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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873.

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[Spaltenumbruch] Die Venetier: Nach dem Widrigen kommt das Angenehme (Gute).

Lat.: Sic levis haec poena, sequatur jejunia coena.

*3 Er ist in der Marterwoche geboren.


Martha.

1 An Sanct Martha (29. Juli) hängt man das Licht unter den Rauchfang.

In Venetien soll man an diesem Tage wieder anfangen abends bei Licht zu spinnen. (Reinsberg VIII, 159.)

It.: Da Santa Marta se taca la luse sota la nappa. (Orakel, 670.)

2 Martha muss der Marien helffen, sonst haben die Brüder nichts zu essen (oder: sonst hat der Magen Fasten). - Lehmann, 40, 65.

"Ein Prior hielt seine Brüder im Kloster streng zur arbeit; dem erzeigt sich einer vngehorsamb, sagt, sie weren umb des Gottesdienst im Kloster vnd nicht wegen der Haussarbeit; der Prior sagt: wer nicht arbeit, der soll nicht essen, Martha muss der Maria helfen, sonst haben die Brüder nichts zu essen."

*3 Eine geschäftige Martha! - Eiselein, 452.

Holl.: Het is eene zorgvuldige Martha. (Harrebomee, II, 68a.)


Martin.

1 An Martini (10. Nov.) Sonnenschein tritt ein kalter Winter ein. - Orakel, 895.

2 An Sanct Martin's Tag lobe unsrer Frauen Fasten.

3 Auf Sanct Martin kommt der Winter.

Frz.: A la sainct Martin l'hiver en chemin. (Leroux, I, 80; Kritzinger, 443b.)

4 Bleibt vor Martin Schnee schon liegen, wird man gelinden Winter kriegen.

5 Der heilige Martin mocht' es wol wissen, warum er seinen Mantel entzweigerissen.

Bezieht sich auf die bekannte Legende von dem Heiligen, der, als er einen nackten Bettler erblickte, seinen Mantel mit ihm theilte.

Poln.: Wiedzial swiety Marcin, za co dal plaszcza uciac. (Wurzbach I, 226, 112.)

6 Der heilige Martin treibt den alten ans Kamin.

Poln.: Swie tego Marcina stary do komina. (Boebel, 51.)

7 Du heiliger Sanct Martin, sie opfern dir einen Pfennig und stehlen dir ein Pferd. - Eiselein, 452; Simrock, 6841a.

8 Giet et vör Sünte Märten starken Fuorst, dann wärt de Winter gelinne. (Grafschaft Mark.) - Woeste, 61, 66.

9 Heb' an Martini, trink Wein per circulum anni. - Boebel, 53.

In Lübeck hat man den Reim: Marten, Marten Gosman het'n roden rock an: giv mi appel un Bären, de mag ik so gären; giv mi Nöt' to knacken, wil dei ok wat backen. (Deeke, 10.)

Frz.: A la sainct Martin boit-on le bon vin. - A la saint Martin faut gouster le vin, Nostre Dame apres pour boire il es pres. (Leroux, I, 80.)

10 Heilige Sant Marti, da lebig Opfer gib i der, het die Frau g'seit, wo-n ere de Habik de Güggel holt. - Sutermeister, 41.

11 Heiliger Sanct Martin, dies lebendig Opfer geb' ich dir, sprach die Frau, als ihr ein Falke den Hahn wegtrug. - Eiselein, 452.

12 In die Woche auf Martin fallen in der Regel Zahltermin'.

13 Ist es um Martini trüb', wird der Winter auch nicht lieb. - Bair. Hauskalender.

14 Ist Martin trocken und kalt, im Winter die Kälte nicht lang anhalt. - Boebel, 52.

15 Ist Martini nass und kalt, kommt die Frucht zur Theurung bald. (Koblenz.) - Boebel, 33.

16 Ist um Martin der Baum schon kahl, macht der Winter keine Qual. - Oesterr. Volkskalender, 1869.

17 Ist vor Sanct Martin starker Frost, dann wird der Winter gelind. (Westf.)

18 Ist zu Martini das Laub noch nicht von den Bäumen und Reben gefallen, dann soll ein strenger Winter folgen.

19 Ist's an Martini trübe, so wird ein leidlicher, ist's aber hell, ein kalter Winter folgen.

20 Kommt Martini heran, so hat der gute Wirth das Dreschen gethan. - Boebel, 52.

Nach Martini soll auch, wie man in Oberösterreich sagt, nicht mehr im Acker gefahren werden, sonst fährt der Bauer sein Weib ein. (Baumgarten, I, 53.)

[Spaltenumbruch] 21 Kommt Sanct Martin mit Winterkält', ist's gut, wenn bald ein Schnee einfällt. - Orakel, 905.

22 Marten kack to, dat Lücht brannt op de Stert. (Ostfries.) - Bueren, 857; Kern, 155; Hauskalender, II.

Geht zu Ende.

23 Martin ist der Grundzinstag, drum nimm das Geld auch aus dem Sack. (Wohlau.) - Boebel, 53.

24 Martin ist kein dummer Hans, ihm schmeckt die frisch gemäst'te Gans. (Wohlau.) - Boebel, 53.

25 Martini Eis, Weihnachten Scheiss. (Dönhofstädt.)

26 Martini zeigt die Witterung auf den ganzen Winter an. - Orakel, 893.

27 Martinke fröst't, Kathrinke pösst. (Samland.) - Frischbier2, 2547.

28 Merten es ennen harden Mann. (Meurs.) - Firmenich, I, 404, 223.

29 Nach Martini scherzt der Winter nicht. - Orakel, 906-907.

Die Czechen: An Sanct-Martin scherzt der Winter nicht bald, Schnee und Frost kommen mit Gewalt.

30 Nebliger Martin, Winter gelind; heller Martin, Winter streng. - Boebel, 52.

31 O Martein, Martein, der Korb muss verbrannt sein, das Geld aus der Taschen, der Wein in der Flaschen, die Gänse am Spiess, da sauf' und friss.

32 Sanct Martein gübt guten Wein, kann aber den Bawren und Zinsleuten schrecklich sein. - Fischart in Kloster, VIII, 640.

Lat.: Post Martinum bonum vinum. (Fischart, Gesch., in Kloster, VIII, 79.)

33 Sanct Martin, du vol Liebe, du wonst vnter Diebe, die geben dir ein Pfennig vnd stelen dir ein Pferd; wer die Diebe hengte, dess weren sie wol werth. - Petri, II, 517.

34 Sanct Martin führt die Schlüssel zu jeder Seele auf dem Pfad zum letzten Urtheil. - Graf, 404, 30.

Bezieht sich auf die drei grossen Gerichtszeiten (Dinge) im Jahr. Eins dieser Dinge fiel in die Zeit um Ostern (Frühling), das andere in den Anfang des Herbstes (s. Gericht 13); und als drittes echtes Ding war der Martinstag bezeichnet. Nachdem das Christenthum Eingang gefunden, wurde der Sonne rechtseinschliessende Kraft auf die Heiligen übertragen. Die Dreizahl bildet die Regel beim echten Dinge. (S. Ding 45.)

Altfries.: Sinte Martine da sloetelin feert to iwer siele in dat paed ti da lesta ordele. (Richthofen, 430, 16.)

35 Sanct Martin gab den Mantel; ein Spieler gibt Hosen, Wams und Hemd, darum weil er wol heiliger ist, wenn er nackt seinem Herrn, dem Teufel, nachrennt. - Eiselein, 452.

36 Sanct Martin macht Feuer im Kamin. - Eiselein, 452; Simrock, 6843; Körte, 4136; Boebel, 52; Winckler, XVII, 96; Auerbach, Neues Leben, II, 262.

37 Sanct Martin macht Feuer ins Kamin; dann, o Mädel, greif' zum Rädel. (Nassau.) - Kehrein, VIII, 234.

In Venedig: An Sanct-Martin der Winter im Kamin. In Mailand: An Sanct-Martin lege Holz ins Kamin. (Orakel, 902-903.)

38 Sanct Martin Miss is de Winter wiss. - Boebel, 52.

39 Sanct Martin setzt sich schon mit Dank am warmen Ofen auf die Bank. - Bair. Hauskalender.

40 Sanct Martin war ein milder Mann, trank gerne cerevisiam; und hatt' er nicht pecuniam, so liess er seine tunicam. - Eiselein, 452; Braun, I, 2576.

Frz.: Saint-Martin boit le bon vin et laisse l'eau courre au molin. (Leroux, I, 32.)

41 Sanct Martin weiss nichts mehr von heiss. - Bair. Hauskalender.

42 Sanct Martins breckt dat Is, man find he gen, so makt he en. - Bueren, 1037.

43 Sanct Martinus zu Pährd macht de Bauer allährd1. (Trier.) - Laven, 192, 110; Firmenich, III, 548, 64; Schmitz, 173, 60.

1) Munter, flink, rührig, vom französischen alerte. Auf den Martinstag, trierisch Meerdestag, fallen gewöhnlich für den Landmann die Zahltermine von gepachteten Grundstücken und geliehenen Kapitalien.

[Spaltenumbruch] Die Venetier: Nach dem Widrigen kommt das Angenehme (Gute).

Lat.: Sic levis haec poena, sequatur jejunia coena.

*3 Er ist in der Marterwoche geboren.


Martha.

1 An Sanct Martha (29. Juli) hängt man das Licht unter den Rauchfang.

In Venetien soll man an diesem Tage wieder anfangen abends bei Licht zu spinnen. (Reinsberg VIII, 159.)

It.: Da Santa Marta se taca la luse sota la nappa. (Orakel, 670.)

2 Martha muss der Marien helffen, sonst haben die Brüder nichts zu essen (oder: sonst hat der Magen Fasten).Lehmann, 40, 65.

„Ein Prior hielt seine Brüder im Kloster streng zur arbeit; dem erzeigt sich einer vngehorsamb, sagt, sie weren umb des Gottesdienst im Kloster vnd nicht wegen der Haussarbeit; der Prior sagt: wer nicht arbeit, der soll nicht essen, Martha muss der Maria helfen, sonst haben die Brüder nichts zu essen.“

*3 Eine geschäftige Martha!Eiselein, 452.

Holl.: Het is eene zorgvuldige Martha. (Harrebomée, II, 68a.)


Martin.

1 An Martini (10. Nov.) Sonnenschein tritt ein kalter Winter ein.Orakel, 895.

2 An Sanct Martin's Tag lobe unsrer Frauen Fasten.

3 Auf Sanct Martin kommt der Winter.

Frz.: A la sainct Martin l'hiver en chemin. (Leroux, I, 80; Kritzinger, 443b.)

4 Bleibt vor Martin Schnee schon liegen, wird man gelinden Winter kriegen.

5 Der heilige Martin mocht' es wol wissen, warum er seinen Mantel entzweigerissen.

Bezieht sich auf die bekannte Legende von dem Heiligen, der, als er einen nackten Bettler erblickte, seinen Mantel mit ihm theilte.

Poln.: Wiedział święty Marcin, za co dał plaszcza uciąc. (Wurzbach I, 226, 112.)

6 Der heilige Martin treibt den alten ans Kamin.

Poln.: Swię tego Marcina stary do komina. (Boebel, 51.)

7 Du heiliger Sanct Martin, sie opfern dir einen Pfennig und stehlen dir ein Pferd.Eiselein, 452; Simrock, 6841a.

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9 Heb' an Martini, trink Wein per circulum anni.Boebel, 53.

In Lübeck hat man den Reim: Marten, Marten Gôsman het'n rôden rock an: giv mi appel un Bären, de mag ik so gären; giv mi Nöt' to knacken, wil dî ôk wat backen. (Deeke, 10.)

Frz.: A la sainct Martin boit-on le bon vin. – A la saint Martin faut gouster le vin, Nostre Dame après pour boire il es près. (Leroux, I, 80.)

10 Heilige Sant Marti, da lebig Opfer gib i der, het die Frau g'seit, wo-n ere de Habik de Güggel holt.Sutermeister, 41.

11 Heiliger Sanct Martin, dies lebendig Opfer geb' ich dir, sprach die Frau, als ihr ein Falke den Hahn wegtrug.Eiselein, 452.

12 In die Woche auf Martin fallen in der Regel Zahltermin'.

13 Ist es um Martini trüb', wird der Winter auch nicht lieb.Bair. Hauskalender.

14 Ist Martin trocken und kalt, im Winter die Kälte nicht lang anhalt.Boebel, 52.

15 Ist Martini nass und kalt, kommt die Frucht zur Theurung bald. (Koblenz.) – Boebel, 33.

16 Ist um Martin der Baum schon kahl, macht der Winter keine Qual.Oesterr. Volkskalender, 1869.

17 Ist vor Sanct Martin starker Frost, dann wird der Winter gelind. (Westf.)

18 Ist zu Martini das Laub noch nicht von den Bäumen und Reben gefallen, dann soll ein strenger Winter folgen.

19 Ist's an Martini trübe, so wird ein leidlicher, ist's aber hell, ein kalter Winter folgen.

20 Kommt Martini heran, so hat der gute Wirth das Dreschen gethan.Boebel, 52.

Nach Martini soll auch, wie man in Oberösterreich sagt, nicht mehr im Acker gefahren werden, sonst fährt der Bauer sein Weib ein. (Baumgarten, I, 53.)

[Spaltenumbruch] 21 Kommt Sanct Martin mit Winterkält', ist's gut, wenn bald ein Schnee einfällt.Orakel, 905.

22 Marten kack to, dat Lücht brannt op de Stêrt. (Ostfries.) – Bueren, 857; Kern, 155; Hauskalender, II.

Geht zu Ende.

23 Martin ist der Grundzinstag, drum nimm das Geld auch aus dem Sack. (Wohlau.) – Boebel, 53.

24 Martin ist kein dummer Hans, ihm schmeckt die frisch gemäst'te Gans. (Wohlau.) – Boebel, 53.

25 Martini Eis, Weihnachten Scheiss. (Dönhofstädt.)

26 Martini zeigt die Witterung auf den ganzen Winter an.Orakel, 893.

27 Martinke fröst't, Kathrinke pösst. (Samland.) – Frischbier2, 2547.

28 Merten es ennen harden Mann. (Meurs.) – Firmenich, I, 404, 223.

29 Nach Martini scherzt der Winter nicht.Orakel, 906-907.

Die Czechen: An Sanct-Martin scherzt der Winter nicht bald, Schnee und Frost kommen mit Gewalt.

30 Nebliger Martin, Winter gelind; heller Martin, Winter streng.Boebel, 52.

31 O Martein, Martein, der Korb muss verbrannt sein, das Geld aus der Taschen, der Wein in der Flaschen, die Gänse am Spiess, da sauf' und friss.

32 Sanct Martein gübt guten Wein, kann aber den Bawren und Zinsleuten schrecklich sein.Fischart in Kloster, VIII, 640.

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33 Sanct Martin, du vol Liebe, du wonst vnter Diebe, die geben dir ein Pfennig vnd stelen dir ein Pferd; wer die Diebe hengte, dess weren sie wol werth.Petri, II, 517.

34 Sanct Martin führt die Schlüssel zu jeder Seele auf dem Pfad zum letzten Urtheil.Graf, 404, 30.

Bezieht sich auf die drei grossen Gerichtszeiten (Dinge) im Jahr. Eins dieser Dinge fiel in die Zeit um Ostern (Frühling), das andere in den Anfang des Herbstes (s. Gericht 13); und als drittes echtes Ding war der Martinstag bezeichnet. Nachdem das Christenthum Eingang gefunden, wurde der Sonne rechtseinschliessende Kraft auf die Heiligen übertragen. Die Dreizahl bildet die Regel beim echten Dinge. (S. Ding 45.)

Altfries.: Sinte Martine da sloetelin feert to iwer siele in dat paed ti da lesta ordele. (Richthofen, 430, 16.)

35 Sanct Martin gab den Mantel; ein Spieler gibt Hosen, Wams und Hemd, darum weil er wol heiliger ist, wenn er nackt seinem Herrn, dem Teufel, nachrennt.Eiselein, 452.

36 Sanct Martin macht Feuer im Kamin.Eiselein, 452; Simrock, 6843; Körte, 4136; Boebel, 52; Winckler, XVII, 96; Auerbach, Neues Leben, II, 262.

37 Sanct Martin macht Feuer ins Kamin; dann, o Mädel, greif' zum Rädel. (Nassau.) – Kehrein, VIII, 234.

In Venedig: An Sanct-Martin der Winter im Kamin. In Mailand: An Sanct-Martin lege Holz ins Kamin. (Orakel, 902-903.)

38 Sanct Martin Miss is de Winter wiss.Boebel, 52.

39 Sanct Martin setzt sich schon mit Dank am warmen Ofen auf die Bank.Bair. Hauskalender.

40 Sanct Martin war ein milder Mann, trank gerne cerevisiam; und hatt' er nicht pecuniam, so liess er seine tunicam.Eiselein, 452; Braun, I, 2576.

Frz.: Saint-Martin boit le bon vin et laisse l'eau courre au molin. (Leroux, I, 32.)

41 Sanct Martin weiss nichts mehr von heiss.Bair. Hauskalender.

42 Sanct Martins breckt dat Is, man find he gên, so mâkt he ên.Bueren, 1037.

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[[236]/0250] Die Venetier: Nach dem Widrigen kommt das Angenehme (Gute). Lat.: Sic levis haec poena, sequatur jejunia coena. *3 Er ist in der Marterwoche geboren. Martha. 1 An Sanct Martha (29. Juli) hängt man das Licht unter den Rauchfang. In Venetien soll man an diesem Tage wieder anfangen abends bei Licht zu spinnen. (Reinsberg VIII, 159.) It.: Da Santa Marta se taca la luse sota la nappa. (Orakel, 670.) 2 Martha muss der Marien helffen, sonst haben die Brüder nichts zu essen (oder: sonst hat der Magen Fasten). – Lehmann, 40, 65. „Ein Prior hielt seine Brüder im Kloster streng zur arbeit; dem erzeigt sich einer vngehorsamb, sagt, sie weren umb des Gottesdienst im Kloster vnd nicht wegen der Haussarbeit; der Prior sagt: wer nicht arbeit, der soll nicht essen, Martha muss der Maria helfen, sonst haben die Brüder nichts zu essen.“ *3 Eine geschäftige Martha! – Eiselein, 452. Holl.: Het is eene zorgvuldige Martha. (Harrebomée, II, 68a.) Martin. 1 An Martini (10. Nov.) Sonnenschein tritt ein kalter Winter ein. – Orakel, 895. 2 An Sanct Martin's Tag lobe unsrer Frauen Fasten. 3 Auf Sanct Martin kommt der Winter. Frz.: A la sainct Martin l'hiver en chemin. (Leroux, I, 80; Kritzinger, 443b.) 4 Bleibt vor Martin Schnee schon liegen, wird man gelinden Winter kriegen. 5 Der heilige Martin mocht' es wol wissen, warum er seinen Mantel entzweigerissen. Bezieht sich auf die bekannte Legende von dem Heiligen, der, als er einen nackten Bettler erblickte, seinen Mantel mit ihm theilte. Poln.: Wiedział święty Marcin, za co dał plaszcza uciąc. (Wurzbach I, 226, 112.) 6 Der heilige Martin treibt den alten ans Kamin. Poln.: Swię tego Marcina stary do komina. (Boebel, 51.) 7 Du heiliger Sanct Martin, sie opfern dir einen Pfennig und stehlen dir ein Pferd. – Eiselein, 452; Simrock, 6841a. 8 Giet et vör Sünte Märten starken Fuorst, dann wärt de Winter gelinne. (Grafschaft Mark.) – Woeste, 61, 66. 9 Heb' an Martini, trink Wein per circulum anni. – Boebel, 53. In Lübeck hat man den Reim: Marten, Marten Gôsman het'n rôden rock an: giv mi appel un Bären, de mag ik so gären; giv mi Nöt' to knacken, wil dî ôk wat backen. (Deeke, 10.) Frz.: A la sainct Martin boit-on le bon vin. – A la saint Martin faut gouster le vin, Nostre Dame après pour boire il es près. (Leroux, I, 80.) 10 Heilige Sant Marti, da lebig Opfer gib i der, het die Frau g'seit, wo-n ere de Habik de Güggel holt. – Sutermeister, 41. 11 Heiliger Sanct Martin, dies lebendig Opfer geb' ich dir, sprach die Frau, als ihr ein Falke den Hahn wegtrug. – Eiselein, 452. 12 In die Woche auf Martin fallen in der Regel Zahltermin'. 13 Ist es um Martini trüb', wird der Winter auch nicht lieb. – Bair. Hauskalender. 14 Ist Martin trocken und kalt, im Winter die Kälte nicht lang anhalt. – Boebel, 52. 15 Ist Martini nass und kalt, kommt die Frucht zur Theurung bald. (Koblenz.) – Boebel, 33. 16 Ist um Martin der Baum schon kahl, macht der Winter keine Qual. – Oesterr. Volkskalender, 1869. 17 Ist vor Sanct Martin starker Frost, dann wird der Winter gelind. (Westf.) 18 Ist zu Martini das Laub noch nicht von den Bäumen und Reben gefallen, dann soll ein strenger Winter folgen. 19 Ist's an Martini trübe, so wird ein leidlicher, ist's aber hell, ein kalter Winter folgen. 20 Kommt Martini heran, so hat der gute Wirth das Dreschen gethan. – Boebel, 52. Nach Martini soll auch, wie man in Oberösterreich sagt, nicht mehr im Acker gefahren werden, sonst fährt der Bauer sein Weib ein. (Baumgarten, I, 53.) 21 Kommt Sanct Martin mit Winterkält', ist's gut, wenn bald ein Schnee einfällt. – Orakel, 905. 22 Marten kack to, dat Lücht brannt op de Stêrt. (Ostfries.) – Bueren, 857; Kern, 155; Hauskalender, II. Geht zu Ende. 23 Martin ist der Grundzinstag, drum nimm das Geld auch aus dem Sack. (Wohlau.) – Boebel, 53. 24 Martin ist kein dummer Hans, ihm schmeckt die frisch gemäst'te Gans. (Wohlau.) – Boebel, 53. 25 Martini Eis, Weihnachten Scheiss. (Dönhofstädt.) 26 Martini zeigt die Witterung auf den ganzen Winter an. – Orakel, 893. 27 Martinke fröst't, Kathrinke pösst. (Samland.) – Frischbier2, 2547. 28 Merten es ennen harden Mann. (Meurs.) – Firmenich, I, 404, 223. 29 Nach Martini scherzt der Winter nicht. – Orakel, 906-907. Die Czechen: An Sanct-Martin scherzt der Winter nicht bald, Schnee und Frost kommen mit Gewalt. 30 Nebliger Martin, Winter gelind; heller Martin, Winter streng. – Boebel, 52. 31 O Martein, Martein, der Korb muss verbrannt sein, das Geld aus der Taschen, der Wein in der Flaschen, die Gänse am Spiess, da sauf' und friss. 32 Sanct Martein gübt guten Wein, kann aber den Bawren und Zinsleuten schrecklich sein. – Fischart in Kloster, VIII, 640. Lat.: Post Martinum bonum vinum. (Fischart, Gesch., in Kloster, VIII, 79.) 33 Sanct Martin, du vol Liebe, du wonst vnter Diebe, die geben dir ein Pfennig vnd stelen dir ein Pferd; wer die Diebe hengte, dess weren sie wol werth. – Petri, II, 517. 34 Sanct Martin führt die Schlüssel zu jeder Seele auf dem Pfad zum letzten Urtheil. – Graf, 404, 30. Bezieht sich auf die drei grossen Gerichtszeiten (Dinge) im Jahr. Eins dieser Dinge fiel in die Zeit um Ostern (Frühling), das andere in den Anfang des Herbstes (s. Gericht 13); und als drittes echtes Ding war der Martinstag bezeichnet. Nachdem das Christenthum Eingang gefunden, wurde der Sonne rechtseinschliessende Kraft auf die Heiligen übertragen. Die Dreizahl bildet die Regel beim echten Dinge. (S. Ding 45.) Altfries.: Sinte Martine da sloetelin feert to iwer siele in dat paed ti da lesta ordele. (Richthofen, 430, 16.) 35 Sanct Martin gab den Mantel; ein Spieler gibt Hosen, Wams und Hemd, darum weil er wol heiliger ist, wenn er nackt seinem Herrn, dem Teufel, nachrennt. – Eiselein, 452. 36 Sanct Martin macht Feuer im Kamin. – Eiselein, 452; Simrock, 6843; Körte, 4136; Boebel, 52; Winckler, XVII, 96; Auerbach, Neues Leben, II, 262. 37 Sanct Martin macht Feuer ins Kamin; dann, o Mädel, greif' zum Rädel. (Nassau.) – Kehrein, VIII, 234. In Venedig: An Sanct-Martin der Winter im Kamin. In Mailand: An Sanct-Martin lege Holz ins Kamin. (Orakel, 902-903.) 38 Sanct Martin Miss is de Winter wiss. – Boebel, 52. 39 Sanct Martin setzt sich schon mit Dank am warmen Ofen auf die Bank. – Bair. Hauskalender. 40 Sanct Martin war ein milder Mann, trank gerne cerevisiam; und hatt' er nicht pecuniam, so liess er seine tunicam. – Eiselein, 452; Braun, I, 2576. Frz.: Saint-Martin boit le bon vin et laisse l'eau courre au molin. (Leroux, I, 32.) 41 Sanct Martin weiss nichts mehr von heiss. – Bair. Hauskalender. 42 Sanct Martins breckt dat Is, man find he gên, so mâkt he ên. – Bueren, 1037. 43 Sanct Martinus zu Pährd macht de Bauer allährd1. (Trier.) – Laven, 192, 110; Firmenich, III, 548, 64; Schmitz, 173, 60. 1) Munter, flink, rührig, vom französischen alerte. Auf den Martinstag, trierisch Meerdestag, fallen gewöhnlich für den Landmann die Zahltermine von gepachteten Grundstücken und geliehenen Kapitalien.

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873, S. [236]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon03_1873/250>, abgerufen am 19.04.2024.