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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873.

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Meinethalben.

1 Meinethalben darf kein Ochse kalben, wir haben doch Kälber genug. (Königsberg.)

2 Meinethalben mag kein Ochse kalben, wenn es nur die Kühe thun! - Frischbier, 498; Frischbier2, 2600.

Als Entgegnung, wenn jemand sagt: meinethalben.

3 Meinethalben und deinethalben das ist ein Stof, und wer was dawider hat, gebe auch einen, dann haben wir zwei. (Danzig.) - Frischbier2, 2601.


Meinetwegen.

1 Meinetwegen, sagt Alvensleben.

Die Bauern legen den Adelsgeschlechtern gern sprichwörtlich gewordene Redensarten in den Mund. (Vgl. G. Hesekiel, Das Buch vom Grafen Bismarck, Berlin 1868.)

2 Ne üm meintwä'n, söä de Wulf, awer 'n Schoap schmeckt do' schön. - Schlingmann, 1476.


Meinetwillen.

Dat 's nich üm meinetwillen, seggt dei Wulf, äwest s'on Schap schmeckt doch gut. (Mecklenburg.) - Raabe, 23; Hoefer, 1137; hochdeutsch bei Simrock, 11792b.


Meinführen.

Die können das Maaführen sparen. - Tendlau, 590.

Von einem früher bei jüdischen Hochzeiten bestandenem oder noch bestehendem Brauch, nach welchem das zu trauende Paar am Morgen des Hochzeittags mit dem Ruf: "Zu Maan, zu Maan!" in den Hof der Synagoge geführt und mit den Worten: "Seid fruchtbar und mehret euch", mit Weizenkörnern beworfen wurde. Das obige Sprichwort gilt von einem Brautpaar, bei welchem die letztere Aufforderung überflüssig erscheint.


Meinich.

Menik1 is 'n Bedreger. - Eichwald, 1291; Schlingmann, 1001.

1) Ein zusammengezogenes Dingwort aus: ich meine.


Meinige.

1 Bind mich ün warf mich zwischen dus Meinige. (Warschau.) (S. Binden 1.)

*2 Ich habe all das Meinige bei mir.

Lat.: Omnia mea mecum porto. (Binder II, 2396; Faselius, 188.)

*3 Ich zähle ihn unter die Meinigen.

Lat.: In aere meo est. (Cicero.) (Binder II, 1396.)


Meinthat.

Mit der Meinthat gleicht man falsche Zeugen. - Graf, 374, 495.

Falsches eidliches Zeugniss in fremder Sache war nicht selten eine unsühnbare That; ihm gleichgestellt war die Meinthat, d. i. wol, wie Graf bemerkt, die Unwahrhaftigkeit der eidlichen Worte des Mannes in eigener Sache.

Mhd.: Mit der meintat gelichet man dem valschen gezuge. (Kl. Kaiserrecht, III, 3, 41.)


Meinung.

1 Anderer Meinung soll man hören und mit Verstand sich daran kehren.

Böhm.: Prijimej cizi zdani, a drz se sveho uznani. (Celakovsky, 204.)

Poln.: Kazdego zdanie przyjmuj, a swego sie rozumu trzymaj. (Celakovsky, 204.)

2 Das ist meine Meinung nicht, sagte der Vogt, da der Bettler meinte, er könne seiner Wege gehen.

Holl.: Dat is de meening niet, zei malle Fransje. (Harrebomee, II, 71a.)

3 Die gemeine meinung ist Meister. - Lehmann, 499, 3.

"Wer den Hebel der öffentlichen Meinung in Händen hat, kann die politische Welt aus ihrer Achse heben und ist derselben unsichtbarer Herr." (Welt und Zeit, III, 41, 48.)

Frz.: L'opinion est la reine du monde.

4 Die gute Meinung deckt alle Fehler. - Mayer, I, 1; Chaos, 1088.

5 Die klingende meinungen vnd kunst die besten. - Gruter, I, 20; Henisch, 328, 19; Lehmann, 255, 29; Schottel, 1122a; Eiselein, 382 u. 458; Körte, 4200; Simrock, 6946; Braun, I, 2659.

Lat.: Auro loquente, nihil potest quaevis oratio. (Sutor, 906.)

6 Die Meinung ist die Königin der Welt.

"Der Fortschritt verändert die Meinung und die Meinung ist die Königin der Welt." (A. Constant, Bibel der Freiheit, 213.)

7 Die Meinung thut viel in allen dingen. - Petri, II, 138.

[Spaltenumbruch] 8 Die Meinung von heute ist nicht immer die von gestern.

Nur ein Stockfisch kann seine Meinung behalten, wenn er eine hat. Als R. Peel in das Lager seiner entschiedensten Gegner, der Feinde der Korngesetze, überging, sagte er im Parlament: "Meine Herren, das Recht, seine Meinung zu wechseln, ist eins der wichtigsten menschlichen Privilegien."

Engl.: A wise man changes his mind, a fool never. (Bohn II, 23.)

9 Die Meinungen der Starken sind Eichen, die Meinungen der Schwachen sind Halme, die jedem Winde weichen.

"Die Meinung der Schwachen beugt der herrschende Wind, wie das Rohr am Bache; die Meinung der Starken steht fest wie eine Eiche." (Welt und Zeit, I, 128, 158.)

10 Es ist nicht jede Meinung eine Wahrheit.

Dän.: Meening er ei altid sanding. (Prov. dan., 412.)

11 Falsche meinung (vnd beredungen) machen viel vnglück. - Lehmann, 512, 26.

12 Gemeine Meinung ist eine Macht, die ein Fürste nicht veracht't.

"Diejenigen, welche den Strom der öffentlichen Meinung aufhalten wollen, sind so lächerlich, als die Frösche, welche über den Sturm im Meere Klage führten." (Welt und Zeit, III, 43, 58.)

13 Gemeine Meinung1 kann man nicht stellen wie eine Taschenuhr.

1) Es ist die öffentliche Meinung gemeint.

14 Gleiche Meinung schafft Vereinung.

15 Gute Meinung gewinnt alle Händel.

16 Gute Meinung ist der beste Richter.

17 Gute Meinung ohne Thaten geben einen magern Braten.

Holl.: Goede meening zonder daad, doet aan niemand eenge baat. (Harrebomee, II, 71a.)

18 Ich bin nicht deiner Meinung, sagte die Henne zum Fuchs, da er sie zu einem Spaziergang einlud, und flog in den Stall.

Holl.: Ik versta uwe meening zeer wel, zei de patrijs tegen den vas, en hij vloog van hem weg. (Harrebomee, II, 71a.)

19 Ich bin noch nicht meiner Meinung, sagte der Wirth in Ellfeld.

Und zwar in der Regel dann, wenn die Schoppengäste über irgendetwas stritten und ihn um seine Ansicht fragten. Zur Charakteristik derer, die erst dann eine eigene Meinung haben, wenn sie ein oder mehrere fremde vernommen haben. Nach der Gartenlaube (Leipzig 1863, Nr., 16, S. 62) soll Ellfeld am Rhein liegen; im Huhn'schen Lexikon findet sich aber ein solcher Name nicht.

20 In de Meinunge bescheitet (irren, täuschen) seck de Kinder, segt de Pastor. (Hildesheim.) - Hoefer, 818.

21 Jeder hat seine Meinung.

Frz.: Chacun a son opinion et non discretion. (Leroux, II, 196.)

It.: Il parer proprio non ha mai torto. (Bohn I, 103.)

22 Meinungen regieren die Welt. - Hillmer, 440.

Dän.: Verden regieres af meeninger. (Prov. dan., 412.)

Lat.: Mundus regitur opinionibus.

23 Meinungen sind keine Verbrechen.

"Nur Verbrechen, nicht Meinungen gebührt Strafe." (Wessenberg, Ueber Schwärmerei, Heilbronn 1833.)

24 Mit der öffentlichen Meinung soll keine Regierung, mit Gift, Gewehr und Schiesspulver kein Mensch spielen. - Welt und Zeit, V, 359, 181.

25 Viel Meinung bricht Einung. - Körte, 4200; Simrock, 6945; Braun, I, 2658.

26 Was guter Meinung geschicht, verdienet ein stück am Himmel. - Gruter, III, 99; Lehmann, II, 685, 73.

27 Wenn eine gute Meinung wird übel ausgelegt, so ist's, als wenn der Köhler eine Perle in die Hand nimmt.

28 Wenn man jedem sein meinung lesset, so macht man niemand zornig. - Lehmann, 511, 14.

Dän.: Lader man hver have sin meening, saa giör man ingen vred. (Prov. dan., 412.)

29 Wer die Meinung verlässt, den verlässt auch die Meinung.

Wer dem Princip, zu welchem er sich bisher bekannte, untreu wird, der hat auch alle die zu Gegnern, die sich um dasselbe Princip scharen; die Mitglieder seiner bisherigen Partei werden seine Gegner.

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Meinethalben.

1 Meinethalben darf kein Ochse kalben, wir haben doch Kälber genug. (Königsberg.)

2 Meinethalben mag kein Ochse kalben, wenn es nur die Kühe thun!Frischbier, 498; Frischbier2, 2600.

Als Entgegnung, wenn jemand sagt: meinethalben.

3 Meinethalben und deinethalben das ist ein Stof, und wer was dawider hat, gebe auch einen, dann haben wir zwei. (Danzig.) – Frischbier2, 2601.


Meinetwegen.

1 Meinetwegen, sagt Alvensleben.

Die Bauern legen den Adelsgeschlechtern gern sprichwörtlich gewordene Redensarten in den Mund. (Vgl. G. Hesekiel, Das Buch vom Grafen Bismarck, Berlin 1868.)

2 Ne üm mîntwä'n, söä de Wulf, awer 'n Schoap schmeckt do' schön.Schlingmann, 1476.


Meinetwillen.

Dat 's nich üm meinetwillen, seggt dei Wulf, äwest s'on Schap schmeckt doch gut. (Mecklenburg.) – Raabe, 23; Hoefer, 1137; hochdeutsch bei Simrock, 11792b.


Meinführen.

Die können das Maaführen sparen.Tendlau, 590.

Von einem früher bei jüdischen Hochzeiten bestandenem oder noch bestehendem Brauch, nach welchem das zu trauende Paar am Morgen des Hochzeittags mit dem Ruf: „Zu Maan, zu Maan!“ in den Hof der Synagoge geführt und mit den Worten: „Seid fruchtbar und mehret euch“, mit Weizenkörnern beworfen wurde. Das obige Sprichwort gilt von einem Brautpaar, bei welchem die letztere Aufforderung überflüssig erscheint.


Meinich.

Mênik1 is 'n Bedreger.Eichwald, 1291; Schlingmann, 1001.

1) Ein zusammengezogenes Dingwort aus: ich meine.


Meinige.

1 Bind mich ün warf mich zwischen dus Meinige. (Warschau.) (S. Binden 1.)

*2 Ich habe all das Meinige bei mir.

Lat.: Omnia mea mecum porto. (Binder II, 2396; Faselius, 188.)

*3 Ich zähle ihn unter die Meinigen.

Lat.: In aëre meo est. (Cicero.) (Binder II, 1396.)


Meinthat.

Mit der Meinthat gleicht man falsche Zeugen.Graf, 374, 495.

Falsches eidliches Zeugniss in fremder Sache war nicht selten eine unsühnbare That; ihm gleichgestellt war die Meinthat, d. i. wol, wie Graf bemerkt, die Unwahrhaftigkeit der eidlichen Worte des Mannes in eigener Sache.

Mhd.: Mit der meintat gelichet man dem valschen gezuge. (Kl. Kaiserrecht, III, 3, 41.)


Meinung.

1 Anderer Meinung soll man hören und mit Verstand sich daran kehren.

Böhm.: Přijímej cizí zdání, a drž se svĕho uznání. (Čelakovský, 204.)

Poln.: Každego zdanie przyjmuj, a swego się rozumu trzymaj. (Čelakovský, 204.)

2 Das ist meine Meinung nicht, sagte der Vogt, da der Bettler meinte, er könne seiner Wege gehen.

Holl.: Dat is de meening niet, zei malle Fransje. (Harrebomée, II, 71a.)

3 Die gemeine meinung ist Meister.Lehmann, 499, 3.

„Wer den Hebel der öffentlichen Meinung in Händen hat, kann die politische Welt aus ihrer Achse heben und ist derselben unsichtbarer Herr.“ (Welt und Zeit, III, 41, 48.)

Frz.: L'opinion est la reine du monde.

4 Die gute Meinung deckt alle Fehler.Mayer, I, 1; Chaos, 1088.

5 Die klingende meinungen vnd kunst die besten.Gruter, I, 20; Henisch, 328, 19; Lehmann, 255, 29; Schottel, 1122a; Eiselein, 382 u. 458; Körte, 4200; Simrock, 6946; Braun, I, 2659.

Lat.: Auro loquente, nihil potest quaevis oratio. (Sutor, 906.)

6 Die Meinung ist die Königin der Welt.

„Der Fortschritt verändert die Meinung und die Meinung ist die Königin der Welt.“ (A. Constant, Bibel der Freiheit, 213.)

7 Die Meinung thut viel in allen dingen.Petri, II, 138.

[Spaltenumbruch] 8 Die Meinung von heute ist nicht immer die von gestern.

Nur ein Stockfisch kann seine Meinung behalten, wenn er eine hat. Als R. Peel in das Lager seiner entschiedensten Gegner, der Feinde der Korngesetze, überging, sagte er im Parlament: „Meine Herren, das Recht, seine Meinung zu wechseln, ist eins der wichtigsten menschlichen Privilegien.“

Engl.: A wise man changes his mind, a fool never. (Bohn II, 23.)

9 Die Meinungen der Starken sind Eichen, die Meinungen der Schwachen sind Halme, die jedem Winde weichen.

„Die Meinung der Schwachen beugt der herrschende Wind, wie das Rohr am Bache; die Meinung der Starken steht fest wie eine Eiche.“ (Welt und Zeit, I, 128, 158.)

10 Es ist nicht jede Meinung eine Wahrheit.

Dän.: Meening er ei altid sanding. (Prov. dan., 412.)

11 Falsche meinung (vnd beredungen) machen viel vnglück.Lehmann, 512, 26.

12 Gemeine Meinung ist eine Macht, die ein Fürste nicht veracht't.

„Diejenigen, welche den Strom der öffentlichen Meinung aufhalten wollen, sind so lächerlich, als die Frösche, welche über den Sturm im Meere Klage führten.“ (Welt und Zeit, III, 43, 58.)

13 Gemeine Meinung1 kann man nicht stellen wie eine Taschenuhr.

1) Es ist die öffentliche Meinung gemeint.

14 Gleiche Meinung schafft Vereinung.

15 Gute Meinung gewinnt alle Händel.

16 Gute Meinung ist der beste Richter.

17 Gute Meinung ohne Thaten geben einen magern Braten.

Holl.: Goede meening zonder daad, doet aan niemand eenge baat. (Harrebomée, II, 71a.)

18 Ich bin nicht deiner Meinung, sagte die Henne zum Fuchs, da er sie zu einem Spaziergang einlud, und flog in den Stall.

Holl.: Ik versta uwe meening zeer wel, zei de patrijs tegen den vas, en hij vloog van hem weg. (Harrebomée, II, 71a.)

19 Ich bin noch nicht meiner Meinung, sagte der Wirth in Ellfeld.

Und zwar in der Regel dann, wenn die Schoppengäste über irgendetwas stritten und ihn um seine Ansicht fragten. Zur Charakteristik derer, die erst dann eine eigene Meinung haben, wenn sie ein oder mehrere fremde vernommen haben. Nach der Gartenlaube (Leipzig 1863, Nr., 16, S. 62) soll Ellfeld am Rhein liegen; im Huhn'schen Lexikon findet sich aber ein solcher Name nicht.

20 In de Meinunge beschîtet (irren, täuschen) seck de Kinder, segt de Pastor. (Hildesheim.) – Hoefer, 818.

21 Jeder hat seine Meinung.

Frz.: Chacun a son opinion et non discretion. (Leroux, II, 196.)

It.: Il parer proprio non ha mai torto. (Bohn I, 103.)

22 Meinungen regieren die Welt.Hillmer, 440.

Dän.: Verden regieres af meeninger. (Prov. dan., 412.)

Lat.: Mundus regitur opinionibus.

23 Meinungen sind keine Verbrechen.

„Nur Verbrechen, nicht Meinungen gebührt Strafe.“ (Wessenberg, Ueber Schwärmerei, Heilbronn 1833.)

24 Mit der öffentlichen Meinung soll keine Regierung, mit Gift, Gewehr und Schiesspulver kein Mensch spielen.Welt und Zeit, V, 359, 181.

25 Viel Meinung bricht Einung.Körte, 4200; Simrock, 6945; Braun, I, 2658.

26 Was guter Meinung geschicht, verdienet ein stück am Himmel.Gruter, III, 99; Lehmann, II, 685, 73.

27 Wenn eine gute Meinung wird übel ausgelegt, so ist's, als wenn der Köhler eine Perle in die Hand nimmt.

28 Wenn man jedem sein meinung lesset, so macht man niemand zornig.Lehmann, 511, 14.

Dän.: Lader man hver have sin meening, saa giør man ingen vred. (Prov. dan., 412.)

29 Wer die Meinung verlässt, den verlässt auch die Meinung.

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[[288]/0302] Meinethalben. 1 Meinethalben darf kein Ochse kalben, wir haben doch Kälber genug. (Königsberg.) 2 Meinethalben mag kein Ochse kalben, wenn es nur die Kühe thun! – Frischbier, 498; Frischbier2, 2600. Als Entgegnung, wenn jemand sagt: meinethalben. 3 Meinethalben und deinethalben das ist ein Stof, und wer was dawider hat, gebe auch einen, dann haben wir zwei. (Danzig.) – Frischbier2, 2601. Meinetwegen. 1 Meinetwegen, sagt Alvensleben. Die Bauern legen den Adelsgeschlechtern gern sprichwörtlich gewordene Redensarten in den Mund. (Vgl. G. Hesekiel, Das Buch vom Grafen Bismarck, Berlin 1868.) 2 Ne üm mîntwä'n, söä de Wulf, awer 'n Schoap schmeckt do' schön. – Schlingmann, 1476. Meinetwillen. Dat 's nich üm meinetwillen, seggt dei Wulf, äwest s'on Schap schmeckt doch gut. (Mecklenburg.) – Raabe, 23; Hoefer, 1137; hochdeutsch bei Simrock, 11792b. Meinführen. Die können das Maaführen sparen. – Tendlau, 590. Von einem früher bei jüdischen Hochzeiten bestandenem oder noch bestehendem Brauch, nach welchem das zu trauende Paar am Morgen des Hochzeittags mit dem Ruf: „Zu Maan, zu Maan!“ in den Hof der Synagoge geführt und mit den Worten: „Seid fruchtbar und mehret euch“, mit Weizenkörnern beworfen wurde. Das obige Sprichwort gilt von einem Brautpaar, bei welchem die letztere Aufforderung überflüssig erscheint. Meinich. Mênik1 is 'n Bedreger. – Eichwald, 1291; Schlingmann, 1001. 1) Ein zusammengezogenes Dingwort aus: ich meine. Meinige. 1 Bind mich ün warf mich zwischen dus Meinige. (Warschau.) (S. Binden 1.) *2 Ich habe all das Meinige bei mir. Lat.: Omnia mea mecum porto. (Binder II, 2396; Faselius, 188.) *3 Ich zähle ihn unter die Meinigen. Lat.: In aëre meo est. (Cicero.) (Binder II, 1396.) Meinthat. Mit der Meinthat gleicht man falsche Zeugen. – Graf, 374, 495. Falsches eidliches Zeugniss in fremder Sache war nicht selten eine unsühnbare That; ihm gleichgestellt war die Meinthat, d. i. wol, wie Graf bemerkt, die Unwahrhaftigkeit der eidlichen Worte des Mannes in eigener Sache. Mhd.: Mit der meintat gelichet man dem valschen gezuge. (Kl. Kaiserrecht, III, 3, 41.) Meinung. 1 Anderer Meinung soll man hören und mit Verstand sich daran kehren. Böhm.: Přijímej cizí zdání, a drž se svĕho uznání. (Čelakovský, 204.) Poln.: Každego zdanie przyjmuj, a swego się rozumu trzymaj. (Čelakovský, 204.) 2 Das ist meine Meinung nicht, sagte der Vogt, da der Bettler meinte, er könne seiner Wege gehen. Holl.: Dat is de meening niet, zei malle Fransje. (Harrebomée, II, 71a.) 3 Die gemeine meinung ist Meister. – Lehmann, 499, 3. „Wer den Hebel der öffentlichen Meinung in Händen hat, kann die politische Welt aus ihrer Achse heben und ist derselben unsichtbarer Herr.“ (Welt und Zeit, III, 41, 48.) Frz.: L'opinion est la reine du monde. 4 Die gute Meinung deckt alle Fehler. – Mayer, I, 1; Chaos, 1088. 5 Die klingende meinungen vnd kunst die besten. – Gruter, I, 20; Henisch, 328, 19; Lehmann, 255, 29; Schottel, 1122a; Eiselein, 382 u. 458; Körte, 4200; Simrock, 6946; Braun, I, 2659. Lat.: Auro loquente, nihil potest quaevis oratio. (Sutor, 906.) 6 Die Meinung ist die Königin der Welt. „Der Fortschritt verändert die Meinung und die Meinung ist die Königin der Welt.“ (A. Constant, Bibel der Freiheit, 213.) 7 Die Meinung thut viel in allen dingen. – Petri, II, 138. 8 Die Meinung von heute ist nicht immer die von gestern. Nur ein Stockfisch kann seine Meinung behalten, wenn er eine hat. Als R. Peel in das Lager seiner entschiedensten Gegner, der Feinde der Korngesetze, überging, sagte er im Parlament: „Meine Herren, das Recht, seine Meinung zu wechseln, ist eins der wichtigsten menschlichen Privilegien.“ Engl.: A wise man changes his mind, a fool never. (Bohn II, 23.) 9 Die Meinungen der Starken sind Eichen, die Meinungen der Schwachen sind Halme, die jedem Winde weichen. „Die Meinung der Schwachen beugt der herrschende Wind, wie das Rohr am Bache; die Meinung der Starken steht fest wie eine Eiche.“ (Welt und Zeit, I, 128, 158.) 10 Es ist nicht jede Meinung eine Wahrheit. Dän.: Meening er ei altid sanding. (Prov. dan., 412.) 11 Falsche meinung (vnd beredungen) machen viel vnglück. – Lehmann, 512, 26. 12 Gemeine Meinung ist eine Macht, die ein Fürste nicht veracht't. „Diejenigen, welche den Strom der öffentlichen Meinung aufhalten wollen, sind so lächerlich, als die Frösche, welche über den Sturm im Meere Klage führten.“ (Welt und Zeit, III, 43, 58.) 13 Gemeine Meinung1 kann man nicht stellen wie eine Taschenuhr. 1) Es ist die öffentliche Meinung gemeint. 14 Gleiche Meinung schafft Vereinung. 15 Gute Meinung gewinnt alle Händel. 16 Gute Meinung ist der beste Richter. 17 Gute Meinung ohne Thaten geben einen magern Braten. Holl.: Goede meening zonder daad, doet aan niemand eenge baat. (Harrebomée, II, 71a.) 18 Ich bin nicht deiner Meinung, sagte die Henne zum Fuchs, da er sie zu einem Spaziergang einlud, und flog in den Stall. Holl.: Ik versta uwe meening zeer wel, zei de patrijs tegen den vas, en hij vloog van hem weg. (Harrebomée, II, 71a.) 19 Ich bin noch nicht meiner Meinung, sagte der Wirth in Ellfeld. Und zwar in der Regel dann, wenn die Schoppengäste über irgendetwas stritten und ihn um seine Ansicht fragten. Zur Charakteristik derer, die erst dann eine eigene Meinung haben, wenn sie ein oder mehrere fremde vernommen haben. Nach der Gartenlaube (Leipzig 1863, Nr., 16, S. 62) soll Ellfeld am Rhein liegen; im Huhn'schen Lexikon findet sich aber ein solcher Name nicht. 20 In de Meinunge beschîtet (irren, täuschen) seck de Kinder, segt de Pastor. (Hildesheim.) – Hoefer, 818. 21 Jeder hat seine Meinung. Frz.: Chacun a son opinion et non discretion. (Leroux, II, 196.) It.: Il parer proprio non ha mai torto. (Bohn I, 103.) 22 Meinungen regieren die Welt. – Hillmer, 440. Dän.: Verden regieres af meeninger. (Prov. dan., 412.) Lat.: Mundus regitur opinionibus. 23 Meinungen sind keine Verbrechen. „Nur Verbrechen, nicht Meinungen gebührt Strafe.“ (Wessenberg, Ueber Schwärmerei, Heilbronn 1833.) 24 Mit der öffentlichen Meinung soll keine Regierung, mit Gift, Gewehr und Schiesspulver kein Mensch spielen. – Welt und Zeit, V, 359, 181. 25 Viel Meinung bricht Einung. – Körte, 4200; Simrock, 6945; Braun, I, 2658. 26 Was guter Meinung geschicht, verdienet ein stück am Himmel. – Gruter, III, 99; Lehmann, II, 685, 73. 27 Wenn eine gute Meinung wird übel ausgelegt, so ist's, als wenn der Köhler eine Perle in die Hand nimmt. 28 Wenn man jedem sein meinung lesset, so macht man niemand zornig. – Lehmann, 511, 14. Dän.: Lader man hver have sin meening, saa giør man ingen vred. (Prov. dan., 412.) 29 Wer die Meinung verlässt, den verlässt auch die Meinung. Wer dem Princip, zu welchem er sich bisher bekannte, untreu wird, der hat auch alle die zu Gegnern, die sich um dasselbe Princip scharen; die Mitglieder seiner bisherigen Partei werden seine Gegner.

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873, S. [288]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon03_1873/302>, abgerufen am 23.04.2024.