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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873.

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Muttermal.

1 Muttermal, Liebesmal.

Auf Sardinien sagt man: Eine Frau mit einem Muttermal wird von ihrem Manne geliebt. (Reinsberg I, 125.)

*2 Am Muttermal erkennen. - Eiselein, 481.

Lat.: E naevo cognoscere. (Eiselein, 481.)

*3 In ein Muttermal stechen.

Auf einen Punkt treffen, wo keine Empfindung ist; einen gedanken-, gefühl- und willenlosen Menschen anregen wollen.

Lat.: Pungere in neuo. (Bovill, I, 209.)


Muttermilch.

1 Die an der Muttermilch getrunken, die können auch hernach Wein trincken. - Lehmann, 146, 24.

2 Was man in der Muttermilch getrunken, das lässt sich nicht austreiben.

Die Spanier: Was man mit der Milch einsaugt, bleibt ein Grabtuch. (Reinsberg VII, 78.)

*3 Etwas mit der Muttermilch einsaugen. - Braun, I, 2847.

Gewisse Gesinnungen, Denkungsweisen in der frühesten Jugend annehmen.

Frz.: Il l'a suce avec le lait.

Holl.: Hij heeft het met de moedermelk ingezogen. - Hij heeft het uit zijn moeders borsten gezogen. (Harrebomee, II, 91a.)


Muttern.

*1 Er muttert sich. - Agricola I, 645.

Er ist der Mutter in Gestalt oder Charakter ähnlich. (S. Vatern.)

*2 Muttere dich vnd nimm des vaters weyse an. - Agricola I, 646; Lehmann, II, 407, 99; Petri, II, 484; Simrock, 7233.

Scherzhaft von einem unartigen Kinde; d. i. ahme der Mutter nach, wenn jemand die Mutter schonen und es auf den Vater werfen will.


Mutternackend.

* Er ist mutternackend. - Tappius, 229a.


Mutterpfennig.

* Er hat Mutterpfennige.

Weil die Franzosen früher das liebste Kind Mignon zu nennen pflegten, so sagen sie: Avoir de l'argent mignon. (Kritzinger, 34b.)


Mutterschaf.

Ein Mutterschaf, das nicht sein Lamm bäh schreien hört, wird keinem Kalbe antworten, wenn es blökt.


Mutterschlag.

Mutterschläge thun nicht weh.

Böhm.: Matciny rany neboleji. (Celakovsky, 400.)


Mutterschos.

1 Morschot es warm, hai si rik adder arm. - Firmenich, III, 186. 56.

2 Mutterschos ist arm, aber warm. - Lohrengel, I, 529; Simrock, 7219; Reinsberg I, 188.

In Aachen: Moddereschus es ärm, effel (aber) wärm. (Firmenich, I, 492, 18.)

3 Muttersch Schot öss am wekste. (Prov. Preussen.)


Mutterseele.

* Dar lett sik ken Modersel sehn. - Eichwald, 1702.


Mutterseelenallein.

*1 Er ist mutterseelenallein. (Ostfries.) - Eichwald, 1703.

In Schlesien: Mutter sielig allene. (Gomolcke, 797.) In Pommern nach Dähnert (309b): moderselig allen. Auf Hiddensee: Moder Wind allen.

Jüd.-deutsch: Er steht mutterseelig allaan. (Tendlau, 230.)

Lat.: Ne musca quidem cum eo est. (Binder I, 2003; Philippi, II, 17.)

*2 Ik was mutterseln allen. (Altmark.) - Danneil, 142.

Nach Grimm soviel als: verlassen von jeder Seele, welche die Mutter geboren hat.


Muttersegen.

Muatte(r)seg'n geaht übe neu' Jöcher aus. (Tirol.) - Frommann, VI, 36, 60.


Muttersöhnchen.

* Es ist ein Muttersöhnchen.

Ein verzärteltes Kind (s. d. 271), das in Frankreich ein "theueres Gewürz" genannt wird und von dem der Venetianer sagt: Wer nur ein Schwein hat, macht es fett, und wer nur einen Sohn hat, macht ihn zum Narren. (Reinsberg VII, 73.)


Muttersöhnlein.

* Es ist ein Muttersöhnel.

Ein verzogener Mensch. Eine warschauer jüdisch-deutsche Redensart lässt ein solches sagen: Mame, koch mir Krzemenis. D. i. Mutter, koch mir Feuersteine (polnisch: krzemien = Feuerstein), um a uszu drücken, dass verzogene Kinder dieser Art in ihrem Eigensinn sogar Unmögliches verlangen.

Holl.: Hij is een moedersgek. (Harrebomee, II, 91b.)


[Spaltenumbruch]
Muttersprache.

Wer seine Muttersprache redet wie ein Pferd, ist der Verachtung werth.

Böhm.: Kdo se za vlastni rec stydi, hoden potupy vsech lidi. (Celakovsky, 227.)


Mutterthräne.

Mutterthränen kommen aus dem Herzen.


Muttertreu.

1 Muttertreu ist ungegründt; welcher ein trewe Mutter findt, der hat einen Schatz vber alle welt, er sehe nur, dass er es jhr vergelt. - Gruter, III, 70; Lehmann, II, 414, 72.

2 Muttertreu wird täglich neu. - Petri, II, 484; Simrock, 7218; Pistor., VIII, 51; Körte, 4379; Venedey, 99; Eiselein, 481; Braun, I, 2845.

Darum heisst es in Bergamo: Wer eine Mutter hat, weint nicht. (Reinsberg I, 188.)


Mutterverstand (s. Mutterwitz).

Ein Pfund Mutterverstand ist besser als ein Stein Buchweisheit. - Winckler, III, 78.


Mutterwind.

* Moderwind allen. - Frischbier2, 2692.


Mutterwitz.

1 Ein Loth Mutterwitz ist besser als ein Pfund Schulweisheit.

Holl.: Een ons van aangeerfd verstand gaat vijf pond gewonnen kennis te boven. (Harrebomee, I, 392b.)

2 Ein Quentchen Mutterwitz ist besser als ein Centner Schulwitz. - Eiselein, 481; Simrock, 7234; Gaal, 1177; Siebenkees, 250; Struve, I, 22; Körte, 4380; Ramann, Unterr., IV, 19; Rabener, Satiren, IV; Braun, I, 2848.

"Gut, dass es ein König war, der tausendmal das Wort im Munde führte: ein Quentchen Mutterwitz ist besser als ein Centner Universitätsweisheit." (Ueber Friedrich Wilhelm I. von Preussen, in der Sonntagsbeilage zur Vossischen Zeitung, 1868, Nr. 37.) In der Niederschlesischen Zeitung (Görlitz 1869, Nr. 156) erscheint das Sprichwort in der Fassung: Ein Quentchen Mutterwitz ist gefährlicher als ein Centner Schulwitz. Der Pole sagt von einem, der Mutterwitz besitzt: Ma kielbie we lbie, er hat Gründlinge.

Engl.: A handful of good life is better than a bushel of learning. (Bohn I, 390.) - An ounce of mother-wit is worth a pound of clergy. (Eiselein, 481; Gaal, 1177.)

Frz.: Grande science est folie si bon sens ne la guide. (Masson, 359.) - Mieux vaut un poing de bonne vie, que plein muy de clergie.

Holl.: Een ons van aangeerft verstand gaat vijf pond van gewonnen kennis te boven. (Harrebomee, II, 139a.)

It.: Chi si battezza savio, s'intitola pazzo. (Masson, 359.) - Ingegno val piu che l'arte. - Un grano d'ingegno vale piu, che un quintale di scienza di scuola.

Poln.: Dowcip czasem potrzebny, ale rozum zawsze. (Masson, 359.)

Span.: La ciencia es locura, si buen seso no la cura. (Masson, 359.) Mas vale pundado de natural que almohada de ciencia. (Bohn I, 231.)


Mutterzorn.

Mutterzorn hat kein Horn.

Er ist nicht gefährlich, er stösst und verwundet nicht.

Lat.: Matris ferre injurias pietas jubet. (Tertull.) (Philippi, I, 242.)


Mutz.

*1 Ein hässlicher Mutz.

Lat.: Thersites facies. (Philippi, II, 219.)

*2 Es ist ihm alles Mutz. (Köthen.)

Eine gleichgültige Sache; er wird von Vorstellungen, Vorwürfen u. s. w. nicht berührt. (S. Schnuppe.)


Mütze.

1 Besser eine schlechte Mütze als barhaupt.

Holl.: Beter eene slechte muts op, dan blootshoofds te slapen. (Harrebomee, II, 110b.)

2 Dröckt die de Mötz, denn kep di e Hot. - Frischbier2, 2698.

3 Dröckt die de Mötz, schwelle die de Haar, güke (jucken) die de Flöcker, hast Stöch ön e Hacken? - Frischbier2, 2697.

4 Eine Mütze ist mehr werth als hundert Hauben.

5 Hurtig zur Mütze war manchem schon nütze.

6 Löschpapierene Mützen werden schlecht vor Regen schützen.

7 Mit der Mütze in der Hand kommt man durch das ganze (durch alle) Land. (S. Hut 34.)

8 Mütz' unner de Hod, dat bedeld goed. - Bueren, 878; Hauskalender, III.

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Muttermal.

1 Muttermal, Liebesmal.

Auf Sardinien sagt man: Eine Frau mit einem Muttermal wird von ihrem Manne geliebt. (Reinsberg I, 125.)

*2 Am Muttermal erkennen.Eiselein, 481.

Lat.: E naevo cognoscere. (Eiselein, 481.)

*3 In ein Muttermal stechen.

Auf einen Punkt treffen, wo keine Empfindung ist; einen gedanken-, gefühl- und willenlosen Menschen anregen wollen.

Lat.: Pungere in neuo. (Bovill, I, 209.)


Muttermilch.

1 Die an der Muttermilch getrunken, die können auch hernach Wein trincken.Lehmann, 146, 24.

2 Was man in der Muttermilch getrunken, das lässt sich nicht austreiben.

Die Spanier: Was man mit der Milch einsaugt, bleibt ein Grabtuch. (Reinsberg VII, 78.)

*3 Etwas mit der Muttermilch einsaugen.Braun, I, 2847.

Gewisse Gesinnungen, Denkungsweisen in der frühesten Jugend annehmen.

Frz.: Il l'a sucé avec le lait.

Holl.: Hij heeft het met de moedermelk ingezogen. – Hij heeft het uit zijn moeders borsten gezogen. (Harrebomée, II, 91a.)


Muttern.

*1 Er muttert sich.Agricola I, 645.

Er ist der Mutter in Gestalt oder Charakter ähnlich. (S. Vatern.)

*2 Muttere dich vnd nimm des vaters weyse an.Agricola I, 646; Lehmann, II, 407, 99; Petri, II, 484; Simrock, 7233.

Scherzhaft von einem unartigen Kinde; d. i. ahme der Mutter nach, wenn jemand die Mutter schonen und es auf den Vater werfen will.


Mutternackend.

* Er ist mutternackend.Tappius, 229a.


Mutterpfennig.

* Er hat Mutterpfennige.

Weil die Franzosen früher das liebste Kind Mignon zu nennen pflegten, so sagen sie: Avoir de l'argent mignon. (Kritzinger, 34b.)


Mutterschaf.

Ein Mutterschaf, das nicht sein Lamm bäh schreien hört, wird keinem Kalbe antworten, wenn es blökt.


Mutterschlag.

Mutterschläge thun nicht weh.

Böhm.: Matčiny rány nebolejí. (Čelakovský, 400.)


Mutterschos.

1 Morschot es warm, hai si rik adder arm.Firmenich, III, 186. 56.

2 Mutterschos ist arm, aber warm.Lohrengel, I, 529; Simrock, 7219; Reinsberg I, 188.

In Aachen: Moddereschus es ärm, effel (aber) wärm. (Firmenich, I, 492, 18.)

3 Muttersch Schôt öss am wêkste. (Prov. Preussen.)


Mutterseele.

* Dar lett sik kên Modersêl sehn.Eichwald, 1702.


Mutterseelenallein.

*1 Er ist mutterseelenallein. (Ostfries.) – Eichwald, 1703.

In Schlesien: Mutter sielig allêne. (Gomolcke, 797.) In Pommern nach Dähnert (309b): moderselig allên. Auf Hiddensee: Moder Wind allên.

Jüd.-deutsch: Er steht mutterseelig allaan. (Tendlau, 230.)

Lat.: Ne musca quidem cum eo est. (Binder I, 2003; Philippi, II, 17.)

*2 Ik was muttersêln allên. (Altmark.) – Danneil, 142.

Nach Grimm soviel als: verlassen von jeder Seele, welche die Mutter geboren hat.


Muttersegen.

Muatte(r)seg'n geaht übe neu' Jöcher aus. (Tirol.) – Frommann, VI, 36, 60.


Muttersöhnchen.

* Es ist ein Muttersöhnchen.

Ein verzärteltes Kind (s. d. 271), das in Frankreich ein „theueres Gewürz“ genannt wird und von dem der Venetianer sagt: Wer nur ein Schwein hat, macht es fett, und wer nur einen Sohn hat, macht ihn zum Narren. (Reinsberg VII, 73.)


Muttersöhnlein.

* Es ist ein Muttersöhnel.

Ein verzogener Mensch. Eine warschauer jüdisch-deutsche Redensart lässt ein solches sagen: Mame, koch mir Krzemenis. D. i. Mutter, koch mir Feuersteine (polnisch: krzemień = Feuerstein), um a uszu drücken, dass verzogene Kinder dieser Art in ihrem Eigensinn sogar Unmögliches verlangen.

Holl.: Hij is een moedersgek. (Harrebomée, II, 91b.)


[Spaltenumbruch]
Muttersprache.

Wer seine Muttersprache redet wie ein Pferd, ist der Verachtung werth.

Böhm.: Kdo se za vlastní řeč stydí, hoden potupy všech lidí. (Čelakovský, 227.)


Mutterthräne.

Mutterthränen kommen aus dem Herzen.


Muttertreu.

1 Muttertreu ist ungegründt; welcher ein trewe Mutter findt, der hat einen Schatz vber alle welt, er sehe nur, dass er es jhr vergelt.Gruter, III, 70; Lehmann, II, 414, 72.

2 Muttertreu wird täglich neu.Petri, II, 484; Simrock, 7218; Pistor., VIII, 51; Körte, 4379; Venedey, 99; Eiselein, 481; Braun, I, 2845.

Darum heisst es in Bergamo: Wer eine Mutter hat, weint nicht. (Reinsberg I, 188.)


Mutterverstand (s. Mutterwitz).

Ein Pfund Mutterverstand ist besser als ein Stein Buchweisheit.Winckler, III, 78.


Mutterwind.

* Moderwind allên.Frischbier2, 2692.


Mutterwitz.

1 Ein Loth Mutterwitz ist besser als ein Pfund Schulweisheit.

Holl.: Een ons van aangeërfd verstand gaat vijf pond gewonnen kennis te boven. (Harrebomée, I, 392b.)

2 Ein Quentchen Mutterwitz ist besser als ein Centner Schulwitz.Eiselein, 481; Simrock, 7234; Gaal, 1177; Siebenkees, 250; Struve, I, 22; Körte, 4380; Ramann, Unterr., IV, 19; Rabener, Satiren, IV; Braun, I, 2848.

„Gut, dass es ein König war, der tausendmal das Wort im Munde führte: ein Quentchen Mutterwitz ist besser als ein Centner Universitätsweisheit.“ (Ueber Friedrich Wilhelm I. von Preussen, in der Sonntagsbeilage zur Vossischen Zeitung, 1868, Nr. 37.) In der Niederschlesischen Zeitung (Görlitz 1869, Nr. 156) erscheint das Sprichwort in der Fassung: Ein Quentchen Mutterwitz ist gefährlicher als ein Centner Schulwitz. Der Pole sagt von einem, der Mutterwitz besitzt: Ma kiełbie we łbie, er hat Gründlinge.

Engl.: A handful of good life is better than a bushel of learning. (Bohn I, 390.) – An ounce of mother-wit is worth a pound of clergy. (Eiselein, 481; Gaal, 1177.)

Frz.: Grande science est folie si bon sens ne la guide. (Masson, 359.) – Mieux vaut un poing de bonne vie, que plein muy de clergie.

Holl.: Een ons van aangeërft verstand gaat vijf pond van gewonnen kennis te boven. (Harrebomée, II, 139a.)

It.: Chi si battezza savio, s'intitola pazzo. (Masson, 359.) – Ingegno val più che l'arte. – Un grano d'ingegno vale più, che un quintale di scienza di scuola.

Poln.: Dowcip czasem potrzebny, ale rozum zawsze. (Masson, 359.)

Span.: La ciencia es locura, si buen seso no la cura. (Masson, 359.) Mas vale puñado de natural que almohada de ciencia. (Bohn I, 231.)


Mutterzorn.

Mutterzorn hat kein Horn.

Er ist nicht gefährlich, er stösst und verwundet nicht.

Lat.: Matris ferre injurias pietas jubet. (Tertull.) (Philippi, I, 242.)


Mutz.

*1 Ein hässlicher Mutz.

Lat.: Thersites facies. (Philippi, II, 219.)

*2 Es ist ihm alles Mutz. (Köthen.)

Eine gleichgültige Sache; er wird von Vorstellungen, Vorwürfen u. s. w. nicht berührt. (S. Schnuppe.)


Mütze.

1 Besser eine schlechte Mütze als barhaupt.

Holl.: Beter eene slechte muts op, dan blootshoofds te slapen. (Harrebomée, II, 110b.)

2 Dröckt die de Mötz, denn kêp di e Hôt.Frischbier2, 2698.

3 Dröckt die de Mötz, schwelle die de Haar, güke (jucken) die de Flöcker, hast Stöch ön e Hacken?Frischbier2, 2697.

4 Eine Mütze ist mehr werth als hundert Hauben.

5 Hurtig zur Mütze war manchem schon nütze.

6 Löschpapierene Mützen werden schlecht vor Regen schützen.

7 Mit der Mütze in der Hand kommt man durch das ganze (durch alle) Land. (S. Hut 34.)

8 Mütz' unner de Hôd, dat bêdeld goed.Bueren, 878; Hauskalender, III.

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[[410]/0424] Muttermal. 1 Muttermal, Liebesmal. Auf Sardinien sagt man: Eine Frau mit einem Muttermal wird von ihrem Manne geliebt. (Reinsberg I, 125.) *2 Am Muttermal erkennen. – Eiselein, 481. Lat.: E naevo cognoscere. (Eiselein, 481.) *3 In ein Muttermal stechen. Auf einen Punkt treffen, wo keine Empfindung ist; einen gedanken-, gefühl- und willenlosen Menschen anregen wollen. Lat.: Pungere in neuo. (Bovill, I, 209.) Muttermilch. 1 Die an der Muttermilch getrunken, die können auch hernach Wein trincken. – Lehmann, 146, 24. 2 Was man in der Muttermilch getrunken, das lässt sich nicht austreiben. Die Spanier: Was man mit der Milch einsaugt, bleibt ein Grabtuch. (Reinsberg VII, 78.) *3 Etwas mit der Muttermilch einsaugen. – Braun, I, 2847. Gewisse Gesinnungen, Denkungsweisen in der frühesten Jugend annehmen. Frz.: Il l'a sucé avec le lait. Holl.: Hij heeft het met de moedermelk ingezogen. – Hij heeft het uit zijn moeders borsten gezogen. (Harrebomée, II, 91a.) Muttern. *1 Er muttert sich. – Agricola I, 645. Er ist der Mutter in Gestalt oder Charakter ähnlich. (S. Vatern.) *2 Muttere dich vnd nimm des vaters weyse an. – Agricola I, 646; Lehmann, II, 407, 99; Petri, II, 484; Simrock, 7233. Scherzhaft von einem unartigen Kinde; d. i. ahme der Mutter nach, wenn jemand die Mutter schonen und es auf den Vater werfen will. Mutternackend. * Er ist mutternackend. – Tappius, 229a. Mutterpfennig. * Er hat Mutterpfennige. Weil die Franzosen früher das liebste Kind Mignon zu nennen pflegten, so sagen sie: Avoir de l'argent mignon. (Kritzinger, 34b.) Mutterschaf. Ein Mutterschaf, das nicht sein Lamm bäh schreien hört, wird keinem Kalbe antworten, wenn es blökt. Mutterschlag. Mutterschläge thun nicht weh. Böhm.: Matčiny rány nebolejí. (Čelakovský, 400.) Mutterschos. 1 Morschot es warm, hai si rik adder arm. – Firmenich, III, 186. 56. 2 Mutterschos ist arm, aber warm. – Lohrengel, I, 529; Simrock, 7219; Reinsberg I, 188. In Aachen: Moddereschus es ärm, effel (aber) wärm. (Firmenich, I, 492, 18.) 3 Muttersch Schôt öss am wêkste. (Prov. Preussen.) Mutterseele. * Dar lett sik kên Modersêl sehn. – Eichwald, 1702. Mutterseelenallein. *1 Er ist mutterseelenallein. (Ostfries.) – Eichwald, 1703. In Schlesien: Mutter sielig allêne. (Gomolcke, 797.) In Pommern nach Dähnert (309b): moderselig allên. Auf Hiddensee: Moder Wind allên. Jüd.-deutsch: Er steht mutterseelig allaan. (Tendlau, 230.) Lat.: Ne musca quidem cum eo est. (Binder I, 2003; Philippi, II, 17.) *2 Ik was muttersêln allên. (Altmark.) – Danneil, 142. Nach Grimm soviel als: verlassen von jeder Seele, welche die Mutter geboren hat. Muttersegen. Muatte(r)seg'n geaht übe neu' Jöcher aus. (Tirol.) – Frommann, VI, 36, 60. Muttersöhnchen. * Es ist ein Muttersöhnchen. Ein verzärteltes Kind (s. d. 271), das in Frankreich ein „theueres Gewürz“ genannt wird und von dem der Venetianer sagt: Wer nur ein Schwein hat, macht es fett, und wer nur einen Sohn hat, macht ihn zum Narren. (Reinsberg VII, 73.) Muttersöhnlein. * Es ist ein Muttersöhnel. Ein verzogener Mensch. Eine warschauer jüdisch-deutsche Redensart lässt ein solches sagen: Mame, koch mir Krzemenis. D. i. Mutter, koch mir Feuersteine (polnisch: krzemień = Feuerstein), um a uszu drücken, dass verzogene Kinder dieser Art in ihrem Eigensinn sogar Unmögliches verlangen. Holl.: Hij is een moedersgek. (Harrebomée, II, 91b.) Muttersprache. Wer seine Muttersprache redet wie ein Pferd, ist der Verachtung werth. Böhm.: Kdo se za vlastní řeč stydí, hoden potupy všech lidí. (Čelakovský, 227.) Mutterthräne. Mutterthränen kommen aus dem Herzen. Muttertreu. 1 Muttertreu ist ungegründt; welcher ein trewe Mutter findt, der hat einen Schatz vber alle welt, er sehe nur, dass er es jhr vergelt. – Gruter, III, 70; Lehmann, II, 414, 72. 2 Muttertreu wird täglich neu. – Petri, II, 484; Simrock, 7218; Pistor., VIII, 51; Körte, 4379; Venedey, 99; Eiselein, 481; Braun, I, 2845. Darum heisst es in Bergamo: Wer eine Mutter hat, weint nicht. (Reinsberg I, 188.) Mutterverstand (s. Mutterwitz). Ein Pfund Mutterverstand ist besser als ein Stein Buchweisheit. – Winckler, III, 78. Mutterwind. * Moderwind allên. – Frischbier2, 2692. Mutterwitz. 1 Ein Loth Mutterwitz ist besser als ein Pfund Schulweisheit. Holl.: Een ons van aangeërfd verstand gaat vijf pond gewonnen kennis te boven. (Harrebomée, I, 392b.) 2 Ein Quentchen Mutterwitz ist besser als ein Centner Schulwitz. – Eiselein, 481; Simrock, 7234; Gaal, 1177; Siebenkees, 250; Struve, I, 22; Körte, 4380; Ramann, Unterr., IV, 19; Rabener, Satiren, IV; Braun, I, 2848. „Gut, dass es ein König war, der tausendmal das Wort im Munde führte: ein Quentchen Mutterwitz ist besser als ein Centner Universitätsweisheit.“ (Ueber Friedrich Wilhelm I. von Preussen, in der Sonntagsbeilage zur Vossischen Zeitung, 1868, Nr. 37.) In der Niederschlesischen Zeitung (Görlitz 1869, Nr. 156) erscheint das Sprichwort in der Fassung: Ein Quentchen Mutterwitz ist gefährlicher als ein Centner Schulwitz. Der Pole sagt von einem, der Mutterwitz besitzt: Ma kiełbie we łbie, er hat Gründlinge. Engl.: A handful of good life is better than a bushel of learning. (Bohn I, 390.) – An ounce of mother-wit is worth a pound of clergy. (Eiselein, 481; Gaal, 1177.) Frz.: Grande science est folie si bon sens ne la guide. (Masson, 359.) – Mieux vaut un poing de bonne vie, que plein muy de clergie. Holl.: Een ons van aangeërft verstand gaat vijf pond van gewonnen kennis te boven. (Harrebomée, II, 139a.) It.: Chi si battezza savio, s'intitola pazzo. (Masson, 359.) – Ingegno val più che l'arte. – Un grano d'ingegno vale più, che un quintale di scienza di scuola. Poln.: Dowcip czasem potrzebny, ale rozum zawsze. (Masson, 359.) Span.: La ciencia es locura, si buen seso no la cura. (Masson, 359.) Mas vale puñado de natural que almohada de ciencia. (Bohn I, 231.) Mutterzorn. Mutterzorn hat kein Horn. Er ist nicht gefährlich, er stösst und verwundet nicht. Lat.: Matris ferre injurias pietas jubet. (Tertull.) (Philippi, I, 242.) Mutz. *1 Ein hässlicher Mutz. Lat.: Thersites facies. (Philippi, II, 219.) *2 Es ist ihm alles Mutz. (Köthen.) Eine gleichgültige Sache; er wird von Vorstellungen, Vorwürfen u. s. w. nicht berührt. (S. Schnuppe.) Mütze. 1 Besser eine schlechte Mütze als barhaupt. Holl.: Beter eene slechte muts op, dan blootshoofds te slapen. (Harrebomée, II, 110b.) 2 Dröckt die de Mötz, denn kêp di e Hôt. – Frischbier2, 2698. 3 Dröckt die de Mötz, schwelle die de Haar, güke (jucken) die de Flöcker, hast Stöch ön e Hacken? – Frischbier2, 2697. 4 Eine Mütze ist mehr werth als hundert Hauben. 5 Hurtig zur Mütze war manchem schon nütze. 6 Löschpapierene Mützen werden schlecht vor Regen schützen. 7 Mit der Mütze in der Hand kommt man durch das ganze (durch alle) Land. (S. Hut 34.) 8 Mütz' unner de Hôd, dat bêdeld goed. – Bueren, 878; Hauskalender, III.

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873, S. [410]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon03_1873/424>, abgerufen am 19.04.2024.