Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873.

Bild:
<< vorherige Seite

[Spaltenumbruch] Schutz ist, sagte der Fuchs, der sich hinter einen Windhalm oder Eggenzahn gesetzt hatte - um zu sagen, dass auch der unbedeutendste Schutz grossen Werth habe.

875 Wo der Mensch die Deiche nicht baut, da baut Gott die Dünen. - Altmann V.

In Kronstadt heisst es: Wo der Mensch die Mole aus Sand baut, da lässt Gott Granitblöcke (zu ihrer Befestigung) herbeischwimmen. Die Küste Narvas ist flach und sandig, das Meer seicht und voller Sandbänke.

876 Wo der Mensch geboren ist, da sehnt er sich zu sterben.

Lat.: Nusquam melius morimur homines, quam ubi libenter viximus. (Publ. Syr.) (Philippi, II, 58.)

877 Wo der Mensch sein Gut hinschafft, da soll es hin gehören. - Graf, 205, 168.

Von der Erbeinsetzung nach römischem Recht, die allmählich das deutsche Erbrecht, das nur Blutsverwandte zum Erbe zuliess, zurückdrängte. (S. Eigen 14.)

878 Wo der Mensch sterben soll, tragen ihn seine Füsse hin. - Tendlau, 1058.

879 Wo die Menschen nicht hinsäen, legt der Wind ein Gesäe an.

880 Wo es an Menschen fehlt, muss man selber einer sein.

Aehnliches fordert auch ein hebräischer Spruch. (Cahier, 4297.)

881 Wo Menschen schweigen, müssen die Steine schreien.

Holl.: Waar de menschen zwijgen, moeten de steenen spreken. (Harrebomee, II, 82a.)

882 Wo Menschen sind, gibt es Fehler. - Schmitz, 198, 208.

883 Wo Minschen bünd (sind), da ward äwer Minschen spraken (gesprochen). (Rendsburg.)

884 Wo Mönschen sind, da mönschelet's auch. - Sutermeister, 137.

885 Wodurch der Mensch sündigt, dadurch wird er gepeinigt.

886 Wozu der Mensch Lust hat, dazu hat er auch Andacht. - Pistor., VI, 79; Siebenkees, 77; Simrock, 6686; Gaal, 1126.

Engl.: Nothing is impossible to a willing mind. (Gaal, 1126.)

887 Wüste ein Mensch recht, wer er wer, er würde frölich nimmermehr. - Lehmann, II, 859, 480.

888 Ye pöser mensch, ye pesser glück. - Hauer, Miij; Franck, I, 75b; II, 139b.

889 Zornige Menschen und Narren gehören auf Einen Karren.

Lat.: Ubi multa iracundia, multa insania quoque. (Sutor, 413.)

890 Zu einem lebendigen menschen mus man sich guts vnd boses versehen. - Agricola I, 17; Gruter, I, 88; Petri, II, 825; Henisch, 1796, 57; Lehmann, 322, 31; Egenolff, 8a; Schottel, 1128b; Simrock, 4119; Eiselein, 415; Körte, 4227; Körte2, 5300.

In Mailand heisst es: Niemand sieht in das Innere. In Toscana: Das Herz sieht man nicht. In Litauen: Ich kann doch in keinen Menschen hineinkriechen. Die Sarden sagen: In das Innere eines Berges kann man nicht hineindringen, in das Innere eines Menschen nicht. In Venetien: Das Maulthier ist ein gut Maulthier, aber eine schlimme Bestie. Die englischen Neger: Des Menschen Inneres ist ein Fluss, er trägt Gutes und Böses. (Reinsberg II, 14.)

Lat.: Ab homine homini quotidianum periculum.

891 Zufriedene Menschen gehen genug hinein und unzufriedene noch mehr; denn da springt gleich einer über den andern her. - Frischbier2, 2618.

In Bezug auf enge Wohn- und Versammlungsräume.

892 Zwei Menschen begegnen einander wol, aber zwei Berge nimmermehr.

Frz.: Deux hommes se rencontrent bien, mais jamais deux montagnes. (Kritzinger, 378a.)

893 Zwei Menschen sind unersättlich: ein Wissbegieriger und ein Habsüchtiger.

894 Zweierlei Menschen beklagen beim Sterben ihr Leben: ein Kluger, der nichts genützt, und ein Reicher (Geizhals), der nichts gegeben.

Dän.: To slags folk faae hierte-sorg i graven med: en gierrig som intet nöed, og en viis som ingen gavnede. (Prov. dan., 172.)

[Spaltenumbruch] 895 Zweierlei Menschen sind untröstlich: Reiche, wenn sie sterben sollen, und Frauenzimmer, wenn sie ihre Schönheit verlieren. - Reform. Kirchenzeitung, Chambersburg, Pennsylvanien, vom 15. Febr. 1851.

896 Zweizüngige Menschen und Lichte, die an beiden Enden angezündet werden, halten sich nicht lange. (S. Ding 1349.)

*897 A ginnt kem (keinem) Mensche nischt. (Schles.)

"Mene Nuchbern, dos missginstige Web, gint kim Mensche nischte, auch nich de Lufft, mir weider 's koalde, noch 's woarme." (Keller, 166b.)

*898 A ies a Kind-frummer Mensch. - Robinson, 215; Gomolcke, 91; Frommann, III, 247, 211.

"Sagte ich, er habe sie (die Lüge) fingersdick hinter den Ohren, so hiess es: o, er ist ein kindfrommer Mensch." (Keller, 148b.)

*899 A is a blutormer Mensch. (Schles.) - Frommann, III, 248, 225; Gomolcke, 92; hochdeutsch bei Mayer, I, 43.

"Su a blutormer Mensch darf a sau reden!" (Keller, 166b.)

*900 A is a schtenfremder Mensch. (Schles.) - Frommann, III, 243, 41; Gomolcke, 85.

*901 A is gor a hischer Mensch.

"Je nu, a is doch gor zu a hischer Mensch, doss a su fleissig is." (Keller, 160b.)

*902 A Mensch eiss ju ke Hund. - Robinson, 467; Gomolcke, 1150.

*903 A schön Mensch vün Rawicz. (Jüd.-deutsch. Warschau.)

Ironisch von sehr hässlichen Frauen. Die Stadt Rawicz trägt eine Frauengestalt im Wappen, die sich durch nichts weniger als Schönheit auszeichnet.

*904 Auss ihm wird ke Mensch klug. - Robinson, 389.

*905 Das ist kein Mensch, das ist ein Vlaming. - Reinsberg VI, 39.

Damit machen die Wallonen in Belgien ihre Verachtung gegen den germanischen Volksstamm, die Vlämingen Luft, die sich wieder durch eine andere Redensart für diesen Spott Genugthuung verschafften. (S. Wale.)

*906 Das kann einem Menschen passiren, der Frau und Kinder hat. - Frischbier2, 2611.

*907 Das wird einem alten Menschen sauer. (Niederlausitz.)

Spottweis von einem Jungen, der bei kleiner Anstrengung stöhnt u. s. w.

*908 Dat es en dütsken Mensken. (Iserlohn.) - Firmenich, III, 188, 91; Woeste, 83, 37.

Sagt der Bauer von einem Gebildeten, der auf des Bauern Weise und in dessen Sprache mit ihm verkehrt. (Firmenich, III, 188.)

*909 De Mensch hat todtnauer Durst. (Aargau.)

Grossen Hunger.

*910 Dem Menschen schleget das glücke vnd gut zu, als wenns jar würde mit Bewmen ins Haus geschlagen oder mit Secken drein getragen. - Pauli, Postilla, 316b.

"Ist ein Sprichwort von der Erfahrung genommen."

*911 Der Mensch ist keinen Heller werth.

Lat.: Homo non semissis. (Cicero.) (Binder II, 146.)

*912 Der mensch ist wie ein saw. - Franck, II, 30b.

*913 Der mensch ligt wie ein saw. - Franck, II, 30b.

Er liegt da wie eine Sau.

*914 Dös is a Mensch, das man mit koan Prüg'l daschlaga kunt. (Oberösterreich.)

Von einem sehr starken, robusten Frauenzimmer.

*915 Ein ganz anderer Mensch werden.

Von seiner gewohnten Lebensweise zu einer andern übergehen.

Lat.: Decedere de suo more. (Faselius, 58.)

*916 Ein handt vol menschen. - Tappius, 214a.

Lat.: Spithama vitae. (Tappius, 214a.)

*917 Ein Mensch gilt ihm ebenso viel als ein Hund. - Agricola II, 204; Eyering, II, 491; Simrock, 6996.

*918 Ein Mensch mit drei Buchstaben. - Eiselein, 460.

Lat.: Homo trium literarum, d. i. fur, Dieb; es kann aber auch einen Vornehmen bedeuten: L. C. S. Lucius Cornelius Sylla; C. J. C. Cajus Julius Caesar.

*919 Ein mensch wie ein ander sau. - Egenolff, 43b; Gruter, I, 27.

Lat.: Homo sus in morem. (Egeria, 40b.)

[Spaltenumbruch] Schutz ist, sagte der Fuchs, der sich hinter einen Windhalm oder Eggenzahn gesetzt hatte – um zu sagen, dass auch der unbedeutendste Schutz grossen Werth habe.

875 Wo der Mensch die Deiche nicht baut, da baut Gott die Dünen.Altmann V.

In Kronstadt heisst es: Wo der Mensch die Mole aus Sand baut, da lässt Gott Granitblöcke (zu ihrer Befestigung) herbeischwimmen. Die Küste Narvas ist flach und sandig, das Meer seicht und voller Sandbänke.

876 Wo der Mensch geboren ist, da sehnt er sich zu sterben.

Lat.: Nusquam melius morimur homines, quam ubi libenter viximus. (Publ. Syr.) (Philippi, II, 58.)

877 Wo der Mensch sein Gut hinschafft, da soll es hin gehören.Graf, 205, 168.

Von der Erbeinsetzung nach römischem Recht, die allmählich das deutsche Erbrecht, das nur Blutsverwandte zum Erbe zuliess, zurückdrängte. (S. Eigen 14.)

878 Wo der Mensch sterben soll, tragen ihn seine Füsse hin.Tendlau, 1058.

879 Wo die Menschen nicht hinsäen, legt der Wind ein Gesäe an.

880 Wo es an Menschen fehlt, muss man selber einer sein.

Aehnliches fordert auch ein hebräischer Spruch. (Cahier, 4297.)

881 Wo Menschen schweigen, müssen die Steine schreien.

Holl.: Waar de menschen zwijgen, moeten de steenen spreken. (Harrebomée, II, 82a.)

882 Wo Menschen sind, gibt es Fehler.Schmitz, 198, 208.

883 Wo Minschen bünd (sind), da ward äwer Minschen spraken (gesprochen). (Rendsburg.)

884 Wo Mönschen sind, da mönschelet's auch.Sutermeister, 137.

885 Wodurch der Mensch sündigt, dadurch wird er gepeinigt.

886 Wozu der Mensch Lust hat, dazu hat er auch Andacht.Pistor., VI, 79; Siebenkees, 77; Simrock, 6686; Gaal, 1126.

Engl.: Nothing is impossible to a willing mind. (Gaal, 1126.)

887 Wüste ein Mensch recht, wer er wer, er würde frölich nimmermehr.Lehmann, II, 859, 480.

888 Ye pöser mensch, ye pesser glück.Hauer, Miij; Franck, I, 75b; II, 139b.

889 Zornige Menschen und Narren gehören auf Einen Karren.

Lat.: Ubi multa iracundia, multa insania quoque. (Sutor, 413.)

890 Zu einem lebendigen menschen mus man sich guts vnd boses versehen.Agricola I, 17; Gruter, I, 88; Petri, II, 825; Henisch, 1796, 57; Lehmann, 322, 31; Egenolff, 8a; Schottel, 1128b; Simrock, 4119; Eiselein, 415; Körte, 4227; Körte2, 5300.

In Mailand heisst es: Niemand sieht in das Innere. In Toscana: Das Herz sieht man nicht. In Litauen: Ich kann doch in keinen Menschen hineinkriechen. Die Sarden sagen: In das Innere eines Berges kann man nicht hineindringen, in das Innere eines Menschen nicht. In Venetien: Das Maulthier ist ein gut Maulthier, aber eine schlimme Bestie. Die englischen Neger: Des Menschen Inneres ist ein Fluss, er trägt Gutes und Böses. (Reinsberg II, 14.)

Lat.: Ab homine homini quotidianum periculum.

891 Zufriedene Menschen gehen genug hinein und unzufriedene noch mehr; denn da springt gleich einer über den andern her.Frischbier2, 2618.

In Bezug auf enge Wohn- und Versammlungsräume.

892 Zwei Menschen begegnen einander wol, aber zwei Berge nimmermehr.

Frz.: Deux hommes se rencontrent bien, mais jamais deux montagnes. (Kritzinger, 378a.)

893 Zwei Menschen sind unersättlich: ein Wissbegieriger und ein Habsüchtiger.

894 Zweierlei Menschen beklagen beim Sterben ihr Leben: ein Kluger, der nichts genützt, und ein Reicher (Geizhals), der nichts gegeben.

Dän.: To slags folk faae hierte-sorg i graven med: en gierrig som intet nøed, og en viis som ingen gavnede. (Prov. dan., 172.)

[Spaltenumbruch] 895 Zweierlei Menschen sind untröstlich: Reiche, wenn sie sterben sollen, und Frauenzimmer, wenn sie ihre Schönheit verlieren.Reform. Kirchenzeitung, Chambersburg, Pennsylvanien, vom 15. Febr. 1851.

896 Zweizüngige Menschen und Lichte, die an beiden Enden angezündet werden, halten sich nicht lange. (S. Ding 1349.)

*897 A ginnt kem (keinem) Mensche nischt. (Schles.)

„Mene Nuchbern, dos missginstige Web, gint kim Mensche nischte, auch nich de Lufft, mir weider 's koalde, noch 's woarme.“ (Keller, 166b.)

*898 A ies a Kind-frummer Mensch.Robinson, 215; Gomolcke, 91; Frommann, III, 247, 211.

„Sagte ich, er habe sie (die Lüge) fingersdick hinter den Ohren, so hiess es: o, er ist ein kindfrommer Mensch.“ (Keller, 148b.)

*899 A is a blutormer Mensch. (Schles.) – Frommann, III, 248, 225; Gomolcke, 92; hochdeutsch bei Mayer, I, 43.

„Su a blutormer Mensch darf a sau reden!“ (Keller, 166b.)

*900 A is a schtênfremder Mensch. (Schles.) – Frommann, III, 243, 41; Gomolcke, 85.

*901 A is gor a hischer Mensch.

„Je nu, a is doch gor zu a hischer Mensch, doss a su fleissig is.“ (Keller, 160b.)

*902 A Mensch îss ju kê Hund.Robinson, 467; Gomolcke, 1150.

*903 A schön Mensch vün Rawicz. (Jüd.-deutsch. Warschau.)

Ironisch von sehr hässlichen Frauen. Die Stadt Rawicz trägt eine Frauengestalt im Wappen, die sich durch nichts weniger als Schönheit auszeichnet.

*904 Auss ihm wird kê Mensch klug.Robinson, 389.

*905 Das ist kein Mensch, das ist ein Vlaming.Reinsberg VI, 39.

Damit machen die Wallonen in Belgien ihre Verachtung gegen den germanischen Volksstamm, die Vlämingen Luft, die sich wieder durch eine andere Redensart für diesen Spott Genugthuung verschafften. (S. Wale.)

*906 Das kann einem Menschen passiren, der Frau und Kinder hat.Frischbier2, 2611.

*907 Das wird einem alten Menschen sauer. (Niederlausitz.)

Spottweis von einem Jungen, der bei kleiner Anstrengung stöhnt u. s. w.

*908 Dat es en dütsken Mensken. (Iserlohn.) – Firmenich, III, 188, 91; Woeste, 83, 37.

Sagt der Bauer von einem Gebildeten, der auf des Bauern Weise und in dessen Sprache mit ihm verkehrt. (Firmenich, III, 188.)

*909 De Mensch hat todtnauer Durst. (Aargau.)

Grossen Hunger.

*910 Dem Menschen schleget das glücke vnd gut zu, als wenns jar würde mit Bewmen ins Haus geschlagen oder mit Secken drein getragen.Pauli, Postilla, 316b.

„Ist ein Sprichwort von der Erfahrung genommen.“

*911 Der Mensch ist keinen Heller werth.

Lat.: Homo non semissis. (Cicero.) (Binder II, 146.)

*912 Der mensch ist wie ein saw.Franck, II, 30b.

*913 Der mensch ligt wie ein saw.Franck, II, 30b.

Er liegt da wie eine Sau.

*914 Dös is a Mensch, das man mit koan Prüg'l daschlaga kunt. (Oberösterreich.)

Von einem sehr starken, robusten Frauenzimmer.

*915 Ein ganz anderer Mensch werden.

Von seiner gewohnten Lebensweise zu einer andern übergehen.

Lat.: Decedere de suo more. (Faselius, 58.)

*916 Ein handt vol menschen.Tappius, 214a.

Lat.: Spithama vitae. (Tappius, 214a.)

*917 Ein Mensch gilt ihm ebenso viel als ein Hund.Agricola II, 204; Eyering, II, 491; Simrock, 6996.

*918 Ein Mensch mit drei Buchstaben.Eiselein, 460.

Lat.: Homo trium literarum, d. i. fur, Dieb; es kann aber auch einen Vornehmen bedeuten: L. C. S. Lucius Cornelius Sylla; C. J. C. Cajus Julius Caesar.

*919 Ein mensch wie ein ander sau.Egenolff, 43b; Gruter, I, 27.

Lat.: Homo sus in morem. (Egeria, 40b.)

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p rendition="#et"><pb facs="#f0329" n="[315]"/><cb n="629"/>
Schutz ist, sagte der Fuchs, der sich hinter einen Windhalm oder Eggenzahn gesetzt hatte &#x2013; um zu sagen, dass auch der unbedeutendste Schutz grossen Werth habe.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">875 Wo der Mensch die Deiche nicht baut, da baut Gott die Dünen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Altmann V.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">In Kronstadt heisst es: Wo der Mensch die Mole aus Sand baut, da lässt Gott Granitblöcke (zu ihrer Befestigung) herbeischwimmen. Die Küste Narvas ist flach und sandig, das Meer seicht und voller Sandbänke.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">876 Wo der Mensch geboren ist, da sehnt er sich zu sterben.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Nusquam melius morimur homines, quam ubi libenter viximus. (<hi rendition="#i">Publ. Syr.</hi>) (<hi rendition="#i">Philippi, II, 58.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">877 Wo der Mensch sein Gut hinschafft, da soll es hin gehören.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Graf, 205, 168.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Von der Erbeinsetzung nach römischem Recht, die allmählich das deutsche Erbrecht, das nur Blutsverwandte zum Erbe zuliess, zurückdrängte. (S.  Eigen 14.)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">878 Wo der Mensch sterben soll, tragen ihn seine Füsse hin.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Tendlau, 1058.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">879 Wo die Menschen nicht hinsäen, legt der Wind ein Gesäe an.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">880 Wo es an Menschen fehlt, muss man selber einer sein.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Aehnliches fordert auch ein hebräischer Spruch. (<hi rendition="#i">Cahier, 4297.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">881 Wo Menschen schweigen, müssen die Steine schreien.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Waar de menschen zwijgen, moeten de steenen spreken. (<hi rendition="#i">Harrebomée, II, 82<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">882 Wo Menschen sind, gibt es Fehler.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Schmitz, 198, 208.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">883 Wo Minschen bünd (sind), da ward äwer Minschen spraken (gesprochen).</hi> (<hi rendition="#i">Rendsburg.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">884 Wo Mönschen sind, da mönschelet's auch.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Sutermeister, 137.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">885 Wodurch der Mensch sündigt, dadurch wird er gepeinigt.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">886 Wozu der Mensch Lust hat, dazu hat er auch Andacht.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Pistor., VI, 79; Siebenkees, 77; Simrock, 6686; Gaal, 1126.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Engl.</hi>: Nothing is impossible to a willing mind. (<hi rendition="#i">Gaal, 1126.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">887 Wüste ein Mensch recht, wer er wer, er würde frölich nimmermehr.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Lehmann, II, 859, 480.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">888 Ye pöser mensch, ye pesser glück.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Hauer, Miij; Franck, I, 75<hi rendition="#sup">b;</hi> II, 139<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">889 Zornige Menschen und Narren gehören auf Einen Karren.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Ubi multa iracundia, multa insania quoque. (<hi rendition="#i">Sutor, 413.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">890 Zu einem lebendigen menschen mus man sich guts vnd boses versehen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Agricola I, 17; Gruter, I, 88; Petri, II, 825; Henisch, 1796, 57; Lehmann, 322, 31; Egenolff, 8<hi rendition="#sup">a</hi>; Schottel, 1128<hi rendition="#sup">b</hi>; Simrock, 4119; Eiselein, 415; Körte, 4227; Körte<hi rendition="#sup">2</hi>, 5300.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">In Mailand heisst es: Niemand sieht in das Innere. In Toscana: Das Herz sieht man nicht. In Litauen: Ich kann doch in keinen Menschen hineinkriechen. Die Sarden sagen: In das Innere eines Berges kann man nicht hineindringen, in das Innere eines Menschen nicht. In Venetien: Das Maulthier ist ein gut Maulthier, aber eine schlimme Bestie. Die englischen Neger: Des Menschen Inneres ist ein Fluss, er trägt Gutes und Böses. (<hi rendition="#i">Reinsberg II, 14.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Ab homine homini quotidianum periculum.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">891 Zufriedene Menschen gehen genug hinein und unzufriedene noch mehr; denn da springt gleich einer über den andern her.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Frischbier<hi rendition="#sup">2</hi>, 2618.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">In Bezug auf enge Wohn- und Versammlungsräume.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">892 Zwei Menschen begegnen einander wol, aber zwei Berge nimmermehr.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: Deux hommes se rencontrent bien, mais jamais deux montagnes. (<hi rendition="#i">Kritzinger, 378<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">893 Zwei Menschen sind unersättlich: ein Wissbegieriger und ein Habsüchtiger.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">894 Zweierlei Menschen beklagen beim Sterben ihr Leben: ein Kluger, der nichts genützt, und ein Reicher (Geizhals), der nichts gegeben.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Dän.</hi>: To slags folk faae hierte-sorg i graven med: en gierrig som intet nøed, og en viis som ingen gavnede. (<hi rendition="#i">Prov. dan., 172.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger"><cb n="630"/>
895 Zweierlei Menschen sind untröstlich: Reiche, wenn sie sterben sollen, und Frauenzimmer, wenn sie ihre Schönheit verlieren.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Reform. Kirchenzeitung, Chambersburg, Pennsylvanien, vom 15. Febr. 1851.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">896 Zweizüngige Menschen und Lichte, die an beiden Enden angezündet werden, halten sich nicht lange.</hi> (S.  Ding 1349.)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*897 A ginnt kem (keinem) Mensche nischt.</hi> (<hi rendition="#i">Schles.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et">&#x201E;Mene Nuchbern, dos missginstige Web, gint kim Mensche nischte, auch nich de Lufft, mir weider 's koalde, noch 's woarme.&#x201C; (<hi rendition="#i">Keller, 166<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*898 A ies a Kind-frummer Mensch.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Robinson, 215; Gomolcke, 91; Frommann, III, 247, 211.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">&#x201E;Sagte ich, er habe sie (die Lüge) fingersdick hinter den Ohren, so hiess es: o, er ist ein kindfrommer Mensch.&#x201C; (<hi rendition="#i">Keller, 148<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*899 A is a blutormer Mensch.</hi> (<hi rendition="#i">Schles.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Frommann, III, 248, 225; Gomolcke, 92;</hi> hochdeutsch bei <hi rendition="#i">Mayer, I, 43.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">&#x201E;Su a blutormer Mensch darf a sau reden!&#x201C; (<hi rendition="#i">Keller, 166<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*900 A is a schtênfremder Mensch.</hi> (<hi rendition="#i">Schles.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Frommann, III, 243, 41; Gomolcke, 85.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*901 A is gor a hischer Mensch.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">&#x201E;Je nu, a is doch gor zu a hischer Mensch, doss a su fleissig is.&#x201C; (<hi rendition="#i">Keller, 160<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*902 A Mensch îss ju kê Hund.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Robinson, 467; Gomolcke, 1150.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*903 A schön Mensch vün Rawicz.</hi> (<hi rendition="#i">Jüd.-deutsch. Warschau.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et">Ironisch von sehr hässlichen Frauen. Die Stadt Rawicz trägt eine Frauengestalt im Wappen, die sich durch nichts weniger als Schönheit auszeichnet.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*904 Auss ihm wird kê Mensch klug.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Robinson, 389.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*905 Das ist kein Mensch, das ist ein Vlaming.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Reinsberg VI, 39.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Damit machen die Wallonen in Belgien ihre Verachtung gegen den germanischen Volksstamm, die Vlämingen Luft, die sich wieder durch eine andere Redensart für diesen Spott Genugthuung verschafften. (S.  Wale.)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*906 Das kann einem Menschen passiren, der Frau und Kinder hat.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Frischbier<hi rendition="#sup">2</hi>, 2611.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*907 Das wird einem alten Menschen sauer.</hi> (<hi rendition="#i">Niederlausitz.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et">Spottweis von einem Jungen, der bei kleiner Anstrengung stöhnt u. s. w.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*908 Dat es en dütsken Mensken.</hi> (<hi rendition="#i">Iserlohn.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Firmenich, III, 188, 91; Woeste, 83, 37.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Sagt der Bauer von einem Gebildeten, der auf des Bauern Weise und in dessen Sprache mit ihm verkehrt. (<hi rendition="#i">Firmenich, III, 188.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*909 De Mensch hat todtnauer Durst.</hi> (<hi rendition="#i">Aargau.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et">Grossen Hunger.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*910 Dem Menschen schleget das glücke vnd gut zu, als wenns jar würde mit Bewmen ins Haus geschlagen oder mit Secken drein getragen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Pauli, Postilla, 316<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">&#x201E;Ist ein Sprichwort von der Erfahrung genommen.&#x201C;</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*911 Der Mensch ist keinen Heller werth.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Homo non semissis. (<hi rendition="#i">Cicero.</hi>) (<hi rendition="#i">Binder II, 146.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*912 Der mensch ist wie ein saw.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Franck, II, 30<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*913 Der mensch ligt wie ein saw.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Franck, II, 30<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Er liegt da wie eine Sau.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*914 Dös is a Mensch, das man mit koan Prüg'l daschlaga kunt.</hi> (<hi rendition="#i">Oberösterreich.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et">Von einem sehr starken, robusten Frauenzimmer.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*915 Ein ganz anderer Mensch werden.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Von seiner gewohnten Lebensweise zu einer andern übergehen.</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Decedere de suo more. (<hi rendition="#i">Faselius, 58.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*916 Ein handt vol menschen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Tappius, 214<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Spithama vitae. (<hi rendition="#i">Tappius, 214<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*917 Ein Mensch gilt ihm ebenso viel als ein Hund.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Agricola II, 204; Eyering, II, 491; Simrock, 6996.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*918 Ein Mensch mit drei Buchstaben.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Eiselein, 460.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Homo trium literarum, d. i. fur, Dieb; es kann aber auch einen Vornehmen bedeuten: L. C. S. Lucius Cornelius Sylla; C. J. C. Cajus Julius Caesar.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*919 Ein mensch wie ein ander sau.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Egenolff, 43<hi rendition="#sup">b</hi>; Gruter, I, 27.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Homo sus in morem. (<hi rendition="#i">Egeria, 40<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">
</hi> </p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[315]/0329] Schutz ist, sagte der Fuchs, der sich hinter einen Windhalm oder Eggenzahn gesetzt hatte – um zu sagen, dass auch der unbedeutendste Schutz grossen Werth habe. 875 Wo der Mensch die Deiche nicht baut, da baut Gott die Dünen. – Altmann V. In Kronstadt heisst es: Wo der Mensch die Mole aus Sand baut, da lässt Gott Granitblöcke (zu ihrer Befestigung) herbeischwimmen. Die Küste Narvas ist flach und sandig, das Meer seicht und voller Sandbänke. 876 Wo der Mensch geboren ist, da sehnt er sich zu sterben. Lat.: Nusquam melius morimur homines, quam ubi libenter viximus. (Publ. Syr.) (Philippi, II, 58.) 877 Wo der Mensch sein Gut hinschafft, da soll es hin gehören. – Graf, 205, 168. Von der Erbeinsetzung nach römischem Recht, die allmählich das deutsche Erbrecht, das nur Blutsverwandte zum Erbe zuliess, zurückdrängte. (S. Eigen 14.) 878 Wo der Mensch sterben soll, tragen ihn seine Füsse hin. – Tendlau, 1058. 879 Wo die Menschen nicht hinsäen, legt der Wind ein Gesäe an. 880 Wo es an Menschen fehlt, muss man selber einer sein. Aehnliches fordert auch ein hebräischer Spruch. (Cahier, 4297.) 881 Wo Menschen schweigen, müssen die Steine schreien. Holl.: Waar de menschen zwijgen, moeten de steenen spreken. (Harrebomée, II, 82a.) 882 Wo Menschen sind, gibt es Fehler. – Schmitz, 198, 208. 883 Wo Minschen bünd (sind), da ward äwer Minschen spraken (gesprochen). (Rendsburg.) 884 Wo Mönschen sind, da mönschelet's auch. – Sutermeister, 137. 885 Wodurch der Mensch sündigt, dadurch wird er gepeinigt. 886 Wozu der Mensch Lust hat, dazu hat er auch Andacht. – Pistor., VI, 79; Siebenkees, 77; Simrock, 6686; Gaal, 1126. Engl.: Nothing is impossible to a willing mind. (Gaal, 1126.) 887 Wüste ein Mensch recht, wer er wer, er würde frölich nimmermehr. – Lehmann, II, 859, 480. 888 Ye pöser mensch, ye pesser glück. – Hauer, Miij; Franck, I, 75b; II, 139b. 889 Zornige Menschen und Narren gehören auf Einen Karren. Lat.: Ubi multa iracundia, multa insania quoque. (Sutor, 413.) 890 Zu einem lebendigen menschen mus man sich guts vnd boses versehen. – Agricola I, 17; Gruter, I, 88; Petri, II, 825; Henisch, 1796, 57; Lehmann, 322, 31; Egenolff, 8a; Schottel, 1128b; Simrock, 4119; Eiselein, 415; Körte, 4227; Körte2, 5300. In Mailand heisst es: Niemand sieht in das Innere. In Toscana: Das Herz sieht man nicht. In Litauen: Ich kann doch in keinen Menschen hineinkriechen. Die Sarden sagen: In das Innere eines Berges kann man nicht hineindringen, in das Innere eines Menschen nicht. In Venetien: Das Maulthier ist ein gut Maulthier, aber eine schlimme Bestie. Die englischen Neger: Des Menschen Inneres ist ein Fluss, er trägt Gutes und Böses. (Reinsberg II, 14.) Lat.: Ab homine homini quotidianum periculum. 891 Zufriedene Menschen gehen genug hinein und unzufriedene noch mehr; denn da springt gleich einer über den andern her. – Frischbier2, 2618. In Bezug auf enge Wohn- und Versammlungsräume. 892 Zwei Menschen begegnen einander wol, aber zwei Berge nimmermehr. Frz.: Deux hommes se rencontrent bien, mais jamais deux montagnes. (Kritzinger, 378a.) 893 Zwei Menschen sind unersättlich: ein Wissbegieriger und ein Habsüchtiger. 894 Zweierlei Menschen beklagen beim Sterben ihr Leben: ein Kluger, der nichts genützt, und ein Reicher (Geizhals), der nichts gegeben. Dän.: To slags folk faae hierte-sorg i graven med: en gierrig som intet nøed, og en viis som ingen gavnede. (Prov. dan., 172.) 895 Zweierlei Menschen sind untröstlich: Reiche, wenn sie sterben sollen, und Frauenzimmer, wenn sie ihre Schönheit verlieren. – Reform. Kirchenzeitung, Chambersburg, Pennsylvanien, vom 15. Febr. 1851. 896 Zweizüngige Menschen und Lichte, die an beiden Enden angezündet werden, halten sich nicht lange. (S. Ding 1349.) *897 A ginnt kem (keinem) Mensche nischt. (Schles.) „Mene Nuchbern, dos missginstige Web, gint kim Mensche nischte, auch nich de Lufft, mir weider 's koalde, noch 's woarme.“ (Keller, 166b.) *898 A ies a Kind-frummer Mensch. – Robinson, 215; Gomolcke, 91; Frommann, III, 247, 211. „Sagte ich, er habe sie (die Lüge) fingersdick hinter den Ohren, so hiess es: o, er ist ein kindfrommer Mensch.“ (Keller, 148b.) *899 A is a blutormer Mensch. (Schles.) – Frommann, III, 248, 225; Gomolcke, 92; hochdeutsch bei Mayer, I, 43. „Su a blutormer Mensch darf a sau reden!“ (Keller, 166b.) *900 A is a schtênfremder Mensch. (Schles.) – Frommann, III, 243, 41; Gomolcke, 85. *901 A is gor a hischer Mensch. „Je nu, a is doch gor zu a hischer Mensch, doss a su fleissig is.“ (Keller, 160b.) *902 A Mensch îss ju kê Hund. – Robinson, 467; Gomolcke, 1150. *903 A schön Mensch vün Rawicz. (Jüd.-deutsch. Warschau.) Ironisch von sehr hässlichen Frauen. Die Stadt Rawicz trägt eine Frauengestalt im Wappen, die sich durch nichts weniger als Schönheit auszeichnet. *904 Auss ihm wird kê Mensch klug. – Robinson, 389. *905 Das ist kein Mensch, das ist ein Vlaming. – Reinsberg VI, 39. Damit machen die Wallonen in Belgien ihre Verachtung gegen den germanischen Volksstamm, die Vlämingen Luft, die sich wieder durch eine andere Redensart für diesen Spott Genugthuung verschafften. (S. Wale.) *906 Das kann einem Menschen passiren, der Frau und Kinder hat. – Frischbier2, 2611. *907 Das wird einem alten Menschen sauer. (Niederlausitz.) Spottweis von einem Jungen, der bei kleiner Anstrengung stöhnt u. s. w. *908 Dat es en dütsken Mensken. (Iserlohn.) – Firmenich, III, 188, 91; Woeste, 83, 37. Sagt der Bauer von einem Gebildeten, der auf des Bauern Weise und in dessen Sprache mit ihm verkehrt. (Firmenich, III, 188.) *909 De Mensch hat todtnauer Durst. (Aargau.) Grossen Hunger. *910 Dem Menschen schleget das glücke vnd gut zu, als wenns jar würde mit Bewmen ins Haus geschlagen oder mit Secken drein getragen. – Pauli, Postilla, 316b. „Ist ein Sprichwort von der Erfahrung genommen.“ *911 Der Mensch ist keinen Heller werth. Lat.: Homo non semissis. (Cicero.) (Binder II, 146.) *912 Der mensch ist wie ein saw. – Franck, II, 30b. *913 Der mensch ligt wie ein saw. – Franck, II, 30b. Er liegt da wie eine Sau. *914 Dös is a Mensch, das man mit koan Prüg'l daschlaga kunt. (Oberösterreich.) Von einem sehr starken, robusten Frauenzimmer. *915 Ein ganz anderer Mensch werden. Von seiner gewohnten Lebensweise zu einer andern übergehen. Lat.: Decedere de suo more. (Faselius, 58.) *916 Ein handt vol menschen. – Tappius, 214a. Lat.: Spithama vitae. (Tappius, 214a.) *917 Ein Mensch gilt ihm ebenso viel als ein Hund. – Agricola II, 204; Eyering, II, 491; Simrock, 6996. *918 Ein Mensch mit drei Buchstaben. – Eiselein, 460. Lat.: Homo trium literarum, d. i. fur, Dieb; es kann aber auch einen Vornehmen bedeuten: L. C. S. Lucius Cornelius Sylla; C. J. C. Cajus Julius Caesar. *919 Ein mensch wie ein ander sau. – Egenolff, 43b; Gruter, I, 27. Lat.: Homo sus in morem. (Egeria, 40b.)

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

zeno.org – Contumax GmbH & Co. KG: Bereitstellung der Texttranskription. (2020-09-18T08:39:28Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Andreas Nolda: Bearbeitung der digitalen Edition. (2020-09-18T08:39:28Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: nicht übernommen; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): gekennzeichnet; Hervorhebungen I/J in Fraktur: keine Angabe; i/j in Fraktur: keine Angabe; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): keine Angabe; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein

Verzeichnisse im Vorspann wurden nicht transkribiert. Errata aus den Berichtigungen im Nachspann wurden stillschweigend integriert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon03_1873
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon03_1873/329
Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873, S. [315]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon03_1873/329>, abgerufen am 19.04.2024.