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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873.

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[Spaltenumbruch] *90 Sich um den Mantel des Bischofs streiten. - Wurzbach II, 24.

Ein altes Sprichwort französischen Ursprungs, womit man den Streit um eine Sache bezeichnet, woran man kein Recht hat. Die Redensart ist aus folgendem Volksbrauch entstanden. Wenn der Erzbischof von Bourges das erstemal den Fuss in die Domkirche setzte, warf sich das ihn vor der Thür erwartende Volk auf den Mantel, womit er bekleidet war, und der nur an einem faden von Seide hing, und riss ihn in Stücke. Jeder kämpfte um eins derselben. Im 9. Jahrhundert bestand auch der Misbrauch, den Hausrath des Erzbischofs nach dessen Tode aus gleichem Grunde zu rauben.


Mäntelchen.

* Er macht ihm a Mantlik. (Jüd.-deutsch. Brody.)

Er macht sich ein Mäntelchen, stellt sich als Wohlthäter.


Mäntelein.

1 Vnter einem vertragenen Mantelin vnnd geringem Röcklin wird offt grosser Tugend vnd Frömmigkeit gefunden, denn vnter stattlichen Kleidern. - Petri, II, 563.

*2 Er het es wachstüechiges Mänteli a. - Sutermeister, 84.

Er lässt alles über sich ergehen; es berührt ihn so wenig, wie der Regen einen Mantel von Wachstuch.

*3 Es schockt (schottelt) jm das mentelin. - Franck, II, 19a; Sutor, 373.

*4 'S Mänteli schlotteret em. - Sutermeister, 85.

*5 Unter dem Mäntelein spielen. - Schottel, 1124a.

Betrüglich umgehen. (S. Hütlein 8.)


Mantelträger.

* Er ist ein Mantelträger.

D. h. er hält sich so, wie es sein Vortheil eben erfordert.


Mar (Name).

* Das is e Mar bar Reev Asche. - Tendlau, 145.

Ein Mann von grossem Scharfsinn, wie Mar, der Sohn des Rav Asche. (Vgl. Jost, Geschichte des israelit. Volks, II, 153.)


Mar.

* De Mar (der Alp) es diss Nach bi imm gewääs. (Köln.) - Firmenich, I, 477, 277.


Mär (Fabula).

1 Böse Mär wird bald flügge (zeitig). - Braun, I, 2567.

Lat.: Fama de minima meisa super aquilarum magnitudinem excrescit. - Fama malum, quo non aliud velocius ullum. (Masson, 242.)

2 Immer hört man neue Mär, wenn's auch nur was Gutes wär'.

Lat.: Raro quid boni rumores. (Philippi, II, 151.)

3 Je ferner die Mär fliegt, je mehr sie lügt.

4 Newe Mehr von alten Dingen hört man gern. - Petri, II, 493.

5 Was einem newe Mehr zutregt, das tregt sie auch wieder hinweg. - Petri, II, 592; Mathesy, 114a.

6 Wer viel fragt nach neuen Mehren, der schwatzt vil vnd ligt auch gern.

Lat.: Nobile lingua bonum (malum) si fari in tempore (novit) nescit. (Sutor, 476.)

*7 Dat sind Viskes Mahren. (Meurs.)

*8 Meine Mehr ist aus, hie leidt die Kunst. - Eyering, II, 378.

*9 Was ist der Märe? - Plauti in Baside.


Marbach.

In Marbach sind gute Gesellen. - Eiselein, 451; Simrock, 6823; Reinsberg V, 91.

Lat.: Nunc in Marbach oppidulo (Suevico) dicuntur esse boni socii, nescio quo proverbio. (Bebel.)


Märchen.

1 Ein Märchen verliert nichts durchs Erzählen.

2 Jetwede Möerken hiät iär Glöweken. - Woeste, 68, 84.

Dän.: Alle eventyr ere lögn, og alle vijser sande. (Prov. dan., 147.)

*3 Das Märchen ist aus, da läuft eine Maus.

Frz.: Je jetai mon bonnet par dessus les moulins, et je ne sais plus ce qu'il devint.

*4 Das sind Märchen.

Frz.: Ce sont des contes de nourrices, de vieilles, ou d'enfans. - Ce sont des contes de peau d'asnon, des contes aux vieux loup ou de ma commere l'oye. - Vous me faites des contes a dormir debout. (Leroux, II, 93.)

[Spaltenumbruch] *5 Dat es (hei vertellt) e Mährke met 'm (von) Appelgörke. (Ostpreuss.) - Frischbier, 499.

Eine drollige, märchenhafte, mit Humor vorgetragene Erzählung.

*6 Es sind Grimm'sche Märchen.

Diese Redensart bezieht sich keineswegs auf die bekannten Dichtungen der Gebrüder Grimm; es sind vielmehr damit die Bulletins gemeint, welche Dr. Grimm, der Leibarzt Friedrich Wilhelm's IV., über dessen Krankheit in den funfziger Jahren herausgab und die der berliner Volkswitz als "Grimm'sche Märchen" bezeichnete.


Märchenkind.

Märchenkinder und Hurkinder haben das beste Glück.


Marcipan.

Marcipan kackt der Hahn. - Frischbier2, 2543.


Mardachai.

Es gibt viel Mardachai unter den Juden. - Tendlau, 1045.

Gegen Bezeichnungen oder Bestimmungen, die zu allgemein gehalten sind, so als wenn man sagte: Es gibt viel Leute, die Hans heissen.


Marder.

1 Der Marder braucht keine Leiter zum Taubenschlage.

Die Russen: Dem Marder die Leiter an den Taubenschlag setzen. (Altmann VI, 524.)

2 Der Marder brütet keine Eier.

3 Der Marder frisst wol Eier, aber er legt keine. - Altmann VI, 438.

4 Der Marder hält sein Nest rein.

5 Die jungen Marder lernen von den alten Hühner würgen.

6 Ein hungriger Marder findet bald den Taubenschlag.

7 Ein Marder gehört in den rechten Wildbann. - Graf, 131, 392.

Der Wildbann oder das Jagdregal, d. h. die Beschränkung des Jagdrechts auf einzelne Bevorzugte wurde allmählich immer weiter ausgedehnt, sodass zuletzt nur die gemeinschädlichen Thiere wie Füchse, Wölfe, Bären u. s. w. ausserhalb desselben und für jedermann jagdbar blieben. Von diesen bösartigen Raubthieren war aber, wie das obige Sprichwort sagt, der Marder, wahrscheinlich wegen seines kostbaren Pelzes, wieder ausgeschlossen. Kreittmayr (154) bemerkt: "Hätte man an Mäusen, Ratten, Würmern, Schlangen, Schnecken, Heuschrecken, Mücken und Maikäfern so viel Profit und Lustbarkeit, wie an andern wilden Thieren gefunden, so wären sie ebenfalls schon lange mit zum Jagdregal gezogen worden."

Mhd.: Ain marder gehortt in den rechtenn wyldpan. (Grimm, Weisth., III, 661.)

8 Ein Marder ist für einen ganzen Hühnerstall genug.

9 Hätten Marder vnnd Füchs nicht gute Beltz, niemand würde sie begehren. - Lehmann, 256, 58.

Dän.: Havde sabel og maar ikke saa gode skind, ingen skiötet om dem. (Prov. dan., 484.)

10 Junge Marder lernen von den alten würgen. -

Die Russen: Was vom Marder kommt, würgt gern. (Reinsberg II, 58.)

11 Mancher ist wie ein Marder, der immer sihet, wie er wieder auss der fallen kommt. - Lehmann, 245, 19.

12 Wenn der Marder das Maul spitzt, will er die Täublein nicht küssen. - Altmann VI, 431.

13 Wenn der Marder die Hühner (Tauben) gewürgt hat, so lässt er nichts zurück als seinen Koth. - Altmann VI, 434.

14 Wenn der Marder gefangen ist, sind die Tauben noch nicht vorm Wiesel sicher.

15 Wer dem marder lat sin nest bei den hünern in dem hus, er leit sich iemer in verlius. - Kirchhof, Wend Vnmuth, 1602.

16 Wer den Marder aus seinem Loche (seiner Höhle) mit der Hand holen will, der wird gebissen.

17 Wer des Marders schont, der gefährdet die Hühner (Tauben). - Altmann Vl, 390 u. 400.

Man macht zu spät auf den Marder Jagd, wenn er die Tauben gefressen hat. (Altmann VI, 483.)

18 Wo ein Marder einzieht, hören die Eierkuchen auf.

Wirkung der Tyrannenherrschaft.

[Spaltenumbruch] *90 Sich um den Mantel des Bischofs streiten.Wurzbach II, 24.

Ein altes Sprichwort französischen Ursprungs, womit man den Streit um eine Sache bezeichnet, woran man kein Recht hat. Die Redensart ist aus folgendem Volksbrauch entstanden. Wenn der Erzbischof von Bourges das erstemal den Fuss in die Domkirche setzte, warf sich das ihn vor der Thür erwartende Volk auf den Mantel, womit er bekleidet war, und der nur an einem faden von Seide hing, und riss ihn in Stücke. Jeder kämpfte um eins derselben. Im 9. Jahrhundert bestand auch der Misbrauch, den Hausrath des Erzbischofs nach dessen Tode aus gleichem Grunde zu rauben.


Mäntelchen.

* Er macht ihm a Mantlik. (Jüd.-deutsch. Brody.)

Er macht sich ein Mäntelchen, stellt sich als Wohlthäter.


Mäntelein.

1 Vnter einem vertragenen Mantelin vnnd geringem Röcklin wird offt grosser Tugend vnd Frömmigkeit gefunden, denn vnter stattlichen Kleidern.Petri, II, 563.

*2 Er het es wachstüechiges Mänteli a.Sutermeister, 84.

Er lässt alles über sich ergehen; es berührt ihn so wenig, wie der Regen einen Mantel von Wachstuch.

*3 Es schockt (schottelt) jm das mentelin.Franck, II, 19a; Sutor, 373.

*4 'S Mänteli schlotteret em.Sutermeister, 85.

*5 Unter dem Mäntelein spielen.Schottel, 1124a.

Betrüglich umgehen. (S. Hütlein 8.)


Mantelträger.

* Er ist ein Mantelträger.

D. h. er hält sich so, wie es sein Vortheil eben erfordert.


Mar (Name).

* Das is e Mar bar Reev Asche.Tendlau, 145.

Ein Mann von grossem Scharfsinn, wie Mar, der Sohn des Rav Asche. (Vgl. Jost, Geschichte des israelit. Volks, II, 153.)


Mâr.

* De Mâr (der Alp) es diss Nâch bi imm gewääs. (Köln.) – Firmenich, I, 477, 277.


Mär (Fabula).

1 Böse Mär wird bald flügge (zeitig).Braun, I, 2567.

Lat.: Fama de minima meisa super aquilarum magnitudinem excrescit. – Fama malum, quo non aliud velocius ullum. (Masson, 242.)

2 Immer hört man neue Mär, wenn's auch nur was Gutes wär'.

Lat.: Raro quid boni rumores. (Philippi, II, 151.)

3 Je ferner die Mär fliegt, je mehr sie lügt.

4 Newe Mehr von alten Dingen hört man gern.Petri, II, 493.

5 Was einem newe Mehr zutregt, das tregt sie auch wieder hinweg.Petri, II, 592; Mathesy, 114a.

6 Wer viel fragt nach neuen Mehren, der schwatzt vil vnd ligt auch gern.

Lat.: Nobile lingua bonum (malum) si fari in tempore (novit) nescit. (Sutor, 476.)

*7 Dat sind Viskes Mâhren. (Meurs.)

*8 Meine Mehr ist aus, hie leidt die Kunst.Eyering, II, 378.

*9 Was ist der Märe?Plauti in Baside.


Marbach.

In Marbach sind gute Gesellen.Eiselein, 451; Simrock, 6823; Reinsberg V, 91.

Lat.: Nunc in Marbach oppidulo (Suevico) dicuntur esse boni socii, nescio quo proverbio. (Bebel.)


Märchen.

1 Ein Märchen verliert nichts durchs Erzählen.

2 Jetwede Möerken hiät iär Glöweken.Woeste, 68, 84.

Dän.: Alle eventyr ere løgn, og alle vijser sande. (Prov. dan., 147.)

*3 Das Märchen ist aus, da läuft eine Maus.

Frz.: Je jetai mon bonnet par dessus les moulins, et je ne sais plus ce qu'il devint.

*4 Das sind Märchen.

Frz.: Ce sont des contes de nourrices, de vieilles, ou d'enfans. – Ce sont des contes de peau d'asnon, des contes aux vieux loup ou de ma commère l'oye. – Vous me faites des contes à dormir debout. (Leroux, II, 93.)

[Spaltenumbruch] *5 Dat es (hei vertellt) e Mährke met 'm (von) Appelgörke. (Ostpreuss.) – Frischbier, 499.

Eine drollige, märchenhafte, mit Humor vorgetragene Erzählung.

*6 Es sind Grimm'sche Märchen.

Diese Redensart bezieht sich keineswegs auf die bekannten Dichtungen der Gebrüder Grimm; es sind vielmehr damit die Bulletins gemeint, welche Dr. Grimm, der Leibarzt Friedrich Wilhelm's IV., über dessen Krankheit in den funfziger Jahren herausgab und die der berliner Volkswitz als „Grimm'sche Märchen“ bezeichnete.


Märchenkind.

Märchenkinder und Hurkinder haben das beste Glück.


Marcipan.

Marcipan kackt der Hahn.Frischbier2, 2543.


Mardachai.

Es gibt viel Mardachai unter den Juden.Tendlau, 1045.

Gegen Bezeichnungen oder Bestimmungen, die zu allgemein gehalten sind, so als wenn man sagte: Es gibt viel Leute, die Hans heissen.


Marder.

1 Der Marder braucht keine Leiter zum Taubenschlage.

Die Russen: Dem Marder die Leiter an den Taubenschlag setzen. (Altmann VI, 524.)

2 Der Marder brütet keine Eier.

3 Der Marder frisst wol Eier, aber er legt keine.Altmann VI, 438.

4 Der Marder hält sein Nest rein.

5 Die jungen Marder lernen von den alten Hühner würgen.

6 Ein hungriger Marder findet bald den Taubenschlag.

7 Ein Marder gehört in den rechten Wildbann.Graf, 131, 392.

Der Wildbann oder das Jagdregal, d. h. die Beschränkung des Jagdrechts auf einzelne Bevorzugte wurde allmählich immer weiter ausgedehnt, sodass zuletzt nur die gemeinschädlichen Thiere wie Füchse, Wölfe, Bären u. s. w. ausserhalb desselben und für jedermann jagdbar blieben. Von diesen bösartigen Raubthieren war aber, wie das obige Sprichwort sagt, der Marder, wahrscheinlich wegen seines kostbaren Pelzes, wieder ausgeschlossen. Kreittmayr (154) bemerkt: „Hätte man an Mäusen, Ratten, Würmern, Schlangen, Schnecken, Heuschrecken, Mücken und Maikäfern so viel Profit und Lustbarkeit, wie an andern wilden Thieren gefunden, so wären sie ebenfalls schon lange mit zum Jagdregal gezogen worden.“

Mhd.: Ain marder gehortt in den rechtenn wyldpan. (Grimm, Weisth., III, 661.)

8 Ein Marder ist für einen ganzen Hühnerstall genug.

9 Hätten Marder vnnd Füchs nicht gute Beltz, niemand würde sie begehren.Lehmann, 256, 58.

Dän.: Havde sabel og maar ikke saa gode skind, ingen skiøtet om dem. (Prov. dan., 484.)

10 Junge Marder lernen von den alten würgen.

Die Russen: Was vom Marder kommt, würgt gern. (Reinsberg II, 58.)

11 Mancher ist wie ein Marder, der immer sihet, wie er wieder auss der fallen kommt.Lehmann, 245, 19.

12 Wenn der Marder das Maul spitzt, will er die Täublein nicht küssen.Altmann VI, 431.

13 Wenn der Marder die Hühner (Tauben) gewürgt hat, so lässt er nichts zurück als seinen Koth.Altmann VI, 434.

14 Wenn der Marder gefangen ist, sind die Tauben noch nicht vorm Wiesel sicher.

15 Wer dem marder lat sin nest bei den hünern in dem hus, er leit sich iemer in verlius.Kirchhof, Wend Vnmuth, 1602.

16 Wer den Marder aus seinem Loche (seiner Höhle) mit der Hand holen will, der wird gebissen.

17 Wer des Marders schont, der gefährdet die Hühner (Tauben).Altmann Vl, 390 u. 400.

Man macht zu spät auf den Marder Jagd, wenn er die Tauben gefressen hat. (Altmann VI, 483.)

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[[228]/0242] *90 Sich um den Mantel des Bischofs streiten. – Wurzbach II, 24. Ein altes Sprichwort französischen Ursprungs, womit man den Streit um eine Sache bezeichnet, woran man kein Recht hat. Die Redensart ist aus folgendem Volksbrauch entstanden. Wenn der Erzbischof von Bourges das erstemal den Fuss in die Domkirche setzte, warf sich das ihn vor der Thür erwartende Volk auf den Mantel, womit er bekleidet war, und der nur an einem faden von Seide hing, und riss ihn in Stücke. Jeder kämpfte um eins derselben. Im 9. Jahrhundert bestand auch der Misbrauch, den Hausrath des Erzbischofs nach dessen Tode aus gleichem Grunde zu rauben. Mäntelchen. * Er macht ihm a Mantlik. (Jüd.-deutsch. Brody.) Er macht sich ein Mäntelchen, stellt sich als Wohlthäter. Mäntelein. 1 Vnter einem vertragenen Mantelin vnnd geringem Röcklin wird offt grosser Tugend vnd Frömmigkeit gefunden, denn vnter stattlichen Kleidern. – Petri, II, 563. *2 Er het es wachstüechiges Mänteli a. – Sutermeister, 84. Er lässt alles über sich ergehen; es berührt ihn so wenig, wie der Regen einen Mantel von Wachstuch. *3 Es schockt (schottelt) jm das mentelin. – Franck, II, 19a; Sutor, 373. *4 'S Mänteli schlotteret em. – Sutermeister, 85. *5 Unter dem Mäntelein spielen. – Schottel, 1124a. Betrüglich umgehen. (S. Hütlein 8.) Mantelträger. * Er ist ein Mantelträger. D. h. er hält sich so, wie es sein Vortheil eben erfordert. Mar (Name). * Das is e Mar bar Reev Asche. – Tendlau, 145. Ein Mann von grossem Scharfsinn, wie Mar, der Sohn des Rav Asche. (Vgl. Jost, Geschichte des israelit. Volks, II, 153.) Mâr. * De Mâr (der Alp) es diss Nâch bi imm gewääs. (Köln.) – Firmenich, I, 477, 277. Mär (Fabula). 1 Böse Mär wird bald flügge (zeitig). – Braun, I, 2567. Lat.: Fama de minima meisa super aquilarum magnitudinem excrescit. – Fama malum, quo non aliud velocius ullum. (Masson, 242.) 2 Immer hört man neue Mär, wenn's auch nur was Gutes wär'. Lat.: Raro quid boni rumores. (Philippi, II, 151.) 3 Je ferner die Mär fliegt, je mehr sie lügt. 4 Newe Mehr von alten Dingen hört man gern. – Petri, II, 493. 5 Was einem newe Mehr zutregt, das tregt sie auch wieder hinweg. – Petri, II, 592; Mathesy, 114a. 6 Wer viel fragt nach neuen Mehren, der schwatzt vil vnd ligt auch gern. Lat.: Nobile lingua bonum (malum) si fari in tempore (novit) nescit. (Sutor, 476.) *7 Dat sind Viskes Mâhren. (Meurs.) *8 Meine Mehr ist aus, hie leidt die Kunst. – Eyering, II, 378. *9 Was ist der Märe? – Plauti in Baside. Marbach. In Marbach sind gute Gesellen. – Eiselein, 451; Simrock, 6823; Reinsberg V, 91. Lat.: Nunc in Marbach oppidulo (Suevico) dicuntur esse boni socii, nescio quo proverbio. (Bebel.) Märchen. 1 Ein Märchen verliert nichts durchs Erzählen. 2 Jetwede Möerken hiät iär Glöweken. – Woeste, 68, 84. Dän.: Alle eventyr ere løgn, og alle vijser sande. (Prov. dan., 147.) *3 Das Märchen ist aus, da läuft eine Maus. Frz.: Je jetai mon bonnet par dessus les moulins, et je ne sais plus ce qu'il devint. *4 Das sind Märchen. Frz.: Ce sont des contes de nourrices, de vieilles, ou d'enfans. – Ce sont des contes de peau d'asnon, des contes aux vieux loup ou de ma commère l'oye. – Vous me faites des contes à dormir debout. (Leroux, II, 93.) *5 Dat es (hei vertellt) e Mährke met 'm (von) Appelgörke. (Ostpreuss.) – Frischbier, 499. Eine drollige, märchenhafte, mit Humor vorgetragene Erzählung. *6 Es sind Grimm'sche Märchen. Diese Redensart bezieht sich keineswegs auf die bekannten Dichtungen der Gebrüder Grimm; es sind vielmehr damit die Bulletins gemeint, welche Dr. Grimm, der Leibarzt Friedrich Wilhelm's IV., über dessen Krankheit in den funfziger Jahren herausgab und die der berliner Volkswitz als „Grimm'sche Märchen“ bezeichnete. Märchenkind. Märchenkinder und Hurkinder haben das beste Glück. Marcipan. Marcipan kackt der Hahn. – Frischbier2, 2543. Mardachai. Es gibt viel Mardachai unter den Juden. – Tendlau, 1045. Gegen Bezeichnungen oder Bestimmungen, die zu allgemein gehalten sind, so als wenn man sagte: Es gibt viel Leute, die Hans heissen. Marder. 1 Der Marder braucht keine Leiter zum Taubenschlage. Die Russen: Dem Marder die Leiter an den Taubenschlag setzen. (Altmann VI, 524.) 2 Der Marder brütet keine Eier. 3 Der Marder frisst wol Eier, aber er legt keine. – Altmann VI, 438. 4 Der Marder hält sein Nest rein. 5 Die jungen Marder lernen von den alten Hühner würgen. 6 Ein hungriger Marder findet bald den Taubenschlag. 7 Ein Marder gehört in den rechten Wildbann. – Graf, 131, 392. Der Wildbann oder das Jagdregal, d. h. die Beschränkung des Jagdrechts auf einzelne Bevorzugte wurde allmählich immer weiter ausgedehnt, sodass zuletzt nur die gemeinschädlichen Thiere wie Füchse, Wölfe, Bären u. s. w. ausserhalb desselben und für jedermann jagdbar blieben. Von diesen bösartigen Raubthieren war aber, wie das obige Sprichwort sagt, der Marder, wahrscheinlich wegen seines kostbaren Pelzes, wieder ausgeschlossen. Kreittmayr (154) bemerkt: „Hätte man an Mäusen, Ratten, Würmern, Schlangen, Schnecken, Heuschrecken, Mücken und Maikäfern so viel Profit und Lustbarkeit, wie an andern wilden Thieren gefunden, so wären sie ebenfalls schon lange mit zum Jagdregal gezogen worden.“ Mhd.: Ain marder gehortt in den rechtenn wyldpan. (Grimm, Weisth., III, 661.) 8 Ein Marder ist für einen ganzen Hühnerstall genug. 9 Hätten Marder vnnd Füchs nicht gute Beltz, niemand würde sie begehren. – Lehmann, 256, 58. Dän.: Havde sabel og maar ikke saa gode skind, ingen skiøtet om dem. (Prov. dan., 484.) 10 Junge Marder lernen von den alten würgen. – Die Russen: Was vom Marder kommt, würgt gern. (Reinsberg II, 58.) 11 Mancher ist wie ein Marder, der immer sihet, wie er wieder auss der fallen kommt. – Lehmann, 245, 19. 12 Wenn der Marder das Maul spitzt, will er die Täublein nicht küssen. – Altmann VI, 431. 13 Wenn der Marder die Hühner (Tauben) gewürgt hat, so lässt er nichts zurück als seinen Koth. – Altmann VI, 434. 14 Wenn der Marder gefangen ist, sind die Tauben noch nicht vorm Wiesel sicher. 15 Wer dem marder lat sin nest bei den hünern in dem hus, er leit sich iemer in verlius. – Kirchhof, Wend Vnmuth, 1602. 16 Wer den Marder aus seinem Loche (seiner Höhle) mit der Hand holen will, der wird gebissen. 17 Wer des Marders schont, der gefährdet die Hühner (Tauben). – Altmann Vl, 390 u. 400. Man macht zu spät auf den Marder Jagd, wenn er die Tauben gefressen hat. (Altmann VI, 483.) 18 Wo ein Marder einzieht, hören die Eierkuchen auf. Wirkung der Tyrannenherrschaft.

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873, S. [228]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon03_1873/242>, abgerufen am 28.03.2024.