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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873.

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[Spaltenumbruch] 118 Wenn der Neid in den Spiegel sieht, muss er sich schämen.

119 Wenn Neid die Wahl hat, so ist ihm Barrabas lieber als Christus.

Schon Petrarca klagt: "Man scheint mehr als andere die zu neiden, die, durch der eigenen Flügel Kraft gehoben, aus dem gemeinen Käfig aller scheiden."

120 Wenn Neid ein fieber were, so were die Welt schon gestorben. - Lehmann, 545, 11.

Dän.: Var avind en feber, da var all verden sig; var hun en pest, da var verden laenge siden uddöd. (Prov. dan., 41; Bohn I, 402.)

It.: Se l'invidia fosse una febbre, tutto il mondo l'haverebbe (sarebbe infermo). (Gaal, 1208; Pazzaglia, 185, 8.)

Lat.: Si foret invidiae rabies certissima febris, certe jam dudum mundi obiisset opus. (Grubb, 684.)

Schwed.: Om afund wore feber, sa wore hela werlden sjuk. (Grubb, 614; Wensell, 62.)

121 Wenn Neid eine Krankheit wäre, so würde die Welt ein Spital sein. - Winckler, XI, 9.

122 Wenn Neyd brent wie fewer, were das Holtz lengst nicht so thewer. - Gruter, III, 97; Lehmann, II, 863, 44; Gerlach, 26; Birlinger, 1171; Simrock, 7490; Körte, 4510; Braun, I, 3008; Aarg. Taschenb.; Welt und Zeit, V, 86.

Das Haus im Wiesenthal, in dem Hebel als Knabe lebte, hatte die Inschrift: "Wenn Neid und Holz brennen wie ein Feuer, wär' Holz und Kohlen nit so theuer." Die Russen: Wenn der Neid wie Talg röche, man könnte es vor Stank nicht aushalten. (Altmann VI, 421.)

Lat.: Odium est vetus ira ex pluribus causis collecta diurno tempore perseverans. (Sutor, 571.)

123 Wer dem Neide einen Nagel zum Sarge schlagen will, muss andere loben.

124 Wer durch Neid will schaden, wird selbst mit angst beladen. - Petri, II, 697.

125 Wer ohne Neid will leben, muss mild sein und gern geben.

126 Wer will sein ohne Neid, erzähle niemand seine Freud'.

"Wilt ohn Neid sein, verschweig dein Glücke." (Sutor, 569.)

127 Wider Neid ist Tugend das beste Schild und Kleid.

Dän.: Ved speyl draebes basiliskan, ved dyd draebes misundere. (Prov. dan., 118.)

128 Wiltu sein ohn neid, so sag dein glück mit vnterscheid. - Gruter, I, 85.

Lat.: Jactantiae comes invidia. (Philippi, I, 184.)

129 Wiltu sein on neid, so sag dein glück nyemandt. - Franck, I, 59b; Henisch, 1666, 7; Egenolff, 326b; Schottel, 1126b; Körte, 4510; Braun, I, 3007.

Lat.: Propter invidiam vela opulentiam. (Franck, I, 59b.)

130 Wo Neid wuchert, kann Verdienst nicht aufkommen. - Körte2, 5675.

*131 Das muss ihm der Neid lassen.

*132 Den wird der Neid noch selber auffressen.

*133 Der blasse Neid.

Mhd.: Grüene gel und weitein sol diu neitvarwe sein. (Freidank.) (Zingerle, 108.)

*134 Der Neid guckt ihm aus dem Arsche heraus. (Nürtingen.)

*135 Der Neid reitet ihn.

Holl.: Hem rijdt de nijd. (Harrebomee, II, 127b.)

*136 Der Neid sieht ihm aus den Augen heraus. - Körte2, 5678a; Braun, I, 3003.

Holl.: De nijd ziet hem oogen uit. (Harrebomee, II, 127a.)


Neidebissen.

Besser Neidebissen als ein Gericht von Bedauern und Achselzucken. (Wend. Lausitz.)


Neiden.

1 Da man mich neid, ward mir der Ars erst breit. - Gruter, III, 13; Lehmann, II, 76, 23.

2 Es ist besser geneidet, denn erbarmet. - Henisch, 321, 63.

3 Es ist besser zu neiden, dann zu erbarmen. - Henisch, 904, 13; Lehmann, II, 129, 154.

Lat.: Melius inuideri quam misereri. (Henisch, 904, 14.)

4 Ich lasse neiden, wer da wil, ich traw auf Got, der ist mein Ziel.

Inschrift auf einem kupfernen, im schlesischen Alterthümermuseum in Breslau befindlichen Kruge des Bartholomäus von Rosenberg aus dem Jahre 1595. (Vgl. Schles. Provinzialbl., 1867, S. 577.)

[Spaltenumbruch] 5 Mancher neidet, dass einem andern die Sonne ins Wasser scheint. - Petri, II, 452.

6 Wer neidet, der leidet. - Eiselein, 491; Simrock, 7466; Braun, I, 3002.

7 Wer neidet vnd sich selbst rechet, der gewinnt nicht vil. - Henisch, 1602, 40; Petri, II, 738.


Neider.

1 Besser zehn Neider als Ein Mitleider. - Hollenberg, II, 29; Neus, 18; Eiselein, 491; Gaal, 1211; Siebenkees, 219; Körte, 4516; Birlinger, 404; für Franken: Frommann, VI, 321, 297.

Mitleid setzt einen schlechten Zustand voraus, in dem sich einer befindet, Neid einen glücklichen. Jemand hat daher gesagt: Ich beneide die Lage dessen nicht, der nicht beneidet wird. Rousseau hat, nach der Grabschrift, die Piron für ihn geschrieben, beides gehabt; denn sie schliesst: "Dreissig Jahre hat ihn der Neid verzehrt und andere dreissig Jahre war er mitleidswerth." (Gubitz, Gesellschafter, 1826, S. 671.)

Böhm.: Lepe jest, by mne jini zavideli, nez ja komu. - Lepsi jest zavist' na sebe vesti, nez ulitovani. (Celakovsky, 109.)

Dän.: Bedre at misundes for at have rigdom, end inkes for at have foröd den. - Bedre forhadt end beklagt. - Bedre misundere end miskundere. (Prov. dan., 55.)

Frz.: Il vaut mieux faire envie que pitie. (Bohn I, 38; Starschedel, 167; Kritzinger, 279.) - Jayme mieulx que mon ennemy aye enuye sur moy que pitiee. (Bovill, II, 163.)

It.: E meglio esser invidiato che compassionato. - E meglio invidia che pieta. (Pazzaglia, 185, 1.)

Lat.: Invidia molesta est; molestius vero est nihil habere ad invidendum. - Malo aduersarium mihi inuidere, quam mei misereri. (Bovill, II, 163.) - Malo mihi invidere inimicos, quam me inimicis. (Plautus.) - Praestat invidos habere quam condolentes. (Gaal, 1211.) - Sola miseria cavet invidia.

Poln.: Lepiej ze mi kto zajrzy, niz ja komu.

Schwed.: Bättre missundt, än beklagadt. (Grubb, 75; Rhodin, 12.)

Ung.: Jobb egy irigy ember szaz szanakodonal. (Gaal, 1211.)

2 Der Neider hasset, was er sicht, vnd mus doch leiden, was geschicht. - Petri, II, 102.

Während der obige (s. Neider 4) Spruch sich am Fuss des erwähnten kupfernen Krugs befindet, bildet der vorstehende die Bauchinschrift.

3 Der neider ist sein eigen schindmesser. - Lehmann, 544, 6.

It.: L'invidioso non da a nessuno maggior tormento ch'a se stesso. (Pazzaglia, 172, 11.)

4 Der Neider kan nichts als nur Hundshaar in sachen zum intrag geben. - Lehmann, 544, 7.

5 Der Neider Sinn ist frommer gewinn. - Petri, II, 103.

6 Der Neider tück ist Mein gelück.

Aus einer alten Handschrift (S. 8), die sich in der Bibliothek des Herrn Kreisgerichtsdirector Ottow in Landeshut befindet.

7 Die Neider werden sterben, aber der Neid wird sich vererben.

Frz.: Les envieux mourront mais non jamais l'envie. (Bohn I, 34; Kritzinger, 279.)

It.: Muorono gl'invidiosi, ma non l'invidia. (Pazzaglia, 185, 6.)

8 Je mehr Neider, je mehr Glück.

9 Lass Neider neiden und Hasser hassen; was Gott mir gönnt, muss man mir lassen. - Simrock, 7492a; Körte, 4518; Hertz, 17.

Stand am ehemaligen Wirthshause zu Unter- Endingen. (Aargauer Taschenbuch.) Auch Hausreim in Kiebingen. (Birlinger, 1162.)

10 Läwer Negder wä Mätlegder. (Siebenbürg.-sächs.) - Schuster, 1104; hochdeutsch bei Braun, I, 3006.

11 Neider seynd liechtputzen, die andern jhr liecht leschen. - Lehmann, 545, 15; Simrock, 7489; Sailer, 176.

In Aegypten scheinen aber die Neider oder doch die Neiderinnen bösartiger zu sein; denn ein sprichwörtlicher Fluch gegen den Feind oder den eifersüchtigen Liebhaber eines Weibes lautet: "Möge ihre Neiderin über ihr Haar fallen" (Burckhardt, 221), d. h. möge er Unglück haben, wenn er sich ihr auch nahen mag.

12 Neider sind besser als Mitleider. - Günther, 82; Simrock, 7485.

"Viel Neider seind, die hassen mich, wer lacht ihr mehr als eben ich? Ich fragt nicht, wer die schaaffe schiert, wer weiss nicht, wem die Woll gebührt." (Gerlach, 50.)

Lat.: Malo invidiam, quam misericordiam. (Binder I, 938; II, 1776; Seybold, 295.) - Miseratione melior invidia. (Binder II, 1869; Seybold, 308.)

[Spaltenumbruch] 118 Wenn der Neid in den Spiegel sieht, muss er sich schämen.

119 Wenn Neid die Wahl hat, so ist ihm Barrabas lieber als Christus.

Schon Petrarca klagt: „Man scheint mehr als andere die zu neiden, die, durch der eigenen Flügel Kraft gehoben, aus dem gemeinen Käfig aller scheiden.“

120 Wenn Neid ein fieber were, so were die Welt schon gestorben.Lehmann, 545, 11.

Dän.: Var avind en feber, da var all verden sig; var hun en pest, da var verden længe siden uddød. (Prov. dan., 41; Bohn I, 402.)

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Lat.: Si foret invidiae rabies certissima febris, certe jam dudum mundi obiisset opus. (Grubb, 684.)

Schwed.: Om afund wore feber, så wore hela werlden sjuk. (Grubb, 614; Wensell, 62.)

121 Wenn Neid eine Krankheit wäre, so würde die Welt ein Spital sein.Winckler, XI, 9.

122 Wenn Neyd brent wie fewer, were das Holtz lengst nicht so thewer.Gruter, III, 97; Lehmann, II, 863, 44; Gerlach, 26; Birlinger, 1171; Simrock, 7490; Körte, 4510; Braun, I, 3008; Aarg. Taschenb.; Welt und Zeit, V, 86.

Das Haus im Wiesenthal, in dem Hebel als Knabe lebte, hatte die Inschrift: „Wenn Neid und Holz brennen wie ein Feuer, wär' Holz und Kohlen nit so theuer.“ Die Russen: Wenn der Neid wie Talg röche, man könnte es vor Stank nicht aushalten. (Altmann VI, 421.)

Lat.: Odium est vetus ira ex pluribus causis collecta diurno tempore perseverans. (Sutor, 571.)

123 Wer dem Neide einen Nagel zum Sarge schlagen will, muss andere loben.

124 Wer durch Neid will schaden, wird selbst mit angst beladen.Petri, II, 697.

125 Wer ohne Neid will leben, muss mild sein und gern geben.

126 Wer will sein ohne Neid, erzähle niemand seine Freud'.

„Wilt ohn Neid sein, verschweig dein Glücke.“ (Sutor, 569.)

127 Wider Neid ist Tugend das beste Schild und Kleid.

Dän.: Ved speyl dræbes basiliskan, ved dyd dræbes misundere. (Prov. dan., 118.)

128 Wiltu sein ohn neid, so sag dein glück mit vnterscheid.Gruter, I, 85.

Lat.: Jactantiae comes invidia. (Philippi, I, 184.)

129 Wiltu sein on neid, so sag dein glück nyemandt.Franck, I, 59b; Henisch, 1666, 7; Egenolff, 326b; Schottel, 1126b; Körte, 4510; Braun, I, 3007.

Lat.: Propter invidiam vela opulentiam. (Franck, I, 59b.)

130 Wo Neid wuchert, kann Verdienst nicht aufkommen.Körte2, 5675.

*131 Das muss ihm der Neid lassen.

*132 Den wird der Neid noch selber auffressen.

*133 Der blasse Neid.

Mhd.: Grüene gel und weitîn sol diu nîtvarwe sîn. (Freidank.) (Zingerle, 108.)

*134 Der Neid guckt ihm aus dem Arsche heraus. (Nürtingen.)

*135 Der Neid reitet ihn.

Holl.: Hem rijdt de nijd. (Harrebomée, II, 127b.)

*136 Der Neid sieht ihm aus den Augen heraus.Körte2, 5678a; Braun, I, 3003.

Holl.: De nijd ziet hem oogen uit. (Harrebomée, II, 127a.)


Neidebissen.

Besser Neidebissen als ein Gericht von Bedauern und Achselzucken. (Wend. Lausitz.)


Neiden.

1 Da man mich neid, ward mir der Ars erst breit.Gruter, III, 13; Lehmann, II, 76, 23.

2 Es ist besser geneidet, denn erbarmet.Henisch, 321, 63.

3 Es ist besser zu neiden, dann zu erbarmen.Henisch, 904, 13; Lehmann, II, 129, 154.

Lat.: Melius inuideri quam misereri. (Henisch, 904, 14.)

4 Ich lasse neiden, wer da wil, ich traw auf Got, der ist mein Ziel.

Inschrift auf einem kupfernen, im schlesischen Alterthümermuseum in Breslau befindlichen Kruge des Bartholomäus von Rosenberg aus dem Jahre 1595. (Vgl. Schles. Provinzialbl., 1867, S. 577.)

[Spaltenumbruch] 5 Mancher neidet, dass einem andern die Sonne ins Wasser scheint.Petri, II, 452.

6 Wer neidet, der leidet.Eiselein, 491; Simrock, 7466; Braun, I, 3002.

7 Wer neidet vnd sich selbst rechet, der gewinnt nicht vil.Henisch, 1602, 40; Petri, II, 738.


Neider.

1 Besser zehn Neider als Ein Mitleider.Hollenberg, II, 29; Neus, 18; Eiselein, 491; Gaal, 1211; Siebenkees, 219; Körte, 4516; Birlinger, 404; für Franken: Frommann, VI, 321, 297.

Mitleid setzt einen schlechten Zustand voraus, in dem sich einer befindet, Neid einen glücklichen. Jemand hat daher gesagt: Ich beneide die Lage dessen nicht, der nicht beneidet wird. Rousseau hat, nach der Grabschrift, die Piron für ihn geschrieben, beides gehabt; denn sie schliesst: „Dreissig Jahre hat ihn der Neid verzehrt und andere dreissig Jahre war er mitleidswerth.“ (Gubitz, Gesellschafter, 1826, S. 671.)

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It.: E meglio esser invidiato che compassionato. – E meglio invidia che pietà. (Pazzaglia, 185, 1.)

Lat.: Invidia molesta est; molestius vero est nihil habere ad invidendum. – Malo aduersarium mihi inuidere, quam mei misereri. (Bovill, II, 163.) – Malo mihi invidere inimicos, quam me inimicis. (Plautus.) – Praestat invidos habere quam condolentes. (Gaal, 1211.) – Sola miseria cavet invidia.

Poln.: Lepiéj że mi kto zajrzy, niź ja komu.

Schwed.: Bättre missundt, än beklagadt. (Grubb, 75; Rhodin, 12.)

Ung.: Jobb egy irigy ember száz szánakodónál. (Gaal, 1211.)

2 Der Neider hasset, was er sicht, vnd mus doch leiden, was geschicht.Petri, II, 102.

Während der obige (s. Neider 4) Spruch sich am Fuss des erwähnten kupfernen Krugs befindet, bildet der vorstehende die Bauchinschrift.

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4 Der Neider kan nichts als nur Hundshaar in sachen zum intrag geben.Lehmann, 544, 7.

5 Der Neider Sinn ist frommer gewinn.Petri, II, 103.

6 Der Neider tück ist Mein gelück.

Aus einer alten Handschrift (S. 8), die sich in der Bibliothek des Herrn Kreisgerichtsdirector Ottow in Landeshut befindet.

7 Die Neider werden sterben, aber der Neid wird sich vererben.

Frz.: Les envieux mourront mais non jamais l'envie. (Bohn I, 34; Kritzinger, 279.)

It.: Muorono gl'invidiosi, ma non l'invidia. (Pazzaglia, 185, 6.)

8 Je mehr Neider, je mehr Glück.

9 Lass Neider neiden und Hasser hassen; was Gott mir gönnt, muss man mir lassen.Simrock, 7492a; Körte, 4518; Hertz, 17.

Stand am ehemaligen Wirthshause zu Unter- Endingen. (Aargauer Taschenbuch.) Auch Hausreim in Kiebingen. (Birlinger, 1162.)

10 Läwer Negder wä Mätlegder. (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 1104; hochdeutsch bei Braun, I, 3006.

11 Neider seynd liechtputzen, die andern jhr liecht leschen.Lehmann, 545, 15; Simrock, 7489; Sailer, 176.

In Aegypten scheinen aber die Neider oder doch die Neiderinnen bösartiger zu sein; denn ein sprichwörtlicher Fluch gegen den Feind oder den eifersüchtigen Liebhaber eines Weibes lautet: „Möge ihre Neiderin über ihr Haar fallen“ (Burckhardt, 221), d. h. möge er Unglück haben, wenn er sich ihr auch nahen mag.

12 Neider sind besser als Mitleider.Günther, 82; Simrock, 7485.

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[[496]/0510] 118 Wenn der Neid in den Spiegel sieht, muss er sich schämen. 119 Wenn Neid die Wahl hat, so ist ihm Barrabas lieber als Christus. Schon Petrarca klagt: „Man scheint mehr als andere die zu neiden, die, durch der eigenen Flügel Kraft gehoben, aus dem gemeinen Käfig aller scheiden.“ 120 Wenn Neid ein fieber were, so were die Welt schon gestorben. – Lehmann, 545, 11. Dän.: Var avind en feber, da var all verden sig; var hun en pest, da var verden længe siden uddød. (Prov. dan., 41; Bohn I, 402.) It.: Se l'invidia fosse una febbre, tutto il mondo l'haverebbe (sarebbe infermo). (Gaal, 1208; Pazzaglia, 185, 8.) Lat.: Si foret invidiae rabies certissima febris, certe jam dudum mundi obiisset opus. (Grubb, 684.) Schwed.: Om afund wore feber, så wore hela werlden sjuk. (Grubb, 614; Wensell, 62.) 121 Wenn Neid eine Krankheit wäre, so würde die Welt ein Spital sein. – Winckler, XI, 9. 122 Wenn Neyd brent wie fewer, were das Holtz lengst nicht so thewer. – Gruter, III, 97; Lehmann, II, 863, 44; Gerlach, 26; Birlinger, 1171; Simrock, 7490; Körte, 4510; Braun, I, 3008; Aarg. Taschenb.; Welt und Zeit, V, 86. Das Haus im Wiesenthal, in dem Hebel als Knabe lebte, hatte die Inschrift: „Wenn Neid und Holz brennen wie ein Feuer, wär' Holz und Kohlen nit so theuer.“ Die Russen: Wenn der Neid wie Talg röche, man könnte es vor Stank nicht aushalten. (Altmann VI, 421.) Lat.: Odium est vetus ira ex pluribus causis collecta diurno tempore perseverans. (Sutor, 571.) 123 Wer dem Neide einen Nagel zum Sarge schlagen will, muss andere loben. 124 Wer durch Neid will schaden, wird selbst mit angst beladen. – Petri, II, 697. 125 Wer ohne Neid will leben, muss mild sein und gern geben. 126 Wer will sein ohne Neid, erzähle niemand seine Freud'. „Wilt ohn Neid sein, verschweig dein Glücke.“ (Sutor, 569.) 127 Wider Neid ist Tugend das beste Schild und Kleid. Dän.: Ved speyl dræbes basiliskan, ved dyd dræbes misundere. (Prov. dan., 118.) 128 Wiltu sein ohn neid, so sag dein glück mit vnterscheid. – Gruter, I, 85. Lat.: Jactantiae comes invidia. (Philippi, I, 184.) 129 Wiltu sein on neid, so sag dein glück nyemandt. – Franck, I, 59b; Henisch, 1666, 7; Egenolff, 326b; Schottel, 1126b; Körte, 4510; Braun, I, 3007. Lat.: Propter invidiam vela opulentiam. (Franck, I, 59b.) 130 Wo Neid wuchert, kann Verdienst nicht aufkommen. – Körte2, 5675. *131 Das muss ihm der Neid lassen. *132 Den wird der Neid noch selber auffressen. *133 Der blasse Neid. Mhd.: Grüene gel und weitîn sol diu nîtvarwe sîn. (Freidank.) (Zingerle, 108.) *134 Der Neid guckt ihm aus dem Arsche heraus. (Nürtingen.) *135 Der Neid reitet ihn. Holl.: Hem rijdt de nijd. (Harrebomée, II, 127b.) *136 Der Neid sieht ihm aus den Augen heraus. – Körte2, 5678a; Braun, I, 3003. Holl.: De nijd ziet hem oogen uit. (Harrebomée, II, 127a.) Neidebissen. Besser Neidebissen als ein Gericht von Bedauern und Achselzucken. (Wend. Lausitz.) Neiden. 1 Da man mich neid, ward mir der Ars erst breit. – Gruter, III, 13; Lehmann, II, 76, 23. 2 Es ist besser geneidet, denn erbarmet. – Henisch, 321, 63. 3 Es ist besser zu neiden, dann zu erbarmen. – Henisch, 904, 13; Lehmann, II, 129, 154. Lat.: Melius inuideri quam misereri. (Henisch, 904, 14.) 4 Ich lasse neiden, wer da wil, ich traw auf Got, der ist mein Ziel. Inschrift auf einem kupfernen, im schlesischen Alterthümermuseum in Breslau befindlichen Kruge des Bartholomäus von Rosenberg aus dem Jahre 1595. (Vgl. Schles. Provinzialbl., 1867, S. 577.) 5 Mancher neidet, dass einem andern die Sonne ins Wasser scheint. – Petri, II, 452. 6 Wer neidet, der leidet. – Eiselein, 491; Simrock, 7466; Braun, I, 3002. 7 Wer neidet vnd sich selbst rechet, der gewinnt nicht vil. – Henisch, 1602, 40; Petri, II, 738. Neider. 1 Besser zehn Neider als Ein Mitleider. – Hollenberg, II, 29; Neus, 18; Eiselein, 491; Gaal, 1211; Siebenkees, 219; Körte, 4516; Birlinger, 404; für Franken: Frommann, VI, 321, 297. Mitleid setzt einen schlechten Zustand voraus, in dem sich einer befindet, Neid einen glücklichen. Jemand hat daher gesagt: Ich beneide die Lage dessen nicht, der nicht beneidet wird. Rousseau hat, nach der Grabschrift, die Piron für ihn geschrieben, beides gehabt; denn sie schliesst: „Dreissig Jahre hat ihn der Neid verzehrt und andere dreissig Jahre war er mitleidswerth.“ (Gubitz, Gesellschafter, 1826, S. 671.) Böhm.: Lépe jest, by mnĕ jiní závidĕli, než já komu. – Lepší jest závist' na sebe vésti, než ulitování. (Čelakovský, 109.) Dän.: Bedre at misundes for at have rigdom, end inkes for at have forød den. – Bedre forhadt end beklagt. – Bedre misundere end miskundere. (Prov. dan., 55.) Frz.: Il vaut mieux faire envie que pitié. (Bohn I, 38; Starschedel, 167; Kritzinger, 279.) – Jayme mieulx que mon ennemy aye enuye sur moy que pitiee. (Bovill, II, 163.) It.: E meglio esser invidiato che compassionato. – E meglio invidia che pietà. (Pazzaglia, 185, 1.) Lat.: Invidia molesta est; molestius vero est nihil habere ad invidendum. – Malo aduersarium mihi inuidere, quam mei misereri. (Bovill, II, 163.) – Malo mihi invidere inimicos, quam me inimicis. (Plautus.) – Praestat invidos habere quam condolentes. (Gaal, 1211.) – Sola miseria cavet invidia. Poln.: Lepiéj że mi kto zajrzy, niź ja komu. Schwed.: Bättre missundt, än beklagadt. (Grubb, 75; Rhodin, 12.) Ung.: Jobb egy irigy ember száz szánakodónál. (Gaal, 1211.) 2 Der Neider hasset, was er sicht, vnd mus doch leiden, was geschicht. – Petri, II, 102. Während der obige (s. Neider 4) Spruch sich am Fuss des erwähnten kupfernen Krugs befindet, bildet der vorstehende die Bauchinschrift. 3 Der neider ist sein eigen schindmesser. – Lehmann, 544, 6. It.: L'invidioso non dà a nessuno maggior tormento ch'a se stesso. (Pazzaglia, 172, 11.) 4 Der Neider kan nichts als nur Hundshaar in sachen zum intrag geben. – Lehmann, 544, 7. 5 Der Neider Sinn ist frommer gewinn. – Petri, II, 103. 6 Der Neider tück ist Mein gelück. Aus einer alten Handschrift (S. 8), die sich in der Bibliothek des Herrn Kreisgerichtsdirector Ottow in Landeshut befindet. 7 Die Neider werden sterben, aber der Neid wird sich vererben. Frz.: Les envieux mourront mais non jamais l'envie. (Bohn I, 34; Kritzinger, 279.) It.: Muorono gl'invidiosi, ma non l'invidia. (Pazzaglia, 185, 6.) 8 Je mehr Neider, je mehr Glück. 9 Lass Neider neiden und Hasser hassen; was Gott mir gönnt, muss man mir lassen. – Simrock, 7492a; Körte, 4518; Hertz, 17. Stand am ehemaligen Wirthshause zu Unter- Endingen. (Aargauer Taschenbuch.) Auch Hausreim in Kiebingen. (Birlinger, 1162.) 10 Läwer Negder wä Mätlegder. (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 1104; hochdeutsch bei Braun, I, 3006. 11 Neider seynd liechtputzen, die andern jhr liecht leschen. – Lehmann, 545, 15; Simrock, 7489; Sailer, 176. In Aegypten scheinen aber die Neider oder doch die Neiderinnen bösartiger zu sein; denn ein sprichwörtlicher Fluch gegen den Feind oder den eifersüchtigen Liebhaber eines Weibes lautet: „Möge ihre Neiderin über ihr Haar fallen“ (Burckhardt, 221), d. h. möge er Unglück haben, wenn er sich ihr auch nahen mag. 12 Neider sind besser als Mitleider. – Günther, 82; Simrock, 7485. „Viel Neider seind, die hassen mich, wer lacht ihr mehr als eben ich? Ich fragt nicht, wer die schaaffe schiert, wer weiss nicht, wem die Woll gebührt.“ (Gerlach, 50.) Lat.: Malo invidiam, quam misericordiam. (Binder I, 938; II, 1776; Seybold, 295.) – Miseratione melior invidia. (Binder II, 1869; Seybold, 308.)

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873, S. [496]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon03_1873/510>, abgerufen am 24.04.2024.