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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873.

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[Spaltenumbruch] *920 Ein mensch wie ein Ziffer. - Franck, II, 47b; Körte, 4240b.

Von denen, die, wie Franck a. a. O. sagt, "in eim ding die zal erfüllen vnd mehren, für sich selbs nicht seind noch gelten als der ziffer 0." Er hat noch folgende mehr oder weniger sinnverwandte danebengestellt, als: "schafft er nicht, so jrrt er doch. Ist er nicht nütz, so erfüllt er doch zal. Ein ganss vnder schwanen. Lass mich mit dir lauffen, sagt jhene schneck zu einem botten. Da schwimmen mir öpfel u. s. w. (s. d. 9 u. 10). Hie stehn wir fisch (s. d. 131). Hir stehn wir helden (s. d. 4). Der Mausstreck wil alzeit vnder den pfeffer." Alle diese Sprichwörter hat Franck unter das lateinische: Anser inter holores, gebracht. Ich füge noch bei: Singt er nicht, so schlingt er doch. Oder: Kann er nicht singen, so kann er doch gut schlingen.

*921 Einen zum Menschen machen.

*922 En Mensch blend maken. (Meurs.) - Firmenich, I, 401, 67.

*923 En verfreten Minsk. - Eichwald, 1311.

*924 Er geb ein mensch, wann gleich ein saw ein mensch were. - Franck, II, 30b; Eyering, II, 242; Egenolff, 43b; Körte, 4240a.

*925 Er gehört zu den Menschen, von denen man nicht weiss, ob man sie in den Fasten geniessen darf.

"Er hat zwar Kopf und Herz, aber sein rothes Blut ist kalt, und statt Knochen hat er Gräten, die sehr biegsam sind, aber auch sehr stechen." (L. Börne, Ges. Schriften, Hamburg 1840, IV, 278.)

*926 Er geht wie ein Mensch zu Gaste und wie ein Schwein zu Haus.

*927 Er is a sadener (seidener) Mensch. (Jüd.-deutsch. Brody.)

Ein edelgesinnter.

*928 Er ist der besste Mensch, wen 'ne Niemer taub macht. - Schweiz, I, 144, 90.

*929 Er ist ein hartleibiger Mensch. - Frischbier2, 2613.

*930 Er ist ein Mensch von altem Schlage.

Frz.: Il est homme tout d'une piece. (Starschedel, 208.)

*931 Er ist en hungerstottige Mensch. - Sutermeister, 63.

In dem Sinne von Niegenug (s. d.).

*932 Er ist heute keines Menschen Freund.

Er ist verdriesslich, verstimmt.

*933 Er ist weder mensch noch got, ich kan jn nit verstehn. - Franck, II, 97b.

Lat.: Salsitudo non inest illi. (Franck, II, 97b; Hauer.)

*934 Es froit (fragt) ke Mensch noch em, biste Hund oder Mensch. - Robinson, 152.

*935 Es ist der beste Mensch, wenn er schläft.

*936 Es ist ein aufgeblasener Mensch.

Frz.: C'est un homme plein de vent. (Kritzinger, 378a.)

*937 Es ist ein frommer Mensch mit einem Aber.

Lat.: Fallit enim vitium specie virtutis et umbra. (Sutor, 177.)

*938 Es ist ein gescheiter Mensch, frisst keine Schuhnägel (Schuhwichse, Talglichte). - Braun, I, 3985.

Wenn man eben nichts besonders Gutes von jemand sagen kann.

*939 Es ist ein lebendiger, belebter, frolicher mensch. - Agricola I, 407.

*940 Es ist ein Mensch, mit allen Hunden gehetzt.

Dän.: Saa fiin en mand som kand gaae i skoe. (Prov. dan., 165.)

*941 Es ist ein Mensch mit zwei Gesichtern, eins für Gott, das andere für den Teufel.

*942 Es ist ein Mensch ohne Galle.

Frz.: C'est un homme qui n'a point de venin. (Kritzinger, 377b.)

*943 Es ist ein Mensch wie die gute Stunde.

Frz.: On prend les hommes par les paroles, et les betes par les cornes.

*944 Es ist ein ungäber Mensch.

Unsere alten Vorfahren konnten alles Listige und Heimliche nicht leiden, daher waren in ihren Augen die Diebe so sehr verachtet; und man nannte sie "ungäbe Menschen", d. i. Leute, die gar nicht gangbar sind. Damit die Kinder nicht durch Müssiggang Böses thun lernten, führten sie sie vor alters in Friedenszeiten auf Raub und Gewalt aus; denn Gewaltthaten erschienen ihnen, weil sie Achtung ertrotzten, nicht schimpflich.

*945 Es ist ein vnnütz Mensch. - Eyering, II, 533.

Frz.: C'est un homme de rien, un homme leger, le cheval au pied blanc. (Leroux, II, 195.) Von einem arglistigen boshaften Menschen männlichen Geschlechts sagt man: C'est un mechant borgne. (Lendroy, 193.)


[Spaltenumbruch]

*946 Et äs e Mänsch wä e geat Stäckelche Brit. (Siebenbürg.-sächs.) - Frommann, V, 34, 50.

Wie ein gut Stückelchen Brot, d. i. ein äusserst gutmüthiger Mensch.

*947 He hat ken Minschen dat Waoter lömert1. (Altmark.) - Danneil, 257.

1) Lömern und flömern = eine klare Flüssigkeit durch Aufrühren des Bodensatzes oder durch Vermischung mit fremden Stoffen trüben. - Ein gutmüthiger Mensch, der niemand verletzt, kein Wasser trübt.

*948 He is half Minsk, half Düfel. - Hauskalender, IV.

*949 Ich bin auch ein Mensch. - Eiselein, 460.

Lat.: Homo sum, humani nihil a me alienum puto. (Eiselein, 460.)

*950 In den Minsken is ken Knick noch Schick. - Eichwald, 1313.

*951 Man ist ja doch ein Mensch.

Wenn sich jemand so hart behandelt findet, dass sich sein Rechtsgefühl dagegen empört. (Vgl. Bresl. Erzähler, 1803, S. 45.)

*952 Man ist ja nur ein Mensch.

Um Schwachheiten und Vergehungen zu entschuldigen, die so leicht vorkommen können, und um zu sagen: Man kann doch nicht mehr von einem fordern, als in eines Menschen Vermögen ist. In Pommern: Ik bin dog man en Minsch. (Dähnert, 307a.) Kann man aber mehr sein, als ein Mensch? (Vgl. Bresl. Erzähler, 1803, S. 45.) "Niemand kann mehr, und niemand soll weniger sein als ein Mensch." (Jachmann, Reliquien, II, 129.)

*953 O Mensch, drachtiger! (Ostpreuss.)

Ausruf des Erstaunens.

*954 'S kan ke Mensch ke Waurt fer'm ufbrengen. (Schles.) - Frommann, III, 412, 451.

*955 Si hend en ung'reuts Mensch überko. - Sutermeister, 104.

In Bezug auf eine Entbindung von einem todten Kinde. Bei Sutermeister (104) sind noch folgende schweizer Redensarten zur Bezeichnung der Niederkunft üblich: Sie het's Büntili abg'leit. Sie sind erfreut worde. Er het a d' Freud g'seit (Geburt angesagt). 'S ist wieder e Johrwerk vorbi. Sie hend Juged überko. Er het de Klaus obacho. 'S het unzitig geklenkt (Frühgeburt). Der Ofe ist ig'falle. D' Schuemacher sind da uf der Stör. Er het Scheini im Strow. D' Waldbrüedre ist ko. Es ist anderes Wätter.

*956 Wenn 'k dat Minsch ansich, fall'n mi alle meine Sünden bei. - Schlingmann, 1010.

*957 Wenn 'k dat Minsch ansich, fehl'n mi immer sechs Dreier. - Schlingmann, 1011.


Mensch (das).

Wer den Menschern nachläuft, ist ein Taugenichts. - Lohrengel, I, 796.


Menschchen.

Oe hübschet Mönschke, got ön 't Glasschaff to settn. (Wehlau.)

Ironisch, um geringschätzig äussere Vorzüge zu bezeichnen.


Menschenandacht.

Menschenandacht vnd maynung gerathen selten wol. - Henisch, 1506, 44; Petri, II, 847.


Menschenantlitz.

Menschenantlitz, Löwenantlitz. - Simrock, 6992; Körte, 4234; Körte2, 5308.

Von der wunderbaren Wirkung, welche der Blick des menschlichen Auges selbst auf wilde Thiere ausübt, wie wir dies in neuerer Zeit recht deutlich an Martin, dem berühmten Thierbändiger, sehen konnten.


Menschenbein.

Menschenbein dazu, es kostet nichts.

Anstrengung thut's; man muss den Schweiss nicht scheuen.


Menschenblut.

1 Menschenblut, ein heisses Blut. - Zeiler, Handbuch, I, 558.

2 Menschenblut ist Gott thewre Wahr. - Petri, II, 472.

3 Menschenblut ist nicht Kälberblut.

4 Wer Menschenblut vergiesst, dess Blut soll wieder durch Menschen vergossen werden. - Pistor., IV, 54. Quelle: 1 Mos. 9, 6; Schulze, 4.

Lat.: Mors morte pianda est. (Ovid.) (Binder I, 1004; II, 1890.)


Menschenbrust.

Menschenbrust solt ein guckfensterlein haben. - Henisch, 539, 41.


[Spaltenumbruch] *920 Ein mensch wie ein Ziffer.Franck, II, 47b; Körte, 4240b.

Von denen, die, wie Franck a. a. O. sagt, „in eim ding die zal erfüllen vnd mehren, für sich selbs nicht seind noch gelten als der ziffer 0.“ Er hat noch folgende mehr oder weniger sinnverwandte danebengestellt, als: „schafft er nicht, so jrrt er doch. Ist er nicht nütz, so erfüllt er doch zal. Ein ganss vnder schwanen. Lass mich mit dir lauffen, sagt jhene schneck zu einem botten. Da schwimmen mir öpfel u. s. w. (s. d. 9 u. 10). Hie stehn wir fisch (s. d. 131). Hir stehn wir helden (s. d. 4). Der Mausstreck wil alzeit vnder den pfeffer.“ Alle diese Sprichwörter hat Franck unter das lateinische: Anser inter holores, gebracht. Ich füge noch bei: Singt er nicht, so schlingt er doch. Oder: Kann er nicht singen, so kann er doch gut schlingen.

*921 Einen zum Menschen machen.

*922 En Mensch blend maken. (Meurs.) – Firmenich, I, 401, 67.

*923 En verfreten Minsk.Eichwald, 1311.

*924 Er geb ein mensch, wann gleich ein saw ein mensch were.Franck, II, 30b; Eyering, II, 242; Egenolff, 43b; Körte, 4240a.

*925 Er gehört zu den Menschen, von denen man nicht weiss, ob man sie in den Fasten geniessen darf.

„Er hat zwar Kopf und Herz, aber sein rothes Blut ist kalt, und statt Knochen hat er Gräten, die sehr biegsam sind, aber auch sehr stechen.“ (L. Börne, Ges. Schriften, Hamburg 1840, IV, 278.)

*926 Er geht wie ein Mensch zu Gaste und wie ein Schwein zu Haus.

*927 Er is a sadener (seidener) Mensch. (Jüd.-deutsch. Brody.)

Ein edelgesinnter.

*928 Er ist der besste Mensch, wen 'ne Niemer taub macht.Schweiz, I, 144, 90.

*929 Er ist ein hartleibiger Mensch.Frischbier2, 2613.

*930 Er ist ein Mensch von altem Schlage.

Frz.: Il est homme tout d'une pièce. (Starschedel, 208.)

*931 Er ist en hungerstottige Mensch.Sutermeister, 63.

In dem Sinne von Niegenug (s. d.).

*932 Er ist heute keines Menschen Freund.

Er ist verdriesslich, verstimmt.

*933 Er ist weder mensch noch got, ich kan jn nit verstehn.Franck, II, 97b.

Lat.: Salsitudo non inest illi. (Franck, II, 97b; Hauer.)

*934 Es froit (fragt) kê Mensch noch êm, biste Hund oder Mensch.Robinson, 152.

*935 Es ist der beste Mensch, wenn er schläft.

*936 Es ist ein aufgeblasener Mensch.

Frz.: C'est un homme plein de vent. (Kritzinger, 378a.)

*937 Es ist ein frommer Mensch mit einem Aber.

Lat.: Fallit enim vitium specie virtutis et umbra. (Sutor, 177.)

*938 Es ist ein gescheiter Mensch, frisst keine Schuhnägel (Schuhwichse, Talglichte).Braun, I, 3985.

Wenn man eben nichts besonders Gutes von jemand sagen kann.

*939 Es ist ein lebendiger, belebter, frolicher mensch.Agricola I, 407.

*940 Es ist ein Mensch, mit allen Hunden gehetzt.

Dän.: Saa fiin en mand som kand gaae i skoe. (Prov. dan., 165.)

*941 Es ist ein Mensch mit zwei Gesichtern, eins für Gott, das andere für den Teufel.

*942 Es ist ein Mensch ohne Galle.

Frz.: C'est un homme qui n'a point de venin. (Kritzinger, 377b.)

*943 Es ist ein Mensch wie die gute Stunde.

Frz.: On prend les hommes par les paroles, et les bêtes par les cornes.

*944 Es ist ein ungäber Mensch.

Unsere alten Vorfahren konnten alles Listige und Heimliche nicht leiden, daher waren in ihren Augen die Diebe so sehr verachtet; und man nannte sie „ungäbe Menschen“, d. i. Leute, die gar nicht gangbar sind. Damit die Kinder nicht durch Müssiggang Böses thun lernten, führten sie sie vor alters in Friedenszeiten auf Raub und Gewalt aus; denn Gewaltthaten erschienen ihnen, weil sie Achtung ertrotzten, nicht schimpflich.

*945 Es ist ein vnnütz Mensch.Eyering, II, 533.

Frz.: C'est un homme de rien, un homme léger, le cheval au pied blanc. (Leroux, II, 195.) Von einem arglistigen boshaften Menschen männlichen Geschlechts sagt man: C'est un méchant borgne. (Lendroy, 193.)


[Spaltenumbruch]

*946 Et äs e Mänsch wä e geat Stäckelche Brit. (Siebenbürg.-sächs.) – Frommann, V, 34, 50.

Wie ein gut Stückelchen Brot, d. i. ein äusserst gutmüthiger Mensch.

*947 Hê hat kên Minschen dat Waoter lömert1. (Altmark.) – Danneil, 257.

1) Lömern und flömern = eine klare Flüssigkeit durch Aufrühren des Bodensatzes oder durch Vermischung mit fremden Stoffen trüben. – Ein gutmüthiger Mensch, der niemand verletzt, kein Wasser trübt.

*948 He is half Minsk, half Düfel.Hauskalender, IV.

*949 Ich bin auch ein Mensch.Eiselein, 460.

Lat.: Homo sum, humani nihil a me alienum puto. (Eiselein, 460.)

*950 In den Minsken is kên Knick noch Schick.Eichwald, 1313.

*951 Man ist ja doch ein Mensch.

Wenn sich jemand so hart behandelt findet, dass sich sein Rechtsgefühl dagegen empört. (Vgl. Bresl. Erzähler, 1803, S. 45.)

*952 Man ist ja nur ein Mensch.

Um Schwachheiten und Vergehungen zu entschuldigen, die so leicht vorkommen können, und um zu sagen: Man kann doch nicht mehr von einem fordern, als in eines Menschen Vermögen ist. In Pommern: Ik bin dog man ên Minsch. (Dähnert, 307a.) Kann man aber mehr sein, als ein Mensch? (Vgl. Bresl. Erzähler, 1803, S. 45.) „Niemand kann mehr, und niemand soll weniger sein als ein Mensch.“ (Jachmann, Reliquien, II, 129.)

*953 O Mensch, drâchtiger! (Ostpreuss.)

Ausruf des Erstaunens.

*954 'S kan kê Mensch kê Wûrt fer'm ufbrengen. (Schles.) – Frommann, III, 412, 451.

*955 Si hend en ung'reuts Mensch überko.Sutermeister, 104.

In Bezug auf eine Entbindung von einem todten Kinde. Bei Sutermeister (104) sind noch folgende schweizer Redensarten zur Bezeichnung der Niederkunft üblich: Sie het's Büntili abg'leit. Sie sind erfreut worde. Er het a d' Freud g'seit (Geburt angesagt). 'S ist wieder e Johrwerk vorbi. Sie hend Juged überko. Er het de Klaus obacho. 'S het unzitig geklenkt (Frühgeburt). Der Ofe ist ig'falle. D' Schuemacher sind da uf der Stör. Er het Schîni im Strow. D' Waldbrüedre ist ko. Es ist anderes Wätter.

*956 Wenn 'k dat Minsch ansich, fall'n mi alle mîne Sünden bî.Schlingmann, 1010.

*957 Wenn 'k dat Minsch ansich, fehl'n mi immer sechs Drîer.Schlingmann, 1011.


Mensch (das).

Wer den Menschern nachläuft, ist ein Taugenichts.Lohrengel, I, 796.


Menschchen.

Oe hübschet Mönschke, got ön 't Glasschaff to settn. (Wehlau.)

Ironisch, um geringschätzig äussere Vorzüge zu bezeichnen.


Menschenandacht.

Menschenandacht vnd maynung gerathen selten wol.Henisch, 1506, 44; Petri, II, 847.


Menschenantlitz.

Menschenantlitz, Löwenantlitz.Simrock, 6992; Körte, 4234; Körte2, 5308.

Von der wunderbaren Wirkung, welche der Blick des menschlichen Auges selbst auf wilde Thiere ausübt, wie wir dies in neuerer Zeit recht deutlich an Martin, dem berühmten Thierbändiger, sehen konnten.


Menschenbein.

Menschenbein dazu, es kostet nichts.

Anstrengung thut's; man muss den Schweiss nicht scheuen.


Menschenblut.

1 Menschenblut, ein heisses Blut.Zeiler, Handbuch, I, 558.

2 Menschenblut ist Gott thewre Wahr.Petri, II, 472.

3 Menschenblut ist nicht Kälberblut.

4 Wer Menschenblut vergiesst, dess Blut soll wieder durch Menschen vergossen werden.Pistor., IV, 54. Quelle: 1 Mos. 9, 6; Schulze, 4.

Lat.: Mors morte pianda est. (Ovid.) (Binder I, 1004; II, 1890.)


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[[316]/0330] *920 Ein mensch wie ein Ziffer. – Franck, II, 47b; Körte, 4240b. Von denen, die, wie Franck a. a. O. sagt, „in eim ding die zal erfüllen vnd mehren, für sich selbs nicht seind noch gelten als der ziffer 0.“ Er hat noch folgende mehr oder weniger sinnverwandte danebengestellt, als: „schafft er nicht, so jrrt er doch. Ist er nicht nütz, so erfüllt er doch zal. Ein ganss vnder schwanen. Lass mich mit dir lauffen, sagt jhene schneck zu einem botten. Da schwimmen mir öpfel u. s. w. (s. d. 9 u. 10). Hie stehn wir fisch (s. d. 131). Hir stehn wir helden (s. d. 4). Der Mausstreck wil alzeit vnder den pfeffer.“ Alle diese Sprichwörter hat Franck unter das lateinische: Anser inter holores, gebracht. Ich füge noch bei: Singt er nicht, so schlingt er doch. Oder: Kann er nicht singen, so kann er doch gut schlingen. *921 Einen zum Menschen machen. *922 En Mensch blend maken. (Meurs.) – Firmenich, I, 401, 67. *923 En verfreten Minsk. – Eichwald, 1311. *924 Er geb ein mensch, wann gleich ein saw ein mensch were. – Franck, II, 30b; Eyering, II, 242; Egenolff, 43b; Körte, 4240a. *925 Er gehört zu den Menschen, von denen man nicht weiss, ob man sie in den Fasten geniessen darf. „Er hat zwar Kopf und Herz, aber sein rothes Blut ist kalt, und statt Knochen hat er Gräten, die sehr biegsam sind, aber auch sehr stechen.“ (L. Börne, Ges. Schriften, Hamburg 1840, IV, 278.) *926 Er geht wie ein Mensch zu Gaste und wie ein Schwein zu Haus. *927 Er is a sadener (seidener) Mensch. (Jüd.-deutsch. Brody.) Ein edelgesinnter. *928 Er ist der besste Mensch, wen 'ne Niemer taub macht. – Schweiz, I, 144, 90. *929 Er ist ein hartleibiger Mensch. – Frischbier2, 2613. *930 Er ist ein Mensch von altem Schlage. Frz.: Il est homme tout d'une pièce. (Starschedel, 208.) *931 Er ist en hungerstottige Mensch. – Sutermeister, 63. In dem Sinne von Niegenug (s. d.). *932 Er ist heute keines Menschen Freund. Er ist verdriesslich, verstimmt. *933 Er ist weder mensch noch got, ich kan jn nit verstehn. – Franck, II, 97b. Lat.: Salsitudo non inest illi. (Franck, II, 97b; Hauer.) *934 Es froit (fragt) kê Mensch noch êm, biste Hund oder Mensch. – Robinson, 152. *935 Es ist der beste Mensch, wenn er schläft. *936 Es ist ein aufgeblasener Mensch. Frz.: C'est un homme plein de vent. (Kritzinger, 378a.) *937 Es ist ein frommer Mensch mit einem Aber. Lat.: Fallit enim vitium specie virtutis et umbra. (Sutor, 177.) *938 Es ist ein gescheiter Mensch, frisst keine Schuhnägel (Schuhwichse, Talglichte). – Braun, I, 3985. Wenn man eben nichts besonders Gutes von jemand sagen kann. *939 Es ist ein lebendiger, belebter, frolicher mensch. – Agricola I, 407. *940 Es ist ein Mensch, mit allen Hunden gehetzt. Dän.: Saa fiin en mand som kand gaae i skoe. 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Von einem arglistigen boshaften Menschen männlichen Geschlechts sagt man: C'est un méchant borgne. (Lendroy, 193.) *946 Et äs e Mänsch wä e geat Stäckelche Brit. (Siebenbürg.-sächs.) – Frommann, V, 34, 50. Wie ein gut Stückelchen Brot, d. i. ein äusserst gutmüthiger Mensch. *947 Hê hat kên Minschen dat Waoter lömert1. (Altmark.) – Danneil, 257. 1) Lömern und flömern = eine klare Flüssigkeit durch Aufrühren des Bodensatzes oder durch Vermischung mit fremden Stoffen trüben. – Ein gutmüthiger Mensch, der niemand verletzt, kein Wasser trübt. *948 He is half Minsk, half Düfel. – Hauskalender, IV. *949 Ich bin auch ein Mensch. – Eiselein, 460. Lat.: Homo sum, humani nihil a me alienum puto. (Eiselein, 460.) *950 In den Minsken is kên Knick noch Schick. – Eichwald, 1313. *951 Man ist ja doch ein Mensch. Wenn sich jemand so hart behandelt findet, dass sich sein Rechtsgefühl dagegen empört. (Vgl. Bresl. Erzähler, 1803, S. 45.) *952 Man ist ja nur ein Mensch. Um Schwachheiten und Vergehungen zu entschuldigen, die so leicht vorkommen können, und um zu sagen: Man kann doch nicht mehr von einem fordern, als in eines Menschen Vermögen ist. In Pommern: Ik bin dog man ên Minsch. (Dähnert, 307a.) Kann man aber mehr sein, als ein Mensch? (Vgl. Bresl. Erzähler, 1803, S. 45.) „Niemand kann mehr, und niemand soll weniger sein als ein Mensch.“ (Jachmann, Reliquien, II, 129.) *953 O Mensch, drâchtiger! (Ostpreuss.) Ausruf des Erstaunens. *954 'S kan kê Mensch kê Wûrt fer'm ufbrengen. (Schles.) – Frommann, III, 412, 451. *955 Si hend en ung'reuts Mensch überko. – Sutermeister, 104. In Bezug auf eine Entbindung von einem todten Kinde. Bei Sutermeister (104) sind noch folgende schweizer Redensarten zur Bezeichnung der Niederkunft üblich: Sie het's Büntili abg'leit. Sie sind erfreut worde. Er het a d' Freud g'seit (Geburt angesagt). 'S ist wieder e Johrwerk vorbi. Sie hend Juged überko. Er het de Klaus obacho. 'S het unzitig geklenkt (Frühgeburt). Der Ofe ist ig'falle. D' Schuemacher sind da uf der Stör. Er het Schîni im Strow. D' Waldbrüedre ist ko. Es ist anderes Wätter. *956 Wenn 'k dat Minsch ansich, fall'n mi alle mîne Sünden bî. – Schlingmann, 1010. *957 Wenn 'k dat Minsch ansich, fehl'n mi immer sechs Drîer. – Schlingmann, 1011. Mensch (das). Wer den Menschern nachläuft, ist ein Taugenichts. – Lohrengel, I, 796. Menschchen. Oe hübschet Mönschke, got ön 't Glasschaff to settn. (Wehlau.) Ironisch, um geringschätzig äussere Vorzüge zu bezeichnen. Menschenandacht. Menschenandacht vnd maynung gerathen selten wol. – Henisch, 1506, 44; Petri, II, 847. Menschenantlitz. Menschenantlitz, Löwenantlitz. – Simrock, 6992; Körte, 4234; Körte2, 5308. Von der wunderbaren Wirkung, welche der Blick des menschlichen Auges selbst auf wilde Thiere ausübt, wie wir dies in neuerer Zeit recht deutlich an Martin, dem berühmten Thierbändiger, sehen konnten. Menschenbein. Menschenbein dazu, es kostet nichts. Anstrengung thut's; man muss den Schweiss nicht scheuen. Menschenblut. 1 Menschenblut, ein heisses Blut. – Zeiler, Handbuch, I, 558. 2 Menschenblut ist Gott thewre Wahr. – Petri, II, 472. 3 Menschenblut ist nicht Kälberblut. 4 Wer Menschenblut vergiesst, dess Blut soll wieder durch Menschen vergossen werden. – Pistor., IV, 54. Quelle: 1 Mos. 9, 6; Schulze, 4. Lat.: Mors morte pianda est. (Ovid.) (Binder I, 1004; II, 1890.) Menschenbrust. Menschenbrust solt ein guckfensterlein haben. – Henisch, 539, 41.

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873, S. [316]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon03_1873/330>, abgerufen am 29.03.2024.