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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873.

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11 Niemand steckt einen Reifen aus um Eines Gastes willen. - Eiselein, 526.

12 Was ein guter Reifen werden soll, muss man früh krümmen.

Holl.: Het moet vroeg krommen, zal het een goede hoepel (reep, puthaak) worden. (Harrebomee, I, 311b.)

13 Wenn du einen Reifen aussteckst, so sorge auch für guten Wein. - Eiselein, 526.

14 Wenn man auf den Reifen tritt, so springt er zurück.

Untergebene werden durch harte Behandlung zu Widersetzlichkeit getrieben. Jüdisch-deutsch in Warschau: As män tret auf der Rüg (Reifen), springt sie zurück.

15 Wenn man nur Reifen und Dauben hat, kann man leicht ein Fass machen.

16 Wer einen klosterneuenburger Reif hätte!

17 Wer einen Reiff aussteckt, der muss mancherley Geste gewertig seyn. - Petri, II, 702.

18 Wer keinen Reifen drehen kann, schickt sich nicht zum Fassbinder. - Altmann VI, 449.

19 Wo ein Reif aushängt, da verzapft man Wein. - Eiselein, 526.

20 Wo ein Reif, da ist um Wein Geläuf.

"Also beschicht, wann man einen Reyff ausssteckt, so ist umb Wein ein G'leuff." (Berein, 328.)

*21 Der ist auch der Reif g'sprungen. (Ergenzing.) - Birlinger, 973.

Hat ledig geboren.

*22 Der ist auch der Reif unta fürerkomma. (Unterbrettring.) - Birlinger, 973.

In demselben Sinne.

*23 Ein reiff ausstecken. - Murner, Schelm., 31.

Andere zu etwas reizen. Die öffentliche Aufmerksamkeit auf einen Gegenstand lenken. "Wer nicht schenken will den wein, der zeuch in's Teuffels namen ein den reiff." " ... Die weiber haben ein freud daran, so vmb sie wirbet mancher man; sie sagen aber nit darneben, das sie darzu hand versach geben. Liessen sie das reiflin stan, sie wurden nit vil werber han." (Kloster, I, 865.)

*24 Er hat die Reifen über die Ohren. - Lehmann, 935, 13.

Er ist gebunden, er muss das thun. (S. Garn 44.)

*25 Er möchte sich einen Reifen um den Bauch legen. - Klix, 74.

*26 Ich habe ihn zum Reif gebogen.

Ganz in meinen Willen gezwungen.

*27 Reifen aufstecken, wenn kein Bier (Wein) mehr im Keller ist. - Simrock, 8380; Körte, 5041.

*28 Sie sind alle über einen Reif gebunden. (Oberösterreich.)

Einander ähnlich, gleichförmig, von gleichem Werthe.


Reifen (Verb.).

1 Was baldt reifft, helt nit steiff. - Gruter, I, 74; Schottel, 1145b; Sailer, 71.

*2 Ueber statt ryfe. (Schaffhausen.) - Schweiz, II, 168, 33.

Zu schnell reifen.


Reifenbeisser.

* Reifenbeisser trinken.

So nannte man spottweis in Oesterreich den Wein des Jahres 1450, weil er so ungewöhnlich sauer war. Herzog Friedrich III. befahl daher, den ungeniessbaren bei schwerer Strafe nach Sanct-Stephan in die Bauhütte zu tragen, was wahrscheinlich zu der Sage Veranlassung gegeben hat, der Mörtel zu dem Stephansthurm sei mit Wein zubereitet, weil er so ausserordentlich dauerhaft ist.


Reigen.

1 Ein kurzer Reigen ist bald getanzt. - Petri, II, 211.

Lat.: Aphya ad ignem. - Aphyarum honos. (Erasm., 843.)

*2 Einem seinen Reien geygen vnd tantzen. - Aventin, CCLXXIIb.


Reihe.

1 Dat geit no de Reg as in Oldeslo1 dat Backen; wer ken Mehl hett, de sleit dat över.

1) Ob Oldesloe, eine kleine holsteinische Stadt an der Trave, gemeint ist?

2 Wer in der Reihe sitzt, darf keine Ausnahme machen. (Posen.)

*3 Aus Reih' und Glied weichen. - Eiselein, 526.

*4 Bunte Reihe machen.

D. h. bei Tafel z. B. eine solche Ordnung in Betreff der Gäste treffen, dass Männer und Frauen nebeneinander, [Spaltenumbruch] nicht die Männer auf dieser und die Frauen an der andern Seite der Tafel sitzen. Ebenso wenig darf ein Ehepaar nebeneinander zu sitzen kommen. In einer Kussgesellschaft darf ein Mann nicht den andern, eine Frau nicht die andere, der Mann nicht seine Ehegattin, der Bruder nicht die Schwester oder umgekehrt küssen.

*5 Es geht Reihe 'rum wie das Brezelbacken. (Guben.)

Das Brezelbacken besorgt hier, wie auch in vielen andern Städten, in jedem Jahr ein anderer Bäcker.

*6 Es geht Reihe 'rum, wie in Polen das Pferdeschinden. (Guben.)

*7 Es geht Reihe um, wie in Fürstenwalde das Arschlecken.

*8 He hett dat in de Rege as Anke dat Mölenspill. - Eichwald, 36.

9 Jetzt kommt die Reihe an dich.

Frz.: C'est a votre tour a glisser. (Lendroy, 841.)

Lat.: Expectat bos aliquando herbam. (Philippi, II, 145.) - Nunc ferrum tuum in igne est. (Seneca.) (Binder I, 1242; II, 2311; Seybold, 394.)

*10 'S geht nach der Reihe, wie in Taupadel 's Platzbacken. (Altenburg.)

Um zu sagen, dass jemand so lange warten muss, bis die Reihe an ihn kommt. Taupadel, ein altenburgisches Dorf bei Gössnitz an der sächsisch-bairischen Eisenbahn. Platz nennen die Bauern einen dünnen breiten Kuchen.


Reihen.

1 Reigt jo, sä de Mester, do har he man en Kind in de Schol. (Ostfries.) - Hauskalender, IV.

Holl.: Schenk eens rond, zei de bakker, en hij zat alleen. (Harrebomee, I, 28.)

2 Reig't juch, Bur'n, segt de Schult, de Eddelmann kümmt. - Hoefer, 961.

3 Reigt jauch, seggt dei Baur, da hei ein Kau in'n Stall. (Mecklenburg.) - Raabe, 10; für Münster: Firmenich, I, 298, 55; Frommann, VI, 424, 10.

4 Reihen und Freuen bringt Reuen.

5 Reihet euch, sagte der Bauer, da hatte er nur Eine Kuh im Stalle. - Hoefer, 170; Simrock, 6059a.

6 Riegt jo, sä de Köster, do harr he en Jung vör de Dode1. - Kern, 340.

1) Vor der Leiche, nämlich, um zu singen. Schildert die Macht der Gewohnheit.

7 Reiget ju, sagg de Buer, do hedde he men en Piärd in dem Stall. (Rheine in Münsterland.) - Firmenich, I, 285, 4.

8 Risch am Reyen, faul daheym.

"Ist ein Sprichwort." (Theatrum Diabolorum, 224.)

9 Ruiget juch, hadde jene Scholmester sägt, he hedde äwwer man (nur) enen Schöler hat. (Lippe.)

*10 Den reyen mit jm dantzen. - Stumpff, Historie, XXXIb.

In dem Sinne: mit ihm in Ein Horn blasen.

*11 Lesch mir den reyen aus. - Luther's Ms. S. 1.


Reihen (der).

* Einen Reihen mit jemand thun.

Ein Gefecht, einen Kampf mit ihm bestehen. (Murner, Kirchendieb und Ketzerkalender.)


Reiher.

1 Der Reiher, der nicht schwimmen kann, gibt dem Wasser die Schuld.

2 Der Reiher fängt keine Fische als die oben schwimmen. - Parömiakon, 2758.

Nachtheile des Stolzes und Ehrgeizes.

3 Der Reiher fliege noch so hoch, der Falk erreicht ihn doch.

Port.: Ainda que a garca voe alta, o falcao a mata. (Bohn I, 264.)

4 Der Reiher hat nicht allein lange Beine.

Der Storch und andere Vögel haben dergleichen auch. Man soll nicht glauben, Weisheit und Geschicklichkeit allein zu besitzen, andere Leute sind auch nicht auf den Kopf gefallen.

5 Der Reiher klagt das Wasser an, weil selber er nicht schwimmen kann. - Suringar, XVII, 13.

Dän.: Hejren laster (straffer) vandet, for han kand ei svömme. (Prov. dan., 277; Bohn I, 374.)

6 Der Reiher spiesst den Falken, der ihm droht.

7 Wenn der Reiher sitzt traurig am Bach, so ist der Regen nahe.

Wie bei uns an Kukuk und Storch, so knüpfen sich anderwärts an den Reiher, der auch ein Zugvogel ist,

[Spaltenumbruch]

11 Niemand steckt einen Reifen aus um Eines Gastes willen.Eiselein, 526.

12 Was ein guter Reifen werden soll, muss man früh krümmen.

Holl.: Het moet vroeg krommen, zal het een goede hoepel (reep, puthaak) worden. (Harrebomée, I, 311b.)

13 Wenn du einen Reifen aussteckst, so sorge auch für guten Wein.Eiselein, 526.

14 Wenn man auf den Reifen tritt, so springt er zurück.

Untergebene werden durch harte Behandlung zu Widersetzlichkeit getrieben. Jüdisch-deutsch in Warschau: As män tret auf der Rüg (Reifen), springt sie zurück.

15 Wenn man nur Reifen und Dauben hat, kann man leicht ein Fass machen.

16 Wer einen klosterneuenburger Reif hätte!

17 Wer einen Reiff aussteckt, der muss mancherley Geste gewertig seyn.Petri, II, 702.

18 Wer keinen Reifen drehen kann, schickt sich nicht zum Fassbinder.Altmann VI, 449.

19 Wo ein Reif aushängt, da verzapft man Wein.Eiselein, 526.

20 Wo ein Reif, da ist um Wein Geläuf.

„Also beschicht, wann man einen Reyff ausssteckt, so ist umb Wein ein G'leuff.“ (Berein, 328.)

*21 Der ist auch der Reif g'sprungen. (Ergenzing.) – Birlinger, 973.

Hat ledig geboren.

*22 Der ist auch der Reif unta fürerkomma. (Unterbrettring.) – Birlinger, 973.

In demselben Sinne.

*23 Ein reiff ausstecken.Murner, Schelm., 31.

Andere zu etwas reizen. Die öffentliche Aufmerksamkeit auf einen Gegenstand lenken. „Wer nicht schenken will den wein, der zeuch in's Teuffels namen ein den reiff.“ „ ... Die weiber haben ein freud daran, so vmb sie wirbet mancher man; sie sagen aber nit darneben, das sie darzu hand versach geben. Liessen sie das reiflin stan, sie wurden nit vil werber han.“ (Kloster, I, 865.)

*24 Er hat die Reifen über die Ohren.Lehmann, 935, 13.

Er ist gebunden, er muss das thun. (S. Garn 44.)

*25 Er möchte sich einen Reifen um den Bauch legen.Klix, 74.

*26 Ich habe ihn zum Reif gebogen.

Ganz in meinen Willen gezwungen.

*27 Reifen aufstecken, wenn kein Bier (Wein) mehr im Keller ist.Simrock, 8380; Körte, 5041.

*28 Sie sind alle über einen Reif gebunden. (Oberösterreich.)

Einander ähnlich, gleichförmig, von gleichem Werthe.


Reifen (Verb.).

1 Was baldt reifft, helt nit steiff.Gruter, I, 74; Schottel, 1145b; Sailer, 71.

*2 Ueber statt ryfe. (Schaffhausen.) – Schweiz, II, 168, 33.

Zu schnell reifen.


Reifenbeisser.

* Reifenbeisser trinken.

So nannte man spottweis in Oesterreich den Wein des Jahres 1450, weil er so ungewöhnlich sauer war. Herzog Friedrich III. befahl daher, den ungeniessbaren bei schwerer Strafe nach Sanct-Stephan in die Bauhütte zu tragen, was wahrscheinlich zu der Sage Veranlassung gegeben hat, der Mörtel zu dem Stephansthurm sei mit Wein zubereitet, weil er so ausserordentlich dauerhaft ist.


Reigen.

1 Ein kurzer Reigen ist bald getanzt.Petri, II, 211.

Lat.: Aphya ad ignem. – Aphyarum honos. (Erasm., 843.)

*2 Einem seinen Reien geygen vnd tantzen.Aventin, CCLXXIIb.


Reihe.

1 Dat geit no de Rêg as in Oldeslo1 dat Backen; wer kên Mehl hett, de sleit dat över.

1) Ob Oldesloe, eine kleine holsteinische Stadt an der Trave, gemeint ist?

2 Wer in der Reihe sitzt, darf keine Ausnahme machen. (Posen.)

*3 Aus Reih' und Glied weichen.Eiselein, 526.

*4 Bunte Reihe machen.

D. h. bei Tafel z. B. eine solche Ordnung in Betreff der Gäste treffen, dass Männer und Frauen nebeneinander, [Spaltenumbruch] nicht die Männer auf dieser und die Frauen an der andern Seite der Tafel sitzen. Ebenso wenig darf ein Ehepaar nebeneinander zu sitzen kommen. In einer Kussgesellschaft darf ein Mann nicht den andern, eine Frau nicht die andere, der Mann nicht seine Ehegattin, der Bruder nicht die Schwester oder umgekehrt küssen.

*5 Es geht Reihe 'rum wie das Brezelbacken. (Guben.)

Das Brezelbacken besorgt hier, wie auch in vielen andern Städten, in jedem Jahr ein anderer Bäcker.

*6 Es geht Reihe 'rum, wie in Polen das Pferdeschinden. (Guben.)

*7 Es geht Reihe um, wie in Fürstenwalde das Arschlecken.

*8 He hett dat in de Rêge as Anke dat Mölenspill.Eichwald, 36.

9 Jetzt kommt die Reihe an dich.

Frz.: C'est à votre tour à glisser. (Lendroy, 841.)

Lat.: Expectat bos aliquando herbam. (Philippi, II, 145.) – Nunc ferrum tuum in igne est. (Seneca.) (Binder I, 1242; II, 2311; Seybold, 394.)

*10 'S geht nach der Reihe, wie in Taupadel 's Platzbacken. (Altenburg.)

Um zu sagen, dass jemand so lange warten muss, bis die Reihe an ihn kommt. Taupadel, ein altenburgisches Dorf bei Gössnitz an der sächsisch-bairischen Eisenbahn. Platz nennen die Bauern einen dünnen breiten Kuchen.


Reihen.

1 Reigt jo, sä de Mester, do har he man ên Kind in de Schôl. (Ostfries.) – Hauskalender, IV.

Holl.: Schenk eens rond, zei de bakker, en hij zat alleen. (Harrebomée, I, 28.)

2 Reig't juch, Bur'n, segt de Schult, de Eddelmann kümmt.Hoefer, 961.

3 Reigt jûch, seggt dei Bûr, da hei ein Kâu in'n Stall. (Mecklenburg.) – Raabe, 10; für Münster: Firmenich, I, 298, 55; Frommann, VI, 424, 10.

4 Reihen und Freuen bringt Reuen.

5 Reihet euch, sagte der Bauer, da hatte er nur Eine Kuh im Stalle.Hoefer, 170; Simrock, 6059a.

6 Riegt jo, sä de Köster, do harr he en Jung vör de Dode1.Kern, 340.

1) Vor der Leiche, nämlich, um zu singen. Schildert die Macht der Gewohnheit.

7 Rîget ju, sagg de Buer, do hedde he men en Piärd in dem Stall. (Rheine in Münsterland.) – Firmenich, I, 285, 4.

8 Risch am Reyen, faul daheym.

„Ist ein Sprichwort.“ (Theatrum Diabolorum, 224.)

9 Ruiget juch, hadde jene Scholmester sägt, he hedde äwwer man (nur) ênen Schöler hat. (Lippe.)

*10 Den reyen mit jm dantzen.Stumpff, Historie, XXXIb.

In dem Sinne: mit ihm in Ein Horn blasen.

*11 Lesch mir den reyen aus.Luther's Ms. S. 1.


Reihen (der).

* Einen Reihen mit jemand thun.

Ein Gefecht, einen Kampf mit ihm bestehen. (Murner, Kirchendieb und Ketzerkalender.)


Reiher.

1 Der Reiher, der nicht schwimmen kann, gibt dem Wasser die Schuld.

2 Der Reiher fängt keine Fische als die oben schwimmen.Parömiakon, 2758.

Nachtheile des Stolzes und Ehrgeizes.

3 Der Reiher fliege noch so hoch, der Falk erreicht ihn doch.

Port.: Ainda que a garca voe alta, o falcão a mata. (Bohn I, 264.)

4 Der Reiher hat nicht allein lange Beine.

Der Storch und andere Vögel haben dergleichen auch. Man soll nicht glauben, Weisheit und Geschicklichkeit allein zu besitzen, andere Leute sind auch nicht auf den Kopf gefallen.

5 Der Reiher klagt das Wasser an, weil selber er nicht schwimmen kann.Suringar, XVII, 13.

Dän.: Hejren laster (straffer) vandet, for han kand ei svømme. (Prov. dan., 277; Bohn I, 374.)

6 Der Reiher spiesst den Falken, der ihm droht.

7 Wenn der Reiher sitzt traurig am Bach, so ist der Regen nahe.

Wie bei uns an Kukuk und Storch, so knüpfen sich anderwärts an den Reiher, der auch ein Zugvogel ist,

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[[817]/0831] 11 Niemand steckt einen Reifen aus um Eines Gastes willen. – Eiselein, 526. 12 Was ein guter Reifen werden soll, muss man früh krümmen. Holl.: Het moet vroeg krommen, zal het een goede hoepel (reep, puthaak) worden. (Harrebomée, I, 311b.) 13 Wenn du einen Reifen aussteckst, so sorge auch für guten Wein. – Eiselein, 526. 14 Wenn man auf den Reifen tritt, so springt er zurück. Untergebene werden durch harte Behandlung zu Widersetzlichkeit getrieben. Jüdisch-deutsch in Warschau: As män tret auf der Rüg (Reifen), springt sie zurück. 15 Wenn man nur Reifen und Dauben hat, kann man leicht ein Fass machen. 16 Wer einen klosterneuenburger Reif hätte! 17 Wer einen Reiff aussteckt, der muss mancherley Geste gewertig seyn. – Petri, II, 702. 18 Wer keinen Reifen drehen kann, schickt sich nicht zum Fassbinder. – Altmann VI, 449. 19 Wo ein Reif aushängt, da verzapft man Wein. – Eiselein, 526. 20 Wo ein Reif, da ist um Wein Geläuf. „Also beschicht, wann man einen Reyff ausssteckt, so ist umb Wein ein G'leuff.“ (Berein, 328.) *21 Der ist auch der Reif g'sprungen. (Ergenzing.) – Birlinger, 973. Hat ledig geboren. *22 Der ist auch der Reif unta fürerkomma. (Unterbrettring.) – Birlinger, 973. In demselben Sinne. *23 Ein reiff ausstecken. – Murner, Schelm., 31. Andere zu etwas reizen. Die öffentliche Aufmerksamkeit auf einen Gegenstand lenken. „Wer nicht schenken will den wein, der zeuch in's Teuffels namen ein den reiff.“ „ ... Die weiber haben ein freud daran, so vmb sie wirbet mancher man; sie sagen aber nit darneben, das sie darzu hand versach geben. Liessen sie das reiflin stan, sie wurden nit vil werber han.“ (Kloster, I, 865.) *24 Er hat die Reifen über die Ohren. – Lehmann, 935, 13. Er ist gebunden, er muss das thun. (S. Garn 44.) *25 Er möchte sich einen Reifen um den Bauch legen. – Klix, 74. *26 Ich habe ihn zum Reif gebogen. Ganz in meinen Willen gezwungen. *27 Reifen aufstecken, wenn kein Bier (Wein) mehr im Keller ist. – Simrock, 8380; Körte, 5041. *28 Sie sind alle über einen Reif gebunden. (Oberösterreich.) Einander ähnlich, gleichförmig, von gleichem Werthe. Reifen (Verb.). 1 Was baldt reifft, helt nit steiff. – Gruter, I, 74; Schottel, 1145b; Sailer, 71. *2 Ueber statt ryfe. (Schaffhausen.) – Schweiz, II, 168, 33. Zu schnell reifen. Reifenbeisser. * Reifenbeisser trinken. So nannte man spottweis in Oesterreich den Wein des Jahres 1450, weil er so ungewöhnlich sauer war. Herzog Friedrich III. befahl daher, den ungeniessbaren bei schwerer Strafe nach Sanct-Stephan in die Bauhütte zu tragen, was wahrscheinlich zu der Sage Veranlassung gegeben hat, der Mörtel zu dem Stephansthurm sei mit Wein zubereitet, weil er so ausserordentlich dauerhaft ist. Reigen. 1 Ein kurzer Reigen ist bald getanzt. – Petri, II, 211. Lat.: Aphya ad ignem. – Aphyarum honos. (Erasm., 843.) *2 Einem seinen Reien geygen vnd tantzen. – Aventin, CCLXXIIb. Reihe. 1 Dat geit no de Rêg as in Oldeslo1 dat Backen; wer kên Mehl hett, de sleit dat över. 1) Ob Oldesloe, eine kleine holsteinische Stadt an der Trave, gemeint ist? 2 Wer in der Reihe sitzt, darf keine Ausnahme machen. (Posen.) *3 Aus Reih' und Glied weichen. – Eiselein, 526. *4 Bunte Reihe machen. D. h. bei Tafel z. B. eine solche Ordnung in Betreff der Gäste treffen, dass Männer und Frauen nebeneinander, nicht die Männer auf dieser und die Frauen an der andern Seite der Tafel sitzen. Ebenso wenig darf ein Ehepaar nebeneinander zu sitzen kommen. In einer Kussgesellschaft darf ein Mann nicht den andern, eine Frau nicht die andere, der Mann nicht seine Ehegattin, der Bruder nicht die Schwester oder umgekehrt küssen. *5 Es geht Reihe 'rum wie das Brezelbacken. (Guben.) Das Brezelbacken besorgt hier, wie auch in vielen andern Städten, in jedem Jahr ein anderer Bäcker. *6 Es geht Reihe 'rum, wie in Polen das Pferdeschinden. (Guben.) *7 Es geht Reihe um, wie in Fürstenwalde das Arschlecken. *8 He hett dat in de Rêge as Anke dat Mölenspill. – Eichwald, 36. 9 Jetzt kommt die Reihe an dich. Frz.: C'est à votre tour à glisser. (Lendroy, 841.) Lat.: Expectat bos aliquando herbam. (Philippi, II, 145.) – Nunc ferrum tuum in igne est. (Seneca.) (Binder I, 1242; II, 2311; Seybold, 394.) *10 'S geht nach der Reihe, wie in Taupadel 's Platzbacken. (Altenburg.) Um zu sagen, dass jemand so lange warten muss, bis die Reihe an ihn kommt. Taupadel, ein altenburgisches Dorf bei Gössnitz an der sächsisch-bairischen Eisenbahn. Platz nennen die Bauern einen dünnen breiten Kuchen. Reihen. 1 Reigt jo, sä de Mester, do har he man ên Kind in de Schôl. (Ostfries.) – Hauskalender, IV. Holl.: Schenk eens rond, zei de bakker, en hij zat alleen. (Harrebomée, I, 28.) 2 Reig't juch, Bur'n, segt de Schult, de Eddelmann kümmt. – Hoefer, 961. 3 Reigt jûch, seggt dei Bûr, da hei ein Kâu in'n Stall. (Mecklenburg.) – Raabe, 10; für Münster: Firmenich, I, 298, 55; Frommann, VI, 424, 10. 4 Reihen und Freuen bringt Reuen. 5 Reihet euch, sagte der Bauer, da hatte er nur Eine Kuh im Stalle. – Hoefer, 170; Simrock, 6059a. 6 Riegt jo, sä de Köster, do harr he en Jung vör de Dode1. – Kern, 340. 1) Vor der Leiche, nämlich, um zu singen. Schildert die Macht der Gewohnheit. 7 Rîget ju, sagg de Buer, do hedde he men en Piärd in dem Stall. (Rheine in Münsterland.) – Firmenich, I, 285, 4. 8 Risch am Reyen, faul daheym. „Ist ein Sprichwort.“ (Theatrum Diabolorum, 224.) 9 Ruiget juch, hadde jene Scholmester sägt, he hedde äwwer man (nur) ênen Schöler hat. (Lippe.) *10 Den reyen mit jm dantzen. – Stumpff, Historie, XXXIb. In dem Sinne: mit ihm in Ein Horn blasen. *11 Lesch mir den reyen aus. – Luther's Ms. S. 1. Reihen (der). * Einen Reihen mit jemand thun. Ein Gefecht, einen Kampf mit ihm bestehen. (Murner, Kirchendieb und Ketzerkalender.) Reiher. 1 Der Reiher, der nicht schwimmen kann, gibt dem Wasser die Schuld. 2 Der Reiher fängt keine Fische als die oben schwimmen. – Parömiakon, 2758. Nachtheile des Stolzes und Ehrgeizes. 3 Der Reiher fliege noch so hoch, der Falk erreicht ihn doch. Port.: Ainda que a garca voe alta, o falcão a mata. (Bohn I, 264.) 4 Der Reiher hat nicht allein lange Beine. Der Storch und andere Vögel haben dergleichen auch. Man soll nicht glauben, Weisheit und Geschicklichkeit allein zu besitzen, andere Leute sind auch nicht auf den Kopf gefallen. 5 Der Reiher klagt das Wasser an, weil selber er nicht schwimmen kann. – Suringar, XVII, 13. Dän.: Hejren laster (straffer) vandet, for han kand ei svømme. (Prov. dan., 277; Bohn I, 374.) 6 Der Reiher spiesst den Falken, der ihm droht. 7 Wenn der Reiher sitzt traurig am Bach, so ist der Regen nahe. Wie bei uns an Kukuk und Storch, so knüpfen sich anderwärts an den Reiher, der auch ein Zugvogel ist,

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873, S. [817]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon03_1873/831>, abgerufen am 25.04.2024.