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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876.

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[Spaltenumbruch] 76 Wer schön will scheinen, muss leiden vom Kopf bis zu den Beinen.

77 Wer schön will sein, der leide Pein.

Holl.: Die mooi wil wezen, moet pijn lijden, zei de meid, en zij spelde hare muts aan de ooren vast. (Harrebomee, II, 100b.)

78 Wer so schön ist wie ein alter Aff, so freundlich wie ein Bär und so freigebig wie ein Hund, darf über viel Besuch nicht klagen.

Lat.: Caecus agenscae cum facit hunc procumbere secum. (Chaos, 929.)

*79 Das ist schöner als a Predi. (Oberösterreich.)

Schöner als eine Predigt, womit man sagen will, sehr schön.

*80 Das steht schön und kostet nicht viel. - Blass, 8.

*81 Du bist schön, du schielst und blöckst d' Zähn. (Rottenburg.) - Birlinger, 1085.

Zu einem Mädchen, das zu oft vor dem Spiegel steht.

*82 Er ist schön, seine Nase steht zwischen den Augen. (Lit.)

*83 Es ist schön, aber nicht wahr.

*84 Es ist schön wie eine Pfauenfeder.

*85 Es ist so schön, als wenn's die Tauben zusammengetragen hätten.

*86 Es ist so schön wie das Brückenthor zu Dresden.

Das Thor vor der Elbbrücke in Dresden hiess das "schöne Thor"; und wenn man im 16. Jahrhundert in Sachsen einen Bau oder sonst etwas als schön bezeichnen wollte, so bediente man sich der obigen Redensart. Das schöne Thor war eins der vorzüglichsten Wahrzeichen des schon damals stark besuchten Dresden. (Vgl. darüber eine ausführliche Darstellung in der Illustrirten Zeitung vom 7. März 1857, Nr. 714, in dem Artikel Städtewahrzeichen.)

*87 Ist sie gleich nicht schön, hat sie doch Geld im Kasten.

*88 'S ies su schien wie am Heelge-Grobe. - Robinson, 544.

*89 'S is (woar) su scheine, der Moaler het's nich schinner moalen kinnen. (Schles.) - Frommann, III, 245, 126.

*90 Schön wie a corfü'er Esreg. (Jüd.-deutsch. Warschau.)

D. h. ein Paradiesapfel, welche Frucht zum Laubhüttenfest gebraucht wird. Unter allen Sorten wird aber die, welche von der Insel Korfu kommt, ihrer Schönheit wegen am höchsten geschätzt. Daher wird eine sehr schöne Person mit "corfüer Esreg" bezeichnet.

*91 Schön wie der Tag, hässlich (s. d. 13) wie die Nacht.

F. Wiest (Anekdotenjäger, Nordhausen 1863, Hft. 74, S. 145-150) bestreitet das Zutreffende dieser Redensart humoristisch. "Man hört sie", sagt er, "tausendmal im Leben, aber sie hat keine innere Bewahrheitung. Man kann von einem Mädchen sagen: Es ist schön wie ein Engel, aber man hört unsere Jungen ausrufen: Sie ist schön wie der Tag. Dies Gleichniss kam aus dem Orient, wo es ein Compliment ist, weil es an die aufgehende Sonne erinnert. Der Orientale bekommt den Tag aus der nächsten Hand, aber wie sieht er aus, ehe er zu uns kommt. Bei uns sollte man sagen: Schön wie die Nacht und hässlich wie der Tag."

Dän.: Det er saa faurt om sommeren. (Prov. dan., 162.)

*92 Schön wie die Sünde.

*93 Schön wie ein Engel und dumm wie eine Gans.

Der Abbe Chryso pries die Herzogin von Fontanges, weil sie schön sei wie ein Engel und dumm wie eine Gans. (Magazin für die Literatur des Auslandes, 1859, S. 320.)

*94 Schön wie ein kranker Spanier und so lieblich wie ein alter Affe. - Winckler, XV, 94.

*95 Schön wie eine Mohnblume und dumm wie ein ausgebrannter Baumstock. (Russ.)

Auch böhmisch: Krasny jak makovy kvet, a hloupy jak vyhorely parez. (Celakovsky, 304.)

*96 Schön z' Kirchen! (Steiermark.)

Ein ironischer Ausruf bei einer verdriesslichen, widerwärtigen Entdeckung.

*97 Sie ist nicht so schön zum Verliehen und nicht so hässlich zum Erschrecken.

Span.: Ni hermosa que mate, ni fea que espante. (Bohn I, 234.)

*98 Sie ist schön, man darf sie aber nicht bei Tage (oder: nur bei Kerzenlicht) sehen.

Da die Alten glaubten, dass man durch den Genuss von Hasenfleisch schön werde, so sagten sie sprichwörtlich von einer Person, die nicht schön war: Sie hat kein Hasenfleisch gegessen. Leporem non edit. (Philippi, I, 223; Erasm., 317.)

[Spaltenumbruch] Holl.: Zij is schoon bij de kaars. (Harrebomee, I, 257a.)

Port.: Nem tao formosa que mate, nem tao fea que espante. (Bohn I, 286.)

*99 Sie ist schön und - langweilig.

Von einer schönen und einfältigen Frau. Gilt auch wol von Erzeugnissen der Literatur. Eine geistreiche Frau gestand, als man ihr Virgilius' Aeneis vorlas: Sie ist sehr schön, aber sehr langweilig. (Witzfunken, III, 134.)

*100 Sie ist schön wie Anke von Tharau. - Frischbier, 19; Hennig, 13.

Es war dies die Tochter des Pfarrers Neander, welcher von 1596-1629 an der adelich tharauschen Kirche Prediger war und mit dem der bekannte Dichter Simon Dach nahen Umgang hatte, daher dieser sich bewogen fühlte, bei der ehelichen Verbindung der schönen achtzehnjährigen Anna mit dem Pfarrer Joh. Partatium zu Trempen im Insterburgischen ein plattdeutsches Lied, was sowol in Alberti's als auch in Herder's Volkslieder-Sammlung zu finden, wie auch im preussischen Tempe gedruckt ist, zu verfertigen und das sich anfängt: Anke von Tharau ist's, de mi gefällt. Im Kneiphöfischen Junkergarten hat man ehemals auch ihr Porträt gehabt. (Bock, Idiot. pruss.) - Auch die Dänen haben ihre schöne Anna, ausserdem auch noch eine schöne Magdalena und holde Sigbrit, worüber a. a. O. das Weitere zu finden: Smuk som skjön Anna skjönne Magdalone, Sigrit den venne. Ferner Li Bilde, die 1445 am Hofe der Königin Dorothea lebte und welche die Schönste unter den Schönen genannt wurde: Dannemarks-blomster blev kaldet den skjönneste blant skjönne. (Prov. dan., 30 u. 106.)

*101 Sie ist schön wie ein Engel.

Frz.: Elle est belle comme le (beau) jour.

*102 Sit mich's duch a sau scheine on, ich welde mit Lust dervun assen. (Schles.) - Frommann, III, 246, 181.

*103 So schön wie aus dem Ei geschält. - Braun, I, 8955.


Schönau.

Man bleibt nicht stets in Schönau, man kommt auch nach Braunau. - Parömiakon, 251.

Wortspiel mit zwei Ortsnamen, um zu sagen, dass Schönheit mit der Zeit vergeht.


Schönböse.

* Es ist nicht schönböse.

"Es ist nicht schönböse, wie man sagt im Sprichwort." (Luther's Werke, II, 73a.)


Schöndank.

1 Vom Schöndank wart man nich fett. - Frischbier2, 3386.

2 Von Schöndank stirbt die Katze.

3 Von Schöndank werd de Katt krank. - Frischbierb, 3386.

Poln.: Kto sluzy z laski, ma mieszek plaski. (Masson, 355.)


Schöndelech.

All Schöndelech sind miess (hässlich); all Gütelech sind bös. - Blass, 5.

Von schön und gut abgeleitete Namen. Das Sprichwort will sagen, dass der Name nicht stets mit der Sache übereinstimmt; es behauptet, dass wenn jemand schön heisse, er in der Regel hässlich, und wenn er gut heisse, böse sei.


Schöne (das).

1 Das ist das Los des Schönen auf der Erde, sagte der Nachtwächter, als er eine frühere Primadonna betrunken im Gerinne fand.

2 Das schön ist gmeynglich auch gut. - Franck, I, 141b.

3 Das Schöne findet man, das Wahre muss man suchen. - Witzfunken, IIb, 96.

4 Man lest das Schöne nicht fromm sein. - Petri, II, 458; Sailer, 123.

Lat.: Pulchritudo foeminae est ignis, qui tangentes urit et distantes inflammat. (Chaos, 793.)

5 Schönes geht über hübsch und Liebes über schön.

Böhm.: Slusi hodne za podobne. (Celakovsky, 86.)

Poln.: Czaka za biret. - Dzwiek za wech, ald. - Wet za wet. (Celakovsky, 86.)

6 Wer das Schöne nicht kann nutzen, der sucht es zu beschmuzen.

Dän.: Det smukke som man ei kand gjöre efter, det sverter man. (Prov. dan., 236.)


Schöne (die).

1 Der schönen dück ist armer Leut vnglück. - Petri, II, 106.

2 Die schön der keuschheit schaden thut, von schön wird ihr nicht wohl behut. - Töppen, 88.

[Spaltenumbruch] 76 Wer schön will scheinen, muss leiden vom Kopf bis zu den Beinen.

77 Wer schön will sein, der leide Pein.

Holl.: Die mooi wil wezen, moet pijn lijden, zei de meid, en zij spelde hare muts aan de ooren vast. (Harrebomée, II, 100b.)

78 Wer so schön ist wie ein alter Aff, so freundlich wie ein Bär und so freigebig wie ein Hund, darf über viel Besuch nicht klagen.

Lat.: Caecus agenscae cum facit hunc procumbere secum. (Chaos, 929.)

*79 Das ist schöner als a Predi. (Oberösterreich.)

Schöner als eine Predigt, womit man sagen will, sehr schön.

*80 Das steht schön und kostet nicht viel.Blass, 8.

*81 Du bist schön, du schielst und blöckst d' Zähn. (Rottenburg.) – Birlinger, 1085.

Zu einem Mädchen, das zu oft vor dem Spiegel steht.

*82 Er ist schön, seine Nase steht zwischen den Augen. (Lit.)

*83 Es ist schön, aber nicht wahr.

*84 Es ist schön wie eine Pfauenfeder.

*85 Es ist so schön, als wenn's die Tauben zusammengetragen hätten.

*86 Es ist so schön wie das Brückenthor zu Dresden.

Das Thor vor der Elbbrücke in Dresden hiess das „schöne Thor“; und wenn man im 16. Jahrhundert in Sachsen einen Bau oder sonst etwas als schön bezeichnen wollte, so bediente man sich der obigen Redensart. Das schöne Thor war eins der vorzüglichsten Wahrzeichen des schon damals stark besuchten Dresden. (Vgl. darüber eine ausführliche Darstellung in der Illustrirten Zeitung vom 7. März 1857, Nr. 714, in dem Artikel Städtewahrzeichen.)

*87 Ist sie gleich nicht schön, hat sie doch Geld im Kasten.

*88 'S ies su schien wie am Heelge-Grobe.Robinson, 544.

*89 'S is (woar) su schîne, der Moaler het's nich schinner moalen kinnen. (Schles.) – Frommann, III, 245, 126.

*90 Schön wie a corfü'er Esreg. (Jüd.-deutsch. Warschau.)

D. h. ein Paradiesapfel, welche Frucht zum Laubhüttenfest gebraucht wird. Unter allen Sorten wird aber die, welche von der Insel Korfu kommt, ihrer Schönheit wegen am höchsten geschätzt. Daher wird eine sehr schöne Person mit „corfüer Esreg“ bezeichnet.

*91 Schön wie der Tag, hässlich (s. d. 13) wie die Nacht.

F. Wiest (Anekdotenjäger, Nordhausen 1863, Hft. 74, S. 145-150) bestreitet das Zutreffende dieser Redensart humoristisch. „Man hört sie“, sagt er, „tausendmal im Leben, aber sie hat keine innere Bewahrheitung. Man kann von einem Mädchen sagen: Es ist schön wie ein Engel, aber man hört unsere Jungen ausrufen: Sie ist schön wie der Tag. Dies Gleichniss kam aus dem Orient, wo es ein Compliment ist, weil es an die aufgehende Sonne erinnert. Der Orientale bekommt den Tag aus der nächsten Hand, aber wie sieht er aus, ehe er zu uns kommt. Bei uns sollte man sagen: Schön wie die Nacht und hässlich wie der Tag.“

Dän.: Det er saa faurt om sommeren. (Prov. dan., 162.)

*92 Schön wie die Sünde.

*93 Schön wie ein Engel und dumm wie eine Gans.

Der Abbé Chryso pries die Herzogin von Fontanges, weil sie schön sei wie ein Engel und dumm wie eine Gans. (Magazin für die Literatur des Auslandes, 1859, S. 320.)

*94 Schön wie ein kranker Spanier und so lieblich wie ein alter Affe.Winckler, XV, 94.

*95 Schön wie eine Mohnblume und dumm wie ein ausgebrannter Baumstock. (Russ.)

Auch böhmisch: Krásný jak makový kvĕt, a hloupý jak vyhořelý pařez. (Čelakovský, 304.)

*96 Schön z' Kirchen! (Steiermark.)

Ein ironischer Ausruf bei einer verdriesslichen, widerwärtigen Entdeckung.

*97 Sie ist nicht so schön zum Verliehen und nicht so hässlich zum Erschrecken.

Span.: Ni hermosa que mate, ni fea que espante. (Bohn I, 234.)

*98 Sie ist schön, man darf sie aber nicht bei Tage (oder: nur bei Kerzenlicht) sehen.

Da die Alten glaubten, dass man durch den Genuss von Hasenfleisch schön werde, so sagten sie sprichwörtlich von einer Person, die nicht schön war: Sie hat kein Hasenfleisch gegessen. Leporem non edit. (Philippi, I, 223; Erasm., 317.)

[Spaltenumbruch] Holl.: Zij is schoon bij de kaars. (Harrebomée, I, 257a.)

Port.: Nem tão formosa que mate, nem tão fea que espante. (Bohn I, 286.)

*99 Sie ist schön und – langweilig.

Von einer schönen und einfältigen Frau. Gilt auch wol von Erzeugnissen der Literatur. Eine geistreiche Frau gestand, als man ihr Virgilius' Aeneis vorlas: Sie ist sehr schön, aber sehr langweilig. (Witzfunken, III, 134.)

*100 Sie ist schön wie Anke von Tharau.Frischbier, 19; Hennig, 13.

Es war dies die Tochter des Pfarrers Neander, welcher von 1596-1629 an der adelich tharauschen Kirche Prediger war und mit dem der bekannte Dichter Simon Dach nahen Umgang hatte, daher dieser sich bewogen fühlte, bei der ehelichen Verbindung der schönen achtzehnjährigen Anna mit dem Pfarrer Joh. Partatium zu Trempen im Insterburgischen ein plattdeutsches Lied, was sowol in Alberti's als auch in Herder's Volkslieder-Sammlung zu finden, wie auch im preussischen Tempe gedruckt ist, zu verfertigen und das sich anfängt: Anke von Tharau ist's, de mi gefällt. Im Kneiphöfischen Junkergarten hat man ehemals auch ihr Porträt gehabt. (Bock, Idiot. pruss.) – Auch die Dänen haben ihre schöne Anna, ausserdem auch noch eine schöne Magdalena und holde Sigbrit, worüber a. a. O. das Weitere zu finden: Smuk som skjøn Anna skjønne Magdalone, Sigrit den venne. Ferner Li Bilde, die 1445 am Hofe der Königin Dorothea lebte und welche die Schönste unter den Schönen genannt wurde: Dannemarks-blomster blev kaldet den skjønneste blant skjønne. (Prov. dan., 30 u. 106.)

*101 Sie ist schön wie ein Engel.

Frz.: Elle est belle comme le (beau) jour.

*102 Sit mich's duch a sû schîne on, ich welde mit Lust dervun assen. (Schles.) – Frommann, III, 246, 181.

*103 So schön wie aus dem Ei geschält.Braun, I, 8955.


Schönau.

Man bleibt nicht stets in Schönau, man kommt auch nach Braunau.Parömiakon, 251.

Wortspiel mit zwei Ortsnamen, um zu sagen, dass Schönheit mit der Zeit vergeht.


Schönböse.

* Es ist nicht schönböse.

„Es ist nicht schönböse, wie man sagt im Sprichwort.“ (Luther's Werke, II, 73a.)


Schöndank.

1 Vom Schöndank wart man nich fett.Frischbier2, 3386.

2 Von Schöndank stirbt die Katze.

3 Von Schöndank werd de Katt krank.Frischbierb, 3386.

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Schöndelech.

All Schöndelech sind miess (hässlich); all Gütelech sind bös.Blass, 5.

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Schöne (das).

1 Das ist das Los des Schönen auf der Erde, sagte der Nachtwächter, als er eine frühere Primadonna betrunken im Gerinne fand.

2 Das schön ist gmeynglich auch gut.Franck, I, 141b.

3 Das Schöne findet man, das Wahre muss man suchen.Witzfunken, IIb, 96.

4 Man lest das Schöne nicht fromm sein.Petri, II, 458; Sailer, 123.

Lat.: Pulchritudo foeminae est ignis, qui tangentes urit et distantes inflammat. (Chaos, 793.)

5 Schönes geht über hübsch und Liebes über schön.

Böhm.: Sluší hodné za podobné. (Čelakovský, 86.)

Poln.: Czaka za biret. – Dźwięk za wech, ałd. – Wet za wet. (Čelakovský, 86.)

6 Wer das Schöne nicht kann nutzen, der sucht es zu beschmuzen.

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Schöne (die).

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[[159]/0165] 76 Wer schön will scheinen, muss leiden vom Kopf bis zu den Beinen. 77 Wer schön will sein, der leide Pein. Holl.: Die mooi wil wezen, moet pijn lijden, zei de meid, en zij spelde hare muts aan de ooren vast. (Harrebomée, II, 100b.) 78 Wer so schön ist wie ein alter Aff, so freundlich wie ein Bär und so freigebig wie ein Hund, darf über viel Besuch nicht klagen. Lat.: Caecus agenscae cum facit hunc procumbere secum. (Chaos, 929.) *79 Das ist schöner als a Predi. (Oberösterreich.) Schöner als eine Predigt, womit man sagen will, sehr schön. *80 Das steht schön und kostet nicht viel. – Blass, 8. *81 Du bist schön, du schielst und blöckst d' Zähn. (Rottenburg.) – Birlinger, 1085. Zu einem Mädchen, das zu oft vor dem Spiegel steht. *82 Er ist schön, seine Nase steht zwischen den Augen. (Lit.) *83 Es ist schön, aber nicht wahr. *84 Es ist schön wie eine Pfauenfeder. *85 Es ist so schön, als wenn's die Tauben zusammengetragen hätten. *86 Es ist so schön wie das Brückenthor zu Dresden. Das Thor vor der Elbbrücke in Dresden hiess das „schöne Thor“; und wenn man im 16. Jahrhundert in Sachsen einen Bau oder sonst etwas als schön bezeichnen wollte, so bediente man sich der obigen Redensart. Das schöne Thor war eins der vorzüglichsten Wahrzeichen des schon damals stark besuchten Dresden. (Vgl. darüber eine ausführliche Darstellung in der Illustrirten Zeitung vom 7. März 1857, Nr. 714, in dem Artikel Städtewahrzeichen.) *87 Ist sie gleich nicht schön, hat sie doch Geld im Kasten. *88 'S ies su schien wie am Heelge-Grobe. – Robinson, 544. *89 'S is (woar) su schîne, der Moaler het's nich schinner moalen kinnen. (Schles.) – Frommann, III, 245, 126. *90 Schön wie a corfü'er Esreg. (Jüd.-deutsch. Warschau.) D. h. ein Paradiesapfel, welche Frucht zum Laubhüttenfest gebraucht wird. Unter allen Sorten wird aber die, welche von der Insel Korfu kommt, ihrer Schönheit wegen am höchsten geschätzt. Daher wird eine sehr schöne Person mit „corfüer Esreg“ bezeichnet. *91 Schön wie der Tag, hässlich (s. d. 13) wie die Nacht. F. Wiest (Anekdotenjäger, Nordhausen 1863, Hft. 74, S. 145-150) bestreitet das Zutreffende dieser Redensart humoristisch. „Man hört sie“, sagt er, „tausendmal im Leben, aber sie hat keine innere Bewahrheitung. Man kann von einem Mädchen sagen: Es ist schön wie ein Engel, aber man hört unsere Jungen ausrufen: Sie ist schön wie der Tag. Dies Gleichniss kam aus dem Orient, wo es ein Compliment ist, weil es an die aufgehende Sonne erinnert. Der Orientale bekommt den Tag aus der nächsten Hand, aber wie sieht er aus, ehe er zu uns kommt. Bei uns sollte man sagen: Schön wie die Nacht und hässlich wie der Tag.“ Dän.: Det er saa faurt om sommeren. (Prov. dan., 162.) *92 Schön wie die Sünde. *93 Schön wie ein Engel und dumm wie eine Gans. Der Abbé Chryso pries die Herzogin von Fontanges, weil sie schön sei wie ein Engel und dumm wie eine Gans. (Magazin für die Literatur des Auslandes, 1859, S. 320.) *94 Schön wie ein kranker Spanier und so lieblich wie ein alter Affe. – Winckler, XV, 94. *95 Schön wie eine Mohnblume und dumm wie ein ausgebrannter Baumstock. (Russ.) Auch böhmisch: Krásný jak makový kvĕt, a hloupý jak vyhořelý pařez. (Čelakovský, 304.) *96 Schön z' Kirchen! (Steiermark.) Ein ironischer Ausruf bei einer verdriesslichen, widerwärtigen Entdeckung. *97 Sie ist nicht so schön zum Verliehen und nicht so hässlich zum Erschrecken. Span.: Ni hermosa que mate, ni fea que espante. (Bohn I, 234.) *98 Sie ist schön, man darf sie aber nicht bei Tage (oder: nur bei Kerzenlicht) sehen. Da die Alten glaubten, dass man durch den Genuss von Hasenfleisch schön werde, so sagten sie sprichwörtlich von einer Person, die nicht schön war: Sie hat kein Hasenfleisch gegessen. Leporem non edit. (Philippi, I, 223; Erasm., 317.) Holl.: Zij is schoon bij de kaars. (Harrebomée, I, 257a.) Port.: Nem tão formosa que mate, nem tão fea que espante. (Bohn I, 286.) *99 Sie ist schön und – langweilig. Von einer schönen und einfältigen Frau. Gilt auch wol von Erzeugnissen der Literatur. Eine geistreiche Frau gestand, als man ihr Virgilius' Aeneis vorlas: Sie ist sehr schön, aber sehr langweilig. (Witzfunken, III, 134.) *100 Sie ist schön wie Anke von Tharau. – Frischbier, 19; Hennig, 13. Es war dies die Tochter des Pfarrers Neander, welcher von 1596-1629 an der adelich tharauschen Kirche Prediger war und mit dem der bekannte Dichter Simon Dach nahen Umgang hatte, daher dieser sich bewogen fühlte, bei der ehelichen Verbindung der schönen achtzehnjährigen Anna mit dem Pfarrer Joh. Partatium zu Trempen im Insterburgischen ein plattdeutsches Lied, was sowol in Alberti's als auch in Herder's Volkslieder-Sammlung zu finden, wie auch im preussischen Tempe gedruckt ist, zu verfertigen und das sich anfängt: Anke von Tharau ist's, de mi gefällt. Im Kneiphöfischen Junkergarten hat man ehemals auch ihr Porträt gehabt. (Bock, Idiot. pruss.) – Auch die Dänen haben ihre schöne Anna, ausserdem auch noch eine schöne Magdalena und holde Sigbrit, worüber a. a. O. das Weitere zu finden: Smuk som skjøn Anna skjønne Magdalone, Sigrit den venne. Ferner Li Bilde, die 1445 am Hofe der Königin Dorothea lebte und welche die Schönste unter den Schönen genannt wurde: Dannemarks-blomster blev kaldet den skjønneste blant skjønne. (Prov. dan., 30 u. 106.) *101 Sie ist schön wie ein Engel. Frz.: Elle est belle comme le (beau) jour. *102 Sit mich's duch a sû schîne on, ich welde mit Lust dervun assen. (Schles.) – Frommann, III, 246, 181. *103 So schön wie aus dem Ei geschält. – Braun, I, 8955. Schönau. Man bleibt nicht stets in Schönau, man kommt auch nach Braunau. – Parömiakon, 251. Wortspiel mit zwei Ortsnamen, um zu sagen, dass Schönheit mit der Zeit vergeht. Schönböse. * Es ist nicht schönböse. „Es ist nicht schönböse, wie man sagt im Sprichwort.“ (Luther's Werke, II, 73a.) Schöndank. 1 Vom Schöndank wart man nich fett. – Frischbier2, 3386. 2 Von Schöndank stirbt die Katze. 3 Von Schöndank werd de Katt krank. – Frischbierb, 3386. Poln.: Kto služy z łaski, ma mieszek płaski. (Masson, 355.) Schöndelech. All Schöndelech sind miess (hässlich); all Gütelech sind bös. – Blass, 5. Von schön und gut abgeleitete Namen. Das Sprichwort will sagen, dass der Name nicht stets mit der Sache übereinstimmt; es behauptet, dass wenn jemand schön heisse, er in der Regel hässlich, und wenn er gut heisse, böse sei. Schöne (das). 1 Das ist das Los des Schönen auf der Erde, sagte der Nachtwächter, als er eine frühere Primadonna betrunken im Gerinne fand. 2 Das schön ist gmeynglich auch gut. – Franck, I, 141b. 3 Das Schöne findet man, das Wahre muss man suchen. – Witzfunken, IIb, 96. 4 Man lest das Schöne nicht fromm sein. – Petri, II, 458; Sailer, 123. Lat.: Pulchritudo foeminae est ignis, qui tangentes urit et distantes inflammat. (Chaos, 793.) 5 Schönes geht über hübsch und Liebes über schön. Böhm.: Sluší hodné za podobné. (Čelakovský, 86.) Poln.: Czaka za biret. – Dźwięk za wech, ałd. – Wet za wet. (Čelakovský, 86.) 6 Wer das Schöne nicht kann nutzen, der sucht es zu beschmuzen. Dän.: Det smukke som man ei kand gjøre efter, det sverter man. (Prov. dan., 236.) Schöne (die). 1 Der schönen dück ist armer Leut vnglück. – Petri, II, 106. 2 Die schön der keuschheit schaden thut, von schön wird ihr nicht wohl behut. – Töppen, 88.

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876, S. [159]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon04_1876/165>, abgerufen am 29.03.2024.