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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873.

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[Spaltenumbruch] *5 So rar wie ein weisser Rabe (Sperling). - Eiselein, 517.

Lat.: Co vo rarior albo. (Eiselein, 517.)


Rären.

* Hei räert äs en Rind. (Westf.)

Rären = wie ein Rind brüllen. (S. Rarer.)


Rarer.

* Es ist ein rechter Rarer. - Frischbier2, 3057.

Ein Kind, das unaufhörlich schreit. Raren = schreien, brüllen, besonders vom Rindvieh gebräuchlich. "De raret sick nog den Hals af." Sein Geschrei hat kein Ende. Rarhals = Schreihals. Rare = Röhre, Halsröhre, Schlund. (Dähnert, 370b.)


Rares.

* Dat's wat Raor's, min Dochter krigt 'n Schneider. (Pommern.)

Das ist was Rares, meine Tochter kriegt einen Schneider zum Manne. Spottweis, da der Schneider dort in der ländlichen Rangordnung sehr tief steht. Es wird nämlich dies Handwerk meist nur von gebrechlichen, für andere Berufsarten ungeeigneten Personen betrieben. Um zu sagen: Das ist etwas Rares, heisst es jüdisch- deutsch in Warschau: Dus is an Antik (Antiquität)! Auch von Personen gebraucht, um zu sagen: Das ist ein Sonderling. Von einer seltenen Sache, wie von Personen sagt man dort auch: Er is gur a Rarites, vom französischen rarites.

Holl.: Ei zie dat is wat raars, zei Jeroen, en hij peuterde der kat de veeren uit den aars. (Harrebomee, II, 208b.)


Rasch.

* Es kommen nicht alle rasch, die über Zäun' und Thüren schreiten.


Räschen.

Wu e Räsche is, is aach e Gräsche. (Kurhessen.)


Raschi.

*1 Raschi is nit meschügge (verrückt). (Jüd.-deutsch. Warschau.)

Um zu sagen, dass doch etwas an der Sache sein muss. Wenn Raschi in seinem Commentar eine Frage stellt, so muss er wol seine guten Gründe dazu haben, denn "Raschi ist nicht verrückt".

*2 Raschi macht darauf a Schtender belaas. (Jüd.-deutsch. Warschau.)

Wird gebraucht, wenn man eine Stelle in irgendeiner Schrift nicht versteht. Raschi ist die Zusammenziehung der Anfangsbuchstaben von R(abbi) Sch(elomo) I(zchaki), eines sehr gelehrten Mannes, der zu Troyes in Frankreich lebte und einen Commentar zur Bibel und zum Talmud verfasst hat. Als geborener Franzose übersetzte er die schwer verständlichen Wörter in Bibel und Talmud. Solche Uebersetzungen finden sich eine grosse Menge und sind unter dem Namen "belaas", d. i. in fremder Sprache bekannt. Da aber diese "belaas" mit hebräischen Lettern geschrieben und mit der Zeit bis zur Unkenntlichkeit verstümmelt worden sind, so ist es oft sehr schwer, den richtigen Sinn derselben zu entziffern. So z. B. klingt das altfranzösische estender wie a Schtender.


Raschmann.

Raschmann kommt leicht zu Beulen.


Rasen (Subst.).

1 Auf einem Rasen liegt man sanfter als auf einem Seidenbette.

Wenigstens dann, wenn man den Rasen zur Lagerstatt hat und das Seidenbett blos wünscht.

2 Je mehr man den Rasen tritt, je mehr grünt er.

3 Man lobt den Rasen und denkt nicht, wie bald er einen decken wird.

*4 Er hat guten Rasen gefunden.

Einen Platz, wo er ein gutes Fortkommen findet.

*5 Hier ist kein Rasen dafür (für ihn).


Rasen (Verb.).

1 Es kann niemand rasen ohne den Verstand zu verlieren.

Die Times vom 26. Mai 1866 sagt: dies classische Sprichwort gelte zu allermeist von der Kriegführung.

2 Es muss einmal gerast sein. - Grubb, 181.

3 Es will doch einmahl geraset seyn. - Lehmann, II, 145, 211.

4 Wer früh nicht rast, der rast spät.

5 Wer nicht raset in der Jugend, der muss im alter rasen. - Petri, II, 742.

*6 Einen rasend und teufelsbannig machen. - Mathesius, Sarepta, CXIXa.

*7 Es ist, um rasend zu werden.

Holl.: Het is om razend te worden. (Harrebomee, II, 210b.)

*8 Hat er gerast oder soll er noch rasen? - Weserzeitung, 4057.


[Spaltenumbruch]
Rasenbank.

Die Rasenbank ist des Armen Sofa.

Die Russen: Gott breitet den Rasen als Teppich für den Armen aus.


Rasender.

Ein Rasender hat seine Sinne biss auf fünff. - Sutor, 55.


Rasezeit.

Jeder hat seine Rasezeit. - Simrock, 8077.


Rasiren.

1 Er rasirt gut, was stehen bleibt, sengt er ab.

Poln.: Strzyze i goli a ostatek osmoli. (Lompa, 31.)

2 Rasire mich, und ich werde dich frisiren.

In dem Sinne von Braten 1.


Rasirmesser.

1 Me sell es guets Rasiermesser und e gueti Uhr nit verchaufe, e gueti Frau nit taub (zornig) mache-n-und eme Gmeinroth nit wüescht säge. (Solothurn.) - Schild, 61, 70; Sutermeister, 149.

2 Wo das Rasirmesser gegangen ist, da braucht die Schere nicht weiter zu gehen.

Frz.: Apres raire n'y a que tondre.

Lat.: Superflua, post rasuram tunsio. (Bovill, III, 2.)


Raspel.

Eine Raspel, welche den Rost abfeilt, bekommt selbst Scharten. - Parömiakon, 1360.


Räss.

* Si sind räss an enand. - Sutermeister, 78.

Von Streitsüchtigen. A. a. O. finden sich noch folgende verwandte Redensarten: Se hend oliweil Aritis z'sänn. Si sind für enand use cho. Si händ überbocket. Si heind enandere des Vaterunser gebetet. Si heind enandre alli Fuli und Gottlosi gseit. Si g'strigled enand wie d' Chatze. Si hend enand verhoret. Si hend wüest mit enand ghechlet. Er thuet em's z' Trutz und zu Trotz.


Rasse.

*1 Er ist von derselben Rasse.

Holl.: Het is van het zelfde ras. (Harrebomee, II, 210a.)

*2 Er ist von guter Rasse.

Holl.: Hij is van een goed ras. (Harrebomee, II, 210a.)


Rasselig.

* Er ist rasselig. (Elbing.) - Frischbier2, 3062.

Etwas übergeschnappt.


Rasseln.

1 Rasslen - prasslen. - Aventin, XVIIIa.

*2 Rasslen und spilen wie die sippenbuben. - Schade, I, 64, 18.


Rast.

Unser liebe Frau Rast, blüht der Gipfel nicht, blüht doch hier und da ein Ast. - Ule, Natur, 1863, S. 259b.

So heisst im Zillerthal die Pflanze Gomander Ehrenpreis (Veronica chamaedrys), wol der längste unter allen Volkspflanzennamen. Im Mecklenburgischen wird das bekannte Tausendgüldenkraut, weil es nach alter Meinung wegen seines Bitterstoffs ein ungemein wohlthätiges Heilmittel ist: "Sta up un ga weg" genannt.


Rast.

1 De Raste brenget de Maste. (Soest.) - Firmenich, II, 349, 39.

In Hannover: Rast gift Mast. (Schambach, II, 336.) Ruhe fördert bei den Mastthieren, namentlich den Schweinen, das rasche Fettwerden.

2 Rast gibt Mast. - Petri, II, 508; Bücking, 324; Simrock, 8078; Körte, 4880; Mayer, II, 181; für Bremen: Köster, 254.

Arbeit und Bewegung lassen keinen Ueberfluss zu, der sich ansetzen und dem Körper Dicke geben könnte. Ruhe macht dagegen gewisse Körperverfassungen feist.

3 Rast is de halwe Mast (Westf.)

Frz.: Repos est demie vie.

*4 Keyn rast noch rüw will ich darin han. - Teurdank, V, 2; H. Sachs, III, XC, 1.


Rasten.

1 Auf Rasten folgt Fasten.

Wer nicht arbeitet, soll auch nicht essen.

2 Rast' ich, so rost' ich, sagt der Schlüssel. - Eiselein, 519; Simrock, 8079; Körte, 4881; Hoefer, 921; Masson, 79.

Es sagt's auch der Pflug des Ackermanns, der Spaten des Gärtners, und der Mensch hat noch in einem höhern Masse Ursache, es zu beachten.

3 Was immer rastet und ruht, thut in die Län e nicht gut. - Eiselein, 534; Simrock, 8080.

[Spaltenumbruch] *5 So rar wie ein weisser Rabe (Sperling).Eiselein, 517.

Lat.: Co vo rarior albo. (Eiselein, 517.)


Rären.

* Hei räert äs en Rind. (Westf.)

Rären = wie ein Rind brüllen. (S. Rârer.)


Rârer.

* Es ist ein rechter Rârer.Frischbier2, 3057.

Ein Kind, das unaufhörlich schreit. Râren = schreien, brüllen, besonders vom Rindvieh gebräuchlich. „De râret sick nog den Hals af.“ Sein Geschrei hat kein Ende. Rârhals = Schreihals. Râre = Röhre, Halsröhre, Schlund. (Dähnert, 370b.)


Rares.

* Dat's wat Raor's, min Dochter krigt 'n Schnîder. (Pommern.)

Das ist was Rares, meine Tochter kriegt einen Schneider zum Manne. Spottweis, da der Schneider dort in der ländlichen Rangordnung sehr tief steht. Es wird nämlich dies Handwerk meist nur von gebrechlichen, für andere Berufsarten ungeeigneten Personen betrieben. Um zu sagen: Das ist etwas Rares, heisst es jüdisch- deutsch in Warschau: Dus is an Antik (Antiquität)! Auch von Personen gebraucht, um zu sagen: Das ist ein Sonderling. Von einer seltenen Sache, wie von Personen sagt man dort auch: Er is gur a Rarites, vom französischen rarites.

Holl.: Ei zie dat is wat raars, zei Jeroen, en hij peuterde der kat de veeren uit den aars. (Harrebomée, II, 208b.)


Rasch.

* Es kommen nicht alle rasch, die über Zäun' und Thüren schreiten.


Räschen.

Wu e Räsche is, is aach e Gräsche. (Kurhessen.)


Raschi.

*1 Raschi is nit meschügge (verrückt). (Jüd.-deutsch. Warschau.)

Um zu sagen, dass doch etwas an der Sache sein muss. Wenn Raschi in seinem Commentar eine Frage stellt, so muss er wol seine guten Gründe dazu haben, denn „Raschi ist nicht verrückt“.

*2 Raschi macht darauf a Schtender belaas. (Jüd.-deutsch. Warschau.)

Wird gebraucht, wenn man eine Stelle in irgendeiner Schrift nicht versteht. Raschi ist die Zusammenziehung der Anfangsbuchstaben von R(abbi) Sch(elomo) I(zchaki), eines sehr gelehrten Mannes, der zu Troyes in Frankreich lebte und einen Commentar zur Bibel und zum Talmud verfasst hat. Als geborener Franzose übersetzte er die schwer verständlichen Wörter in Bibel und Talmud. Solche Uebersetzungen finden sich eine grosse Menge und sind unter dem Namen „belaas“, d. i. in fremder Sprache bekannt. Da aber diese „belaas“ mit hebräischen Lettern geschrieben und mit der Zeit bis zur Unkenntlichkeit verstümmelt worden sind, so ist es oft sehr schwer, den richtigen Sinn derselben zu entziffern. So z. B. klingt das altfranzösische estender wie a Schtender.


Raschmann.

Raschmann kommt leicht zu Beulen.


Rasen (Subst.).

1 Auf einem Rasen liegt man sanfter als auf einem Seidenbette.

Wenigstens dann, wenn man den Rasen zur Lagerstatt hat und das Seidenbett blos wünscht.

2 Je mehr man den Rasen tritt, je mehr grünt er.

3 Man lobt den Rasen und denkt nicht, wie bald er einen decken wird.

*4 Er hat guten Rasen gefunden.

Einen Platz, wo er ein gutes Fortkommen findet.

*5 Hier ist kein Rasen dafür (für ihn).


Rasen (Verb.).

1 Es kann niemand rasen ohne den Verstand zu verlieren.

Die Times vom 26. Mai 1866 sagt: dies classische Sprichwort gelte zu allermeist von der Kriegführung.

2 Es muss einmal gerast sein.Grubb, 181.

3 Es will doch einmahl geraset seyn.Lehmann, II, 145, 211.

4 Wer früh nicht rast, der rast spät.

5 Wer nicht raset in der Jugend, der muss im alter rasen.Petri, II, 742.

*6 Einen rasend und teufelsbannig machen.Mathesius, Sarepta, CXIXa.

*7 Es ist, um rasend zu werden.

Holl.: Het is om razend te worden. (Harrebomée, II, 210b.)

*8 Hat er gerast oder soll er noch rasen?Weserzeitung, 4057.


[Spaltenumbruch]
Rasenbank.

Die Rasenbank ist des Armen Sofa.

Die Russen: Gott breitet den Rasen als Teppich für den Armen aus.


Rasender.

Ein Rasender hat seine Sinne biss auf fünff.Sutor, 55.


Rasezeit.

Jeder hat seine Rasezeit.Simrock, 8077.


Rasiren.

1 Er rasirt gut, was stehen bleibt, sengt er ab.

Poln.: Strzyże i goli a ostatek osmoli. (Lompa, 31.)

2 Rasire mich, und ich werde dich frisiren.

In dem Sinne von Braten 1.


Rasirmesser.

1 Me sell es guets Rasiermesser und e gueti Uhr nit verchaufe, e gueti Frau nit taub (zornig) mache-n-und eme Gmeinroth nit wüescht säge. (Solothurn.) – Schild, 61, 70; Sutermeister, 149.

2 Wo das Rasirmesser gegangen ist, da braucht die Schere nicht weiter zu gehen.

Frz.: Après raire n'y a que tondre.

Lat.: Superflua, post rasuram tunsio. (Bovill, III, 2.)


Raspel.

Eine Raspel, welche den Rost abfeilt, bekommt selbst Scharten.Parömiakon, 1360.


Räss.

* Si sind räss an enand.Sutermeister, 78.

Von Streitsüchtigen. A. a. O. finden sich noch folgende verwandte Redensarten: Se hend oliwîl Aritis z'sänn. Si sind für enand use cho. Si händ überbocket. Si heind enandere des Vaterunser gebetet. Si heind enandre alli Fuli und Gottlosi gseit. Si g'strigled enand wie d' Chatze. Si hend enand verhôret. Si hend wüest mit enand ghechlet. Er thuet em's z' Trutz und zu Trotz.


Rasse.

*1 Er ist von derselben Rasse.

Holl.: Het is van het zelfde ras. (Harrebomée, II, 210a.)

*2 Er ist von guter Rasse.

Holl.: Hij is van een goed ras. (Harrebomée, II, 210a.)


Rasselig.

* Er ist rasselig. (Elbing.) – Frischbier2, 3062.

Etwas übergeschnappt.


Rasseln.

1 Rasslen – prasslen.Aventin, XVIIIa.

*2 Rasslen und spilen wie die sippenbuben.Schade, I, 64, 18.


Rast.

Unser liebe Frau Rast, blüht der Gipfel nicht, blüht doch hier und da ein Ast.Ule, Natur, 1863, S. 259b.

So heisst im Zillerthal die Pflanze Gomander Ehrenpreis (Veronica chamaedrys), wol der längste unter allen Volkspflanzennamen. Im Mecklenburgischen wird das bekannte Tausendgüldenkraut, weil es nach alter Meinung wegen seines Bitterstoffs ein ungemein wohlthätiges Heilmittel ist: „Sta up un ga weg“ genannt.


Rast.

1 De Raste brenget de Maste. (Soest.) – Firmenich, II, 349, 39.

In Hannover: Rast gift Mast. (Schambach, II, 336.) Ruhe fördert bei den Mastthieren, namentlich den Schweinen, das rasche Fettwerden.

2 Rast gibt Mast.Petri, II, 508; Bücking, 324; Simrock, 8078; Körte, 4880; Mayer, II, 181; für Bremen: Köster, 254.

Arbeit und Bewegung lassen keinen Ueberfluss zu, der sich ansetzen und dem Körper Dicke geben könnte. Ruhe macht dagegen gewisse Körperverfassungen feist.

3 Rast is de halwe Mast (Westf.)

Frz.: Repos est demie vie.

*4 Keyn rast noch rüw will ich darin han.Teurdank, V, 2; H. Sachs, III, XC, 1.


Rasten.

1 Auf Rasten folgt Fasten.

Wer nicht arbeitet, soll auch nicht essen.

2 Rast' ich, so rost' ich, sagt der Schlüssel.Eiselein, 519; Simrock, 8079; Körte, 4881; Hoefer, 921; Masson, 79.

Es sagt's auch der Pflug des Ackermanns, der Spaten des Gärtners, und der Mensch hat noch in einem höhern Masse Ursache, es zu beachten.

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[[733]/0747] *5 So rar wie ein weisser Rabe (Sperling). – Eiselein, 517. Lat.: Co vo rarior albo. (Eiselein, 517.) Rären. * Hei räert äs en Rind. (Westf.) Rären = wie ein Rind brüllen. (S. Rârer.) Rârer. * Es ist ein rechter Rârer. – Frischbier2, 3057. Ein Kind, das unaufhörlich schreit. Râren = schreien, brüllen, besonders vom Rindvieh gebräuchlich. „De râret sick nog den Hals af.“ Sein Geschrei hat kein Ende. Rârhals = Schreihals. Râre = Röhre, Halsröhre, Schlund. (Dähnert, 370b.) Rares. * Dat's wat Raor's, min Dochter krigt 'n Schnîder. (Pommern.) Das ist was Rares, meine Tochter kriegt einen Schneider zum Manne. Spottweis, da der Schneider dort in der ländlichen Rangordnung sehr tief steht. Es wird nämlich dies Handwerk meist nur von gebrechlichen, für andere Berufsarten ungeeigneten Personen betrieben. Um zu sagen: Das ist etwas Rares, heisst es jüdisch- deutsch in Warschau: Dus is an Antik (Antiquität)! Auch von Personen gebraucht, um zu sagen: Das ist ein Sonderling. Von einer seltenen Sache, wie von Personen sagt man dort auch: Er is gur a Rarites, vom französischen rarites. Holl.: Ei zie dat is wat raars, zei Jeroen, en hij peuterde der kat de veeren uit den aars. (Harrebomée, II, 208b.) Rasch. * Es kommen nicht alle rasch, die über Zäun' und Thüren schreiten. Räschen. Wu e Räsche is, is aach e Gräsche. (Kurhessen.) Raschi. *1 Raschi is nit meschügge (verrückt). (Jüd.-deutsch. Warschau.) Um zu sagen, dass doch etwas an der Sache sein muss. Wenn Raschi in seinem Commentar eine Frage stellt, so muss er wol seine guten Gründe dazu haben, denn „Raschi ist nicht verrückt“. *2 Raschi macht darauf a Schtender belaas. (Jüd.-deutsch. Warschau.) Wird gebraucht, wenn man eine Stelle in irgendeiner Schrift nicht versteht. Raschi ist die Zusammenziehung der Anfangsbuchstaben von R(abbi) Sch(elomo) I(zchaki), eines sehr gelehrten Mannes, der zu Troyes in Frankreich lebte und einen Commentar zur Bibel und zum Talmud verfasst hat. Als geborener Franzose übersetzte er die schwer verständlichen Wörter in Bibel und Talmud. Solche Uebersetzungen finden sich eine grosse Menge und sind unter dem Namen „belaas“, d. i. in fremder Sprache bekannt. Da aber diese „belaas“ mit hebräischen Lettern geschrieben und mit der Zeit bis zur Unkenntlichkeit verstümmelt worden sind, so ist es oft sehr schwer, den richtigen Sinn derselben zu entziffern. So z. B. klingt das altfranzösische estender wie a Schtender. Raschmann. Raschmann kommt leicht zu Beulen. Rasen (Subst.). 1 Auf einem Rasen liegt man sanfter als auf einem Seidenbette. Wenigstens dann, wenn man den Rasen zur Lagerstatt hat und das Seidenbett blos wünscht. 2 Je mehr man den Rasen tritt, je mehr grünt er. 3 Man lobt den Rasen und denkt nicht, wie bald er einen decken wird. *4 Er hat guten Rasen gefunden. Einen Platz, wo er ein gutes Fortkommen findet. *5 Hier ist kein Rasen dafür (für ihn). Rasen (Verb.). 1 Es kann niemand rasen ohne den Verstand zu verlieren. Die Times vom 26. Mai 1866 sagt: dies classische Sprichwort gelte zu allermeist von der Kriegführung. 2 Es muss einmal gerast sein. – Grubb, 181. 3 Es will doch einmahl geraset seyn. – Lehmann, II, 145, 211. 4 Wer früh nicht rast, der rast spät. 5 Wer nicht raset in der Jugend, der muss im alter rasen. – Petri, II, 742. *6 Einen rasend und teufelsbannig machen. – Mathesius, Sarepta, CXIXa. *7 Es ist, um rasend zu werden. Holl.: Het is om razend te worden. (Harrebomée, II, 210b.) *8 Hat er gerast oder soll er noch rasen? – Weserzeitung, 4057. Rasenbank. Die Rasenbank ist des Armen Sofa. Die Russen: Gott breitet den Rasen als Teppich für den Armen aus. Rasender. Ein Rasender hat seine Sinne biss auf fünff. – Sutor, 55. Rasezeit. Jeder hat seine Rasezeit. – Simrock, 8077. Rasiren. 1 Er rasirt gut, was stehen bleibt, sengt er ab. Poln.: Strzyże i goli a ostatek osmoli. (Lompa, 31.) 2 Rasire mich, und ich werde dich frisiren. In dem Sinne von Braten 1. Rasirmesser. 1 Me sell es guets Rasiermesser und e gueti Uhr nit verchaufe, e gueti Frau nit taub (zornig) mache-n-und eme Gmeinroth nit wüescht säge. (Solothurn.) – Schild, 61, 70; Sutermeister, 149. 2 Wo das Rasirmesser gegangen ist, da braucht die Schere nicht weiter zu gehen. Frz.: Après raire n'y a que tondre. Lat.: Superflua, post rasuram tunsio. (Bovill, III, 2.) Raspel. Eine Raspel, welche den Rost abfeilt, bekommt selbst Scharten. – Parömiakon, 1360. Räss. * Si sind räss an enand. – Sutermeister, 78. Von Streitsüchtigen. A. a. O. finden sich noch folgende verwandte Redensarten: Se hend oliwîl Aritis z'sänn. Si sind für enand use cho. Si händ überbocket. Si heind enandere des Vaterunser gebetet. Si heind enandre alli Fuli und Gottlosi gseit. Si g'strigled enand wie d' Chatze. Si hend enand verhôret. Si hend wüest mit enand ghechlet. Er thuet em's z' Trutz und zu Trotz. Rasse. *1 Er ist von derselben Rasse. Holl.: Het is van het zelfde ras. (Harrebomée, II, 210a.) *2 Er ist von guter Rasse. Holl.: Hij is van een goed ras. (Harrebomée, II, 210a.) Rasselig. * Er ist rasselig. (Elbing.) – Frischbier2, 3062. Etwas übergeschnappt. Rasseln. 1 Rasslen – prasslen. – Aventin, XVIIIa. *2 Rasslen und spilen wie die sippenbuben. – Schade, I, 64, 18. Rast. Unser liebe Frau Rast, blüht der Gipfel nicht, blüht doch hier und da ein Ast. – Ule, Natur, 1863, S. 259b. So heisst im Zillerthal die Pflanze Gomander Ehrenpreis (Veronica chamaedrys), wol der längste unter allen Volkspflanzennamen. Im Mecklenburgischen wird das bekannte Tausendgüldenkraut, weil es nach alter Meinung wegen seines Bitterstoffs ein ungemein wohlthätiges Heilmittel ist: „Sta up un ga weg“ genannt. Rast. 1 De Raste brenget de Maste. (Soest.) – Firmenich, II, 349, 39. In Hannover: Rast gift Mast. (Schambach, II, 336.) Ruhe fördert bei den Mastthieren, namentlich den Schweinen, das rasche Fettwerden. 2 Rast gibt Mast. – Petri, II, 508; Bücking, 324; Simrock, 8078; Körte, 4880; Mayer, II, 181; für Bremen: Köster, 254. Arbeit und Bewegung lassen keinen Ueberfluss zu, der sich ansetzen und dem Körper Dicke geben könnte. Ruhe macht dagegen gewisse Körperverfassungen feist. 3 Rast is de halwe Mast (Westf.) Frz.: Repos est demie vie. *4 Keyn rast noch rüw will ich darin han. – Teurdank, V, 2; H. Sachs, III, XC, 1. Rasten. 1 Auf Rasten folgt Fasten. Wer nicht arbeitet, soll auch nicht essen. 2 Rast' ich, so rost' ich, sagt der Schlüssel. – Eiselein, 519; Simrock, 8079; Körte, 4881; Hoefer, 921; Masson, 79. Es sagt's auch der Pflug des Ackermanns, der Spaten des Gärtners, und der Mensch hat noch in einem höhern Masse Ursache, es zu beachten. 3 Was immer rastet und ruht, thut in die Län e nicht gut. – Eiselein, 534; Simrock, 8080.

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873, S. [733]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon03_1873/747>, abgerufen am 19.04.2024.