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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873.

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R.
R.

1 Drei R Gott allein geziemen: Rächen, Richten, Rühmen. - Petri, II, 154; Henisch, 1712, 49; Simrock, 8044; Schottel, 1141b; Sailer, 382.

In Ottow's Ms. heisst es: "Drey R R R gebüren Gott allein: Rum, Rach, Richter ich mein." Begleitet von dem Reimspruch: "das Gericht, die Rach, wie aller Ruhm, die drey seindt Gottes Eigenthum. Die Rach befihl nur Gott allein vnd stell im all dein Sach anheim."

2 R gehört vor den Hund. - Eiselein, 517.

Engl.: The dogs letter. (Shakspeare.)

Lat.: Irritata canis, quod rho quam plurima dicat. (Eiselein, 517.)

3 R., R. R., G. I. H., D. D. K.: Richter, richt recht, Gott ist Herr, du der Knecht. - Aarg. Taschenbuch.

Steht am Balkenkopf im Kronenwirthshause zu Hornussen im Aargau.

4 Wenn ein R im Monat ist, man nicht gern Krebse isst. - Lehmann, II, 831, 87.

Holl.: Als de R in de maand is, mag men een spelletje maken. - Eet geene schol voor de R uit de maand is. (Harrebomee, II, 206a.)

Lat.: Mensis cum habet R, noli comedere cancer.

5 Wenn en R in den Monat kummt, dögt de Krevt (Krebs) nig. (Holst.) - Schütze, III, 264.

Vom September ab.

6 Wenn en R in den Monat kummt, wart et slecht Wedder. (Holst.) - Schütze, III, 264.

7 Wenn en R in den Monat kumt, den sün wi schreven. - Schütze, IV, 72.

Mit September ist's mit unserm guten Wetter zu Ende. Die Redensart: denn sün wi schreven, bezeichnet in Altona und Hamburg: dann ist's aus mit uns. Von Schreve (s. d.) = Strich, Grenze.

8 Wenn kein R im Monat ist, so lass die Frau hübsch ungeküsst.

Holl.: Als gij geene R vindt in de maand, dan dient u geene vrouw maar een glas. (Harrebomee, II, 206.)

*9 'N Arre (r) in de Kopp hebben. - Kern, 1300.

Etwas wissen und stolz darauf sein.

*10 R, e, re, flöten wer he. (Holst.) - Schütze, III, 264; für Lübeck: Deecke, 12.

Volksreim, womit man ein schnelles Verschwinden bezeichnet.


Raatje.

1 Raatje is dod. (Holst.) - Schütze, III, 267.

Es fehlt an Rath, Ueberlegung, der Rath ist fort, es geht zu viel auf. Ratj erscheint in der holsteinischen Mundart personificirt.

*2 Ik will Raatje mal fragen. - Schütze, III, 267.

Ich will's in Ueberlegung ziehen, daher noch Geduld!


Rabbi (s. Ruw).

1 A fetter Ruw (Rabbiner) ün a mugerer Gallech (Pfaffe) taugen nit. (Jüd.-deutsch. Warschau.)

2 Bi der Rewi esst nix Grünes, es muss belese sein. - Tendlau, 329.

Spottweise vom Frömmler, besonders in Bezug auf den Umgang mit dem weiblichen Geschlecht. Die strengfrommen Juden essen nämlich kein grünes Gemüse, ohne dass es vor dem Kochen wegen der verbotenen Insekten, die sich darauf befinden könnten, sorgfältig "belesen" worden ist.

3 Der Rebbe mög (darf). (Jüd.-deutsch. Warschau.)

Wenn sich jemand als Stärkerer das zu thun erlaubt, was er an andern rügt. Gar mancher Rabbi glaubt als heiliger Mann das Recht zu haben, Dinge zu thun, die er andern nicht erlaubt.

4 Rabbi ehrt die Reichen.

Als Entschuldigung, wenn an einem Rabbi getadelt wird, er nehme zu sehr auf die Reichen Rücksicht.

Jüd.-deutsch: Rebbi mechabbed Aschirim. (Tendlau, 44.)

5 Rabbi Jehudah erlaubt's.

Jehuda war ein berühmter Schriftgelehrter, der in mehrern Anordnungen weniger streng als seine Vorgänger war.

Jüd.-deutsch: Rewi Jehuda matter. (Tendlau, 43.)

[Spaltenumbruch] 6 Rabbi, vielleicht umgekehrt.

Vielleicht ist oder geschieht gerade das Gegentheil von dem, was du glaubst oder erwartest.

Jüd.-deutsch: Rewe, toomer (tomar, du magst sagen) umgekehrt. (Tendlau, 843.)

7 Rewe, toomer jo (ja) hat die Goje (Nichtjüdin) Büchsen (Hosen) an. - Tendlau, 843.

8 Rewi hot's nit gelernt, woher soll's Chije haben? - Tendlau, 45.

Woher will oder soll der Schüler oder Jünger es wissen, wenn der Lehrer es nicht vorgetragen hat oder es selber nicht weiss.

9 Unsere Rabbis (Chachonim, Weise) waren aach kaan Narre! - Tendlau, 922.

Es ist hier von Talmudisten die Rede, die der orthodoxe Jude den Ansichten der "Aufgeklärten" gegenüber in Schutz nimmt.

10 Was will Raschi? - Tendlau, 996.

Zur Bezeichnung eines armen, wandernden Rabbi, der Besuche macht und gelehrte Bemerkungen auskramt, im Grunde genommen aber nur eine Unterstützung wünscht.

11 Willkommen, Rabbi! - Faule Birnen, antwortete er.

Zur Bezeichnung von Verwechselungen und arger Misverständnisse. Ein tauber Mann, Namens Seligmann kam mit Obst in die Stadt. "Scholem aleechem (willkommen), Rewe Seligmann" (Rabbi das im gewöhnlichen Leben als Ehrentitel, wie Herr gebraucht wird), rief ihm eine Frau zu; >Morsche Biere<, antwortete der taube Seligmann.

Jüd.-deutsch: Scholem aleechem Rewe Seligmann! Morsche Biere. (Tendlau, 1015.)

*12 Das mag ein jüdischer Rabbi glauben. - Philippi, I, 96.

Lat.: Credat Judaeus Apella. (Horaz.) (Binder I, 244; II, 601; Faselius, 52; Seybold, 93; Wiegand, 516.)

*13 Er darf Rav sein in ganz Jisroel. - Tendlau, 142.

So tüchtig ist er in der rabbinischen Wissenschaft.

*14 Es is e sehr geschickter Rav, er darscht (liest) vom Blatt. - Tendlau, 1007.

Zweideutig von einem Rabbiner, der seinen Vortrag (daraschah, daher darsche) abliest, mit der Anspielung auf Notenlesen in der Musik.

*15 Es ist dem Rebbens Eidam (Schwiegersohn). (Jüd.-deutsch. Warschau.)

Wie sich der Rabbi manches gestattet, was er andern nicht erlaubt, so geht sein Ansehen auch auf die Familie über. Der Schwiegersohn desselben deckt seine unerlaubten Handlungen mit der Stellung seines Schwiegervaters.


Rabbiner.

1 Ein fetter Rabbiner und ein magerer Prälat taugen beide nicht viel.

Vom Rabbiner wurde nicht nur Entsagung gefordert, man setzte auch infolge seines Studiums Mangel an Wohlbeleibtheit voraus. Die Prälaten dagegen haben nie in dem Rufe gestanden, sich mager zu studiren.

Jüd.-deutsch: E fetter Rav und e magerer Gallech is nix werth. (Tendlau, 921.)

2 Ein Rabbiner wie eine Gemeinde.

Beide sind von gleichem Werth. Wie der Abt (s. d.), so die Mönche.

Jüd.-deutsch: E Rav wie e Kachel. (Tendlau, 672.)

*3 Man schickt ihn zum Rabbiner, und er geht zur Rabbinerin. - Blass, 160.

*4 Wo der Rav wird, schmadt sich die Kille. - Tendlau, 671.

Wo der Rabbiner wird, lässt sich die Gemeinde (Kille) taufen (schmadden). Von einem Candidaten des Rabbinats, der sich zu Neuerungen hinneigt.


Rabbinerin.

1 A Rebbizin hot a korz Ohjer (Ohr) ün a lange Hand. (Jüd.-deutsch. Warschau.)

Es wird in dem Sprichwort behauptet, die Rabbinerin höre die Parteien nicht und nehme gern Geschenke, wie es auch wol andere Beamtenfrauen thun, die keine Rabbinerinnen sind.

[Spaltenumbruch]
R.
R.

1 Drei R Gott allein geziemen: Rächen, Richten, Rühmen.Petri, II, 154; Henisch, 1712, 49; Simrock, 8044; Schottel, 1141b; Sailer, 382.

In Ottow's Ms. heisst es: „Drey R R R gebüren Gott allein: Rum, Rach, Richter ich mein.“ Begleitet von dem Reimspruch: „das Gericht, die Rach, wie aller Ruhm, die drey seindt Gottes Eigenthum. Die Rach befihl nur Gott allein vnd stell im all dein Sach anheim.“

2 R gehört vor den Hund.Eiselein, 517.

Engl.: The dogs letter. (Shakspeare.)

Lat.: Irritata canis, quod rho quam plurima dicat. (Eiselein, 517.)

3 R., R. R., G. I. H., D. D. K.: Richter, richt recht, Gott ist Herr, du der Knecht.Aarg. Taschenbuch.

Steht am Balkenkopf im Kronenwirthshause zu Hornussen im Aargau.

4 Wenn ein R im Monat ist, man nicht gern Krebse isst.Lehmann, II, 831, 87.

Holl.: Als de R in de maand is, mag men een spelletje maken. – Eet geene schol voor de R uit de maand is. (Harrebomée, II, 206a.)

Lat.: Mensis cum habet R, noli comedere cancer.

5 Wenn en R in den Monat kummt, dögt de Krêvt (Krebs) nig. (Holst.) – Schütze, III, 264.

Vom September ab.

6 Wenn en R in den Monat kummt, wart et slecht Wedder. (Holst.) – Schütze, III, 264.

7 Wenn en R in den Monat kumt, den sün wi schreven.Schütze, IV, 72.

Mit September ist's mit unserm guten Wetter zu Ende. Die Redensart: denn sün wi schreven, bezeichnet in Altona und Hamburg: dann ist's aus mit uns. Von Schreve (s. d.) = Strich, Grenze.

8 Wenn kein R im Monat ist, so lass die Frau hübsch ungeküsst.

Holl.: Als gij geene R vindt in de maand, dan dient u geene vrouw maar een glas. (Harrebomée, II, 206.)

*9 'N Arre (r) in de Kopp hebben.Kern, 1300.

Etwas wissen und stolz darauf sein.

*10 R, e, re, flöten wêr he. (Holst.) – Schütze, III, 264; für Lübeck: Deecke, 12.

Volksreim, womit man ein schnelles Verschwinden bezeichnet.


Raatje.

1 Raatje is dod. (Holst.) – Schütze, III, 267.

Es fehlt an Rath, Ueberlegung, der Rath ist fort, es geht zu viel auf. Ratj erscheint in der holsteinischen Mundart personificirt.

*2 Ik will Raatje mal fragen.Schütze, III, 267.

Ich will's in Ueberlegung ziehen, daher noch Geduld!


Rabbi (s. Ruw).

1 A fetter Ruw (Rabbiner) ün a mugerer Gallech (Pfaffe) taugen nit. (Jüd.-deutsch. Warschau.)

2 Bi der Rewi esst nix Grünes, es muss belese sein.Tendlau, 329.

Spottweise vom Frömmler, besonders in Bezug auf den Umgang mit dem weiblichen Geschlecht. Die strengfrommen Juden essen nämlich kein grünes Gemüse, ohne dass es vor dem Kochen wegen der verbotenen Insekten, die sich darauf befinden könnten, sorgfältig „belesen“ worden ist.

3 Der Rebbe mög (darf). (Jüd.-deutsch. Warschau.)

Wenn sich jemand als Stärkerer das zu thun erlaubt, was er an andern rügt. Gar mancher Rabbi glaubt als heiliger Mann das Recht zu haben, Dinge zu thun, die er andern nicht erlaubt.

4 Rabbi ehrt die Reichen.

Als Entschuldigung, wenn an einem Rabbi getadelt wird, er nehme zu sehr auf die Reichen Rücksicht.

Jüd.-deutsch: Rebbi mechabbed Aschirim. (Tendlau, 44.)

5 Rabbi Jehudah erlaubt's.

Jehuda war ein berühmter Schriftgelehrter, der in mehrern Anordnungen weniger streng als seine Vorgänger war.

Jüd.-deutsch: Rewi Jehuda matter. (Tendlau, 43.)

[Spaltenumbruch] 6 Rabbi, vielleicht umgekehrt.

Vielleicht ist oder geschieht gerade das Gegentheil von dem, was du glaubst oder erwartest.

Jüd.-deutsch: Rewe, toomer (tomar, du magst sagen) umgekehrt. (Tendlau, 843.)

7 Rewe, toomer jo (ja) hat die Goje (Nichtjüdin) Büchsen (Hosen) an.Tendlau, 843.

8 Rewi hot's nit gelernt, woher soll's Chije haben?Tendlau, 45.

Woher will oder soll der Schüler oder Jünger es wissen, wenn der Lehrer es nicht vorgetragen hat oder es selber nicht weiss.

9 Unsere Rabbis (Chachonim, Weise) waren aach kaan Narre!Tendlau, 922.

Es ist hier von Talmudisten die Rede, die der orthodoxe Jude den Ansichten der „Aufgeklärten“ gegenüber in Schutz nimmt.

10 Was will Raschi?Tendlau, 996.

Zur Bezeichnung eines armen, wandernden Rabbi, der Besuche macht und gelehrte Bemerkungen auskramt, im Grunde genommen aber nur eine Unterstützung wünscht.

11 Willkommen, Rabbi! – Faule Birnen, antwortete er.

Zur Bezeichnung von Verwechselungen und arger Misverständnisse. Ein tauber Mann, Namens Seligmann kam mit Obst in die Stadt. „Scholem aleechem (willkommen), Rewe Seligmann“ (Rabbi das im gewöhnlichen Leben als Ehrentitel, wie Herr gebraucht wird), rief ihm eine Frau zu; ›Morsche Biere‹, antwortete der taube Seligmann.

Jüd.-deutsch: Schōlem aleechem Rewe Seligmann! Morsche Biere. (Tendlau, 1015.)

*12 Das mag ein jüdischer Rabbi glauben.Philippi, I, 96.

Lat.: Credat Judaeus Apella. (Horaz.) (Binder I, 244; II, 601; Faselius, 52; Seybold, 93; Wiegand, 516.)

*13 Er darf Rav sein in ganz Jisrôel.Tendlau, 142.

So tüchtig ist er in der rabbinischen Wissenschaft.

*14 Es is e sehr geschickter Rav, er darscht (liest) vom Blatt.Tendlau, 1007.

Zweideutig von einem Rabbiner, der seinen Vortrag (daraschah, daher darsche) abliest, mit der Anspielung auf Notenlesen in der Musik.

*15 Es ist dem Rebbens Eidam (Schwiegersohn). (Jüd.-deutsch. Warschau.)

Wie sich der Rabbi manches gestattet, was er andern nicht erlaubt, so geht sein Ansehen auch auf die Familie über. Der Schwiegersohn desselben deckt seine unerlaubten Handlungen mit der Stellung seines Schwiegervaters.


Rabbiner.

1 Ein fetter Rabbiner und ein magerer Prälat taugen beide nicht viel.

Vom Rabbiner wurde nicht nur Entsagung gefordert, man setzte auch infolge seines Studiums Mangel an Wohlbeleibtheit voraus. Die Prälaten dagegen haben nie in dem Rufe gestanden, sich mager zu studiren.

Jüd.-deutsch: E fetter Rav und e magerer Gallech is nix werth. (Tendlau, 921.)

2 Ein Rabbiner wie eine Gemeinde.

Beide sind von gleichem Werth. Wie der Abt (s. d.), so die Mönche.

Jüd.-deutsch: E Rav wie e Kachel. (Tendlau, 672.)

*3 Man schickt ihn zum Rabbiner, und er geht zur Rabbinerin.Blass, 160.

*4 Wo der Rav wird, schmadt sich die Kille.Tendlau, 671.

Wo der Rabbiner wird, lässt sich die Gemeinde (Kille) taufen (schmadden). Von einem Candidaten des Rabbinats, der sich zu Neuerungen hinneigt.


Rabbinerin.

1 A Rebbizin hot a korz Ohjer (Ohr) ün a lange Hand. (Jüd.-deutsch. Warschau.)

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[[722]/0736] R. R. 1 Drei R Gott allein geziemen: Rächen, Richten, Rühmen. – Petri, II, 154; Henisch, 1712, 49; Simrock, 8044; Schottel, 1141b; Sailer, 382. In Ottow's Ms. heisst es: „Drey R R R gebüren Gott allein: Rum, Rach, Richter ich mein.“ Begleitet von dem Reimspruch: „das Gericht, die Rach, wie aller Ruhm, die drey seindt Gottes Eigenthum. Die Rach befihl nur Gott allein vnd stell im all dein Sach anheim.“ 2 R gehört vor den Hund. – Eiselein, 517. Engl.: The dogs letter. (Shakspeare.) Lat.: Irritata canis, quod rho quam plurima dicat. (Eiselein, 517.) 3 R., R. R., G. I. H., D. D. K.: Richter, richt recht, Gott ist Herr, du der Knecht. – Aarg. Taschenbuch. Steht am Balkenkopf im Kronenwirthshause zu Hornussen im Aargau. 4 Wenn ein R im Monat ist, man nicht gern Krebse isst. – Lehmann, II, 831, 87. Holl.: Als de R in de maand is, mag men een spelletje maken. – Eet geene schol voor de R uit de maand is. (Harrebomée, II, 206a.) Lat.: Mensis cum habet R, noli comedere cancer. 5 Wenn en R in den Monat kummt, dögt de Krêvt (Krebs) nig. (Holst.) – Schütze, III, 264. Vom September ab. 6 Wenn en R in den Monat kummt, wart et slecht Wedder. (Holst.) – Schütze, III, 264. 7 Wenn en R in den Monat kumt, den sün wi schreven. – Schütze, IV, 72. Mit September ist's mit unserm guten Wetter zu Ende. Die Redensart: denn sün wi schreven, bezeichnet in Altona und Hamburg: dann ist's aus mit uns. Von Schreve (s. d.) = Strich, Grenze. 8 Wenn kein R im Monat ist, so lass die Frau hübsch ungeküsst. Holl.: Als gij geene R vindt in de maand, dan dient u geene vrouw maar een glas. (Harrebomée, II, 206.) *9 'N Arre (r) in de Kopp hebben. – Kern, 1300. Etwas wissen und stolz darauf sein. *10 R, e, re, flöten wêr he. (Holst.) – Schütze, III, 264; für Lübeck: Deecke, 12. Volksreim, womit man ein schnelles Verschwinden bezeichnet. Raatje. 1 Raatje is dod. (Holst.) – Schütze, III, 267. Es fehlt an Rath, Ueberlegung, der Rath ist fort, es geht zu viel auf. Ratj erscheint in der holsteinischen Mundart personificirt. *2 Ik will Raatje mal fragen. – Schütze, III, 267. Ich will's in Ueberlegung ziehen, daher noch Geduld! Rabbi (s. Ruw). 1 A fetter Ruw (Rabbiner) ün a mugerer Gallech (Pfaffe) taugen nit. (Jüd.-deutsch. Warschau.) 2 Bi der Rewi esst nix Grünes, es muss belese sein. – Tendlau, 329. Spottweise vom Frömmler, besonders in Bezug auf den Umgang mit dem weiblichen Geschlecht. Die strengfrommen Juden essen nämlich kein grünes Gemüse, ohne dass es vor dem Kochen wegen der verbotenen Insekten, die sich darauf befinden könnten, sorgfältig „belesen“ worden ist. 3 Der Rebbe mög (darf). (Jüd.-deutsch. Warschau.) Wenn sich jemand als Stärkerer das zu thun erlaubt, was er an andern rügt. Gar mancher Rabbi glaubt als heiliger Mann das Recht zu haben, Dinge zu thun, die er andern nicht erlaubt. 4 Rabbi ehrt die Reichen. Als Entschuldigung, wenn an einem Rabbi getadelt wird, er nehme zu sehr auf die Reichen Rücksicht. Jüd.-deutsch: Rebbi mechabbed Aschirim. (Tendlau, 44.) 5 Rabbi Jehudah erlaubt's. Jehuda war ein berühmter Schriftgelehrter, der in mehrern Anordnungen weniger streng als seine Vorgänger war. Jüd.-deutsch: Rewi Jehuda matter. (Tendlau, 43.) 6 Rabbi, vielleicht umgekehrt. Vielleicht ist oder geschieht gerade das Gegentheil von dem, was du glaubst oder erwartest. Jüd.-deutsch: Rewe, toomer (tomar, du magst sagen) umgekehrt. (Tendlau, 843.) 7 Rewe, toomer jo (ja) hat die Goje (Nichtjüdin) Büchsen (Hosen) an. – Tendlau, 843. 8 Rewi hot's nit gelernt, woher soll's Chije haben? – Tendlau, 45. Woher will oder soll der Schüler oder Jünger es wissen, wenn der Lehrer es nicht vorgetragen hat oder es selber nicht weiss. 9 Unsere Rabbis (Chachonim, Weise) waren aach kaan Narre! – Tendlau, 922. Es ist hier von Talmudisten die Rede, die der orthodoxe Jude den Ansichten der „Aufgeklärten“ gegenüber in Schutz nimmt. 10 Was will Raschi? – Tendlau, 996. Zur Bezeichnung eines armen, wandernden Rabbi, der Besuche macht und gelehrte Bemerkungen auskramt, im Grunde genommen aber nur eine Unterstützung wünscht. 11 Willkommen, Rabbi! – Faule Birnen, antwortete er. Zur Bezeichnung von Verwechselungen und arger Misverständnisse. Ein tauber Mann, Namens Seligmann kam mit Obst in die Stadt. „Scholem aleechem (willkommen), Rewe Seligmann“ (Rabbi das im gewöhnlichen Leben als Ehrentitel, wie Herr gebraucht wird), rief ihm eine Frau zu; ›Morsche Biere‹, antwortete der taube Seligmann. Jüd.-deutsch: Schōlem aleechem Rewe Seligmann! Morsche Biere. (Tendlau, 1015.) *12 Das mag ein jüdischer Rabbi glauben. – Philippi, I, 96. Lat.: Credat Judaeus Apella. (Horaz.) (Binder I, 244; II, 601; Faselius, 52; Seybold, 93; Wiegand, 516.) *13 Er darf Rav sein in ganz Jisrôel. – Tendlau, 142. So tüchtig ist er in der rabbinischen Wissenschaft. *14 Es is e sehr geschickter Rav, er darscht (liest) vom Blatt. – Tendlau, 1007. Zweideutig von einem Rabbiner, der seinen Vortrag (daraschah, daher darsche) abliest, mit der Anspielung auf Notenlesen in der Musik. *15 Es ist dem Rebbens Eidam (Schwiegersohn). (Jüd.-deutsch. Warschau.) Wie sich der Rabbi manches gestattet, was er andern nicht erlaubt, so geht sein Ansehen auch auf die Familie über. Der Schwiegersohn desselben deckt seine unerlaubten Handlungen mit der Stellung seines Schwiegervaters. Rabbiner. 1 Ein fetter Rabbiner und ein magerer Prälat taugen beide nicht viel. Vom Rabbiner wurde nicht nur Entsagung gefordert, man setzte auch infolge seines Studiums Mangel an Wohlbeleibtheit voraus. Die Prälaten dagegen haben nie in dem Rufe gestanden, sich mager zu studiren. Jüd.-deutsch: E fetter Rav und e magerer Gallech is nix werth. (Tendlau, 921.) 2 Ein Rabbiner wie eine Gemeinde. Beide sind von gleichem Werth. Wie der Abt (s. d.), so die Mönche. Jüd.-deutsch: E Rav wie e Kachel. (Tendlau, 672.) *3 Man schickt ihn zum Rabbiner, und er geht zur Rabbinerin. – Blass, 160. *4 Wo der Rav wird, schmadt sich die Kille. – Tendlau, 671. Wo der Rabbiner wird, lässt sich die Gemeinde (Kille) taufen (schmadden). Von einem Candidaten des Rabbinats, der sich zu Neuerungen hinneigt. Rabbinerin. 1 A Rebbizin hot a korz Ohjer (Ohr) ün a lange Hand. (Jüd.-deutsch. Warschau.) Es wird in dem Sprichwort behauptet, die Rabbinerin höre die Parteien nicht und nehme gern Geschenke, wie es auch wol andere Beamtenfrauen thun, die keine Rabbinerinnen sind.

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873, S. [722]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon03_1873/736>, abgerufen am 23.04.2024.