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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873.

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[Spaltenumbruch] *179 Ich wär' so reich wie der und der, so das Wenn und Aber nicht wär'!

*180 Reich und rechtlich wie ein amsterdamer Handelsherr. - Meyer, Universum, 1833, S. 67.

Ward zum Sprichwort im 16. und 17. Jahrhundert.

*181 Reich vnd arm, Huren vnd Buben, Pfeiffer vnd Geiger. - Nigrinus, 664.

Zur Bezeichnung einer grossen und gemischten Volksmasse.

*182 Reich werden an gutten wercken. - Agricola II, 487.

*183 Reich wie der griechische Kaiser.

So sagte man im 15. Jahrhundert. (Spindler, Jude, IV, 158.)

*184 Reich wie ein Jude. - Krünitz, Encyklopädie (Berlin 1784), XXXI, 294.

Von einem reichen Manne, dem man nicht günstig ist.

*185 Reik wie e Manist. (Tolkemit.) - Frischbier2, 3109.

Die Manisten, Menisten oder Mennoniten bewohnen die fruchtbaren Niederungen und stehen in dem Rufe der Wohlhabenheit.

*186 Sie mag reich oder arm sein, wenn sie nur Geld hat. - Keller, 171a.

*187 So reich wie Rothschild.

Jüd.-deutsch: Pinte's Aschüres - ein Reichthum des Pinto. - Die Familie Pinto in Amsterdam war durch ihre ausserordentlichen Reichthümer und ihre bis an Verschwendung grenzende Wohlthätigkeit berühmt. Daher sagt man auch von jemand, der einen grossen Aufwand macht: Er lebt wie Pinto. (Vgl. darüber Grätz, Geschichte der Juden, X, 328.)

*188 So reich wie Salomo.

Dän.: Rig som Salomon. (Prov. dan., 476.)


Reichen.

1 Dat rickt nich alle wat bickt1. (Rastede.) - Firmenich, I, 27, 33.

1) Mit dem Karsten hackt.

2 Gemach reichen thut wol. - Henisch, 1482, 4.

"G'mach reichen thut wol, das glaub mir." (Beeren, 75; Germania, XVI, 86.)

3 Schnell reichen thut nicht wohl. - Simrock, 12386.

4 Wer will reichen, darf nicht schleichen.

Muss sich rühren, muss stets auf dem Platze sein.

*5 Das reicht von der Nase bis an den Mund. - Frischbier2, 3110.

Was unzulänglich ist, nicht ausreicht.

*6 Er reicht ihm nicht das kalte Wasser.

*7 Er reicht, um vom Stakbalken Heu zu fressen. (Jeremtowitz.)

Von einem sehr hochgewachsenen Menschen.

*8 He rekt vom Möddfack to frete. (Insterburg.) - Frischbier2, 3112.

1) Mittfach ist der Scheunenraum über der Tenne. - Von einem ungewöhnlich grossen Menschen.

*9 So weit reichen meine Hufen nicht. - Frischbier2, 3111.

Gemach reiche thuet guet. - Sutermeister, 143.


Reichenau.

*1 Er ist von Reichenau nach Bettelheim gekommen.

*2 Nach Reichenau ist er gefahren und nach Armadebrunn gerathen.

Zwei ziemlich weit auseinanderliegende schlesische Dörfer. Jenes ein sehr grosses im landeshuter, dies ein kleines im sprottauer Kreise.

Viel schreiben sich von Reichenau bey Costnitz und seynd von Bethlehem auss Palestina. - Chaos, 629.


Reichenstrasse.

Auf der Reichenstrasse zu Füssen, wo sich die Bettelleute aus den Fenstern grüssen. - Gutzkow, Hohenschwangau, II, 180.


Reiche (der).

1 Ain Reicher dünckt sich weise sein, aber ain Armer verstendiger mercket jn. - Agricola II, 229.

2 Auch der Reiche kriegt nur ein Tuch als Leiche.

Frz.: Le plus riche n'emporte qu'un linceul. (Bohn I, 33.)

3 Auf den Reichen wie den Armen sind viel Augen gerichtet.

Dän.: De rige og de revne holde de alle paa. (Prov. dan., 297.)

4 Auf des Reichen Herde gefriert kein Wasser.

5 Bei den Reichen lernt man 's Hausen, bei den Armen 's Kochen. (Deisslingen.) - Birlinger, 30.

6 Beim Reichen ist alles Gold, was glänzt. - Eiselein, 525; Simrock, 8367.

Lat.: In divite ditia cuncta. (Eiselein, 525.)

[Spaltenumbruch] 7 Bey den Reichen vnd Kargen ist nichts dann Ross vnd gross arbeit. - Eyering, I, 184.

8 De Riken heb't dat Geld, de Armen treckt int Feld. (Westf.)

9 De sin Riker wat gift un sin Wiser wat lehrt, de is in de Sottheit verkehrt. - Eichwald, 1589; Hauskalender, III.

10 Dem Reichen gehören des Armen Füss' und Hände.

Die Russen: Wenn der Reiche gehen will, kann er es auf der Armen Beinen thun. (Altmann VI, 453.)

11 Dem Reichen ist alles gesippet (verwandt). - Eiselein, 526; Simrock, 8368.

Lat.: Felicium multi sunt cognati. (Eiselein, 526.)

12 Dem Reichen kalbet bissweilen ein Ochs, da doch dem Armen keine Kuh kalbet. - Lehmann, 532, 47.

Der Gedanke, dass dem Glücklichen alles gelingt, wird jüdisch-deutsch in Warschau durch folgende Redensart ausgedrückt: "Der Ojscher (Glückliche) hot die Maarusche (glücklicher Zufall)."

13 Dem Reichen kalbt die Kuh oft, und dem Armen führt der Wolf das Kalb weg (oder: dem Armen frisst der Wolf das einzige Schaf). - Chaos, 279.

Um auszudrücken, dass der Reiche vom Glück begünstigt werde, sagen die Russen: Wenn sich der Reiche in den Wagen der Hoffnung setzt, kommt das Glück, sich vorzuspannen. Ferner: Dem Reichen kriecht das Glück in die Rocktasche. - Wenn das Schiff strandet, so rettet sich der Reiche an eine fruchtbare Insel, die Armen aber werden an die Felsen verschlagen. (Altmann V, 78, 104 u. 499.)

Frz.: Au riche homme souvent sa vache vele et du pauvre le loup le veau emmene. (Kritzinger, 615a.)

14 Dem Reichen legt man alle Dinge wohl aus.

Die englischen Neger in Surinam sagen: Wenn ein Reicher stirbt, sagt man, er sei krank gewesen; stirbt ein Armer, so heisst's, er habe Erde gegessen; d. h. er sei selbst schuld an seinem Tode. Man will sagen: die Welt urtheile nach dem Ansehen der Person.

Lat.: Est nihil, est nihil, nisi certa pecunia totum. (Sutor, 657.)

15 Dem Reichen regnet's Gulden, dem Armen keine Pfennige für seine Schulden.

Böhm.: Gros bohatemu a dite chudemu. (Celakovsky, 401.)

16 Dem Reichen thut sich jedes Thor auf.

Die Russen: Für einen Reichen gibt es keine Grenzsperre. (Altmann VI, 388.)

17 Dem Reichen (jüdisch: Kozen) und dem Schechter (Schoochet, Fleischer) bleibt nix übrig als ein weiter Hals. - Tendlau, 809.

Trostspruch für den Unbemittelten. Dem Reichen bleibt zuletzt nichts weiter übrig als dem Metzger, ein durch gutes Essen ausgeweiteter Hals.

18 Dem Reichen wiegt der Teufel die Kinder.

Sie gerathen selten.

19 Dem Reichen wil jederman verwandt seyn. - Suringar, LXXVI, 25.

20 Dem Reichen wird gegeben, der Arme muss in Sorge (Elend) leben.

"Den reichen gibt man gern viel gaben vnd lest die armen mangel haben."

Lat.: Cui sunt multa bona, huic dantur plurima dona. (Loci comm., 44.)

21 Den Reichen bringt sein Gold herfür, der Arm muss liegen hind'r der Thür. - Dietrich, 213.

22 Den Reichen fehlt noch mehr als sie haben.

Die Chinesen: Die Reichen bedürfen (den Reichen fehlen) die meisten Dinge. (Cibot, 175.)

23 Den Reichen geht alles hin.

24 Den Reichen gibt man, den Armen nimmt man. - Grubb, 249.

25 Den Reichen hengt man in den Beutel, den Armen an den galgen. - Sarcerius, 497.

26 Den reichen in den beutel, den armen ins fewr. - Henisch, 357, 55; Petri, II, 79.

Holl.: Den rijke hangt men in den buidel of schoorsteen. (Harrebomee, II, 221a.)

27 Den reichen ins geld, den armen ins feld. - Henisch, 1062, 8; Petri, II, 79.

28 Den Reichen ist allzeit bange vor Dieben und Verräthern.

Bei Tunnicius (987): Den ryken is alle tyt leide vor deive unde vorreders. (Anxius est furti, metuit ditissimus auro.)

[Spaltenumbruch] *179 Ich wär' so reich wie der und der, so das Wenn und Aber nicht wär'!

*180 Reich und rechtlich wie ein amsterdamer Handelsherr.Meyer, Universum, 1833, S. 67.

Ward zum Sprichwort im 16. und 17. Jahrhundert.

*181 Reich vnd arm, Huren vnd Buben, Pfeiffer vnd Geiger.Nigrinus, 664.

Zur Bezeichnung einer grossen und gemischten Volksmasse.

*182 Reich werden an gutten wercken.Agricola II, 487.

*183 Reich wie der griechische Kaiser.

So sagte man im 15. Jahrhundert. (Spindler, Jude, IV, 158.)

*184 Reich wie ein Jude.Krünitz, Encyklopädie (Berlin 1784), XXXI, 294.

Von einem reichen Manne, dem man nicht günstig ist.

*185 Rîk wie e Manist. (Tolkemit.) – Frischbier2, 3109.

Die Manisten, Menisten oder Mennoniten bewohnen die fruchtbaren Niederungen und stehen in dem Rufe der Wohlhabenheit.

*186 Sie mag reich oder arm sein, wenn sie nur Geld hat.Keller, 171a.

*187 So reich wie Rothschild.

Jüd.-deutsch: Pinte's Aschüres – ein Reichthum des Pinto. – Die Familie Pinto in Amsterdam war durch ihre ausserordentlichen Reichthümer und ihre bis an Verschwendung grenzende Wohlthätigkeit berühmt. Daher sagt man auch von jemand, der einen grossen Aufwand macht: Er lebt wie Pinto. (Vgl. darüber Grätz, Geschichte der Juden, X, 328.)

*188 So reich wie Salomo.

Dän.: Rig som Salomon. (Prov. dan., 476.)


Reichen.

1 Dat rickt nich alle wat bickt1. (Rastede.) – Firmenich, I, 27, 33.

1) Mit dem Karsten hackt.

2 Gemach reichen thut wol.Henisch, 1482, 4.

„G'mach reichen thut wol, das glaub mir.“ (Beeren, 75; Germania, XVI, 86.)

3 Schnell reichen thut nicht wohl.Simrock, 12386.

4 Wer will reichen, darf nicht schleichen.

Muss sich rühren, muss stets auf dem Platze sein.

*5 Das reicht von der Nase bis an den Mund.Frischbier2, 3110.

Was unzulänglich ist, nicht ausreicht.

*6 Er reicht ihm nicht das kalte Wasser.

*7 Er reicht, um vom Stakbalken Heu zu fressen. (Jeremtowitz.)

Von einem sehr hochgewachsenen Menschen.

*8 He rêkt vom Möddfack to frete. (Insterburg.) – Frischbier2, 3112.

1) Mittfach ist der Scheunenraum über der Tenne. – Von einem ungewöhnlich grossen Menschen.

*9 So weit reichen meine Hufen nicht.Frischbier2, 3111.

Gemach rîche thuet guet.Sutermeister, 143.


Reichenau.

*1 Er ist von Reichenau nach Bettelheim gekommen.

*2 Nach Reichenau ist er gefahren und nach Armadebrunn gerathen.

Zwei ziemlich weit auseinanderliegende schlesische Dörfer. Jenes ein sehr grosses im landeshuter, dies ein kleines im sprottauer Kreise.

Viel schreiben sich von Reichenau bey Costnitz und seynd von Bethlehem auss Palestina.Chaos, 629.


Reichenstrasse.

Auf der Reichenstrasse zu Füssen, wo sich die Bettelleute aus den Fenstern grüssen.Gutzkow, Hohenschwangau, II, 180.


Reiche (der).

1 Ain Reicher dünckt sich weise sein, aber ain Armer verstendiger mercket jn.Agricola II, 229.

2 Auch der Reiche kriegt nur ein Tuch als Leiche.

Frz.: Le plus riche n'emporte qu'un linceul. (Bohn I, 33.)

3 Auf den Reichen wie den Armen sind viel Augen gerichtet.

Dän.: De rige og de revne holde de alle paa. (Prov. dan., 297.)

4 Auf des Reichen Herde gefriert kein Wasser.

5 Bei den Reichen lernt man 's Hausen, bei den Armen 's Kochen. (Deisslingen.) – Birlinger, 30.

6 Beim Reichen ist alles Gold, was glänzt.Eiselein, 525; Simrock, 8367.

Lat.: In divite ditia cuncta. (Eiselein, 525.)

[Spaltenumbruch] 7 Bey den Reichen vnd Kargen ist nichts dann Ross vnd gross arbeit.Eyering, I, 184.

8 De Riken heb't dat Geld, de Armen treckt int Feld. (Westf.)

9 De sin Riker wat gift un sin Wiser wat lehrt, de is in de Sottheit verkehrt.Eichwald, 1589; Hauskalender, III.

10 Dem Reichen gehören des Armen Füss' und Hände.

Die Russen: Wenn der Reiche gehen will, kann er es auf der Armen Beinen thun. (Altmann VI, 453.)

11 Dem Reichen ist alles gesippet (verwandt).Eiselein, 526; Simrock, 8368.

Lat.: Felicium multi sunt cognati. (Eiselein, 526.)

12 Dem Reichen kalbet bissweilen ein Ochs, da doch dem Armen keine Kuh kalbet.Lehmann, 532, 47.

Der Gedanke, dass dem Glücklichen alles gelingt, wird jüdisch-deutsch in Warschau durch folgende Redensart ausgedrückt: „Der Ojscher (Glückliche) hot die Maarusche (glücklicher Zufall).“

13 Dem Reichen kalbt die Kuh oft, und dem Armen führt der Wolf das Kalb weg (oder: dem Armen frisst der Wolf das einzige Schaf).Chaos, 279.

Um auszudrücken, dass der Reiche vom Glück begünstigt werde, sagen die Russen: Wenn sich der Reiche in den Wagen der Hoffnung setzt, kommt das Glück, sich vorzuspannen. Ferner: Dem Reichen kriecht das Glück in die Rocktasche. – Wenn das Schiff strandet, so rettet sich der Reiche an eine fruchtbare Insel, die Armen aber werden an die Felsen verschlagen. (Altmann V, 78, 104 u. 499.)

Frz.: Au riche homme souvent sa vache vêle et du pauvre le loup le veau emmène. (Kritzinger, 615a.)

14 Dem Reichen legt man alle Dinge wohl aus.

Die englischen Neger in Surinam sagen: Wenn ein Reicher stirbt, sagt man, er sei krank gewesen; stirbt ein Armer, so heisst's, er habe Erde gegessen; d. h. er sei selbst schuld an seinem Tode. Man will sagen: die Welt urtheile nach dem Ansehen der Person.

Lat.: Est nihil, est nihil, nisi certa pecunia totum. (Sutor, 657.)

15 Dem Reichen regnet's Gulden, dem Armen keine Pfennige für seine Schulden.

Böhm.: Groš bohatému a dítĕ chudemu. (Čelakovsky, 401.)

16 Dem Reichen thut sich jedes Thor auf.

Die Russen: Für einen Reichen gibt es keine Grenzsperre. (Altmann VI, 388.)

17 Dem Reichen (jüdisch: Kozen) und dem Schechter (Schoochet, Fleischer) bleibt nix übrig als ein weiter Hals.Tendlau, 809.

Trostspruch für den Unbemittelten. Dem Reichen bleibt zuletzt nichts weiter übrig als dem Metzger, ein durch gutes Essen ausgeweiteter Hals.

18 Dem Reichen wiegt der Teufel die Kinder.

Sie gerathen selten.

19 Dem Reichen wil jederman verwandt seyn.Suringar, LXXVI, 25.

20 Dem Reichen wird gegeben, der Arme muss in Sorge (Elend) leben.

„Den reichen gibt man gern viel gaben vnd lest die armen mangel haben.“

Lat.: Cui sunt multa bona, huic dantur plurima dona. (Loci comm., 44.)

21 Den Reichen bringt sein Gold herfür, der Arm muss liegen hind'r der Thür.Dietrich, 213.

22 Den Reichen fehlt noch mehr als sie haben.

Die Chinesen: Die Reichen bedürfen (den Reichen fehlen) die meisten Dinge. (Cibot, 175.)

23 Den Reichen geht alles hin.

24 Den Reichen gibt man, den Armen nimmt man.Grubb, 249.

25 Den Reichen hengt man in den Beutel, den Armen an den galgen.Sarcerius, 497.

26 Den reichen in den beutel, den armen ins fewr.Henisch, 357, 55; Petri, II, 79.

Holl.: Den rijke hangt men in den buidel of schoorsteen. (Harrebomée, II, 221a.)

27 Den reichen ins geld, den armen ins feld.Henisch, 1062, 8; Petri, II, 79.

28 Den Reichen ist allzeit bange vor Dieben und Verräthern.

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[[806]/0820] *179 Ich wär' so reich wie der und der, so das Wenn und Aber nicht wär'! *180 Reich und rechtlich wie ein amsterdamer Handelsherr. – Meyer, Universum, 1833, S. 67. Ward zum Sprichwort im 16. und 17. Jahrhundert. *181 Reich vnd arm, Huren vnd Buben, Pfeiffer vnd Geiger. – Nigrinus, 664. Zur Bezeichnung einer grossen und gemischten Volksmasse. *182 Reich werden an gutten wercken. – Agricola II, 487. *183 Reich wie der griechische Kaiser. So sagte man im 15. Jahrhundert. (Spindler, Jude, IV, 158.) *184 Reich wie ein Jude. – Krünitz, Encyklopädie (Berlin 1784), XXXI, 294. Von einem reichen Manne, dem man nicht günstig ist. *185 Rîk wie e Manist. (Tolkemit.) – Frischbier2, 3109. Die Manisten, Menisten oder Mennoniten bewohnen die fruchtbaren Niederungen und stehen in dem Rufe der Wohlhabenheit. *186 Sie mag reich oder arm sein, wenn sie nur Geld hat. – Keller, 171a. *187 So reich wie Rothschild. Jüd.-deutsch: Pinte's Aschüres – ein Reichthum des Pinto. – Die Familie Pinto in Amsterdam war durch ihre ausserordentlichen Reichthümer und ihre bis an Verschwendung grenzende Wohlthätigkeit berühmt. Daher sagt man auch von jemand, der einen grossen Aufwand macht: Er lebt wie Pinto. (Vgl. darüber Grätz, Geschichte der Juden, X, 328.) *188 So reich wie Salomo. Dän.: Rig som Salomon. (Prov. dan., 476.) Reichen. 1 Dat rickt nich alle wat bickt1. (Rastede.) – Firmenich, I, 27, 33. 1) Mit dem Karsten hackt. 2 Gemach reichen thut wol. – Henisch, 1482, 4. „G'mach reichen thut wol, das glaub mir.“ (Beeren, 75; Germania, XVI, 86.) 3 Schnell reichen thut nicht wohl. – Simrock, 12386. 4 Wer will reichen, darf nicht schleichen. Muss sich rühren, muss stets auf dem Platze sein. *5 Das reicht von der Nase bis an den Mund. – Frischbier2, 3110. Was unzulänglich ist, nicht ausreicht. *6 Er reicht ihm nicht das kalte Wasser. *7 Er reicht, um vom Stakbalken Heu zu fressen. (Jeremtowitz.) Von einem sehr hochgewachsenen Menschen. *8 He rêkt vom Möddfack to frete. (Insterburg.) – Frischbier2, 3112. 1) Mittfach ist der Scheunenraum über der Tenne. – Von einem ungewöhnlich grossen Menschen. *9 So weit reichen meine Hufen nicht. – Frischbier2, 3111. Gemach rîche thuet guet. – Sutermeister, 143. Reichenau. *1 Er ist von Reichenau nach Bettelheim gekommen. *2 Nach Reichenau ist er gefahren und nach Armadebrunn gerathen. Zwei ziemlich weit auseinanderliegende schlesische Dörfer. Jenes ein sehr grosses im landeshuter, dies ein kleines im sprottauer Kreise. Viel schreiben sich von Reichenau bey Costnitz und seynd von Bethlehem auss Palestina. – Chaos, 629. Reichenstrasse. Auf der Reichenstrasse zu Füssen, wo sich die Bettelleute aus den Fenstern grüssen. – Gutzkow, Hohenschwangau, II, 180. Reiche (der). 1 Ain Reicher dünckt sich weise sein, aber ain Armer verstendiger mercket jn. – Agricola II, 229. 2 Auch der Reiche kriegt nur ein Tuch als Leiche. Frz.: Le plus riche n'emporte qu'un linceul. (Bohn I, 33.) 3 Auf den Reichen wie den Armen sind viel Augen gerichtet. Dän.: De rige og de revne holde de alle paa. (Prov. dan., 297.) 4 Auf des Reichen Herde gefriert kein Wasser. 5 Bei den Reichen lernt man 's Hausen, bei den Armen 's Kochen. (Deisslingen.) – Birlinger, 30. 6 Beim Reichen ist alles Gold, was glänzt. – Eiselein, 525; Simrock, 8367. Lat.: In divite ditia cuncta. (Eiselein, 525.) 7 Bey den Reichen vnd Kargen ist nichts dann Ross vnd gross arbeit. – Eyering, I, 184. 8 De Riken heb't dat Geld, de Armen treckt int Feld. (Westf.) 9 De sin Riker wat gift un sin Wiser wat lehrt, de is in de Sottheit verkehrt. – Eichwald, 1589; Hauskalender, III. 10 Dem Reichen gehören des Armen Füss' und Hände. Die Russen: Wenn der Reiche gehen will, kann er es auf der Armen Beinen thun. (Altmann VI, 453.) 11 Dem Reichen ist alles gesippet (verwandt). – Eiselein, 526; Simrock, 8368. Lat.: Felicium multi sunt cognati. (Eiselein, 526.) 12 Dem Reichen kalbet bissweilen ein Ochs, da doch dem Armen keine Kuh kalbet. – Lehmann, 532, 47. Der Gedanke, dass dem Glücklichen alles gelingt, wird jüdisch-deutsch in Warschau durch folgende Redensart ausgedrückt: „Der Ojscher (Glückliche) hot die Maarusche (glücklicher Zufall).“ 13 Dem Reichen kalbt die Kuh oft, und dem Armen führt der Wolf das Kalb weg (oder: dem Armen frisst der Wolf das einzige Schaf). – Chaos, 279. Um auszudrücken, dass der Reiche vom Glück begünstigt werde, sagen die Russen: Wenn sich der Reiche in den Wagen der Hoffnung setzt, kommt das Glück, sich vorzuspannen. Ferner: Dem Reichen kriecht das Glück in die Rocktasche. – Wenn das Schiff strandet, so rettet sich der Reiche an eine fruchtbare Insel, die Armen aber werden an die Felsen verschlagen. (Altmann V, 78, 104 u. 499.) Frz.: Au riche homme souvent sa vache vêle et du pauvre le loup le veau emmène. (Kritzinger, 615a.) 14 Dem Reichen legt man alle Dinge wohl aus. Die englischen Neger in Surinam sagen: Wenn ein Reicher stirbt, sagt man, er sei krank gewesen; stirbt ein Armer, so heisst's, er habe Erde gegessen; d. h. er sei selbst schuld an seinem Tode. Man will sagen: die Welt urtheile nach dem Ansehen der Person. Lat.: Est nihil, est nihil, nisi certa pecunia totum. (Sutor, 657.) 15 Dem Reichen regnet's Gulden, dem Armen keine Pfennige für seine Schulden. Böhm.: Groš bohatému a dítĕ chudemu. (Čelakovsky, 401.) 16 Dem Reichen thut sich jedes Thor auf. Die Russen: Für einen Reichen gibt es keine Grenzsperre. (Altmann VI, 388.) 17 Dem Reichen (jüdisch: Kozen) und dem Schechter (Schoochet, Fleischer) bleibt nix übrig als ein weiter Hals. – Tendlau, 809. Trostspruch für den Unbemittelten. Dem Reichen bleibt zuletzt nichts weiter übrig als dem Metzger, ein durch gutes Essen ausgeweiteter Hals. 18 Dem Reichen wiegt der Teufel die Kinder. Sie gerathen selten. 19 Dem Reichen wil jederman verwandt seyn. – Suringar, LXXVI, 25. 20 Dem Reichen wird gegeben, der Arme muss in Sorge (Elend) leben. „Den reichen gibt man gern viel gaben vnd lest die armen mangel haben.“ Lat.: Cui sunt multa bona, huic dantur plurima dona. (Loci comm., 44.) 21 Den Reichen bringt sein Gold herfür, der Arm muss liegen hind'r der Thür. – Dietrich, 213. 22 Den Reichen fehlt noch mehr als sie haben. Die Chinesen: Die Reichen bedürfen (den Reichen fehlen) die meisten Dinge. (Cibot, 175.) 23 Den Reichen geht alles hin. 24 Den Reichen gibt man, den Armen nimmt man. – Grubb, 249. 25 Den Reichen hengt man in den Beutel, den Armen an den galgen. – Sarcerius, 497. 26 Den reichen in den beutel, den armen ins fewr. – Henisch, 357, 55; Petri, II, 79. Holl.: Den rijke hangt men in den buidel of schoorsteen. (Harrebomée, II, 221a.) 27 Den reichen ins geld, den armen ins feld. – Henisch, 1062, 8; Petri, II, 79. 28 Den Reichen ist allzeit bange vor Dieben und Verräthern. Bei Tunnicius (987): Den ryken is alle tyt leide vor deive unde vorreders. (Anxius est furti, metuit ditissimus auro.)

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873, S. [806]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon03_1873/820>, abgerufen am 19.04.2024.