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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873.

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[Spaltenumbruch] 6 Wer sich nicht rächt, ist nicht gerecht. - Körte, 4876a.

Sprichwort der Morlachen. Daher bei ihnen alle Streitigkeiten, persönlichen Beleidigungen u. s. w. mit Blut geschlichtet werden.

7 Wer sich rächt für Gewalt, macht sich selbst bezahlt.

8 Wer sich rächt, macht sich schlecht.

It.: Chi vendicar si vuole d'ogni onta, o cade da alto stato, o non vi monta. (Pazzaglia, 396, 2.)

9 Wer sich rächt, züchtigt den einen und warnt den andern.

It.: Chi fa sua vendetta, oltre che offende chi l'offeso ha, da molti si difende. (Ariost.)

10 Wer sich rechen will, muss sich (selbst) wol verwahren. - Lehmann, 591, 30.

Mhd.: Er ist mit sehenden ougen blint, der al sein leit wil rechen. (Colm.) (Zingerle, 116.)

11 Wer sich rechet, der bezalt sich selbst. - Lehmann, 589, 4.

12 Wer sich rechet, der vbet ein new vnrecht. - Lehmann, 590, 6.

Anstatt dem Unrecht zu widerstehen.

It.: Il vendicarsi non e mai buono. (Pazzaglia, 396, 3.)

13 Wer sich selbst rechet, an dem rechet Gott sich wieder. - Petri, II, 763.

14 Wer sich selbst rechet, der setzt sich anss Richters statt. - Lehmann, 591, 23.

15 Wer sich will rächen, muss sich nicht selber stechen.

Mhd.: Swer sich also richtet, daz er sich selbe stichet, der hat sich niht wol gerochen. (Freidank.)

16 Wer sich will wohl rächen, muss einen Feind mit dem andern brechen.

Mhd.: Veint mit veinten temmen schol ein man, der sich wil rechen wol. (Ring.) (Zingerle, 193.)

17 Wer will rächen jedes Wort, muss sich rächen immerfort.

"Wer alles vermeint zu rechen, was ihm die Leut böses nachsprechen, der lebt immer in Hass und Neid und ist nimmer ohne Zank und Streit." (Froschm., JVIIb.)

18 Wilt dich an eim rächen, so schweig. - Franck, I, 52a.

Krain.: Kdor se ne osveti, on se ne posveti. (Celakovsky, 115.)

19 Wilt dich an einem rächen, so schweig vnd lass jhn toben, so hast du jhn geschlagen. - Schottel, 1126a.

Dän.: Vil du hevne dig selv, saa tie for den rasende, saa har du slaget ham. (Prov. dan., 228.)


Rachenputzer.

* Einen Rachenputzer nehmen.

Branntwein oder schlechten Wein trinken. Im südwestlichen Deutschland üblich und auch von dort nach Pennsylvanien verpflanzt. "Der Rachenputzer hat die gute Eigenschaft, dass er den Schleim und alles abführt, thut aber noth, dass einer, der mit diesem Wein im Leibe schlafen geht, in der Nacht sich wecken lasse, damit er sich umkehren möge, auf dass ihm der Rachenputzer kein Loch in den Magen fresse." (Auerbacher, Büchlein für die Jugend, München 1830; Frommann, III, 13.) "Der Kleine soll abermals einen Rachenputzer eingenommen haben." (Bucks-County-Express, Doylestown, Pennsylvanien vom 2. Jan. 1855.)


Rachgier.

1 Es ist keine rachgier vber der feinde rachgier. - Henisch, 1053, 34.

2 Rachgier gibt bösen Lohn. - Petri, II, 508.


Rachull.

* Er ist ein Rachull. - Frischbier2, 3049.

Rachullen = gierig sein.


Racken, s. Raken.

Racker.

*1 Dat di de Racker hale. - Eichwald, 1569; Dähnert, 372b.

Racker = Mensch, Bursche, aber auch Abdecker, Henker, wie Name für Mandelkrähe (Coracias garrula). Nach Briefen von Alexander von Humboldt an Varnhagen von Ense (3. Aufl., S. 174) bediente sich der preussische König Friedrich Wilhelm IV. öfters gesprächsweise dieses Ausdrucks. (Büchmann, 6. Aufl., S. 239.)

*2 Dat öss wie vom Racker (Mandelkrähe) de Kiel. - Frischbier2, 3053.

*3 Dem hat gewiss vom Racker geträumt. - Frischbier2, 3052.

Von jemand, der Glück im Spiel hat.

[Spaltenumbruch] *4 Dem Racker sine Duwe. - Frischbier, 3050.

Es sind die Krähen gemeint.

*5 Der Racker von Staat.

*6 Er ist ein geriebener Racker. - Frischbier2, 3051.

*7 Er ist ein gnietscher Racker.

Gnietsch = genau, geizig, falsch, heimtückisch. (Frischbier2, 3051.)

*8 Es ist ein dreihäriger Racker. - Frischbier, 289.

*9 Töw, Racker, kumm mi man to Bedd. (Pommern.)

Viel gehörte, meist nicht böse gemeinte Drohung, angewendet nicht, woher sie zu stammen scheint, zwischen Eheleuten.


Rackerlatein.

* Rackerlatein reden. - Weinhold, 51.


Rackern.

Woräm rackerscht te dich? Te messt jo doch eisst schtärwen. (Siebenbürg.-sächs.) - Schuster, 540.

Meist ironisch gebraucht.


Rad.

1 An einem Rade, das sich dreht, wächst kein Moos.

Holl.: Daar wast geen mos aan een' draaijenden molenkam. (Harrebomee, II, 104b.)

2 Ans Rad hängt sich Dreck, wie Rost ans Eisen.

Dän.: Der haenger altid skarn ved hiulet og rust ved jernet. (Prov. dan., 503.)

3 Auf Einem Rade geht kein Wagen.

"Er fragte den Abt, wo er je gesehen, dass ein Wagen auf einem einzigen Rade fortgegangen sei." (Alamod. Politic., II, 181.)

4 Brüchige Räder knarren am meisten.

5 Das Rad eilt, es sitzt ein alt Weib auf dem Wagen.

6 Das Rad hebt sich erst, bevor es fällt.

7 Das morsche Rad bricht zuerst.

Engl.: The worst spoke in a cart breaks first. (Bohn II, 134.)

8 Das schlechteste Rad am Kirchenwagen sind die Mönche, drum machen sie auch am meisten Lärm. - Klosterspiegel, 38, 14.

9 Das schlechteste Rad am Wagen knarrt am meisten, und unter den Predigern schreit der Kapuziner am lautesten. - Klosterspiegel, 14, 9.

10 Das schlimmste Rad am Karren macht das grösste Knarren.

Lat.: Melius est contumelias aequo ferre animo, quam ab improbis laudari. (Chaos, 153.)

11 Das schlimmste Rad am Wagen knarrt1 am meisten (ärgsten). - Blum, 692; Bücking, 184; Eiselein, 518; Winckler, VII, 70; Körte, 4877; Simrock, 8068.

1) Jüdisch-deutsch: karrezt, schnurrt. (Blass, 8.) - Die am wenigsten thun, beklagen sich am meisten über viel Arbeit, die sie haben verrichten müssen. Oder: der Unwissendste macht gewöhnlich das meiste Geschrei.

Böhm.: Cim kolo u kary horsi, tim vice vrza. (Celakovsky, 81.)

Engl.: The worst the wheel, the more it cracks. (Gaal, 1269.) - The worst wheel of a cart cracks most. (Marin, 10.)

Frz.: La plus mauvaise roue d'un chariot fait toujours le plus de bruit. - Le plus ignorant fait ordinairement le plus de bruit.

Holl.: Het slechtste rad maakt het meeste geraas. (Harrebomee, II, 209a.)

It.: La peggior rota del carro fa maggior strepito. - La piu cattiva carrucola sempre cigola (scricchiola). - La piu trista ruota del carro e sempre quella che stride. (Pazzaglia, 379, 4; Gaal, 1269.)

Lat.: Pessimus quisque supra omnes obtundit aures et strepit. (Gaal, 1269.) - Semper deterior vehiculi rota perstrepit.

Schwed.: Det sämsta hjulet pa wagnen skriker mest. (Marin, 10.)

Slow.: Najhorsi koleso najwiace wrzga. (Celakovsky, 81.)

12 Dat lüttje Rad geit vör in de Wagen. (Ostfries.) - Bueren, 281; Eichwald, 1565; Frommann, III, 428, 218; Hauskalender, II u. III.

13 Det Räd krest eist zwiemol, zem drätemol brächt et. (Siebenbürg.-sächs.) - Schuster, 952.

14 Die kleinsten Räder tragen die grössten Lasten. - Winckler, VI, 86.

Je näher der bewegenden Kraft, je leichter die Arbeit. In der Jugendkraft das Schwere, im spätern Alter das Leichtere.

[Spaltenumbruch] 6 Wer sich nicht rächt, ist nicht gerecht.Körte, 4876a.

Sprichwort der Morlachen. Daher bei ihnen alle Streitigkeiten, persönlichen Beleidigungen u. s. w. mit Blut geschlichtet werden.

7 Wer sich rächt für Gewalt, macht sich selbst bezahlt.

8 Wer sich rächt, macht sich schlecht.

It.: Chi vendicar si vuole d'ogni onta, ò cade da alto stato, ò non vi monta. (Pazzaglia, 396, 2.)

9 Wer sich rächt, züchtigt den einen und warnt den andern.

It.: Chi fa sua vendetta, oltre che offende chi l'offeso ha, da molti si difende. (Ariost.)

10 Wer sich rechen will, muss sich (selbst) wol verwahren.Lehmann, 591, 30.

Mhd.: Er ist mit sehenden ougen blint, der al sîn leit wil rechen. (Colm.) (Zingerle, 116.)

11 Wer sich rechet, der bezalt sich selbst.Lehmann, 589, 4.

12 Wer sich rechet, der vbet ein new vnrecht.Lehmann, 590, 6.

Anstatt dem Unrecht zu widerstehen.

It.: Il vendicarsi non è mai buono. (Pazzaglia, 396, 3.)

13 Wer sich selbst rechet, an dem rechet Gott sich wieder.Petri, II, 763.

14 Wer sich selbst rechet, der setzt sich anss Richters statt.Lehmann, 591, 23.

15 Wer sich will rächen, muss sich nicht selber stechen.

Mhd.: Swer sich alsô richtet, daz er sich selbe stichet, der hât sich niht wol gerochen. (Freidank.)

16 Wer sich will wohl rächen, muss einen Feind mit dem andern brechen.

Mhd.: Veint mit veinten temmen schol ein man, der sich wil rechen wol. (Ring.) (Zingerle, 193.)

17 Wer will rächen jedes Wort, muss sich rächen immerfort.

„Wer alles vermeint zu rechen, was ihm die Leut böses nachsprechen, der lebt immer in Hass und Neid und ist nimmer ohne Zank und Streit.“ (Froschm., JVIIb.)

18 Wilt dich an eim rächen, so schweig.Franck, I, 52a.

Krain.: Kdor se ne osveti, on se ne posveti. (Čelakovský, 115.)

19 Wilt dich an einem rächen, so schweig vnd lass jhn toben, so hast du jhn geschlagen.Schottel, 1126a.

Dän.: Vil du hevne dig selv, saa tie for den rasende, saa har du slaget ham. (Prov. dan., 228.)


Rachenputzer.

* Einen Rachenputzer nehmen.

Branntwein oder schlechten Wein trinken. Im südwestlichen Deutschland üblich und auch von dort nach Pennsylvanien verpflanzt. „Der Rachenputzer hat die gute Eigenschaft, dass er den Schleim und alles abführt, thut aber noth, dass einer, der mit diesem Wein im Leibe schlafen geht, in der Nacht sich wecken lasse, damit er sich umkehren möge, auf dass ihm der Rachenputzer kein Loch in den Magen fresse.“ (Auerbacher, Büchlein für die Jugend, München 1830; Frommann, III, 13.) „Der Kleine soll abermals einen Rachenputzer eingenommen haben.“ (Bucks-County-Express, Doylestown, Pennsylvanien vom 2. Jan. 1855.)


Rachgier.

1 Es ist keine rachgier vber der feinde rachgier.Henisch, 1053, 34.

2 Rachgier gibt bösen Lohn.Petri, II, 508.


Rachull.

* Er ist ein Rachull.Frischbier2, 3049.

Rachullen = gierig sein.


Racken, s. Raken.

Racker.

*1 Dat di de Racker hale.Eichwald, 1569; Dähnert, 372b.

Racker = Mensch, Bursche, aber auch Abdecker, Henker, wie Name für Mandelkrähe (Coracias garrula). Nach Briefen von Alexander von Humboldt an Varnhagen von Ense (3. Aufl., S. 174) bediente sich der preussische König Friedrich Wilhelm IV. öfters gesprächsweise dieses Ausdrucks. (Büchmann, 6. Aufl., S. 239.)

*2 Dat öss wie vom Racker (Mandelkrähe) de Kiel.Frischbier2, 3053.

*3 Dem hat gewiss vom Racker geträumt.Frischbier2, 3052.

Von jemand, der Glück im Spiel hat.

[Spaltenumbruch] *4 Dem Racker sine Duwe.Frischbier, 3050.

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*5 Der Racker von Staat.

*6 Er ist ein geriebener Racker.Frischbier2, 3051.

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Gnietsch = genau, geizig, falsch, heimtückisch. (Frischbier2, 3051.)

*8 Es ist ein dreihäriger Racker.Frischbier, 289.

*9 Töw, Racker, kumm mi man to Bedd. (Pommern.)

Viel gehörte, meist nicht böse gemeinte Drohung, angewendet nicht, woher sie zu stammen scheint, zwischen Eheleuten.


Rackerlatein.

* Rackerlatein reden.Weinhold, 51.


Rackern.

Woräm rackerscht te dich? Te messt jo doch îsst schtärwen. (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 540.

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Rad.

1 An einem Rade, das sich dreht, wächst kein Moos.

Holl.: Daar wast geen mos aan een' draaijenden molenkam. (Harrebomée, II, 104b.)

2 Ans Rad hängt sich Dreck, wie Rost ans Eisen.

Dän.: Der hænger altid skarn ved hiulet og rust ved jernet. (Prov. dan., 503.)

3 Auf Einem Rade geht kein Wagen.

„Er fragte den Abt, wo er je gesehen, dass ein Wagen auf einem einzigen Rade fortgegangen sei.“ (Alamod. Politic., II, 181.)

4 Brüchige Räder knarren am meisten.

5 Das Rad eilt, es sitzt ein alt Weib auf dem Wagen.

6 Das Rad hebt sich erst, bevor es fällt.

7 Das morsche Rad bricht zuerst.

Engl.: The worst spoke in a cart breaks first. (Bohn II, 134.)

8 Das schlechteste Rad am Kirchenwagen sind die Mönche, drum machen sie auch am meisten Lärm.Klosterspiegel, 38, 14.

9 Das schlechteste Rad am Wagen knarrt am meisten, und unter den Predigern schreit der Kapuziner am lautesten.Klosterspiegel, 14, 9.

10 Das schlimmste Rad am Karren macht das grösste Knarren.

Lat.: Melius est contumelias aequo ferre animo, quam ab improbis laudari. (Chaos, 153.)

11 Das schlimmste Rad am Wagen knarrt1 am meisten (ärgsten).Blum, 692; Bücking, 184; Eiselein, 518; Winckler, VII, 70; Körte, 4877; Simrock, 8068.

1) Jüdisch-deutsch: karrezt, schnurrt. (Blass, 8.) – Die am wenigsten thun, beklagen sich am meisten über viel Arbeit, die sie haben verrichten müssen. Oder: der Unwissendste macht gewöhnlich das meiste Geschrei.

Böhm.: Čím kolo u káry horší, tím více vrzá. (Čelakovský, 81.)

Engl.: The worst the wheel, the more it cracks. (Gaal, 1269.) – The worst wheel of a cart cracks most. (Marin, 10.)

Frz.: La plus mauvaise roue d'un chariot fait toujours le plus de bruit. – Le plus ignorant fait ordinairement le plus de bruit.

Holl.: Het slechtste rad maakt het meeste geraas. (Harrebomée, II, 209a.)

It.: La peggior rota del carro fa maggior strepito. – La più cattiva carrucola sempre cigola (scricchiola). – La più trista ruota del carro è sempre quella che stride. (Pazzaglia, 379, 4; Gaal, 1269.)

Lat.: Pessimus quisque supra omnes obtundit aures et strepit. (Gaal, 1269.) – Semper deterior vehiculi rota perstrepit.

Schwed.: Det sämsta hjulet på wagnen skriker mest. (Marin, 10.)

Slow.: Najhorší koleso najwiáce wrzgá. (Čelakovský, 81.)

12 Dat lüttje Rad geit vör in de Wagen. (Ostfries.) – Bueren, 281; Eichwald, 1565; Frommann, III, 428, 218; Hauskalender, II u. III.

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[[727]/0741] 6 Wer sich nicht rächt, ist nicht gerecht. – Körte, 4876a. Sprichwort der Morlachen. Daher bei ihnen alle Streitigkeiten, persönlichen Beleidigungen u. s. w. mit Blut geschlichtet werden. 7 Wer sich rächt für Gewalt, macht sich selbst bezahlt. 8 Wer sich rächt, macht sich schlecht. It.: Chi vendicar si vuole d'ogni onta, ò cade da alto stato, ò non vi monta. (Pazzaglia, 396, 2.) 9 Wer sich rächt, züchtigt den einen und warnt den andern. It.: Chi fa sua vendetta, oltre che offende chi l'offeso ha, da molti si difende. (Ariost.) 10 Wer sich rechen will, muss sich (selbst) wol verwahren. – Lehmann, 591, 30. Mhd.: Er ist mit sehenden ougen blint, der al sîn leit wil rechen. (Colm.) (Zingerle, 116.) 11 Wer sich rechet, der bezalt sich selbst. – Lehmann, 589, 4. 12 Wer sich rechet, der vbet ein new vnrecht. – Lehmann, 590, 6. Anstatt dem Unrecht zu widerstehen. It.: Il vendicarsi non è mai buono. (Pazzaglia, 396, 3.) 13 Wer sich selbst rechet, an dem rechet Gott sich wieder. – Petri, II, 763. 14 Wer sich selbst rechet, der setzt sich anss Richters statt. – Lehmann, 591, 23. 15 Wer sich will rächen, muss sich nicht selber stechen. Mhd.: Swer sich alsô richtet, daz er sich selbe stichet, der hât sich niht wol gerochen. (Freidank.) 16 Wer sich will wohl rächen, muss einen Feind mit dem andern brechen. Mhd.: Veint mit veinten temmen schol ein man, der sich wil rechen wol. (Ring.) (Zingerle, 193.) 17 Wer will rächen jedes Wort, muss sich rächen immerfort. „Wer alles vermeint zu rechen, was ihm die Leut böses nachsprechen, der lebt immer in Hass und Neid und ist nimmer ohne Zank und Streit.“ (Froschm., JVIIb.) 18 Wilt dich an eim rächen, so schweig. – Franck, I, 52a. Krain.: Kdor se ne osveti, on se ne posveti. (Čelakovský, 115.) 19 Wilt dich an einem rächen, so schweig vnd lass jhn toben, so hast du jhn geschlagen. – Schottel, 1126a. Dän.: Vil du hevne dig selv, saa tie for den rasende, saa har du slaget ham. (Prov. dan., 228.) Rachenputzer. * Einen Rachenputzer nehmen. Branntwein oder schlechten Wein trinken. Im südwestlichen Deutschland üblich und auch von dort nach Pennsylvanien verpflanzt. „Der Rachenputzer hat die gute Eigenschaft, dass er den Schleim und alles abführt, thut aber noth, dass einer, der mit diesem Wein im Leibe schlafen geht, in der Nacht sich wecken lasse, damit er sich umkehren möge, auf dass ihm der Rachenputzer kein Loch in den Magen fresse.“ (Auerbacher, Büchlein für die Jugend, München 1830; Frommann, III, 13.) „Der Kleine soll abermals einen Rachenputzer eingenommen haben.“ (Bucks-County-Express, Doylestown, Pennsylvanien vom 2. Jan. 1855.) Rachgier. 1 Es ist keine rachgier vber der feinde rachgier. – Henisch, 1053, 34. 2 Rachgier gibt bösen Lohn. – Petri, II, 508. Rachull. * Er ist ein Rachull. – Frischbier2, 3049. Rachullen = gierig sein. Racken, s. Raken. Racker. *1 Dat di de Racker hale. – Eichwald, 1569; Dähnert, 372b. Racker = Mensch, Bursche, aber auch Abdecker, Henker, wie Name für Mandelkrähe (Coracias garrula). Nach Briefen von Alexander von Humboldt an Varnhagen von Ense (3. Aufl., S. 174) bediente sich der preussische König Friedrich Wilhelm IV. öfters gesprächsweise dieses Ausdrucks. (Büchmann, 6. Aufl., S. 239.) *2 Dat öss wie vom Racker (Mandelkrähe) de Kiel. – Frischbier2, 3053. *3 Dem hat gewiss vom Racker geträumt. – Frischbier2, 3052. Von jemand, der Glück im Spiel hat. *4 Dem Racker sine Duwe. – Frischbier, 3050. Es sind die Krähen gemeint. *5 Der Racker von Staat. *6 Er ist ein geriebener Racker. – Frischbier2, 3051. *7 Er ist ein gnietscher Racker. Gnietsch = genau, geizig, falsch, heimtückisch. (Frischbier2, 3051.) *8 Es ist ein dreihäriger Racker. – Frischbier, 289. *9 Töw, Racker, kumm mi man to Bedd. (Pommern.) Viel gehörte, meist nicht böse gemeinte Drohung, angewendet nicht, woher sie zu stammen scheint, zwischen Eheleuten. Rackerlatein. * Rackerlatein reden. – Weinhold, 51. Rackern. Woräm rackerscht te dich? Te messt jo doch îsst schtärwen. (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 540. Meist ironisch gebraucht. Rad. 1 An einem Rade, das sich dreht, wächst kein Moos. Holl.: Daar wast geen mos aan een' draaijenden molenkam. (Harrebomée, II, 104b.) 2 Ans Rad hängt sich Dreck, wie Rost ans Eisen. Dän.: Der hænger altid skarn ved hiulet og rust ved jernet. (Prov. dan., 503.) 3 Auf Einem Rade geht kein Wagen. „Er fragte den Abt, wo er je gesehen, dass ein Wagen auf einem einzigen Rade fortgegangen sei.“ (Alamod. Politic., II, 181.) 4 Brüchige Räder knarren am meisten. 5 Das Rad eilt, es sitzt ein alt Weib auf dem Wagen. 6 Das Rad hebt sich erst, bevor es fällt. 7 Das morsche Rad bricht zuerst. Engl.: The worst spoke in a cart breaks first. (Bohn II, 134.) 8 Das schlechteste Rad am Kirchenwagen sind die Mönche, drum machen sie auch am meisten Lärm. – Klosterspiegel, 38, 14. 9 Das schlechteste Rad am Wagen knarrt am meisten, und unter den Predigern schreit der Kapuziner am lautesten. – Klosterspiegel, 14, 9. 10 Das schlimmste Rad am Karren macht das grösste Knarren. Lat.: Melius est contumelias aequo ferre animo, quam ab improbis laudari. (Chaos, 153.) 11 Das schlimmste Rad am Wagen knarrt1 am meisten (ärgsten). – Blum, 692; Bücking, 184; Eiselein, 518; Winckler, VII, 70; Körte, 4877; Simrock, 8068. 1) Jüdisch-deutsch: karrezt, schnurrt. (Blass, 8.) – Die am wenigsten thun, beklagen sich am meisten über viel Arbeit, die sie haben verrichten müssen. Oder: der Unwissendste macht gewöhnlich das meiste Geschrei. Böhm.: Čím kolo u káry horší, tím více vrzá. (Čelakovský, 81.) Engl.: The worst the wheel, the more it cracks. (Gaal, 1269.) – The worst wheel of a cart cracks most. (Marin, 10.) Frz.: La plus mauvaise roue d'un chariot fait toujours le plus de bruit. – Le plus ignorant fait ordinairement le plus de bruit. Holl.: Het slechtste rad maakt het meeste geraas. (Harrebomée, II, 209a.) It.: La peggior rota del carro fa maggior strepito. – La più cattiva carrucola sempre cigola (scricchiola). – La più trista ruota del carro è sempre quella che stride. (Pazzaglia, 379, 4; Gaal, 1269.) Lat.: Pessimus quisque supra omnes obtundit aures et strepit. (Gaal, 1269.) – Semper deterior vehiculi rota perstrepit. Schwed.: Det sämsta hjulet på wagnen skriker mest. (Marin, 10.) Slow.: Najhorší koleso najwiáce wrzgá. (Čelakovský, 81.) 12 Dat lüttje Rad geit vör in de Wagen. (Ostfries.) – Bueren, 281; Eichwald, 1565; Frommann, III, 428, 218; Hauskalender, II u. III. 13 Det Räd krêst îst zwiemôl, zem drätemôl brächt et. (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 952. 14 Die kleinsten Räder tragen die grössten Lasten. – Winckler, VI, 86. Je näher der bewegenden Kraft, je leichter die Arbeit. In der Jugendkraft das Schwere, im spätern Alter das Leichtere.

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873, S. [727]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon03_1873/741>, abgerufen am 28.03.2024.