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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873.

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Reivogel.

* Mit solchen Reivögeln (Lockvögeln) fängt der Teufel auf seinem Finkenherde die Leute. - Luther's Werke, I, 509b.


Reizen.

Reitzen, streiffen, sanfft und lind, den Mantel hencken nach dem Wind.

Lat.: Fistula dulce canit, volucrem dum decipit auceps. (Chaos, 33.)


Rekel.

* En unbeschuffden Rekel. - Eichwald, 1579.


Religion.

1 Die Religion hat den Reichthum geboren, aber das Kind hat die Mutter verschlungen. - Simrock, 8429; Eiselein, 527.

"Ist auf die Klöster gemünzt." (Klosterspiegel, 39, 18.) "Wie man sagt, das Religion geboren hab ein Tochter fron, die Tochter hab ihr Mutter gefressen, bei Reichthum sei der Lehr vergessen." (Froschm., LVI.) "Die Religion hat Reichthumb gezeugt vnd geboren, nun bringt die Dochter, d. i. der reichthum jhre Mutter, Religion, vmb den Hals." (Wolfius, Membr., I, 16; Zinkgref, IV, 474.)

2 Die Religion lehrt lieben und hassen.

Die Russen: Die Religion hat zwei Kinder, die Liebe und den Hass. (Altmann VI, 426.)

3 Es gibt zweiundsiebzig Religionen in der Welt und eine halbe, die der Zigeuner.

Die Gleichgültigkeit gegen die Religion ist ein eigenthümlicher, auch durch dies Sprichwort ausgedrückter Charakterzug der Zigeuner, der auch noch in einer Sage seinen Ausdruck findet. Nach derselben besassen die Zigeuner einen aus Steinen gebauten, die Walachen einen aus Schinken und Speckseiten bestehenden Tempel. Sie schlugen den letztern einen Tausch vor, der angenommen wurde, und verzehrten dann die eingetauschte Schinkenkirche. (Vgl. H. Simon, Ueber die Volksdichtung der Zigeuner, im Deutschen Museum, Leipzig 1861, Nr. 5.)

Frz.: Une religion peu a peu emporte une autre. (Leroux, I, 28.)

4 Es streiten viele vor die Religion, aber alle ums Geld. - Opel, 383.

5 Ich habe die Religion der Gelehrten, sagte der Schneider, ich glaube, was ich will.

6 Jeder hält seine Religion für die beste.

Die Russen: Die Religion, welche die theuersten Bande zerschneidet, ist nicht die rechte. (Altmann VI, 406.) Papst Alexander VI. behauptete, jede Religion sei gut, aber die dümmste sei die beste.

7 Ohne Religion und Gensdarmen kann ich nicht regieren, sagte der Minister.

8 Ueber Religion ist bös streiten.

Die Araber gehen wol aber zu weit, wenn sie behaupten: Wenn zwei über Religion streiten, ist wenigstens einer ein Narr. (Cahier, 2444.)

9 Viel Religionen, aber wenig Gottesfurcht. - Opel, 375.

Wahre Religion, d. i. Religiosität nennt ein talmudisches Sprichwort: ein Heilpflaster. (Kid.) Der französische Gesandte Ludwig's XIV. am englischen Hofe schrieb in seinem ersten Briefe aus London an seine Familie: "Es ist ein verwünschtes Land hier; es gibt hier zwanzigerlei Religionen und nur zweierlei Saucen." (Witzfunken, Va, 50.)

Lat.: Superstitio religionem imitatur. (Gaal, 800.)

10 Wer nur Eine Religion will haben im Reich, mach' erst Ellen, Münzen und Uhren gleich. - Opel, 381.

*11 Der hat Religion. - Birlinger, 1076.

Soviel wie: er hat Batzen, Knöpfe, Moos, Weisszeug, d. h. Geld.


Religionsstreit.

Religionsstreit wäre leicht zu ertragen, wann nur die Leut zu vertragen wären. - Opel, 395.


Reliquie.

*1 Eine Reliquie aus etwas machen.

Es wie ein Heiligthum achten und verwahren.

*2 Er will Reliquien daraus machen.

Er will es lange aufbewahren.

Frz.: Il en veut faire des reliques. (Lendroy, 1296.)


Relk, s. Reinlich.

Reminiscere.

1 Reminiscere, greift an die Gewehre, Oculi da kommen sie (auch: da macht es Müh), Lätäre ist das Wahre, Judica - auch noch da, aber Palmarum - rarum. - Frischbier2, 3127.

Spruch der Jäger zur Bezeichnung des Schnepfenzugs.

[Spaltenumbruch] 2 Vmb Reminiscere wollen sie nicht mehr discere; auff Oculi begehren sie - die Bücher nicht mehr; auff Laetare gehen sie auss dem Thare; auff Judica seynd sie in jhrem Patria; auff Palmarum haben sie parparum.

"Auff die Schüler, Vaganten genannt, die nicht lange an einem Orth bleiben, sondern, sobald der Schnee abgehet, blasen sie jhr Federlin auff vnd sehen, wo sie das hinweiset, etwa in ein Land, da sie gute Herren finden." (Oec. rur.)


Rennen.

1 Besser gerannt als verbrannt. - Sailer, 70; Simrock, 8075.

Engl.: Rather turn, than burn. (Gaal, 1315.)

2 Es ist ein Rennen mit Hindernissen, sagte der Bräutigam.

3 Gerennt und geritten jach vier Bretlein halber und Leilach.

"Still, kühn und klein. Sechs Breter und zwei Bretchen." (Bürger.)

4 Ja wol, gerennt und geretten na ein Lacken mit vier Bretten, pflegte jener Metzger zu sagen. - Birlinger, 430.

"Wol gerent vnde gereden na einem Laken vnde veer Breden." "Zu Rostock ist vor wenig Jaren gewesen ein Fleischer, der auch mit ein Rosseteuscher war, welcher kein Fleis vnd mühe sparete im Reisen vnd im Erbeiten, damit er möchte Reich werden. Wie er aber jetzt sterben sollte, sprach er zu denjenigen, welche vmb ihn waren, kurtz vor seinem letzen, mit diesen Sechsischen worten: Ja, ja, wol gerent u. s. w." (Pauli, Postilla, I, 281b.)

5 Wer rennen muss, hat Blei an den Füssen.

Der Ton liegt auf "muss"; d. h. wer gezwungen etwas thut, dem wird es sehr schwer.

Dän.: Den har svaert löb, som nödes til at löbe. (Bohn I, 354.)

*6 A rannte doass a d' Schaue v'rlaur. (Oesterr.-Schles.) - Peter, 453.

*7 A rannte oass wänn d'r Garw'r a Schust'r jäät. - Peter, 453.

*8 A rannte oass wänn d'r Taif'l 's Holzwaib jäät. - Peter, 453.

*9 A rannte wi Häll oan d'r Taif'l. - Peter, 453.

*10 A rannte woas hoste, woas koannste. - Peter, 453.

*11 Dei rennt als wenn er de Hacke verlore hewwt. - Frischbier2, 3128.

*12 Er rennt als hätte er Bürsten gestohlen.

*13 Er rennt als ob er Botzeche liefe.

*14 Er rennt als ob er für die Meile bezahlt bekäme.

*15 Er rennt als ob ihm die Hacke brennt. - Frischbier2, 3128.

*16 Er rennt als sollte er Wechsel von Radeberg holen.

"Da rennt man, wie einer der Bürsten gestohlen, als sollte man Wechsel von Radeberg holen."

*17 Er rennt als wenn er die Hacken verlieren soll. (S. Gehen 227-228.)

*18 Er rennt als wenn er sich in die Hosen scheissen sollte.

Holl.: Hij vliegt als een geladen aars naar het kakhuis. (Harrebomee, I, 8a.)

*19 Er rennt, dass ihm das Wasser im Arsche kocht. - Frischbier2, 3128.

*20 Er rennt sich schätterich. - Frischbier2, 3129.

*21 Er rennt vnd lauffet wie ein metze, die gern ein Mann hette. - Mathesius, Historia Jesu, CXVIIIa.

*22 Er rennt wie die Kuh auf den Apfelbaum. - Frischbier2, 3130.

*23 Er rennt wie ein Reit(Post-)pferd. (Schles.)

*24 Er rennt wie ein Scherenschleifer.

*25 He rennt wie e pössaja Huingd. (Ermeland.) - Frischbier2, 3131.

*26 Hei rennt als wenn de Laus Kindelber gövt. - Frischbier2, 3132.

*27 Hei rennt als wenn em de Narsch brennt. - Frischbier2, 3132.

*28 Hei rennt als wenn hei Füer vnderm Zage heft. - Frischbier2, 3132.

*29 Ik rönn önt Füer, seggt de ol Schulz, on geit bei sine Mutter. - Frischbier2, 3162.

[Spaltenumbruch]
Reivogel.

* Mit solchen Reivögeln (Lockvögeln) fängt der Teufel auf seinem Finkenherde die Leute.Luther's Werke, I, 509b.


Reizen.

Reitzen, streiffen, sanfft und lind, den Mantel hencken nach dem Wind.

Lat.: Fistula dulce canit, volucrem dum decipit auceps. (Chaos, 33.)


Rekel.

* En unbeschuffden Rekel.Eichwald, 1579.


Religion.

1 Die Religion hat den Reichthum geboren, aber das Kind hat die Mutter verschlungen.Simrock, 8429; Eiselein, 527.

„Ist auf die Klöster gemünzt.“ (Klosterspiegel, 39, 18.) „Wie man sagt, das Religion geboren hab ein Tochter fron, die Tochter hab ihr Mutter gefressen, bei Reichthum sei der Lehr vergessen.“ (Froschm., LVI.) „Die Religion hat Reichthumb gezeugt vnd geboren, nun bringt die Dochter, d. i. der reichthum jhre Mutter, Religion, vmb den Hals.“ (Wolfius, Membr., I, 16; Zinkgref, IV, 474.)

2 Die Religion lehrt lieben und hassen.

Die Russen: Die Religion hat zwei Kinder, die Liebe und den Hass. (Altmann VI, 426.)

3 Es gibt zweiundsiebzig Religionen in der Welt und eine halbe, die der Zigeuner.

Die Gleichgültigkeit gegen die Religion ist ein eigenthümlicher, auch durch dies Sprichwort ausgedrückter Charakterzug der Zigeuner, der auch noch in einer Sage seinen Ausdruck findet. Nach derselben besassen die Zigeuner einen aus Steinen gebauten, die Walachen einen aus Schinken und Speckseiten bestehenden Tempel. Sie schlugen den letztern einen Tausch vor, der angenommen wurde, und verzehrten dann die eingetauschte Schinkenkirche. (Vgl. H. Simon, Ueber die Volksdichtung der Zigeuner, im Deutschen Museum, Leipzig 1861, Nr. 5.)

Frz.: Une religion peu à peu emporte une autre. (Leroux, I, 28.)

4 Es streiten viele vor die Religion, aber alle ums Geld.Opel, 383.

5 Ich habe die Religion der Gelehrten, sagte der Schneider, ich glaube, was ich will.

6 Jeder hält seine Religion für die beste.

Die Russen: Die Religion, welche die theuersten Bande zerschneidet, ist nicht die rechte. (Altmann VI, 406.) Papst Alexander VI. behauptete, jede Religion sei gut, aber die dümmste sei die beste.

7 Ohne Religion und Gensdarmen kann ich nicht regieren, sagte der Minister.

8 Ueber Religion ist bös streiten.

Die Araber gehen wol aber zu weit, wenn sie behaupten: Wenn zwei über Religion streiten, ist wenigstens einer ein Narr. (Cahier, 2444.)

9 Viel Religionen, aber wenig Gottesfurcht.Opel, 375.

Wahre Religion, d. i. Religiosität nennt ein talmudisches Sprichwort: ein Heilpflaster. (Kid.) Der französische Gesandte Ludwig's XIV. am englischen Hofe schrieb in seinem ersten Briefe aus London an seine Familie: „Es ist ein verwünschtes Land hier; es gibt hier zwanzigerlei Religionen und nur zweierlei Saucen.“ (Witzfunken, Va, 50.)

Lat.: Superstitio religionem imitatur. (Gaal, 800.)

10 Wer nur Eine Religion will haben im Reich, mach' erst Ellen, Münzen und Uhren gleich.Opel, 381.

*11 Der hat Religion.Birlinger, 1076.

Soviel wie: er hat Batzen, Knöpfe, Moos, Weisszeug, d. h. Geld.


Religionsstreit.

Religionsstreit wäre leicht zu ertragen, wann nur die Leut zu vertragen wären.Opel, 395.


Reliquie.

*1 Eine Reliquie aus etwas machen.

Es wie ein Heiligthum achten und verwahren.

*2 Er will Reliquien daraus machen.

Er will es lange aufbewahren.

Frz.: Il en veut faire des reliques. (Lendroy, 1296.)


Relk, s. Reinlich.

Reminiscere.

1 Reminiscere, greift an die Gewehre, Oculi da kommen sie (auch: da macht es Müh), Lätäre ist das Wahre, Judica – auch noch da, aber Palmarum – rarum.Frischbier2, 3127.

Spruch der Jäger zur Bezeichnung des Schnepfenzugs.

[Spaltenumbruch] 2 Vmb Reminiscere wollen sie nicht mehr discere; auff Oculi begehren sie – die Bücher nicht mehr; auff Laetare gehen sie auss dem Thare; auff Judica seynd sie in jhrem Patria; auff Palmarum haben sie parparum.

„Auff die Schüler, Vaganten genannt, die nicht lange an einem Orth bleiben, sondern, sobald der Schnee abgehet, blasen sie jhr Federlin auff vnd sehen, wo sie das hinweiset, etwa in ein Land, da sie gute Herren finden.“ (Oec. rur.)


Rennen.

1 Besser gerannt als verbrannt.Sailer, 70; Simrock, 8075.

Engl.: Rather turn, than burn. (Gaal, 1315.)

2 Es ist ein Rennen mit Hindernissen, sagte der Bräutigam.

3 Gerennt und geritten jach vier Bretlein halber und Leilach.

„Still, kühn und klein. Sechs Breter und zwei Bretchen.“ (Bürger.)

4 Ja wol, gerennt und geretten na ein Lacken mit vier Bretten, pflegte jener Metzger zu sagen.Birlinger, 430.

„Wol gerent vnde gereden na einem Laken vnde veer Breden.“ „Zu Rostock ist vor wenig Jaren gewesen ein Fleischer, der auch mit ein Rosseteuscher war, welcher kein Fleis vnd mühe sparete im Reisen vnd im Erbeiten, damit er möchte Reich werden. Wie er aber jetzt sterben sollte, sprach er zu denjenigen, welche vmb ihn waren, kurtz vor seinem letzen, mit diesen Sechsischen worten: Ja, ja, wol gerent u. s. w.“ (Pauli, Postilla, I, 281b.)

5 Wer rennen muss, hat Blei an den Füssen.

Der Ton liegt auf „muss“; d. h. wer gezwungen etwas thut, dem wird es sehr schwer.

Dän.: Den har svært løb, som nødes til at løbe. (Bohn I, 354.)

*6 A rannte doass a d' Schûe v'rlûr. (Oesterr.-Schles.) – Peter, 453.

*7 A rannte oass wänn d'r Garw'r a Schust'r jäät.Peter, 453.

*8 A rannte oass wänn d'r Taif'l 's Holzwaib jäät.Peter, 453.

*9 A rannte wi Häll oan d'r Taif'l.Peter, 453.

*10 A rannte woas hoste, woas koannste.Peter, 453.

*11 Dei rennt als wenn er de Hacke verlore hewwt.Frischbier2, 3128.

*12 Er rennt als hätte er Bürsten gestohlen.

*13 Er rennt als ob er Botzeche liefe.

*14 Er rennt als ob er für die Meile bezahlt bekäme.

*15 Er rennt als ob ihm die Hacke brennt.Frischbier2, 3128.

*16 Er rennt als sollte er Wechsel von Radeberg holen.

„Da rennt man, wie einer der Bürsten gestohlen, als sollte man Wechsel von Radeberg holen.“

*17 Er rennt als wenn er die Hacken verlieren soll. (S. Gehen 227-228.)

*18 Er rennt als wenn er sich in die Hosen scheissen sollte.

Holl.: Hij vliegt als een geladen aars naar het kakhuis. (Harrebomée, I, 8a.)

*19 Er rennt, dass ihm das Wasser im Arsche kocht.Frischbier2, 3128.

*20 Er rennt sich schätterich.Frischbier2, 3129.

*21 Er rennt vnd lauffet wie ein metze, die gern ein Mann hette.Mathesius, Historia Jesu, CXVIIIa.

*22 Er rennt wie die Kuh auf den Apfelbaum.Frischbier2, 3130.

*23 Er rennt wie ein Reit(Post-)pferd. (Schles.)

*24 Er rennt wie ein Scherenschleifer.

*25 He rennt wie e pössaja Huingd. (Ermeland.) – Frischbier2, 3131.

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*27 Hei rennt als wenn em de Narsch brennt.Frischbier2, 3132.

*28 Hei rennt als wenn hei Füer vnderm Zage heft.Frischbier2, 3132.

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[[828]/0842] Reivogel. * Mit solchen Reivögeln (Lockvögeln) fängt der Teufel auf seinem Finkenherde die Leute. – Luther's Werke, I, 509b. Reizen. Reitzen, streiffen, sanfft und lind, den Mantel hencken nach dem Wind. Lat.: Fistula dulce canit, volucrem dum decipit auceps. (Chaos, 33.) Rekel. * En unbeschuffden Rekel. – Eichwald, 1579. Religion. 1 Die Religion hat den Reichthum geboren, aber das Kind hat die Mutter verschlungen. – Simrock, 8429; Eiselein, 527. „Ist auf die Klöster gemünzt.“ (Klosterspiegel, 39, 18.) „Wie man sagt, das Religion geboren hab ein Tochter fron, die Tochter hab ihr Mutter gefressen, bei Reichthum sei der Lehr vergessen.“ (Froschm., LVI.) „Die Religion hat Reichthumb gezeugt vnd geboren, nun bringt die Dochter, d. i. der reichthum jhre Mutter, Religion, vmb den Hals.“ (Wolfius, Membr., I, 16; Zinkgref, IV, 474.) 2 Die Religion lehrt lieben und hassen. Die Russen: Die Religion hat zwei Kinder, die Liebe und den Hass. (Altmann VI, 426.) 3 Es gibt zweiundsiebzig Religionen in der Welt und eine halbe, die der Zigeuner. Die Gleichgültigkeit gegen die Religion ist ein eigenthümlicher, auch durch dies Sprichwort ausgedrückter Charakterzug der Zigeuner, der auch noch in einer Sage seinen Ausdruck findet. Nach derselben besassen die Zigeuner einen aus Steinen gebauten, die Walachen einen aus Schinken und Speckseiten bestehenden Tempel. Sie schlugen den letztern einen Tausch vor, der angenommen wurde, und verzehrten dann die eingetauschte Schinkenkirche. (Vgl. H. Simon, Ueber die Volksdichtung der Zigeuner, im Deutschen Museum, Leipzig 1861, Nr. 5.) Frz.: Une religion peu à peu emporte une autre. (Leroux, I, 28.) 4 Es streiten viele vor die Religion, aber alle ums Geld. – Opel, 383. 5 Ich habe die Religion der Gelehrten, sagte der Schneider, ich glaube, was ich will. 6 Jeder hält seine Religion für die beste. Die Russen: Die Religion, welche die theuersten Bande zerschneidet, ist nicht die rechte. (Altmann VI, 406.) Papst Alexander VI. behauptete, jede Religion sei gut, aber die dümmste sei die beste. 7 Ohne Religion und Gensdarmen kann ich nicht regieren, sagte der Minister. 8 Ueber Religion ist bös streiten. Die Araber gehen wol aber zu weit, wenn sie behaupten: Wenn zwei über Religion streiten, ist wenigstens einer ein Narr. (Cahier, 2444.) 9 Viel Religionen, aber wenig Gottesfurcht. – Opel, 375. Wahre Religion, d. i. Religiosität nennt ein talmudisches Sprichwort: ein Heilpflaster. (Kid.) Der französische Gesandte Ludwig's XIV. am englischen Hofe schrieb in seinem ersten Briefe aus London an seine Familie: „Es ist ein verwünschtes Land hier; es gibt hier zwanzigerlei Religionen und nur zweierlei Saucen.“ (Witzfunken, Va, 50.) Lat.: Superstitio religionem imitatur. (Gaal, 800.) 10 Wer nur Eine Religion will haben im Reich, mach' erst Ellen, Münzen und Uhren gleich. – Opel, 381. *11 Der hat Religion. – Birlinger, 1076. Soviel wie: er hat Batzen, Knöpfe, Moos, Weisszeug, d. h. Geld. Religionsstreit. Religionsstreit wäre leicht zu ertragen, wann nur die Leut zu vertragen wären. – Opel, 395. Reliquie. *1 Eine Reliquie aus etwas machen. Es wie ein Heiligthum achten und verwahren. *2 Er will Reliquien daraus machen. Er will es lange aufbewahren. Frz.: Il en veut faire des reliques. (Lendroy, 1296.) Relk, s. Reinlich. Reminiscere. 1 Reminiscere, greift an die Gewehre, Oculi da kommen sie (auch: da macht es Müh), Lätäre ist das Wahre, Judica – auch noch da, aber Palmarum – rarum. – Frischbier2, 3127. Spruch der Jäger zur Bezeichnung des Schnepfenzugs. 2 Vmb Reminiscere wollen sie nicht mehr discere; auff Oculi begehren sie – die Bücher nicht mehr; auff Laetare gehen sie auss dem Thare; auff Judica seynd sie in jhrem Patria; auff Palmarum haben sie parparum. „Auff die Schüler, Vaganten genannt, die nicht lange an einem Orth bleiben, sondern, sobald der Schnee abgehet, blasen sie jhr Federlin auff vnd sehen, wo sie das hinweiset, etwa in ein Land, da sie gute Herren finden.“ (Oec. rur.) Rennen. 1 Besser gerannt als verbrannt. – Sailer, 70; Simrock, 8075. Engl.: Rather turn, than burn. (Gaal, 1315.) 2 Es ist ein Rennen mit Hindernissen, sagte der Bräutigam. 3 Gerennt und geritten jach vier Bretlein halber und Leilach. „Still, kühn und klein. Sechs Breter und zwei Bretchen.“ (Bürger.) 4 Ja wol, gerennt und geretten na ein Lacken mit vier Bretten, pflegte jener Metzger zu sagen. – Birlinger, 430. „Wol gerent vnde gereden na einem Laken vnde veer Breden.“ „Zu Rostock ist vor wenig Jaren gewesen ein Fleischer, der auch mit ein Rosseteuscher war, welcher kein Fleis vnd mühe sparete im Reisen vnd im Erbeiten, damit er möchte Reich werden. Wie er aber jetzt sterben sollte, sprach er zu denjenigen, welche vmb ihn waren, kurtz vor seinem letzen, mit diesen Sechsischen worten: Ja, ja, wol gerent u. s. w.“ (Pauli, Postilla, I, 281b.) 5 Wer rennen muss, hat Blei an den Füssen. Der Ton liegt auf „muss“; d. h. wer gezwungen etwas thut, dem wird es sehr schwer. Dän.: Den har svært løb, som nødes til at løbe. (Bohn I, 354.) *6 A rannte doass a d' Schûe v'rlûr. (Oesterr.-Schles.) – Peter, 453. *7 A rannte oass wänn d'r Garw'r a Schust'r jäät. – Peter, 453. *8 A rannte oass wänn d'r Taif'l 's Holzwaib jäät. – Peter, 453. *9 A rannte wi Häll oan d'r Taif'l. – Peter, 453. *10 A rannte woas hoste, woas koannste. – Peter, 453. *11 Dei rennt als wenn er de Hacke verlore hewwt. – Frischbier2, 3128. *12 Er rennt als hätte er Bürsten gestohlen. *13 Er rennt als ob er Botzeche liefe. *14 Er rennt als ob er für die Meile bezahlt bekäme. *15 Er rennt als ob ihm die Hacke brennt. – Frischbier2, 3128. *16 Er rennt als sollte er Wechsel von Radeberg holen. „Da rennt man, wie einer der Bürsten gestohlen, als sollte man Wechsel von Radeberg holen.“ *17 Er rennt als wenn er die Hacken verlieren soll. (S. Gehen 227-228.) *18 Er rennt als wenn er sich in die Hosen scheissen sollte. Holl.: Hij vliegt als een geladen aars naar het kakhuis. (Harrebomée, I, 8a.) *19 Er rennt, dass ihm das Wasser im Arsche kocht. – Frischbier2, 3128. *20 Er rennt sich schätterich. – Frischbier2, 3129. *21 Er rennt vnd lauffet wie ein metze, die gern ein Mann hette. – Mathesius, Historia Jesu, CXVIIIa. *22 Er rennt wie die Kuh auf den Apfelbaum. – Frischbier2, 3130. *23 Er rennt wie ein Reit(Post-)pferd. (Schles.) *24 Er rennt wie ein Scherenschleifer. *25 He rennt wie e pössaja Huingd. (Ermeland.) – Frischbier2, 3131. *26 Hei rennt als wenn de Lûs Kindelbêr gövt. – Frischbier2, 3132. *27 Hei rennt als wenn em de Narsch brennt. – Frischbier2, 3132. *28 Hei rennt als wenn hei Füer vnderm Zage heft. – Frischbier2, 3132. *29 Ik rönn önt Füer, seggt de ôl Schulz, on geit bî sine Mutter. – Frischbier2, 3162.

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873, S. [828]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon03_1873/842>, abgerufen am 25.04.2024.