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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873.

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Nichte.

1 E wenig Neit freit leit (leicht). (Gladbach.) - Firmenich, III, 516, 59.

*2 Wi sönn Nichten tohop. (Werder.)

Wir sind Nichten zusammen. Zur Bezeichnung einer Verwandtschaft, die sich nicht mehr nach Graden bestimmen lässt, bei Frauen wie bei Männern gebräuchlich. (Passarge, Weichseldelta, S. 214.)


Nichten.

1 Mit nichten, sagen die Nürnberger.

Wie J. Weber bemerkt, daher entstanden, dass die Nürnberger, wenn der Abgeordnete des Burggrafen anfing: "Ew. und mein Herr u. s. w." protestirend einfielen: "Mit nichten."

*2 Mit nichten, a hest Hons. (Schles.) - Frommann, III, 408, 307.


Nichtmehrthun.

Nichtmehrthun ist die beste Abbitte (Busse). - Herberger, Herzpostille, 64; Simrock, 9.

Dän.: Det er den beste ruelse, ikke meere at gjöre det man ruer. (Prov. dan., 482.)

Lat.: Optimus poenitenti portus est mutatio consilii. (Gaal, 272.) - Si poenitet, haud nocet error. (Binder II, 3125; Seybold, 566.)


Nichts.

1 Als Niet kommt tot iet, dann kennt iet hem selver niet. - Simrock, 7534.

Wenn ganz arme Leute plötzlich zu grossem Vermögen gelangen, kennen sie sich selbst nicht mehr.

2 Auss nichts wird nichts vnd bleibt nichts. - Lehmann, II, 32, 68; Petri, II, 30; Blum, 327; Eiselein, 493; Simrock, 7523; Körte, 4549; Mayer, II, 52; für die Schweiz: Tobler, 338.

"Dass auss nichts auch nichts werden kan, das ist offenbar yederman." (Loci comm., 62.) "Erdengötter sind die Fürsten, mancher Dichter spricht's; und wie viele Creaturen schafft ihr Wort aus - nichts." (Witzfunken, IVa, 170.)

Böhm.: Z niceho nebude nic. (Celakovsky, 176.)

Engl.: An old naught will never be ought. (Gaal, 926.)

Frz.: On ne fait rien de rien. (Lendroy, 1317; Cahier, 1547.)

Lat.: De nihilo nihilum. (Persius.) (Binder II, 711.) - Fit nihil ex nihilo, summus philosophus inquit. (Binder II, 1153; Gartner, 152; Sutor, 912; Loci comm., 62.)

Poln.: Z niczego nic niebedzie. (Celakovsky, 176.)

3 Besser (recht) nichts als Unrecht etwas. - Simrock, 7537.

4 Besser nichts geben, als geraubt Almosen geben. - Petri, II, 37.

5 Dä nicks es un maint sik nicks, dai es gar nicks. - Woeste, 74, 217.

6 Dat is Nix, mein Dochter, de Kerl nimmt di nich. - Eichwald, 320; Frommann, II, 538, 166; Kern, 217.

7 De van net (nichts) kummt to et (etwas), dat is allemanns (jedermanns) Verdret (Verdruss). (Ostfries.) - Bueren, 394; Eichwald, 29; Frommann, IV, 143, 377; Kern, 1570.

Dies ostfriesische Sprichwort kommt im Herzogthum Oldenburg nicht vor, wo man nur allein den Bauer und nicht den Edelmann kennt, wo nur allein der Besitz adelt, wo alle Standesunterschiede nur durch Geld und Geldeswerth geschaffen werden. Der oldenburger Arbeiter, der durch Intelligenz und Fleiss oder durch eine Heirath, der Heuermann oder Krämer, der durch Benutzung glücklicher Conjuncturen - "dem 't man so tofault is" - reich geworden und in den Besitz einer Landstelle gelangt ist, steht ganz dem Manne gleich, dessen Vorfahren schon Jahrhunderte Hausleute waren. Er gehört von dem Augenblick an nicht mehr "to de lütjen Lüe," sondern "to de Groten." Er tritt vollständig in die Reihe der Magnaten des Dorfs und theilt mit ihnen alle Vortheile der bevorzugten höhern Stellung in der Gesellschaft. (Weserzeitung, 4036.) (S. Dübbeltje 1.)

8 Den Herrn von Nichts kann niemand bestehlen.

Engl.: Naught is never in danger. (Bohn II, 118.)

9 Der hat nichts, der nicht genug hat.

Frz.: Rien n'a, qui assez n'a. (Kritzinger, 616a.)

Lat.: Nihil habet cui nihil sat est. (Bovill, III, 92.)

10 Der nichts thut, thut Böses, wie ein Diener, der nichts thut.

Lat.: Facito aliquid operis ut diabolus semper te inveniat occupatum. (Sutor, 575.)

11 Diar nant as an uk nicks mesch wal, di as tweisis nant. (Nordfries.) - Johansen, 68; Firmenich, III, 2, 18; für Amrum: Haupt, VIII, 365, 239.

Wer nichts ist und auch nichts sein will, der ist zweimal nichts.

[Spaltenumbruch] 12 Es ist nicht gar nichts, was der Pöfel spricht. - Sutor, 206.

13 Es ist nichts über ein gut Gewissen.

14 Es ist nichts über guten Muth (über einen bösen Nachbar, über ein böses Maul, über ein böses Weib).

15 Es ist nichts über Schweigen.

16 Für nichts gibt man nichts.

Bei Tunnicius (753): Umme nich is quat wat to doen. (Quis gratis sudasse potest? sunt munera cordi.)

Böhm.: Za nic zas nic koupis. (Celakovsky, 162.)

Dän.: For intet faaer man intet. - Noget for noget; intet for intet. (Prov. dan., 326 u. 429.)

Frz.: On ne donne rien pour rien. (Cahier, 1548; Bohn I, 42.)

17 Hier ist nichts und da ist nichts, und aus nichts hat Gott die Welt gemacht. - Simrock, 7522; Frischbier2, 2779.

Dies Sprichwort soll von einem Geistlichen herrühren, der eine Probepredigt halten wollte, zu der er den Text auf dem Pulte der Kanzel finden werde. Er fand dort aber nur ein leeres Blatt Papier. Der Prediger ergriff es, besah es von beiden Seiten, und seine Geistesgegenwart verhalf ihn zum obigen Texte und zur - Pfarre. Nach A. Hagen (Poesie vor hundert Jahren, Neue Preuss. Provinzialbl., V, 144) soll mit Johann Friedr. Laurson diese Probe gemacht sein. Derselbe trat in öffentlichen Versammlungen wie in Privatcirkeln als Stegreifdichter auf. Als er einst die Rednerbühne betrat, fand er statt des Themas ein weisses Blatt. Laurson las von demselben die ganze Weltschöpfung ab, indem er also anhub: Seht, hier ist nichts, und da ist nichts, und aus nichts hat Gott die Welt gemacht. Laurson (geboren den 15. Oct. 1727) lebte als Lehrer, Gelegenheitsdichter u. s. w. in Königsberg und starb den 4. Oct. 1788.

18 Ick doe der nicks mehr to, säh Jüffer Duins. - Hauskalender, II.

19 Keiner kann nichts, und keiner kann alles. - Simrock, 7532; Körte2, 4543.

20 Ker di an nix, un ker di an nix, is ok en Trost. (Holst.) - Schütze, III, 149.

Mögen die Leute reden.

21 Lieber nichts als nichts Rechts. - Demokritos, III, 64.

22 Lieber nütz as schlecht nebes. - Tobler, 337.

Besser nichts als etwas Schlechtes.

23 Mir nex, dir nex und de beise (böse) Buaba (Mädle) nex. (Ulm.)

Zu Kindern.

24 Mit nicht fahet (fangt, gewinnt) man nicht. - Franck, I, 74b, 84a u. 117b; Gruter, I, 59; Lehmann, 289, 15; Schottel, 1127a; Blum, 730.

Ein Köder muss an der Angel sein, wenn man fangen soll. Ohne alle Mittel lässt sich nichts ausrichten.

Frz.: Rien n'arrive pour rien. (Cahier, 1549.)

Holl.: Met niemendal begint men niet. (Harrebomee, II, 126a.)

Schwed.: Med intet far man intet. (Grubb, 522.)

25 Mit nichts bereitet man sich gut auf die Fasten. - Eiselein, 493; Simrock, 7520; Körte2, 5713; Braun, I, 3035.

26 Mit nichts kann man kein Haus bauen. - Simrock, 7528; Körte2, 5707; Braun, I, 3031; Mayer, II, 53; Masson, 262.

Frz.: On ne saurait faire rien de rien. (Masson, 263.)

27 Näst äs gat än de AUgen, awer net än de Muogen. (Siebenbürg.-sächs.) - Schuster, 278.

28 Nex haben ist a rüebigi Sach, nur zu Zeiten langweilig. (Weingarten.) - Birlinger, 402.

Frz.: Rien n'arrive pour rien. (Bohn I, 55.)

29 Nicht1 ist inn die Augen gut. - Luther's Ms., S. 4.

1) Ich vermuthe nur, dass das Wort "Nichts" heissen soll, es sieht eher aus wie: Nacht; ein Sprichwort dieser Art ist mir aber nicht begegnet.

30 Nichts braucht keine Schlupfwinkel. - Eiselein, 493; Simrock, 7519.

31 Nichts hab' ich gehabt, um alles bin ich gekommen. - Blass, 16.

32 Nichts haben ist ein ruhig Leben, aber etwas haben ist auch gut. - Simrock, 7524b.

33 Nichts haben, Ruhe haben. - Simrock, 7524a.

34 Nichts haben sind zwei Teufel, ichts haben ist ein Teufel. - Simrock, 7541; Körte, 4553.


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Nichte.

1 E wenig Neit freit leit (leicht). (Gladbach.) – Firmenich, III, 516, 59.

*2 Wi sönn Nichten tohôp. (Werder.)

Wir sind Nichten zusammen. Zur Bezeichnung einer Verwandtschaft, die sich nicht mehr nach Graden bestimmen lässt, bei Frauen wie bei Männern gebräuchlich. (Passarge, Weichseldelta, S. 214.)


Nichten.

1 Mit nichten, sagen die Nürnberger.

Wie J. Weber bemerkt, daher entstanden, dass die Nürnberger, wenn der Abgeordnete des Burggrafen anfing: „Ew. und mein Herr u. s. w.“ protestirend einfielen: „Mit nichten.“

*2 Mit nichten, a hest Hons. (Schles.) – Frommann, III, 408, 307.


Nichtmehrthun.

Nichtmehrthun ist die beste Abbitte (Busse).Herberger, Herzpostille, 64; Simrock, 9.

Dän.: Det er den beste ruelse, ikke meere at gjøre det man ruer. (Prov. dan., 482.)

Lat.: Optimus poenitenti portus est mutatio consilii. (Gaal, 272.) – Si poenitet, haud nocet error. (Binder II, 3125; Seybold, 566.)


Nichts.

1 Als Niet kommt tot iet, dann kennt iet hem selver niet.Simrock, 7534.

Wenn ganz arme Leute plötzlich zu grossem Vermögen gelangen, kennen sie sich selbst nicht mehr.

2 Auss nichts wird nichts vnd bleibt nichts.Lehmann, II, 32, 68; Petri, II, 30; Blum, 327; Eiselein, 493; Simrock, 7523; Körte, 4549; Mayer, II, 52; für die Schweiz: Tobler, 338.

„Dass auss nichts auch nichts werden kan, das ist offenbar yederman.“ (Loci comm., 62.) „Erdengötter sind die Fürsten, mancher Dichter spricht's; und wie viele Creaturen schafft ihr Wort aus – nichts.“ (Witzfunken, IVa, 170.)

Böhm.: Z ničeho nebude nic. (Čelakovský, 176.)

Engl.: An old naught will never be ought. (Gaal, 926.)

Frz.: On ne fait rien de rien. (Lendroy, 1317; Cahier, 1547.)

Lat.: De nihilo nihilum. (Persius.) (Binder II, 711.) – Fit nihil ex nihilo, summus philosophus inquit. (Binder II, 1153; Gartner, 152; Sutor, 912; Loci comm., 62.)

Poln.: Z niczego nic niebędzie. (Čelakovský, 176.)

3 Besser (recht) nichts als Unrecht etwas.Simrock, 7537.

4 Besser nichts geben, als geraubt Almosen geben.Petri, II, 37.

5 Dä nicks es un maint sik nicks, dai es gar nicks.Woeste, 74, 217.

6 Dat is Nix, mîn Dochter, de Kêrl nimmt di nich.Eichwald, 320; Frommann, II, 538, 166; Kern, 217.

7 De van nêt (nichts) kummt to êt (etwas), dat is allemanns (jedermanns) Verdrêt (Verdruss). (Ostfries.) – Bueren, 394; Eichwald, 29; Frommann, IV, 143, 377; Kern, 1570.

Dies ostfriesische Sprichwort kommt im Herzogthum Oldenburg nicht vor, wo man nur allein den Bauer und nicht den Edelmann kennt, wo nur allein der Besitz adelt, wo alle Standesunterschiede nur durch Geld und Geldeswerth geschaffen werden. Der oldenburger Arbeiter, der durch Intelligenz und Fleiss oder durch eine Heirath, der Heuermann oder Krämer, der durch Benutzung glücklicher Conjuncturen – „dem 't man so tofûlt is“ – reich geworden und in den Besitz einer Landstelle gelangt ist, steht ganz dem Manne gleich, dessen Vorfahren schon Jahrhunderte Hausleute waren. Er gehört von dem Augenblick an nicht mehr „to de lütjen Lüe,“ sondern „to de Groten.“ Er tritt vollständig in die Reihe der Magnaten des Dorfs und theilt mit ihnen alle Vortheile der bevorzugten höhern Stellung in der Gesellschaft. (Weserzeitung, 4036.) (S. Dübbeltje 1.)

8 Den Herrn von Nichts kann niemand bestehlen.

Engl.: Naught is never in danger. (Bohn II, 118.)

9 Der hat nichts, der nicht genug hat.

Frz.: Rien n'a, qui assez n'a. (Kritzinger, 616a.)

Lat.: Nihil habet cui nihil sat est. (Bovill, III, 92.)

10 Der nichts thut, thut Böses, wie ein Diener, der nichts thut.

Lat.: Facito aliquid operis ut diabolus semper te inveniat occupatum. (Sutor, 575.)

11 Diar nant as an uk nicks mêsch wal, di as tweisis nant. (Nordfries.) – Johansen, 68; Firmenich, III, 2, 18; für Amrum: Haupt, VIII, 365, 239.

Wer nichts ist und auch nichts sein will, der ist zweimal nichts.

[Spaltenumbruch] 12 Es ist nicht gar nichts, was der Pöfel spricht.Sutor, 206.

13 Es ist nichts über ein gut Gewissen.

14 Es ist nichts über guten Muth (über einen bösen Nachbar, über ein böses Maul, über ein böses Weib).

15 Es ist nichts über Schweigen.

16 Für nichts gibt man nichts.

Bei Tunnicius (753): Umme nich is quât wat to doen. (Quis gratis sudasse potest? sunt munera cordi.)

Böhm.: Za nic zas nic koupíš. (Čelakovský, 162.)

Dän.: For intet faaer man intet. – Noget for noget; intet for intet. (Prov. dan., 326 u. 429.)

Frz.: On ne donne rien pour rien. (Cahier, 1548; Bohn I, 42.)

17 Hier ist nichts und da ist nichts, und aus nichts hat Gott die Welt gemacht.Simrock, 7522; Frischbier2, 2779.

Dies Sprichwort soll von einem Geistlichen herrühren, der eine Probepredigt halten wollte, zu der er den Text auf dem Pulte der Kanzel finden werde. Er fand dort aber nur ein leeres Blatt Papier. Der Prediger ergriff es, besah es von beiden Seiten, und seine Geistesgegenwart verhalf ihn zum obigen Texte und zur – Pfarre. Nach A. Hagen (Poesie vor hundert Jahren, Neue Preuss. Provinzialbl., V, 144) soll mit Johann Friedr. Laurson diese Probe gemacht sein. Derselbe trat in öffentlichen Versammlungen wie in Privatcirkeln als Stegreifdichter auf. Als er einst die Rednerbühne betrat, fand er statt des Themas ein weisses Blatt. Laurson las von demselben die ganze Weltschöpfung ab, indem er also anhub: Seht, hier ist nichts, und da ist nichts, und aus nichts hat Gott die Welt gemacht. Laurson (geboren den 15. Oct. 1727) lebte als Lehrer, Gelegenheitsdichter u. s. w. in Königsberg und starb den 4. Oct. 1788.

18 Ick doe der nicks mehr to, säh Jüffer Duins.Hauskalender, II.

19 Keiner kann nichts, und keiner kann alles.Simrock, 7532; Körte2, 4543.

20 Kêr di an nix, un kêr di an nix, is ôk en Trost. (Holst.) – Schütze, III, 149.

Mögen die Leute reden.

21 Lieber nichts als nichts Rechts.Demokritos, III, 64.

22 Lieber nütz as schlecht nebes.Tobler, 337.

Besser nichts als etwas Schlechtes.

23 Mir nex, dir nex und de beise (böse) Buaba (Mädle) nex. (Ulm.)

Zu Kindern.

24 Mit nicht fahet (fangt, gewinnt) man nicht.Franck, I, 74b, 84a u. 117b; Gruter, I, 59; Lehmann, 289, 15; Schottel, 1127a; Blum, 730.

Ein Köder muss an der Angel sein, wenn man fangen soll. Ohne alle Mittel lässt sich nichts ausrichten.

Frz.: Rien n'arrive pour rien. (Cahier, 1549.)

Holl.: Met niemendal begint men niet. (Harrebomée, II, 126a.)

Schwed.: Med intet får man intet. (Grubb, 522.)

25 Mit nichts bereitet man sich gut auf die Fasten.Eiselein, 493; Simrock, 7520; Körte2, 5713; Braun, I, 3035.

26 Mit nichts kann man kein Haus bauen.Simrock, 7528; Körte2, 5707; Braun, I, 3031; Mayer, II, 53; Masson, 262.

Frz.: On ne saurait faire rien de rien. (Masson, 263.)

27 Näst äs gât än de Ûgen, awer net än de Muogen. (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 278.

28 Nex haben ist a rüebigi Sach, nur zu Zeiten langweilig. (Weingarten.) – Birlinger, 402.

Frz.: Rien n'arrive pour rien. (Bohn I, 55.)

29 Nicht1 ist inn die Augen gut.Luther's Ms., S. 4.

1) Ich vermuthe nur, dass das Wort „Nichts“ heissen soll, es sieht eher aus wie: Nacht; ein Sprichwort dieser Art ist mir aber nicht begegnet.

30 Nichts braucht keine Schlupfwinkel.Eiselein, 493; Simrock, 7519.

31 Nichts hab' ich gehabt, um alles bin ich gekommen.Blass, 16.

32 Nichts haben ist ein ruhig Leben, aber etwas haben ist auch gut.Simrock, 7524b.

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[[508]/0522] Nichte. 1 E wenig Neit freit leit (leicht). (Gladbach.) – Firmenich, III, 516, 59. *2 Wi sönn Nichten tohôp. (Werder.) Wir sind Nichten zusammen. Zur Bezeichnung einer Verwandtschaft, die sich nicht mehr nach Graden bestimmen lässt, bei Frauen wie bei Männern gebräuchlich. (Passarge, Weichseldelta, S. 214.) Nichten. 1 Mit nichten, sagen die Nürnberger. Wie J. Weber bemerkt, daher entstanden, dass die Nürnberger, wenn der Abgeordnete des Burggrafen anfing: „Ew. und mein Herr u. s. w.“ protestirend einfielen: „Mit nichten.“ *2 Mit nichten, a hest Hons. (Schles.) – Frommann, III, 408, 307. Nichtmehrthun. Nichtmehrthun ist die beste Abbitte (Busse). – Herberger, Herzpostille, 64; Simrock, 9. Dän.: Det er den beste ruelse, ikke meere at gjøre det man ruer. (Prov. dan., 482.) Lat.: Optimus poenitenti portus est mutatio consilii. (Gaal, 272.) – Si poenitet, haud nocet error. (Binder II, 3125; Seybold, 566.) Nichts. 1 Als Niet kommt tot iet, dann kennt iet hem selver niet. – Simrock, 7534. Wenn ganz arme Leute plötzlich zu grossem Vermögen gelangen, kennen sie sich selbst nicht mehr. 2 Auss nichts wird nichts vnd bleibt nichts. – Lehmann, II, 32, 68; Petri, II, 30; Blum, 327; Eiselein, 493; Simrock, 7523; Körte, 4549; Mayer, II, 52; für die Schweiz: Tobler, 338. „Dass auss nichts auch nichts werden kan, das ist offenbar yederman.“ (Loci comm., 62.) „Erdengötter sind die Fürsten, mancher Dichter spricht's; und wie viele Creaturen schafft ihr Wort aus – nichts.“ (Witzfunken, IVa, 170.) Böhm.: Z ničeho nebude nic. (Čelakovský, 176.) Engl.: An old naught will never be ought. (Gaal, 926.) Frz.: On ne fait rien de rien. (Lendroy, 1317; Cahier, 1547.) Lat.: De nihilo nihilum. (Persius.) (Binder II, 711.) – Fit nihil ex nihilo, summus philosophus inquit. (Binder II, 1153; Gartner, 152; Sutor, 912; Loci comm., 62.) Poln.: Z niczego nic niebędzie. (Čelakovský, 176.) 3 Besser (recht) nichts als Unrecht etwas. – Simrock, 7537. 4 Besser nichts geben, als geraubt Almosen geben. – Petri, II, 37. 5 Dä nicks es un maint sik nicks, dai es gar nicks. – Woeste, 74, 217. 6 Dat is Nix, mîn Dochter, de Kêrl nimmt di nich. – Eichwald, 320; Frommann, II, 538, 166; Kern, 217. 7 De van nêt (nichts) kummt to êt (etwas), dat is allemanns (jedermanns) Verdrêt (Verdruss). (Ostfries.) – Bueren, 394; Eichwald, 29; Frommann, IV, 143, 377; Kern, 1570. Dies ostfriesische Sprichwort kommt im Herzogthum Oldenburg nicht vor, wo man nur allein den Bauer und nicht den Edelmann kennt, wo nur allein der Besitz adelt, wo alle Standesunterschiede nur durch Geld und Geldeswerth geschaffen werden. Der oldenburger Arbeiter, der durch Intelligenz und Fleiss oder durch eine Heirath, der Heuermann oder Krämer, der durch Benutzung glücklicher Conjuncturen – „dem 't man so tofûlt is“ – reich geworden und in den Besitz einer Landstelle gelangt ist, steht ganz dem Manne gleich, dessen Vorfahren schon Jahrhunderte Hausleute waren. Er gehört von dem Augenblick an nicht mehr „to de lütjen Lüe,“ sondern „to de Groten.“ Er tritt vollständig in die Reihe der Magnaten des Dorfs und theilt mit ihnen alle Vortheile der bevorzugten höhern Stellung in der Gesellschaft. (Weserzeitung, 4036.) (S. Dübbeltje 1.) 8 Den Herrn von Nichts kann niemand bestehlen. Engl.: Naught is never in danger. (Bohn II, 118.) 9 Der hat nichts, der nicht genug hat. Frz.: Rien n'a, qui assez n'a. (Kritzinger, 616a.) Lat.: Nihil habet cui nihil sat est. (Bovill, III, 92.) 10 Der nichts thut, thut Böses, wie ein Diener, der nichts thut. Lat.: Facito aliquid operis ut diabolus semper te inveniat occupatum. (Sutor, 575.) 11 Diar nant as an uk nicks mêsch wal, di as tweisis nant. (Nordfries.) – Johansen, 68; Firmenich, III, 2, 18; für Amrum: Haupt, VIII, 365, 239. Wer nichts ist und auch nichts sein will, der ist zweimal nichts. 12 Es ist nicht gar nichts, was der Pöfel spricht. – Sutor, 206. 13 Es ist nichts über ein gut Gewissen. 14 Es ist nichts über guten Muth (über einen bösen Nachbar, über ein böses Maul, über ein böses Weib). 15 Es ist nichts über Schweigen. 16 Für nichts gibt man nichts. Bei Tunnicius (753): Umme nich is quât wat to doen. (Quis gratis sudasse potest? sunt munera cordi.) Böhm.: Za nic zas nic koupíš. (Čelakovský, 162.) Dän.: For intet faaer man intet. – Noget for noget; intet for intet. (Prov. dan., 326 u. 429.) Frz.: On ne donne rien pour rien. (Cahier, 1548; Bohn I, 42.) 17 Hier ist nichts und da ist nichts, und aus nichts hat Gott die Welt gemacht. – Simrock, 7522; Frischbier2, 2779. Dies Sprichwort soll von einem Geistlichen herrühren, der eine Probepredigt halten wollte, zu der er den Text auf dem Pulte der Kanzel finden werde. Er fand dort aber nur ein leeres Blatt Papier. Der Prediger ergriff es, besah es von beiden Seiten, und seine Geistesgegenwart verhalf ihn zum obigen Texte und zur – Pfarre. Nach A. Hagen (Poesie vor hundert Jahren, Neue Preuss. Provinzialbl., V, 144) soll mit Johann Friedr. Laurson diese Probe gemacht sein. Derselbe trat in öffentlichen Versammlungen wie in Privatcirkeln als Stegreifdichter auf. Als er einst die Rednerbühne betrat, fand er statt des Themas ein weisses Blatt. Laurson las von demselben die ganze Weltschöpfung ab, indem er also anhub: Seht, hier ist nichts, und da ist nichts, und aus nichts hat Gott die Welt gemacht. Laurson (geboren den 15. Oct. 1727) lebte als Lehrer, Gelegenheitsdichter u. s. w. in Königsberg und starb den 4. Oct. 1788. 18 Ick doe der nicks mehr to, säh Jüffer Duins. – Hauskalender, II. 19 Keiner kann nichts, und keiner kann alles. – Simrock, 7532; Körte2, 4543. 20 Kêr di an nix, un kêr di an nix, is ôk en Trost. (Holst.) – Schütze, III, 149. Mögen die Leute reden. 21 Lieber nichts als nichts Rechts. – Demokritos, III, 64. 22 Lieber nütz as schlecht nebes. – Tobler, 337. Besser nichts als etwas Schlechtes. 23 Mir nex, dir nex und de beise (böse) Buaba (Mädle) nex. (Ulm.) Zu Kindern. 24 Mit nicht fahet (fangt, gewinnt) man nicht. – Franck, I, 74b, 84a u. 117b; Gruter, I, 59; Lehmann, 289, 15; Schottel, 1127a; Blum, 730. Ein Köder muss an der Angel sein, wenn man fangen soll. Ohne alle Mittel lässt sich nichts ausrichten. Frz.: Rien n'arrive pour rien. (Cahier, 1549.) Holl.: Met niemendal begint men niet. (Harrebomée, II, 126a.) Schwed.: Med intet får man intet. 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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873, S. [508]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon03_1873/522>, abgerufen am 25.04.2024.