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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873.

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[Spaltenumbruch] *624 Sein Maul sieht aus wie eine Ziegelhütte im Schwarzwalde.

Wilde Gestalt.

*625 Sein maul steht im vorder, er lasst nicht vnberaflet. - Franck, II, 95b.

*626 Sein Maul weiss, was gut schmeckt.

Holl.: Zijn mond is van geen schaapsleer. (Harrebomee, II, 100b.)

*627 Seinem Maule abdarben.

Frz.: Epargner sur sa bouche. (Kritzinger, 81a.)

*628 Sich auf das Maul schlagen.

Sich zu rechter Zeit ans Schweigen erinnern. (Campe, Wb., III, 232b.)

*629 Sich auf dem Maul trumlen lassen. - Schottel, 1112b.

*630 Sich das Maul über etwas zerreissen. - Campe, Wb., IV, 232b.

Viel und heftig über etwas tadelnd reden.

*631 Sich das Maul verbrennen. - Kehrein, VII, 110; Körte, 4157; Keller, 130a; Braun, I, 2614.

Durch eine zu freie Sprache anstossen, sich durch unüberlegtes Reden Nachtheile zuziehen. "Bliess kein Muss, verbrant das Maul." (Fischart, Gesch., in Kloster, VIII, 237.)

*632 Sich det Mel ken äst wazen. (Siebenbürg.-sächs.) - Frommann, V, 324, 231.

Sich das Maul gegen etwas wetzen.

*633 Sich etwas am Maul abbrechen (absparen). - Mathesy, 41b.

In dem Sinne wie: sich am Munde abdarben, sich etwas versagen, etwas selbst nicht geniessen, damit es ein anderer habe. (Campe, III, 232b.)

Frz.: Faire l'alchimie avec les dens. - Il se plaint sa vie (un habit). (Kritzinger, 18a u. 539b.)

*634 Sich etwas aus dem Maul entziehen.

In einer Biographie Winckelmann's heisst es: "Um diesen Aufwand zu machen, hatte er es sich aus dem Maul entzogen."

*635 Sich mit dem Maule wehren.

Frz.: Donner un coup de bec.

*636 Sich selber aufs Maul schlage mit ere Behauptung. (Ulm.)

Auch Würzburg Sartorius 173. Sich selbst widersprechen, sich durch sein Reden eine Niederlage bereiten. Nach mehrern deutschen Gesetzen musste man bei dem Widerruf von Schmähungen sich selbst aufs Maul schlagen. (Grimm, Rechtsalt., 143.)

Frz.: Chanter la palinodie. (Kritzinger, 502a.)

*637 Sie gibt ihrem Maule nicht umsonst zu essen. - Eiselein, 454; Simrock, 6884a; Braun, I, 2718.

In der Schweiz: Er git sim Mul nid vergäbe z'ässe. (Sutermeister, 72.) Sie ist eine Plaudertasche. Ein feister Mann hatte ein mager Pferd, als man sich darüber wunderte, sagte er: "Sehr natürlich, meines Maules warte ich selbst, meines Pferdes nur ein Knecht."

Holl.: Hij heeft haar bekje goed tot haar' wil. (Harrebomee, I, 45a.)

*638 Sie hat das Maul in der Mitte und immer geladen.

*639 Sie hat ein lecker Maul.

Holl.: Zij heeft een lekker bekje. (Harrebomee, I, 45a.)

*640 Sie hat ein Maul wie ein Schermesser.

Holl.: Zu heeft een' bek als een scheermes. (Harrebomee, I, 45a.)

*641 Sie het es Maul, es sticht und haut wie en Schweizerdäge. - Sutermeister, 72.

*642 Sie hot a Maul wie a Schlachtschwart.

"Möchte se doch immer su garne gan ass se Foier frisst, wenn se og nich derben a Moal hette wie a Schlachtschward." (Keller, 166b.)

*643 Sie hot'n a loas Maul oug'hengt. - Sartorius, 173.

Sie hat ihn mit Grobheiten, Scheltworten, Vorwürfen überschüttet.

*644 Sie lässt vor ihrem Maul keine Spinnweb wachsen.

*645 Sie zerschlägt sich das Maul darüber. - Klix, 40.

*646 Sihe wie henckt er das maul, ich wil ihm den zornbraten abschneiden. - Agricola I, 323.

"Die da zurnen, sehen sawr vnd lassen das maul mit den lippen lang herausshengen, wie ein sewrüssel; darumb sagt man denn zu yhnen, wo sie yhren zorn nicht fallen lassen, so wolle man yhnen den zornbraten, d. i. das fleisch das herfür hangt von beyden lippen, abschneiden."

*647 Sein Maul ward froh sind, wenn 't Nacht ward. - Schlingmann, 1047.

[Spaltenumbruch] *648 Sein Maul ward moal extra met'n Kohschwanz dodtschloa'n. (S. Maulwerk 2.) - Schlingmann, 1044.

*649 Sinem Maule Verlöf gewen. (Wolfenbüttel.)

Seinem Maul Erlaubniss zum Schwatzen geben, der Zunge freien Lauf lassen.

*650 Thut ich 's (euch das) Moal nich wüh. - Gomolcke, 1031.

*651 Ufem Mul hore. (Luzern.)

Genau auf das achten, was man redet.

*652 Wann das Maul hier Junge hat. - Eyering, III, 373.

*653 Wäre sein Maul eine Brücke, ich ginge nicht darüber.

Er sprudelt von Lügen über.

Jüd.-deutsch: Dem laaft der Scheker zum Maule heraus. (Tendlau, 320.)

*654 Wenn er das Maul aufthut, so laufft gleich ein Lugen herauss. - Chaos, 562.

Frz.: C'est un homme qui n'enrage pas pour mentir. (Kritzinger, 451a.)

*655 Wenn er nur sein Mäul voll hat, so kümmert er sich nicht um andere.

Holl.: Hij is goed voor zijn eigen' bek, en laat anderen op de krib bijten. (Harrebomee, I, 45a.)

*656 Wenn er öffnet das Maul, rollt der Unsinn kaul, kaul.

*657 Wenn me dear 's Maul todtschlüg, thet d' Foz no schnappe(n). (Neresheim.)

*658 Wenn nu min Maul e Schiendär wär, on de Mage e Kiekelholt1 hadd. (Samland.) - Frischbier2, 2579.

1) Querbalken zwischen den Sparren des Dachs.

*659 Wenn sein Maul schwiege, sein Arsch würde reden.

Vom Schwätzer.

*660 Wenn's ein Maul hätte, so biss' es dich.

Wenn jemand etwas, das ihm sehr nahe liegt, nicht findet.

*661 Wenn's nid zum Mul ausgoht, so muess es hinden ause. - Sutermeister, 72.

*662 Wer 's Maul verbrönnt, blost d' Sopp. (Luzern.)

*663 Wisch' das Maul und sag': ich hab' genug (ich bin satt).

Zu dem, der ungewaschene Dinge schwatzt, um ihm zu sagen, dass es genug sei, dass er aufhören möge.

Holl.: Veeg uwen mond maar, en zeg, dat gij gegeten hebt. (Harrebomee, I, 100a.)

*664 Zwei Mäuler mit Einem Bissen stopfen.


Maul (Mulus).

* Sein Maul um ein Sackpfeiffe geben. - Eiselein, 455.


Maulaffe.

1 Auch Maulaffen hat man nicht umsonst feil.

Frz.: On n'est pas bedaud pour rien.

2 Wer die Maulaffen für sich hat, der hat gewonnen Spiel.

*3 Maulaffen feil haben. - Eiselein, 455; Körte, 4133; Lohrengel, II, 378; Braun, I, 3628; für Steiermark: Firmenich, II, 765, 13; für Tirol: Schöpf, 429; für Franken: Frommann, VI, 320, 275.

Das Maul weit offen haben, gaffen. "Einen, der das Maul aufsperrt, den wir auff teutsch einen Maulaffen nennen." (Luther's Werke, II, 114.) Maulaffe kommt wie viele andere Wörter, aus dem Plattdeutschen her, von Muul (Maul) und apen (offen); Maulapen heisst, mit offenem Munde stehen. Da Ape auch im Niederdeutschen ein Affe heisst, so hat man aus Unkunde aus dem offenen Maule einen Maulaffen gemacht und vermuthlich zuerst eben den, der im Plattdeutschen ein Muulape hiess, einen Maulaffen genannt. In der Folge hat vielleicht jemand von einem Menschen, der mit offenem Munde auf dem Markte stand und die ausgelegten Waaren begaffte, im Scherz gesagt, er habe Maulaffen (sich selbst) feil, woher die obige Redensart entstanden sein mag. Man nennt aber auch jemand, der in der bezeichneten Weise dasteht, einen Maulaffen. "Unsere Bischöffe sitzen ietzo wie die Oelgötzen und Maulaffen." "Sie meinen, wenn einen Cardinal ein fauler Bombart entführe, so wäre den Teutschen ein neuer Artikel des Glaubens geborn; das machen wir selbst, und ist unser schuld, dass wir solche Maulaffen sind." (Luther's Werke, I, 528; V, 227.) In Würzburg: Do steath 'r unn hot Maulaffa fäl. (Sartorius, 173.) Die auf den mecklenburger Bauerhäusern angebrachten Pierdeköpfe nennt der Bauer Maulapen, weil sie fast überall mit offenem Maule dargestellt sind? (Vgl. Chr. Petersen, Die Pferdeköpfe auf den Bauerhäusern, besonders in Norddeutschland, S. 15, besonderer Abdruck aus dem Jahrbuch für die Landeskunde der Herzogthümer Schleswig, Holstein und Lauenburg, Bd. 3.) Solcher Verwechslungen, Sinnentstellungen u. s. w. kommen in unserer, wie in andern

[Spaltenumbruch] *624 Sein Maul sieht aus wie eine Ziegelhütte im Schwarzwalde.

Wilde Gestalt.

*625 Sein maul steht im vorder, er lasst nicht vnberaflet.Franck, II, 95b.

*626 Sein Maul weiss, was gut schmeckt.

Holl.: Zijn mond is van geen schaapsleêr. (Harrebomée, II, 100b.)

*627 Seinem Maule abdarben.

Frz.: Épargner sur sa bouche. (Kritzinger, 81a.)

*628 Sich auf das Maul schlagen.

Sich zu rechter Zeit ans Schweigen erinnern. (Campe, Wb., III, 232b.)

*629 Sich auf dem Maul trumlen lassen.Schottel, 1112b.

*630 Sich das Maul über etwas zerreissen.Campe, Wb., IV, 232b.

Viel und heftig über etwas tadelnd reden.

*631 Sich das Maul verbrennen.Kehrein, VII, 110; Körte, 4157; Keller, 130a; Braun, I, 2614.

Durch eine zu freie Sprache anstossen, sich durch unüberlegtes Reden Nachtheile zuziehen. „Bliess kein Muss, verbrant das Maul.“ (Fischart, Gesch., in Kloster, VIII, 237.)

*632 Sich det Mel kên äst wâzen. (Siebenbürg.-sächs.) – Frommann, V, 324, 231.

Sich das Maul gegen etwas wetzen.

*633 Sich etwas am Maul abbrechen (absparen).Mathesy, 41b.

In dem Sinne wie: sich am Munde abdarben, sich etwas versagen, etwas selbst nicht geniessen, damit es ein anderer habe. (Campe, III, 232b.)

Frz.: Faire l'alchimie avec les dens. – Il se plaint sa vie (un habit). (Kritzinger, 18a u. 539b.)

*634 Sich etwas aus dem Maul entziehen.

In einer Biographie Winckelmann's heisst es: „Um diesen Aufwand zu machen, hatte er es sich aus dem Maul entzogen.“

*635 Sich mit dem Maule wehren.

Frz.: Donner un coup de bec.

*636 Sich selber aufs Maul schlage mit ere Behauptung. (Ulm.)

Auch Würzburg Sartorius 173. Sich selbst widersprechen, sich durch sein Reden eine Niederlage bereiten. Nach mehrern deutschen Gesetzen musste man bei dem Widerruf von Schmähungen sich selbst aufs Maul schlagen. (Grimm, Rechtsalt., 143.)

Frz.: Chanter la palinodie. (Kritzinger, 502a.)

*637 Sie gibt ihrem Maule nicht umsonst zu essen.Eiselein, 454; Simrock, 6884a; Braun, I, 2718.

In der Schweiz: Er git sim Mul nid vergäbe z'ässe. (Sutermeister, 72.) Sie ist eine Plaudertasche. Ein feister Mann hatte ein mager Pferd, als man sich darüber wunderte, sagte er: „Sehr natürlich, meines Maules warte ich selbst, meines Pferdes nur ein Knecht.“

Holl.: Hij heeft haar bekje goed tot haar' wil. (Harrebomée, I, 45a.)

*638 Sie hat das Maul in der Mitte und immer geladen.

*639 Sie hat ein lecker Maul.

Holl.: Zij heeft een lekker bekje. (Harrebomée, I, 45a.)

*640 Sie hat ein Maul wie ein Schermesser.

Holl.: Zu heeft een' bek als een scheermes. (Harrebomée, I, 45a.)

*641 Sie het es Mûl, es sticht und haut wie en Schweizerdäge.Sutermeister, 72.

*642 Sie hot a Maul wie a Schlachtschwart.

„Möchte se doch immer su garne gan ass se Foier frisst, wenn se og nich derben a Moal hette wie a Schlachtschward.“ (Keller, 166b.)

*643 Sie hot'n a loas Maul oug'hengt.Sartorius, 173.

Sie hat ihn mit Grobheiten, Scheltworten, Vorwürfen überschüttet.

*644 Sie lässt vor ihrem Maul keine Spinnweb wachsen.

*645 Sie zerschlägt sich das Maul darüber.Klix, 40.

*646 Sihe wie henckt er das maul, ich wil ihm den zornbraten abschneiden.Agricola I, 323.

„Die da zurnen, sehen sawr vnd lassen das maul mit den lippen lang herausshengen, wie ein sewrüssel; darumb sagt man denn zu yhnen, wo sie yhren zorn nicht fallen lassen, so wolle man yhnen den zornbraten, d. i. das fleisch das herfür hangt von beyden lippen, abschneiden.“

*647 Sîn Mûl ward froh sind, wenn 't Nacht ward.Schlingmann, 1047.

[Spaltenumbruch] *648 Sîn Mûl ward moal extra met'n Kohschwanz dodtschloa'n. (S. Maulwerk 2.) – Schlingmann, 1044.

*649 Sinem Mûle Verlöf gewen. (Wolfenbüttel.)

Seinem Maul Erlaubniss zum Schwatzen geben, der Zunge freien Lauf lassen.

*650 Thut ich 's (euch das) Moal nich wüh.Gomolcke, 1031.

*651 Ufem Mul hore. (Luzern.)

Genau auf das achten, was man redet.

*652 Wann das Maul hier Junge hat.Eyering, III, 373.

*653 Wäre sein Maul eine Brücke, ich ginge nicht darüber.

Er sprudelt von Lügen über.

Jüd.-deutsch: Dem laaft der Scheker zum Maule heraus. (Tendlau, 320.)

*654 Wenn er das Maul aufthut, so laufft gleich ein Lugen herauss.Chaos, 562.

Frz.: C'est un homme qui n'enrage pas pour mentir. (Kritzinger, 451a.)

*655 Wenn er nur sein Mäul voll hat, so kümmert er sich nicht um andere.

Holl.: Hij is goed voor zijn eigen' bek, en laat anderen op de krib bijten. (Harrebomée, I, 45a.)

*656 Wenn er öffnet das Maul, rollt der Unsinn kaul, kaul.

*657 Wenn me dear 's Maul todtschlüg, thet d' Foz no schnappe(n). (Neresheim.)

*658 Wenn nu min Mûl e Schiendär wär, on de Mage e Kiekelholt1 hadd. (Samland.) – Frischbier2, 2579.

1) Querbalken zwischen den Sparren des Dachs.

*659 Wenn sein Maul schwiege, sein Arsch würde reden.

Vom Schwätzer.

*660 Wenn's ein Maul hätte, so biss' es dich.

Wenn jemand etwas, das ihm sehr nahe liegt, nicht findet.

*661 Wenn's nid zum Mul ûsgoht, so muess es hinden ûse.Sutermeister, 72.

*662 Wer 's Mûl verbrönnt, blost d' Sopp. (Luzern.)

*663 Wisch' das Maul und sag': ich hab' genug (ich bin satt).

Zu dem, der ungewaschene Dinge schwatzt, um ihm zu sagen, dass es genug sei, dass er aufhören möge.

Holl.: Veeg uwen mond maar, en zeg, dat gij gegeten hebt. (Harrebomée, I, 100a.)

*664 Zwei Mäuler mit Einem Bissen stopfen.


Maul (Mulus).

* Sein Maul um ein Sackpfeiffe geben.Eiselein, 455.


Maulaffe.

1 Auch Maulaffen hat man nicht umsonst feil.

Frz.: On n'est pas bedaud pour rien.

2 Wer die Maulaffen für sich hat, der hat gewonnen Spiel.

*3 Maulaffen feil haben.Eiselein, 455; Körte, 4133; Lohrengel, II, 378; Braun, I, 3628; für Steiermark: Firmenich, II, 765, 13; für Tirol: Schöpf, 429; für Franken: Frommann, VI, 320, 275.

Das Maul weit offen haben, gaffen. „Einen, der das Maul aufsperrt, den wir auff teutsch einen Maulaffen nennen.“ (Luther's Werke, II, 114.) Maulaffe kommt wie viele andere Wörter, aus dem Plattdeutschen her, von Muul (Maul) und apen (offen); Maulapen heisst, mit offenem Munde stehen. Da Ape auch im Niederdeutschen ein Affe heisst, so hat man aus Unkunde aus dem offenen Maule einen Maulaffen gemacht und vermuthlich zuerst eben den, der im Plattdeutschen ein Muulape hiess, einen Maulaffen genannt. In der Folge hat vielleicht jemand von einem Menschen, der mit offenem Munde auf dem Markte stand und die ausgelegten Waaren begaffte, im Scherz gesagt, er habe Maulaffen (sich selbst) feil, woher die obige Redensart entstanden sein mag. Man nennt aber auch jemand, der in der bezeichneten Weise dasteht, einen Maulaffen. „Unsere Bischöffe sitzen ietzo wie die Oelgötzen und Maulaffen.“ „Sie meinen, wenn einen Cardinal ein fauler Bombart entführe, so wäre den Teutschen ein neuer Artikel des Glaubens geborn; das machen wir selbst, und ist unser schuld, dass wir solche Maulaffen sind.“ (Luther's Werke, I, 528; V, 227.) In Würzburg: Do steath 'r unn hot Maulaffa fäl. (Sartorius, 173.) Die auf den mecklenburger Bauerhäusern angebrachten Píerdeköpfe nennt der Bauer Mûlâpen, weil sie fast überall mit offenem Maule dargestellt sind? (Vgl. Chr. Petersen, Die Pferdeköpfe auf den Bauerhäusern, besonders in Norddeutschland, S. 15, besonderer Abdruck aus dem Jahrbuch für die Landeskunde der Herzogthümer Schleswig, Holstein und Lauenburg, Bd. 3.) Solcher Verwechslungen, Sinnentstellungen u. s. w. kommen in unserer, wie in andern

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[[263]/0277] *624 Sein Maul sieht aus wie eine Ziegelhütte im Schwarzwalde. Wilde Gestalt. *625 Sein maul steht im vorder, er lasst nicht vnberaflet. – Franck, II, 95b. *626 Sein Maul weiss, was gut schmeckt. Holl.: Zijn mond is van geen schaapsleêr. (Harrebomée, II, 100b.) *627 Seinem Maule abdarben. Frz.: Épargner sur sa bouche. (Kritzinger, 81a.) *628 Sich auf das Maul schlagen. Sich zu rechter Zeit ans Schweigen erinnern. (Campe, Wb., III, 232b.) *629 Sich auf dem Maul trumlen lassen. – Schottel, 1112b. *630 Sich das Maul über etwas zerreissen. – Campe, Wb., IV, 232b. Viel und heftig über etwas tadelnd reden. *631 Sich das Maul verbrennen. – Kehrein, VII, 110; Körte, 4157; Keller, 130a; Braun, I, 2614. Durch eine zu freie Sprache anstossen, sich durch unüberlegtes Reden Nachtheile zuziehen. „Bliess kein Muss, verbrant das Maul.“ (Fischart, Gesch., in Kloster, VIII, 237.) *632 Sich det Mel kên äst wâzen. (Siebenbürg.-sächs.) – Frommann, V, 324, 231. Sich das Maul gegen etwas wetzen. *633 Sich etwas am Maul abbrechen (absparen). – Mathesy, 41b. In dem Sinne wie: sich am Munde abdarben, sich etwas versagen, etwas selbst nicht geniessen, damit es ein anderer habe. (Campe, III, 232b.) Frz.: Faire l'alchimie avec les dens. – Il se plaint sa vie (un habit). (Kritzinger, 18a u. 539b.) *634 Sich etwas aus dem Maul entziehen. In einer Biographie Winckelmann's heisst es: „Um diesen Aufwand zu machen, hatte er es sich aus dem Maul entzogen.“ *635 Sich mit dem Maule wehren. Frz.: Donner un coup de bec. *636 Sich selber aufs Maul schlage mit ere Behauptung. (Ulm.) Auch Würzburg Sartorius 173. Sich selbst widersprechen, sich durch sein Reden eine Niederlage bereiten. Nach mehrern deutschen Gesetzen musste man bei dem Widerruf von Schmähungen sich selbst aufs Maul schlagen. (Grimm, Rechtsalt., 143.) Frz.: Chanter la palinodie. (Kritzinger, 502a.) *637 Sie gibt ihrem Maule nicht umsonst zu essen. – Eiselein, 454; Simrock, 6884a; Braun, I, 2718. In der Schweiz: Er git sim Mul nid vergäbe z'ässe. (Sutermeister, 72.) Sie ist eine Plaudertasche. Ein feister Mann hatte ein mager Pferd, als man sich darüber wunderte, sagte er: „Sehr natürlich, meines Maules warte ich selbst, meines Pferdes nur ein Knecht.“ Holl.: Hij heeft haar bekje goed tot haar' wil. (Harrebomée, I, 45a.) *638 Sie hat das Maul in der Mitte und immer geladen. *639 Sie hat ein lecker Maul. Holl.: Zij heeft een lekker bekje. (Harrebomée, I, 45a.) *640 Sie hat ein Maul wie ein Schermesser. Holl.: Zu heeft een' bek als een scheermes. (Harrebomée, I, 45a.) *641 Sie het es Mûl, es sticht und haut wie en Schweizerdäge. – Sutermeister, 72. *642 Sie hot a Maul wie a Schlachtschwart. „Möchte se doch immer su garne gan ass se Foier frisst, wenn se og nich derben a Moal hette wie a Schlachtschward.“ (Keller, 166b.) *643 Sie hot'n a loas Maul oug'hengt. – Sartorius, 173. Sie hat ihn mit Grobheiten, Scheltworten, Vorwürfen überschüttet. *644 Sie lässt vor ihrem Maul keine Spinnweb wachsen. *645 Sie zerschlägt sich das Maul darüber. – Klix, 40. *646 Sihe wie henckt er das maul, ich wil ihm den zornbraten abschneiden. – Agricola I, 323. „Die da zurnen, sehen sawr vnd lassen das maul mit den lippen lang herausshengen, wie ein sewrüssel; darumb sagt man denn zu yhnen, wo sie yhren zorn nicht fallen lassen, so wolle man yhnen den zornbraten, d. i. das fleisch das herfür hangt von beyden lippen, abschneiden.“ *647 Sîn Mûl ward froh sind, wenn 't Nacht ward. – Schlingmann, 1047. *648 Sîn Mûl ward moal extra met'n Kohschwanz dodtschloa'n. (S. Maulwerk 2.) – Schlingmann, 1044. *649 Sinem Mûle Verlöf gewen. (Wolfenbüttel.) Seinem Maul Erlaubniss zum Schwatzen geben, der Zunge freien Lauf lassen. *650 Thut ich 's (euch das) Moal nich wüh. – Gomolcke, 1031. *651 Ufem Mul hore. (Luzern.) Genau auf das achten, was man redet. *652 Wann das Maul hier Junge hat. – Eyering, III, 373. *653 Wäre sein Maul eine Brücke, ich ginge nicht darüber. Er sprudelt von Lügen über. Jüd.-deutsch: Dem laaft der Scheker zum Maule heraus. (Tendlau, 320.) *654 Wenn er das Maul aufthut, so laufft gleich ein Lugen herauss. – Chaos, 562. Frz.: C'est un homme qui n'enrage pas pour mentir. (Kritzinger, 451a.) *655 Wenn er nur sein Mäul voll hat, so kümmert er sich nicht um andere. Holl.: Hij is goed voor zijn eigen' bek, en laat anderen op de krib bijten. (Harrebomée, I, 45a.) *656 Wenn er öffnet das Maul, rollt der Unsinn kaul, kaul. *657 Wenn me dear 's Maul todtschlüg, thet d' Foz no schnappe(n). (Neresheim.) *658 Wenn nu min Mûl e Schiendär wär, on de Mage e Kiekelholt1 hadd. (Samland.) – Frischbier2, 2579. 1) Querbalken zwischen den Sparren des Dachs. *659 Wenn sein Maul schwiege, sein Arsch würde reden. Vom Schwätzer. *660 Wenn's ein Maul hätte, so biss' es dich. Wenn jemand etwas, das ihm sehr nahe liegt, nicht findet. *661 Wenn's nid zum Mul ûsgoht, so muess es hinden ûse. – Sutermeister, 72. *662 Wer 's Mûl verbrönnt, blost d' Sopp. (Luzern.) *663 Wisch' das Maul und sag': ich hab' genug (ich bin satt). Zu dem, der ungewaschene Dinge schwatzt, um ihm zu sagen, dass es genug sei, dass er aufhören möge. Holl.: Veeg uwen mond maar, en zeg, dat gij gegeten hebt. (Harrebomée, I, 100a.) *664 Zwei Mäuler mit Einem Bissen stopfen. Maul (Mulus). * Sein Maul um ein Sackpfeiffe geben. – Eiselein, 455. Maulaffe. 1 Auch Maulaffen hat man nicht umsonst feil. Frz.: On n'est pas bedaud pour rien. 2 Wer die Maulaffen für sich hat, der hat gewonnen Spiel. *3 Maulaffen feil haben. – Eiselein, 455; Körte, 4133; Lohrengel, II, 378; Braun, I, 3628; für Steiermark: Firmenich, II, 765, 13; für Tirol: Schöpf, 429; für Franken: Frommann, VI, 320, 275. Das Maul weit offen haben, gaffen. „Einen, der das Maul aufsperrt, den wir auff teutsch einen Maulaffen nennen.“ (Luther's Werke, II, 114.) Maulaffe kommt wie viele andere Wörter, aus dem Plattdeutschen her, von Muul (Maul) und apen (offen); Maulapen heisst, mit offenem Munde stehen. Da Ape auch im Niederdeutschen ein Affe heisst, so hat man aus Unkunde aus dem offenen Maule einen Maulaffen gemacht und vermuthlich zuerst eben den, der im Plattdeutschen ein Muulape hiess, einen Maulaffen genannt. In der Folge hat vielleicht jemand von einem Menschen, der mit offenem Munde auf dem Markte stand und die ausgelegten Waaren begaffte, im Scherz gesagt, er habe Maulaffen (sich selbst) feil, woher die obige Redensart entstanden sein mag. Man nennt aber auch jemand, der in der bezeichneten Weise dasteht, einen Maulaffen. „Unsere Bischöffe sitzen ietzo wie die Oelgötzen und Maulaffen.“ „Sie meinen, wenn einen Cardinal ein fauler Bombart entführe, so wäre den Teutschen ein neuer Artikel des Glaubens geborn; das machen wir selbst, und ist unser schuld, dass wir solche Maulaffen sind.“ (Luther's Werke, I, 528; V, 227.) In Würzburg: Do steath 'r unn hot Maulaffa fäl. (Sartorius, 173.) Die auf den mecklenburger Bauerhäusern angebrachten Píerdeköpfe nennt der Bauer Mûlâpen, weil sie fast überall mit offenem Maule dargestellt sind? (Vgl. Chr. Petersen, Die Pferdeköpfe auf den Bauerhäusern, besonders in Norddeutschland, S. 15, besonderer Abdruck aus dem Jahrbuch für die Landeskunde der Herzogthümer Schleswig, Holstein und Lauenburg, Bd. 3.) Solcher Verwechslungen, Sinnentstellungen u. s. w. kommen in unserer, wie in andern

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873, S. [263]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon03_1873/277>, abgerufen am 28.03.2024.