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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873.

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Liebestafel.

Wer an der Liebestafel speist, hat Gerichte aus zwei Welten.


Liebestrank.

Der beste Liebestrank ist, liebenswürdig sein.

Man hatte früher für beide Geschlechter Liebestränke, welche die Kraft besitzen sollten, Liebe gegen gewisse Personen zu erzeugen. In Rom und Alexandrien war dies für Juden ein bedeutender Handelsartikel. Einige dieser Geheimnisse findet man in Albertus Magnus; noch deutlicher lernt man sie in der Vertheidigung kennen, welche der Römer Apulejus gegen seinen christlichen Schwiegervater aufsetzte, der ihn anklagte, seine Tochter mittels eines Philtrums zur Heirath bewogen zu haben. Die wahren Liebestränke sind Jugend und Gesundheit. Manche betrachten auch Chocolade als Liebestrank; aber man kann zehn Tassen Chocolade trinken, ohne liebenswürdig zu werden. (Vgl. Bresl. Erzähler, 1806, S. 292.)

Lat.: Ut ameris, amabilis esto.


Liebestraum.

Liebestraum ist (vergeht so schnell wie) Speichelschaum.


Liebeswehe.

Vor Liebesweh hilft kein Kamillen(Hollunder-)thee.

Dän.: Intet ondt behöver snarere hielp end kierligheds onde. (Prov. dan., 339.)


Liebeswunde.

1 Liebeswunden heilt nur die Zeit mit ihren Stunden.

2 Wer die Liebeswund' ertheilt, sie auch sicher wieder heilt.

Dän.: Den beste laege er den som giorde saaret. (Prov. dan., 143.)

Lat.: Amoris vulnus idem qui sanat facit. (Philippi, I, 28.)


Liebeszank.

Liebeszank, Liebesdank. - Simrock, 6420; Körte, 3904.

Port.: Arrufos de namorados sao amores dobrados. (Bohn I, 111.)


Liebeszorn.

1 Liebeszorn dauert nicht lange.

Mentzer (Naturgescheyden Ehebüchlein) schildert die Haltung der Ehefrau gegenüber ihrem Gatten und sagt darin: "Seine Holzschleglige Bärentapen sind jhre Handtrucksame Bulerdätzlein; sein Kropffstoss jhr Niederländisch Kützeltrutteln, sein Zank bey Tag, Liebsanfang zu Nacht, der Buhler Zorn, der Buhlschafft Sporn, liebesgramm, liebesflamm, liebeszanck, liebesdanck, jhr Lieb wachsst durch Kieb." (Kloster, VIII, 119.) Auch die Basken sagen: Das Grollen des Liebenden ist von kurzer Dauer. Und in Venetien heisst es: Der Zorn der Verliebten gleicht Spinnenweben. (Reinsberg I, 70.)

2 Liebeszorn ist neuer Liebeszunder. - Körte, 3906; Simrock, 6420; Masson, 233.

Die Aegypter: Ein Schlag vom Liebhaber ist wie eine Rosine. (Reinsberg II, 24.) Und: Wenn er sie (sie ihn) lästert und schmäht, so wisse, das er sie (sie ihn) liebt. (Burckhardt, 26.) Und die Perser: Wenn die Liebenden sich zanken, so wächst die Liebe um ein Palmblatt.

Böhm.: Mili se hnevaji, ne aby hresili, ale by se tesili. (Celakovsky, 242.)

Dän.: Bolers vrede giör större kierlighed. - Nu hugges örnene, nu mages de igien. (Prov. dan., 340.)

Frz.: Les petits demeles reveillent l'amour.

Lat.: Amantium irae amoris integratio est. (Terenz.) (Binder I, 46; II, 145; Philippi, I, 24; Seybold, 21.) - In amore mendax semper iracundia est. (Seybold, 234; Philippi, I, 191.)

Schwed.: Smatt gnabb upplifwar kärleken. (Marin, 24.)


Liebfrauentag.

1 Leiwen-Frauendag1 maut det Schap med dem Lamme ernert sin un Lechtmissen de Hamel. (S. dagegen Ostern und Peterstag.) - Schambach, II, 639.

1) Mariä Verkündigung, 25. März.

2 Lewen Früwwendag is Schaupe Medag1. (Tecklenburg.) - Boebel, 16.

1) Der Schafe Maitag.

3 Lewen Früwwendag möt we da Leinsaut1 säggen. (Tecklenburg.) - Boebel, 18.

1) Leinsaat besorgen, Lein säen.

4 Neien Leiwen-Frauendag is de Hamel ernert un olen Leiwen-Frauendag det Schap mit dem Lamme. - Schambach, II, 639.

Nach 1 soll Liebfrauentag (Mariä Verkündigung, 25. März) das Schaf mit dem Lamme ernährt sein und Lichtmess der Hammel, was dem vorstehenden (4) widerspricht. "Als den >neuen Liebfrauentag<", bemerkt [Spaltenumbruch] Schambach a. a. O., "bezeichneten mir Schäfer, offenbar irrig, den 5. April, als den >alten< den 15. April. Wollte man nun auch jenen auf den Gregorianischen Kalender, diesen auf den Julianischen zurückführen, so bliebe doch ein Widerspruch. Wäre dagegen unter >nien Leiwen- fruen-dag< Lichtmessen zu verstehen, so wäre wenigstens damit die Uebereinstimmung dieser mit der obigen Form des Sprichworts gegeben."


Liebhaben.

1 Liebhaben ohn danck macht einem die zeit lang. - Henisch, 644, 54.

2 Lieb haben und nit dürffen sagen, Noth leyden und nit dürffen klagen, gern essen wollen und nit haben seynd drey gar grosse Klagen. - Chaos, 385.

3 Liebhaben vnd nit geniessen möcht den teuffel (Henker) verdriessen. - Franck, I, 88b; Henisch, 1495, 43; Egenolff, 347b; Lehmann, II, 373, 63; Petri, II, 438.

Lat.: Heu dolor est, gratis abscedere rebus amatis. (Loci comm., 9; Chaos, 63.)

4 Liebhaben war mir offt beschert, Geld aussgeben hat mirs gewerth. - Petri, II, 438.

5 Liebhaben will ich dich wol, dass ich dich aber nemmen soll, davor behüt dich (mich) Gott. - Gruter, III, 64; Lehmann, II, 379, 57.

6 Sie hat yhn lieb, ia auff der seyte, da die tasche hengt. - Agricola I, 675; Mathesy, I, 265a; Lehmann, II, 568, 75; Eiselein, 588; Simrock, 10107.

Lat.: In latere, quo loculus pendet. (Eiselein, 588.)

7 Was man am liebsten hat, führt der Teufel allweg am ersten weg, sagte der Bauer, da ihm die Frau gestorben war.

8 Was man liebhat, kauft man theuer.

Als Kennzeichen wahrer Liebe sagen die Neger in Surinam: Ob du mich lieb hast, werde ich in der Krankheit sehen.

Frz.: Qui tant l'aime, tant l'achepte. (Leroux, II, 310.)

9 Wen man nicht liebhat, dem gibt man einen Korb zum Wasserholen.

Man macht ihm auf jede Weise das Leben schwer.

10 Wer lieb hat, das er lieben soll, dem ist mit einem ehweib wol. - Henisch, 801, 29; Petri, II, 732.

11 Wer recht liebhat, der straft stark.

12 Wer was lieb hat, der sihets vnnd gehet darnach. - Henisch, 1513, 38.

*13 A hod'n leib wei ane Pauke. - Gomolcke, 46.

*14 A hod'n leib, wei der Krämer a Deib. (Schles.) - Frommann, III, 417, 638.

*15 Einen ewig lieb haben vnd drey jar nach dem tod. - Comedia Vgolini; Eiselein, 428.

*16 Einen liebhaben, dass er die Hölle für einen Tanzsaal ansieht. - Gotthelf, Jakob, 233.

*17 Er hat ihn so lieb, wie der Hund den Dieb.

*18 Er hat ihn (sie) so lieb, wie ein altes Pferd seine Mutter.

*19 Er hat ihn so lieb, wie ein Hund den Knüppel.

Holl.: Hij heeft haar zoo lief, als de hond den knuppel. (Harrebomee, I, 319b.)

*20 Er hat sie so lieb, wie ein alter Gaul seine Mutter; beisst er sie nicht, so schlägt er sie doch.

Dän.: Han har hende saa kier, som gammel hest sin moder; naar han ikke bider saa slaer han hende. (Prov. dan., 336.)

*21 He het mech so lief, wie de Kremmer (Krämer) den Dief. (Meurs.) - Firmenich, I, 404, 222.

Holl.: Hij heeft haar zoo lief als een oud paard zijne moer. (Harrebomee, II, 91a.)

*22 Ich hab dich so lieb als meine rechte Faust (oder: als ein rechtes Auge). - Herberger, I, 2, 499.

"Saget man von lieben Dingen."

*23 Ich hab' ihn (sie) so lieb, ich möcht' ihn (sie) vor Liebe fressen. (S. Liebe 838.)

*24 Ich hab' ihn so lieb wie mein Leben. - Sailer, 118.

*25 Ich hab jhn lieb, er ist mir nicht gram, da kommen die lieben Kinder von. - Petri, II, 397.

*26 Ich hab jn lieber dann meine eigen augen. - Tappius, 91b.

Lat.: Oculis, aut pupilla oculi charior. (Tappius, 91b.)

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Liebestafel.

Wer an der Liebestafel speist, hat Gerichte aus zwei Welten.


Liebestrank.

Der beste Liebestrank ist, liebenswürdig sein.

Man hatte früher für beide Geschlechter Liebestränke, welche die Kraft besitzen sollten, Liebe gegen gewisse Personen zu erzeugen. In Rom und Alexandrien war dies für Juden ein bedeutender Handelsartikel. Einige dieser Geheimnisse findet man in Albertus Magnus; noch deutlicher lernt man sie in der Vertheidigung kennen, welche der Römer Apulejus gegen seinen christlichen Schwiegervater aufsetzte, der ihn anklagte, seine Tochter mittels eines Philtrums zur Heirath bewogen zu haben. Die wahren Liebestränke sind Jugend und Gesundheit. Manche betrachten auch Chocolade als Liebestrank; aber man kann zehn Tassen Chocolade trinken, ohne liebenswürdig zu werden. (Vgl. Bresl. Erzähler, 1806, S. 292.)

Lat.: Ut ameris, amabilis esto.


Liebestraum.

Liebestraum ist (vergeht so schnell wie) Speichelschaum.


Liebeswehe.

Vor Liebesweh hilft kein Kamillen(Hollunder-)thee.

Dän.: Intet ondt behøver snarere hielp end kierligheds onde. (Prov. dan., 339.)


Liebeswunde.

1 Liebeswunden heilt nur die Zeit mit ihren Stunden.

2 Wer die Liebeswund' ertheilt, sie auch sicher wieder heilt.

Dän.: Den beste læge er den som giorde saaret. (Prov. dan., 143.)

Lat.: Amoris vulnus idem qui sanat facit. (Philippi, I, 28.)


Liebeszank.

Liebeszank, Liebesdank.Simrock, 6420; Körte, 3904.

Port.: Arrufos de namorados são amores dobrados. (Bohn I, 111.)


Liebeszorn.

1 Liebeszorn dauert nicht lange.

Mentzer (Naturgescheyden Ehebüchlein) schildert die Haltung der Ehefrau gegenüber ihrem Gatten und sagt darin: „Seine Holzschleglige Bärentapen sind jhre Handtrucksame Bulerdätzlein; sein Kropffstoss jhr Niederländisch Kützeltrutteln, sein Zank bey Tag, Liebsanfang zu Nacht, der Buhler Zorn, der Buhlschafft Sporn, liebesgramm, liebesflamm, liebeszanck, liebesdanck, jhr Lieb wachsst durch Kieb.“ (Kloster, VIII, 119.) Auch die Basken sagen: Das Grollen des Liebenden ist von kurzer Dauer. Und in Venetien heisst es: Der Zorn der Verliebten gleicht Spinnenweben. (Reinsberg I, 70.)

2 Liebeszorn ist neuer Liebeszunder.Körte, 3906; Simrock, 6420; Masson, 233.

Die Aegypter: Ein Schlag vom Liebhaber ist wie eine Rosine. (Reinsberg II, 24.) Und: Wenn er sie (sie ihn) lästert und schmäht, so wisse, das er sie (sie ihn) liebt. (Burckhardt, 26.) Und die Perser: Wenn die Liebenden sich zanken, so wächst die Liebe um ein Palmblatt.

Böhm.: Milí se hnĕvají, ne aby hrĕšili, ale by se tĕšili. (Čelakovsky, 242.)

Dän.: Bolers vrede giør større kierlighed. – Nu hugges ørnene, nu mages de igien. (Prov. dan., 340.)

Frz.: Les petits démêlés réveillent l'amour.

Lat.: Amantium irae amoris integratio est. (Terenz.) (Binder I, 46; II, 145; Philippi, I, 24; Seybold, 21.) – In amore mendax semper iracundia est. (Seybold, 234; Philippi, I, 191.)

Schwed.: Smått gnabb upplifwar kärleken. (Marin, 24.)


Liebfrauentag.

1 Leiwen-Frûendag1 maut det Schap med dem Lamme ernêrt sin un Lechtmissen de Hamel. (S. dagegen Ostern und Peterstag.) – Schambach, II, 639.

1) Mariä Verkündigung, 25. März.

2 Lewen Früwwendag is Schaupe Mêdag1. (Tecklenburg.) – Boebel, 16.

1) Der Schafe Maitag.

3 Lewen Früwwendag möt we da Lînsaut1 säggen. (Tecklenburg.) – Boebel, 18.

1) Leinsaat besorgen, Lein säen.

4 Nîen Leiwen-Frûendag is de Hâmel ernêrt un ôlen Leiwen-Frûendag det Schap mit dem Lamme.Schambach, II, 639.

Nach 1 soll Liebfrauentag (Mariä Verkündigung, 25. März) das Schaf mit dem Lamme ernährt sein und Lichtmess der Hammel, was dem vorstehenden (4) widerspricht. „Als den ›neuen Liebfrauentag‹“, bemerkt [Spaltenumbruch] Schambach a. a. O., „bezeichneten mir Schäfer, offenbar irrig, den 5. April, als den ›alten‹ den 15. April. Wollte man nun auch jenen auf den Gregorianischen Kalender, diesen auf den Julianischen zurückführen, so bliebe doch ein Widerspruch. Wäre dagegen unter ›nien Leiwen- fruen-dag‹ Lichtmessen zu verstehen, so wäre wenigstens damit die Uebereinstimmung dieser mit der obigen Form des Sprichworts gegeben.“


Liebhaben.

1 Liebhaben ohn danck macht einem die zeit lang.Henisch, 644, 54.

2 Lieb haben und nit dürffen sagen, Noth leyden und nit dürffen klagen, gern essen wollen und nit haben seynd drey gar grosse Klagen.Chaos, 385.

3 Liebhaben vnd nit geniessen möcht den teuffel (Henker) verdriessen.Franck, I, 88b; Henisch, 1495, 43; Egenolff, 347b; Lehmann, II, 373, 63; Petri, II, 438.

Lat.: Heu dolor est, gratis abscedere rebus amatis. (Loci comm., 9; Chaos, 63.)

4 Liebhaben war mir offt beschert, Geld aussgeben hat mirs gewerth.Petri, II, 438.

5 Liebhaben will ich dich wol, dass ich dich aber nemmen soll, davor behüt dich (mich) Gott.Gruter, III, 64; Lehmann, II, 379, 57.

6 Sie hat yhn lieb, ia auff der seyte, da die tasche hengt.Agricola I, 675; Mathesy, I, 265a; Lehmann, II, 568, 75; Eiselein, 588; Simrock, 10107.

Lat.: In latere, quo loculus pendet. (Eiselein, 588.)

7 Was man am liebsten hat, führt der Teufel allweg am ersten weg, sagte der Bauer, da ihm die Frau gestorben war.

8 Was man liebhat, kauft man theuer.

Als Kennzeichen wahrer Liebe sagen die Neger in Surinam: Ob du mich lieb hast, werde ich in der Krankheit sehen.

Frz.: Qui tant l'aime, tant l'achepte. (Leroux, II, 310.)

9 Wen man nicht liebhat, dem gibt man einen Korb zum Wasserholen.

Man macht ihm auf jede Weise das Leben schwer.

10 Wer lieb hat, das er lieben soll, dem ist mit einem ehweib wol.Henisch, 801, 29; Petri, II, 732.

11 Wer recht liebhat, der straft stark.

12 Wer was lieb hat, der sihets vnnd gehet darnach.Henisch, 1513, 38.

*13 A hod'n lîb wî ane Pauke.Gomolcke, 46.

*14 A hod'n lîb, wî der Krämer a Dîb. (Schles.) – Frommann, III, 417, 638.

*15 Einen ewig lieb haben vnd drey jar nach dem tod.Comedia Vgolini; Eiselein, 428.

*16 Einen liebhaben, dass er die Hölle für einen Tanzsaal ansieht.Gotthelf, Jakob, 233.

*17 Er hat ihn so lieb, wie der Hund den Dieb.

*18 Er hat ihn (sie) so lieb, wie ein altes Pferd seine Mutter.

*19 Er hat ihn so lieb, wie ein Hund den Knüppel.

Holl.: Hij heeft haar zoo lief, als de hond den knuppel. (Harrebomée, I, 319b.)

*20 Er hat sie so lieb, wie ein alter Gaul seine Mutter; beisst er sie nicht, so schlägt er sie doch.

Dän.: Han har hende saa kier, som gammel hest sin moder; naar han ikke bider saa slaer han hende. (Prov. dan., 336.)

*21 He het mech so lief, wie de Kremmer (Krämer) den Dief. (Meurs.) – Firmenich, I, 404, 222.

Holl.: Hij heeft haar zoo lief als een oud paard zijne moêr. (Harrebomée, II, 91a.)

*22 Ich hab dich so lieb als meine rechte Faust (oder: als ein rechtes Auge).Herberger, I, 2, 499.

„Saget man von lieben Dingen.“

*23 Ich hab' ihn (sie) so lieb, ich möcht' ihn (sie) vor Liebe fressen. (S. Liebe 838.)

*24 Ich hab' ihn so lieb wie mein Leben.Sailer, 118.

*25 Ich hab jhn lieb, er ist mir nicht gram, da kommen die lieben Kinder von.Petri, II, 397.

*26 Ich hab jn lieber dann meine eigen augen.Tappius, 91b.

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          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 Liebhaben ohn danck macht einem die zeit lang.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Henisch, 644, 54.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">2 Lieb haben und nit dürffen sagen, Noth leyden und nit dürffen klagen, gern essen wollen und nit haben seynd drey gar grosse Klagen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Chaos, 385.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">3 Liebhaben vnd nit geniessen möcht den teuffel (Henker) verdriessen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Franck, I, 88<hi rendition="#sup">b</hi>; Henisch, 1495, 43; Egenolff, 347<hi rendition="#sup">b</hi>; Lehmann, II, 373, 63; Petri, II, 438.</hi></p><lb/>
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          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">4 Liebhaben war mir offt beschert, Geld aussgeben hat mirs gewerth.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Petri, II, 438.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">5 Liebhaben will ich dich wol, dass ich dich aber nemmen soll, davor behüt dich (mich) Gott.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Gruter, III, 64; Lehmann, II, 379, 57.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">6 Sie hat yhn lieb, ia auff der seyte, da die tasche hengt.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Agricola I, 675; Mathesy, I, 265<hi rendition="#sup">a</hi>; Lehmann, II, 568, 75; Eiselein, 588; Simrock, 10107.</hi></p><lb/>
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[[89]/0103] Liebestafel. Wer an der Liebestafel speist, hat Gerichte aus zwei Welten. Liebestrank. Der beste Liebestrank ist, liebenswürdig sein. Man hatte früher für beide Geschlechter Liebestränke, welche die Kraft besitzen sollten, Liebe gegen gewisse Personen zu erzeugen. In Rom und Alexandrien war dies für Juden ein bedeutender Handelsartikel. Einige dieser Geheimnisse findet man in Albertus Magnus; noch deutlicher lernt man sie in der Vertheidigung kennen, welche der Römer Apulejus gegen seinen christlichen Schwiegervater aufsetzte, der ihn anklagte, seine Tochter mittels eines Philtrums zur Heirath bewogen zu haben. Die wahren Liebestränke sind Jugend und Gesundheit. Manche betrachten auch Chocolade als Liebestrank; aber man kann zehn Tassen Chocolade trinken, ohne liebenswürdig zu werden. (Vgl. Bresl. Erzähler, 1806, S. 292.) Lat.: Ut ameris, amabilis esto. Liebestraum. Liebestraum ist (vergeht so schnell wie) Speichelschaum. Liebeswehe. Vor Liebesweh hilft kein Kamillen(Hollunder-)thee. Dän.: Intet ondt behøver snarere hielp end kierligheds onde. (Prov. dan., 339.) Liebeswunde. 1 Liebeswunden heilt nur die Zeit mit ihren Stunden. 2 Wer die Liebeswund' ertheilt, sie auch sicher wieder heilt. Dän.: Den beste læge er den som giorde saaret. (Prov. dan., 143.) Lat.: Amoris vulnus idem qui sanat facit. (Philippi, I, 28.) Liebeszank. Liebeszank, Liebesdank. – Simrock, 6420; Körte, 3904. Port.: Arrufos de namorados são amores dobrados. (Bohn I, 111.) Liebeszorn. 1 Liebeszorn dauert nicht lange. Mentzer (Naturgescheyden Ehebüchlein) schildert die Haltung der Ehefrau gegenüber ihrem Gatten und sagt darin: „Seine Holzschleglige Bärentapen sind jhre Handtrucksame Bulerdätzlein; sein Kropffstoss jhr Niederländisch Kützeltrutteln, sein Zank bey Tag, Liebsanfang zu Nacht, der Buhler Zorn, der Buhlschafft Sporn, liebesgramm, liebesflamm, liebeszanck, liebesdanck, jhr Lieb wachsst durch Kieb.“ (Kloster, VIII, 119.) Auch die Basken sagen: Das Grollen des Liebenden ist von kurzer Dauer. Und in Venetien heisst es: Der Zorn der Verliebten gleicht Spinnenweben. (Reinsberg I, 70.) 2 Liebeszorn ist neuer Liebeszunder. – Körte, 3906; Simrock, 6420; Masson, 233. Die Aegypter: Ein Schlag vom Liebhaber ist wie eine Rosine. (Reinsberg II, 24.) Und: Wenn er sie (sie ihn) lästert und schmäht, so wisse, das er sie (sie ihn) liebt. (Burckhardt, 26.) Und die Perser: Wenn die Liebenden sich zanken, so wächst die Liebe um ein Palmblatt. Böhm.: Milí se hnĕvají, ne aby hrĕšili, ale by se tĕšili. (Čelakovsky, 242.) Dän.: Bolers vrede giør større kierlighed. – Nu hugges ørnene, nu mages de igien. (Prov. dan., 340.) Frz.: Les petits démêlés réveillent l'amour. Lat.: Amantium irae amoris integratio est. (Terenz.) (Binder I, 46; II, 145; Philippi, I, 24; Seybold, 21.) – In amore mendax semper iracundia est. (Seybold, 234; Philippi, I, 191.) Schwed.: Smått gnabb upplifwar kärleken. (Marin, 24.) Liebfrauentag. 1 Leiwen-Frûendag1 maut det Schap med dem Lamme ernêrt sin un Lechtmissen de Hamel. (S. dagegen Ostern und Peterstag.) – Schambach, II, 639. 1) Mariä Verkündigung, 25. März. 2 Lewen Früwwendag is Schaupe Mêdag1. (Tecklenburg.) – Boebel, 16. 1) Der Schafe Maitag. 3 Lewen Früwwendag möt we da Lînsaut1 säggen. (Tecklenburg.) – Boebel, 18. 1) Leinsaat besorgen, Lein säen. 4 Nîen Leiwen-Frûendag is de Hâmel ernêrt un ôlen Leiwen-Frûendag det Schap mit dem Lamme. – Schambach, II, 639. Nach 1 soll Liebfrauentag (Mariä Verkündigung, 25. März) das Schaf mit dem Lamme ernährt sein und Lichtmess der Hammel, was dem vorstehenden (4) widerspricht. „Als den ›neuen Liebfrauentag‹“, bemerkt Schambach a. a. O., „bezeichneten mir Schäfer, offenbar irrig, den 5. April, als den ›alten‹ den 15. April. Wollte man nun auch jenen auf den Gregorianischen Kalender, diesen auf den Julianischen zurückführen, so bliebe doch ein Widerspruch. Wäre dagegen unter ›nien Leiwen- fruen-dag‹ Lichtmessen zu verstehen, so wäre wenigstens damit die Uebereinstimmung dieser mit der obigen Form des Sprichworts gegeben.“ Liebhaben. 1 Liebhaben ohn danck macht einem die zeit lang. – Henisch, 644, 54. 2 Lieb haben und nit dürffen sagen, Noth leyden und nit dürffen klagen, gern essen wollen und nit haben seynd drey gar grosse Klagen. – Chaos, 385. 3 Liebhaben vnd nit geniessen möcht den teuffel (Henker) verdriessen. – Franck, I, 88b; Henisch, 1495, 43; Egenolff, 347b; Lehmann, II, 373, 63; Petri, II, 438. Lat.: Heu dolor est, gratis abscedere rebus amatis. (Loci comm., 9; Chaos, 63.) 4 Liebhaben war mir offt beschert, Geld aussgeben hat mirs gewerth. – Petri, II, 438. 5 Liebhaben will ich dich wol, dass ich dich aber nemmen soll, davor behüt dich (mich) Gott. – Gruter, III, 64; Lehmann, II, 379, 57. 6 Sie hat yhn lieb, ia auff der seyte, da die tasche hengt. – Agricola I, 675; Mathesy, I, 265a; Lehmann, II, 568, 75; Eiselein, 588; Simrock, 10107. Lat.: In latere, quo loculus pendet. (Eiselein, 588.) 7 Was man am liebsten hat, führt der Teufel allweg am ersten weg, sagte der Bauer, da ihm die Frau gestorben war. 8 Was man liebhat, kauft man theuer. Als Kennzeichen wahrer Liebe sagen die Neger in Surinam: Ob du mich lieb hast, werde ich in der Krankheit sehen. Frz.: Qui tant l'aime, tant l'achepte. (Leroux, II, 310.) 9 Wen man nicht liebhat, dem gibt man einen Korb zum Wasserholen. Man macht ihm auf jede Weise das Leben schwer. 10 Wer lieb hat, das er lieben soll, dem ist mit einem ehweib wol. – Henisch, 801, 29; Petri, II, 732. 11 Wer recht liebhat, der straft stark. 12 Wer was lieb hat, der sihets vnnd gehet darnach. – Henisch, 1513, 38. *13 A hod'n lîb wî ane Pauke. – Gomolcke, 46. *14 A hod'n lîb, wî der Krämer a Dîb. (Schles.) – Frommann, III, 417, 638. *15 Einen ewig lieb haben vnd drey jar nach dem tod. – Comedia Vgolini; Eiselein, 428. *16 Einen liebhaben, dass er die Hölle für einen Tanzsaal ansieht. – Gotthelf, Jakob, 233. *17 Er hat ihn so lieb, wie der Hund den Dieb. *18 Er hat ihn (sie) so lieb, wie ein altes Pferd seine Mutter. *19 Er hat ihn so lieb, wie ein Hund den Knüppel. Holl.: Hij heeft haar zoo lief, als de hond den knuppel. (Harrebomée, I, 319b.) *20 Er hat sie so lieb, wie ein alter Gaul seine Mutter; beisst er sie nicht, so schlägt er sie doch. Dän.: Han har hende saa kier, som gammel hest sin moder; naar han ikke bider saa slaer han hende. (Prov. dan., 336.) *21 He het mech so lief, wie de Kremmer (Krämer) den Dief. (Meurs.) – Firmenich, I, 404, 222. Holl.: Hij heeft haar zoo lief als een oud paard zijne moêr. (Harrebomée, II, 91a.) *22 Ich hab dich so lieb als meine rechte Faust (oder: als ein rechtes Auge). – Herberger, I, 2, 499. „Saget man von lieben Dingen.“ *23 Ich hab' ihn (sie) so lieb, ich möcht' ihn (sie) vor Liebe fressen. (S. Liebe 838.) *24 Ich hab' ihn so lieb wie mein Leben. – Sailer, 118. *25 Ich hab jhn lieb, er ist mir nicht gram, da kommen die lieben Kinder von. – Petri, II, 397. *26 Ich hab jn lieber dann meine eigen augen. – Tappius, 91b. Lat.: Oculis, aut pupilla oculi charior. (Tappius, 91b.)

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873, S. [89]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon03_1873/103>, abgerufen am 19.04.2024.