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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876.

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[Spaltenumbruch] 16 Ein guter Schütze verschiesst eine Kuh, ein schlechter aber zwu. - Birlinger, 318.

17 Ein guter Schütze zielt nicht nach der Scheibe, sondern nach dem Spiegel.

18 Ein rechter Schütze hilft sich selbst.

19 Ein schlechter Schütze trifft nie in den Spiegel.

20 Ein Schütz lest offt hundert pfeile von dem armbrust, ehe er mag treffen das zil. - Comedie Vgolini.

21 Ein Schütz muss drei Häuser haben: eins zum Verschiessen, eins zum Verpfänden und eins, um drin zu wohnen.

22 Ein Schütze soll drei Häuser haben: zum Wohnen eins, eins zum Trinken, eins zum Geben. - Narrenspiegel, 75.

23 Ein übler Schütze, der zu früh losdrückt. - Eiselein, 557; Simrock, 9293.

24 Einem Schützen nützt das gute Auge nichts, wenn die Hand zittert.

25 Einen vngewissen schützen muss man vor das Ziel stehen. - Gruter, III, 30; Lehmann, II, 151, 79.

26 Es ist ein guter Schütze, der stets den Spiegel (Nagel) trifft.

Holl.: Het is een goed schutter, die altijd het wit raakt. (Harrebomee, II, 264b.)

27 Es sind böse Schützen, die zu früh abdrücken.

Mit diesem Wort beschied ein Fürst einen noch sehr jungen Mann, der sich um ein Amt bewarb. (Zeitung für die elegante Welt, 1831, S. 486.)

28 Es sind üble Schützen, die ihr Pulver zu früh verspritzen. - Eiselein, 557.

29 Grosse Schützen zielen nicht nach Hasen.

30 Mancher Schütze traf blind ans Ziel. - Rückert, Hariri, S. 354.

Ein arabisches Sprichwort lautet: Mancher Schuss ist ohne Schützen, d. i. trifft durchs Glück, nicht durch die Kunst des Schützen. Die Entstehung dieses Sprichworts soll folgende sein. Hakem Abd-Japhet, El-keri war der beste Schütze unter seinen Zeitgenossen. Er hatte aber ein Gelübde gethan, den Göttern eine Wildkuh zu opfern. Da lauerte er ihr einige Tage auf, aber der Schuss glückte ihm nicht, und er kam ohne Beute zurück. Darauf trat er zu seinem Volksstamm und sprach: "Was thut ihr? Ich tödte mich selbst, wenn ich sie nicht opfere." Da sprach zu ihm Hosain, sein Bruder: "Schlachte an ihrer Statt zehn Kamele und tödte dich nicht." Er sprach: "Nein, bei Allad und Ozzah (zwei Göttinnen), ich will nicht antasten, was zur Hand ist und gehen lassen, was entrannt ist." Da sprach sein Sohn Motam: "O, Vater, nimm mich mit, ich will dir helfen." Er sprach: "Ich nehme nicht mit einen zitternden Feigling, einen zagen Weichling." Doch der Sohn liess nicht ab von ihm, bis er ihn mitnahm. Sie gingen also und da sie zu einer Wildkuh kamen, schoss Hakem und fehlte sie, so auch eine zweite. Da sprach bei der dritten der Sohn: "Vater, gib mir den Bogen!" Der Vater gab ihm denselben, und er schoss und traf. Da sprach der Vater: "Mancher Schuss ist ohne einen Schützen."

31 'S isch eine n' schlächta Schütz, we n'r kei AUsred weiss. (Bern.) - Zyro, 87; für Solothurn: Schild, 68, 135; Sutermeister, 142; hochdeutsch bei Braun, II, 138.

Port.: Besteiro que mal atira prestes tem a mentira. (Bohn I, 269.)

Span.: Ballestero que mal tira, presto tiene la mentira. (Bohn I, 261.)

32 Schlechte Schützen drücken zu früh oder zu spät ab.

33 Schützen, so da fehlen, seynd die besten. - Gruter, III, 80; Lehmann, II, 576, 61.

34 Viel Schützen, aber nur einer wird König. - Eiselein, 557; Simrock, 9294.

Lat.: Est multis certare datum, sed vincere paucis. (Philippi, I, 136; Eiselein, 557.)

35 Viel Schützen und wenig Treffer.

36 Vor schlechten Schützen ist man am sichersten am Ziel.

Dän.: For onde skytter er mand sikkerst ved maalet. (Prov. dan., 510.)

37 Wohin der Schütze zielt, dahin muss der Pfeil fliegen.

*38 Er gäbe einen guten Schützen ab. - Parömiakon, 313.

Abraham a Sancta Clara (Judas der Erzschelm, I) von einem, der nur ein Auge hat.

[Spaltenumbruch] *39 Er geb einen gutten Schützen, aber ein bösen Treffer. - Nas, 465b.

*40 Er gebe einn guten schützen, er thut gut schüss. - Franck, II, 180a.

*41 Schützen, heuer giht's übern Möst, das andre ös wie farten.

So redete ein Schützenhauptmann seine Leute an, um ihnen die Richtung der Marschlinie zu bezeichnen. Dies Jahr geht's über den Mist; alles andere ist wie im vorigen Jahre. Die Rede ist in den Kreisen Bunzlau und Leitmeritz sehr bekannt.


Schutzengel.

Ich bin der Schutzengel meines Schweins geworden, sagte der Bauer, als er es bei der Ueberschwemmung aus dem Stalle gerettet hatte. - Witzfunken, IVb, 28.


Schützengesellschaft.

Wenn eine Schützengesellschaft solt ein ganzen Tag fürsichtig schiessen vnd doch nichts treffen, das müst nicht recht zugehen. - Petri, II, 638.


Schutzgerechtigkeit.

Schutz- und Schirmgerechtigkeit gibt keine Obrigkeit. - Eisenhart, 639; Pistor., X, 78; Simrock, 9292; Graf, 488, 47.

Unter Schutz- und Schirmgerechtigkeit wird das Recht verstanden, eine schwächere Person oder Sache infolge eines getroffenen Uebereinkommens gegen unbillige Gewalt zu beschützen und (oft) deren Güter zu verwalten. Es stammt diese Einrichtung aus den unruhigen Zeiten des Mittelalters. So nahmen sich Klöster und Stifte einen Schutz- und Schirmherrn, dem aber weder Landeshoheit, noch die eigene Gerichtsbarkeit, so wenig in bürgerlichen als peinlichen Sachen, was eben das obige Sprichwort sagen will, zukam. Näheres a. a. O.


Schuwut.

* Se geht as en Schuwut. - Dähnert, 419a.

Von einer weiblichen Person, die sich ihre Kopfbedeckung eulenmässig aufgesetzt hat, sagt man: Sie geht wie ein Schuwut = eine Art grosse Nachteule.


Schwabbelhans.

* Er ist ein Schwabbelhans.

In Norddeutschland in dem Sinne von Plapperhans. (Germania, V, 322.)


Schwabbeljochen.

* Ein Schwabbeljochen.

D. i. ein Schwätzer. (Germania, V, 345.)


Schwabe.

1 Der echte Schwabe hat Montags Nudle, Dienstags Hutzle, Mittwochs Knöpfle, Donnerstags Spätzle, Freitags gedämpfte Grundbirn, Sonnabends Pfannkuchen, Sonntags Brätle und Salätle. - Demokritos, III, 217.

Man unterscheidet folgende Arten von Schwaben: Seehasen, Nestelschwaben, Knöpfle- oder Suppenschwaben, Blitz- oder Bigottschwaben, Rothfüssler, Gelbfüssler und Spiegelschwaben. Der Seehas von Ueberlingen hatte die andern sechs zum Feldzug gegen das Ungeheuer am Bodensee, das sich später als Hase entpuppte, verführt und half sich nachher mit der Ausrede: Nun ja, Has' hin, Has' her, ein Seehas ist halt grösser und grimmiger als alle Hasen im heiligen römischen Reich. Der Nestelschwab' hatte statt der Knöpfe Nesteln an Wamms und Hosen, und da die meiste Zeit eine oder die andere zerrissen war, besonders an den Hosen, so musste er mit der einen Hand immer nachhelfen, was ihm so zur Gewohnheit ward, dass er auch dann so that, wenn er nicht also hätte thun dürfen. In der Heimat des Knöpfle- oder Suppenschwaben besteht die löbliche Gewohnheit, dass man jeden Tag fünfmal isst, und zwar fünfmal Suppe und zweimal dazu Knöpfle oder Spätzle. Der Bigottschwab ist nicht bigott, aber er betheuert, flucht und schwört gar oft mit dem Ausdruck bigoscht, zur Abwechselung Potz Blitz oder beim Deixel. Der Rothfüssler hält es mit den Thieren, die rothe Füsse haben, d. h. er trinkt Gänsewein. Der Gelbfüssler war von Bopfingen, wo man dem Herzog die jährliche Abgabe von Eiern zu geben hatte, sie in einen Korbwagen that und, damit recht viel hineingingen, mit den Füssen eintrat, was ihrer Ehrlichkeit keine Schande macht. Zur Zeit des Spiegelschwaben waren die Taschentücher noch nicht in Brauch, daher schlengten einige das Ding gleich von sich weg, was jetzt die Leute in die Tasche stecken; andere schmierten es dahin oder dorthin, der Spiegelschwab an den Vorderärmel, wo es sich zum Spiegel ansetzte und beim Sonnenschein glitzte. (Vgl. Schwabenspiegel, 46; Eiselein, 560.)

2 Der Schwabe wird erst im vierzigsten Jahre klug. - Eiselein, 558; Kirchhofer, 93; Simrock, 9209; Braun, I, 4016.

Es ist dies mehr ein Lob als ein Schimpf. Dann wenigstens wird er klug; es gibt viel tausend Menschen, die es

[Spaltenumbruch] 16 Ein guter Schütze verschiesst eine Kuh, ein schlechter aber zwu.Birlinger, 318.

17 Ein guter Schütze zielt nicht nach der Scheibe, sondern nach dem Spiegel.

18 Ein rechter Schütze hilft sich selbst.

19 Ein schlechter Schütze trifft nie in den Spiegel.

20 Ein Schütz lest offt hundert pfeile von dem armbrust, ehe er mag treffen das zil.Comedie Vgolini.

21 Ein Schütz muss drei Häuser haben: eins zum Verschiessen, eins zum Verpfänden und eins, um drin zu wohnen.

22 Ein Schütze soll drei Häuser haben: zum Wohnen eins, eins zum Trinken, eins zum Geben.Narrenspiegel, 75.

23 Ein übler Schütze, der zu früh losdrückt.Eiselein, 557; Simrock, 9293.

24 Einem Schützen nützt das gute Auge nichts, wenn die Hand zittert.

25 Einen vngewissen schützen muss man vor das Ziel stehen.Gruter, III, 30; Lehmann, II, 151, 79.

26 Es ist ein guter Schütze, der stets den Spiegel (Nagel) trifft.

Holl.: Het is een goed schutter, die altijd het wit raakt. (Harrebomée, II, 264b.)

27 Es sind böse Schützen, die zu früh abdrücken.

Mit diesem Wort beschied ein Fürst einen noch sehr jungen Mann, der sich um ein Amt bewarb. (Zeitung für die elegante Welt, 1831, S. 486.)

28 Es sind üble Schützen, die ihr Pulver zu früh verspritzen.Eiselein, 557.

29 Grosse Schützen zielen nicht nach Hasen.

30 Mancher Schütze traf blind ans Ziel.Rückert, Hariri, S. 354.

Ein arabisches Sprichwort lautet: Mancher Schuss ist ohne Schützen, d. i. trifft durchs Glück, nicht durch die Kunst des Schützen. Die Entstehung dieses Sprichworts soll folgende sein. Hakem Abd-Japhet, El-keri war der beste Schütze unter seinen Zeitgenossen. Er hatte aber ein Gelübde gethan, den Göttern eine Wildkuh zu opfern. Da lauerte er ihr einige Tage auf, aber der Schuss glückte ihm nicht, und er kam ohne Beute zurück. Darauf trat er zu seinem Volksstamm und sprach: „Was thut ihr? Ich tödte mich selbst, wenn ich sie nicht opfere.“ Da sprach zu ihm Hosain, sein Bruder: „Schlachte an ihrer Statt zehn Kamele und tödte dich nicht.“ Er sprach: „Nein, bei Allad und Ozzah (zwei Göttinnen), ich will nicht antasten, was zur Hand ist und gehen lassen, was entrannt ist.“ Da sprach sein Sohn Motam: „O, Vater, nimm mich mit, ich will dir helfen.“ Er sprach: „Ich nehme nicht mit einen zitternden Feigling, einen zagen Weichling.“ Doch der Sohn liess nicht ab von ihm, bis er ihn mitnahm. Sie gingen also und da sie zu einer Wildkuh kamen, schoss Hakem und fehlte sie, so auch eine zweite. Da sprach bei der dritten der Sohn: „Vater, gib mir den Bogen!“ Der Vater gab ihm denselben, und er schoss und traf. Da sprach der Vater: „Mancher Schuss ist ohne einen Schützen.“

31 'S isch eine n' schlächta Schütz, we n'r kei Ûsred weiss. (Bern.) – Zyro, 87; für Solothurn: Schild, 68, 135; Sutermeister, 142; hochdeutsch bei Braun, II, 138.

Port.: Besteiro que mal atira prestes tem a mentira. (Bohn I, 269.)

Span.: Ballestero que mal tira, presto tiene la mentira. (Bohn I, 261.)

32 Schlechte Schützen drücken zu früh oder zu spät ab.

33 Schützen, so da fehlen, seynd die besten.Gruter, III, 80; Lehmann, II, 576, 61.

34 Viel Schützen, aber nur einer wird König.Eiselein, 557; Simrock, 9294.

Lat.: Est multis certare datum, sed vincere paucis. (Philippi, I, 136; Eiselein, 557.)

35 Viel Schützen und wenig Treffer.

36 Vor schlechten Schützen ist man am sichersten am Ziel.

Dän.: For onde skytter er mand sikkerst ved maalet. (Prov. dan., 510.)

37 Wohin der Schütze zielt, dahin muss der Pfeil fliegen.

*38 Er gäbe einen guten Schützen ab.Parömiakon, 313.

Abraham a Sancta Clara (Judas der Erzschelm, I) von einem, der nur ein Auge hat.

[Spaltenumbruch] *39 Er geb einen gutten Schützen, aber ein bösen Treffer.Nas, 465b.

*40 Er gebe einn guten schützen, er thut gut schüss.Franck, II, 180a.

*41 Schützen, heuer giht's übern Möst, das andre ös wie fârten.

So redete ein Schützenhauptmann seine Leute an, um ihnen die Richtung der Marschlinie zu bezeichnen. Dies Jahr geht's über den Mist; alles andere ist wie im vorigen Jahre. Die Rede ist in den Kreisen Bunzlau und Leitmeritz sehr bekannt.


Schutzengel.

Ich bin der Schutzengel meines Schweins geworden, sagte der Bauer, als er es bei der Ueberschwemmung aus dem Stalle gerettet hatte.Witzfunken, IVb, 28.


Schützengesellschaft.

Wenn eine Schützengesellschaft solt ein ganzen Tag fürsichtig schiessen vnd doch nichts treffen, das müst nicht recht zugehen.Petri, II, 638.


Schutzgerechtigkeit.

Schutz- und Schirmgerechtigkeit gibt keine Obrigkeit.Eisenhart, 639; Pistor., X, 78; Simrock, 9292; Graf, 488, 47.

Unter Schutz- und Schirmgerechtigkeit wird das Recht verstanden, eine schwächere Person oder Sache infolge eines getroffenen Uebereinkommens gegen unbillige Gewalt zu beschützen und (oft) deren Güter zu verwalten. Es stammt diese Einrichtung aus den unruhigen Zeiten des Mittelalters. So nahmen sich Klöster und Stifte einen Schutz- und Schirmherrn, dem aber weder Landeshoheit, noch die eigene Gerichtsbarkeit, so wenig in bürgerlichen als peinlichen Sachen, was eben das obige Sprichwort sagen will, zukam. Näheres a. a. O.


Schuwut.

* Se geht as ên Schuwut.Dähnert, 419a.

Von einer weiblichen Person, die sich ihre Kopfbedeckung eulenmässig aufgesetzt hat, sagt man: Sie geht wie ein Schuwut = eine Art grosse Nachteule.


Schwabbelhans.

* Er ist ein Schwabbelhans.

In Norddeutschland in dem Sinne von Plapperhans. (Germania, V, 322.)


Schwabbeljochen.

* Ein Schwabbeljochen.

D. i. ein Schwätzer. (Germania, V, 345.)


Schwabe.

1 Der echte Schwabe hat Montags Nudle, Dienstags Hutzle, Mittwochs Knöpfle, Donnerstags Spätzle, Freitags gedämpfte Grundbirn, Sonnabends Pfannkuchen, Sonntags Brätle und Salätle.Demokritos, III, 217.

Man unterscheidet folgende Arten von Schwaben: Seehasen, Nestelschwaben, Knöpfle- oder Suppenschwaben, Blitz- oder Bigottschwaben, Rothfüssler, Gelbfüssler und Spiegelschwaben. Der Seehas von Ueberlingen hatte die andern sechs zum Feldzug gegen das Ungeheuer am Bodensee, das sich später als Hase entpuppte, verführt und half sich nachher mit der Ausrede: Nun ja, Has' hin, Has' her, ein Seehas ist halt grösser und grimmiger als alle Hasen im heiligen römischen Reich. Der Nestelschwab' hatte statt der Knöpfe Nesteln an Wamms und Hosen, und da die meiste Zeit eine oder die andere zerrissen war, besonders an den Hosen, so musste er mit der einen Hand immer nachhelfen, was ihm so zur Gewohnheit ward, dass er auch dann so that, wenn er nicht also hätte thun dürfen. In der Heimat des Knöpfle- oder Suppenschwaben besteht die löbliche Gewohnheit, dass man jeden Tag fünfmal isst, und zwar fünfmal Suppe und zweimal dazu Knöpfle oder Spätzle. Der Bigottschwab ist nicht bigott, aber er betheuert, flucht und schwört gar oft mit dem Ausdruck bigoscht, zur Abwechselung Potz Blitz oder beim Deixel. Der Rothfüssler hält es mit den Thieren, die rothe Füsse haben, d. h. er trinkt Gänsewein. Der Gelbfüssler war von Bopfingen, wo man dem Herzog die jährliche Abgabe von Eiern zu geben hatte, sie in einen Korbwagen that und, damit recht viel hineingingen, mit den Füssen eintrat, was ihrer Ehrlichkeit keine Schande macht. Zur Zeit des Spiegelschwaben waren die Taschentücher noch nicht in Brauch, daher schlengten einige das Ding gleich von sich weg, was jetzt die Leute in die Tasche stecken; andere schmierten es dahin oder dorthin, der Spiegelschwab an den Vorderärmel, wo es sich zum Spiegel ansetzte und beim Sonnenschein glitzte. (Vgl. Schwabenspiegel, 46; Eiselein, 560.)

2 Der Schwabe wird erst im vierzigsten Jahre klug.Eiselein, 558; Kirchhofer, 93; Simrock, 9209; Braun, I, 4016.

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[[202]/0208] 16 Ein guter Schütze verschiesst eine Kuh, ein schlechter aber zwu. – Birlinger, 318. 17 Ein guter Schütze zielt nicht nach der Scheibe, sondern nach dem Spiegel. 18 Ein rechter Schütze hilft sich selbst. 19 Ein schlechter Schütze trifft nie in den Spiegel. 20 Ein Schütz lest offt hundert pfeile von dem armbrust, ehe er mag treffen das zil. – Comedie Vgolini. 21 Ein Schütz muss drei Häuser haben: eins zum Verschiessen, eins zum Verpfänden und eins, um drin zu wohnen. 22 Ein Schütze soll drei Häuser haben: zum Wohnen eins, eins zum Trinken, eins zum Geben. – Narrenspiegel, 75. 23 Ein übler Schütze, der zu früh losdrückt. – Eiselein, 557; Simrock, 9293. 24 Einem Schützen nützt das gute Auge nichts, wenn die Hand zittert. 25 Einen vngewissen schützen muss man vor das Ziel stehen. – Gruter, III, 30; Lehmann, II, 151, 79. 26 Es ist ein guter Schütze, der stets den Spiegel (Nagel) trifft. Holl.: Het is een goed schutter, die altijd het wit raakt. (Harrebomée, II, 264b.) 27 Es sind böse Schützen, die zu früh abdrücken. Mit diesem Wort beschied ein Fürst einen noch sehr jungen Mann, der sich um ein Amt bewarb. (Zeitung für die elegante Welt, 1831, S. 486.) 28 Es sind üble Schützen, die ihr Pulver zu früh verspritzen. – Eiselein, 557. 29 Grosse Schützen zielen nicht nach Hasen. 30 Mancher Schütze traf blind ans Ziel. – Rückert, Hariri, S. 354. Ein arabisches Sprichwort lautet: Mancher Schuss ist ohne Schützen, d. i. trifft durchs Glück, nicht durch die Kunst des Schützen. Die Entstehung dieses Sprichworts soll folgende sein. Hakem Abd-Japhet, El-keri war der beste Schütze unter seinen Zeitgenossen. Er hatte aber ein Gelübde gethan, den Göttern eine Wildkuh zu opfern. Da lauerte er ihr einige Tage auf, aber der Schuss glückte ihm nicht, und er kam ohne Beute zurück. Darauf trat er zu seinem Volksstamm und sprach: „Was thut ihr? Ich tödte mich selbst, wenn ich sie nicht opfere.“ Da sprach zu ihm Hosain, sein Bruder: „Schlachte an ihrer Statt zehn Kamele und tödte dich nicht.“ Er sprach: „Nein, bei Allad und Ozzah (zwei Göttinnen), ich will nicht antasten, was zur Hand ist und gehen lassen, was entrannt ist.“ Da sprach sein Sohn Motam: „O, Vater, nimm mich mit, ich will dir helfen.“ Er sprach: „Ich nehme nicht mit einen zitternden Feigling, einen zagen Weichling.“ Doch der Sohn liess nicht ab von ihm, bis er ihn mitnahm. Sie gingen also und da sie zu einer Wildkuh kamen, schoss Hakem und fehlte sie, so auch eine zweite. Da sprach bei der dritten der Sohn: „Vater, gib mir den Bogen!“ Der Vater gab ihm denselben, und er schoss und traf. Da sprach der Vater: „Mancher Schuss ist ohne einen Schützen.“ 31 'S isch eine n' schlächta Schütz, we n'r kei Ûsred weiss. (Bern.) – Zyro, 87; für Solothurn: Schild, 68, 135; Sutermeister, 142; hochdeutsch bei Braun, II, 138. Port.: Besteiro que mal atira prestes tem a mentira. (Bohn I, 269.) Span.: Ballestero que mal tira, presto tiene la mentira. (Bohn I, 261.) 32 Schlechte Schützen drücken zu früh oder zu spät ab. 33 Schützen, so da fehlen, seynd die besten. – Gruter, III, 80; Lehmann, II, 576, 61. 34 Viel Schützen, aber nur einer wird König. – Eiselein, 557; Simrock, 9294. Lat.: Est multis certare datum, sed vincere paucis. (Philippi, I, 136; Eiselein, 557.) 35 Viel Schützen und wenig Treffer. 36 Vor schlechten Schützen ist man am sichersten am Ziel. Dän.: For onde skytter er mand sikkerst ved maalet. (Prov. dan., 510.) 37 Wohin der Schütze zielt, dahin muss der Pfeil fliegen. *38 Er gäbe einen guten Schützen ab. – Parömiakon, 313. Abraham a Sancta Clara (Judas der Erzschelm, I) von einem, der nur ein Auge hat. *39 Er geb einen gutten Schützen, aber ein bösen Treffer. – Nas, 465b. *40 Er gebe einn guten schützen, er thut gut schüss. – Franck, II, 180a. *41 Schützen, heuer giht's übern Möst, das andre ös wie fârten. So redete ein Schützenhauptmann seine Leute an, um ihnen die Richtung der Marschlinie zu bezeichnen. Dies Jahr geht's über den Mist; alles andere ist wie im vorigen Jahre. Die Rede ist in den Kreisen Bunzlau und Leitmeritz sehr bekannt. Schutzengel. Ich bin der Schutzengel meines Schweins geworden, sagte der Bauer, als er es bei der Ueberschwemmung aus dem Stalle gerettet hatte. – Witzfunken, IVb, 28. Schützengesellschaft. Wenn eine Schützengesellschaft solt ein ganzen Tag fürsichtig schiessen vnd doch nichts treffen, das müst nicht recht zugehen. – Petri, II, 638. Schutzgerechtigkeit. Schutz- und Schirmgerechtigkeit gibt keine Obrigkeit. – Eisenhart, 639; Pistor., X, 78; Simrock, 9292; Graf, 488, 47. Unter Schutz- und Schirmgerechtigkeit wird das Recht verstanden, eine schwächere Person oder Sache infolge eines getroffenen Uebereinkommens gegen unbillige Gewalt zu beschützen und (oft) deren Güter zu verwalten. Es stammt diese Einrichtung aus den unruhigen Zeiten des Mittelalters. So nahmen sich Klöster und Stifte einen Schutz- und Schirmherrn, dem aber weder Landeshoheit, noch die eigene Gerichtsbarkeit, so wenig in bürgerlichen als peinlichen Sachen, was eben das obige Sprichwort sagen will, zukam. Näheres a. a. O. Schuwut. * Se geht as ên Schuwut. – Dähnert, 419a. Von einer weiblichen Person, die sich ihre Kopfbedeckung eulenmässig aufgesetzt hat, sagt man: Sie geht wie ein Schuwut = eine Art grosse Nachteule. Schwabbelhans. * Er ist ein Schwabbelhans. In Norddeutschland in dem Sinne von Plapperhans. (Germania, V, 322.) Schwabbeljochen. * Ein Schwabbeljochen. D. i. ein Schwätzer. (Germania, V, 345.) Schwabe. 1 Der echte Schwabe hat Montags Nudle, Dienstags Hutzle, Mittwochs Knöpfle, Donnerstags Spätzle, Freitags gedämpfte Grundbirn, Sonnabends Pfannkuchen, Sonntags Brätle und Salätle. – Demokritos, III, 217. Man unterscheidet folgende Arten von Schwaben: Seehasen, Nestelschwaben, Knöpfle- oder Suppenschwaben, Blitz- oder Bigottschwaben, Rothfüssler, Gelbfüssler und Spiegelschwaben. Der Seehas von Ueberlingen hatte die andern sechs zum Feldzug gegen das Ungeheuer am Bodensee, das sich später als Hase entpuppte, verführt und half sich nachher mit der Ausrede: Nun ja, Has' hin, Has' her, ein Seehas ist halt grösser und grimmiger als alle Hasen im heiligen römischen Reich. Der Nestelschwab' hatte statt der Knöpfe Nesteln an Wamms und Hosen, und da die meiste Zeit eine oder die andere zerrissen war, besonders an den Hosen, so musste er mit der einen Hand immer nachhelfen, was ihm so zur Gewohnheit ward, dass er auch dann so that, wenn er nicht also hätte thun dürfen. In der Heimat des Knöpfle- oder Suppenschwaben besteht die löbliche Gewohnheit, dass man jeden Tag fünfmal isst, und zwar fünfmal Suppe und zweimal dazu Knöpfle oder Spätzle. Der Bigottschwab ist nicht bigott, aber er betheuert, flucht und schwört gar oft mit dem Ausdruck bigoscht, zur Abwechselung Potz Blitz oder beim Deixel. Der Rothfüssler hält es mit den Thieren, die rothe Füsse haben, d. h. er trinkt Gänsewein. Der Gelbfüssler war von Bopfingen, wo man dem Herzog die jährliche Abgabe von Eiern zu geben hatte, sie in einen Korbwagen that und, damit recht viel hineingingen, mit den Füssen eintrat, was ihrer Ehrlichkeit keine Schande macht. Zur Zeit des Spiegelschwaben waren die Taschentücher noch nicht in Brauch, daher schlengten einige das Ding gleich von sich weg, was jetzt die Leute in die Tasche stecken; andere schmierten es dahin oder dorthin, der Spiegelschwab an den Vorderärmel, wo es sich zum Spiegel ansetzte und beim Sonnenschein glitzte. (Vgl. Schwabenspiegel, 46; Eiselein, 560.) 2 Der Schwabe wird erst im vierzigsten Jahre klug. – Eiselein, 558; Kirchhofer, 93; Simrock, 9209; Braun, I, 4016. Es ist dies mehr ein Lob als ein Schimpf. Dann wenigstens wird er klug; es gibt viel tausend Menschen, die es

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876, S. [202]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon04_1876/208>, abgerufen am 25.04.2024.