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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873.

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[Spaltenumbruch] *25 Er hilft den Ratten zum Speck.

*26 Es ist eine nackte Ratte.

Holl.: Het is eene kale rat. (Harrebomee, II, 210b.)

*27 Man wird todte Ratten mit ihm fangen.

Von einem Menschen ohne allen Verstand.

*28 Wir haben eine alte Ratte in der Falle.

Ein durchtriebener Mensch ist in Verlegenheit, gefangen.

Holl.: Dat was eene oude rat in de val. (Harrebomee, II, 210a.)


Rattenfalle.

Mit einer Rattenfalle kann man keine Krähen schiessen.


Rattenfänger.

* Er ist ein schlauer Rattenfänger von Hameln.


Rattenkönig.

* Der Rattenkönig sitzt oben.

"Zuletzt oben auff dem Pabst, da sitzt der Rattenkönig, d. i. wie sie es gern hören die Hierarchia." (Luther's Werke, VI, 97.)


Rattenkraut.

* Den werd' ich ohne Rattenkraut los werden.

Drohend in dem Sinne: dem werde ich den Weg, die Thür weisen. "... So ward sie diese Gesellen ohne Rattenkraut los." (Zinkgref, IV, 209.)


Rattenlist.

Rattenlist geht über Mäuselist und Katzenlist über Rattenlist.


Rattennest.

* Es ist ein wahres Rattennest.

"Wittenberg, das arme Rattennest." (Luther, Hauspostille, 192.)


Rattenpfötchen.

Ein Rattenpfötchen fasst nur wenige Körner.


Rattenzahn.

Ein Rattenzahn gibt kein Elfenbein.

Holl.: Een rattentand geeft geen ivoor. (Harrebomee, II, 210a.)


Ratz.

1 Die Ratzen mästen sich mit fremden Speckschwarten.

2 Es klagt zu spät die Ratze, wenn sie im Maul der Katze.

Frz.: A tard se repent le rat quand par le col le tient le chat. (Leroux, I, 99.)

3 Es sind Ratzen und Spitzmäuse im Stroh.

4 Gegen gute Ratzen gehören gute Katzen.

5 Wäre nicht der Ratz und der Has' und der Schreiber mit der kupfernen Nas', so läge mein Herr nicht im grünen Gras. - Pistor., V, 38.

Die Veranlassung zu diesem Sprichwort, das die werthheimischen Bürger in einem ihrer Gasthäuser, der Rosenschenke, an die Wand geschrieben hatten, ist die, dass man den Räthen des Grafen Michael von Werthheim (Grafschaft in Franken, wo die Tauber in den Main mündet), Namens Friedrich Ratzeberg, dessen Collegen Haas nebst einem Schreiber, Schuld an dem Tode des Grafen gab.

*6 De Ratz chunnt en a. - Sutermeister, 75.

Soviel wie Rappel. (S. Mollikopf.)

*7 Vin a Ratz känn nischt wären kan Ratz. (Jüd.-deutsch. Brody.)

Von einer Ratte kann nicht werden keine Katze.


Rätzen.

* Er will andere rätzen und kann sich selbst nicht mausen. (Schweiz.)


Ratzenkahl.

* Er ist ratzenkahl. - Klix, 74.


Rau.

* Nehmt uns de Rau ni.


Raub.

1 Die Raub frühstücken, haben den ganzen Tag Magendrücken.

2 Ein schöner Raub macht beherzten (kühnen) Dieb.

Von muthigen Freiern.

Holl.: Een schoone roof maakt eenen stouten dief. (Harrebomee, II, 229a.)

3 Es ist ein schlimmer Raub, der voll verborgener Angeln steckt.

4 Raub ist Staub.

Unrecht Gut gedeiht nicht, vergeht wie oder zerfällt in Staub.

5 Raub vnd brand vergilt Gott mit der hand. - Henisch, 477, 51; Petri, II, 509.

[Spaltenumbruch] 6 Zuweilen tragt den Raub davon der faule Knecht und Bauren Sohn. - Suringar, 207, 13.

*7 Sie lauern auf ihren Raub wie die Krähen auf ein krankes Schaf.

Holl.: Zij loeren op hunne prooi, als de kraaijen op een ziek schaap. (Harrebomee, II, 203.)

*8 Sie würden einen Raub vor der Hölle begehen.

Holl.: Zij zouden wel een' roof van voor de hel halen, en komen ongeschonden weder. (Harrebomee, II, 229a.)


Rauben.

1 Es sei geraubt oder genommen, wenn es mir nur thut wohl bekommen, sagte der Kramer zu Marpurg. - Dietrich, II, 113.

Lat.: Sive sit raptum sive captum, modo sit aptum.

2 Es sei geraubt oder genommen, wenn ichs nur mag bekommen. - Petri, III, 6; Mathesy, I, 22a.

3 Raub', klaub', back' in Sack, stiehl viel in der Mühl'. - Parömiakon, 530.

Abraham a Sancta Clara (Judas der Erzschelm, I) fügt die Bemerkung hinzu: "Es siehets niemand, aber Gott."

4 Rauben gibt genug, weil einer lebt. - Petri, II, 509.

Böhm.: Loupiti neni koupiti; nakona vzdy vice prodelas, nez vydelas. (Celakovsky, 143.)

5 Rauben lohnt besser als betteln.

Wie überhaupt alle Grossgeschäfte mehr abwerfen, als blosse Krämerei (Detailhandel).

6 Rauben, stelen, würgen vnd lügen, mit gewalt vnd list die leut betriegen, ist jetzund worden nur ein spiel bey allen stenden gar zu viel.

Lat.: Causidicis, erebo, fisco fas uiuere rapto, militibus, medico, tortori occidere ludo, mentiri astrologis, pictoribus atque poetis. (Loci comm., 81.)

7 Rauben und Stehlen ist keine Schande, thun es doch die Ersten (Besten) im Lande.

Aus den Zeiten, da der Ritter von seiner Burg herab zu Ross Reisende anfiel und plünderte, und dies für Adelsrecht und adeliche Sitte ausgab. Die Geistlichen nahmen an dieser edeln Beschäftigung theil. Auf dem Reichstage zu Augsburg 1530 verbot man dieen, "sich weder selbst auf das Rauben zu legen, noch ihre Knechte dazu anzuhalten". (Vgl. Wagenseil, Aehrenlese 48, 89; Schücking, Westf. Charaktere; Ueber das ehemalige Leben des höhern und niedern Adels im Illustr. Familienbuch, Bd. 7, Hft. 2, S. 50.) Im Nequambuch (Stadtarchiv zu Soest) befindet sich ein Bild des westfälischen Adelslebens im Mittelalter mit der Unterschrift: "Dies sind freie Ritterssachen, die's im Lande theuer machen; sie rauben das Schaf und auch die Kuh und thun am Ende den Hals dazu." Der alte Kartäusermönch Werner Rolewink sagt von den Raubrittern seiner Zeit: "Ich kann den Geist von diesen Märtyrern nicht wenden, denn Märtyrer sind sie, wenn nicht Gottes, doch des Teufels." Auf den obigen Spruch der Ritter antworteten die Bauern mit einem andern Spruche: "Keine Sünde ist's, sie hängen, rädern, köpfen, niederstechen, wir behielten sonst nichts zu beissen und zu brechen. " (L. Schücking, a. a. O.)

8 Wenn du so kannst rauben, dass die Leute glauben, du habest recht gethan, so bist du ein geehrter Mann.

9 Wer löblich rauben, nemen vnd stelen will, der muss ein Soldat sein. - Lehmann, 120, 10.

10 Wer raubt am Morgen, wird des Abends an fremdem Gut erworgen.


Räuber.

1 Als Räuber antwortet niemand, als wer selbst geraubt hat. - Graf, 300, 121.

Die Strafe, wozu ein schwerer Verbrecher, wie z. B. ein Räuber, verurtheilt worden ist, kann, wenn sie an Leib und Leben geht, nur von dem Schuldigen selbst, nie von dessen Bürgen verbüsst werden.

Mhd.: Daer en antwoert nymant als een rouer anders dan dee selve gheroefth hefft. (Holl. Sachsenspiegel, 65, 21.)

2 Als Räuber oder als Dieb antwortet niemand, denn der selbst geraubt oder gestohlen hat. - Graf, 300, 122; Klingen, 126b, 1.

3 Dem Räuber ist es leid, wenn er wenig findet. - Graf, 365, 466.

Niederd.: Den röueris lect als hi lüttel vint. (Holl. Sachsenspiegel, 61, 47.)

4 Der Räuber fürchtet den Wanderer nicht. - Altmann VI, 424.

5 Der Räuber (Raubmörder) ist des Wolfes Bruder.

Böhm.: Lotr ne bratr, kurva ne sestra. (Celakovsky, 122.)

6 Der Räuber schimpft den Mordbrenner. - Simrock, 8138; Körte, 4922.

[Spaltenumbruch] *25 Er hilft den Ratten zum Speck.

*26 Es ist eine nackte Ratte.

Holl.: Het is eene kale rat. (Harrebomée, II, 210b.)

*27 Man wird todte Ratten mit ihm fangen.

Von einem Menschen ohne allen Verstand.

*28 Wir haben eine alte Ratte in der Falle.

Ein durchtriebener Mensch ist in Verlegenheit, gefangen.

Holl.: Dat was eene oude rat in de val. (Harrebomée, II, 210a.)


Rattenfalle.

Mit einer Rattenfalle kann man keine Krähen schiessen.


Rattenfänger.

* Er ist ein schlauer Rattenfänger von Hameln.


Rattenkönig.

* Der Rattenkönig sitzt oben.

„Zuletzt oben auff dem Pabst, da sitzt der Rattenkönig, d. i. wie sie es gern hören die Hierarchia.“ (Luther's Werke, VI, 97.)


Rattenkraut.

* Den werd' ich ohne Rattenkraut los werden.

Drohend in dem Sinne: dem werde ich den Weg, die Thür weisen. „... So ward sie diese Gesellen ohne Rattenkraut los.“ (Zinkgref, IV, 209.)


Rattenlist.

Rattenlist geht über Mäuselist und Katzenlist über Rattenlist.


Rattennest.

* Es ist ein wahres Rattennest.

„Wittenberg, das arme Rattennest.“ (Luther, Hauspostille, 192.)


Rattenpfötchen.

Ein Rattenpfötchen fasst nur wenige Körner.


Rattenzahn.

Ein Rattenzahn gibt kein Elfenbein.

Holl.: Een rattentand geeft geen ivoor. (Harrebomée, II, 210a.)


Ratz.

1 Die Ratzen mästen sich mit fremden Speckschwarten.

2 Es klagt zu spät die Ratze, wenn sie im Maul der Katze.

Frz.: A tard se repent le rat quand par le col le tient le chat. (Leroux, I, 99.)

3 Es sind Ratzen und Spitzmäuse im Stroh.

4 Gegen gute Ratzen gehören gute Katzen.

5 Wäre nicht der Ratz und der Has' und der Schreiber mit der kupfernen Nas', so läge mein Herr nicht im grünen Gras.Pistor., V, 38.

Die Veranlassung zu diesem Sprichwort, das die werthheimischen Bürger in einem ihrer Gasthäuser, der Rosenschenke, an die Wand geschrieben hatten, ist die, dass man den Räthen des Grafen Michael von Werthheim (Grafschaft in Franken, wo die Tauber in den Main mündet), Namens Friedrich Ratzeberg, dessen Collegen Haas nebst einem Schreiber, Schuld an dem Tode des Grafen gab.

*6 De Ratz chunnt en a.Sutermeister, 75.

Soviel wie Rappel. (S. Mollikopf.)

*7 Vin a Ratz känn nischt wären kan Ratz. (Jüd.-deutsch. Brody.)

Von einer Ratte kann nicht werden keine Katze.


Rätzen.

* Er will andere rätzen und kann sich selbst nicht mausen. (Schweiz.)


Ratzenkahl.

* Er ist ratzenkahl.Klix, 74.


Rau.

* Nehmt uns de Rau ni.


Raub.

1 Die Raub frühstücken, haben den ganzen Tag Magendrücken.

2 Ein schöner Raub macht beherzten (kühnen) Dieb.

Von muthigen Freiern.

Holl.: Een schoone roof maakt eenen stouten dief. (Harrebomée, II, 229a.)

3 Es ist ein schlimmer Raub, der voll verborgener Angeln steckt.

4 Raub ist Staub.

Unrecht Gut gedeiht nicht, vergeht wie oder zerfällt in Staub.

5 Raub vnd brand vergilt Gott mit der hand.Henisch, 477, 51; Petri, II, 509.

[Spaltenumbruch] 6 Zuweilen tragt den Raub davon der faule Knecht und Bauren Sohn.Suringar, 207, 13.

*7 Sie lauern auf ihren Raub wie die Krähen auf ein krankes Schaf.

Holl.: Zij loeren op hunne prooi, als de kraaijen op een ziek schaap. (Harrebomée, II, 203.)

*8 Sie würden einen Raub vor der Hölle begehen.

Holl.: Zij zouden wel een' roof van voor de hel halen, en komen ongeschonden weder. (Harrebomée, II, 229a.)


Rauben.

1 Es sei geraubt oder genommen, wenn es mir nur thut wohl bekommen, sagte der Kramer zu Marpurg.Dietrich, II, 113.

Lat.: Sive sit raptum sive captum, modo sit aptum.

2 Es sei geraubt oder genommen, wenn ichs nur mag bekommen.Petri, III, 6; Mathesy, I, 22a.

3 Raub', klaub', back' in Sack, stiehl viel in der Mühl'.Parömiakon, 530.

Abraham a Sancta Clara (Judas der Erzschelm, I) fügt die Bemerkung hinzu: „Es siehets niemand, aber Gott.“

4 Rauben gibt genug, weil einer lebt.Petri, II, 509.

Böhm.: Loupiti není koupiti; nakona vždy více prodĕláš, než vydĕláš. (Čelakovský, 143.)

5 Rauben lohnt besser als betteln.

Wie überhaupt alle Grossgeschäfte mehr abwerfen, als blosse Krämerei (Detailhandel).

6 Rauben, stelen, würgen vnd lügen, mit gewalt vnd list die leut betriegen, ist jetzund worden nur ein spiel bey allen stenden gar zu viel.

Lat.: Causidicis, erebo, fisco fas uiuere rapto, militibus, medico, tortori occidere ludo, mentiri astrologis, pictoribus atque poetis. (Loci comm., 81.)

7 Rauben und Stehlen ist keine Schande, thun es doch die Ersten (Besten) im Lande.

Aus den Zeiten, da der Ritter von seiner Burg herab zu Ross Reisende anfiel und plünderte, und dies für Adelsrecht und adeliche Sitte ausgab. Die Geistlichen nahmen an dieser edeln Beschäftigung theil. Auf dem Reichstage zu Augsburg 1530 verbot man dieen, „sich weder selbst auf das Rauben zu legen, noch ihre Knechte dazu anzuhalten“. (Vgl. Wagenseil, Aehrenlese 48, 89; Schücking, Westf. Charaktere; Ueber das ehemalige Leben des höhern und niedern Adels im Illustr. Familienbuch, Bd. 7, Hft. 2, S. 50.) Im Nequambuch (Stadtarchiv zu Soest) befindet sich ein Bild des westfälischen Adelslebens im Mittelalter mit der Unterschrift: „Dies sind freie Ritterssachen, die's im Lande theuer machen; sie rauben das Schaf und auch die Kuh und thun am Ende den Hals dazu.“ Der alte Kartäusermönch Werner Rolewink sagt von den Raubrittern seiner Zeit: „Ich kann den Geist von diesen Märtyrern nicht wenden, denn Märtyrer sind sie, wenn nicht Gottes, doch des Teufels.“ Auf den obigen Spruch der Ritter antworteten die Bauern mit einem andern Spruche: „Keine Sünde ist's, sie hängen, rädern, köpfen, niederstechen, wir behielten sonst nichts zu beissen und zu brechen. “ (L. Schücking, a. a. O.)

8 Wenn du so kannst rauben, dass die Leute glauben, du habest recht gethan, so bist du ein geehrter Mann.

9 Wer löblich rauben, nemen vnd stelen will, der muss ein Soldat sein.Lehmann, 120, 10.

10 Wer raubt am Morgen, wird des Abends an fremdem Gut erworgen.


Räuber.

1 Als Räuber antwortet niemand, als wer selbst geraubt hat.Graf, 300, 121.

Die Strafe, wozu ein schwerer Verbrecher, wie z. B. ein Räuber, verurtheilt worden ist, kann, wenn sie an Leib und Leben geht, nur von dem Schuldigen selbst, nie von dessen Bürgen verbüsst werden.

Mhd.: Daer en antwoert nymant als een rouer anders dan dee selve gheroefth hefft. (Holl. Sachsenspiegel, 65, 21.)

2 Als Räuber oder als Dieb antwortet niemand, denn der selbst geraubt oder gestohlen hat.Graf, 300, 122; Klingen, 126b, 1.

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Niederd.: Den röueris lect als hi lüttel vint. (Holl. Sachsenspiegel, 61, 47.)

4 Der Räuber fürchtet den Wanderer nicht.Altmann VI, 424.

5 Der Räuber (Raubmörder) ist des Wolfes Bruder.

Böhm.: Lotr ne bratr, kurva ne sestra. (Čelakovský, 122.)

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[[748]/0762] *25 Er hilft den Ratten zum Speck. *26 Es ist eine nackte Ratte. Holl.: Het is eene kale rat. (Harrebomée, II, 210b.) *27 Man wird todte Ratten mit ihm fangen. Von einem Menschen ohne allen Verstand. *28 Wir haben eine alte Ratte in der Falle. Ein durchtriebener Mensch ist in Verlegenheit, gefangen. Holl.: Dat was eene oude rat in de val. (Harrebomée, II, 210a.) Rattenfalle. Mit einer Rattenfalle kann man keine Krähen schiessen. Rattenfänger. * Er ist ein schlauer Rattenfänger von Hameln. Rattenkönig. * Der Rattenkönig sitzt oben. „Zuletzt oben auff dem Pabst, da sitzt der Rattenkönig, d. i. wie sie es gern hören die Hierarchia.“ (Luther's Werke, VI, 97.) Rattenkraut. * Den werd' ich ohne Rattenkraut los werden. Drohend in dem Sinne: dem werde ich den Weg, die Thür weisen. „... So ward sie diese Gesellen ohne Rattenkraut los.“ (Zinkgref, IV, 209.) Rattenlist. Rattenlist geht über Mäuselist und Katzenlist über Rattenlist. Rattennest. * Es ist ein wahres Rattennest. „Wittenberg, das arme Rattennest.“ (Luther, Hauspostille, 192.) Rattenpfötchen. Ein Rattenpfötchen fasst nur wenige Körner. Rattenzahn. Ein Rattenzahn gibt kein Elfenbein. Holl.: Een rattentand geeft geen ivoor. (Harrebomée, II, 210a.) Ratz. 1 Die Ratzen mästen sich mit fremden Speckschwarten. 2 Es klagt zu spät die Ratze, wenn sie im Maul der Katze. Frz.: A tard se repent le rat quand par le col le tient le chat. (Leroux, I, 99.) 3 Es sind Ratzen und Spitzmäuse im Stroh. 4 Gegen gute Ratzen gehören gute Katzen. 5 Wäre nicht der Ratz und der Has' und der Schreiber mit der kupfernen Nas', so läge mein Herr nicht im grünen Gras. – Pistor., V, 38. Die Veranlassung zu diesem Sprichwort, das die werthheimischen Bürger in einem ihrer Gasthäuser, der Rosenschenke, an die Wand geschrieben hatten, ist die, dass man den Räthen des Grafen Michael von Werthheim (Grafschaft in Franken, wo die Tauber in den Main mündet), Namens Friedrich Ratzeberg, dessen Collegen Haas nebst einem Schreiber, Schuld an dem Tode des Grafen gab. *6 De Ratz chunnt en a. – Sutermeister, 75. Soviel wie Rappel. (S. Mollikopf.) *7 Vin a Ratz känn nischt wären kan Ratz. (Jüd.-deutsch. Brody.) Von einer Ratte kann nicht werden keine Katze. Rätzen. * Er will andere rätzen und kann sich selbst nicht mausen. (Schweiz.) Ratzenkahl. * Er ist ratzenkahl. – Klix, 74. Rau. * Nehmt uns de Rau ni. Raub. 1 Die Raub frühstücken, haben den ganzen Tag Magendrücken. 2 Ein schöner Raub macht beherzten (kühnen) Dieb. Von muthigen Freiern. Holl.: Een schoone roof maakt eenen stouten dief. (Harrebomée, II, 229a.) 3 Es ist ein schlimmer Raub, der voll verborgener Angeln steckt. 4 Raub ist Staub. Unrecht Gut gedeiht nicht, vergeht wie oder zerfällt in Staub. 5 Raub vnd brand vergilt Gott mit der hand. – Henisch, 477, 51; Petri, II, 509. 6 Zuweilen tragt den Raub davon der faule Knecht und Bauren Sohn. – Suringar, 207, 13. *7 Sie lauern auf ihren Raub wie die Krähen auf ein krankes Schaf. Holl.: Zij loeren op hunne prooi, als de kraaijen op een ziek schaap. (Harrebomée, II, 203.) *8 Sie würden einen Raub vor der Hölle begehen. Holl.: Zij zouden wel een' roof van voor de hel halen, en komen ongeschonden weder. (Harrebomée, II, 229a.) Rauben. 1 Es sei geraubt oder genommen, wenn es mir nur thut wohl bekommen, sagte der Kramer zu Marpurg. – Dietrich, II, 113. Lat.: Sive sit raptum sive captum, modo sit aptum. 2 Es sei geraubt oder genommen, wenn ichs nur mag bekommen. – Petri, III, 6; Mathesy, I, 22a. 3 Raub', klaub', back' in Sack, stiehl viel in der Mühl'. – Parömiakon, 530. Abraham a Sancta Clara (Judas der Erzschelm, I) fügt die Bemerkung hinzu: „Es siehets niemand, aber Gott.“ 4 Rauben gibt genug, weil einer lebt. – Petri, II, 509. Böhm.: Loupiti není koupiti; nakona vždy více prodĕláš, než vydĕláš. (Čelakovský, 143.) 5 Rauben lohnt besser als betteln. Wie überhaupt alle Grossgeschäfte mehr abwerfen, als blosse Krämerei (Detailhandel). 6 Rauben, stelen, würgen vnd lügen, mit gewalt vnd list die leut betriegen, ist jetzund worden nur ein spiel bey allen stenden gar zu viel. Lat.: Causidicis, erebo, fisco fas uiuere rapto, militibus, medico, tortori occidere ludo, mentiri astrologis, pictoribus atque poetis. (Loci comm., 81.) 7 Rauben und Stehlen ist keine Schande, thun es doch die Ersten (Besten) im Lande. Aus den Zeiten, da der Ritter von seiner Burg herab zu Ross Reisende anfiel und plünderte, und dies für Adelsrecht und adeliche Sitte ausgab. Die Geistlichen nahmen an dieser edeln Beschäftigung theil. Auf dem Reichstage zu Augsburg 1530 verbot man dieen, „sich weder selbst auf das Rauben zu legen, noch ihre Knechte dazu anzuhalten“. (Vgl. Wagenseil, Aehrenlese 48, 89; Schücking, Westf. Charaktere; Ueber das ehemalige Leben des höhern und niedern Adels im Illustr. Familienbuch, Bd. 7, Hft. 2, S. 50.) Im Nequambuch (Stadtarchiv zu Soest) befindet sich ein Bild des westfälischen Adelslebens im Mittelalter mit der Unterschrift: „Dies sind freie Ritterssachen, die's im Lande theuer machen; sie rauben das Schaf und auch die Kuh und thun am Ende den Hals dazu.“ Der alte Kartäusermönch Werner Rolewink sagt von den Raubrittern seiner Zeit: „Ich kann den Geist von diesen Märtyrern nicht wenden, denn Märtyrer sind sie, wenn nicht Gottes, doch des Teufels.“ Auf den obigen Spruch der Ritter antworteten die Bauern mit einem andern Spruche: „Keine Sünde ist's, sie hängen, rädern, köpfen, niederstechen, wir behielten sonst nichts zu beissen und zu brechen. “ (L. Schücking, a. a. O.) 8 Wenn du so kannst rauben, dass die Leute glauben, du habest recht gethan, so bist du ein geehrter Mann. 9 Wer löblich rauben, nemen vnd stelen will, der muss ein Soldat sein. – Lehmann, 120, 10. 10 Wer raubt am Morgen, wird des Abends an fremdem Gut erworgen. Räuber. 1 Als Räuber antwortet niemand, als wer selbst geraubt hat. – Graf, 300, 121. Die Strafe, wozu ein schwerer Verbrecher, wie z. B. ein Räuber, verurtheilt worden ist, kann, wenn sie an Leib und Leben geht, nur von dem Schuldigen selbst, nie von dessen Bürgen verbüsst werden. Mhd.: Daer en antwoert nymant als een rouer anders dan dee selve gheroefth hefft. (Holl. Sachsenspiegel, 65, 21.) 2 Als Räuber oder als Dieb antwortet niemand, denn der selbst geraubt oder gestohlen hat. – Graf, 300, 122; Klingen, 126b, 1. 3 Dem Räuber ist es leid, wenn er wenig findet. – Graf, 365, 466. Niederd.: Den röueris lect als hi lüttel vint. (Holl. Sachsenspiegel, 61, 47.) 4 Der Räuber fürchtet den Wanderer nicht. – Altmann VI, 424. 5 Der Räuber (Raubmörder) ist des Wolfes Bruder. Böhm.: Lotr ne bratr, kurva ne sestra. (Čelakovský, 122.) 6 Der Räuber schimpft den Mordbrenner. – Simrock, 8138; Körte, 4922.

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873, S. [748]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon03_1873/762>, abgerufen am 28.03.2024.