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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873.

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[Spaltenumbruch] 50 Lichtmesse - Schneefresse. - Boebel, 9.

Engl.: When candlemas-day is come and gone, the snow lies on a hot stone. (Bohn II, 32.)

51 Lichtmessen bei Tag essen; Spinner den Rocken vergess. - Boebel, 7; Oec. rur., 235; Frischbier2, 2415.

Engl.: On candlemas-day throw candle and candlestick away. (Bohn II, 32.)

52 Lichtmessen hell, gerbt (schindet) dem Bauer das Fell, Lichtmessen dunkel, macht den Bauer zum Junker. - Blum, 244; Boebel, 6 u. 11; Orakel, 270-271; Simrock, 6390; Reinsberg VIII, 86; Riehl, Geschichten, I, 224.

Trüber Himmel an diesem Tage soll einen zeitigen Frühling und ein fruchtbares Jahr bedeuten, was aber nicht von diesem Tage allein abhängen kann, sondern wol nur sagen will, dass ein feuchter Februar Fruchtbarkeit befördere.

53 Lichtmessen, kleine Herren bei Tag essen. - Frischbier, 462; Frischbier2, 2415a.

54 Lichtmessen können die Herren bei Tage essen. - Simrock, 6391; Orakel, 262.

55 Lichtmessen seggt: Holl still, Bauer, morgen ward 't bäter. Marten (10. Nov.) spreckt: Führ to, Bauer, morgen ward länger1.

1) D. h. die Wege werden jetzt täglich schlechter.

56 Lichtmessen Stot (Stoss) deit de olen Pagen den Dod. (Holst.) - Schütze, III, 31.

Ungestüm Wetter um Lichtmess ist den alten Pferden tödlich. "Es ist eine schlimme Zeit für altes Vieh." Page ist eine von den ältern Benennungen für Pferd; bei Stürenburg (171) steht es für altes, abgelebtes Pferd, Schindmähre. In der niederdeutschen Redensart: 'N Page van 'n Jungen, bezeichnet es einen Feigling, Schwächling. Das Wort kommt noch in Zusammensetzungen vor: in Pagenstecher für Abdecker, Schinder. Stellenweise ist Page in Pogge verderbt: so hört man in Bremen neben Pagenmunte und Pagenmühle auch Poggenmunte und Poggenmühle; in Warnemünde neben Pagenwerder auch Poggenwerder. (Vgl. Schiller, II, 1b.)

57 Lichtmiss, Winter gewiss. - Blum, 280; Boebel, 7; Orakel, 269; Simrock, 6389.

In der ersten Hälfte des Februar fallen gewöhnlich die kältesten Wintertage.

Frz.: A la chandeleur grande douleur.

58 Mariä Lichtmess hell und klar, zeigt noch viel Schnee fürwahr. - Reinsberg VIII, 85.

59 Marie Lechtmiss dunkel, wät't de hauge (hochwohnende) Baur en Junker. (Warburg.) - Boebel, 10.

60 Marie Lechtmiss hell und kloar giew en gut Flassjoar. (Warendorf.) - Boebel, 10.

61 Na Lechtmess kakeln de Höner ön blarren de Kafer (Kälber). - Kern, 1187.

Nach Lichtmess kann der Bauer Eier und Milch haben.

62 Na Lechtmess sünd de Hunde un de Wefers burgen. (Ostfries.) - Bueren, 895; Kern, 1185; Hauskalender, I.

Die Hunde können draussen wieder manches finden, weil der Schnee fort ist; und die Weber stehen sich besser, weil sie viel Beleuchtung und Heizung ersparen.

63 Na Lechtmess trauet de Voss 't Is nich mehr. (Ostfries.) - Bueren, 896; Kern, 1186; Hauskalender, I; hochdeutsch bei Petri, II, 487.

64 Nach Lichtmess ist es Aushalt, es sei warm oder kalt; die Tage werden lang und der Fuss bekommt seinen Gang. - Schmitz, 170, 22.

Nicht blos bei den Deutschen, auch bei andern Völkern erscheint Lichtmess als der Tag, der in den Winter einen gewissen Abschnitt macht. Die Sprichwörter räumen ein, dass er noch nicht überwunden ist, dass er noch mit einem widerwärtigen und oft sehr langweiligen Ende nachkommt; allein sie nehmen doch auch Act von den ersten Strahlen, die der kommende Frühling als Vorläufer sendet. Dass Lichtmess den Sommer an- und dem Winter die Wohnung aufkündigt, sagt auch ein italienisches Sprichwort: Caunelor, estate dentro, inverno fuor, sono quaranta giorni ancor, quello che fa il sole, fa la neve ancor. (Vgl. den Artikel Der Winter in Neapel, im Ausland, 1864, Nr. 11.)

65 Nach Liechtmess dass nächste Neu, am Ostermontag darauf die Fastnacht sey. - Chaos, 1017.

66 Scheint an Lichtmess die Sonne dem Pfaffen aufs Altar, so muss der Fuchs wieder sechs Wochen ins Loch. - Eiselein, 423; Simrock, 6395; Orakel, 282; Reinsberg VIII, 87.

[Spaltenumbruch] 67 Scheint an Lichtmess die Sonne heiss, so kommt noch sehr viel Schnee und Eis. - Bair. Hauskalender; Reinsberg VIII, 85.

In Italien: Lichtmess mit Schnee, sind wir aus dem Winter; Lichtmess mit Sonne, sind wir noch im Winter; oder, da in Italien statt des Schnees oft Regen fällt: Ist's an Lichtmess regnerisch, sind wir aus dem Winter; ist Sonne oder Wind, sind wir mitten drin (oder: so haben wir noch vierzig Tage Winter). In Mailand: Wenn es an Lichtmess regnet, sind wir aus dem Winter 'raus; wenn es aber heiter ist, sind wir so schön als möglich drin. In Toscana: Wenn es am Lichtmesstag regnet, sind wir aus dem Winter heraus; ist es wolkig, gibt's noch ein Runzelchen voll; ist es aber heiter, gibt's noch ein Zweiglein. Die Bergamasken: Gibt Lichtmess Schnee uns oder Schnein, so wird's bald nicht mehr Winter sein; gibt sie statt dessen Sonn' oder Regen, noch vierzig Tage Winter deswegen. (Reinsberg VIII, 89.)

68 Scheint auf Lichtmess die Sonne auf den Mist, schliesse der Bauer das Futter in die Kist'. (Koblenz.) - Boebel, 8.

69 Scheint auf Lichtmess die Sonne froh, bewahr' der Wirth nur all sein Stroh. - Boebel, 6.

70 Sind um Lichtmess die Vögel feist, so rechne auf Schnee und Kälte dreist. (Sachsen.) - Boebel, 9.

71 So lange vor Lichtmess die Lerche singt, so lange schweigt sie nachher.

Dän.: Saa laenge lerkenhun siunger for kyndelmisse, saa laenge tier hun efter. (Prov. dan., 382.)

72 To Lichtmösse geiht de Schnei pösse1. (Ostpreuss.) - Frischbier, 463; Frischbier2, 2415.

1) D. h. er schmilzt.

73 Um Lichtmess kalbt die Kuh, dann legt das Huhn, dann zickelt die Geiss, dann macht der Bauer am allermeist. (Köln.) - Boebel, 11.

74 Uemme Lechtmisse is de Winter wisse. (Marsberg.) - Firmenich, I, 321, 17; Reinsberg VIII, 87.

75 Vor Lichtmess gibt es Garn, nach Lichtmess Gärnchen. (Eifel.)

Weil die Tage dann kürzer werden und nur wenig gesponnen werden kann.

76 Vor und nach Lichtmess liegt der Schnee auf einem heissen Stein. - Boebel, 9.

77 Wann et up Lechtmissen is helle, sau is de Buer en Geselle; wenn et is dunkel, sau is der Buer en Junker. (Grubenhagen.) - Schambach, I, 360.

Man meint, dass helles Wetter um Lichtmess eine wenig ergiebige Ernte in Aussicht stelle und den Bauer zu einem armen Gesellen mache, während trübes Wetter ihm eine reiche Ernte andeute. In Oberösterreich sagt man in dieser Beziehung: Wenn am Lichtmesstag die Sonne den Geistlichen auf der Kanzel anscheint, soll die grosse Dirne geschwind heimlaufen und alles zusammenputzen, sogar "'s G'sod undarn Barn" (s. Lichtmesstag 1), denn es wird ein schlechtes Jahr. Nur der Flachs geräth, wenn an diesem Tage die Sonne scheint. (Baumgarten, 43.)

78 Wann man zu Liechtmess die Kertzen beim Grünen weyhet, so weyht man die Palmen beym Weissen. - Sutor, 972.

Lat.: Ver Petrum profert: Urbanum nuntiat aestas; Thimoteum autumnus, Clementem dat tibi bruma. (Sutor, 972.)

79 Wann 't up Lechtmiss hell is, wät't nachier köller, as 't west is. (Warendorf.) - Boebel, 10.

80 Wenn an Lichtmess der Wind ein Bund Stroh vom Berge weht, so darf der Schäfer nicht für Futter sorgen. - Boebel, 8.

81 Wenn an Lichtmess die Sonne sich findet ein, so ist noch viel Schnee in Winters Schrein. - Boebel, 9.

82 Wenn an Lichtmess Schneegestöber die Wege zuweht, weht es Futter darunter. - Orakel, 296.

83 Wenn Lichtmess die Dächer flenzen (weinen), wird im Jahr der Flachs bass glänzen. (Masuren.) - Boebel, 6.

Poln.: Gdy w Gromnice z deku leci, w tym roku lenec sie swieci. (Boebel, 6.)

84 Wenn bis zu Lichtmess der Kornpreis nicht steigt, er grosse Höhe nicht erreicht. - Boebel, 8.

[Spaltenumbruch] 50 Lichtmesse – Schneefresse.Boebel, 9.

Engl.: When candlemas-day is come and gone, the snow lies on a hot stone. (Bohn II, 32.)

51 Lichtmessen bei Tag essen; Spinner den Rocken vergess.Boebel, 7; Oec. rur., 235; Frischbier2, 2415.

Engl.: On candlemas-day throw candle and candlestick away. (Bohn II, 32.)

52 Lichtmessen hell, gerbt (schindet) dem Bauer das Fell, Lichtmessen dunkel, macht den Bauer zum Junker.Blum, 244; Boebel, 6 u. 11; Orakel, 270-271; Simrock, 6390; Reinsberg VIII, 86; Riehl, Geschichten, I, 224.

Trüber Himmel an diesem Tage soll einen zeitigen Frühling und ein fruchtbares Jahr bedeuten, was aber nicht von diesem Tage allein abhängen kann, sondern wol nur sagen will, dass ein feuchter Februar Fruchtbarkeit befördere.

53 Lichtmessen, kleine Herren bei Tag essen.Frischbier, 462; Frischbier2, 2415a.

54 Lichtmessen können die Herren bei Tage essen.Simrock, 6391; Orakel, 262.

55 Lichtmessen seggt: Holl still, Bûer, morgen wârd 't bäter. Marten (10. Nov.) spreckt: Führ tô, Bûer, morgen wârd länger1.

1) D. h. die Wege werden jetzt täglich schlechter.

56 Lichtmessen Stôt (Stoss) deit de ôlen Pagen den Dod. (Holst.) – Schütze, III, 31.

Ungestüm Wetter um Lichtmess ist den alten Pferden tödlich. „Es ist eine schlimme Zeit für altes Vieh.“ Page ist eine von den ältern Benennungen für Pferd; bei Stürenburg (171) steht es für altes, abgelebtes Pferd, Schindmähre. In der niederdeutschen Redensart: 'N Page van 'n Jungen, bezeichnet es einen Feigling, Schwächling. Das Wort kommt noch in Zusammensetzungen vor: in Pagenstecher für Abdecker, Schinder. Stellenweise ist Page in Pogge verderbt: so hört man in Bremen neben Pagenmunte und Pagenmühle auch Poggenmunte und Poggenmühle; in Warnemünde neben Pagenwerder auch Poggenwerder. (Vgl. Schiller, II, 1b.)

57 Lichtmiss, Winter gewiss.Blum, 280; Boebel, 7; Orakel, 269; Simrock, 6389.

In der ersten Hälfte des Februar fallen gewöhnlich die kältesten Wintertage.

Frz.: A la chandeleur grande douleur.

58 Mariä Lichtmess hell und klar, zeigt noch viel Schnee fürwahr.Reinsberg VIII, 85.

59 Marie Lechtmiss dunkel, wät't de hauge (hochwohnende) Bûr en Junker. (Warburg.) – Boebel, 10.

60 Marie Lechtmiss hell und kloar giew en gut Flassjoar. (Warendorf.) – Boebel, 10.

61 Na Lechtmess kakeln de Höner ön blarren de Kafer (Kälber).Kern, 1187.

Nach Lichtmess kann der Bauer Eier und Milch haben.

62 Na Lechtmess sünd de Hunde un de Wefers burgen. (Ostfries.) – Bueren, 895; Kern, 1185; Hauskalender, I.

Die Hunde können draussen wieder manches finden, weil der Schnee fort ist; und die Weber stehen sich besser, weil sie viel Beleuchtung und Heizung ersparen.

63 Na Lechtmess trauet de Voss 't Is nich mehr. (Ostfries.) – Bueren, 896; Kern, 1186; Hauskalender, I; hochdeutsch bei Petri, II, 487.

64 Nach Lichtmess ist es Aushalt, es sei warm oder kalt; die Tage werden lang und der Fuss bekommt seinen Gang.Schmitz, 170, 22.

Nicht blos bei den Deutschen, auch bei andern Völkern erscheint Lichtmess als der Tag, der in den Winter einen gewissen Abschnitt macht. Die Sprichwörter räumen ein, dass er noch nicht überwunden ist, dass er noch mit einem widerwärtigen und oft sehr langweiligen Ende nachkommt; allein sie nehmen doch auch Act von den ersten Strahlen, die der kommende Frühling als Vorläufer sendet. Dass Lichtmess den Sommer an- und dem Winter die Wohnung aufkündigt, sagt auch ein italienisches Sprichwort: Caunelor, estate dentro, inverno fuor, sono quaranta giorni ancor, quello che fa il sole, fa la neve ancor. (Vgl. den Artikel Der Winter in Neapel, im Ausland, 1864, Nr. 11.)

65 Nach Liechtmess dass nächste Neu, am Ostermontag darauf die Fastnacht sey.Chaos, 1017.

66 Scheint an Lichtmess die Sonne dem Pfaffen aufs Altar, so muss der Fuchs wieder sechs Wochen ins Loch.Eiselein, 423; Simrock, 6395; Orakel, 282; Reinsberg VIII, 87.

[Spaltenumbruch] 67 Scheint an Lichtmess die Sonne heiss, so kommt noch sehr viel Schnee und Eis.Bair. Hauskalender; Reinsberg VIII, 85.

In Italien: Lichtmess mit Schnee, sind wir aus dem Winter; Lichtmess mit Sonne, sind wir noch im Winter; oder, da in Italien statt des Schnees oft Regen fällt: Ist's an Lichtmess regnerisch, sind wir aus dem Winter; ist Sonne oder Wind, sind wir mitten drin (oder: so haben wir noch vierzig Tage Winter). In Mailand: Wenn es an Lichtmess regnet, sind wir aus dem Winter 'raus; wenn es aber heiter ist, sind wir so schön als möglich drin. In Toscana: Wenn es am Lichtmesstag regnet, sind wir aus dem Winter heraus; ist es wolkig, gibt's noch ein Runzelchen voll; ist es aber heiter, gibt's noch ein Zweiglein. Die Bergamasken: Gibt Lichtmess Schnee uns oder Schnein, so wird's bald nicht mehr Winter sein; gibt sie statt dessen Sonn' oder Regen, noch vierzig Tage Winter deswegen. (Reinsberg VIII, 89.)

68 Scheint auf Lichtmess die Sonne auf den Mist, schliesse der Bauer das Futter in die Kist'. (Koblenz.) – Boebel, 8.

69 Scheint auf Lichtmess die Sonne froh, bewahr' der Wirth nur all sein Stroh.Boebel, 6.

70 Sind um Lichtmess die Vögel feist, so rechne auf Schnee und Kälte dreist. (Sachsen.) – Boebel, 9.

71 So lange vor Lichtmess die Lerche singt, so lange schweigt sie nachher.

Dän.: Saa længe lerkenhun siunger for kyndelmisse, saa længe tier hun efter. (Prov. dan., 382.)

72 To Lichtmösse geiht de Schnei pösse1. (Ostpreuss.) – Frischbier, 463; Frischbier2, 2415.

1) D. h. er schmilzt.

73 Um Lichtmess kalbt die Kuh, dann legt das Huhn, dann zickelt die Geiss, dann macht der Bauer am allermeist. (Köln.) – Boebel, 11.

74 Uemme Lechtmisse is de Winter wisse. (Marsberg.) – Firmenich, I, 321, 17; Reinsberg VIII, 87.

75 Vor Lichtmess gibt es Garn, nach Lichtmess Gärnchen. (Eifel.)

Weil die Tage dann kürzer werden und nur wenig gesponnen werden kann.

76 Vor und nach Lichtmess liegt der Schnee auf einem heissen Stein.Boebel, 9.

77 Wann et up Lechtmissen is helle, sau is de Buer en Geselle; wenn et is dunkel, sau is der Buer en Junker. (Grubenhagen.) – Schambach, I, 360.

Man meint, dass helles Wetter um Lichtmess eine wenig ergiebige Ernte in Aussicht stelle und den Bauer zu einem armen Gesellen mache, während trübes Wetter ihm eine reiche Ernte andeute. In Oberösterreich sagt man in dieser Beziehung: Wenn am Lichtmesstag die Sonne den Geistlichen auf der Kanzel anscheint, soll die grosse Dirne geschwind heimlaufen und alles zusammenputzen, sogar „'s G'sod undarn Barn“ (s. Lichtmesstag 1), denn es wird ein schlechtes Jahr. Nur der Flachs geräth, wenn an diesem Tage die Sonne scheint. (Baumgarten, 43.)

78 Wann man zu Liechtmess die Kertzen beim Grünen weyhet, so weyht man die Palmen beym Weissen.Sutor, 972.

Lat.: Ver Petrum profert: Urbanum nuntiat aestas; Thimoteum autumnus, Clementem dat tibi bruma. (Sutor, 972.)

79 Wann 't up Lechtmiss hell is, wät't nachier köller, as 't west is. (Warendorf.) – Boebel, 10.

80 Wenn an Lichtmess der Wind ein Bund Stroh vom Berge weht, so darf der Schäfer nicht für Futter sorgen.Boebel, 8.

81 Wenn an Lichtmess die Sonne sich findet ein, so ist noch viel Schnee in Winters Schrein.Boebel, 9.

82 Wenn an Lichtmess Schneegestöber die Wege zuweht, weht es Futter darunter.Orakel, 296.

83 Wenn Lichtmess die Dächer flenzen (weinen), wird im Jahr der Flachs bass glänzen. (Masuren.) – Boebel, 6.

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[[62]/0076] 50 Lichtmesse – Schneefresse. – Boebel, 9. Engl.: When candlemas-day is come and gone, the snow lies on a hot stone. (Bohn II, 32.) 51 Lichtmessen bei Tag essen; Spinner den Rocken vergess. – Boebel, 7; Oec. rur., 235; Frischbier2, 2415. Engl.: On candlemas-day throw candle and candlestick away. (Bohn II, 32.) 52 Lichtmessen hell, gerbt (schindet) dem Bauer das Fell, Lichtmessen dunkel, macht den Bauer zum Junker. – Blum, 244; Boebel, 6 u. 11; Orakel, 270-271; Simrock, 6390; Reinsberg VIII, 86; Riehl, Geschichten, I, 224. Trüber Himmel an diesem Tage soll einen zeitigen Frühling und ein fruchtbares Jahr bedeuten, was aber nicht von diesem Tage allein abhängen kann, sondern wol nur sagen will, dass ein feuchter Februar Fruchtbarkeit befördere. 53 Lichtmessen, kleine Herren bei Tag essen. – Frischbier, 462; Frischbier2, 2415a. 54 Lichtmessen können die Herren bei Tage essen. – Simrock, 6391; Orakel, 262. 55 Lichtmessen seggt: Holl still, Bûer, morgen wârd 't bäter. Marten (10. Nov.) spreckt: Führ tô, Bûer, morgen wârd länger1. 1) D. h. die Wege werden jetzt täglich schlechter. 56 Lichtmessen Stôt (Stoss) deit de ôlen Pagen den Dod. (Holst.) – Schütze, III, 31. Ungestüm Wetter um Lichtmess ist den alten Pferden tödlich. „Es ist eine schlimme Zeit für altes Vieh.“ Page ist eine von den ältern Benennungen für Pferd; bei Stürenburg (171) steht es für altes, abgelebtes Pferd, Schindmähre. In der niederdeutschen Redensart: 'N Page van 'n Jungen, bezeichnet es einen Feigling, Schwächling. Das Wort kommt noch in Zusammensetzungen vor: in Pagenstecher für Abdecker, Schinder. Stellenweise ist Page in Pogge verderbt: so hört man in Bremen neben Pagenmunte und Pagenmühle auch Poggenmunte und Poggenmühle; in Warnemünde neben Pagenwerder auch Poggenwerder. (Vgl. Schiller, II, 1b.) 57 Lichtmiss, Winter gewiss. – Blum, 280; Boebel, 7; Orakel, 269; Simrock, 6389. In der ersten Hälfte des Februar fallen gewöhnlich die kältesten Wintertage. Frz.: A la chandeleur grande douleur. 58 Mariä Lichtmess hell und klar, zeigt noch viel Schnee fürwahr. – Reinsberg VIII, 85. 59 Marie Lechtmiss dunkel, wät't de hauge (hochwohnende) Bûr en Junker. (Warburg.) – Boebel, 10. 60 Marie Lechtmiss hell und kloar giew en gut Flassjoar. (Warendorf.) – Boebel, 10. 61 Na Lechtmess kakeln de Höner ön blarren de Kafer (Kälber). – Kern, 1187. Nach Lichtmess kann der Bauer Eier und Milch haben. 62 Na Lechtmess sünd de Hunde un de Wefers burgen. (Ostfries.) – Bueren, 895; Kern, 1185; Hauskalender, I. Die Hunde können draussen wieder manches finden, weil der Schnee fort ist; und die Weber stehen sich besser, weil sie viel Beleuchtung und Heizung ersparen. 63 Na Lechtmess trauet de Voss 't Is nich mehr. (Ostfries.) – Bueren, 896; Kern, 1186; Hauskalender, I; hochdeutsch bei Petri, II, 487. 64 Nach Lichtmess ist es Aushalt, es sei warm oder kalt; die Tage werden lang und der Fuss bekommt seinen Gang. – Schmitz, 170, 22. Nicht blos bei den Deutschen, auch bei andern Völkern erscheint Lichtmess als der Tag, der in den Winter einen gewissen Abschnitt macht. Die Sprichwörter räumen ein, dass er noch nicht überwunden ist, dass er noch mit einem widerwärtigen und oft sehr langweiligen Ende nachkommt; allein sie nehmen doch auch Act von den ersten Strahlen, die der kommende Frühling als Vorläufer sendet. Dass Lichtmess den Sommer an- und dem Winter die Wohnung aufkündigt, sagt auch ein italienisches Sprichwort: Caunelor, estate dentro, inverno fuor, sono quaranta giorni ancor, quello che fa il sole, fa la neve ancor. (Vgl. den Artikel Der Winter in Neapel, im Ausland, 1864, Nr. 11.) 65 Nach Liechtmess dass nächste Neu, am Ostermontag darauf die Fastnacht sey. – Chaos, 1017. 66 Scheint an Lichtmess die Sonne dem Pfaffen aufs Altar, so muss der Fuchs wieder sechs Wochen ins Loch. – Eiselein, 423; Simrock, 6395; Orakel, 282; Reinsberg VIII, 87. 67 Scheint an Lichtmess die Sonne heiss, so kommt noch sehr viel Schnee und Eis. – Bair. Hauskalender; Reinsberg VIII, 85. In Italien: Lichtmess mit Schnee, sind wir aus dem Winter; Lichtmess mit Sonne, sind wir noch im Winter; oder, da in Italien statt des Schnees oft Regen fällt: Ist's an Lichtmess regnerisch, sind wir aus dem Winter; ist Sonne oder Wind, sind wir mitten drin (oder: so haben wir noch vierzig Tage Winter). In Mailand: Wenn es an Lichtmess regnet, sind wir aus dem Winter 'raus; wenn es aber heiter ist, sind wir so schön als möglich drin. In Toscana: Wenn es am Lichtmesstag regnet, sind wir aus dem Winter heraus; ist es wolkig, gibt's noch ein Runzelchen voll; ist es aber heiter, gibt's noch ein Zweiglein. Die Bergamasken: Gibt Lichtmess Schnee uns oder Schnein, so wird's bald nicht mehr Winter sein; gibt sie statt dessen Sonn' oder Regen, noch vierzig Tage Winter deswegen. (Reinsberg VIII, 89.) 68 Scheint auf Lichtmess die Sonne auf den Mist, schliesse der Bauer das Futter in die Kist'. (Koblenz.) – Boebel, 8. 69 Scheint auf Lichtmess die Sonne froh, bewahr' der Wirth nur all sein Stroh. – Boebel, 6. 70 Sind um Lichtmess die Vögel feist, so rechne auf Schnee und Kälte dreist. (Sachsen.) – Boebel, 9. 71 So lange vor Lichtmess die Lerche singt, so lange schweigt sie nachher. Dän.: Saa længe lerkenhun siunger for kyndelmisse, saa længe tier hun efter. (Prov. dan., 382.) 72 To Lichtmösse geiht de Schnei pösse1. (Ostpreuss.) – Frischbier, 463; Frischbier2, 2415. 1) D. h. er schmilzt. 73 Um Lichtmess kalbt die Kuh, dann legt das Huhn, dann zickelt die Geiss, dann macht der Bauer am allermeist. (Köln.) – Boebel, 11. 74 Uemme Lechtmisse is de Winter wisse. (Marsberg.) – Firmenich, I, 321, 17; Reinsberg VIII, 87. 75 Vor Lichtmess gibt es Garn, nach Lichtmess Gärnchen. (Eifel.) Weil die Tage dann kürzer werden und nur wenig gesponnen werden kann. 76 Vor und nach Lichtmess liegt der Schnee auf einem heissen Stein. – Boebel, 9. 77 Wann et up Lechtmissen is helle, sau is de Buer en Geselle; wenn et is dunkel, sau is der Buer en Junker. (Grubenhagen.) – Schambach, I, 360. Man meint, dass helles Wetter um Lichtmess eine wenig ergiebige Ernte in Aussicht stelle und den Bauer zu einem armen Gesellen mache, während trübes Wetter ihm eine reiche Ernte andeute. In Oberösterreich sagt man in dieser Beziehung: Wenn am Lichtmesstag die Sonne den Geistlichen auf der Kanzel anscheint, soll die grosse Dirne geschwind heimlaufen und alles zusammenputzen, sogar „'s G'sod undarn Barn“ (s. Lichtmesstag 1), denn es wird ein schlechtes Jahr. Nur der Flachs geräth, wenn an diesem Tage die Sonne scheint. (Baumgarten, 43.) 78 Wann man zu Liechtmess die Kertzen beim Grünen weyhet, so weyht man die Palmen beym Weissen. – Sutor, 972. Lat.: Ver Petrum profert: Urbanum nuntiat aestas; Thimoteum autumnus, Clementem dat tibi bruma. (Sutor, 972.) 79 Wann 't up Lechtmiss hell is, wät't nachier köller, as 't west is. (Warendorf.) – Boebel, 10. 80 Wenn an Lichtmess der Wind ein Bund Stroh vom Berge weht, so darf der Schäfer nicht für Futter sorgen. – Boebel, 8. 81 Wenn an Lichtmess die Sonne sich findet ein, so ist noch viel Schnee in Winters Schrein. – Boebel, 9. 82 Wenn an Lichtmess Schneegestöber die Wege zuweht, weht es Futter darunter. – Orakel, 296. 83 Wenn Lichtmess die Dächer flenzen (weinen), wird im Jahr der Flachs bass glänzen. (Masuren.) – Boebel, 6. Poln.: Gdy w Gromnice z deku leci, w tym roku lenec się swieci. (Boebel, 6.) 84 Wenn bis zu Lichtmess der Kornpreis nicht steigt, er grosse Höhe nicht erreicht. – Boebel, 8.

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873, S. [62]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon03_1873/76>, abgerufen am 24.04.2024.