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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876.

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Sauermilchhäflein.

Das Saurmilchhäfelin ist vom Verlin umgestossen worden, antwortet einer armen Fraw ein Fürsprech, der sich vom Gegenpart mit einem Süwlin hatte schmieren lassen. (S. Ochs 179.) - Eiselein, 541.


Sauern.

1 Me muess nid sure, eb d' Küe im Stal abunde sind. - Sutermeister, 148.

2 Was nicht säuert, süsst auch nicht. - Simrock, 8755; Körte, 6494; Braun, I, 3740.

Lat.: Miserum te judico, quod nunquam fuisti miser. (Publ. Syr.) (Binder I, 991; II, 1873; Seybold, 308; Philippi, I, 253.)


Säuern.

Werd hier gaud esüert, sau werd dort gaud ebacken. - Schambach, II, 588.

Bei den Entscheidungen der Behörden kommt in der Regel alles auf den Bericht an. Wie die Berichte, so die Gerichte (Entscheidungen). Wird hier gut gesäuert, so wird dort gut gebacken.


Sauersehen.

1 Kann ich nicht mehr, so will ich doch sauer darum sehen. - Schottel, 1134a.

2 Sawersehen hilfft nicht. - Agricola I, 312; Lehmann, II, 465, 12; Schottel, 1134a; Simrock, 8757; Körte, 5198; Braun, I, 3738.

Hin ist hin; finstere Stirn bringt's nicht zurück. Wer das Unglück hat, hat auch den Spott; darum zum bösen Spiele gute Miene!

3 Sawrsehen vertreibt heimliche Zungen. - Petri, II, 517.

4 Wat süüst du denn so saur ut? So se ik van Natur ut. (Lübeck.) - Deecke, 14.

5 Wer alweg saur sihet, vmb den gibt man nit. - Franck, I, 73b; Gruter, I, 78; Schottel, 1145b; Egenolff, 303b; Simrock, 8759; Körte, 6769.

Lat.: Severitas assidua amittit autoritatem. (Seybold, 555.)

6 Wer jmmer sawer sihet, der verleurt sein Ansehen durch die Gewonheit. - Lehmann, 30, 60.

*7 Er sieht so sauer, als hätte er Essig getrunken.

" ... Bruder, wie sihstu so sawr als ob du Essig hetst getruncken." (Waldis, III, 99, 17.)

*8 Er sieht so sauer, es wären gut Teufel aus ihm zu schnitzen.

*9 Er sihet wol so sauer, als hätte er senff gessen. - Tappius, 46b; Franck, II, 49b; Suringar, CCIX, 2, 3 u. 8.

Lat.: Sinapi victitant. (Erasm., 542; Philippi, II, 187; Tappius, 46b.)

*10 Er siht so saur, sehe er in ein süss milch, sie würd saur. - Franck, II, 49a; Sailer, 301; Körte, 4248b.

Holl.: Zoo zij niet anders dan mosterd at; zij zou niet zuurder kunnen zien. (Harrebomee, II, 105b.)

*11 Sie kann nicht sauer sehen, sie habe denn Essig getrunken.

"Es ist dir unmöglich sauer zu sehen, du habest denn Essig getrunken." (Köhler, 73, 17.)


Sauerteig.

1 Ein Loth Sauerteig säuert einen Centner Mehl.

2 Ein wenig Sauerteig durchsäuert den ganzen Trog. - Simrock, 8760; Braun, I, 3742.

3 Ein wenig Sauerteig versäuert den ganzen Teig. - 1 Kor. 5, 6; Zehner, 541; Schulze, 257; Parömiakon, 348.

4 Wer mehr Sauerteig nimmt als Mehl, der bäckt fehl.

*5 Das ist Sauerteig.

Ein böser Mensch. Der Sauerteig galt schon früh als Sinnbild der Sündhaftigkeit. Daher Matth. 16, 6: Feget den alten Sauerteig aus. Der unedle Sohn eines edeln Vaters heisst Essig, Sohn des Weins.

Jüd.-deutsch: Das is e Chomez. (Tendlau, 645.)

*6 Den Sauerteig nicht von dem Mehl nehmen. - Basler Missionsmagazin.

*7 Er hat den Sauerteig fortgeschafft.

Wenn man einen lästigen Menschen losgeworden ist oder sich eine lästige Sache vom Halse geschafft hat. Chamer, der Sauerteig, wie alles damit Vermischte, muss schon den Abend vor dem Rüsttage des Osterfestes beseitigt, vernichtet, gebatelt (deutsch gebildet von batel) werden. Für die Reinigung des ganzen Hauses[Spaltenumbruch] hat man den Ausdruck: schütteln; daher die Frage: Hast du schon geschüttelt?

Jüd.-deutsch: Das haasst wer Chomez gebattelt. (Tendlau, 370.)


Sauertopf.

* Ein Sauertopf sein. - Braun, I, 3741.

"Ein Topf, in dem man Speisen säuert, ist jemand, der verdriesslich auszusehen pflegt." "Einen Sauertopf, wie Sie heut' an mir einen erblicken würden, lebt nicht mehr in ganz Preussen." (Hermes, Sophiens Reise von Memel nach Sachsen, V, 626.)


Sauf.

1 Sauf ist immer durstig.

*2 Er heisst Sauf.

Von einem unmässigen Trinker. "Unser teutscher Teuffel wird ein guter Weinschlauch sein und muss Sauff heissen, dass er so durstig und hellig ist." (Luther's Werke, VI, 167.)


Saufaus.

*1 Du liederlicher Saufaus, heute bleib' mir aus dem Haus. - Eiselein, 541.

*2 Er ist e Saufaus. - Hochdeutsch bei Braun, I, 3744.


Saufbold.

Saufbold - Raufbold.


Saufbruder.

1 Saufbrüder, Laufbrüder. - Pistor., V, 5; Simrock, 8766; Körte, 5200.

Die gute Freunde sind, solange das Fass voll ist, dann aber für immer Abschied nehmen.

*2 Es sind Saufbrüder.

Frz.: C'est un chevalier de la coupe. - C'est un enfant de Bacchus. (Kritzinger, 137b u. 271a.) - Il a un trou sous le nes. ( Kritzinger, 696.) - Ils sont bons compagnons. (Kritzinger, 159a.) - Ils sont camerades comme cochons. (Kritzinger, 103b.)

Lat.: Calicum remiges. (Philippi, I, 69; Seybold, 62.) - Cylicum remiges. (Philippi, I, 108.)


Saufeder.

* Auf Saufedern liegen müssen. - Parömiakon, 2778.

Auf Stroh; in grosse Armuth gerathen.


Saufen.

1 Besser e Halbi1 g'soffe und vam Weibervolch eweg g'loffe. - Sutermeister, 129.

1) Auch Halbe = Halbmass Wein oder Hälbsli, wovon in Schaffhausen das Zeitwort hälbseln: ein Halbmaas Wein, auch überhaupt gern trinken. (Stalder, II, 13.)

2 Brav g'soffe und brav g'loffe und dem Herrn recht zur Sach g'luegt, sagte jene Herrenköchin, als ihr Herr sie betrunken beim Fass fand. (Luzern.)

3 Darnach gesoffen, darnach geschlaffen. - Petri, III, 3.

4 Das Sauffen manchen bethört, dass er den Sewen ehnlich wird. - Petri, II, 69.

5 Das Sauffen nimpt den Menschen hin Vernunfft vnd alle Sinn. - Petri, II, 69.

6 Die wol sauffen, wollen jmmer rauffen. - Petri, II, 152.

7 Durch sauffen vnd fressen wird viel verthon vnd auffgegessen.

Lat.: Quisque coquens multum solet hic consumere multum. (Loci comm., 191.)

8 Durch Sauffen vnd fressen wird viel weissheit vergessen. - Henisch, 1214, 42; Petri, II, 157.

Lat.: Ebrius et satur nunquam bene sophatur. (Loci comm., 55.)

9 Es saufen nicht alle den Rhein aus, die damit drohen.

10 Es saufen sich mehr zu Tode als im Kriege umkommen.

Engl.: Gluttony and drunkenness destroy more than the sword. (Gaal, 1342.)

11 Es sauffen sich mehr zu todt, denn dursts sterben. - Henisch, 779, 17; Petri, II, 292.

12 Gut gesoffen und gefressen vorm End', macht ein leichtes Testament.

13 Man seggt wol vun dat vele Supen, averst nig vun den groten Döst. (Holst.) - Schütze, I, 242; hochdeutsch bei Simrock, 1749.

Wenn man auf das Saufen schilt, sollte man auch den Durst als Ursache nicht vergessen.

14 Mancher saufft auss allen Brunnen. - Lehmann, 401, 62.

Ist im geschlechtlichen Umgange nicht wählerisch.


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Sauermilchhäflein.

Das Sûrmilchhäfelin ist vom Verlin umgestossen worden, antwortet einer armen Fraw ein Fürsprech, der sich vom Gegenpart mit einem Süwlin hatte schmieren lassen. (S. Ochs 179.) – Eiselein, 541.


Sauern.

1 Me muess nid sure, eb d' Küe im Stal abunde sind.Sutermeister, 148.

2 Was nicht säuert, süsst auch nicht.Simrock, 8755; Körte, 6494; Braun, I, 3740.

Lat.: Miserum te judico, quod nunquam fuisti miser. (Publ. Syr.) (Binder I, 991; II, 1873; Seybold, 308; Philippi, I, 253.)


Säuern.

Werd hier gaud esüert, sau werd dôrt gaud ebacken.Schambach, II, 588.

Bei den Entscheidungen der Behörden kommt in der Regel alles auf den Bericht an. Wie die Berichte, so die Gerichte (Entscheidungen). Wird hier gut gesäuert, so wird dort gut gebacken.


Sauersehen.

1 Kann ich nicht mehr, so will ich doch sauer darum sehen.Schottel, 1134a.

2 Sawersehen hilfft nicht.Agricola I, 312; Lehmann, II, 465, 12; Schottel, 1134a; Simrock, 8757; Körte, 5198; Braun, I, 3738.

Hin ist hin; finstere Stirn bringt's nicht zurück. Wer das Unglück hat, hat auch den Spott; darum zum bösen Spiele gute Miene!

3 Sawrsehen vertreibt heimliche Zungen.Petri, II, 517.

4 Wat süüst du denn so sûr ut? So sê ik van Natur ut. (Lübeck.) – Deecke, 14.

5 Wer alweg saur sihet, vmb den gibt man nit.Franck, I, 73b; Gruter, I, 78; Schottel, 1145b; Egenolff, 303b; Simrock, 8759; Körte, 6769.

Lat.: Severitas assidua amittit autoritatem. (Seybold, 555.)

6 Wer jmmer sawer sihet, der verleurt sein Ansehen durch die Gewonheit.Lehmann, 30, 60.

*7 Er sieht so sauer, als hätte er Essig getrunken.

„ ... Bruder, wie sihstu so sawr als ob du Essig hetst getruncken.“ (Waldis, III, 99, 17.)

*8 Er sieht so sauer, es wären gut Teufel aus ihm zu schnitzen.

*9 Er sihet wol so sauer, als hätte er senff gessen.Tappius, 46b; Franck, II, 49b; Suringar, CCIX, 2, 3 u. 8.

Lat.: Sinapi victitant. (Erasm., 542; Philippi, II, 187; Tappius, 46b.)

*10 Er siht so saur, sehe er in ein süss milch, sie würd saur.Franck, II, 49a; Sailer, 301; Körte, 4248b.

Holl.: Zoo zij niet anders dan mosterd at; zij zou niet zuurder kunnen zien. (Harrebomée, II, 105b.)

*11 Sie kann nicht sauer sehen, sie habe denn Essig getrunken.

„Es ist dir unmöglich sauer zu sehen, du habest denn Essig getrunken.“ (Köhler, 73, 17.)


Sauerteig.

1 Ein Loth Sauerteig säuert einen Centner Mehl.

2 Ein wenig Sauerteig durchsäuert den ganzen Trog.Simrock, 8760; Braun, I, 3742.

3 Ein wenig Sauerteig versäuert den ganzen Teig.1 Kor. 5, 6; Zehner, 541; Schulze, 257; Parömiakon, 348.

4 Wer mehr Sauerteig nimmt als Mehl, der bäckt fehl.

*5 Das ist Sauerteig.

Ein böser Mensch. Der Sauerteig galt schon früh als Sinnbild der Sündhaftigkeit. Daher Matth. 16, 6: Feget den alten Sauerteig aus. Der unedle Sohn eines edeln Vaters heisst Essig, Sohn des Weins.

Jüd.-deutsch: Das is e Chomez. (Tendlau, 645.)

*6 Den Sauerteig nicht von dem Mehl nehmen.Basler Missionsmagazin.

*7 Er hat den Sauerteig fortgeschafft.

Wenn man einen lästigen Menschen losgeworden ist oder sich eine lästige Sache vom Halse geschafft hat. Chamer, der Sauerteig, wie alles damit Vermischte, muss schon den Abend vor dem Rüsttage des Osterfestes beseitigt, vernichtet, gebatelt (deutsch gebildet von batel) werden. Für die Reinigung des ganzen Hauses[Spaltenumbruch] hat man den Ausdruck: schütteln; daher die Frage: Hast du schon geschüttelt?

Jüd.-deutsch: Das haasst wer Chomez gebattelt. (Tendlau, 370.)


Sauertopf.

* Ein Sauertopf sein.Braun, I, 3741.

„Ein Topf, in dem man Speisen säuert, ist jemand, der verdriesslich auszusehen pflegt.“ „Einen Sauertopf, wie Sie heut' an mir einen erblicken würden, lebt nicht mehr in ganz Preussen.“ (Hermes, Sophiens Reise von Memel nach Sachsen, V, 626.)


Sauf.

1 Sauf ist immer durstig.

*2 Er heisst Sauf.

Von einem unmässigen Trinker. „Unser teutscher Teuffel wird ein guter Weinschlauch sein und muss Sauff heissen, dass er so durstig und hellig ist.“ (Luther's Werke, VI, 167.)


Saufaus.

*1 Du liederlicher Saufaus, heute bleib' mir aus dem Haus.Eiselein, 541.

*2 Er ist e Saufaus.Hochdeutsch bei Braun, I, 3744.


Saufbold.

Saufbold – Raufbold.


Saufbruder.

1 Saufbrüder, Laufbrüder.Pistor., V, 5; Simrock, 8766; Körte, 5200.

Die gute Freunde sind, solange das Fass voll ist, dann aber für immer Abschied nehmen.

*2 Es sind Saufbrüder.

Frz.: C'est un chevalier de la coupe. – C'est un enfant de Bacchus. (Kritzinger, 137b u. 271a.) – Il a un trou sous le nés. ( Kritzinger, 696.) – Ils sont bons compagnons. (Kritzinger, 159a.) – Ils sont camerades comme cochons. (Kritzinger, 103b.)

Lat.: Calicum remiges. (Philippi, I, 69; Seybold, 62.) – Cylicum remiges. (Philippi, I, 108.)


Saufeder.

* Auf Saufedern liegen müssen.Parömiakon, 2778.

Auf Stroh; in grosse Armuth gerathen.


Saufen.

1 Besser e Halbi1 g'soffe und vam Wîbervolch eweg g'loffe.Sutermeister, 129.

1) Auch Halbe = Halbmass Wein oder Hälbsli, wovon in Schaffhausen das Zeitwort hälbseln: ein Halbmaas Wein, auch überhaupt gern trinken. (Stalder, II, 13.)

2 Brav g'soffe und brav g'loffe und dem Herrn recht zur Sach g'luegt, sagte jene Herrenköchin, als ihr Herr sie betrunken beim Fass fand. (Luzern.)

3 Darnach gesoffen, darnach geschlaffen.Petri, III, 3.

4 Das Sauffen manchen bethört, dass er den Sewen ehnlich wird.Petri, II, 69.

5 Das Sauffen nimpt den Menschen hin Vernunfft vnd alle Sinn.Petri, II, 69.

6 Die wol sauffen, wollen jmmer rauffen.Petri, II, 152.

7 Durch sauffen vnd fressen wird viel verthon vnd auffgegessen.

Lat.: Quisque coquens multum solet hic consumere multum. (Loci comm., 191.)

8 Durch Sauffen vnd fressen wird viel weissheit vergessen.Henisch, 1214, 42; Petri, II, 157.

Lat.: Ebrius et satur nunquam bene sophatur. (Loci comm., 55.)

9 Es saufen nicht alle den Rhein aus, die damit drohen.

10 Es saufen sich mehr zu Tode als im Kriege umkommen.

Engl.: Gluttony and drunkenness destroy more than the sword. (Gaal, 1342.)

11 Es sauffen sich mehr zu todt, denn dursts sterben.Henisch, 779, 17; Petri, II, 292.

12 Gut gesoffen und gefressen vorm End', macht ein leichtes Testament.

13 Man seggt wol vun dat vêle Supen, averst nig vun den grôten Döst. (Holst.) – Schütze, I, 242; hochdeutsch bei Simrock, 1749.

Wenn man auf das Saufen schilt, sollte man auch den Durst als Ursache nicht vergessen.

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[[14]/0020] Sauermilchhäflein. Das Sûrmilchhäfelin ist vom Verlin umgestossen worden, antwortet einer armen Fraw ein Fürsprech, der sich vom Gegenpart mit einem Süwlin hatte schmieren lassen. (S. Ochs 179.) – Eiselein, 541. Sauern. 1 Me muess nid sure, eb d' Küe im Stal abunde sind. – Sutermeister, 148. 2 Was nicht säuert, süsst auch nicht. – Simrock, 8755; Körte, 6494; Braun, I, 3740. Lat.: Miserum te judico, quod nunquam fuisti miser. (Publ. Syr.) (Binder I, 991; II, 1873; Seybold, 308; Philippi, I, 253.) Säuern. Werd hier gaud esüert, sau werd dôrt gaud ebacken. – Schambach, II, 588. Bei den Entscheidungen der Behörden kommt in der Regel alles auf den Bericht an. Wie die Berichte, so die Gerichte (Entscheidungen). Wird hier gut gesäuert, so wird dort gut gebacken. Sauersehen. 1 Kann ich nicht mehr, so will ich doch sauer darum sehen. – Schottel, 1134a. 2 Sawersehen hilfft nicht. – Agricola I, 312; Lehmann, II, 465, 12; Schottel, 1134a; Simrock, 8757; Körte, 5198; Braun, I, 3738. Hin ist hin; finstere Stirn bringt's nicht zurück. Wer das Unglück hat, hat auch den Spott; darum zum bösen Spiele gute Miene! 3 Sawrsehen vertreibt heimliche Zungen. – Petri, II, 517. 4 Wat süüst du denn so sûr ut? So sê ik van Natur ut. (Lübeck.) – Deecke, 14. 5 Wer alweg saur sihet, vmb den gibt man nit. – Franck, I, 73b; Gruter, I, 78; Schottel, 1145b; Egenolff, 303b; Simrock, 8759; Körte, 6769. Lat.: Severitas assidua amittit autoritatem. (Seybold, 555.) 6 Wer jmmer sawer sihet, der verleurt sein Ansehen durch die Gewonheit. – Lehmann, 30, 60. *7 Er sieht so sauer, als hätte er Essig getrunken. „ ... Bruder, wie sihstu so sawr als ob du Essig hetst getruncken.“ (Waldis, III, 99, 17.) *8 Er sieht so sauer, es wären gut Teufel aus ihm zu schnitzen. *9 Er sihet wol so sauer, als hätte er senff gessen. – Tappius, 46b; Franck, II, 49b; Suringar, CCIX, 2, 3 u. 8. Lat.: Sinapi victitant. (Erasm., 542; Philippi, II, 187; Tappius, 46b.) *10 Er siht so saur, sehe er in ein süss milch, sie würd saur. – Franck, II, 49a; Sailer, 301; Körte, 4248b. Holl.: Zoo zij niet anders dan mosterd at; zij zou niet zuurder kunnen zien. (Harrebomée, II, 105b.) *11 Sie kann nicht sauer sehen, sie habe denn Essig getrunken. „Es ist dir unmöglich sauer zu sehen, du habest denn Essig getrunken.“ (Köhler, 73, 17.) Sauerteig. 1 Ein Loth Sauerteig säuert einen Centner Mehl. 2 Ein wenig Sauerteig durchsäuert den ganzen Trog. – Simrock, 8760; Braun, I, 3742. 3 Ein wenig Sauerteig versäuert den ganzen Teig. – 1 Kor. 5, 6; Zehner, 541; Schulze, 257; Parömiakon, 348. 4 Wer mehr Sauerteig nimmt als Mehl, der bäckt fehl. *5 Das ist Sauerteig. Ein böser Mensch. Der Sauerteig galt schon früh als Sinnbild der Sündhaftigkeit. Daher Matth. 16, 6: Feget den alten Sauerteig aus. Der unedle Sohn eines edeln Vaters heisst Essig, Sohn des Weins. Jüd.-deutsch: Das is e Chomez. (Tendlau, 645.) *6 Den Sauerteig nicht von dem Mehl nehmen. – Basler Missionsmagazin. *7 Er hat den Sauerteig fortgeschafft. Wenn man einen lästigen Menschen losgeworden ist oder sich eine lästige Sache vom Halse geschafft hat. Chamer, der Sauerteig, wie alles damit Vermischte, muss schon den Abend vor dem Rüsttage des Osterfestes beseitigt, vernichtet, gebatelt (deutsch gebildet von batel) werden. Für die Reinigung des ganzen Hauses hat man den Ausdruck: schütteln; daher die Frage: Hast du schon geschüttelt? Jüd.-deutsch: Das haasst wer Chomez gebattelt. (Tendlau, 370.) Sauertopf. * Ein Sauertopf sein. – Braun, I, 3741. „Ein Topf, in dem man Speisen säuert, ist jemand, der verdriesslich auszusehen pflegt.“ „Einen Sauertopf, wie Sie heut' an mir einen erblicken würden, lebt nicht mehr in ganz Preussen.“ (Hermes, Sophiens Reise von Memel nach Sachsen, V, 626.) Sauf. 1 Sauf ist immer durstig. *2 Er heisst Sauf. Von einem unmässigen Trinker. „Unser teutscher Teuffel wird ein guter Weinschlauch sein und muss Sauff heissen, dass er so durstig und hellig ist.“ (Luther's Werke, VI, 167.) Saufaus. *1 Du liederlicher Saufaus, heute bleib' mir aus dem Haus. – Eiselein, 541. *2 Er ist e Saufaus. – Hochdeutsch bei Braun, I, 3744. Saufbold. Saufbold – Raufbold. Saufbruder. 1 Saufbrüder, Laufbrüder. – Pistor., V, 5; Simrock, 8766; Körte, 5200. Die gute Freunde sind, solange das Fass voll ist, dann aber für immer Abschied nehmen. *2 Es sind Saufbrüder. Frz.: C'est un chevalier de la coupe. – C'est un enfant de Bacchus. (Kritzinger, 137b u. 271a.) – Il a un trou sous le nés. ( Kritzinger, 696.) – Ils sont bons compagnons. (Kritzinger, 159a.) – Ils sont camerades comme cochons. (Kritzinger, 103b.) Lat.: Calicum remiges. (Philippi, I, 69; Seybold, 62.) – Cylicum remiges. (Philippi, I, 108.) Saufeder. * Auf Saufedern liegen müssen. – Parömiakon, 2778. Auf Stroh; in grosse Armuth gerathen. Saufen. 1 Besser e Halbi1 g'soffe und vam Wîbervolch eweg g'loffe. – Sutermeister, 129. 1) Auch Halbe = Halbmass Wein oder Hälbsli, wovon in Schaffhausen das Zeitwort hälbseln: ein Halbmaas Wein, auch überhaupt gern trinken. (Stalder, II, 13.) 2 Brav g'soffe und brav g'loffe und dem Herrn recht zur Sach g'luegt, sagte jene Herrenköchin, als ihr Herr sie betrunken beim Fass fand. (Luzern.) 3 Darnach gesoffen, darnach geschlaffen. – Petri, III, 3. 4 Das Sauffen manchen bethört, dass er den Sewen ehnlich wird. – Petri, II, 69. 5 Das Sauffen nimpt den Menschen hin Vernunfft vnd alle Sinn. – Petri, II, 69. 6 Die wol sauffen, wollen jmmer rauffen. – Petri, II, 152. 7 Durch sauffen vnd fressen wird viel verthon vnd auffgegessen. Lat.: Quisque coquens multum solet hic consumere multum. (Loci comm., 191.) 8 Durch Sauffen vnd fressen wird viel weissheit vergessen. – Henisch, 1214, 42; Petri, II, 157. Lat.: Ebrius et satur nunquam bene sophatur. (Loci comm., 55.) 9 Es saufen nicht alle den Rhein aus, die damit drohen. 10 Es saufen sich mehr zu Tode als im Kriege umkommen. Engl.: Gluttony and drunkenness destroy more than the sword. (Gaal, 1342.) 11 Es sauffen sich mehr zu todt, denn dursts sterben. – Henisch, 779, 17; Petri, II, 292. 12 Gut gesoffen und gefressen vorm End', macht ein leichtes Testament. 13 Man seggt wol vun dat vêle Supen, averst nig vun den grôten Döst. (Holst.) – Schütze, I, 242; hochdeutsch bei Simrock, 1749. Wenn man auf das Saufen schilt, sollte man auch den Durst als Ursache nicht vergessen. 14 Mancher saufft auss allen Brunnen. – Lehmann, 401, 62. Ist im geschlechtlichen Umgange nicht wählerisch.

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876, S. [14]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon04_1876/20>, abgerufen am 28.03.2024.