Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873.

Bild:
<< vorherige Seite

[Spaltenumbruch] den Sinn derselben enträthseln konnte. Nicht durch seine Werke, sondern durch die ihm verhasste obige Redensart ist er unsterblich geworden. ( Vgl. Allgemeine Modezeitung, Leipzig 1864, Nr. 52, S. 412; Neue Preuss. Provinzialbl., VI, 228 fg.)

*83 Häst woll den gode Morge (goden Awend, goden Dag) möt de Stawedöhr beklemmt? - Frischbier2, 2661.

Zu einem, der ohne Gruss ins Zimmer tritt.

*84 Heut' Morgen ist er ins Hemd hineingeschlupft. (Nürtingen.)

Scherzhafte Antwort auf die Frage, wo jemand sei.

*85 Mor'n is Huxt. (Schles.)

Morgen ist Hochzeit; um ein Begehren abzuweisen, auch zu sich selbst, wenn man vergeblich auf etwas gehofft hat.

*86 Na, guten Morgen!

Ruf des Staunens, auch der bedenklichen Verwunderung. Die Holländer gebrauchen, wenn sie einer Mittheilung keinen Glauben schenken wollen, die Redensart: Goeden morgen, Pothof. (Harrebomee, II, 103a.)

*87 Von sieben Morgen ein Kloss. (Köthen.)

Scherzhafte oder spöttische Bezeichnung einer sehr entfernten oder nur angeblichen Verwandtschaft. (S. Gebäck 2, Hund 1746 und Suppe.) - Um eine sehr weitläufige Verwandtschaft zu bezeichnen, die durch Verheirathung des Verwandten dritten Grades des einen mit der Verwandten dritten Grades eines andern entstanden ist, sagt ein jüdisch-deutsches Sprichwort in Posen: Sie sennen (sind) Toches- Krauwim (Arschverwandte). (Kremm, 48.)


Morgen (Adv.).

1 Auf morgen spare nicht, was du heute thun kannst. - Körte, 4297.

Frz.: Ce que tu peux faire au matin n'attens vespres ni lendemain. - N'attendre pas a faire au vespre ce que tu pues faire au matin. (Leroux, II, 190 u. 266.)

2 Das schlimme Morgen und lange Borgen hat viel zur Höll gebracht. - Sutor, 545.

3 Der morn äs wä der hekt (heute). (Siebenbürg.-sächs.) - Schuster, 775.

4 Es wird morgen wieder Tag, sagt der Faulenzer. (Schweiz.) - Hoefer, 268.

5 Für morgen soll man nicht sorgen.

Holl.: Wilt niet zorgen voor den dag van morgen. - Zorg voor heden, niet voor morgen. (Harrebomee, II, 104a.)

6 Ich kann erst morgen kommen, sagte der Bauer zum Fleischer, als er Schlachtvieh zu Markt bringen sollte, der Personenzug nimmt keine Ochsen mit.

7 Kombt morgen tag, so kombt auch Rhat. - Lehmann, 803, 13.

8 Man muss nicht auf morgen verschieben, was man heute thun kann.

Dies Sprichwort steht unter den zehn Geboten, die sich der im Jahre 1826 verstorbene Präsident der Vereinigten Staaten Nordamerikas, Thomas Jefferson, als Lebensregeln aufgestellt hatte, als erstes obenan. Die übrigen neun, von denen einige ebenfalls sprichwörtlichen Charakter besitzen oder mit deutschen Sprichwörtern sinnverwandt sind, lauten: "Mit dem, was du selbst thun kannst, bemühe nie andere. Verfüge nie über Geld, ehe du es hast. Kaufe nie unnütze Sachen, weil sie billig sind. Hochmuth kostet mehr als Hunger, Durst und Kälte. Man bereut nie, zu wenig gegessen zu haben. Nichts ist mühsam, was man willig thut. Oft verursachen jene Uebel, die nie eintraten, Kummer und Sorgen. Betrachte alles von der guten Seite. Wenn du zornig bist, so zähle zehn, ehe du sprichst, bist du sehr zornig, so zähle hundert." (Allgemeine Modenzeitung, Leipzig 1870, Nr. 41, S. 651.)

Frz.: Ne renvoie pas au lendemain ce qui peut etre fait aujourd'hui. (Cahier, 150.)

Holl.: Stel niet tot morgen uit, wat gij heden doen kunt. (Harrebomee, II, 104a.)

9 Man soll nicht auf morgen verschieben, was man heute thun kann, sagte das Mädchen, und ass den Kuchen sogleich, den sie geschenkt erhalten hatte.

10 Moren gät (geht) hundert Joahre weier (wieder) an. (Marsberg.)

11 Moren moren1 is Marie Latern2. (Hildesheim.) - Firmenich, I, 185, 22.

1) Uebermorgen.

2) Von lat = spät, weil das Fest Mariä Geburt ins Spätjahr fällt. Also: Uebermorgen ist das Fest Mariä Geburt.

12 Morgen berett Gott. - Tappius, 114a.)

Lat.: Choenici ne insideas. (Tappius, 114a.)

[Spaltenumbruch] 13 Morgen erlebt man nicht.

Engl.: To-morrow comes never. (Bohn II, 160.)

14 Morgen es de Naht (Nacht) öm. (Aachen.) - Firmenich, I, 493, 104.

15 Morgen geiht auk'n Dag wedder an. (Lippe.)

16 Morgen is (kumt) ok'n Dag. - Kern, 1223; Schambach, II, 314; Eichwald, 276.

Darum spare etwas für morgen.

17 Morgen ist auch wieder ein Tag. - Sutor, 118; Mayer, II, 140; Simrock, 7088; Bücking, 215; Frischbier2, 2662.

Um das Verschieben einer Arbeit, einer Entscheidung u. s. w. demjenigen gegenüber zu rechtfertigen, der die Sache auf der Stelle erledigt haben will. Es kommen mehr Tage in der Woche, sagen die Holländer. Oder: Es hängen mehr Tage in der Luft. (Reinsberg III, 4.) Die Finnen: Genug sind Morgen im Morgenlande, Abende im Süden. (Bertram, 70.) In Mecklenburg: Morren is ok noch en Dag. (Firmenich, III, 71, 52.) Und Schlingmann (252): Morgen kümmt ok'n Dag.

Frz.: A demain les affaires, demain il fera jour. (Venedey, 65.)

Holl.: Morgen komt er weer een dag. (Harrebomee, II, 104a.)

Lat.: De mane consilium. - Seria in crastinum.

18 Morgen ist auch wieder ein Tag, an dem nichts geschafft ist. - (Oberschwaben.) - Birlinger, 482.

19 Morgen ist gut wandern, vbermorgen noch besser. - Petri, II, 483.

20 Morgen ist nicht heute.

Span.: Mannana sera otro dia. (Cahier, 3527.)

21 Morgen kommt der Baierfürst und bringt einen Sack voll Leberwürst'.

22 Morgen kompt tag vnd radt. - Agricola I, 91; Egenolff, 75a; Gruter, I, 60; Eyering, III, 246; Petri, II, 489; Schottel, 1120a; Sailer, 142; Simrock, 7087; Sutor, 118; Grubb, 420.

Ermunterung zur Ueberlegsamkeit und zu bedächtigem Handeln, Warnung vor grosser Eile.

23 Morgen, morgen, nur nicht heute, sprechen alle trägen Leute. - Eiselein, 443; Gaal, 1154; Simrock, 7091; Körte, 4296; Steiger, 146; Braun, I, 2759.

Aus Chr. Fel. Weisse's Gedicht: Der Aufschub; Anfangszeile der ersten und dritten Strophe. - Auf morgen, sagen die Basken, ist des Tagediebes Lied. (Reinsberg III, 4.)

Mhd.: Dar durch synt narren vil verlorn, die allzyt süngen morn, morn, morn. (Brandt, Narrenschiff, 31, 9.)

Frz.: A demain les affaires. (Masson, 247.)

Lat.: Per multum cras, cras, crebro dilabitur aetas. (Eiselein, 473; Gaal, 1174; Binder II, 2534; Philippi, I, 95; Altdorf, 121.) - Sera nimis vita est crastina, vive hodie. (Martial.) (Philippi, II, 177.)

24 Morgen, morgen thut kein Ding versorgen. - Petri, II, 438.

25 Morgen ok eten, segt Johann Smaal. (Hamburg.) - Hoefer, 988.

26 Morgen will ik Klok acht upstan, et mag Dag sin oder nig. (Holst.)

Selbstgelöbniss des Langschläfers.

27 Morn es Mart (Markt), bar (wer) ke Geld hat, dar muss wart. (Henneberg.) - Frommann, II, 413, 34.

28 Spar nit auff morgen, was du heut magst thun. - Franck, I, 50a; Körte, 4297; Körte2, 5401; Simrock, 7089; Braun, I, 2761.

29 Was man morgen haben will, muss man heute schaffen.

30 Was morgen kommen kann, weiss man heute nicht.

Holl.: Men weet niet, wat de dag van morgen geven zal. (Harrebomee, II, 104a.)

Port.: O dia de amanha ninguem o vio. (Bohn I, 288.)

31 Wer alles morgen thut, kommt zum Todtengräber ohne Hut und Gut.

Lat.: Cras, cras, semper cras, et sic elabitur aetas. (Philippi, I, 95; Schulblatt, 487.) Seybold (94) hat einen verwandten Spruch.

32 Wer für morgen spart, spart für die Hunde.

33 Wer sich auf morgen verlässt, gewinnt einen übeln Abend. - Parömiakon, 2622.

*34 Ja, morgen! - Eiselein, 472; Dähnert, 313a.

Sagt man, wenn jemand etwas verlangt, das man niemals thun will.

[Spaltenumbruch] den Sinn derselben enträthseln konnte. Nicht durch seine Werke, sondern durch die ihm verhasste obige Redensart ist er unsterblich geworden. ( Vgl. Allgemeine Modezeitung, Leipzig 1864, Nr. 52, S. 412; Neue Preuss. Provinzialbl., VI, 228 fg.)

*83 Häst woll den gode Morge (goden Awend, goden Dag) möt de Stawedöhr beklemmt?Frischbier2, 2661.

Zu einem, der ohne Gruss ins Zimmer tritt.

*84 Heut' Morgen ist er ins Hemd hineingeschlupft. (Nürtingen.)

Scherzhafte Antwort auf die Frage, wo jemand sei.

*85 Mor'n is Huxt. (Schles.)

Morgen ist Hochzeit; um ein Begehren abzuweisen, auch zu sich selbst, wenn man vergeblich auf etwas gehofft hat.

*86 Na, guten Morgen!

Ruf des Staunens, auch der bedenklichen Verwunderung. Die Holländer gebrauchen, wenn sie einer Mittheilung keinen Glauben schenken wollen, die Redensart: Goeden morgen, Pothof. (Harrebomée, II, 103a.)

*87 Von sieben Morgen ein Kloss. (Köthen.)

Scherzhafte oder spöttische Bezeichnung einer sehr entfernten oder nur angeblichen Verwandtschaft. (S. Gebäck 2, Hund 1746 und Suppe.) – Um eine sehr weitläufige Verwandtschaft zu bezeichnen, die durch Verheirathung des Verwandten dritten Grades des einen mit der Verwandten dritten Grades eines andern entstanden ist, sagt ein jüdisch-deutsches Sprichwort in Posen: Sie sennen (sind) Toches- Krauwim (Arschverwandte). (Kremm, 48.)


Morgen (Adv.).

1 Auf morgen spare nicht, was du heute thun kannst.Körte, 4297.

Frz.: Ce que tu peux faire au matin n'attens vespres ni lendemain. – N'attendre pas à faire au vespre ce que tu pués faire au matin. (Leroux, II, 190 u. 266.)

2 Das schlimme Morgen und lange Borgen hat viel zur Höll gebracht.Sutor, 545.

3 Der morn äs wä der hekt (heute). (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 775.

4 Es wird morgen wieder Tag, sagt der Faulenzer. (Schweiz.) – Hoefer, 268.

5 Für morgen soll man nicht sorgen.

Holl.: Wilt niet zorgen voor den dag van morgen. – Zorg voor heden, niet voor morgen. (Harrebomée, II, 104a.)

6 Ich kann erst morgen kommen, sagte der Bauer zum Fleischer, als er Schlachtvieh zu Markt bringen sollte, der Personenzug nimmt keine Ochsen mit.

7 Kombt morgen tag, so kombt auch Rhat.Lehmann, 803, 13.

8 Man muss nicht auf morgen verschieben, was man heute thun kann.

Dies Sprichwort steht unter den zehn Geboten, die sich der im Jahre 1826 verstorbene Präsident der Vereinigten Staaten Nordamerikas, Thomas Jefferson, als Lebensregeln aufgestellt hatte, als erstes obenan. Die übrigen neun, von denen einige ebenfalls sprichwörtlichen Charakter besitzen oder mit deutschen Sprichwörtern sinnverwandt sind, lauten: „Mit dem, was du selbst thun kannst, bemühe nie andere. Verfüge nie über Geld, ehe du es hast. Kaufe nie unnütze Sachen, weil sie billig sind. Hochmuth kostet mehr als Hunger, Durst und Kälte. Man bereut nie, zu wenig gegessen zu haben. Nichts ist mühsam, was man willig thut. Oft verursachen jene Uebel, die nie eintraten, Kummer und Sorgen. Betrachte alles von der guten Seite. Wenn du zornig bist, so zähle zehn, ehe du sprichst, bist du sehr zornig, so zähle hundert.“ (Allgemeine Modenzeitung, Leipzig 1870, Nr. 41, S. 651.)

Frz.: Ne renvoie pas au lendemain ce qui peut être fait aujourd'hui. (Cahier, 150.)

Holl.: Stel niet tot morgen uit, wat gij heden doen kunt. (Harrebomée, II, 104a.)

9 Man soll nicht auf morgen verschieben, was man heute thun kann, sagte das Mädchen, und ass den Kuchen sogleich, den sie geschenkt erhalten hatte.

10 Moren gät (geht) hundert Joahre weier (wieder) an. (Marsberg.)

11 Moren moren1 is Marie Latern2. (Hildesheim.) – Firmenich, I, 185, 22.

1) Uebermorgen.

2) Von lat = spät, weil das Fest Mariä Geburt ins Spätjahr fällt. Also: Uebermorgen ist das Fest Mariä Geburt.

12 Morgen berett Gott.Tappius, 114a.)

Lat.: Choenici ne insideas. (Tappius, 114a.)

[Spaltenumbruch] 13 Morgen erlebt man nicht.

Engl.: To-morrow comes never. (Bohn II, 160.)

14 Morgen es de Naht (Nacht) öm. (Aachen.) – Firmenich, I, 493, 104.

15 Morgen geiht auk'n Dag wedder an. (Lippe.)

16 Morgen is (kumt) ok'n Dag.Kern, 1223; Schambach, II, 314; Eichwald, 276.

Darum spare etwas für morgen.

17 Morgen ist auch wieder ein Tag.Sutor, 118; Mayer, II, 140; Simrock, 7088; Bücking, 215; Frischbier2, 2662.

Um das Verschieben einer Arbeit, einer Entscheidung u. s. w. demjenigen gegenüber zu rechtfertigen, der die Sache auf der Stelle erledigt haben will. Es kommen mehr Tage in der Woche, sagen die Holländer. Oder: Es hängen mehr Tage in der Luft. (Reinsberg III, 4.) Die Finnen: Genug sind Morgen im Morgenlande, Abende im Süden. (Bertram, 70.) In Mecklenburg: Morren is ok noch en Dag. (Firmenich, III, 71, 52.) Und Schlingmann (252): Morgen kümmt ôk'n Dag.

Frz.: A demain les affaires, demain il fera jour. (Venedey, 65.)

Holl.: Morgen komt er weêr een dag. (Harrebomée, II, 104a.)

Lat.: De mane consilium. – Seria in crastinum.

18 Morgen ist auch wieder ein Tag, an dem nichts geschafft ist. – (Oberschwaben.) – Birlinger, 482.

19 Morgen ist gut wandern, vbermorgen noch besser.Petri, II, 483.

20 Morgen ist nicht heute.

Span.: Mañana será otro dia. (Cahier, 3527.)

21 Morgen kommt der Baierfürst und bringt einen Sack voll Leberwürst'.

22 Morgen kompt tag vnd radt.Agricola I, 91; Egenolff, 75a; Gruter, I, 60; Eyering, III, 246; Petri, II, 489; Schottel, 1120a; Sailer, 142; Simrock, 7087; Sutor, 118; Grubb, 420.

Ermunterung zur Ueberlegsamkeit und zu bedächtigem Handeln, Warnung vor grosser Eile.

23 Morgen, morgen, nur nicht heute, sprechen alle trägen Leute.Eiselein, 443; Gaal, 1154; Simrock, 7091; Körte, 4296; Steiger, 146; Braun, I, 2759.

Aus Chr. Fel. Weisse's Gedicht: Der Aufschub; Anfangszeile der ersten und dritten Strophe. – Auf morgen, sagen die Basken, ist des Tagediebes Lied. (Reinsberg III, 4.)

Mhd.: Dar durch synt narren vil verlorn, die allzyt süngen morn, morn, morn. (Brandt, Narrenschiff, 31, 9.)

Frz.: A demain les affaires. (Masson, 247.)

Lat.: Per multum cras, cras, crebro dilabitur aetas. (Eiselein, 473; Gaal, 1174; Binder II, 2534; Philippi, I, 95; Altdorf, 121.) – Sera nimis vita est crastina, vive hodie. (Martial.) (Philippi, II, 177.)

24 Morgen, morgen thut kein Ding versorgen.Petri, II, 438.

25 Morgen ôk êten, segt Johann Smaal. (Hamburg.) – Hoefer, 988.

26 Morgen will ik Klok acht upstân, et mag Dag sin oder nig. (Holst.)

Selbstgelöbniss des Langschläfers.

27 Morn es Mart (Markt), bâr (wer) kê Geld hat, dâr muss wart. (Henneberg.) – Frommann, II, 413, 34.

28 Spar nit auff morgen, was du heut magst thun.Franck, I, 50a; Körte, 4297; Körte2, 5401; Simrock, 7089; Braun, I, 2761.

29 Was man morgen haben will, muss man heute schaffen.

30 Was morgen kommen kann, weiss man heute nicht.

Holl.: Men weet niet, wat de dag van morgen geven zal. (Harrebomée, II, 104a.)

Port.: O dia de amanhã ninguem o vio. (Bohn I, 288.)

31 Wer alles morgen thut, kommt zum Todtengräber ohne Hut und Gut.

Lat.: Cras, cras, semper cras, et sic elabitur aetas. (Philippi, I, 95; Schulblatt, 487.) Seybold (94) hat einen verwandten Spruch.

32 Wer für morgen spart, spart für die Hunde.

33 Wer sich auf morgen verlässt, gewinnt einen übeln Abend.Parömiakon, 2622.

*34 Ja, morgen!Eiselein, 472; Dähnert, 313a.

Sagt man, wenn jemand etwas verlangt, das man niemals thun will.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p rendition="#et"><pb facs="#f0378" n="[364]"/><cb n="727"/>
den Sinn derselben enträthseln konnte. Nicht durch seine Werke, sondern durch die ihm verhasste obige Redensart ist er unsterblich geworden. ( Vgl. <hi rendition="#i">Allgemeine Modezeitung, Leipzig 1864, Nr. 52, S. 412; Neue Preuss. Provinzialbl., VI, 228 fg.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*83 Häst woll den gode Morge (goden Awend, goden Dag) möt de Stawedöhr beklemmt?</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Frischbier<hi rendition="#sup">2</hi>, 2661.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Zu einem, der ohne Gruss ins Zimmer tritt.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*84 Heut' Morgen ist er ins Hemd hineingeschlupft.</hi> (<hi rendition="#i">Nürtingen.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et">Scherzhafte Antwort auf die Frage, wo jemand sei.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*85 Mor'n is Huxt.</hi> (<hi rendition="#i">Schles.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et">Morgen ist Hochzeit; um ein Begehren abzuweisen, auch zu sich selbst, wenn man vergeblich auf etwas gehofft hat.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*86 Na, guten Morgen!</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Ruf des Staunens, auch der bedenklichen Verwunderung. Die Holländer gebrauchen, wenn sie einer Mittheilung keinen Glauben schenken wollen, die Redensart: Goeden morgen, Pothof. (<hi rendition="#i">Harrebomée, II, 103<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*87 Von sieben Morgen ein Kloss.</hi> (<hi rendition="#i">Köthen.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et">Scherzhafte oder spöttische Bezeichnung einer sehr entfernten oder nur angeblichen Verwandtschaft. (S.  Gebäck 2,  Hund 1746 und  Suppe.) &#x2013; Um eine sehr weitläufige Verwandtschaft zu bezeichnen, die durch Verheirathung des Verwandten dritten Grades des einen mit der Verwandten dritten Grades eines andern entstanden ist, sagt ein jüdisch-deutsches Sprichwort in Posen: Sie sennen (sind) Toches- Krauwim (Arschverwandte). (<hi rendition="#i">Kremm, 48.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head><hi rendition="#b">Morgen</hi> (Adv.).</head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 Auf morgen spare nicht, was du heute thun kannst.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Körte, 4297.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: Ce que tu peux faire au matin n'attens vespres ni lendemain. &#x2013; N'attendre pas à faire au vespre ce que tu pués faire au matin. (<hi rendition="#i">Leroux, II, 190 u. 266.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">2 Das schlimme Morgen und lange Borgen hat viel zur Höll gebracht.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Sutor, 545.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">3 Der morn äs wä der hekt (heute).</hi> (<hi rendition="#i">Siebenbürg.-sächs.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Schuster, 775.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">4 Es wird morgen wieder Tag, sagt der Faulenzer.</hi> (<hi rendition="#i">Schweiz.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Hoefer, 268.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">5 Für morgen soll man nicht sorgen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Wilt niet zorgen voor den dag van morgen. &#x2013; Zorg voor heden, niet voor morgen. (<hi rendition="#i">Harrebomée, II, 104<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">6 Ich kann erst morgen kommen, sagte der Bauer zum Fleischer, als er Schlachtvieh zu Markt bringen sollte, der Personenzug nimmt keine Ochsen mit.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">7 Kombt morgen tag, so kombt auch Rhat.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Lehmann, 803, 13.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">8 Man muss nicht auf morgen verschieben, was man heute thun kann.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Dies Sprichwort steht unter den zehn Geboten, die sich der im Jahre 1826 verstorbene Präsident der Vereinigten Staaten Nordamerikas, Thomas Jefferson, als Lebensregeln aufgestellt hatte, als erstes obenan. Die übrigen neun, von denen einige ebenfalls sprichwörtlichen Charakter besitzen oder mit deutschen Sprichwörtern sinnverwandt sind, lauten: &#x201E;Mit dem, was du selbst thun kannst, bemühe nie andere. Verfüge nie über Geld, ehe du es hast. Kaufe nie unnütze Sachen, weil sie billig sind. Hochmuth kostet mehr als Hunger, Durst und Kälte. Man bereut nie, zu wenig gegessen zu haben. Nichts ist mühsam, was man willig thut. Oft verursachen jene Uebel, die nie eintraten, Kummer und Sorgen. Betrachte alles von der guten Seite. Wenn du zornig bist, so zähle zehn, ehe du sprichst, bist du sehr zornig, so zähle hundert.&#x201C; (<hi rendition="#i">Allgemeine Modenzeitung, Leipzig 1870, Nr. 41, S. 651.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: Ne renvoie pas au lendemain ce qui peut être fait aujourd'hui. (<hi rendition="#i">Cahier, 150.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Stel niet tot morgen uit, wat gij heden doen kunt. (<hi rendition="#i">Harrebomée, II, 104<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">9 Man soll nicht auf morgen verschieben, was man heute thun kann, sagte das Mädchen, und ass den Kuchen sogleich, den sie geschenkt erhalten hatte.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">10 Moren gät (geht) hundert Joahre weier (wieder) an.</hi> (<hi rendition="#i">Marsberg.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">11 Moren moren<hi rendition="#sup">1</hi> is Marie Latern<hi rendition="#sup">2</hi>.</hi> (<hi rendition="#i">Hildesheim.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Firmenich, I, 185, 22.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#sup">1</hi>) Uebermorgen.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#sup">2</hi>) Von lat = spät, weil das Fest Mariä Geburt ins Spätjahr fällt. Also: Uebermorgen ist das Fest Mariä Geburt.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">12 Morgen berett Gott.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Tappius, 114<hi rendition="#sup">a</hi>.)</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Choenici ne insideas. (<hi rendition="#i">Tappius, 114<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger"><cb n="728"/>
13 Morgen erlebt man nicht.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Engl.</hi>: To-morrow comes never. (<hi rendition="#i">Bohn II, 160.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">14 Morgen es de Naht (Nacht) öm.</hi> (<hi rendition="#i">Aachen.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Firmenich, I, 493, 104.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">15 Morgen geiht auk'n Dag wedder an.</hi> (<hi rendition="#i">Lippe.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">16 Morgen is (kumt) ok'n Dag.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Kern, 1223; Schambach, II, 314; Eichwald, 276.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Darum spare etwas für morgen.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">17 Morgen ist auch wieder ein Tag.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Sutor, 118; Mayer, II, 140; Simrock, 7088; Bücking, 215; Frischbier<hi rendition="#sup">2</hi>, 2662.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Um das Verschieben einer Arbeit, einer Entscheidung u. s. w. demjenigen gegenüber zu rechtfertigen, der die Sache auf der Stelle erledigt haben will. Es kommen mehr Tage in der Woche, sagen die Holländer. Oder: Es hängen mehr Tage in der Luft. (<hi rendition="#i">Reinsberg III, 4.</hi>) Die Finnen: Genug sind Morgen im Morgenlande, Abende im Süden. (<hi rendition="#i">Bertram, 70.</hi>) In Mecklenburg: Morren is ok noch en Dag. (<hi rendition="#i">Firmenich, III, 71, 52.</hi>) Und <hi rendition="#i">Schlingmann (252)</hi>: Morgen kümmt ôk'n Dag.</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: A demain les affaires, demain il fera jour. (<hi rendition="#i">Venedey, 65.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Morgen komt er weêr een dag. (<hi rendition="#i">Harrebomée, II, 104<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: De mane consilium. &#x2013; Seria in crastinum.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">18 Morgen ist auch wieder ein Tag, an dem nichts geschafft ist.</hi> &#x2013; (<hi rendition="#i">Oberschwaben.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Birlinger, 482.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">19 Morgen ist gut wandern, vbermorgen noch besser.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Petri, II, 483.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">20 Morgen ist nicht heute.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Span.</hi>: Mañana será otro dia. (<hi rendition="#i">Cahier, 3527.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">21 Morgen kommt der Baierfürst und bringt einen Sack voll Leberwürst'.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">22 Morgen kompt tag vnd radt.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Agricola I, 91; Egenolff, 75<hi rendition="#sup">a</hi>; Gruter, I, 60; Eyering, III, 246; Petri, II, 489; Schottel, 1120<hi rendition="#sup">a</hi>; Sailer, 142; Simrock, 7087; Sutor, 118; Grubb, 420.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Ermunterung zur Ueberlegsamkeit und zu bedächtigem Handeln, Warnung vor grosser Eile.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">23 Morgen, morgen, nur nicht heute, sprechen alle trägen Leute.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Eiselein, 443; Gaal, 1154; Simrock, 7091; Körte, 4296; Steiger, 146; Braun, I, 2759.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Aus <hi rendition="#i">Chr. Fel. Weisse's</hi> Gedicht: <hi rendition="#i">Der Aufschub;</hi> Anfangszeile der ersten und dritten Strophe. &#x2013; Auf morgen, sagen die Basken, ist des Tagediebes Lied. (<hi rendition="#i">Reinsberg III, 4.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Mhd.</hi>: Dar durch synt narren vil verlorn, die allzyt süngen morn, morn, morn. (<hi rendition="#i">Brandt, Narrenschiff, 31, 9.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: A demain les affaires. (<hi rendition="#i">Masson, 247.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Per multum cras, cras, crebro dilabitur aetas. (<hi rendition="#i">Eiselein, 473; Gaal, 1174; Binder II, 2534; Philippi, I, 95; Altdorf, 121.</hi>) &#x2013; Sera nimis vita est crastina, vive hodie. (<hi rendition="#i">Martial.</hi>) (<hi rendition="#i">Philippi, II, 177.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">24 Morgen, morgen thut kein Ding versorgen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Petri, II, 438.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">25 Morgen ôk êten, segt Johann Smaal.</hi> (<hi rendition="#i">Hamburg.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Hoefer, 988.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">26 Morgen will ik Klok acht upstân, et mag Dag sin oder nig.</hi> (<hi rendition="#i">Holst.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et">Selbstgelöbniss des Langschläfers.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">27 Morn es Mart (Markt), bâr (wer) kê Geld hat, dâr muss wart.</hi> (<hi rendition="#i">Henneberg.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Frommann, II, 413, 34.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">28 Spar nit auff morgen, was du heut magst thun.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Franck, I, 50<hi rendition="#sup">a</hi>; Körte, 4297; Körte<hi rendition="#sup">2</hi>, 5401; Simrock, 7089; Braun, I, 2761.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">29 Was man morgen haben will, muss man heute schaffen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">30 Was morgen kommen kann, weiss man heute nicht.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Men weet niet, wat de dag van morgen geven zal. (<hi rendition="#i">Harrebomée, II, 104<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Port.</hi>: O dia de amanhã ninguem o vio. (<hi rendition="#i">Bohn I, 288.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">31 Wer alles morgen thut, kommt zum Todtengräber ohne Hut und Gut.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Cras, cras, semper cras, et sic elabitur aetas. (<hi rendition="#i">Philippi, I, 95; Schulblatt, 487.</hi>) Seybold (94) hat einen verwandten Spruch.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">32 Wer für morgen spart, spart für die Hunde.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">33 Wer sich auf morgen verlässt, gewinnt einen übeln Abend.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Parömiakon, 2622.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*34 Ja, morgen!</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Eiselein, 472; Dähnert, 313<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Sagt man, wenn jemand etwas verlangt, das man niemals thun will.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">
</hi> </p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[364]/0378] den Sinn derselben enträthseln konnte. Nicht durch seine Werke, sondern durch die ihm verhasste obige Redensart ist er unsterblich geworden. ( Vgl. Allgemeine Modezeitung, Leipzig 1864, Nr. 52, S. 412; Neue Preuss. Provinzialbl., VI, 228 fg.) *83 Häst woll den gode Morge (goden Awend, goden Dag) möt de Stawedöhr beklemmt? – Frischbier2, 2661. Zu einem, der ohne Gruss ins Zimmer tritt. *84 Heut' Morgen ist er ins Hemd hineingeschlupft. (Nürtingen.) Scherzhafte Antwort auf die Frage, wo jemand sei. *85 Mor'n is Huxt. (Schles.) Morgen ist Hochzeit; um ein Begehren abzuweisen, auch zu sich selbst, wenn man vergeblich auf etwas gehofft hat. *86 Na, guten Morgen! Ruf des Staunens, auch der bedenklichen Verwunderung. Die Holländer gebrauchen, wenn sie einer Mittheilung keinen Glauben schenken wollen, die Redensart: Goeden morgen, Pothof. (Harrebomée, II, 103a.) *87 Von sieben Morgen ein Kloss. (Köthen.) Scherzhafte oder spöttische Bezeichnung einer sehr entfernten oder nur angeblichen Verwandtschaft. (S. Gebäck 2, Hund 1746 und Suppe.) – Um eine sehr weitläufige Verwandtschaft zu bezeichnen, die durch Verheirathung des Verwandten dritten Grades des einen mit der Verwandten dritten Grades eines andern entstanden ist, sagt ein jüdisch-deutsches Sprichwort in Posen: Sie sennen (sind) Toches- Krauwim (Arschverwandte). (Kremm, 48.) Morgen (Adv.). 1 Auf morgen spare nicht, was du heute thun kannst. – Körte, 4297. Frz.: Ce que tu peux faire au matin n'attens vespres ni lendemain. – N'attendre pas à faire au vespre ce que tu pués faire au matin. (Leroux, II, 190 u. 266.) 2 Das schlimme Morgen und lange Borgen hat viel zur Höll gebracht. – Sutor, 545. 3 Der morn äs wä der hekt (heute). (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 775. 4 Es wird morgen wieder Tag, sagt der Faulenzer. (Schweiz.) – Hoefer, 268. 5 Für morgen soll man nicht sorgen. Holl.: Wilt niet zorgen voor den dag van morgen. – Zorg voor heden, niet voor morgen. (Harrebomée, II, 104a.) 6 Ich kann erst morgen kommen, sagte der Bauer zum Fleischer, als er Schlachtvieh zu Markt bringen sollte, der Personenzug nimmt keine Ochsen mit. 7 Kombt morgen tag, so kombt auch Rhat. – Lehmann, 803, 13. 8 Man muss nicht auf morgen verschieben, was man heute thun kann. Dies Sprichwort steht unter den zehn Geboten, die sich der im Jahre 1826 verstorbene Präsident der Vereinigten Staaten Nordamerikas, Thomas Jefferson, als Lebensregeln aufgestellt hatte, als erstes obenan. Die übrigen neun, von denen einige ebenfalls sprichwörtlichen Charakter besitzen oder mit deutschen Sprichwörtern sinnverwandt sind, lauten: „Mit dem, was du selbst thun kannst, bemühe nie andere. Verfüge nie über Geld, ehe du es hast. Kaufe nie unnütze Sachen, weil sie billig sind. Hochmuth kostet mehr als Hunger, Durst und Kälte. Man bereut nie, zu wenig gegessen zu haben. Nichts ist mühsam, was man willig thut. Oft verursachen jene Uebel, die nie eintraten, Kummer und Sorgen. Betrachte alles von der guten Seite. Wenn du zornig bist, so zähle zehn, ehe du sprichst, bist du sehr zornig, so zähle hundert.“ (Allgemeine Modenzeitung, Leipzig 1870, Nr. 41, S. 651.) Frz.: Ne renvoie pas au lendemain ce qui peut être fait aujourd'hui. (Cahier, 150.) Holl.: Stel niet tot morgen uit, wat gij heden doen kunt. (Harrebomée, II, 104a.) 9 Man soll nicht auf morgen verschieben, was man heute thun kann, sagte das Mädchen, und ass den Kuchen sogleich, den sie geschenkt erhalten hatte. 10 Moren gät (geht) hundert Joahre weier (wieder) an. (Marsberg.) 11 Moren moren1 is Marie Latern2. (Hildesheim.) – Firmenich, I, 185, 22. 1) Uebermorgen. 2) Von lat = spät, weil das Fest Mariä Geburt ins Spätjahr fällt. Also: Uebermorgen ist das Fest Mariä Geburt. 12 Morgen berett Gott. – Tappius, 114a.) Lat.: Choenici ne insideas. (Tappius, 114a.) 13 Morgen erlebt man nicht. Engl.: To-morrow comes never. (Bohn II, 160.) 14 Morgen es de Naht (Nacht) öm. (Aachen.) – Firmenich, I, 493, 104. 15 Morgen geiht auk'n Dag wedder an. (Lippe.) 16 Morgen is (kumt) ok'n Dag. – Kern, 1223; Schambach, II, 314; Eichwald, 276. Darum spare etwas für morgen. 17 Morgen ist auch wieder ein Tag. – Sutor, 118; Mayer, II, 140; Simrock, 7088; Bücking, 215; Frischbier2, 2662. Um das Verschieben einer Arbeit, einer Entscheidung u. s. w. demjenigen gegenüber zu rechtfertigen, der die Sache auf der Stelle erledigt haben will. Es kommen mehr Tage in der Woche, sagen die Holländer. Oder: Es hängen mehr Tage in der Luft. (Reinsberg III, 4.) Die Finnen: Genug sind Morgen im Morgenlande, Abende im Süden. (Bertram, 70.) In Mecklenburg: Morren is ok noch en Dag. (Firmenich, III, 71, 52.) Und Schlingmann (252): Morgen kümmt ôk'n Dag. Frz.: A demain les affaires, demain il fera jour. (Venedey, 65.) Holl.: Morgen komt er weêr een dag. (Harrebomée, II, 104a.) Lat.: De mane consilium. – Seria in crastinum. 18 Morgen ist auch wieder ein Tag, an dem nichts geschafft ist. – (Oberschwaben.) – Birlinger, 482. 19 Morgen ist gut wandern, vbermorgen noch besser. – Petri, II, 483. 20 Morgen ist nicht heute. Span.: Mañana será otro dia. (Cahier, 3527.) 21 Morgen kommt der Baierfürst und bringt einen Sack voll Leberwürst'. 22 Morgen kompt tag vnd radt. – Agricola I, 91; Egenolff, 75a; Gruter, I, 60; Eyering, III, 246; Petri, II, 489; Schottel, 1120a; Sailer, 142; Simrock, 7087; Sutor, 118; Grubb, 420. Ermunterung zur Ueberlegsamkeit und zu bedächtigem Handeln, Warnung vor grosser Eile. 23 Morgen, morgen, nur nicht heute, sprechen alle trägen Leute. – Eiselein, 443; Gaal, 1154; Simrock, 7091; Körte, 4296; Steiger, 146; Braun, I, 2759. Aus Chr. Fel. Weisse's Gedicht: Der Aufschub; Anfangszeile der ersten und dritten Strophe. – Auf morgen, sagen die Basken, ist des Tagediebes Lied. (Reinsberg III, 4.) Mhd.: Dar durch synt narren vil verlorn, die allzyt süngen morn, morn, morn. (Brandt, Narrenschiff, 31, 9.) Frz.: A demain les affaires. (Masson, 247.) Lat.: Per multum cras, cras, crebro dilabitur aetas. (Eiselein, 473; Gaal, 1174; Binder II, 2534; Philippi, I, 95; Altdorf, 121.) – Sera nimis vita est crastina, vive hodie. (Martial.) (Philippi, II, 177.) 24 Morgen, morgen thut kein Ding versorgen. – Petri, II, 438. 25 Morgen ôk êten, segt Johann Smaal. (Hamburg.) – Hoefer, 988. 26 Morgen will ik Klok acht upstân, et mag Dag sin oder nig. (Holst.) Selbstgelöbniss des Langschläfers. 27 Morn es Mart (Markt), bâr (wer) kê Geld hat, dâr muss wart. (Henneberg.) – Frommann, II, 413, 34. 28 Spar nit auff morgen, was du heut magst thun. – Franck, I, 50a; Körte, 4297; Körte2, 5401; Simrock, 7089; Braun, I, 2761. 29 Was man morgen haben will, muss man heute schaffen. 30 Was morgen kommen kann, weiss man heute nicht. Holl.: Men weet niet, wat de dag van morgen geven zal. (Harrebomée, II, 104a.) Port.: O dia de amanhã ninguem o vio. (Bohn I, 288.) 31 Wer alles morgen thut, kommt zum Todtengräber ohne Hut und Gut. Lat.: Cras, cras, semper cras, et sic elabitur aetas. (Philippi, I, 95; Schulblatt, 487.) Seybold (94) hat einen verwandten Spruch. 32 Wer für morgen spart, spart für die Hunde. 33 Wer sich auf morgen verlässt, gewinnt einen übeln Abend. – Parömiakon, 2622. *34 Ja, morgen! – Eiselein, 472; Dähnert, 313a. Sagt man, wenn jemand etwas verlangt, das man niemals thun will.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

zeno.org – Contumax GmbH & Co. KG: Bereitstellung der Texttranskription. (2020-09-18T08:39:28Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Andreas Nolda: Bearbeitung der digitalen Edition. (2020-09-18T08:39:28Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: nicht übernommen; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): gekennzeichnet; Hervorhebungen I/J in Fraktur: keine Angabe; i/j in Fraktur: keine Angabe; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): keine Angabe; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein

Verzeichnisse im Vorspann wurden nicht transkribiert. Errata aus den Berichtigungen im Nachspann wurden stillschweigend integriert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon03_1873
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon03_1873/378
Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873, S. [364]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon03_1873/378>, abgerufen am 25.04.2024.