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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873.

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[Spaltenumbruch] 85 Wenn d' Liechtmess hell ist, gids fitz (zu) gern läär Ställ. - Tobler, 192.

86 Wenn Lichtmess die Sonne so lange scheint, dass ein Reiter sein Pferd satteln kann, dann dauert der Winter noch so lange, als er schon gedauert hat. - Boebel, 8.

87 Wenn Lechtmess is lecht; is de Baur 'n Knecht. - Hauskalender, II.

88 Wenn Lichtmess im Klee, ist Ostern im Schnee.

Frz.: Noel au perron. Paques an tison.

89 Wenn Lichtmess kommt heran, ist's Ende mit der Schlittenbahn. - Orakel, 297.

90 Wenn Lichtmess trüb' und windstill war, so gibt's ein gutes Weinjahr. (Euskirchen.) - Boebel, 11.

91 Wenn Lichtmess viel Schnee, so viel Heu, doch wenig Stroh und Faser. - Boebel, 9.

92 Wenn Lichtmessen hell und schön, will Winter noch nicht weiter gehn; steigt aber Regen zu Lichtmess nieder, dann kommt der Winter gewiss nicht wieder.

93 Wenn um Lichtmess der Dachs noch im Loche bleibt, kommt späterhin noch Kälte.

94 Wenn um Lichtmess die Sonne scheint, kommt arges Wetter und Heunoth. - Reinsberg VIII, 85.

95 Wenn z' Liechtmäss d' Sunne-n-'em Pfarrer uff'em Altar i d' Cherze schynt, so muess der Wolf no sechs Wuche-n i d' Hühli. (Solothurn.) - Schild, 112, 114.

96 Wenn z' Liechtmäss der Bär über e Berg us g'seht, so muess er no sechs Wuche-n-i d' Hühli. (Solothurn.) - Schild, 112, 113.

97 Wenn zu Lichtmess die Sonne dem Pfaffen auf den Altar scheint, ist es noch sechs Wochen Winter. (Schweiz.)

98 Wenn zu Lichtmessen der Bär seinen Schatten sieht, so kriecht er wieder sechs Wochen ins Loch. - Simrock, 6396; Orakel, 276; Reinsberg VIII, 87.

Die Czechen: Wenn's um Lichtmess warm ist, baut sich der Bär seine Höhle; friert's um Lichtmess, so beginnt er, sie zu zerstören. (Orakel, 277.) Diese Beobachtung ist, je nach den Ländern am Dachs, am Fuchs und am Wolf gemacht worden; nur ist man uneins darüber, auf wie lange das betreffende Thier sich in seine Behausung zurückzieht. Die Polen sagen: Kriecht um Lichtmess der Dachs in die Sonne geht er auf eine Woche wieder ins Loch. (Reinsberg VIII, 88.) (S. Bär 55 und Dachs 4 u. 5.)

99 Wenn's an Lichtmess stürmt und schneit, ist der Frühling nicht mehr weit; ist es aber klar und hell, kommt der Lenz wol nicht so schnell. (Oels.) - Boebel, 9; Orakel, 288; Reinsberg VIII, 85.

In Venedig heisst es: Wenn's an Lichtmess schneit, so schneit's noch siebenmal. (Orakel, 293.) Die Russen: Wenn am Lichtmess Schneegestöber die Wege zuweht, weht es Futter herunter. (Reinsberg VIII, 88.)

Engl.: If candlemas-day be fair and bright, Winter will have another flight; if on candlemas-day it be shower and rain, winter is gone, and will not come again. (Bohn II, 37.)

Lat.: Si sol splendescat Maria purificante; major erit glacies post festum quam fuit ante.

100 Wenn's an Lichtmess stürmt und tobt, der Bauer sich das Wetter lobt. - Boebel, 8; Orakel, 289; Riehl, Gesch., I, 224.

101 Wenn's Lichtmess schneit, ist der Frühling nicht weit. - Reinsberg VIII, 85.

Die Esten sagen: Wenn der Ochs zu Lichtmess unter der Traufe trinken kann, so findet des Hahns Schnabel am Mariä Verkündigungstage (25. März) kein Nass. Oder: Wenn der Hahn zu Lichtmess unter der Traufe trinken kann, so findet der Mann zu Michaelis keinen Tropfen unter dem Fasse. Bei den Esten gilt ausserdem Lichtmess (Mariä Reinigung) als Anfangstermin der Berechnung ihrer landwirthschaftlichen Verrichtungen, die sie in den Worten zusammenfassen: In sieben das Schwein, in acht das Vieh auf die Weide, in zehn das Pflügen. D. h. von Lichtmess sind es sieben Wochen, bis man die Schweine austreibt, acht Wochen bis das Vieh auf die Weide geht, zehn Wochen bis zur Pflugzeit. (Reinsberg VIII, 89.)

[Spaltenumbruch] 102 Wer vor Liechmess ön de Stobb'ln fährd, öss seines Viehs nöd währd. (Trier.) - Laven, 196, 135; Firmenich, III, 548, 76.

Wer vor Lichtmess (mit den Schafen) in die Haferstoppel fährt, ist seines Viehs nicht werth. (Schmitz, 177, 25.)

103 Wer zu Lichtmessen nicht einen Wolf fürchtet, zu Fastnacht einen Bauern und in der Fasten einen Pfaffen, bei dem er beichten soll, der ist ein beherzter Mann. - Simrock, 6398.

104 Wie lange vor Lichtmess die Lerche singen will, so lange muss sie hernachmals schweigen still. - Simrock, 6397.

105 Wyssi Lichtmess, grüeni Ostern. (Solothurn.) - Schweiz, II, 72, 8.

106 Zu Lichtmess sieht der Bauer lieber sein Weib auf der Bahr als den Himmel schön und klar. - Orakel, 272.

Der Engländer ist derselben Ansicht. (Reinsberg VIII, 85.)

107 Zu Lichtmessen hat der Schäfer (Bauer) lieber den Wolf als die Sonne im Stall. - Simrock, 6394; Orakel, 274; Reinsberg VIII, 84.

*108 Da is Lechtmisse (terheime). (Büren.)

Es ist nichts mehr da.

*109 Wir wollen Lichtmess machen. (Oberlausitz.)

Das Dienstverhältniss von der einen oder andern Seite aufheben. Die Redensart ist auch in der Schweiz gebräuchlich.


Lichtmesstag.

1 Am Liachtmösstoag hoate' (heiter), troag' d' U'ress'n1 übe' d' Loate2; am Lichtmösstoag külb'3, thua d' U'ress'n hei, wo d'willst. (Unterinnthal.) - Frommann, VI, 34, 9.

1) Ueberbleibsel des Futters.

2) Ueber die Leiter, d. h. in den Heuboden, um sie sorgsam aufzuheben.

3) Bedeckt, trübe, wolkig. D. h. wenn der Lichtmesstag klar ist, soll man die Ueberbleibsel des Futters aus dem Stalle wieder auf den Heuboden tragen, weil ein spätes Frühjahr und daher Heumangel droht; ist jedoch der Lichtmesstag trübe (külb), dann sind sie entbehrlich, weil ein zeitiges Frühjahr und deshalb gutes Auskommen mit den Heuvorräthen in Aussicht steht. (Frommann, VI, 38.) (S. Hornung 25 u. 26.) In Pommern: Auf Lichtmess soll der Schäfer ein Bund Stroh auf einen Berg hinlegen; weht der Wind das fort, so darf man wegen Futter nicht besorgt sein, lässt er es aber liegen, so soll man das Oert aufbewahren. (Schiller, III, 20b; Boebel, 8.)

2 Am Lichtmesstag sieht kaum der Bär 'nen Sonnenblick, kehrt er in seine Höhl' zurück. - Reinsberg VIII, 86.

3 Lichtmesstoag, woas a Hirsch springn moag. (Niederösterreich.)

Während der Tag am Dreikönigstage um einen Hahnschritt zunimmt, so am Lichtmesstage um einen Hirschsprung.

4 Scheint Lichtmesstag die Sonne klar, gibt's Spätfrost und kein fruchtbar Jahr. - Orakel, 266.

Die Kroaten: Aus welchem Loch (an Lichtmess) die Sonne scheint, aus dem wird noch viel Schnee fliegen. (Reinsberg VIII, 85.)

5 Scheint Lichtmesstag die Sonne klar, wird grösseres Eis, als vorher war; ist aber Regen und kein Sonnenblick, ist der Winter fort und kommt nicht zurück. - Reinsberg VIII, 85; Orakel, 267.

In Italien: Der Kerzentag lehrt dich den Winter kennen. Siehst du feinen Regen, so ist der Winter vorbei; aber siehst du Sonnenschein, so macht's der März wie der Januar. Die Franzosen: Wenn die Sonne scheint, glaubt mir, so habt noch einen Winter ihr; denn sobald der Bär die Sonne sieht, er sich zurück in die Höhle zieht. (Reinsberg VIII, 85 u. 86.)

6 Wenn es am Lichtmesstag schneit, so schneit es Blattern. (Oberösterreich.) - Baumgarten, I, 44.

7 Wenn es am Lichtmesstage recht dunkel ist, folgt ein fruchtbares Jahr. (Altmark.) - Reinsberg VIII, 86.

8 Wenn's auf den Lichtmesstag hell und schön ist, so bleibt der Dachs im Loche. - Orakel, 278.

Er spürt nämlich, dass noch Winterkälte vorhanden ist. Wenn aber an diesem Tage das Wetter ungestüm ist und mit Regen und Schnee vermischt, so kriecht er hervor und fürchtet keinen Winter mehr.


[Spaltenumbruch] 85 Wenn d' Liechtmess hell ist, gids fitz (zu) gern läär Ställ.Tobler, 192.

86 Wenn Lichtmess die Sonne so lange scheint, dass ein Reiter sein Pferd satteln kann, dann dauert der Winter noch so lange, als er schon gedauert hat.Boebel, 8.

87 Wenn Lechtmess is lecht; is de Bûr 'n Knecht.Hauskalender, II.

88 Wenn Lichtmess im Klee, ist Ostern im Schnee.

Frz.: Noël au perron. Paques an tison.

89 Wenn Lichtmess kommt heran, ist's Ende mit der Schlittenbahn.Orakel, 297.

90 Wenn Lichtmess trüb' und windstill war, so gibt's ein gutes Weinjahr. (Euskirchen.) – Boebel, 11.

91 Wenn Lichtmess viel Schnee, so viel Heu, doch wenig Stroh und Faser.Boebel, 9.

92 Wenn Lichtmessen hell und schön, will Winter noch nicht weiter gehn; steigt aber Regen zu Lichtmess nieder, dann kommt der Winter gewiss nicht wieder.

93 Wenn um Lichtmess der Dachs noch im Loche bleibt, kommt späterhin noch Kälte.

94 Wenn um Lichtmess die Sonne scheint, kommt arges Wetter und Heunoth.Reinsberg VIII, 85.

95 Wenn z' Liechtmäss d' Sunne-n-'em Pfarrer uff'em Altar i d' Cherze schynt, so muess der Wolf no sechs Wuche-n i d' Hühli. (Solothurn.) – Schild, 112, 114.

96 Wenn z' Liechtmäss der Bär über e Berg us g'seht, so muess er no sechs Wuche-n-i d' Hühli. (Solothurn.) – Schild, 112, 113.

97 Wenn zu Lichtmess die Sonne dem Pfaffen auf den Altar scheint, ist es noch sechs Wochen Winter. (Schweiz.)

98 Wenn zu Lichtmessen der Bär seinen Schatten sieht, so kriecht er wieder sechs Wochen ins Loch.Simrock, 6396; Orakel, 276; Reinsberg VIII, 87.

Die Czechen: Wenn's um Lichtmess warm ist, baut sich der Bär seine Höhle; friert's um Lichtmess, so beginnt er, sie zu zerstören. (Orakel, 277.) Diese Beobachtung ist, je nach den Ländern am Dachs, am Fuchs und am Wolf gemacht worden; nur ist man uneins darüber, auf wie lange das betreffende Thier sich in seine Behausung zurückzieht. Die Polen sagen: Kriecht um Lichtmess der Dachs in die Sonne geht er auf eine Woche wieder ins Loch. (Reinsberg VIII, 88.) (S. Bär 55 und Dachs 4 u. 5.)

99 Wenn's an Lichtmess stürmt und schneit, ist der Frühling nicht mehr weit; ist es aber klar und hell, kommt der Lenz wol nicht so schnell. (Oels.) – Boebel, 9; Orakel, 288; Reinsberg VIII, 85.

In Venedig heisst es: Wenn's an Lichtmess schneit, so schneit's noch siebenmal. (Orakel, 293.) Die Russen: Wenn am Lichtmess Schneegestöber die Wege zuweht, weht es Futter herunter. (Reinsberg VIII, 88.)

Engl.: If candlemas-day be fair and bright, Winter will have another flight; if on candlemas-day it be shower and rain, winter is gone, and will not come again. (Bohn II, 37.)

Lat.: Si sol splendescat Maria purificante; major erit glacies post festum quam fuit ante.

100 Wenn's an Lichtmess stürmt und tobt, der Bauer sich das Wetter lobt.Boebel, 8; Orakel, 289; Riehl, Gesch., I, 224.

101 Wenn's Lichtmess schneit, ist der Frühling nicht weit.Reinsberg VIII, 85.

Die Esten sagen: Wenn der Ochs zu Lichtmess unter der Traufe trinken kann, so findet des Hahns Schnabel am Mariä Verkündigungstage (25. März) kein Nass. Oder: Wenn der Hahn zu Lichtmess unter der Traufe trinken kann, so findet der Mann zu Michaelis keinen Tropfen unter dem Fasse. Bei den Esten gilt ausserdem Lichtmess (Mariä Reinigung) als Anfangstermin der Berechnung ihrer landwirthschaftlichen Verrichtungen, die sie in den Worten zusammenfassen: In sieben das Schwein, in acht das Vieh auf die Weide, in zehn das Pflügen. D. h. von Lichtmess sind es sieben Wochen, bis man die Schweine austreibt, acht Wochen bis das Vieh auf die Weide geht, zehn Wochen bis zur Pflugzeit. (Reinsberg VIII, 89.)

[Spaltenumbruch] 102 Wer vor Liechmess ön de Stobb'ln fährd, öss seines Viehs nöd währd. (Trier.) – Laven, 196, 135; Firmenich, III, 548, 76.

Wer vor Lichtmess (mit den Schafen) in die Haferstoppel fährt, ist seines Viehs nicht werth. (Schmitz, 177, 25.)

103 Wer zu Lichtmessen nicht einen Wolf fürchtet, zu Fastnacht einen Bauern und in der Fasten einen Pfaffen, bei dem er beichten soll, der ist ein beherzter Mann.Simrock, 6398.

104 Wie lange vor Lichtmess die Lerche singen will, so lange muss sie hernachmals schweigen still.Simrock, 6397.

105 Wyssi Lichtmess, grüeni Ostern. (Solothurn.) – Schweiz, II, 72, 8.

106 Zu Lichtmess sieht der Bauer lieber sein Weib auf der Bahr als den Himmel schön und klar.Orakel, 272.

Der Engländer ist derselben Ansicht. (Reinsberg VIII, 85.)

107 Zu Lichtmessen hat der Schäfer (Bauer) lieber den Wolf als die Sonne im Stall.Simrock, 6394; Orakel, 274; Reinsberg VIII, 84.

*108 Da is Lechtmisse (terheime). (Büren.)

Es ist nichts mehr da.

*109 Wir wollen Lichtmess machen. (Oberlausitz.)

Das Dienstverhältniss von der einen oder andern Seite aufheben. Die Redensart ist auch in der Schweiz gebräuchlich.


Lichtmesstag.

1 Am Liachtmösstoag hoate' (heiter), troag' d' U'ress'n1 übe' d' Loate2; am Lichtmösstoag külb'3, thua d' U'ress'n hî, wo d'willst. (Unterinnthal.) – Frommann, VI, 34, 9.

1) Ueberbleibsel des Futters.

2) Ueber die Leiter, d. h. in den Heuboden, um sie sorgsam aufzuheben.

3) Bedeckt, trübe, wolkig. D. h. wenn der Lichtmesstag klar ist, soll man die Ueberbleibsel des Futters aus dem Stalle wieder auf den Heuboden tragen, weil ein spätes Frühjahr und daher Heumangel droht; ist jedoch der Lichtmesstag trübe (külb), dann sind sie entbehrlich, weil ein zeitiges Frühjahr und deshalb gutes Auskommen mit den Heuvorräthen in Aussicht steht. (Frommann, VI, 38.) (S. Hornung 25 u. 26.) In Pommern: Auf Lichtmess soll der Schäfer ein Bund Stroh auf einen Berg hinlegen; weht der Wind das fort, so darf man wegen Futter nicht besorgt sein, lässt er es aber liegen, so soll man das Oert aufbewahren. (Schiller, III, 20b; Boebel, 8.)

2 Am Lichtmesstag sieht kaum der Bär 'nen Sonnenblick, kehrt er in seine Höhl' zurück.Reinsberg VIII, 86.

3 Lichtmesstoag, woas a Hirsch springn moag. (Niederösterreich.)

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4 Scheint Lichtmesstag die Sonne klar, gibt's Spätfrost und kein fruchtbar Jahr.Orakel, 266.

Die Kroaten: Aus welchem Loch (an Lichtmess) die Sonne scheint, aus dem wird noch viel Schnee fliegen. (Reinsberg VIII, 85.)

5 Scheint Lichtmesstag die Sonne klar, wird grösseres Eis, als vorher war; ist aber Regen und kein Sonnenblick, ist der Winter fort und kommt nicht zurück.Reinsberg VIII, 85; Orakel, 267.

In Italien: Der Kerzentag lehrt dich den Winter kennen. Siehst du feinen Regen, so ist der Winter vorbei; aber siehst du Sonnenschein, so macht's der März wie der Januar. Die Franzosen: Wenn die Sonne scheint, glaubt mir, so habt noch einen Winter ihr; denn sobald der Bär die Sonne sieht, er sich zurück in die Höhle zieht. (Reinsberg VIII, 85 u. 86.)

6 Wenn es am Lichtmesstag schneit, so schneit es Blattern. (Oberösterreich.) – Baumgarten, I, 44.

7 Wenn es am Lichtmesstage recht dunkel ist, folgt ein fruchtbares Jahr. (Altmark.) – Reinsberg VIII, 86.

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Er spürt nämlich, dass noch Winterkälte vorhanden ist. Wenn aber an diesem Tage das Wetter ungestüm ist und mit Regen und Schnee vermischt, so kriecht er hervor und fürchtet keinen Winter mehr.


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[[63]/0077] 85 Wenn d' Liechtmess hell ist, gids fitz (zu) gern läär Ställ. – Tobler, 192. 86 Wenn Lichtmess die Sonne so lange scheint, dass ein Reiter sein Pferd satteln kann, dann dauert der Winter noch so lange, als er schon gedauert hat. – Boebel, 8. 87 Wenn Lechtmess is lecht; is de Bûr 'n Knecht. – Hauskalender, II. 88 Wenn Lichtmess im Klee, ist Ostern im Schnee. Frz.: Noël au perron. Paques an tison. 89 Wenn Lichtmess kommt heran, ist's Ende mit der Schlittenbahn. – Orakel, 297. 90 Wenn Lichtmess trüb' und windstill war, so gibt's ein gutes Weinjahr. (Euskirchen.) – Boebel, 11. 91 Wenn Lichtmess viel Schnee, so viel Heu, doch wenig Stroh und Faser. – Boebel, 9. 92 Wenn Lichtmessen hell und schön, will Winter noch nicht weiter gehn; steigt aber Regen zu Lichtmess nieder, dann kommt der Winter gewiss nicht wieder. 93 Wenn um Lichtmess der Dachs noch im Loche bleibt, kommt späterhin noch Kälte. 94 Wenn um Lichtmess die Sonne scheint, kommt arges Wetter und Heunoth. – Reinsberg VIII, 85. 95 Wenn z' Liechtmäss d' Sunne-n-'em Pfarrer uff'em Altar i d' Cherze schynt, so muess der Wolf no sechs Wuche-n i d' Hühli. (Solothurn.) – Schild, 112, 114. 96 Wenn z' Liechtmäss der Bär über e Berg us g'seht, so muess er no sechs Wuche-n-i d' Hühli. (Solothurn.) – Schild, 112, 113. 97 Wenn zu Lichtmess die Sonne dem Pfaffen auf den Altar scheint, ist es noch sechs Wochen Winter. (Schweiz.) 98 Wenn zu Lichtmessen der Bär seinen Schatten sieht, so kriecht er wieder sechs Wochen ins Loch. – Simrock, 6396; Orakel, 276; Reinsberg VIII, 87. Die Czechen: Wenn's um Lichtmess warm ist, baut sich der Bär seine Höhle; friert's um Lichtmess, so beginnt er, sie zu zerstören. (Orakel, 277.) Diese Beobachtung ist, je nach den Ländern am Dachs, am Fuchs und am Wolf gemacht worden; nur ist man uneins darüber, auf wie lange das betreffende Thier sich in seine Behausung zurückzieht. Die Polen sagen: Kriecht um Lichtmess der Dachs in die Sonne geht er auf eine Woche wieder ins Loch. (Reinsberg VIII, 88.) (S. Bär 55 und Dachs 4 u. 5.) 99 Wenn's an Lichtmess stürmt und schneit, ist der Frühling nicht mehr weit; ist es aber klar und hell, kommt der Lenz wol nicht so schnell. (Oels.) – Boebel, 9; Orakel, 288; Reinsberg VIII, 85. In Venedig heisst es: Wenn's an Lichtmess schneit, so schneit's noch siebenmal. (Orakel, 293.) Die Russen: Wenn am Lichtmess Schneegestöber die Wege zuweht, weht es Futter herunter. (Reinsberg VIII, 88.) Engl.: If candlemas-day be fair and bright, Winter will have another flight; if on candlemas-day it be shower and rain, winter is gone, and will not come again. (Bohn II, 37.) Lat.: Si sol splendescat Maria purificante; major erit glacies post festum quam fuit ante. 100 Wenn's an Lichtmess stürmt und tobt, der Bauer sich das Wetter lobt. – Boebel, 8; Orakel, 289; Riehl, Gesch., I, 224. 101 Wenn's Lichtmess schneit, ist der Frühling nicht weit. – Reinsberg VIII, 85. Die Esten sagen: Wenn der Ochs zu Lichtmess unter der Traufe trinken kann, so findet des Hahns Schnabel am Mariä Verkündigungstage (25. März) kein Nass. Oder: Wenn der Hahn zu Lichtmess unter der Traufe trinken kann, so findet der Mann zu Michaelis keinen Tropfen unter dem Fasse. Bei den Esten gilt ausserdem Lichtmess (Mariä Reinigung) als Anfangstermin der Berechnung ihrer landwirthschaftlichen Verrichtungen, die sie in den Worten zusammenfassen: In sieben das Schwein, in acht das Vieh auf die Weide, in zehn das Pflügen. D. h. von Lichtmess sind es sieben Wochen, bis man die Schweine austreibt, acht Wochen bis das Vieh auf die Weide geht, zehn Wochen bis zur Pflugzeit. (Reinsberg VIII, 89.) 102 Wer vor Liechmess ön de Stobb'ln fährd, öss seines Viehs nöd währd. (Trier.) – Laven, 196, 135; Firmenich, III, 548, 76. Wer vor Lichtmess (mit den Schafen) in die Haferstoppel fährt, ist seines Viehs nicht werth. (Schmitz, 177, 25.) 103 Wer zu Lichtmessen nicht einen Wolf fürchtet, zu Fastnacht einen Bauern und in der Fasten einen Pfaffen, bei dem er beichten soll, der ist ein beherzter Mann. – Simrock, 6398. 104 Wie lange vor Lichtmess die Lerche singen will, so lange muss sie hernachmals schweigen still. – Simrock, 6397. 105 Wyssi Lichtmess, grüeni Ostern. (Solothurn.) – Schweiz, II, 72, 8. 106 Zu Lichtmess sieht der Bauer lieber sein Weib auf der Bahr als den Himmel schön und klar. – Orakel, 272. Der Engländer ist derselben Ansicht. (Reinsberg VIII, 85.) 107 Zu Lichtmessen hat der Schäfer (Bauer) lieber den Wolf als die Sonne im Stall. – Simrock, 6394; Orakel, 274; Reinsberg VIII, 84. *108 Da is Lechtmisse (terheime). (Büren.) Es ist nichts mehr da. *109 Wir wollen Lichtmess machen. (Oberlausitz.) Das Dienstverhältniss von der einen oder andern Seite aufheben. Die Redensart ist auch in der Schweiz gebräuchlich. Lichtmesstag. 1 Am Liachtmösstoag hoate' (heiter), troag' d' U'ress'n1 übe' d' Loate2; am Lichtmösstoag külb'3, thua d' U'ress'n hî, wo d'willst. (Unterinnthal.) – Frommann, VI, 34, 9. 1) Ueberbleibsel des Futters. 2) Ueber die Leiter, d. h. in den Heuboden, um sie sorgsam aufzuheben. 3) Bedeckt, trübe, wolkig. D. h. wenn der Lichtmesstag klar ist, soll man die Ueberbleibsel des Futters aus dem Stalle wieder auf den Heuboden tragen, weil ein spätes Frühjahr und daher Heumangel droht; ist jedoch der Lichtmesstag trübe (külb), dann sind sie entbehrlich, weil ein zeitiges Frühjahr und deshalb gutes Auskommen mit den Heuvorräthen in Aussicht steht. (Frommann, VI, 38.) (S. Hornung 25 u. 26.) In Pommern: Auf Lichtmess soll der Schäfer ein Bund Stroh auf einen Berg hinlegen; weht der Wind das fort, so darf man wegen Futter nicht besorgt sein, lässt er es aber liegen, so soll man das Oert aufbewahren. (Schiller, III, 20b; Boebel, 8.) 2 Am Lichtmesstag sieht kaum der Bär 'nen Sonnenblick, kehrt er in seine Höhl' zurück. – Reinsberg VIII, 86. 3 Lichtmesstoag, woas a Hirsch springn moag. (Niederösterreich.) Während der Tag am Dreikönigstage um einen Hahnschritt zunimmt, so am Lichtmesstage um einen Hirschsprung. 4 Scheint Lichtmesstag die Sonne klar, gibt's Spätfrost und kein fruchtbar Jahr. – Orakel, 266. Die Kroaten: Aus welchem Loch (an Lichtmess) die Sonne scheint, aus dem wird noch viel Schnee fliegen. (Reinsberg VIII, 85.) 5 Scheint Lichtmesstag die Sonne klar, wird grösseres Eis, als vorher war; ist aber Regen und kein Sonnenblick, ist der Winter fort und kommt nicht zurück. – Reinsberg VIII, 85; Orakel, 267. In Italien: Der Kerzentag lehrt dich den Winter kennen. Siehst du feinen Regen, so ist der Winter vorbei; aber siehst du Sonnenschein, so macht's der März wie der Januar. Die Franzosen: Wenn die Sonne scheint, glaubt mir, so habt noch einen Winter ihr; denn sobald der Bär die Sonne sieht, er sich zurück in die Höhle zieht. (Reinsberg VIII, 85 u. 86.) 6 Wenn es am Lichtmesstag schneit, so schneit es Blattern. (Oberösterreich.) – Baumgarten, I, 44. 7 Wenn es am Lichtmesstage recht dunkel ist, folgt ein fruchtbares Jahr. (Altmark.) – Reinsberg VIII, 86. 8 Wenn's auf den Lichtmesstag hell und schön ist, so bleibt der Dachs im Loche. – Orakel, 278. Er spürt nämlich, dass noch Winterkälte vorhanden ist. Wenn aber an diesem Tage das Wetter ungestüm ist und mit Regen und Schnee vermischt, so kriecht er hervor und fürchtet keinen Winter mehr.

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873, S. [63]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon03_1873/77>, abgerufen am 29.03.2024.