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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876.

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[Spaltenumbruch] *3 Er saugt wie ein Badeschwamm. - Parömiakon, 417.

Von denen, die auf ungerechte Weise ihr Eigenthum zu vermehren suchen.

*4 Er saugt's nur so aus dem kleinen Finger.

*5 Man saugt so leicht nichts aus den Fingern.


Säugen.

Wenn man vom Säugen redet, so greift die Amme an ihre Brust. - Altmann VI, 502.


Saugkinder.

De Sogkinder un de Mesteswein mötet den meisten Dost leien. - Schambach, II, 148.

Saugkinder (Säuglinge) und Mastschweine müssen den meisten Durst leiden. (S. Kind 260.)


Sauglocke.

1 Wer wol die Seuwglock leuten kan, der muss jetzt sein da vornen dran. - Brandt, Nsch., 72; in Kloster, I, 612.

*2 Bei der Sauglocke anziehen. - Eiselein, 541.

*3 Eim mit der Sauglock litte. - Alsatia, 1850, 32.

Mit groben Reden kommen.

*4 Gern mit der Sauglocke läuten hören. - Simrock, 8748; Klix, 76.

Gern schmuzige Reden hören, Zoten reissen. (S. Saustall.)

*5 Mit der Sewglocken leuten. - Brandt, Nsch., 72; Herberger, Hertzpostille, Ia, 862; Ib, 411; II, 186; Luther's Tischr., 137a; Schottel, 1117b; Klein, I, 102; Eiselein, 541; Braun, I, 849.

Wer grobe, unsittliche Spässe, Scherze hervorbringt, schmuzige, unflätige Reden führen. "Sie (die mit der Sauglocke läuten) sind wie die Wiedehopfen, die sich am meisten an stinkenden Orten aufhalten und ihren Schnabel in Koth Mist und Unflat stecken." (Abraham a Sancta Clara, Judas der Erzschelm, I; Parömiakon, 571.) "Also auch sind die Jungfernknechtlein, so den jungen Mädchen ums Maul gehen und ihnen hofiren und bisweilen mit den Säuglocken läuten und einen Schnitzer reissen." (Schaltjahr, III, 531.) "Wüst, schamper wort anreitzung gibt, vnd stört gar offt die gute sitt, so man zu fast die Säwglock schütt." (Brandt, Nsch., 72, in Kloster, I, 611.)

*6 Se hob'n Sauglouggn g'lait. (Steiermark.) - Firmenich, II, 767, 70; für Tirol: Schöpf, 582.


Sauglück.

* Er hat ein wahres Sauglück.

Diese Redensart wie die entgegengesetzte (s. Sauunglück) ist aus der Sage zu erklären. Nach Rochholz (Schweizersagen, I, 100) steht das Schwein mit dem wilden Heere in Verbindung. In Oberösterreich heisst es einerseits, das Begegnen eines Schweins sei glücklich, andererseits erscheint es als teuflisches Thier. Ein Mann ging dort einmal nachts nach Hause. Da stiess er auf einen Schweinetreiber mit 12 Schweinen. Wie beide so nebeneinander gingen, bemerkte er auf einmal, dass sein Gefährte einen Pferdefuss habe, aber in demselben Augenblick waren auch Treiber und Heerde verschwunden. - Für Sauglück und Sauunglück hört man auch teuflisches, heidnisches Glück und Unglück. (Vgl. Baumgarten, Progr., 4.)


Saugrob.

* Er ist saugrob. - Frommann, III, 356.

Die Sprache, und namentlich die des Sprichworts, liebt es, ihre Grundbegriffe durch Zusammensetzung mit Namen für Sinnendinge, besonders auch Thiernamen, zu veranschaulichen oder zu steigern. Es liegt nahe, dass man sich vorzugsweise der Namen von Hausthieren bedient. Man sagt hundsdürr, hundsgemein, hundsmager, hundsmüde, hundstoll u. s. w., pferdemässig; ebenso sauwohl, d. h. überaus wohl. Goethe (Faust): "Uns ist ganz kannibalisch wohl als wie 500 Säuen." Sauglück, grosses ausserordentliches Glück; daher saugrob, sehr grob. (S. Grob 10 fg.) (Vgl. auch Brückner, Der Volkssuperlativ im Hennebergischen; Frommann, I, 224.)


Sauhäflein.

Söuhäfeli, Söudeckeli. - Sutermeister, 137.


Sauhalter.

* Du Sauhalter. (S. Hund 1521 und Kropf 31.)

"Abraham a Sancta Clara (Judas der Erzschelm) hat eine Zusammenstellung ähnlicher Ausdrücke, die als Scheltworte gebraucht worden. >Schelm<, sagt er, ist nichts Neues, aber Bärentrampel, Besenlümmel, Bockmelker, Büffelsgesicht, Kletzenpropst, Kühdarm, Katzenhackel, Misthammel, Sauhalter, Schmierkübel, Sautrog, Wanzenpuffer, Zwiebelnsälcher." (Chaos, 530.)


Sauhirt.

1 Es ist schon hier und da ein Sauhirt über Nacht ein Abt worden. - Klosterspiegel, 72, 4.

[Spaltenumbruch] *2 Das sind Souhüt, seit de Metzger. - Sutermeister, 41.

*3 Die kommt erst hinterm Sauhirt. (Ulm.)

*4 Er hät's wie de dorliker Souhirt, wenn ihr mi nümme wend, so will i au nümme. - Sutermeister, 44.

*5 Ich maint, d'n Säuhert sä Onspel (Amsel) wär' usgeflö. (Henneberg.)

Spott, wenn jemand schlecht singt.


Säuisch.

1 En bietken suegesk, dat fött gut. (Grafschaft Mark.) - Woeste, 77, 295.

2 Säuisch mästet wohl.


Saukauf.

An Saukauf ist wenig zu gewinnen.

Schädlicher Einfluss schlechter Gesellschaft. Zur weitern Erklärung s. Sau. "Vnd fecht ein schedlichs spil jn (den Schelm, hier ein Mensch von unanständigem Betragen, pöbelhaftem Charakter, der in bessere Geaellschaft gekommen ist) an, damit sie all zu schaffen han, mit leib vnd leben kaum entrinnen, an sawkauff wenig nutz gewinnen." (Kloster, I, 879.)


Saukoch.

Ein Sawkoch ist ein verdriesslich Ding im Haus. - Petri, II, 222.


Saukopf.

Wer Sewköpf haben will, muss Hundsköpfe daran setzen. - Hainhof, 54.

Motto eines alten Buchs über Dressur der Jagdhunde.


Saukübel.

Mer muss nit glei' 'n Säuküb'l ausschüt'n. (Franken.) - Frommann, VI, 323, 329.

Nicht gleich mit der grösstmöglichen Grobheit vorgehen.


Saul.

1 Da Saul sicher war, verlor er Spiess vnd Wasserbecher. - Petri, II, 57.

2 Saul hat tausend, David zehntausend geschlagen.

Ironisch in Bezug auf Leute, die sich rühmen, sich sehr verdient gemacht zu haben und von denen immer einer über den andern sich erhebt. 1 Sam. 18, 7

3 Saul suchte eine Eselin und fand ein Königreich.

Wie viel wichtige Erfindungen und Entdeckungen sind schon dadurch beiläufig gemacht worden, dass man sich der Lösung irgendeiner vielleicht unlösbaren Aufgabe, wie z. B. das Auffinden des Steins der Weisen, der Quadratur des Cirkels, hingab. "Der gelehrte Feldzug, der seit länger als zehn Jahren von den Gegnern und Anhängern der Urzeugung (generatio aequivoca) geführt wird, dauert zum Nutzen der Wissenschaft noch immer fort; denn obgleich Saul die Eselin noch immer sucht, hat er mittlerweile doch schon Königreiche gefunden." (Ausland, 1871, Nr. 1, S. 9.) 1 Sam. 9 und 10, Büchmann, 8. Aufl., S. 70.

4 Saul war auch unter den Propheten, zuletzt gerieth er unter die Teufel.

5 Saul will opfern, der Papst will regieren, der Bürger will edel (verstehe: adelich) werden, der Bauer will Kaufmannschaft treiben, das ist der heutigen Welt Lauf.

*6 Er ist aus einem Saul ein Paulus worden. - Eiselein, 541; Simrock, 8770.

Es hat seine Sinnes-, Denkungs- und Handlungsweise ganz geändert.

*7 Ist Saul auch unter den Propheten? - 1 Sam. 10, 12; Herberger, Ib 195; Schulze, 14; Tendlau, 28; Körte, 5201; für Schwaben: Michel, 271.

Ausdruck der Verwunderung über einen Menschen, welcher aus niederm Stande plötzlich zu hohen Ehrenstellen gelangt, aber diesen nicht gewachsen zu sein scheint. Im allgemeinen von jemand, den man in einer Gesellschaft, in einem Kreise bemerkt, wohin er seiner ganzen Bildung nach nicht zu gehören scheint.

Böhm.: Saul meci proroky. (Celakovsky, 17.)

Lat.: Anser inter olores. - Graculus inter musas. - Quid in Tragoedia Comici. (Seybold, 486.) - Quid Saul inter Prophetas?

Schwed.: Hwad haar Saul til at gjöra ibland Propheter? (Törning, 72.) - Saul bland Propheterna. (Grubb, 710.)

*8 Wie kommt Saul unter die Propheten? - Tappius, 147; Schaltjahr. V, 49; Schulze, 14; Simrock, 8769.

Man bespöttelt damit unedle geistlose Naturen, welche sich in die Kreise begabter Männer drängen und von deren Rufe zehren.

Holl.: Is Saul ook (wat doet Saul) onder de profeten? (Harrebomee, II, 236a.)

Lat.: Athenae nil habent commune cum Hierosolymis. (Tappius, 147.)


[Spaltenumbruch] *3 Er saugt wie ein Badeschwamm.Parömiakon, 417.

Von denen, die auf ungerechte Weise ihr Eigenthum zu vermehren suchen.

*4 Er saugt's nur so aus dem kleinen Finger.

*5 Man saugt so leicht nichts aus den Fingern.


Säugen.

Wenn man vom Säugen redet, so greift die Amme an ihre Brust.Altmann VI, 502.


Saugkinder.

De Sogkinder un de Mesteswîn mötet den meisten Dost lîen.Schambach, II, 148.

Saugkinder (Säuglinge) und Mastschweine müssen den meisten Durst leiden. (S. Kind 260.)


Sauglocke.

1 Wer wol die Seuwglock leuten kan, der muss jetzt sein da vornen dran.Brandt, Nsch., 72; in Kloster, I, 612.

*2 Bei der Sauglocke anziehen.Eiselein, 541.

*3 Eim mit der Sauglock litte.Alsatia, 1850, 32.

Mit groben Reden kommen.

*4 Gern mit der Sauglocke läuten hören.Simrock, 8748; Klix, 76.

Gern schmuzige Reden hören, Zoten reissen. (S. Saustall.)

*5 Mit der Sewglocken leuten.Brandt, Nsch., 72; Herberger, Hertzpostille, Ia, 862; Ib, 411; II, 186; Luther's Tischr., 137a; Schottel, 1117b; Klein, I, 102; Eiselein, 541; Braun, I, 849.

Wer grobe, unsittliche Spässe, Scherze hervorbringt, schmuzige, unflätige Reden führen. „Sie (die mit der Sauglocke läuten) sind wie die Wiedehopfen, die sich am meisten an stinkenden Orten aufhalten und ihren Schnabel in Koth Mist und Unflat stecken.“ (Abraham a Sancta Clara, Judas der Erzschelm, I; Parömiakon, 571.) „Also auch sind die Jungfernknechtlein, so den jungen Mädchen ums Maul gehen und ihnen hofiren und bisweilen mit den Säuglocken läuten und einen Schnitzer reissen.“ (Schaltjahr, III, 531.) „Wüst, schamper wort anreitzung gibt, vnd stört gar offt die gute sitt, so man zu fast die Säwglock schütt.“ (Brandt, Nsch., 72, in Kloster, I, 611.)

*6 Se hob'n Sauglouggn g'lait. (Steiermark.) – Firmenich, II, 767, 70; für Tirol: Schöpf, 582.


Sauglück.

* Er hat ein wahres Sauglück.

Diese Redensart wie die entgegengesetzte (s. Sauunglück) ist aus der Sage zu erklären. Nach Rochholz (Schweizersagen, I, 100) steht das Schwein mit dem wilden Heere in Verbindung. In Oberösterreich heisst es einerseits, das Begegnen eines Schweins sei glücklich, andererseits erscheint es als teuflisches Thier. Ein Mann ging dort einmal nachts nach Hause. Da stiess er auf einen Schweinetreiber mit 12 Schweinen. Wie beide so nebeneinander gingen, bemerkte er auf einmal, dass sein Gefährte einen Pferdefuss habe, aber in demselben Augenblick waren auch Treiber und Heerde verschwunden. – Für Sauglück und Sauunglück hört man auch teuflisches, heidnisches Glück und Unglück. (Vgl. Baumgarten, Progr., 4.)


Saugrob.

* Er ist saugrob.Frommann, III, 356.

Die Sprache, und namentlich die des Sprichworts, liebt es, ihre Grundbegriffe durch Zusammensetzung mit Namen für Sinnendinge, besonders auch Thiernamen, zu veranschaulichen oder zu steigern. Es liegt nahe, dass man sich vorzugsweise der Namen von Hausthieren bedient. Man sagt hundsdürr, hundsgemein, hundsmager, hundsmüde, hundstoll u. s. w., pferdemässig; ebenso sauwohl, d. h. überaus wohl. Goethe (Faust): „Uns ist ganz kannibalisch wohl als wie 500 Säuen.“ Sauglück, grosses ausserordentliches Glück; daher saugrob, sehr grob. (S. Grob 10 fg.) (Vgl. auch Brückner, Der Volkssuperlativ im Hennebergischen; Frommann, I, 224.)


Sauhäflein.

Söuhäfeli, Söudeckeli.Sutermeister, 137.


Sauhalter.

* Du Sauhalter. (S. Hund 1521 und Kropf 31.)

Abraham a Sancta Clara (Judas der Erzschelm) hat eine Zusammenstellung ähnlicher Ausdrücke, die als Scheltworte gebraucht worden. ›Schelm‹, sagt er, ist nichts Neues, aber Bärentrampel, Besenlümmel, Bockmelker, Büffelsgesicht, Kletzenpropst, Kühdarm, Katzenhackel, Misthammel, Sauhalter, Schmierkübel, Sautrog, Wanzenpuffer, Zwiebelnsälcher.“ (Chaos, 530.)


Sauhirt.

1 Es ist schon hier und da ein Sauhirt über Nacht ein Abt worden.Klosterspiegel, 72, 4.

[Spaltenumbruch] *2 Das sind Souhüt, seit de Metzger.Sutermeister, 41.

*3 Die kommt erst hinterm Sauhirt. (Ulm.)

*4 Er hät's wie de dorliker Souhirt, wenn ihr mi nümme wend, so will i au nümme.Sutermeister, 44.

*5 Ich maint, d'n Säuhert sä Onspel (Amsel) wär' usgeflö. (Henneberg.)

Spott, wenn jemand schlecht singt.


Säuisch.

1 En bietken suegesk, dat fött gut. (Grafschaft Mark.) – Woeste, 77, 295.

2 Säuisch mästet wohl.


Saukauf.

An Saukauf ist wenig zu gewinnen.

Schädlicher Einfluss schlechter Gesellschaft. Zur weitern Erklärung s. Sau. „Vnd fecht ein schedlichs spil jn (den Schelm, hier ein Mensch von unanständigem Betragen, pöbelhaftem Charakter, der in bessere Geaellschaft gekommen ist) an, damit sie all zu schaffen han, mit leib vnd leben kaum entrinnen, an sawkauff wenig nutz gewinnen.“ (Kloster, I, 879.)


Saukoch.

Ein Sawkoch ist ein verdriesslich Ding im Haus.Petri, II, 222.


Saukopf.

Wer Sewköpf haben will, muss Hundsköpfe daran setzen.Hainhof, 54.

Motto eines alten Buchs über Dressur der Jagdhunde.


Saukübel.

Mer muss nit glei' 'n Säuküb'l ausschüt'n. (Franken.) – Frommann, VI, 323, 329.

Nicht gleich mit der grösstmöglichen Grobheit vorgehen.


Saul.

1 Da Saul sicher war, verlor er Spiess vnd Wasserbecher.Petri, II, 57.

2 Saul hat tausend, David zehntausend geschlagen.

Ironisch in Bezug auf Leute, die sich rühmen, sich sehr verdient gemacht zu haben und von denen immer einer über den andern sich erhebt. 1 Sam. 18, 7

3 Saul suchte eine Eselin und fand ein Königreich.

Wie viel wichtige Erfindungen und Entdeckungen sind schon dadurch beiläufig gemacht worden, dass man sich der Lösung irgendeiner vielleicht unlösbaren Aufgabe, wie z. B. das Auffinden des Steins der Weisen, der Quadratur des Cirkels, hingab. „Der gelehrte Feldzug, der seit länger als zehn Jahren von den Gegnern und Anhängern der Urzeugung (generatio aequivoca) geführt wird, dauert zum Nutzen der Wissenschaft noch immer fort; denn obgleich Saul die Eselin noch immer sucht, hat er mittlerweile doch schon Königreiche gefunden.“ (Ausland, 1871, Nr. 1, S. 9.) 1 Sam. 9 und 10, Büchmann, 8. Aufl., S. 70.

4 Saul war auch unter den Propheten, zuletzt gerieth er unter die Teufel.

5 Saul will opfern, der Papst will regieren, der Bürger will edel (verstehe: adelich) werden, der Bauer will Kaufmannschaft treiben, das ist der heutigen Welt Lauf.

*6 Er ist aus einem Saul ein Paulus worden.Eiselein, 541; Simrock, 8770.

Es hat seine Sinnes-, Denkungs- und Handlungsweise ganz geändert.

*7 Ist Saul auch unter den Propheten? – 1 Sam. 10, 12; Herberger, Ib 195; Schulze, 14; Tendlau, 28; Körte, 5201; für Schwaben: Michel, 271.

Ausdruck der Verwunderung über einen Menschen, welcher aus niederm Stande plötzlich zu hohen Ehrenstellen gelangt, aber diesen nicht gewachsen zu sein scheint. Im allgemeinen von jemand, den man in einer Gesellschaft, in einem Kreise bemerkt, wohin er seiner ganzen Bildung nach nicht zu gehören scheint.

Böhm.: Saul meci proroky. (Čelakovsky, 17.)

Lat.: Anser inter olores. – Graculus inter musas. – Quid in Tragoedia Comici. (Seybold, 486.) – Quid Saul inter Prophetas?

Schwed.: Hwad haar Saul til at gjöra ibland Propheter? (Törning, 72.) – Saul bland Propheterna. (Grubb, 710.)

*8 Wie kommt Saul unter die Propheten?Tappius, 147; Schaltjahr. V, 49; Schulze, 14; Simrock, 8769.

Man bespöttelt damit unedle geistlose Naturen, welche sich in die Kreise begabter Männer drängen und von deren Rufe zehren.

Holl.: Is Saul ook (wat doet Saul) onder de profeten? (Harrebomée, II, 236a.)

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[[17]/0023] *3 Er saugt wie ein Badeschwamm. – Parömiakon, 417. Von denen, die auf ungerechte Weise ihr Eigenthum zu vermehren suchen. *4 Er saugt's nur so aus dem kleinen Finger. *5 Man saugt so leicht nichts aus den Fingern. Säugen. Wenn man vom Säugen redet, so greift die Amme an ihre Brust. – Altmann VI, 502. Saugkinder. De Sogkinder un de Mesteswîn mötet den meisten Dost lîen. – Schambach, II, 148. Saugkinder (Säuglinge) und Mastschweine müssen den meisten Durst leiden. (S. Kind 260.) Sauglocke. 1 Wer wol die Seuwglock leuten kan, der muss jetzt sein da vornen dran. – Brandt, Nsch., 72; in Kloster, I, 612. *2 Bei der Sauglocke anziehen. – Eiselein, 541. *3 Eim mit der Sauglock litte. – Alsatia, 1850, 32. Mit groben Reden kommen. *4 Gern mit der Sauglocke läuten hören. – Simrock, 8748; Klix, 76. Gern schmuzige Reden hören, Zoten reissen. (S. Saustall.) *5 Mit der Sewglocken leuten. – Brandt, Nsch., 72; Herberger, Hertzpostille, Ia, 862; Ib, 411; II, 186; Luther's Tischr., 137a; Schottel, 1117b; Klein, I, 102; Eiselein, 541; Braun, I, 849. Wer grobe, unsittliche Spässe, Scherze hervorbringt, schmuzige, unflätige Reden führen. „Sie (die mit der Sauglocke läuten) sind wie die Wiedehopfen, die sich am meisten an stinkenden Orten aufhalten und ihren Schnabel in Koth Mist und Unflat stecken.“ (Abraham a Sancta Clara, Judas der Erzschelm, I; Parömiakon, 571.) „Also auch sind die Jungfernknechtlein, so den jungen Mädchen ums Maul gehen und ihnen hofiren und bisweilen mit den Säuglocken läuten und einen Schnitzer reissen.“ (Schaltjahr, III, 531.) „Wüst, schamper wort anreitzung gibt, vnd stört gar offt die gute sitt, so man zu fast die Säwglock schütt.“ (Brandt, Nsch., 72, in Kloster, I, 611.) *6 Se hob'n Sauglouggn g'lait. (Steiermark.) – Firmenich, II, 767, 70; für Tirol: Schöpf, 582. Sauglück. * Er hat ein wahres Sauglück. Diese Redensart wie die entgegengesetzte (s. Sauunglück) ist aus der Sage zu erklären. Nach Rochholz (Schweizersagen, I, 100) steht das Schwein mit dem wilden Heere in Verbindung. In Oberösterreich heisst es einerseits, das Begegnen eines Schweins sei glücklich, andererseits erscheint es als teuflisches Thier. Ein Mann ging dort einmal nachts nach Hause. Da stiess er auf einen Schweinetreiber mit 12 Schweinen. Wie beide so nebeneinander gingen, bemerkte er auf einmal, dass sein Gefährte einen Pferdefuss habe, aber in demselben Augenblick waren auch Treiber und Heerde verschwunden. – Für Sauglück und Sauunglück hört man auch teuflisches, heidnisches Glück und Unglück. (Vgl. Baumgarten, Progr., 4.) Saugrob. * Er ist saugrob. – Frommann, III, 356. Die Sprache, und namentlich die des Sprichworts, liebt es, ihre Grundbegriffe durch Zusammensetzung mit Namen für Sinnendinge, besonders auch Thiernamen, zu veranschaulichen oder zu steigern. Es liegt nahe, dass man sich vorzugsweise der Namen von Hausthieren bedient. Man sagt hundsdürr, hundsgemein, hundsmager, hundsmüde, hundstoll u. s. w., pferdemässig; ebenso sauwohl, d. h. überaus wohl. Goethe (Faust): „Uns ist ganz kannibalisch wohl als wie 500 Säuen.“ Sauglück, grosses ausserordentliches Glück; daher saugrob, sehr grob. (S. Grob 10 fg.) (Vgl. auch Brückner, Der Volkssuperlativ im Hennebergischen; Frommann, I, 224.) Sauhäflein. Söuhäfeli, Söudeckeli. – Sutermeister, 137. Sauhalter. * Du Sauhalter. (S. Hund 1521 und Kropf 31.) „Abraham a Sancta Clara (Judas der Erzschelm) hat eine Zusammenstellung ähnlicher Ausdrücke, die als Scheltworte gebraucht worden. ›Schelm‹, sagt er, ist nichts Neues, aber Bärentrampel, Besenlümmel, Bockmelker, Büffelsgesicht, Kletzenpropst, Kühdarm, Katzenhackel, Misthammel, Sauhalter, Schmierkübel, Sautrog, Wanzenpuffer, Zwiebelnsälcher.“ (Chaos, 530.) Sauhirt. 1 Es ist schon hier und da ein Sauhirt über Nacht ein Abt worden. – Klosterspiegel, 72, 4. *2 Das sind Souhüt, seit de Metzger. – Sutermeister, 41. *3 Die kommt erst hinterm Sauhirt. (Ulm.) *4 Er hät's wie de dorliker Souhirt, wenn ihr mi nümme wend, so will i au nümme. – Sutermeister, 44. *5 Ich maint, d'n Säuhert sä Onspel (Amsel) wär' usgeflö. (Henneberg.) Spott, wenn jemand schlecht singt. Säuisch. 1 En bietken suegesk, dat fött gut. (Grafschaft Mark.) – Woeste, 77, 295. 2 Säuisch mästet wohl. Saukauf. An Saukauf ist wenig zu gewinnen. Schädlicher Einfluss schlechter Gesellschaft. Zur weitern Erklärung s. Sau. „Vnd fecht ein schedlichs spil jn (den Schelm, hier ein Mensch von unanständigem Betragen, pöbelhaftem Charakter, der in bessere Geaellschaft gekommen ist) an, damit sie all zu schaffen han, mit leib vnd leben kaum entrinnen, an sawkauff wenig nutz gewinnen.“ (Kloster, I, 879.) Saukoch. Ein Sawkoch ist ein verdriesslich Ding im Haus. – Petri, II, 222. Saukopf. Wer Sewköpf haben will, muss Hundsköpfe daran setzen. – Hainhof, 54. Motto eines alten Buchs über Dressur der Jagdhunde. Saukübel. Mer muss nit glei' 'n Säuküb'l ausschüt'n. (Franken.) – Frommann, VI, 323, 329. Nicht gleich mit der grösstmöglichen Grobheit vorgehen. Saul. 1 Da Saul sicher war, verlor er Spiess vnd Wasserbecher. – Petri, II, 57. 2 Saul hat tausend, David zehntausend geschlagen. Ironisch in Bezug auf Leute, die sich rühmen, sich sehr verdient gemacht zu haben und von denen immer einer über den andern sich erhebt. 1 Sam. 18, 7 3 Saul suchte eine Eselin und fand ein Königreich. Wie viel wichtige Erfindungen und Entdeckungen sind schon dadurch beiläufig gemacht worden, dass man sich der Lösung irgendeiner vielleicht unlösbaren Aufgabe, wie z. B. das Auffinden des Steins der Weisen, der Quadratur des Cirkels, hingab. „Der gelehrte Feldzug, der seit länger als zehn Jahren von den Gegnern und Anhängern der Urzeugung (generatio aequivoca) geführt wird, dauert zum Nutzen der Wissenschaft noch immer fort; denn obgleich Saul die Eselin noch immer sucht, hat er mittlerweile doch schon Königreiche gefunden.“ (Ausland, 1871, Nr. 1, S. 9.) 1 Sam. 9 und 10, Büchmann, 8. Aufl., S. 70. 4 Saul war auch unter den Propheten, zuletzt gerieth er unter die Teufel. 5 Saul will opfern, der Papst will regieren, der Bürger will edel (verstehe: adelich) werden, der Bauer will Kaufmannschaft treiben, das ist der heutigen Welt Lauf. *6 Er ist aus einem Saul ein Paulus worden. – Eiselein, 541; Simrock, 8770. Es hat seine Sinnes-, Denkungs- und Handlungsweise ganz geändert. *7 Ist Saul auch unter den Propheten? – 1 Sam. 10, 12; Herberger, Ib 195; Schulze, 14; Tendlau, 28; Körte, 5201; für Schwaben: Michel, 271. Ausdruck der Verwunderung über einen Menschen, welcher aus niederm Stande plötzlich zu hohen Ehrenstellen gelangt, aber diesen nicht gewachsen zu sein scheint. Im allgemeinen von jemand, den man in einer Gesellschaft, in einem Kreise bemerkt, wohin er seiner ganzen Bildung nach nicht zu gehören scheint. Böhm.: Saul meci proroky. (Čelakovsky, 17.) Lat.: Anser inter olores. – Graculus inter musas. – Quid in Tragoedia Comici. (Seybold, 486.) – Quid Saul inter Prophetas? Schwed.: Hwad haar Saul til at gjöra ibland Propheter? (Törning, 72.) – Saul bland Propheterna. (Grubb, 710.) *8 Wie kommt Saul unter die Propheten? – Tappius, 147; Schaltjahr. V, 49; Schulze, 14; Simrock, 8769. Man bespöttelt damit unedle geistlose Naturen, welche sich in die Kreise begabter Männer drängen und von deren Rufe zehren. Holl.: Is Saul ook (wat doet Saul) onder de profeten? (Harrebomée, II, 236a.) Lat.: Athenae nil habent commune cum Hierosolymis. (Tappius, 147.)

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876, S. [17]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon04_1876/23>, abgerufen am 29.03.2024.