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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873.

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Röhrkasten.

Beim Röhrkasten zahlt man keine Zeche. - Parömiakon, 2749.

Empfehlung des Wassertrinkens aus wirthschaftlichen Rücksichten.


Röhrmeister.

Wie der Röhrmeister, so der Brunnen. - Altmann VI, 495.


Rohrprediger.

* Es sind Rohrprediger.

"Das sind Rohrprediger, die nicht ihr Leben, Ehre, Gunst dran wagen, sondern sich nach den Leuten richten." (Luther, Hauspostille, 26b.)


Rohrsperling.

Wo Rohrsperlinge schreien, hört man Lerchen nicht. Rohrstock.

Wenn vom Rohrstock (Nichts) e Herr wird, hebt er die Nase höher, als sie ihm gewachsen ist. (S. Pareske 1.) (Ermeland.) - Frischbier2, 3158.


Rohrwort.

* Mit Rohrworten reden.

"Hier müssen wir warlich nicht mit Rohrworten reden, sondern frey Christum bekennen." (Luthers Werke, II, 81.)


Rök.

1 Hest du ken Rök, so bliv utr Kök. - Eichwald, 1599.

Hast du keinen Geruch, so bleib' aus der Küche.

*2 De hett 'n nippen Rök. - Dähnert, 384a.

Er kann gut riechen.

*3 He mot dor kenen Rök van hebben. - Dähnert, 384a.

Er muss davon nichts wissen.


Roland.

1 De den Roland sehn will, mutt den Mund vull Knake hebben. - Eichwald, 1342.

2 Wenn man den Roland fragt: Was magst du? so antwortet er: Nichts.

Ein nordhausischer Volkswitz. In Nordhausen (wie in vielen andern Städten, wie Bremen, Halle, Hamburg u. s. w.) war an der rechten Ecke des Rathhauses ein sogenanntes Rolandsbild aufgestellt, das Zeichen der vom Kaiser und Reich ertheilten Gerichtsbarkeit über Hand und Hals. (Illustr. Zeitung, Leipzig 1858, S. 352a.)

*3 Ein rasender Roland.

Holl.: Hij gedraagt zich als een razende Roland. (Harrebomee, II, 227a.)

*4 Hinter dem Roland sitzen. - Illustr. Zeitung, 1858, S. 352a.

In Nordhausen soviel wie im Gefängniss sein, weil im Kellergeschoss des Rathhauses auf der Seite des Rolandbildes sich die Kerker befanden.


Rolfinken (s. Röschlauben).

*1 Einen rolfinken.

*2 Er ist gerolfinkt worden.

Rolfink, ein Arzt in Jena, war als Anatom berühmt, und pflegte die Delinquenten in Beschlag zu nehmen. Als einmal mehrere Diebe gehängt werden sollten, erbaten sie sich die Gnade, nach ihrem Tode nicht gerolfinkt zu werden, weil sie die Operation des Anatomen nicht anders zu bezeichnen wussten. Daher nannte man (scherzweis) das Zergliedern der Leichname "rolfinken". Uneigentlich für zerlegen, kritisiren, durchhecheln. (Vgl. Braun, Bibliothek des Frohsinns, Bd. 3, Hft. 2, Nr. 274.)


Roll.

Roll, roll, roll, de Kanter öss e Boll, de Kinder sönn de Narre, se gehne mött em blarre. - Frischbier2, 3160.

Schildert die ehemaligen Singumgänge zu Weihnachten und Pfingsten im Samlande. Das "Roll, roll" soll sich, wie Frischbier bemerkt, auf den Stern beziehen, den die Knaben in der Weihnachtszeit mit sich führten.


Rollbusch.

* Sie ist ein Rollbusch.

In dem Sinne von Reuschel (s. d.).


Rolle.

1 Ich habe heut' eine tragische Rolle, sagte der Statist, und er hatte einige Stühle in die Scene zu tragen.

2 Man muss seine Rolle einstudiren, um sie gut zu spielen.

Holl.: Men moet zijne rol te voren maken, op dat men ze goed spele. (Harrebomee, II, 227a.)

*3 Der hat seine Rolle ausgespielt.

[Spaltenumbruch] *4 Eine kleine Rolle spielen.

Nicht viel zu sagen haben. Die Redensart: "Eine Rolle spielen" ist alt. Sie schreibt sich aus der Zeit her, als das Buchbinden noch nicht erfunden war und jeder Schauspieler das, was er zu sprechen hatte, auf einem zusammengerollten Pergament bei sich trug. Die Redensart kann übrigens jetzt auch noch in seiner eigentlichen Bedeutung genommen werden, da oft ein (zusammengerolltes) Octavblatt das enthält, was mancher Schauspieler bei uns zu sagen hat. Noch kürzer ist die Rolle, die mancher im bürgerlichen Leben spielt. Da er seine Rolle schlecht studirt hat und ihm der Souffleur fehlt, so geräth er gemeinhin schon vor der Zeit ins Stocken und verschwindet von der Schaubühne des Lebens, ohne sie jemals wieder betreten zu können. (Preuss. Hausfreund, Berlin 1870, I, 78.)

Frz.: Il joue un petit personnage.

*5 Eine stumme Rolle spielen.

Von denen, die in einer Gesellschaft sich lebendig Unterhaltender, Disputirender still und theilnahmlos bleiben. Von dem Gesetz der Bühne, nach welchem nicht leicht mehr als drei Personen aufzutreten pflegten, eine vierte hinzukommende aber eine stumme oder sehr wenig redende war.

*6 Einem durch die Rolle fahren.

Mishandeln.

*7 Einen durch die Rolle laufen lassen. - Eiselein, 503.

Luther gegen Erasmus: "Will ihm das Panzer fegen, ihn durch die Rolle lassen laufen, flugs zaufen; die Wankelworte und geschraubten Reden abthun."

*8 Einen durch die Rolle ziehen vnd wol pantzerfegen. - Theatrum Diabolorum, 47b.

*9 Er hat seine Rolle gut gespielt.

Er hat es auf die rechte Weise angegriffen.

Frz.: C'est un homme, qui fait bien son jeu.

Holl.: Hij kent zijne rol. (Harrebomee, II, 227a.)

*10 Er ist aus der Rolle gefallen. - Klix, 76.

*11 Er ist wieder in die Rolle gekommen. - Klix, 76.

*12 Er spielt da die erste Rolle.

"Manche Leute wollen nur eine Rolle spielen; welche, bekümmert sie wenig." (Welt und Zeit, III, 72, 42.)

Holl.: Hij speelt er eene eerste rol. (Harrebomee, II, 227a.)

*13 Mit seiner Rolle zu Ende sein.

Nicht mehr wissen, was man thun oder sagen soll.


Rollen.

1 Er rollte wie eine Kugel und fiel wie ein Stein.

Holl.: Hij rolde als een kloot, en viel als een steen. (Harrebomee, I, 417b.)

2 'S ist g'rolet wie bolet. (Ulm.)

Gerollt wie gebollt.


Rollenbatz.

* Hä ess 'ne Rollenbatz1. (Köln.) - Firmenich, I, 475, 166.

1) Ein wilder, stürmischer Knabe.


Röller.

Röller, Zoller, Fergen, Schergen, Artzt, Poeten vnd Juristen, das sind sieben böser Christen. - Gruter, III, 77; Lehmann, II, 536, 13; Eiselein, 354.


Röllersmaul.

1 Ich hab ein Rollersmaul, ich ess die Supp vngeblasen vnd sauff darauf mit Massen. - Fischart, Gesch., in Kloster, VIII, 428.

2 Rölers Maul frisst die Suppen vngeblasen. - Gruter, III, 76.


Rölli.

E gueti Rölli (Rollmühle) ist d' Mutter vo der Mühle. (Solothurn.) - Schild, 68, 130; Sutermeister, 139.


Rollwagen.

*1 Das gehört auf den Rollwagen.

In Bezug auf ungeschliffenes Benehmen und grobe Rede. "Es ist von alter her ein sprichwort vnder vilen gewesen, wenn man etwan schampern vnd schendtliche wort geredt, hat man gesagt: Stille, Mutz, diss gehort auff den Rollwagen oder ins Schiff." (Rollwagenbüchlein, Vorr.)

*2 Einen auf den Rollwagen heben. - Eichwald, 2012.

Ihn äffen, Spott mit ihm treiben.


Rom.

1 Auch in Rom müssen die Leute sterben.

Der Umstand, dass der Papst dort wohnt, schützt vor dem Tode nicht, denn er muss selbst sterben.

Lat.: Romae quoque homines moriuntur. (Eustathius.) (Binder II, 2976; Faselius, 225; Wiegand, 645.)

2 Beides alt und neuw Rom hat mehr Völker durch Fried und Wollust als durch Krieg und Mannheit bezwungen. - Opel, 388.

[Spaltenumbruch]
Röhrkasten.

Beim Röhrkasten zahlt man keine Zeche.Parömiakon, 2749.

Empfehlung des Wassertrinkens aus wirthschaftlichen Rücksichten.


Röhrmeister.

Wie der Röhrmeister, so der Brunnen.Altmann VI, 495.


Rohrprediger.

* Es sind Rohrprediger.

„Das sind Rohrprediger, die nicht ihr Leben, Ehre, Gunst dran wagen, sondern sich nach den Leuten richten.“ (Luther, Hauspostille, 26b.)


Rohrsperling.

Wo Rohrsperlinge schreien, hört man Lerchen nicht. Rohrstock.

Wenn vom Rohrstock (Nichts) e Herr wird, hebt er die Nase höher, als sie ihm gewachsen ist. (S. Parêske 1.) (Ermeland.) – Frischbier2, 3158.


Rohrwort.

* Mit Rohrworten reden.

„Hier müssen wir warlich nicht mit Rohrworten reden, sondern frey Christum bekennen.“ (Luthers Werke, II, 81.)


Rök.

1 Hest du ken Rök, so bliv utr Kök.Eichwald, 1599.

Hast du keinen Geruch, so bleib' aus der Küche.

*2 De hett 'n nippen Rök.Dähnert, 384a.

Er kann gut riechen.

*3 He môt dor kenen Rök van hebben.Dähnert, 384a.

Er muss davon nichts wissen.


Roland.

1 De den Roland sehn will, mutt den Mund vull Knake hebben.Eichwald, 1342.

2 Wenn man den Roland fragt: Was magst du? so antwortet er: Nichts.

Ein nordhausischer Volkswitz. In Nordhausen (wie in vielen andern Städten, wie Bremen, Halle, Hamburg u. s. w.) war an der rechten Ecke des Rathhauses ein sogenanntes Rolandsbild aufgestellt, das Zeichen der vom Kaiser und Reich ertheilten Gerichtsbarkeit über Hand und Hals. (Illustr. Zeitung, Leipzig 1858, S. 352a.)

*3 Ein rasender Roland.

Holl.: Hij gedraagt zich als een razende Roland. (Harrebomée, II, 227a.)

*4 Hinter dem Roland sitzen.Illustr. Zeitung, 1858, S. 352a.

In Nordhausen soviel wie im Gefängniss sein, weil im Kellergeschoss des Rathhauses auf der Seite des Rolandbildes sich die Kerker befanden.


Rolfinken (s. Röschlauben).

*1 Einen rolfinken.

*2 Er ist gerolfinkt worden.

Rolfink, ein Arzt in Jena, war als Anatom berühmt, und pflegte die Delinquenten in Beschlag zu nehmen. Als einmal mehrere Diebe gehängt werden sollten, erbaten sie sich die Gnade, nach ihrem Tode nicht gerolfinkt zu werden, weil sie die Operation des Anatomen nicht anders zu bezeichnen wussten. Daher nannte man (scherzweis) das Zergliedern der Leichname „rolfinken“. Uneigentlich für zerlegen, kritisiren, durchhecheln. (Vgl. Braun, Bibliothek des Frohsinns, Bd. 3, Hft. 2, Nr. 274.)


Roll.

Roll, roll, roll, de Kanter öss e Boll, de Kinder sönn de Narre, se gehne mött em blarre.Frischbier2, 3160.

Schildert die ehemaligen Singumgänge zu Weihnachten und Pfingsten im Samlande. Das „Roll, roll“ soll sich, wie Frischbier bemerkt, auf den Stern beziehen, den die Knaben in der Weihnachtszeit mit sich führten.


Rollbusch.

* Sie ist ein Rollbusch.

In dem Sinne von Reuschel (s. d.).


Rolle.

1 Ich habe heut' eine tragische Rolle, sagte der Statist, und er hatte einige Stühle in die Scene zu tragen.

2 Man muss seine Rolle einstudiren, um sie gut zu spielen.

Holl.: Men moet zijne rol te voren maken, op dat men ze goed spele. (Harrebomée, II, 227a.)

*3 Der hat seine Rolle ausgespielt.

[Spaltenumbruch] *4 Eine kleine Rolle spielen.

Nicht viel zu sagen haben. Die Redensart: „Eine Rolle spielen“ ist alt. Sie schreibt sich aus der Zeit her, als das Buchbinden noch nicht erfunden war und jeder Schauspieler das, was er zu sprechen hatte, auf einem zusammengerollten Pergament bei sich trug. Die Redensart kann übrigens jetzt auch noch in seiner eigentlichen Bedeutung genommen werden, da oft ein (zusammengerolltes) Octavblatt das enthält, was mancher Schauspieler bei uns zu sagen hat. Noch kürzer ist die Rolle, die mancher im bürgerlichen Leben spielt. Da er seine Rolle schlecht studirt hat und ihm der Souffleur fehlt, so geräth er gemeinhin schon vor der Zeit ins Stocken und verschwindet von der Schaubühne des Lebens, ohne sie jemals wieder betreten zu können. (Preuss. Hausfreund, Berlin 1870, I, 78.)

Frz.: Il joue un petit personnage.

*5 Eine stumme Rolle spielen.

Von denen, die in einer Gesellschaft sich lebendig Unterhaltender, Disputirender still und theilnahmlos bleiben. Von dem Gesetz der Bühne, nach welchem nicht leicht mehr als drei Personen aufzutreten pflegten, eine vierte hinzukommende aber eine stumme oder sehr wenig redende war.

*6 Einem durch die Rolle fahren.

Mishandeln.

*7 Einen durch die Rolle laufen lassen.Eiselein, 503.

Luther gegen Erasmus: „Will ihm das Panzer fegen, ihn durch die Rolle lassen laufen, flugs zaufen; die Wankelworte und geschraubten Reden abthun.“

*8 Einen durch die Rolle ziehen vnd wol pantzerfegen.Theatrum Diabolorum, 47b.

*9 Er hat seine Rolle gut gespielt.

Er hat es auf die rechte Weise angegriffen.

Frz.: C'est un homme, qui fait bien son jeu.

Holl.: Hij kent zijne rol. (Harrebomée, II, 227a.)

*10 Er ist aus der Rolle gefallen.Klix, 76.

*11 Er ist wieder in die Rolle gekommen.Klix, 76.

*12 Er spielt da die erste Rolle.

„Manche Leute wollen nur eine Rolle spielen; welche, bekümmert sie wenig.“ (Welt und Zeit, III, 72, 42.)

Holl.: Hij speelt er eene eerste rol. (Harrebomée, II, 227a.)

*13 Mit seiner Rolle zu Ende sein.

Nicht mehr wissen, was man thun oder sagen soll.


Rollen.

1 Er rollte wie eine Kugel und fiel wie ein Stein.

Holl.: Hij rolde als een kloot, en viel als een steen. (Harrebomée, I, 417b.)

2 'S ist g'rolet wie bolet. (Ulm.)

Gerollt wie gebollt.


Rollenbatz.

* Hä ess 'ne Rollenbatz1. (Köln.) – Firmenich, I, 475, 166.

1) Ein wilder, stürmischer Knabe.


Röller.

Röller, Zoller, Fergen, Schergen, Artzt, Poeten vnd Juristen, das sind sieben böser Christen.Gruter, III, 77; Lehmann, II, 536, 13; Eiselein, 354.


Röllersmaul.

1 Ich hab ein Rollersmaul, ich ess die Supp vngeblasen vnd sauff darauf mit Massen.Fischart, Gesch., in Kloster, VIII, 428.

2 Rölers Maul frisst die Suppen vngeblasen.Gruter, III, 76.


Rölli.

E gueti Rölli (Rollmühle) ist d' Mutter vo der Mühle. (Solothurn.) – Schild, 68, 130; Sutermeister, 139.


Rollwagen.

*1 Das gehört auf den Rollwagen.

In Bezug auf ungeschliffenes Benehmen und grobe Rede. „Es ist von alter her ein sprichwort vnder vilen gewesen, wenn man etwan schampern vnd schendtliche wort geredt, hat man gesagt: Stille, Mutz, diss gehort auff den Rollwagen oder ins Schiff.“ (Rollwagenbüchlein, Vorr.)

*2 Einen auf den Rollwagen heben.Eichwald, 2012.

Ihn äffen, Spott mit ihm treiben.


Rom.

1 Auch in Rom müssen die Leute sterben.

Der Umstand, dass der Papst dort wohnt, schützt vor dem Tode nicht, denn er muss selbst sterben.

Lat.: Romae quoque homines moriuntur. (Eustathius.) (Binder II, 2976; Faselius, 225; Wiegand, 645.)

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[[856]/0870] Röhrkasten. Beim Röhrkasten zahlt man keine Zeche. – Parömiakon, 2749. Empfehlung des Wassertrinkens aus wirthschaftlichen Rücksichten. Röhrmeister. Wie der Röhrmeister, so der Brunnen. – Altmann VI, 495. Rohrprediger. * Es sind Rohrprediger. „Das sind Rohrprediger, die nicht ihr Leben, Ehre, Gunst dran wagen, sondern sich nach den Leuten richten.“ (Luther, Hauspostille, 26b.) Rohrsperling. Wo Rohrsperlinge schreien, hört man Lerchen nicht. Rohrstock. Wenn vom Rohrstock (Nichts) e Herr wird, hebt er die Nase höher, als sie ihm gewachsen ist. (S. Parêske 1.) (Ermeland.) – Frischbier2, 3158. Rohrwort. * Mit Rohrworten reden. „Hier müssen wir warlich nicht mit Rohrworten reden, sondern frey Christum bekennen.“ (Luthers Werke, II, 81.) Rök. 1 Hest du ken Rök, so bliv utr Kök. – Eichwald, 1599. Hast du keinen Geruch, so bleib' aus der Küche. *2 De hett 'n nippen Rök. – Dähnert, 384a. Er kann gut riechen. *3 He môt dor kenen Rök van hebben. – Dähnert, 384a. Er muss davon nichts wissen. Roland. 1 De den Roland sehn will, mutt den Mund vull Knake hebben. – Eichwald, 1342. 2 Wenn man den Roland fragt: Was magst du? so antwortet er: Nichts. Ein nordhausischer Volkswitz. In Nordhausen (wie in vielen andern Städten, wie Bremen, Halle, Hamburg u. s. w.) war an der rechten Ecke des Rathhauses ein sogenanntes Rolandsbild aufgestellt, das Zeichen der vom Kaiser und Reich ertheilten Gerichtsbarkeit über Hand und Hals. (Illustr. Zeitung, Leipzig 1858, S. 352a.) *3 Ein rasender Roland. Holl.: Hij gedraagt zich als een razende Roland. (Harrebomée, II, 227a.) *4 Hinter dem Roland sitzen. – Illustr. Zeitung, 1858, S. 352a. In Nordhausen soviel wie im Gefängniss sein, weil im Kellergeschoss des Rathhauses auf der Seite des Rolandbildes sich die Kerker befanden. Rolfinken (s. Röschlauben). *1 Einen rolfinken. *2 Er ist gerolfinkt worden. Rolfink, ein Arzt in Jena, war als Anatom berühmt, und pflegte die Delinquenten in Beschlag zu nehmen. Als einmal mehrere Diebe gehängt werden sollten, erbaten sie sich die Gnade, nach ihrem Tode nicht gerolfinkt zu werden, weil sie die Operation des Anatomen nicht anders zu bezeichnen wussten. Daher nannte man (scherzweis) das Zergliedern der Leichname „rolfinken“. Uneigentlich für zerlegen, kritisiren, durchhecheln. (Vgl. Braun, Bibliothek des Frohsinns, Bd. 3, Hft. 2, Nr. 274.) Roll. Roll, roll, roll, de Kanter öss e Boll, de Kinder sönn de Narre, se gehne mött em blarre. – Frischbier2, 3160. Schildert die ehemaligen Singumgänge zu Weihnachten und Pfingsten im Samlande. Das „Roll, roll“ soll sich, wie Frischbier bemerkt, auf den Stern beziehen, den die Knaben in der Weihnachtszeit mit sich führten. Rollbusch. * Sie ist ein Rollbusch. In dem Sinne von Reuschel (s. d.). Rolle. 1 Ich habe heut' eine tragische Rolle, sagte der Statist, und er hatte einige Stühle in die Scene zu tragen. 2 Man muss seine Rolle einstudiren, um sie gut zu spielen. Holl.: Men moet zijne rol te voren maken, op dat men ze goed spele. (Harrebomée, II, 227a.) *3 Der hat seine Rolle ausgespielt. *4 Eine kleine Rolle spielen. Nicht viel zu sagen haben. Die Redensart: „Eine Rolle spielen“ ist alt. Sie schreibt sich aus der Zeit her, als das Buchbinden noch nicht erfunden war und jeder Schauspieler das, was er zu sprechen hatte, auf einem zusammengerollten Pergament bei sich trug. Die Redensart kann übrigens jetzt auch noch in seiner eigentlichen Bedeutung genommen werden, da oft ein (zusammengerolltes) Octavblatt das enthält, was mancher Schauspieler bei uns zu sagen hat. Noch kürzer ist die Rolle, die mancher im bürgerlichen Leben spielt. Da er seine Rolle schlecht studirt hat und ihm der Souffleur fehlt, so geräth er gemeinhin schon vor der Zeit ins Stocken und verschwindet von der Schaubühne des Lebens, ohne sie jemals wieder betreten zu können. (Preuss. Hausfreund, Berlin 1870, I, 78.) Frz.: Il joue un petit personnage. *5 Eine stumme Rolle spielen. Von denen, die in einer Gesellschaft sich lebendig Unterhaltender, Disputirender still und theilnahmlos bleiben. Von dem Gesetz der Bühne, nach welchem nicht leicht mehr als drei Personen aufzutreten pflegten, eine vierte hinzukommende aber eine stumme oder sehr wenig redende war. *6 Einem durch die Rolle fahren. Mishandeln. *7 Einen durch die Rolle laufen lassen. – Eiselein, 503. Luther gegen Erasmus: „Will ihm das Panzer fegen, ihn durch die Rolle lassen laufen, flugs zaufen; die Wankelworte und geschraubten Reden abthun.“ *8 Einen durch die Rolle ziehen vnd wol pantzerfegen. – Theatrum Diabolorum, 47b. *9 Er hat seine Rolle gut gespielt. Er hat es auf die rechte Weise angegriffen. Frz.: C'est un homme, qui fait bien son jeu. Holl.: Hij kent zijne rol. (Harrebomée, II, 227a.) *10 Er ist aus der Rolle gefallen. – Klix, 76. *11 Er ist wieder in die Rolle gekommen. – Klix, 76. *12 Er spielt da die erste Rolle. „Manche Leute wollen nur eine Rolle spielen; welche, bekümmert sie wenig.“ (Welt und Zeit, III, 72, 42.) Holl.: Hij speelt er eene eerste rol. (Harrebomée, II, 227a.) *13 Mit seiner Rolle zu Ende sein. Nicht mehr wissen, was man thun oder sagen soll. Rollen. 1 Er rollte wie eine Kugel und fiel wie ein Stein. Holl.: Hij rolde als een kloot, en viel als een steen. (Harrebomée, I, 417b.) 2 'S ist g'rolet wie bolet. (Ulm.) Gerollt wie gebollt. Rollenbatz. * Hä ess 'ne Rollenbatz1. (Köln.) – Firmenich, I, 475, 166. 1) Ein wilder, stürmischer Knabe. Röller. Röller, Zoller, Fergen, Schergen, Artzt, Poeten vnd Juristen, das sind sieben böser Christen. – Gruter, III, 77; Lehmann, II, 536, 13; Eiselein, 354. Röllersmaul. 1 Ich hab ein Rollersmaul, ich ess die Supp vngeblasen vnd sauff darauf mit Massen. – Fischart, Gesch., in Kloster, VIII, 428. 2 Rölers Maul frisst die Suppen vngeblasen. – Gruter, III, 76. Rölli. E gueti Rölli (Rollmühle) ist d' Mutter vo der Mühle. (Solothurn.) – Schild, 68, 130; Sutermeister, 139. Rollwagen. *1 Das gehört auf den Rollwagen. In Bezug auf ungeschliffenes Benehmen und grobe Rede. „Es ist von alter her ein sprichwort vnder vilen gewesen, wenn man etwan schampern vnd schendtliche wort geredt, hat man gesagt: Stille, Mutz, diss gehort auff den Rollwagen oder ins Schiff.“ (Rollwagenbüchlein, Vorr.) *2 Einen auf den Rollwagen heben. – Eichwald, 2012. Ihn äffen, Spott mit ihm treiben. Rom. 1 Auch in Rom müssen die Leute sterben. Der Umstand, dass der Papst dort wohnt, schützt vor dem Tode nicht, denn er muss selbst sterben. Lat.: Romae quoque homines moriuntur. (Eustathius.) (Binder II, 2976; Faselius, 225; Wiegand, 645.) 2 Beides alt und neuw Rom hat mehr Völker durch Fried und Wollust als durch Krieg und Mannheit bezwungen. – Opel, 388.

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873, S. [856]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon03_1873/870>, abgerufen am 19.04.2024.