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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873.

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[Spaltenumbruch] 94 Der ist kein Mensch, der nicht eine Ader vom Narren hat. - Lehmann, 530, 28; Richard, 395.

95 Der meist Theil am Menschen ist weiberfleisch; drumb ists nit wunder, dass die Mann die weiber gern sehen vnd lieben. - Lehmann, 872, 47; Eiselein, 636; Simrock, 11408.

96 Der Mensch auf dieser Welt gleicht einem Blatt vom Baum, das eben niederfällt, wie's aufgegangen kaum.

Lat.: Fictilis homo. (Erasm., 947; Philippi, I, 155.) - O homo si scires, quidnam esses, unde uenires, nunquam gauderes, sed in omni tempore fleres. - Puluis et umbra sumus, pulvis nihil est nisi fumus, sed nihil est fumus, nos nihil ergo sumus. (Loci comm., 84.)

Poln.: Czlowiek jest wlasnie jak listek drzewny, ktoz gdy upadnie stad ma byc rzewny. (Wurzbach I, 264.)

97 Der mensch auss staub vnd erd ist g'macht, gleichwie der rauch zergeht sein pracht.

Lat.: Quid caro? uilis humus; quid carnis gloria? fumus. (Loci comm., 84.)

98 Der Mensch baut oft sein Nest, wo kein Bär sich niederlässt.

Holl.: De mensch heeft dikwijls zijn nest, waar de beer het niet zou verkiezen. ( Harrebomee, II, 79a.)

99 Der Mensch baut Schlösser und die Zeit Ruinen.

100 Der Mensch betrüb sich oder lach, er ist stets eitel, schlecht und schwach. - Gerlach, 193.

101 Der Mensch chunnt dreimol zum Kind: wen er gebore wird, wenn er afaht karisire und als steinalte Ma. - Sutermeister, 113.

102 Der Mensch darf hoffen, dieweil der Odem geht. - Tendlau, 801.

103 Der Mensch, das Glück und Glas, wie bald zerbricht doch das. - Erklärung, 31.

104 Der Mensch denkt, Gott lenkt. - Hollenberg, I, 15; Bücking, 359; Müller, 19, 1; Mayer, I, 203; Ramann, I. Pred., III, 7; Reche, I, 7; Steiger, 95; Eiselein, 459; Simrock, 6969; Körte, 4230; Körte2, 5304; Philippi, I, 181; Braun, I, 2682; Neue Monatsschrift (Jauer 1801), S. 29; für Waldeck: Curtze, 353, 476; plattdeutsch bei Marahrens, 95.

"Lass nur den Menschen denken, Gott wird es dennoch lenken. Nein, mag auch Gott es lenken, der Mensch soll dennoch denken." (W. Müller, 72.) Die Osmanen drücken denselben Gedanken durch das Sprichwort aus: Nicht des Menschen, sondern Gottes Spruch erfüllt sich. (Schlechta, 378.) Die Neger auf Surinam: Der Mensch macht eine Barke, Gott ein Schiff. Die Litauer: Der Mensch schiesst, Gott leitet die Kugeln. (Reinsberg II, 3.) Die Russen: Der Mensch schiesst den Pfeil, das Schicksal lenkt ihn. Der Mensch hat den Bogen, Gott die Pfeile. Der Mensch vollbringt, was Gott ausführt. (Altmann VI, 487 u. 499.)

Mnd.: Mennich mensche denchet, sus sal it gain, ind Gott deit it in anders gain. (Groote, Köln. Reimchronik, 792.)

Böhm.: Clovek mini, pan buh meni. - Clovek mysli, pan buh obmysli. - Clovek tak, buh jinak. - Clovek uklada, buh rozklada. - Nase jest mysleni, ale vzdy bozi zpuzobeni. (Celakovsky, 13.)

Dän.: Mennesket agter, men Gud skifter. ( Prov. dan., 20.) - Mennesket spaaer, Gud raa'er. (Bohn I, 390.)

Engl.: Man proposes, God disposes. (Bohn II, 114; Masson, 4; Gaal, 804.)

Frz.: L'homme propose et Dieu dispose. (Bohn I, 37; Leroux, I, 166; Cahier, 526; Starschedel, 428; Kritzinger, 240b; Lendroy, 612.)

Holl.: De mensch wikt, maar God beschikt. (Bohn I, 306.)

Ill.: Covek obraca, a bog oberne. - Covek odredi, a og naredi. (Celakovsky, 13.)

It.: L'uomo propone e Dio dispone.

Lat.: Homo proponit, Deus disponit. (Lehmann, 32, 11; Binder I, 670; II, 1327; Schonheim, II, 10.) - Humana consilia divinitus gubernantur. (Bohn II, 114.) - Non omnia eveniunt, quae animo statueris. (Sutor, 120; Philippi, II, 41.) - Sperat quidem animus, quo eveniat, diis in manu est. (Plautus.) (Philippi, II, 197.)

Poln.: Czlowiek rozrzadza, bog stanowi. - Czlowiek strzela, Pan Bog kule nosi. (Masson, 4.) - Czlowiek tak bog jinak. (Celakovsky, 13.)

Port.: Homem poe, e Deos dispoe. (Bohn I, 279.)

Schwed.: Menniskan spar och Gud rar. (Marin, 21.) - Wij tale Gud rader. (Grubb, 837.)

Span.: El hombre propone (la gente pone), y Dios dispone. (Bohn I, 217 u. 226; Don Quixote.) - Lo que empeza el hombre para si mismo, Dios le acaba para los otros. (Masson, 4.) - Los dichos en nos, los hechos en Dios. (Bohn I, 306.)

[Spaltenumbruch] 105 Der Mensch denkt oft anders als er spricht.

Lat.: Homo semper in sese aliud fert, in alterum aliud cogitat. (Publ. Syr.) (Philippi, I, 181.)

106 Der Mensch denkt's, Gott lenkt's und der Teufel besudelt's. - Eiselein, 459.

107 Der Mensch denkt's, Gott wendt's.

108 Der Mensch dichtet, Gott schlichtet. - Masson, 3.

109 Der mensch dort nie zu gnaden kam, der armen menschen hie was gram.

Lat.: Spernit coelorum regem, spretor miserorum. (Loci comm., 91.)

110 Der Mensch dreht sich in seinen Gewohnheiten wie der Esel in der Oelmühle. - Frischbier2, 2612.

111 Der Mensch ehrt den Platz (Ort), nicht der Platz den Menschen.

Wo der Tüchtigste sitzt, da ist der erste Platz.

Lat.: Homo locum ornat, non hominem locus. (Egeria, 96.)

112 Der Mensch erbleicht, wie Schaum entweicht.

Lit.: Kai Putta nyksta, taip zmogus issblyksta. (Wurzbach, I, 313.)

113 Der Mensch fährt, Gott rudert.

Lat.: Ancorae jactum praevertit Deus. (Chaos, 1086.)

114 Der Mensch fängt erst beim Baron an.

Von der "Exclusivität des Ranges", für welche, um mit einem österreichischen Sprichwort zu reden, der Mensch beim Baron anfängt. (Schles. Zeitung, 1868, Nr. 147.)

115 Der mensch fehrt hin auss dieser welt, gleich wie die blumen ob dem feldt.

Lat.: Est hominum status per florem significatus: vt flos cito perit, sic homo puluis erit. (Loci comm., 83.)

116 Der Mensch gar leichtlich geht zu Grund', muss sterben und weiss nicht die Stund'. - Hertz, 9.

Hausinschrift in der Schweiz.

117 Der Mensch geh aus und gehe ein, so steht der Tod und wartet sein.

Lat.: Tempora longa tibi vitae promittere noli; quocunque ingrederis sequitur mors corpus et umbra. (Cato.) (Binder I, 1728; II, 3301; Philippi, II, 214; Seybold, 598.)

118 Der Mensch gewöhnt sich an alles.

Holl.: De mensch gewent zich aan alles. (Harrebomee, II, 79a.)

119 Der Mensch gleicht einem Pfennig, bald gilt er viel, bald wenig, bald gar nichts.

Lat.: Saepe homo agit mane comoedum, vespere tragoedum. (Chaos, 338.)

120 Der Mensch hat den Reichthum wie der Vogel den Schlick, der Fisch die Angel und der Kranke den Rite. - Eiselein, 526.

121 Der Mensch hat die Sprache, um seine Gedanken zu verbergen.

Dies Wort ist französischen Ursprungs und lautet dort: La parole a ete donnee a l'homme pour deguiser sa pensee. Aus dem Feuilleton des Siecle vom 24. August 1846 kann man ersehen, dass es Harel, der Redacteur des Nain jaune auf Rechnung Talleyrand's gebracht hat, den man infolge dessen so lange allgemein als den Autor desselben gehalten hat. Es ist aber seitdem nachgewiesen worden, dass es weder von Talleyrand noch Harel, sondern von Voltaire herrührt, der in seinem 14. Dialog Le Chapon et la Poularde den Kapaun sagen lässt: "Les hommes ne se servent de la pensee que pour autoriser leur injustices et n'emploient les paroles que pour deguiser leurs pensees." (Vgl. Büchmann, 176.)

122 Der Mensch hat eine kurze Zunge und darf nicht sprechen, der Ochs hat eine lange und kann nicht. (Posen.)

123 Der Mensch hat im Innern seine Zier, im Aeussern das Thier. - Schlechta, 213.

124 Der Mensch hat kein Warum. - Petri, I, 14.

Er soll nicht fragen, warum Gott dies oder jenes thue.

125 Der Mensch hat keinen grössern Feind als sich selbst.

Frz.: L'homme est son plus grand ennemi. (Cahier, 620.)

126 Der Mensch hat nicht mehr als zwei Hände.

Die Russen: Der Mensch hat wol zwei Hände, aber nicht drei. (Altmann VI, 455.)

127 Der Mensch hat so viel Weh, wie viel Fische der Bodensee.

Er soll ja, wie behauptet wird, überhaupt nur drei gute Tage haben: Geburts-, Hochzeits- und Begräbnisstag, von denen aber der erste und letzte ausserhalb seines Bewusstseins liegen und der zweite nicht selten sein Unglückstag ist.

Frz.: L'homme en son heur n'a que trois jours d'honneur.

Lat.: Hominis triplex tantum publici honoris dies. (Bovill, II, 167.)

[Spaltenumbruch] 94 Der ist kein Mensch, der nicht eine Ader vom Narren hat.Lehmann, 530, 28; Richard, 395.

95 Der meist Theil am Menschen ist weiberfleisch; drumb ists nit wunder, dass die Mann die weiber gern sehen vnd lieben.Lehmann, 872, 47; Eiselein, 636; Simrock, 11408.

96 Der Mensch auf dieser Welt gleicht einem Blatt vom Baum, das eben niederfällt, wie's aufgegangen kaum.

Lat.: Fictilis homo. (Erasm., 947; Philippi, I, 155.) – O homo si scires, quidnam esses, unde uenires, nunquam gauderes, sed in omni tempore fleres. – Puluis et umbra sumus, pulvis nihil est nisi fumus, sed nihil est fumus, nos nihil ergo sumus. (Loci comm., 84.)

Poln.: Człowiek jest właśnie jak listek drzewny, ktoż gdy upadnie stąd ma być rzewny. (Wurzbach I, 264.)

97 Der mensch auss staub vnd erd ist g'macht, gleichwie der rauch zergeht sein pracht.

Lat.: Quid caro? uilis humus; quid carnis gloria? fumus. (Loci comm., 84.)

98 Der Mensch baut oft sein Nest, wo kein Bär sich niederlässt.

Holl.: De mensch heeft dikwijls zijn nest, waar de beer het niet zou verkiezen. ( Harrebomée, II, 79a.)

99 Der Mensch baut Schlösser und die Zeit Ruinen.

100 Der Mensch betrüb sich oder lach, er ist stets eitel, schlecht und schwach.Gerlach, 193.

101 Der Mensch chunnt drîmol zum Kind: wen er gebore wird, wenn er afaht karisire und als steinalte Ma.Sutermeister, 113.

102 Der Mensch darf hoffen, dieweil der Odem geht.Tendlau, 801.

103 Der Mensch, das Glück und Glas, wie bald zerbricht doch das.Erklärung, 31.

104 Der Mensch denkt, Gott lenkt.Hollenberg, I, 15; Bücking, 359; Müller, 19, 1; Mayer, I, 203; Ramann, I. Pred., III, 7; Reche, I, 7; Steiger, 95; Eiselein, 459; Simrock, 6969; Körte, 4230; Körte2, 5304; Philippi, I, 181; Braun, I, 2682; Neue Monatsschrift (Jauer 1801), S. 29; für Waldeck: Curtze, 353, 476; plattdeutsch bei Marahrens, 95.

„Lass nur den Menschen denken, Gott wird es dennoch lenken. Nein, mag auch Gott es lenken, der Mensch soll dennoch denken.“ (W. Müller, 72.) Die Osmanen drücken denselben Gedanken durch das Sprichwort aus: Nicht des Menschen, sondern Gottes Spruch erfüllt sich. (Schlechta, 378.) Die Neger auf Surinam: Der Mensch macht eine Barke, Gott ein Schiff. Die Litauer: Der Mensch schiesst, Gott leitet die Kugeln. (Reinsberg II, 3.) Die Russen: Der Mensch schiesst den Pfeil, das Schicksal lenkt ihn. Der Mensch hat den Bogen, Gott die Pfeile. Der Mensch vollbringt, was Gott ausführt. (Altmann VI, 487 u. 499.)

Mnd.: Mennich mensche denchet, sus sal it gain, ind Gott deit it in anders gain. (Groote, Köln. Reimchronik, 792.)

Böhm.: Človĕk míní, pán bůh mĕní. – Človĕk myslí, pán bůh obmyslí. – Človĕk tak, bůh jinak. – Človĕk ukládá, bůh rozkládá. – Naše jest myšlení, ale vždy boží způzobení. (Čelakovsky, 13.)

Dän.: Mennesket agter, men Gud skifter. ( Prov. dan., 20.) – Mennesket spaaer, Gud raa'er. (Bohn I, 390.)

Engl.: Man proposes, God disposes. (Bohn II, 114; Masson, 4; Gaal, 804.)

Frz.: L'homme propose et Dieu dispose. (Bohn I, 37; Leroux, I, 166; Cahier, 526; Starschedel, 428; Kritzinger, 240b; Lendroy, 612.)

Holl.: De mensch wikt, maar God beschikt. (Bohn I, 306.)

Ill.: Čovek obraća, a bog oberne. – Čovek odredi, a og naredi. (Čelakovsky, 13.)

It.: L'uomo propone e Dio dispone.

Lat.: Homo proponit, Deus disponit. (Lehmann, 32, 11; Binder I, 670; II, 1327; Schonheim, II, 10.) – Humana consilia divinitus gubernantur. (Bohn II, 114.) – Non omnia eveniunt, quae animo statueris. (Sutor, 120; Philippi, II, 41.) – Sperat quidem animus, quo eveniat, diis in manu est. (Plautus.) (Philippi, II, 197.)

Poln.: Człowiek rozrządza, bóg stanowi. – Człowiek strzela, Pan Bog kule nosi. (Masson, 4.) – Człowiek tak bóg jinak. (Čelakovsky, 13.)

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Schwed.: Menniskan spår och Gud rår. (Marin, 21.) – Wij tale Gud råder. (Grubb, 837.)

Span.: El hombre propone (la gente pone), y Dios dispone. (Bohn I, 217 u. 226; Don Quixote.) – Lo que empeza el hombre para sí mismo, Dios le acaba para los otros. (Masson, 4.) – Los dichos en nos, los hechos en Dios. (Bohn I, 306.)

[Spaltenumbruch] 105 Der Mensch denkt oft anders als er spricht.

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106 Der Mensch denkt's, Gott lenkt's und der Teufel besudelt's.Eiselein, 459.

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108 Der Mensch dichtet, Gott schlichtet.Masson, 3.

109 Der mensch dort nie zu gnaden kam, der armen menschen hie was gram.

Lat.: Spernit coelorum regem, spretor miserorum. (Loci comm., 91.)

110 Der Mensch dreht sich in seinen Gewohnheiten wie der Esel in der Oelmühle.Frischbier2, 2612.

111 Der Mensch ehrt den Platz (Ort), nicht der Platz den Menschen.

Wo der Tüchtigste sitzt, da ist der erste Platz.

Lat.: Homo locum ornat, non hominem locus. (Egeria, 96.)

112 Der Mensch erbleicht, wie Schaum entweicht.

Lit.: Kai Puttá nyksta, taip žmogus issblyksta. (Wurzbach, I, 313.)

113 Der Mensch fährt, Gott rudert.

Lat.: Ancorae jactum praevertit Deus. (Chaos, 1086.)

114 Der Mensch fängt erst beim Baron an.

Von der „Exclusivität des Ranges“, für welche, um mit einem österreichischen Sprichwort zu reden, der Mensch beim Baron anfängt. (Schles. Zeitung, 1868, Nr. 147.)

115 Der mensch fehrt hin auss dieser welt, gleich wie die blumen ob dem feldt.

Lat.: Est hominum status per florem significatus: vt flos cito perit, sic homo puluis erit. (Loci comm., 83.)

116 Der Mensch gar leichtlich geht zu Grund', muss sterben und weiss nicht die Stund'.Hertz, 9.

Hausinschrift in der Schweiz.

117 Der Mensch geh aus und gehe ein, so steht der Tod und wartet sein.

Lat.: Tempora longa tibi vitae promittere noli; quocunque ingrederis sequitur mors corpus et umbra. (Cato.) (Binder I, 1728; II, 3301; Philippi, II, 214; Seybold, 598.)

118 Der Mensch gewöhnt sich an alles.

Holl.: De mensch gewent zich aan alles. (Harrebomée, II, 79a.)

119 Der Mensch gleicht einem Pfennig, bald gilt er viel, bald wenig, bald gar nichts.

Lat.: Saepe homo agit mane comoedum, vespere tragoedum. (Chaos, 338.)

120 Der Mensch hat den Reichthum wie der Vogel den Schlick, der Fisch die Angel und der Kranke den Rite.Eiselein, 526.

121 Der Mensch hat die Sprache, um seine Gedanken zu verbergen.

Dies Wort ist französischen Ursprungs und lautet dort: La parole a été donnée à l'homme pour déguiser sa pensée. Aus dem Feuilleton des Siècle vom 24. August 1846 kann man ersehen, dass es Harel, der Redacteur des Nain jaune auf Rechnung Talleyrand's gebracht hat, den man infolge dessen so lange allgemein als den Autor desselben gehalten hat. Es ist aber seitdem nachgewiesen worden, dass es weder von Talleyrand noch Harel, sondern von Voltaire herrührt, der in seinem 14. Dialog Le Chapon et la Poularde den Kapaun sagen lässt: „Les hommes ne se servent de la pensée que pour autoriser leur injustices et n'emploient les paroles que pour déguiser leurs pensées.“ (Vgl. Büchmann, 176.)

122 Der Mensch hat eine kurze Zunge und darf nicht sprechen, der Ochs hat eine lange und kann nicht. (Posen.)

123 Der Mensch hat im Innern seine Zier, im Aeussern das Thier.Schlechta, 213.

124 Der Mensch hat kein Warum.Petri, I, 14.

Er soll nicht fragen, warum Gott dies oder jenes thue.

125 Der Mensch hat keinen grössern Feind als sich selbst.

Frz.: L'homme est son plus grand ennemi. (Cahier, 620.)

126 Der Mensch hat nicht mehr als zwei Hände.

Die Russen: Der Mensch hat wol zwei Hände, aber nicht drei. (Altmann VI, 455.)

127 Der Mensch hat so viel Weh, wie viel Fische der Bodensee.

Er soll ja, wie behauptet wird, überhaupt nur drei gute Tage haben: Geburts-, Hochzeits- und Begräbnisstag, von denen aber der erste und letzte ausserhalb seines Bewusstseins liegen und der zweite nicht selten sein Unglückstag ist.

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[[297]/0311] 94 Der ist kein Mensch, der nicht eine Ader vom Narren hat. – Lehmann, 530, 28; Richard, 395. 95 Der meist Theil am Menschen ist weiberfleisch; drumb ists nit wunder, dass die Mann die weiber gern sehen vnd lieben. – Lehmann, 872, 47; Eiselein, 636; Simrock, 11408. 96 Der Mensch auf dieser Welt gleicht einem Blatt vom Baum, das eben niederfällt, wie's aufgegangen kaum. Lat.: Fictilis homo. (Erasm., 947; Philippi, I, 155.) – O homo si scires, quidnam esses, unde uenires, nunquam gauderes, sed in omni tempore fleres. – Puluis et umbra sumus, pulvis nihil est nisi fumus, sed nihil est fumus, nos nihil ergo sumus. (Loci comm., 84.) Poln.: Człowiek jest właśnie jak listek drzewny, ktoż gdy upadnie stąd ma być rzewny. (Wurzbach I, 264.) 97 Der mensch auss staub vnd erd ist g'macht, gleichwie der rauch zergeht sein pracht. Lat.: Quid caro? uilis humus; quid carnis gloria? fumus. (Loci comm., 84.) 98 Der Mensch baut oft sein Nest, wo kein Bär sich niederlässt. Holl.: De mensch heeft dikwijls zijn nest, waar de beer het niet zou verkiezen. ( Harrebomée, II, 79a.) 99 Der Mensch baut Schlösser und die Zeit Ruinen. 100 Der Mensch betrüb sich oder lach, er ist stets eitel, schlecht und schwach. – Gerlach, 193. 101 Der Mensch chunnt drîmol zum Kind: wen er gebore wird, wenn er afaht karisire und als steinalte Ma. – Sutermeister, 113. 102 Der Mensch darf hoffen, dieweil der Odem geht. – Tendlau, 801. 103 Der Mensch, das Glück und Glas, wie bald zerbricht doch das. – Erklärung, 31. 104 Der Mensch denkt, Gott lenkt. – Hollenberg, I, 15; Bücking, 359; Müller, 19, 1; Mayer, I, 203; Ramann, I. Pred., III, 7; Reche, I, 7; Steiger, 95; Eiselein, 459; Simrock, 6969; Körte, 4230; Körte2, 5304; Philippi, I, 181; Braun, I, 2682; Neue Monatsschrift (Jauer 1801), S. 29; für Waldeck: Curtze, 353, 476; plattdeutsch bei Marahrens, 95. „Lass nur den Menschen denken, Gott wird es dennoch lenken. Nein, mag auch Gott es lenken, der Mensch soll dennoch denken.“ (W. Müller, 72.) Die Osmanen drücken denselben Gedanken durch das Sprichwort aus: Nicht des Menschen, sondern Gottes Spruch erfüllt sich. (Schlechta, 378.) Die Neger auf Surinam: Der Mensch macht eine Barke, Gott ein Schiff. Die Litauer: Der Mensch schiesst, Gott leitet die Kugeln. (Reinsberg II, 3.) Die Russen: Der Mensch schiesst den Pfeil, das Schicksal lenkt ihn. Der Mensch hat den Bogen, Gott die Pfeile. Der Mensch vollbringt, was Gott ausführt. (Altmann VI, 487 u. 499.) Mnd.: Mennich mensche denchet, sus sal it gain, ind Gott deit it in anders gain. (Groote, Köln. Reimchronik, 792.) Böhm.: Človĕk míní, pán bůh mĕní. – Človĕk myslí, pán bůh obmyslí. – Človĕk tak, bůh jinak. – Človĕk ukládá, bůh rozkládá. – Naše jest myšlení, ale vždy boží způzobení. (Čelakovsky, 13.) Dän.: Mennesket agter, men Gud skifter. ( Prov. dan., 20.) – Mennesket spaaer, Gud raa'er. (Bohn I, 390.) Engl.: Man proposes, God disposes. (Bohn II, 114; Masson, 4; Gaal, 804.) Frz.: L'homme propose et Dieu dispose. 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(Bohn I, 217 u. 226; Don Quixote.) – Lo que empeza el hombre para sí mismo, Dios le acaba para los otros. (Masson, 4.) – Los dichos en nos, los hechos en Dios. (Bohn I, 306.) 105 Der Mensch denkt oft anders als er spricht. Lat.: Homo semper in sese aliud fert, in alterum aliud cogitat. (Publ. Syr.) (Philippi, I, 181.) 106 Der Mensch denkt's, Gott lenkt's und der Teufel besudelt's. – Eiselein, 459. 107 Der Mensch denkt's, Gott wendt's. 108 Der Mensch dichtet, Gott schlichtet. – Masson, 3. 109 Der mensch dort nie zu gnaden kam, der armen menschen hie was gram. Lat.: Spernit coelorum regem, spretor miserorum. (Loci comm., 91.) 110 Der Mensch dreht sich in seinen Gewohnheiten wie der Esel in der Oelmühle. – Frischbier2, 2612. 111 Der Mensch ehrt den Platz (Ort), nicht der Platz den Menschen. Wo der Tüchtigste sitzt, da ist der erste Platz. Lat.: Homo locum ornat, non hominem locus. (Egeria, 96.) 112 Der Mensch erbleicht, wie Schaum entweicht. Lit.: Kai Puttá nyksta, taip žmogus issblyksta. (Wurzbach, I, 313.) 113 Der Mensch fährt, Gott rudert. Lat.: Ancorae jactum praevertit Deus. (Chaos, 1086.) 114 Der Mensch fängt erst beim Baron an. Von der „Exclusivität des Ranges“, für welche, um mit einem österreichischen Sprichwort zu reden, der Mensch beim Baron anfängt. (Schles. Zeitung, 1868, Nr. 147.) 115 Der mensch fehrt hin auss dieser welt, gleich wie die blumen ob dem feldt. Lat.: Est hominum status per florem significatus: vt flos cito perit, sic homo puluis erit. (Loci comm., 83.) 116 Der Mensch gar leichtlich geht zu Grund', muss sterben und weiss nicht die Stund'. – Hertz, 9. Hausinschrift in der Schweiz. 117 Der Mensch geh aus und gehe ein, so steht der Tod und wartet sein. Lat.: Tempora longa tibi vitae promittere noli; quocunque ingrederis sequitur mors corpus et umbra. (Cato.) (Binder I, 1728; II, 3301; Philippi, II, 214; Seybold, 598.) 118 Der Mensch gewöhnt sich an alles. Holl.: De mensch gewent zich aan alles. (Harrebomée, II, 79a.) 119 Der Mensch gleicht einem Pfennig, bald gilt er viel, bald wenig, bald gar nichts. Lat.: Saepe homo agit mane comoedum, vespere tragoedum. (Chaos, 338.) 120 Der Mensch hat den Reichthum wie der Vogel den Schlick, der Fisch die Angel und der Kranke den Rite. – Eiselein, 526. 121 Der Mensch hat die Sprache, um seine Gedanken zu verbergen. Dies Wort ist französischen Ursprungs und lautet dort: La parole a été donnée à l'homme pour déguiser sa pensée. Aus dem Feuilleton des Siècle vom 24. August 1846 kann man ersehen, dass es Harel, der Redacteur des Nain jaune auf Rechnung Talleyrand's gebracht hat, den man infolge dessen so lange allgemein als den Autor desselben gehalten hat. Es ist aber seitdem nachgewiesen worden, dass es weder von Talleyrand noch Harel, sondern von Voltaire herrührt, der in seinem 14. Dialog Le Chapon et la Poularde den Kapaun sagen lässt: „Les hommes ne se servent de la pensée que pour autoriser leur injustices et n'emploient les paroles que pour déguiser leurs pensées.“ (Vgl. Büchmann, 176.) 122 Der Mensch hat eine kurze Zunge und darf nicht sprechen, der Ochs hat eine lange und kann nicht. (Posen.) 123 Der Mensch hat im Innern seine Zier, im Aeussern das Thier. – Schlechta, 213. 124 Der Mensch hat kein Warum. – Petri, I, 14. Er soll nicht fragen, warum Gott dies oder jenes thue. 125 Der Mensch hat keinen grössern Feind als sich selbst. Frz.: L'homme est son plus grand ennemi. (Cahier, 620.) 126 Der Mensch hat nicht mehr als zwei Hände. Die Russen: Der Mensch hat wol zwei Hände, aber nicht drei. (Altmann VI, 455.) 127 Der Mensch hat so viel Weh, wie viel Fische der Bodensee. 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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873, S. [297]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon03_1873/311>, abgerufen am 24.04.2024.