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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876.

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[Spaltenumbruch] 5 Man soll schleifen, wenn der Stein umläuft. - Simrock, 9084a.

6 Schleifen hält beim Mähen nicht auf.

It.: Colui non perde il tempo, che si prepara al combattimento.

7 Wer glatt schleift, hat bald gewetzt.

8 Z' fin g'schliffe, haut nid. (Luzern.)

9 Zu scharf geschliffen, wird schartig. - Schottel, 1113a.

Aehnlich russisch Altmann VI, 489.

*10 Da ist nichts zu schleifen. - Frischbier2, 3335.

*11 Er schleift, aber nicht ohne Wasser.

*12 Er schleift glatte (breite) Worte.

Der Lügner.

*13 Er schleift sich den Degen selbst, womit er sich sticht. - Parömiakon, 93.

*14 He kann sleipen on dreien (drehen). (Meurs.) - Firmenich, I, 403, 196.

*15 Hei schleiepet auk nie ohne Water. (Sauerland.)

*16 Schleiffen vnd wenden. - Agricola II, 84.

"D. i. liegen, triegen vnd verschlahen, das es leicht abgeht vnd nit saur wirt, dann schleiffen vnd wenden wil für sich ain yetliches ainen aignen menschen han. Zum schleiffen gehören zwu hende, dessgleichen zum wenden. Wer nun zwu schwäre arbeit auff ainmal vnd leichtig thun kann, der kan schleiffen vnd wenden, d. i. auff alle tail verschmitzet vnd abgeschliffen auf alle ecken. Vor dir ist er gut, hinter dir ist er dein Teufel."


Schleifer.

* Er hat einen Schleifer bekommen.

Nase, Verweis.

Schwed.: utan.


Schleiferzeche.

* Doas eis noch eiwer d' Schlaif'rzäche. (Oesterr.-Schles.) - Peter, 455.

Ausruf der Verwunderung und des Staunens.


Schleifes.

* Se hot e gent Schleifes1. (Siebenbürg.-sächs.) - Frommann, V, 35, 68.

1) Schleifwerk, d. i. sie hat ein gut Mundwerk.


Schleifkanne.

* Er sah Schleifkannen am Himmel.


Schleifmühle.

1 In die callieser Schleifmühle schickt man die Ungeschliffenen. - Hesekiel, 26.

*2 Der ist auf einer guten Schleifmühle gewesen.

Holl.: Hij is op den slijpsteen gewast. (Harrebomee, II, 274b.)

*3 Einen auf die schnersheimer Schleifmühle schicken.

Seine Zunge lösen, seiner Sprache Leichtigkeit und Gefügigkeit geben zu lassen. "Eine wohlgelöste Zunge ist eine schöne Naturgabe, aber man kann auch schweren Zungen nachhelfen und sie auf der schnersheimer Schleifmühle schleifen lassen." Schnersheim ist ein Ort im Bezirk Strasburg, Canton Truchtersheim. (A. Stöber in der Alsatia, 1854-55, S. 188.) Die Niederländer schicken die, welche mit Narrheit (zotternij) behaftet sind, sprichwörtlich nach Leiden: Vaar naar Leiden, en laat u schrapen (oder: van den lai snijden). (Harrebomee, II, 15.)

Frz.: Il faut le renvoyer au rudiment. (Lendroy, 381.)

*4 Er ist auf dieser Schleifmühle noch nicht gewesen.

Hat davon noch nichts erfahren.

*5 Er ist noch nicht auf der Kalysischen Schleiff- Mühle gewesen. - Berckenmeyer, 326; Deutsche Romanzeitung, III, 44, 631.

Callies, auch Kallies, eine kleine Stadt mit ungefähr 3000 Einwohnern und einer Schleifmühle, Kreis Dramburg, Pommern. Nach Berckenmeyer a. a. O. kommt dies Sprichwort von einer Brücke in Callies, welche in der Mitte eine verborgene Falle gehabt habe. Wer dies nicht gewusst und mit seinen Schritten oder Sprüngen nicht die rechte Breite getroffen, sei in den Morast hinuntergestürzt, welches Experiment der Kurfürst zuweilen an den geputzten Kammerherrn gemacht habe. Wie dem auch sei, so will es sagen: Er hat noch keine Erfahrung. Die callieser Schleifmühle zur Abschleifung des Flözes und der Grobheit ist heute noch sprichwörtlich und ist ein Stichwort der Stadt. (Vgl. Schmidt, Jubelschrift, S. 6.)


Schleifstein.

1 Auf einem trockenen Schleifstein kann man nicht schleifen.

Dän.: Hvet-steen uden vand ei vel silbe kand. (Prov. dan., 319.)

[Spaltenumbruch] 2 Der Schleifstein wetzt das Eisen, geht aber dadurch selbst zu Grunde.

Dän.: Naar hvet-steenen sliber jernet, forstlider den sig selv. (Prov. dan., 309.)

3 Ein Schleifstein macht das Messer scharf und schneidet selber nicht.

Frz.: Pierre a aiguiser n'est pas tenue de couper. (Cahier, 1376.)

Holl.: Een botte slijpsteen maakt het mes scherp. (Harrebomee, II, 274b.)

*4 Dai es so ilich as en Slipsten, dä in siewen Joaren nitt smiärt es. (Iserlohn.) - Woeste, 86, 104.

*5 Einen Schleifstein schinden ist schwer.

*6 Er will einen Schleifstein schinden.

*7 Man würde eher einen Schleifstein mästen.

Holl.: Men zou eer een' slijpsteen mesten. (Harrebomee, II, 274b.)


Schleifweg.

* Ar eit uf'n Schleffwag. (Franken.) - Frommann, VI, 323, 339.

Auf einem falschen Wege. Der Schleifweg ist ein Fahrweg, der auf dem Felde, nicht aber in einen Ort ausmündet.


Schleim.

Alter Schleim erstickt zarten Keim.


Schleissen, s. Schleiten.

Schleissgasse.

* Es geht in die Schleissgasse. (Wien.)

Wenn etwas schadhaft wird, anfängt zu zerreissen.


Schleissheim.

* Auf Schleissheim gehen. - Schmeller, III, 458.

D. h. zerreissen. Vgl. Wackernagel, Deutsche Appellativnamen, in der Germania, V, 313.


Schleister.

* Et sind Schleisters un Bissewentken1. - Lyra, 21.

1) Eine Lauftasche, ein leichtfertiges Frauenzimmer. Schleister steigert diesen Begriff, indem es noch das Moment der Liederlichkeit hinzufügt.


Schlemihl.

1 Wenn's noch so viel Schlemielim gibt, was hilft's mir? - Tendlau, 764.

Es ist ein leidiger Trost, dass es einem nicht allein schlecht geht. "Schlemielim" ist die Mehrzahl mit hebräischer Endung von Schlemiel.

*2 Das is e Schlemiel vun Suntik. - Tendlau, 625.

Ein Unglücksvogel von Sonntag. Von einem Menschen, dem alles mislingt, wol im Gegensatz von Sonntagskind, beide, wie Tendlau dafür hält, mit Bezug auf den talmudischen Ausspruch: Wer am Sonntag geboren ward, dem eignet sich entweder alles zum Guten oder alles zum Schlimmen; denn am Sonntag ward Licht und Finsterniss geschaffen. (Sabbat, 156.) Schlemiel, von Chamisso in seiner bekannten Dichtung Schlemihl geschrieben, wird, wie schofel, als ein aus dem Hebräischen in die deutsche Sprache eingedrungenes Wort betrachtet.


Schlemihligkeit.

Wenn die Schlemihligkeit kummt, kummt sie recht. - Tendlau, 748.

Wenn das Unglück einmal kommt, so kommt's in vollem Zuge. Auch jüdisch-deutsch: Wenn en Schlimm-Maesel kummt, so kummt es nit allan.

Engl.: One misfortune comes on the neck of an other.


Schlemmen.

1 Die mögen schlemmen und prassen, die das Geld in der Kiste haben.

Bei Tunnicius (664); Se mogen slomen unde brassen, de dat gelt hebben in der kisten. (Indulgent genio quibus est thesaurus in arca.)

2 Uebel schlemmen macht ein kurzes Leben.

3 Viel Schlemmen dient zu keinem langen Leben. - Gruter, III, 88; Lehmann, II, 798, 55.

4 Viel Schlemmen macht kurze Tage.

Lat.: Non facit ad multam crapula multa diem. (Binder I, 1172; II, 2171; Seybold, 370.)

5 Wer allzeit schlemmt, behält zuletzt kein ganzes Hemd.

It.: Chi ciascun tempo gazzoviglia, muore spesso sulla paglia.

*6 Er schlemmt, als habe er's im Kriege geraubt. (S. Bramsegel.)

*7 Schlemmen vnd temmen. - Franck, Zeytbuch, CCXXXa.


Schlemmer.

1 Der Schlemmer lässt das Saufen nicht. (S. Hund 230.) - Parömiakon, 525.

2 Des Schlemmers Uebelleben ist des Arztes Wohlleben.

Lat.: Intemperantia medicorum nutrix. (Binder II, 1529; Schonheim, J, 21.)

[Spaltenumbruch] 5 Man soll schleifen, wenn der Stein umläuft.Simrock, 9084a.

6 Schleifen hält beim Mähen nicht auf.

It.: Colui non perde il tempo, che si prepara al combattimento.

7 Wer glatt schleift, hat bald gewetzt.

8 Z' fin g'schliffe, haut nid. (Luzern.)

9 Zu scharf geschliffen, wird schartig.Schottel, 1113a.

Aehnlich russisch Altmann VI, 489.

*10 Da ist nichts zu schleifen.Frischbier2, 3335.

*11 Er schleift, aber nicht ohne Wasser.

*12 Er schleift glatte (breite) Worte.

Der Lügner.

*13 Er schleift sich den Degen selbst, womit er sich sticht.Parömiakon, 93.

*14 He kann slîpen on dreien (drehen). (Meurs.) – Firmenich, I, 403, 196.

*15 Hei schlîepet auk nie ohne Water. (Sauerland.)

*16 Schleiffen vnd wenden.Agricola II, 84.

„D. i. liegen, triegen vnd verschlahen, das es leicht abgeht vnd nit saur wirt, dann schleiffen vnd wenden wil für sich ain yetliches ainen aignen menschen han. Zum schleiffen gehören zwu hende, dessgleichen zum wenden. Wer nun zwu schwäre arbeit auff ainmal vnd leichtig thun kann, der kan schleiffen vnd wenden, d. i. auff alle tail verschmitzet vnd abgeschliffen auf alle ecken. Vor dir ist er gut, hinter dir ist er dein Teufel.“


Schleifer.

* Er hat einen Schleifer bekommen.

Nase, Verweis.

Schwed.: utan.


Schleiferzeche.

* Doas îs noch îwer d' Schlaif'rzäche. (Oesterr.-Schles.) – Peter, 455.

Ausruf der Verwunderung und des Staunens.


Schleifes.

* Se hôt e gent Schleifes1. (Siebenbürg.-sächs.) – Frommann, V, 35, 68.

1) Schleifwerk, d. i. sie hat ein gut Mundwerk.


Schleifkanne.

* Er sah Schleifkannen am Himmel.


Schleifmühle.

1 In die callieser Schleifmühle schickt man die Ungeschliffenen.Hesekiel, 26.

*2 Der ist auf einer guten Schleifmühle gewesen.

Holl.: Hij is op den slijpsteen gewast. (Harrebomée, II, 274b.)

*3 Einen auf die schnersheimer Schleifmühle schicken.

Seine Zunge lösen, seiner Sprache Leichtigkeit und Gefügigkeit geben zu lassen. „Eine wohlgelöste Zunge ist eine schöne Naturgabe, aber man kann auch schweren Zungen nachhelfen und sie auf der schnersheimer Schleifmühle schleifen lassen.“ Schnersheim ist ein Ort im Bezirk Strasburg, Canton Truchtersheim. (A. Stöber in der Alsatia, 1854-55, S. 188.) Die Niederländer schicken die, welche mit Narrheit (zotternij) behaftet sind, sprichwörtlich nach Leiden: Vaar naar Leiden, en laat u schrapen (oder: van den lai snijden). (Harrebomée, II, 15.)

Frz.: Il faut le renvoyer au rudiment. (Lendroy, 381.)

*4 Er ist auf dieser Schleifmühle noch nicht gewesen.

Hat davon noch nichts erfahren.

*5 Er ist noch nicht auf der Kalysischen Schleiff- Mühle gewesen.Berckenmeyer, 326; Deutsche Romanzeitung, III, 44, 631.

Callies, auch Kallies, eine kleine Stadt mit ungefähr 3000 Einwohnern und einer Schleifmühle, Kreis Dramburg, Pommern. Nach Berckenmeyer a. a. O. kommt dies Sprichwort von einer Brücke in Callies, welche in der Mitte eine verborgene Falle gehabt habe. Wer dies nicht gewusst und mit seinen Schritten oder Sprüngen nicht die rechte Breite getroffen, sei in den Morast hinuntergestürzt, welches Experiment der Kurfürst zuweilen an den geputzten Kammerherrn gemacht habe. Wie dem auch sei, so will es sagen: Er hat noch keine Erfahrung. Die callieser Schleifmühle zur Abschleifung des Flözes und der Grobheit ist heute noch sprichwörtlich und ist ein Stichwort der Stadt. (Vgl. Schmidt, Jubelschrift, S. 6.)


Schleifstein.

1 Auf einem trockenen Schleifstein kann man nicht schleifen.

Dän.: Hvet-steen uden vand ei vel silbe kand. (Prov. dan., 319.)

[Spaltenumbruch] 2 Der Schleifstein wetzt das Eisen, geht aber dadurch selbst zu Grunde.

Dän.: Naar hvet-steenen sliber jernet, forstlider den sig selv. (Prov. dan., 309.)

3 Ein Schleifstein macht das Messer scharf und schneidet selber nicht.

Frz.: Pierre à aiguiser n'est pas tenue de couper. (Cahier, 1376.)

Holl.: Een botte slijpsteen maakt het mes scherp. (Harrebomée, II, 274b.)

*4 Dai es so ilich as en Slipsten, dä in siewen Joaren nitt smiärt es. (Iserlohn.) – Woeste, 86, 104.

*5 Einen Schleifstein schinden ist schwer.

*6 Er will einen Schleifstein schinden.

*7 Man würde eher einen Schleifstein mästen.

Holl.: Men zou eer een' slijpsteen mesten. (Harrebomée, II, 274b.)


Schleifweg.

* Ar ît uf'n Schleffwag. (Franken.) – Frommann, VI, 323, 339.

Auf einem falschen Wege. Der Schleifweg ist ein Fahrweg, der auf dem Felde, nicht aber in einen Ort ausmündet.


Schleim.

Alter Schleim erstickt zarten Keim.


Schleissen, s. Schlîten.

Schleissgasse.

* Es geht in die Schleissgasse. (Wien.)

Wenn etwas schadhaft wird, anfängt zu zerreissen.


Schleissheim.

* Auf Schleissheim gehen.Schmeller, III, 458.

D. h. zerreissen. Vgl. Wackernagel, Deutsche Appellativnamen, in der Germania, V, 313.


Schleister.

* Et sind Schleisters un Bissewentken1.Lyra, 21.

1) Eine Lauftasche, ein leichtfertiges Frauenzimmer. Schleister steigert diesen Begriff, indem es noch das Moment der Liederlichkeit hinzufügt.


Schlemihl.

1 Wenn's noch so viel Schlemielim gibt, was hilft's mir?Tendlau, 764.

Es ist ein leidiger Trost, dass es einem nicht allein schlecht geht. „Schlemielim“ ist die Mehrzahl mit hebräischer Endung von Schlemiel.

*2 Das is e Schlemiel vun Suntik.Tendlau, 625.

Ein Unglücksvogel von Sonntag. Von einem Menschen, dem alles mislingt, wol im Gegensatz von Sonntagskind, beide, wie Tendlau dafür hält, mit Bezug auf den talmudischen Ausspruch: Wer am Sonntag geboren ward, dem eignet sich entweder alles zum Guten oder alles zum Schlimmen; denn am Sonntag ward Licht und Finsterniss geschaffen. (Sabbat, 156.) Schlemiel, von Chamisso in seiner bekannten Dichtung Schlemihl geschrieben, wird, wie schofel, als ein aus dem Hebräischen in die deutsche Sprache eingedrungenes Wort betrachtet.


Schlemihligkeit.

Wenn die Schlemihligkeit kummt, kummt sie recht.Tendlau, 748.

Wenn das Unglück einmal kommt, so kommt's in vollem Zuge. Auch jüdisch-deutsch: Wenn en Schlimm-Maesel kummt, so kummt es nit allân.

Engl.: One misfortune comes on the neck of an other.


Schlemmen.

1 Die mögen schlemmen und prassen, die das Geld in der Kiste haben.

Bei Tunnicius (664); Se mogen slomen unde brassen, de dat gelt hebben in der kisten. (Indulgent genio quibus est thesaurus in arca.)

2 Uebel schlemmen macht ein kurzes Leben.

3 Viel Schlemmen dient zu keinem langen Leben.Gruter, III, 88; Lehmann, II, 798, 55.

4 Viel Schlemmen macht kurze Tage.

Lat.: Non facit ad multam crapula multa diem. (Binder I, 1172; II, 2171; Seybold, 370.)

5 Wer allzeit schlemmt, behält zuletzt kein ganzes Hemd.

It.: Chi ciascun tempo gazzoviglia, muore spesso sulla paglia.

*6 Er schlemmt, als habe er's im Kriege geraubt. (S. Bramsegel.)

*7 Schlemmen vnd temmen.Franck, Zeytbuch, CCXXXa.


Schlemmer.

1 Der Schlemmer lässt das Saufen nicht. (S. Hund 230.) – Parömiakon, 525.

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[[118]/0124] 5 Man soll schleifen, wenn der Stein umläuft. – Simrock, 9084a. 6 Schleifen hält beim Mähen nicht auf. It.: Colui non perde il tempo, che si prepara al combattimento. 7 Wer glatt schleift, hat bald gewetzt. 8 Z' fin g'schliffe, haut nid. (Luzern.) 9 Zu scharf geschliffen, wird schartig. – Schottel, 1113a. Aehnlich russisch Altmann VI, 489. *10 Da ist nichts zu schleifen. – Frischbier2, 3335. *11 Er schleift, aber nicht ohne Wasser. *12 Er schleift glatte (breite) Worte. Der Lügner. *13 Er schleift sich den Degen selbst, womit er sich sticht. – Parömiakon, 93. *14 He kann slîpen on dreien (drehen). (Meurs.) – Firmenich, I, 403, 196. *15 Hei schlîepet auk nie ohne Water. (Sauerland.) *16 Schleiffen vnd wenden. – Agricola II, 84. „D. i. liegen, triegen vnd verschlahen, das es leicht abgeht vnd nit saur wirt, dann schleiffen vnd wenden wil für sich ain yetliches ainen aignen menschen han. Zum schleiffen gehören zwu hende, dessgleichen zum wenden. Wer nun zwu schwäre arbeit auff ainmal vnd leichtig thun kann, der kan schleiffen vnd wenden, d. i. auff alle tail verschmitzet vnd abgeschliffen auf alle ecken. Vor dir ist er gut, hinter dir ist er dein Teufel.“ Schleifer. * Er hat einen Schleifer bekommen. Nase, Verweis. Schwed.: utan. Schleiferzeche. * Doas îs noch îwer d' Schlaif'rzäche. (Oesterr.-Schles.) – Peter, 455. Ausruf der Verwunderung und des Staunens. Schleifes. * Se hôt e gent Schleifes1. (Siebenbürg.-sächs.) – Frommann, V, 35, 68. 1) Schleifwerk, d. i. sie hat ein gut Mundwerk. Schleifkanne. * Er sah Schleifkannen am Himmel. Schleifmühle. 1 In die callieser Schleifmühle schickt man die Ungeschliffenen. – Hesekiel, 26. *2 Der ist auf einer guten Schleifmühle gewesen. Holl.: Hij is op den slijpsteen gewast. (Harrebomée, II, 274b.) *3 Einen auf die schnersheimer Schleifmühle schicken. Seine Zunge lösen, seiner Sprache Leichtigkeit und Gefügigkeit geben zu lassen. „Eine wohlgelöste Zunge ist eine schöne Naturgabe, aber man kann auch schweren Zungen nachhelfen und sie auf der schnersheimer Schleifmühle schleifen lassen.“ Schnersheim ist ein Ort im Bezirk Strasburg, Canton Truchtersheim. (A. Stöber in der Alsatia, 1854-55, S. 188.) Die Niederländer schicken die, welche mit Narrheit (zotternij) behaftet sind, sprichwörtlich nach Leiden: Vaar naar Leiden, en laat u schrapen (oder: van den lai snijden). (Harrebomée, II, 15.) Frz.: Il faut le renvoyer au rudiment. (Lendroy, 381.) *4 Er ist auf dieser Schleifmühle noch nicht gewesen. Hat davon noch nichts erfahren. *5 Er ist noch nicht auf der Kalysischen Schleiff- Mühle gewesen. – Berckenmeyer, 326; Deutsche Romanzeitung, III, 44, 631. Callies, auch Kallies, eine kleine Stadt mit ungefähr 3000 Einwohnern und einer Schleifmühle, Kreis Dramburg, Pommern. Nach Berckenmeyer a. a. O. kommt dies Sprichwort von einer Brücke in Callies, welche in der Mitte eine verborgene Falle gehabt habe. Wer dies nicht gewusst und mit seinen Schritten oder Sprüngen nicht die rechte Breite getroffen, sei in den Morast hinuntergestürzt, welches Experiment der Kurfürst zuweilen an den geputzten Kammerherrn gemacht habe. Wie dem auch sei, so will es sagen: Er hat noch keine Erfahrung. Die callieser Schleifmühle zur Abschleifung des Flözes und der Grobheit ist heute noch sprichwörtlich und ist ein Stichwort der Stadt. (Vgl. Schmidt, Jubelschrift, S. 6.) Schleifstein. 1 Auf einem trockenen Schleifstein kann man nicht schleifen. Dän.: Hvet-steen uden vand ei vel silbe kand. (Prov. dan., 319.) 2 Der Schleifstein wetzt das Eisen, geht aber dadurch selbst zu Grunde. Dän.: Naar hvet-steenen sliber jernet, forstlider den sig selv. (Prov. dan., 309.) 3 Ein Schleifstein macht das Messer scharf und schneidet selber nicht. Frz.: Pierre à aiguiser n'est pas tenue de couper. (Cahier, 1376.) Holl.: Een botte slijpsteen maakt het mes scherp. (Harrebomée, II, 274b.) *4 Dai es so ilich as en Slipsten, dä in siewen Joaren nitt smiärt es. (Iserlohn.) – Woeste, 86, 104. *5 Einen Schleifstein schinden ist schwer. *6 Er will einen Schleifstein schinden. *7 Man würde eher einen Schleifstein mästen. Holl.: Men zou eer een' slijpsteen mesten. (Harrebomée, II, 274b.) Schleifweg. * Ar ît uf'n Schleffwag. (Franken.) – Frommann, VI, 323, 339. Auf einem falschen Wege. Der Schleifweg ist ein Fahrweg, der auf dem Felde, nicht aber in einen Ort ausmündet. Schleim. Alter Schleim erstickt zarten Keim. Schleissen, s. Schlîten. Schleissgasse. * Es geht in die Schleissgasse. (Wien.) Wenn etwas schadhaft wird, anfängt zu zerreissen. Schleissheim. * Auf Schleissheim gehen. – Schmeller, III, 458. D. h. zerreissen. Vgl. Wackernagel, Deutsche Appellativnamen, in der Germania, V, 313. Schleister. * Et sind Schleisters un Bissewentken1. – Lyra, 21. 1) Eine Lauftasche, ein leichtfertiges Frauenzimmer. Schleister steigert diesen Begriff, indem es noch das Moment der Liederlichkeit hinzufügt. Schlemihl. 1 Wenn's noch so viel Schlemielim gibt, was hilft's mir? – Tendlau, 764. Es ist ein leidiger Trost, dass es einem nicht allein schlecht geht. „Schlemielim“ ist die Mehrzahl mit hebräischer Endung von Schlemiel. *2 Das is e Schlemiel vun Suntik. – Tendlau, 625. Ein Unglücksvogel von Sonntag. Von einem Menschen, dem alles mislingt, wol im Gegensatz von Sonntagskind, beide, wie Tendlau dafür hält, mit Bezug auf den talmudischen Ausspruch: Wer am Sonntag geboren ward, dem eignet sich entweder alles zum Guten oder alles zum Schlimmen; denn am Sonntag ward Licht und Finsterniss geschaffen. (Sabbat, 156.) Schlemiel, von Chamisso in seiner bekannten Dichtung Schlemihl geschrieben, wird, wie schofel, als ein aus dem Hebräischen in die deutsche Sprache eingedrungenes Wort betrachtet. Schlemihligkeit. Wenn die Schlemihligkeit kummt, kummt sie recht. – Tendlau, 748. Wenn das Unglück einmal kommt, so kommt's in vollem Zuge. Auch jüdisch-deutsch: Wenn en Schlimm-Maesel kummt, so kummt es nit allân. Engl.: One misfortune comes on the neck of an other. Schlemmen. 1 Die mögen schlemmen und prassen, die das Geld in der Kiste haben. Bei Tunnicius (664); Se mogen slomen unde brassen, de dat gelt hebben in der kisten. (Indulgent genio quibus est thesaurus in arca.) 2 Uebel schlemmen macht ein kurzes Leben. 3 Viel Schlemmen dient zu keinem langen Leben. – Gruter, III, 88; Lehmann, II, 798, 55. 4 Viel Schlemmen macht kurze Tage. Lat.: Non facit ad multam crapula multa diem. (Binder I, 1172; II, 2171; Seybold, 370.) 5 Wer allzeit schlemmt, behält zuletzt kein ganzes Hemd. It.: Chi ciascun tempo gazzoviglia, muore spesso sulla paglia. *6 Er schlemmt, als habe er's im Kriege geraubt. (S. Bramsegel.) *7 Schlemmen vnd temmen. – Franck, Zeytbuch, CCXXXa. Schlemmer. 1 Der Schlemmer lässt das Saufen nicht. (S. Hund 230.) – Parömiakon, 525. 2 Des Schlemmers Uebelleben ist des Arztes Wohlleben. Lat.: Intemperantia medicorum nutrix. (Binder II, 1529; Schonheim, J, 21.)

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876, S. [118]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon04_1876/124>, abgerufen am 28.03.2024.