen. (Vgl. Weigand, Wb., IIa, 434; Tentzel, in Bibliotheca, Cur., vom Jahre 1704, S. 564 fg.) Eine andere Herleitung haben die Schles. Provinzialbl. (1862, S. 551) versucht. „Sollte nicht“, heisst es da, „dieser ›Nickel‹ in die Gesellschaft des ›Lützel‹ (bedeutet den Kleinen, schlesisch gebräuchlich in der Redensart: Das weiss doch der Lützel), des ›Däumling‹, der Heinzel-, Wichtel-, Quarkmännchen, kurz jener Kobolde gehören, die in dem Märchenreiche unter den nachgeborenen Kindern unserer altgermanischen Götterwelt ein so vielgestaltiges Leben führen? Sollte dieser Nickel nicht auf den Neck oder Nix zurückzuführen sein?“ Holl.: Het is niets dan pompernickel. (Harrebomée, II, 191b.) 4 Wo man den Pumpernickel in der Kirche singt, muss man mitsingen. – Blum, 356; Simrock, 8031; Körte, 4860; Braun, I, 3387. Hier bezeichnet diese Benennung des westfälischen Schwarzbrots ein pöbelhaftes Volkslied. Aber muss man in eine Kirche gehen, in der man den Pumpernickel oder ähnliches dummes Zeug singt? *5 Den Pumpernickel singen. – Körte, 4859; Braun, I, 3386. *6 Den Pumpernickel singt man in der Weisskirche. Vor der schönen gothischen Kirche zu Weissenburg (Elsass) steht noch ein alter Thurm aus dem 11. Jahrhundert. Aus der ehemaligen Weisskirche, von der es im Sprichwort heisst, dass man darin den Pumpernickel sang, wurde ein Stadttheater und eine Bierbrauerei Zur Weisskirche hergerichtet, letztere mit dem Stadtwahrzeichen, dem Pumpernickel, d. i. dem Steinbild eines Stallknechts mit närrischen Knittelversen und der Jahreszahl 1717. Dieser Stallknecht soll nämlich, wie die Sage behauptet, die geistlichen Herren vom Kloster aus Raubmörderhänden gerettet haben. (Vgl. Illustrirte Zeitung, Leipzig 1870, Nr. 1418, S. 175.) *7 Ein Pumpernickel. – Germania, V, 350. Jemand, der klein ist, Kind oder Erwachsener. Pumpf heisst unförmlich dick und breit, pumpet = untersetzt, pumpen = hart auffallen oder anschlagen, einen harten Ton von sich geben. (Schmeller, II, 284.) Pistorius (Vorwort) verweist in Betreff des Ausdrucks Pumpernickel auf den oben unter 3 erwähnten Tentzel. *8 I wett für das nit der Pumperniggel singe. (Solothurn.) – Schild, 73, 187; Sutermeister, 20. So werthlos ist mir die Sache, so unbedeutend erscheint mir die Angelegenheit. (S. Nuss 119.) Pumpes. * (Greulich) Pumpes kriegen. (S. Prügel 1.) – Simplic., 168. Pumps. Pumps, liess an (er ihn) schwören. (Oberlausitz.) Pumsterthal. * Von Pumsterthol niederhan. – Lohrengel, II, 493. Eine Erklärung findet sich wie gewöhnlich in der Quellenschrift nicht. Pungel. * Er hat sich ein Pungel (Bündel) auf den Rücken gebunden. – Frischbier2, 3035. Punim. *1 A Punim wie a Riebeisen. (Jüd.-deutsch. Warschau.) Ein Gesicht, so pockennarbig und hässlich wie ein Reibeisen. *2 A schön Punim kost Geld. (Jüd.-deutsch. Warschau.) Wer alles fein und gut haben will, muss auch gut bezahlen. Auch im Sinne von: Noblesse oblige. *3 An Ases(Mechüzeph-)Punim. (Jüd.-deutsch. Warschau.) Ein unbescheidener, frecher Mensch. *4 Er not a Punim wie a Malach, in is a Galach. (Jüd.-deutsch. Brody.) Er hat ein Gesicht wie ein Engel und ist ein Pfaffe. *5 Er hot a Punim wie a verfaulte Uegerke (Gurke). In Warschau jüdisch-deutsch: von einem, der ein schiefes, saueres Gesicht macht. *6 Es hot a Punim wie bo a Küh im Maul. (Jüd.-deutsch. Brody.) Es sieht aus, wie bei einer Kuh, d. i. sehr zerknittert. Punkt. 1 Der Punkt gewährt zwar eine hübsche Aussicht, aber er ist unbequem, sagte der Dieb, als er an den Galgen sollte. Engl.: I'm particularly uneasy on this point, as the fly said when the young gentleman stuck him on the end of a needle. (Hagen, 104, 24.) 2 Ein Punct ist einem wol verziehen, aber nicht vergessen. – Petri, II, 219. 3 Es ist ein kleiner Punkt, wo's gut schmeckt. – Simrock, 9118. 4 Es mag leicht einer ein Punct im roten (wol schwarzen?) Buch haben, kompt noch einer, so gnad jhm Gott. – Petri, II, 286; Henisch, 549, 24; Blum, 63; Sprichwörterschatz, 223. Lat.: Dii laneos habent pedes, sed ferreas manus. 5 Mancher kann den rechten Punkt zwischen zu früh und zu spät nicht finden. – Eiselein, 516; Simrock, 8032. 6 Um Eines Punktes willen verlor Martin den Esel (die Abtei). – Wurzbach II, 205. Beim Spiel gebräuchlich; ein einziger Punkt (Point), ein kleines Versehen, und die Partie ist verloren. Das ursprünglich französische Sprichwort: Pour un point Martin perdit son asne (Leroux, II, 44; Cahier, 1423; Lendroy, 42), soll folgenden Ursprung haben: Ein Abt in Italien, Namens Martin, hatte folgenden Vers über die Thür seines Hauses, Azello genannt, schreiben lassen: Porta patens esto; nulli claudatur honesto. Der unwissende Mönch, dem er's aufgetragen, hatte aber den Punkt nach statt vor nulli gesetzt, was dem Verse einen ganz entgegengesetzen Sinn gab, wie er entstehen würde, wenn man das Komma in dem Satze: „Offen stehe die Pforte, nicht dem Ehrenmann sei sie verschlossen“, nach dem Worte ›nicht‹ setzen wollte. Der Papst, von dieser unchristlichen Inschrift in Kenntniss gesetzt, nahm die Sache sehr ernstlich, entsetzte den

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873, S. [712]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon03_1873/726>, abgerufen am 24.04.2024.