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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873.

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[Spaltenumbruch] 30 Die Mutter, die für Silber ihre Brüste verkauft, verkauft auch für Gold ihren Säugling. (Abyssinien.)

31 Die Mutter eine Hexe, die Tochter ein Hexle. - Eiselein, 480; Simrock, 7226.

So lange der unvernünftige Hexenprocess noch Mode war, konnte eine unschuldige Frauensperson, deren Mutter für eine Hexe gehalten wurde, bald zum Scheiterhaufen verurtheilt werden, indem man die Schlussweise des vorstehenden Sprichworts selbst vor Gericht befolgte. Sogar Juristen haben den Gebrauch solcher Sprichwörter vertheidigt.

32 Die Mutter eine Hur', der Vater ein Dieb; hast du Geld, so bist du lieb. - Eiselein, 221; Simrock, 3264; Körte, 4367; Braun, I, 2840.

33 Die Mutter eine Hur, die Tochter eine Hur, ist eine wie die ander; die Magd im Haus schlägt es auch nicht aus, sie halten es miteinander. - Markolf, 89.

34 Die Mutter eine Hure, die Tochter ein Hürlein; tanzt, ihr lieben Säcke! - Eiselein, 336; Simrock, 5134.

Man hat freilich bisweilen bei ganzen Familien bemerkt, dass in denselben eine gewisse Tugend oder ein Laster angetroffen wird, und sich von den Aeltern auf die Kinder und Enkel fortpflanzt, dennoch würde man falsch schliessen, wenn man annehmen wollte, dass die Tochter ein unsittliches Leben führen müsse, blos deshalb, weil die Mutter es führt.

35 Die Mutter eines tapfern Sohnes muss zuerst trauern.

Die Russen: Die Mutter eines Helden wird zuerst sohnlos.

36 Die Mutter erbt der Kinder Gut und die Kinder der Mutter Gut. - Graf, 194, 8.

Die Mutter nur dann, wenn ihre Kinder nicht selbst Nachkommen haben.

Mhd.: Diu muter erbt der kinde gut und diu kint erbent der muter gut. (Schwabenspiegel, 142.)

37 Die Mutter erkennt man überall.

38 Die Mutter Gans, das Söhnlein Hans.

39 Die Mutter gibt, die Stiefmutter fragt: Wollt ihr, Kinder?

Poln.: Matka daje, a macocha pyta, czy chcecie dzieci. (Wurzbach I, 314, 384.)

40 Die mutter gibt so guten kauff als die tochter. - Franck, II, 153b; Gruter, I, 21; Petri, III, 4; Egenolff, 221b; Guttenstein, I, 110; Lehmann, 327, 29; Eiselein, 480.

Bezeichnung der Gleichheit, Einerleiheit, meist in übelm Sinne; es ist eins, ob dies oder das, so oder so, hier oder da. Bei Tunnicius (51): De moder gift so guden Kop als de Dochter. (Vendit olus mater quanti lasciva puella.) Die Russen: Die Mutter ist für Geld eine Hur', die Tochter von Natur. (Altmann VI, 491.)

41 Die Mutter gibt thewer vnd die Tochter nit wolfeil. - Gruter, III, 22; Lehmann, II, 85, 167; Eiselein, 480; Simrock, 7224; Grubb, 534; Sailer, 104; Reinsberg I, 107.

42 Die Mutter hat die besten Töchter, welche nur Knaben hat.

Die Chinesen nennen eine solche Mutter die glücklichste. (Cahier, 2109.)

43 Die Mütter is a Zidekes1 ün de Tochter is auch a Sojne2. (Warschau.)

1) Eine Gerechte, Fromme,

2) Hure, Buhlerin. - Der Witz liegt in dem Wortspiel mit Sojne = Buhlerin, und dem jüdisch-deutschen: su ane (so eine).

44 Die Mutter isst (unter dem Vorwande, es sei) zum Besten ihres Kindes. (Pers.)

45 Die Mutter ist allzeit, gewiss. - Graf, 164, 137.

Auch wenn man den Vater nicht mit Zuverlässigkeit kennt.

Schwed.: Moderen är altijd wiss. (Grubb, 529.)

46 Die Mutter ist Gast in des Sohnes Geweren und der Sohn in der Mutter. - Graf, 217, 252.

Bezieht sich auf den Fall, wenn der überlebende Ehegatte mit den Kindern erbte und sich seinen Theil nicht herausgeben liess, sondern bei den Kindern blieb. (S. Frau 625 und Mann 1311.)

Mhd.: Di muter is gast in der sones geweren unde di sone in der muter. (Ortloff, I, 13.)

47 Die Mutter ist schuldig, ihre Kinder zu versorgen. - Graf, 164, 144.

In Ostfriesland: Di moder is pflichtig, vere kindt tho versorgen. (Wicht, I, 64, 146.)

[Spaltenumbruch] 48 Die mütter kennen ire kindt am besten. - Nas, 29a.

49 Die Mütter reden viel von der Ruthe, aber die Birken stehen fern, von der sie sie schneiden.

Die Russen: Die ihr Kind nicht zu schlagen weiss, spricht am meisten von der Ruthe. (Altmann VI, 509.)

50 Die Mutter sagt es, der Vater glaubt es, ein Narr zweifelt daran. - Eyering, I, 714; Eisenhart, II, 5, 1; Eiselein, 480; Pistor., I, 90; Sailer, 255; Körte, 4372; Körte2, 5488; Simrock, 7229; Graf, 164, 128.

Der Klosterspiegel (36, 8) fügt noch hinzu: "und der Abt weiss es." - Zu Gunsten derer, denen man ihre rechtmässige Geburt in Zweifel zieht. Im allgemeinen gilt jedes Kind für ehelich, das in der Ehe geboren wird. Da der Beweis für das Gegentheil sehr schwer zu führen ist, so begnügen sich, wie das Sprichwort sagen will, die Gesetze mit dem äussern Geständniss der Aeltern, wenn die Mutter sagt, dass sie das Kind geboren habe und der Vater es für das seinige erkennt. In England kann nur die erwiesene neunmonatliche Abwesenheit des Ehemannes über einem der Oceane die Vaterschaft an einem Kinde, das die Frau geboren hat, aufheben. Der Khalif Omer setzte sogar fest, dass zum gültigen Beweise des Ehebruchs einer Frau vier Zeugen betheuern müssen: alius viri stylum in pixide gesehen zu haben. Als ein Doctorand gefragt wurde, ob er ehelicher Abkunft sei, antwortete er mit dem obigen Sprichwort. (Braun, Bibliothek des Frohsinns, III, 44, 148.)

Frz.: Car on voit bien, comment l'enfant est sorti, mais non pas, comment il est entre.

Lat.: Laudantur simili prole puerperae. - Pater est is, quem nuptiae demonstrant. - Sunt faciles partus, sed proles nata parentem ori refert nunquam. (Eiselein, 480.)

51 Die Mutter sprach zu ihrer Tochter: sag deiner Tochter, dass ihre Tochter ihrer Tochter zu wissen mache, ihrer Tochter Töchterlein sei gestorben. - Chaos, 490.

52 Die Mutter steckt zwar die Brust in des Kindes Mund, aber nicht ihren Verstand in seinen Kopf. (Estn.)

53 Die Mutter weint um die Tochter, und die Tochter springt auf den Bretern. (Russ.)

54 Die Mutter weiss besser, was einer alten Frau gut ist, sagte die Bettlerin.

55 Die Mutter zieht die Kinder nach sich. - Graf, 58, 223.

Ob die Kinder frei oder eigen waren, hing davon ab, ob es die Mutter war. (S. Kind 65 u. 66.)

56 Die Mutter zwängt den Kindern die Brust ein, aber nicht den Verstand. (Lit.)

57 Drei böse Mütter haben drei gute Töchter: Unterdrückung - Freiheit, Alchemie - Chemie, Astrologie - Astronomie.

58 Ein andere Mutter hat auch ein liebes Kind. - Chaos, 719.

Lat.: Invenies aliam Galateam. (Bohn II, 1551.)

59 Ein fleissige Mutter zeucht ein faule Tochter. - Petri, II, 184; Henisch, 1142, 9; Simrock, 7228.

Dän.: En doven moder föder en duelig dotter, og en duelig moder föder en doven dotter. (Prov. dan., 112.)

Engl.: A light-heel'd mother makes a heavy-heel'd daughter. (Bohn II, 47.)

Frz.: Mere piteuse fait sa fille rogneuse. (Bohn II, 47.)

Holl.: Vlugge moeders maken trage dochters. (Harrebomee, II, 92a.)

Port.: Mai agucosa, filha preguicosa. (Bohn I, 280.)

60 Ein getrewe Mutter sihet mehr mit einem, denn der Vater mit zehen Augen. - Petri, II, 190.

61 Ein jede Mutter wil gern die geschmückeste Tochter haben. - Petri, II, 199.

62 Ein Mutter ist vnsers Herrn Gottes Kinder Magd. - Petri, II, 216.

In Venetien heisst es: Mutter, will sagen: Märtyrerin; und in Bergamo: Kummervolle. (Reinsberg I.)

63 Eine alte Mutter im Haus ist ein Zaun darum. - Schmitz, 178, 19; Reinsberg I, 198.

Sie kann noch auf mannichfache Weise nützen, indem sie ein wachsames Auge hat auf Kinder, Hühner, Gänse u. s. w. Dagegen sagt ein hebräischer Spruch: Ein alter Mann im Hause ist Schrecken im Hause; eine alte Frau im Hause ist eine Perle im Hause. Und die Mailänder rufen aus: Gesegnet ist das Haus, welches vertrocknetes Fleisch besitzt. Der Franzose erklärt: Dient ein altes Weib nicht als Topf, so dient es doch als Deckel. (Reinsberg I, 198.)

[Spaltenumbruch] 30 Die Mutter, die für Silber ihre Brüste verkauft, verkauft auch für Gold ihren Säugling. (Abyssinien.)

31 Die Mutter eine Hexe, die Tochter ein Hexle.Eiselein, 480; Simrock, 7226.

So lange der unvernünftige Hexenprocess noch Mode war, konnte eine unschuldige Frauensperson, deren Mutter für eine Hexe gehalten wurde, bald zum Scheiterhaufen verurtheilt werden, indem man die Schlussweise des vorstehenden Sprichworts selbst vor Gericht befolgte. Sogar Juristen haben den Gebrauch solcher Sprichwörter vertheidigt.

32 Die Mutter eine Hur', der Vater ein Dieb; hast du Geld, so bist du lieb.Eiselein, 221; Simrock, 3264; Körte, 4367; Braun, I, 2840.

33 Die Mutter eine Hur, die Tochter eine Hur, ist eine wie die ander; die Magd im Haus schlägt es auch nicht aus, sie halten es miteinander.Markolf, 89.

34 Die Mutter eine Hure, die Tochter ein Hürlein; tanzt, ihr lieben Säcke!Eiselein, 336; Simrock, 5134.

Man hat freilich bisweilen bei ganzen Familien bemerkt, dass in denselben eine gewisse Tugend oder ein Laster angetroffen wird, und sich von den Aeltern auf die Kinder und Enkel fortpflanzt, dennoch würde man falsch schliessen, wenn man annehmen wollte, dass die Tochter ein unsittliches Leben führen müsse, blos deshalb, weil die Mutter es führt.

35 Die Mutter eines tapfern Sohnes muss zuerst trauern.

Die Russen: Die Mutter eines Helden wird zuerst sohnlos.

36 Die Mutter erbt der Kinder Gut und die Kinder der Mutter Gut.Graf, 194, 8.

Die Mutter nur dann, wenn ihre Kinder nicht selbst Nachkommen haben.

Mhd.: Diu muter erbt der kinde gut und diu kint erbent der muter gut. (Schwabenspiegel, 142.)

37 Die Mutter erkennt man überall.

38 Die Mutter Gans, das Söhnlein Hans.

39 Die Mutter gibt, die Stiefmutter fragt: Wollt ihr, Kinder?

Poln.: Matka daje, a macocha pyta, czy chcecie dzieci. (Wurzbach I, 314, 384.)

40 Die mutter gibt so guten kauff als die tochter.Franck, II, 153b; Gruter, I, 21; Petri, III, 4; Egenolff, 221b; Guttenstein, I, 110; Lehmann, 327, 29; Eiselein, 480.

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41 Die Mutter gibt thewer vnd die Tochter nit wolfeil.Gruter, III, 22; Lehmann, II, 85, 167; Eiselein, 480; Simrock, 7224; Grubb, 534; Sailer, 104; Reinsberg I, 107.

42 Die Mutter hat die besten Töchter, welche nur Knaben hat.

Die Chinesen nennen eine solche Mutter die glücklichste. (Cahier, 2109.)

43 Die Mütter is a Zidekes1 ün de Tochter is auch a Sojne2. (Warschau.)

1) Eine Gerechte, Fromme,

2) Hure, Buhlerin. – Der Witz liegt in dem Wortspiel mit Sojne = Buhlerin, und dem jüdisch-deutschen: su âne (so eine).

44 Die Mutter isst (unter dem Vorwande, es sei) zum Besten ihres Kindes. (Pers.)

45 Die Mutter ist allzeit, gewiss.Graf, 164, 137.

Auch wenn man den Vater nicht mit Zuverlässigkeit kennt.

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46 Die Mutter ist Gast in des Sohnes Geweren und der Sohn in der Mutter.Graf, 217, 252.

Bezieht sich auf den Fall, wenn der überlebende Ehegatte mit den Kindern erbte und sich seinen Theil nicht herausgeben liess, sondern bei den Kindern blieb. (S. Frau 625 und Mann 1311.)

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47 Die Mutter ist schuldig, ihre Kinder zu versorgen.Graf, 164, 144.

In Ostfriesland: Di moder is pflichtig, vere kindt tho versorgen. (Wicht, I, 64, 146.)

[Spaltenumbruch] 48 Die mütter kennen ire kindt am besten.Nas, 29a.

49 Die Mütter reden viel von der Ruthe, aber die Birken stehen fern, von der sie sie schneiden.

Die Russen: Die ihr Kind nicht zu schlagen weiss, spricht am meisten von der Ruthe. (Altmann VI, 509.)

50 Die Mutter sagt es, der Vater glaubt es, ein Narr zweifelt daran.Eyering, I, 714; Eisenhart, II, 5, 1; Eiselein, 480; Pistor., I, 90; Sailer, 255; Körte, 4372; Körte2, 5488; Simrock, 7229; Graf, 164, 128.

Der Klosterspiegel (36, 8) fügt noch hinzu: „und der Abt weiss es.“ – Zu Gunsten derer, denen man ihre rechtmässige Geburt in Zweifel zieht. Im allgemeinen gilt jedes Kind für ehelich, das in der Ehe geboren wird. Da der Beweis für das Gegentheil sehr schwer zu führen ist, so begnügen sich, wie das Sprichwort sagen will, die Gesetze mit dem äussern Geständniss der Aeltern, wenn die Mutter sagt, dass sie das Kind geboren habe und der Vater es für das seinige erkennt. In England kann nur die erwiesene neunmonatliche Abwesenheit des Ehemannes über einem der Oceane die Vaterschaft an einem Kinde, das die Frau geboren hat, aufheben. Der Khalif Omer setzte sogar fest, dass zum gültigen Beweise des Ehebruchs einer Frau vier Zeugen betheuern müssen: alius viri stylum in pixide gesehen zu haben. Als ein Doctorand gefragt wurde, ob er ehelicher Abkunft sei, antwortete er mit dem obigen Sprichwort. (Braun, Bibliothek des Frohsinns, III, 44, 148.)

Frz.: Car on voit bien, comment l'enfant est sorti, mais non pas, comment il est entré.

Lat.: Laudantur simili prole puerperae. – Pater est is, quem nuptiae demonstrant. – Sunt faciles partus, sed proles nata parentem ori refert nunquam. (Eiselein, 480.)

51 Die Mutter sprach zu ihrer Tochter: sag deiner Tochter, dass ihre Tochter ihrer Tochter zu wissen mache, ihrer Tochter Töchterlein sei gestorben.Chaos, 490.

52 Die Mutter steckt zwar die Brust in des Kindes Mund, aber nicht ihren Verstand in seinen Kopf. (Estn.)

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55 Die Mutter zieht die Kinder nach sich.Graf, 58, 223.

Ob die Kinder frei oder eigen waren, hing davon ab, ob es die Mutter war. (S. Kind 65 u. 66.)

56 Die Mutter zwängt den Kindern die Brust ein, aber nicht den Verstand. (Lit.)

57 Drei böse Mütter haben drei gute Töchter: Unterdrückung – Freiheit, Alchemie – Chemie, Astrologie – Astronomie.

58 Ein andere Mutter hat auch ein liebes Kind.Chaos, 719.

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59 Ein fleissige Mutter zeucht ein faule Tochter.Petri, II, 184; Henisch, 1142, 9; Simrock, 7228.

Dän.: En doven moder føder en duelig dotter, og en duelig moder føder en doven dotter. (Prov. dan., 112.)

Engl.: A light-heel'd mother makes a heavy-heel'd daughter. (Bohn II, 47.)

Frz.: Mère piteuse fait sa fille rogneuse. (Bohn II, 47.)

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62 Ein Mutter ist vnsers Herrn Gottes Kinder Magd.Petri, II, 216.

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63 Eine alte Mutter im Haus ist ein Zaun darum.Schmitz, 178, 19; Reinsberg I, 198.

Sie kann noch auf mannichfache Weise nützen, indem sie ein wachsames Auge hat auf Kinder, Hühner, Gänse u. s. w. Dagegen sagt ein hebräischer Spruch: Ein alter Mann im Hause ist Schrecken im Hause; eine alte Frau im Hause ist eine Perle im Hause. Und die Mailänder rufen aus: Gesegnet ist das Haus, welches vertrocknetes Fleisch besitzt. Der Franzose erklärt: Dient ein altes Weib nicht als Topf, so dient es doch als Deckel. (Reinsberg I, 198.)

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[[403]/0417] 30 Die Mutter, die für Silber ihre Brüste verkauft, verkauft auch für Gold ihren Säugling. (Abyssinien.) 31 Die Mutter eine Hexe, die Tochter ein Hexle. – Eiselein, 480; Simrock, 7226. So lange der unvernünftige Hexenprocess noch Mode war, konnte eine unschuldige Frauensperson, deren Mutter für eine Hexe gehalten wurde, bald zum Scheiterhaufen verurtheilt werden, indem man die Schlussweise des vorstehenden Sprichworts selbst vor Gericht befolgte. Sogar Juristen haben den Gebrauch solcher Sprichwörter vertheidigt. 32 Die Mutter eine Hur', der Vater ein Dieb; hast du Geld, so bist du lieb. – Eiselein, 221; Simrock, 3264; Körte, 4367; Braun, I, 2840. 33 Die Mutter eine Hur, die Tochter eine Hur, ist eine wie die ander; die Magd im Haus schlägt es auch nicht aus, sie halten es miteinander. – Markolf, 89. 34 Die Mutter eine Hure, die Tochter ein Hürlein; tanzt, ihr lieben Säcke! – Eiselein, 336; Simrock, 5134. Man hat freilich bisweilen bei ganzen Familien bemerkt, dass in denselben eine gewisse Tugend oder ein Laster angetroffen wird, und sich von den Aeltern auf die Kinder und Enkel fortpflanzt, dennoch würde man falsch schliessen, wenn man annehmen wollte, dass die Tochter ein unsittliches Leben führen müsse, blos deshalb, weil die Mutter es führt. 35 Die Mutter eines tapfern Sohnes muss zuerst trauern. Die Russen: Die Mutter eines Helden wird zuerst sohnlos. 36 Die Mutter erbt der Kinder Gut und die Kinder der Mutter Gut. – Graf, 194, 8. Die Mutter nur dann, wenn ihre Kinder nicht selbst Nachkommen haben. Mhd.: Diu muter erbt der kinde gut und diu kint erbent der muter gut. (Schwabenspiegel, 142.) 37 Die Mutter erkennt man überall. 38 Die Mutter Gans, das Söhnlein Hans. 39 Die Mutter gibt, die Stiefmutter fragt: Wollt ihr, Kinder? Poln.: Matka daje, a macocha pyta, czy chcecie dzieci. (Wurzbach I, 314, 384.) 40 Die mutter gibt so guten kauff als die tochter. – Franck, II, 153b; Gruter, I, 21; Petri, III, 4; Egenolff, 221b; Guttenstein, I, 110; Lehmann, 327, 29; Eiselein, 480. Bezeichnung der Gleichheit, Einerleiheit, meist in übelm Sinne; es ist eins, ob dies oder das, so oder so, hier oder da. Bei Tunnicius (51): De moder gift so guden Kôp als de Dochter. (Vendit olus mater quanti lasciva puella.) Die Russen: Die Mutter ist für Geld eine Hur', die Tochter von Natur. (Altmann VI, 491.) 41 Die Mutter gibt thewer vnd die Tochter nit wolfeil. – Gruter, III, 22; Lehmann, II, 85, 167; Eiselein, 480; Simrock, 7224; Grubb, 534; Sailer, 104; Reinsberg I, 107. 42 Die Mutter hat die besten Töchter, welche nur Knaben hat. Die Chinesen nennen eine solche Mutter die glücklichste. (Cahier, 2109.) 43 Die Mütter is a Zidekes1 ün de Tochter is auch a Sojne2. (Warschau.) 1) Eine Gerechte, Fromme, 2) Hure, Buhlerin. – Der Witz liegt in dem Wortspiel mit Sojne = Buhlerin, und dem jüdisch-deutschen: su âne (so eine). 44 Die Mutter isst (unter dem Vorwande, es sei) zum Besten ihres Kindes. (Pers.) 45 Die Mutter ist allzeit, gewiss. – Graf, 164, 137. Auch wenn man den Vater nicht mit Zuverlässigkeit kennt. Schwed.: Moderen är altijd wiss. (Grubb, 529.) 46 Die Mutter ist Gast in des Sohnes Geweren und der Sohn in der Mutter. – Graf, 217, 252. Bezieht sich auf den Fall, wenn der überlebende Ehegatte mit den Kindern erbte und sich seinen Theil nicht herausgeben liess, sondern bei den Kindern blieb. (S. Frau 625 und Mann 1311.) Mhd.: Di muter is gast in der sones geweren unde di sone in der muter. (Ortloff, I, 13.) 47 Die Mutter ist schuldig, ihre Kinder zu versorgen. – Graf, 164, 144. In Ostfriesland: Di moder is pflichtig, vere kindt tho versorgen. (Wicht, I, 64, 146.) 48 Die mütter kennen ire kindt am besten. – Nas, 29a. 49 Die Mütter reden viel von der Ruthe, aber die Birken stehen fern, von der sie sie schneiden. Die Russen: Die ihr Kind nicht zu schlagen weiss, spricht am meisten von der Ruthe. (Altmann VI, 509.) 50 Die Mutter sagt es, der Vater glaubt es, ein Narr zweifelt daran. – Eyering, I, 714; Eisenhart, II, 5, 1; Eiselein, 480; Pistor., I, 90; Sailer, 255; Körte, 4372; Körte2, 5488; Simrock, 7229; Graf, 164, 128. Der Klosterspiegel (36, 8) fügt noch hinzu: „und der Abt weiss es.“ – Zu Gunsten derer, denen man ihre rechtmässige Geburt in Zweifel zieht. Im allgemeinen gilt jedes Kind für ehelich, das in der Ehe geboren wird. Da der Beweis für das Gegentheil sehr schwer zu führen ist, so begnügen sich, wie das Sprichwort sagen will, die Gesetze mit dem äussern Geständniss der Aeltern, wenn die Mutter sagt, dass sie das Kind geboren habe und der Vater es für das seinige erkennt. In England kann nur die erwiesene neunmonatliche Abwesenheit des Ehemannes über einem der Oceane die Vaterschaft an einem Kinde, das die Frau geboren hat, aufheben. Der Khalif Omer setzte sogar fest, dass zum gültigen Beweise des Ehebruchs einer Frau vier Zeugen betheuern müssen: alius viri stylum in pixide gesehen zu haben. Als ein Doctorand gefragt wurde, ob er ehelicher Abkunft sei, antwortete er mit dem obigen Sprichwort. (Braun, Bibliothek des Frohsinns, III, 44, 148.) Frz.: Car on voit bien, comment l'enfant est sorti, mais non pas, comment il est entré. Lat.: Laudantur simili prole puerperae. – Pater est is, quem nuptiae demonstrant. – Sunt faciles partus, sed proles nata parentem ori refert nunquam. (Eiselein, 480.) 51 Die Mutter sprach zu ihrer Tochter: sag deiner Tochter, dass ihre Tochter ihrer Tochter zu wissen mache, ihrer Tochter Töchterlein sei gestorben. – Chaos, 490. 52 Die Mutter steckt zwar die Brust in des Kindes Mund, aber nicht ihren Verstand in seinen Kopf. (Estn.) 53 Die Mutter weint um die Tochter, und die Tochter springt auf den Bretern. (Russ.) 54 Die Mutter weiss besser, was einer alten Frau gut ist, sagte die Bettlerin. 55 Die Mutter zieht die Kinder nach sich. – Graf, 58, 223. Ob die Kinder frei oder eigen waren, hing davon ab, ob es die Mutter war. (S. Kind 65 u. 66.) 56 Die Mutter zwängt den Kindern die Brust ein, aber nicht den Verstand. (Lit.) 57 Drei böse Mütter haben drei gute Töchter: Unterdrückung – Freiheit, Alchemie – Chemie, Astrologie – Astronomie. 58 Ein andere Mutter hat auch ein liebes Kind. – Chaos, 719. Lat.: Invenies aliam Galateam. (Bohn II, 1551.) 59 Ein fleissige Mutter zeucht ein faule Tochter. – Petri, II, 184; Henisch, 1142, 9; Simrock, 7228. Dän.: En doven moder føder en duelig dotter, og en duelig moder føder en doven dotter. (Prov. dan., 112.) Engl.: A light-heel'd mother makes a heavy-heel'd daughter. (Bohn II, 47.) Frz.: Mère piteuse fait sa fille rogneuse. (Bohn II, 47.) Holl.: Vlugge moeders maken trage dochters. (Harrebomée, II, 92a.) Port.: Mai aguçosa, filha preguiçosa. (Bohn I, 280.) 60 Ein getrewe Mutter sihet mehr mit einem, denn der Vater mit zehen Augen. – Petri, II, 190. 61 Ein jede Mutter wil gern die geschmückeste Tochter haben. – Petri, II, 199. 62 Ein Mutter ist vnsers Herrn Gottes Kinder Magd. – Petri, II, 216. In Venetien heisst es: Mutter, will sagen: Märtyrerin; und in Bergamo: Kummervolle. (Reinsberg I.) 63 Eine alte Mutter im Haus ist ein Zaun darum. – Schmitz, 178, 19; Reinsberg I, 198. Sie kann noch auf mannichfache Weise nützen, indem sie ein wachsames Auge hat auf Kinder, Hühner, Gänse u. s. w. Dagegen sagt ein hebräischer Spruch: Ein alter Mann im Hause ist Schrecken im Hause; eine alte Frau im Hause ist eine Perle im Hause. Und die Mailänder rufen aus: Gesegnet ist das Haus, welches vertrocknetes Fleisch besitzt. Der Franzose erklärt: Dient ein altes Weib nicht als Topf, so dient es doch als Deckel. (Reinsberg I, 198.)

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873, S. [403]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon03_1873/417>, abgerufen am 19.04.2024.