Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876.

Bild:
<< vorherige Seite

[Spaltenumbruch] dieses Thiers unter die Schimpfwörter eingebürgert, doch scheint es der Volksmund nicht so häufig auf menschliche Verhältnisse übertragen zu haben, wie bei uns. Und zwar ist es nicht sus, der naturgeschichtliche Name des Thieres, sondern porcus, das Hausschwein, und auch verres, der Eber, womit man seinem Aerger über jemand Luft machte. Wenn der eingebildete Schulmonarch Rhenimius Palömon den gelehrten Terentius Varro so nannte, wird er wol an keine einzelne Eigenschaft des Schweins gedacht haben. Das Gefrässige des Thiers, beim Menschen in das Genusssüchtige übersetzt, hat dagegen Horaz im Auge, wenn er sich selbst ein Schwein aus der Heerde Epikur's nennt. Mit verres, das auch bei Plautus als Schimpfwort vorkommt, that sich Cicero dem gleichnamigen berüchtigten Prätor von Sicilien gegenüber viel zugute. (Vgl. Römische Schimpfwörter im Ausland, 1871, Nr. 8.)

Dän.: Epikurisk sviin. (Prov. dan., 145.)

Holl.: Het is een zwijn. (Harrebomee, II, 517a.)

*225 Er ist wie das Schwein, er wird gut sein, wenn er todt ist. (S. Geizhals 20.)

Von einem Geizhalse.

Holl.: Hij slacht de varkens, hij zal goed zijn, als hij dood is. (Harrebomee, I, 146b.)

*226 Er kann aus Einem Schwein zwei Rücken schneiden.

Wer es sehr sparsam anzulegen weiss.

*227 Er macht's wie das Schwein des heiligen Antonius.

Das von Haus zu Haus ging und sich füttern liess. Von Leuten, die sich bald hier bald dort an den Tisch schmarotzen.

Frz.: Faire comme le pourceau de Saint Antoine, se fourrer partout. (Leroux, I, 29.)

*228 Er träumt vom Schwein und isst Blutwurst.

*229 Es ist ein fett Schwein im Fass.

Erbschaft, Vortheil, Gewinn.

Lat.: Tondere suem. (Bovill, I, 4.)

*230 Es ist ein Schwein.

Von jemand, bei dem die sittliche Verderbtheit einen solchen Grad erreicht hat, dass moralischer Schmuz eine unwiderstehliche Anziehungskraft auf ihn ausübt.

*231 Es könnte Schweine regnen.

Wenn es sehr schwarz am Himmel aussieht.

*232 He heft sine feif Schwein nich tosamen. - Frischbier2, 3442.

*233 He hett sin feif Schwin1 nich tohop. (Pommern.)

1) D. i. seine fünf Sinne, seinen Verstand.

*234 Hei well dat Swin no mästen, wenn de Slächter all vör der Dör is. (Westf.)

*235 Hier sind wol Swine west. - Dähnert, 479b.

Wo es sehr unordentlich und unrein aussieht.

*236 Ich habe sein Schwein auf einen guten Markt gebracht.

Engl.: To bring one's hogs to a fair market. (Bohn II, 166.)

*237 Lat de Schwien sik schamen, de hebbt länger Schnuten. (Ostfries.) - Hauskalender, IV.

*238 Man hat ihm ein fettes Schwein entjagt.

Grossen Vortheil entzogen.

*239 Seine Schweine mit Rosinen füttern.

Die Russen: Seine Schweine mit Feigen füttern. (Altmann VI, 517.)

*240 'T geit hüm as de Sweine, de don erst god, wann se dod sünt. - Bueren, 1091.

Die Engländer schildern den Geizigen durch folgende Redensarten: He'll dress an egg and give the offal to the poor. - He'll flay a flint. - He'll not lose the droppings of his nose. - He 's like a swine, never good until he come to the knife. - His money comes from him like drops of blood. - His purse is made of toad's skin. (Bohn II, 64.)

*241 Wann (wo) haben wir zusammen die Schweine gehütet? - Schuppius, Schr., I, 787; Simrock, 9391; Lohrengel, II, 391.

Zu jemand, der sich Familienannäherungen und Vertraulichkeiten erlaubt.

Frz.: Il semble que nous ayions garde les cochons ensemble. (Kritzinger, 149.) - Je n'ai pas garde les cochons avec vous.

Holl.: Hebben wij zamen de zwijnen gehoed? (Harrebomee, II, 517a.) - Niet zoo familiair voor zoo weinig kennis. (Harrebomee, I, 190.)

*242 Well hett mit di de Swine hott? - Eichwald, 1885.

Wenn einer von jemand unbefugt geduzt oder vertraulich angeredet und behandelt wird. Um Zudringlichkeit wie eine unberechtigte und widerwärtige Intimität zurückzuweisen, haben die englischen Neger in Surinam das Sprichwort: Der Indianer nennt den Europäer Freund, weil er's nicht besser versteht. (Wullschlägel.)

[Spaltenumbruch] *243 Wenn es auch Schweine regnete, er würde keine Borste bekommen.

Es ist für ihn nichts dabei, er hat kein Glück.

Holl.: Al regeude het varkens, gij zoudt niet eenen borstel kunnen krijgen. (Harrebomee, II, 358a.)

*244 Wen wi de sweine badet, schöle ji dat water dragen. - Lübben.

*245 Wer ein Schwein schlachtet, kann leicht Würste machen.

Span.: A quien no mata puerco, no le dan morcilla. (Bohn I, 202.)

*246 Wie ein Schwein schlafen gehen müssen.

Ohne einen Kuss.

*247 Wie ein Schwein zum Troge über etwas hinlaufen.

*248 Wilde Schweine in die Quelle (in den Brunnen) und den Südwind in die Blumen schicken.

Wer das wünscht und thut, was Nachtheil, Verderben bringen muss. Das Schwein verunreinigt die Quelle und der Südwind ist der gefährlichste Feind der Blumen (Italiens).

*249 Zum Schweine füttern. (Steiermark.)

Dass man die Schweine damit füttern kann, so viel ist davon vorhanden. Um Ueberfluss zu bezeichnen.

*250 Zwischen Schwein und Ferkel sitzen.

Holl.: Hij is tusschen zwijn en bigge in. (Harrebomee, II, 517a.)


Schweinchen.

1 Wenn wir das Schweinchen baden, so sollst du die Seife tragen; und wenn der Pfaffe das Hündchen hängt, so sollst du das Leiterchen tragen. - Meisner, 54.

Als Antwort, wenn Kinder oder Dienstpersonen fragten, ob sie an einem Besuche, Feste u. s. w. theilnehmen dürften.

2 Schweinchen streckt's Füsschen heraus.

Um zu zeigen, dass es gespaltene Klauen habe und zu den reinen Thieren gehöre, allein es ist nicht wiederkauend, was es, um, nach jüdischen Speisegesetzen erlaubt zu sein, sein müsste. Jüdisch-deutsch: Chasserche (vom hebräischen chasir mit deutscher Endung) streckt's Füssche' raus. (Tendlau, 331.)

*3 Das Schweinchen schlachtet sich. (Köthen.)

Nämlich gut, um zu sagen: Die Sache geht erwünscht, das kleine Unternehmen wirft Gewinn ab.


Schweinebraten.

1 Es gibt nicht alle Tage Schweinebraten.

Schwed.: Hvar dag är icke bakedag. (Grubb, 346.)

2 Schweinebraten und Schwieger sind kalt gut.

3 Schweinebraten und Schwiegerältern hat man am liebsten kalt.

4 Wenn der Schweinebraten verzehrt ist, muss man kein Rindfleisch erwarten.

*5 'S is ke Schwein-Broaten am Himmelfahrts- Tage, doss ma's richen kan. - Gomolcke, 990; Robinson, 414.

*6 Wenn 't 'ne Schweinbrade wäre. - Dähnert, 479a.

Sagt man, wenn jemand glaubt, man habe etwas wissen müssen, anstatt: ich habe es nicht riechen können wie einen Schweinebraten.


Schweinedreck.

1 Aus Schweinsdreck kann man kein Posthorn und aus einem Fuchsschwanze keine Trompete machen.

Holl.: Men kan geen' jagthoorn maken van een' zwijnsdrek, noch van een'vossenstaart eene trompet. (Harrebomee, II, 517a.)

2 Schweinedreck - Honig, sagt die Krähe bei Wintertag. (Sauerland.)

*3 Pud, pui, Schweinsdreck. (Dubeningken.) - Frischbier2, 3448.

Eine mit Ausspucken begleitete Redensart bei herannahendem Wirbelwinde. Nach dem Volksglauben fährt nämlich der Teufel darin und bringt allerlei Krankheiten mit. Durch obigen Zuruf verekelt er sich an dem Ausrufenden und lässt ihn unbelästigt. Vor Schweinedreck soll der Teufel überhaupt Furcht haben. Der Glaube ist noch sehr verbreitet, dass Nervenfieberkranke vom Teufel besessen seien. Man empfiehlt daher Schweinekoth ins Krankenbett zu legen, wodurch der Teufel vertrieben werde.


Schweinedreistigkeit.

* Dat öss Schwindriestigkeit. - Frischbier2, 3446.


Schweinefleisch.

1 Der muss sehr gern Schweinefleisch essen, der sich das Brot mit Borsten streicht. - Altmann VI, 399.

[Spaltenumbruch] dieses Thiers unter die Schimpfwörter eingebürgert, doch scheint es der Volksmund nicht so häufig auf menschliche Verhältnisse übertragen zu haben, wie bei uns. Und zwar ist es nicht sus, der naturgeschichtliche Name des Thieres, sondern porcus, das Hausschwein, und auch verres, der Eber, womit man seinem Aerger über jemand Luft machte. Wenn der eingebildete Schulmonarch Rhenimius Palömon den gelehrten Terentius Varro so nannte, wird er wol an keine einzelne Eigenschaft des Schweins gedacht haben. Das Gefrässige des Thiers, beim Menschen in das Genusssüchtige übersetzt, hat dagegen Horaz im Auge, wenn er sich selbst ein Schwein aus der Heerde Epikur's nennt. Mit verres, das auch bei Plautus als Schimpfwort vorkommt, that sich Cicero dem gleichnamigen berüchtigten Prätor von Sicilien gegenüber viel zugute. (Vgl. Römische Schimpfwörter im Ausland, 1871, Nr. 8.)

Dän.: Epikurisk sviin. (Prov. dan., 145.)

Holl.: Het is een zwijn. (Harrebomée, II, 517a.)

*225 Er ist wie das Schwein, er wird gut sein, wenn er todt ist. (S. Geizhals 20.)

Von einem Geizhalse.

Holl.: Hij slacht de varkens, hij zal goed zijn, als hij dood is. (Harrebomée, I, 146b.)

*226 Er kann aus Einem Schwein zwei Rücken schneiden.

Wer es sehr sparsam anzulegen weiss.

*227 Er macht's wie das Schwein des heiligen Antonius.

Das von Haus zu Haus ging und sich füttern liess. Von Leuten, die sich bald hier bald dort an den Tisch schmarotzen.

Frz.: Faire comme le pourceau de Saint Antoine, se fourrer partout. (Leroux, I, 29.)

*228 Er träumt vom Schwein und isst Blutwurst.

*229 Es ist ein fett Schwein im Fass.

Erbschaft, Vortheil, Gewinn.

Lat.: Tondere suem. (Bovill, I, 4.)

*230 Es ist ein Schwein.

Von jemand, bei dem die sittliche Verderbtheit einen solchen Grad erreicht hat, dass moralischer Schmuz eine unwiderstehliche Anziehungskraft auf ihn ausübt.

*231 Es könnte Schweine regnen.

Wenn es sehr schwarz am Himmel aussieht.

*232 He heft sine fîf Schwîn nich tosamen.Frischbier2, 3442.

*233 He hett sin fîf Schwin1 nich tohôp. (Pommern.)

1) D. i. seine fünf Sinne, seinen Verstand.

*234 Hei well dat Swin no mästen, wenn de Slächter all vör der Dör is. (Westf.)

*235 Hier sind wol Swine west.Dähnert, 479b.

Wo es sehr unordentlich und unrein aussieht.

*236 Ich habe sein Schwein auf einen guten Markt gebracht.

Engl.: To bring one's hogs to a fair market. (Bohn II, 166.)

*237 Lât de Schwien sik schamen, de hebbt länger Schnuten. (Ostfries.) – Hauskalender, IV.

*238 Man hat ihm ein fettes Schwein entjagt.

Grossen Vortheil entzogen.

*239 Seine Schweine mit Rosinen füttern.

Die Russen: Seine Schweine mit Feigen füttern. (Altmann VI, 517.)

*240 'T geit hüm as de Swîne, de dôn erst gôd, wann se dôd sünt.Bueren, 1091.

Die Engländer schildern den Geizigen durch folgende Redensarten: He'll dress an egg and give the offal to the poor. – He'll flay a flint. – He'll not lose the droppings of his nose. – He 's like a swine, never good until he come to the knife. – His money comes from him like drops of blood. – His purse is made of toad's skin. (Bohn II, 64.)

*241 Wann (wo) haben wir zusammen die Schweine gehütet?Schuppius, Schr., I, 787; Simrock, 9391; Lohrengel, II, 391.

Zu jemand, der sich Familienannäherungen und Vertraulichkeiten erlaubt.

Frz.: Il semble que nous ayions gardé les cochons ensemble. (Kritzinger, 149.) – Je n'ai pas gardé les cochons avec vous.

Holl.: Hebben wij zamen de zwijnen gehoed? (Harrebomée, II, 517a.) – Niet zoo familiair voor zoo weinig kennis. (Harrebomée, I, 190.)

*242 Well hett mit di de Swine hott?Eichwald, 1885.

Wenn einer von jemand unbefugt geduzt oder vertraulich angeredet und behandelt wird. Um Zudringlichkeit wie eine unberechtigte und widerwärtige Intimität zurückzuweisen, haben die englischen Neger in Surinam das Sprichwort: Der Indianer nennt den Europäer Freund, weil er's nicht besser versteht. (Wullschlägel.)

[Spaltenumbruch] *243 Wenn es auch Schweine regnete, er würde keine Borste bekommen.

Es ist für ihn nichts dabei, er hat kein Glück.

Holl.: Al regeude het varkens, gij zoudt niet éénen borstel kunnen krijgen. (Harrebomée, II, 358a.)

*244 Wen wi de swîne badet, schöle ji dat water dragen.Lübben.

*245 Wer ein Schwein schlachtet, kann leicht Würste machen.

Span.: A quien no mata puerco, no le dan morcilla. (Bohn I, 202.)

*246 Wie ein Schwein schlafen gehen müssen.

Ohne einen Kuss.

*247 Wie ein Schwein zum Troge über etwas hinlaufen.

*248 Wilde Schweine in die Quelle (in den Brunnen) und den Südwind in die Blumen schicken.

Wer das wünscht und thut, was Nachtheil, Verderben bringen muss. Das Schwein verunreinigt die Quelle und der Südwind ist der gefährlichste Feind der Blumen (Italiens).

*249 Zum Schweine füttern. (Steiermark.)

Dass man die Schweine damit füttern kann, so viel ist davon vorhanden. Um Ueberfluss zu bezeichnen.

*250 Zwischen Schwein und Ferkel sitzen.

Holl.: Hij is tusschen zwijn en bigge in. (Harrebomée, II, 517a.)


Schweinchen.

1 Wenn wir das Schweinchen baden, so sollst du die Seife tragen; und wenn der Pfaffe das Hündchen hängt, so sollst du das Leiterchen tragen.Meisner, 54.

Als Antwort, wenn Kinder oder Dienstpersonen fragten, ob sie an einem Besuche, Feste u. s. w. theilnehmen dürften.

2 Schweinchen streckt's Füsschen heraus.

Um zu zeigen, dass es gespaltene Klauen habe und zu den reinen Thieren gehöre, allein es ist nicht wiederkauend, was es, um, nach jüdischen Speisegesetzen erlaubt zu sein, sein müsste. Jüdisch-deutsch: Chasserche (vom hebräischen chasir mit deutscher Endung) streckt's Füssche' raus. (Tendlau, 331.)

*3 Das Schweinchen schlachtet sich. (Köthen.)

Nämlich gut, um zu sagen: Die Sache geht erwünscht, das kleine Unternehmen wirft Gewinn ab.


Schweinebraten.

1 Es gibt nicht alle Tage Schweinebraten.

Schwed.: Hvar dag är icke bakedag. (Grubb, 346.)

2 Schweinebraten und Schwieger sind kalt gut.

3 Schweinebraten und Schwiegerältern hat man am liebsten kalt.

4 Wenn der Schweinebraten verzehrt ist, muss man kein Rindfleisch erwarten.

*5 'S is kê Schwein-Broaten am Himmelfahrts- Tage, doss ma's richen kan.Gomolcke, 990; Robinson, 414.

*6 Wenn 't 'ne Schwînbrade wäre.Dähnert, 479a.

Sagt man, wenn jemand glaubt, man habe etwas wissen müssen, anstatt: ich habe es nicht riechen können wie einen Schweinebraten.


Schweinedreck.

1 Aus Schweinsdreck kann man kein Posthorn und aus einem Fuchsschwanze keine Trompete machen.

Holl.: Men kan geen' jagthoorn maken van een' zwijnsdrek, noch van een'vossenstaart eene trompet. (Harrebomée, II, 517a.)

2 Schweinedreck – Honig, sagt die Krähe bei Wintertag. (Sauerland.)

*3 Pud, pui, Schwînsdreck. (Dubeningken.) – Frischbier2, 3448.

Eine mit Ausspucken begleitete Redensart bei herannahendem Wirbelwinde. Nach dem Volksglauben fährt nämlich der Teufel darin und bringt allerlei Krankheiten mit. Durch obigen Zuruf verekelt er sich an dem Ausrufenden und lässt ihn unbelästigt. Vor Schweinedreck soll der Teufel überhaupt Furcht haben. Der Glaube ist noch sehr verbreitet, dass Nervenfieberkranke vom Teufel besessen seien. Man empfiehlt daher Schweinekoth ins Krankenbett zu legen, wodurch der Teufel vertrieben werde.


Schweinedreistigkeit.

* Dat öss Schwindriestigkeit.Frischbier2, 3446.


Schweinefleisch.

1 Der muss sehr gern Schweinefleisch essen, der sich das Brot mit Borsten streicht.Altmann VI, 399.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p rendition="#et"><pb facs="#f0235" n="[229]"/><cb n="457"/>
dieses Thiers unter die Schimpfwörter eingebürgert, doch scheint es der Volksmund nicht so häufig auf menschliche Verhältnisse übertragen zu haben, wie bei uns. Und zwar ist es nicht sus, der naturgeschichtliche Name des Thieres, sondern porcus, das Hausschwein, und auch verres, der Eber, womit man seinem Aerger über jemand Luft machte. Wenn der eingebildete Schulmonarch Rhenimius Palömon den gelehrten Terentius Varro so nannte, wird er wol an keine einzelne Eigenschaft des Schweins gedacht haben. Das Gefrässige des Thiers, beim Menschen in das Genusssüchtige übersetzt, hat dagegen <hi rendition="#i">Horaz</hi> im Auge, wenn er sich selbst ein Schwein aus der Heerde Epikur's nennt. Mit verres, das auch bei <hi rendition="#i">Plautus</hi> als Schimpfwort vorkommt, that sich <hi rendition="#i">Cicero</hi> dem gleichnamigen berüchtigten Prätor von Sicilien gegenüber viel zugute. (Vgl. <hi rendition="#i">Römische Schimpfwörter im Ausland, 1871, Nr. 8.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Dän.</hi>: Epikurisk sviin. (<hi rendition="#i">Prov. dan., 145.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Het is een zwijn. (<hi rendition="#i">Harrebomée, II, 517<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*225 Er ist wie das Schwein, er wird gut sein, wenn er todt ist.</hi> (S.  Geizhals 20.)</p><lb/>
          <p rendition="#et">Von einem Geizhalse.</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Hij slacht de varkens, hij zal goed zijn, als hij dood is. (<hi rendition="#i">Harrebomée, I, 146<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*226 Er kann aus Einem Schwein zwei Rücken schneiden.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Wer es sehr sparsam anzulegen weiss.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*227 Er macht's wie das Schwein des heiligen Antonius.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Das von Haus zu Haus ging und sich füttern liess. Von Leuten, die sich bald hier bald dort an den Tisch schmarotzen.</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: Faire comme le pourceau de Saint Antoine, se fourrer partout. (<hi rendition="#i">Leroux, I, 29.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*228 Er träumt vom Schwein und isst Blutwurst.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*229 Es ist ein fett Schwein im Fass.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Erbschaft, Vortheil, Gewinn.</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Tondere suem. (<hi rendition="#i">Bovill, I, 4.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*230 Es ist ein Schwein.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Von jemand, bei dem die sittliche Verderbtheit einen solchen Grad erreicht hat, dass moralischer Schmuz eine unwiderstehliche Anziehungskraft auf ihn ausübt.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*231 Es könnte Schweine regnen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Wenn es sehr schwarz am Himmel aussieht.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*232 He heft sine fîf Schwîn nich tosamen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Frischbier<hi rendition="#sup">2</hi>, 3442.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*233 He hett sin fîf Schwin<hi rendition="#sup">1</hi> nich tohôp.</hi> (<hi rendition="#i">Pommern.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#sup">1</hi>) D. i. seine fünf Sinne, seinen Verstand.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*234 Hei well dat Swin no mästen, wenn de Slächter all vör der Dör is.</hi> (<hi rendition="#i">Westf.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*235 Hier sind wol Swine west.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Dähnert, 479<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Wo es sehr unordentlich und unrein aussieht.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*236 Ich habe sein Schwein auf einen guten Markt gebracht.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Engl.</hi>: To bring one's hogs to a fair market. (<hi rendition="#i">Bohn II, 166.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*237 Lât de Schwien sik schamen, de hebbt länger Schnuten.</hi> (<hi rendition="#i">Ostfries.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Hauskalender, IV.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*238 Man hat ihm ein fettes Schwein entjagt.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Grossen Vortheil entzogen.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*239 Seine Schweine mit Rosinen füttern.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Die Russen: Seine Schweine mit Feigen füttern. (<hi rendition="#i">Altmann VI, 517.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*240 'T geit hüm as de Swîne, de dôn erst gôd, wann se dôd sünt.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Bueren, 1091.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Die Engländer schildern den Geizigen durch folgende Redensarten: He'll dress an egg and give the offal to the poor. &#x2013; He'll flay a flint. &#x2013; He'll not lose the droppings of his nose. &#x2013; He 's like a swine, never good until he come to the knife. &#x2013; His money comes from him like drops of blood. &#x2013; His purse is made of toad's skin. (<hi rendition="#i">Bohn II, 64.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*241 Wann (wo) haben wir zusammen die Schweine gehütet?</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Schuppius, Schr., I, 787; Simrock, 9391; Lohrengel, II, 391.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Zu jemand, der sich Familienannäherungen und Vertraulichkeiten erlaubt.</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: Il semble que nous ayions gardé les cochons ensemble. (<hi rendition="#i">Kritzinger, 149.</hi>) &#x2013; Je n'ai pas gardé les cochons avec vous.</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Hebben wij zamen de zwijnen gehoed? (<hi rendition="#i">Harrebomée, II, 517<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi>) &#x2013; Niet zoo familiair voor zoo weinig kennis. (<hi rendition="#i">Harrebomée, I, 190.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*242 Well hett mit di de Swine hott?</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Eichwald, 1885.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Wenn einer von jemand unbefugt geduzt oder vertraulich angeredet und behandelt wird. Um Zudringlichkeit wie eine unberechtigte und widerwärtige Intimität zurückzuweisen, haben die englischen Neger in Surinam das Sprichwort: Der Indianer nennt den Europäer Freund, weil er's nicht besser versteht. (<hi rendition="#i">Wullschlägel.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger"><cb n="458"/>
*243 Wenn es auch Schweine regnete, er würde keine Borste bekommen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Es ist für ihn nichts dabei, er hat kein Glück.</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Al regeude het varkens, gij zoudt niet éénen borstel kunnen krijgen. (<hi rendition="#i">Harrebomée, II, 358<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*244 Wen wi de swîne badet, schöle ji dat water dragen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Lübben.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*245 Wer ein Schwein schlachtet, kann leicht Würste machen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Span.</hi>: A quien no mata puerco, no le dan morcilla. (<hi rendition="#i">Bohn I, 202.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*246 Wie ein Schwein schlafen gehen müssen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Ohne einen Kuss.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*247 Wie ein Schwein zum Troge über etwas hinlaufen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*248 Wilde Schweine in die Quelle (in den Brunnen) und den Südwind in die Blumen schicken.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Wer das wünscht und thut, was Nachtheil, Verderben bringen muss. Das Schwein verunreinigt die Quelle und der Südwind ist der gefährlichste Feind der Blumen (Italiens).</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*249 Zum Schweine füttern.</hi> (<hi rendition="#i">Steiermark.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et">Dass man die Schweine damit füttern kann, so viel ist davon vorhanden. Um Ueberfluss zu bezeichnen.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*250 Zwischen Schwein und Ferkel sitzen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Hij is tusschen zwijn en bigge in. (<hi rendition="#i">Harrebomée, II, 517<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Schweinchen.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 Wenn wir das Schweinchen baden, so sollst du die Seife tragen; und wenn der Pfaffe das Hündchen hängt, so sollst du das Leiterchen tragen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Meisner, 54.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Als Antwort, wenn Kinder oder Dienstpersonen fragten, ob sie an einem Besuche, Feste u. s. w. theilnehmen dürften.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">2 Schweinchen streckt's Füsschen heraus.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Um zu zeigen, dass es gespaltene Klauen habe und zu den reinen Thieren gehöre, allein es ist nicht wiederkauend, was es, um, nach jüdischen Speisegesetzen erlaubt zu sein, sein müsste. Jüdisch-deutsch: Chasserche (vom hebräischen chasir mit deutscher Endung) streckt's Füssche' raus. (<hi rendition="#i">Tendlau, 331.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*3 Das Schweinchen schlachtet sich.</hi> (<hi rendition="#i">Köthen.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et">Nämlich gut, um zu sagen: Die Sache geht erwünscht, das kleine Unternehmen wirft Gewinn ab.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Schweinebraten.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">1 Es gibt nicht alle Tage Schweinebraten.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Schwed.</hi>: Hvar dag är icke bakedag. (<hi rendition="#i">Grubb, 346.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">2 Schweinebraten und Schwieger sind kalt gut.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">3 Schweinebraten und Schwiegerältern hat man am liebsten kalt.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">4 Wenn der Schweinebraten verzehrt ist, muss man kein Rindfleisch erwarten.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*5 'S is kê Schwein-Broaten am Himmelfahrts- Tage, doss ma's richen kan.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Gomolcke, 990; Robinson, 414.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*6 Wenn 't 'ne Schwînbrade wäre.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Dähnert, 479<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Sagt man, wenn jemand glaubt, man habe etwas wissen müssen, anstatt: ich habe es nicht riechen können wie einen Schweinebraten.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Schweinedreck.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">1 Aus Schweinsdreck kann man kein Posthorn und aus einem Fuchsschwanze keine Trompete machen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Men kan geen' jagthoorn maken van een' zwijnsdrek, noch van een'vossenstaart eene trompet. (<hi rendition="#i">Harrebomée, II, 517<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">2 Schweinedreck &#x2013; Honig, sagt die Krähe bei Wintertag.</hi> (<hi rendition="#i">Sauerland.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*3 Pud, pui, Schwînsdreck.</hi> (<hi rendition="#i">Dubeningken.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Frischbier<hi rendition="#sup">2</hi>, 3448.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Eine mit Ausspucken begleitete Redensart bei herannahendem Wirbelwinde. Nach dem Volksglauben fährt nämlich der Teufel darin und bringt allerlei Krankheiten mit. Durch obigen Zuruf verekelt er sich an dem Ausrufenden und lässt ihn unbelästigt. Vor Schweinedreck soll der Teufel überhaupt Furcht haben. Der Glaube ist noch sehr verbreitet, dass Nervenfieberkranke vom Teufel besessen seien. Man empfiehlt daher Schweinekoth ins Krankenbett zu legen, wodurch der Teufel vertrieben werde.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Schweinedreistigkeit.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">* Dat öss Schwindriestigkeit.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Frischbier<hi rendition="#sup">2</hi>, 3446.</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Schweinefleisch.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 Der muss sehr gern Schweinefleisch essen, der sich das Brot mit Borsten streicht.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Altmann VI, 399.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">
</hi> </p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[229]/0235] dieses Thiers unter die Schimpfwörter eingebürgert, doch scheint es der Volksmund nicht so häufig auf menschliche Verhältnisse übertragen zu haben, wie bei uns. Und zwar ist es nicht sus, der naturgeschichtliche Name des Thieres, sondern porcus, das Hausschwein, und auch verres, der Eber, womit man seinem Aerger über jemand Luft machte. Wenn der eingebildete Schulmonarch Rhenimius Palömon den gelehrten Terentius Varro so nannte, wird er wol an keine einzelne Eigenschaft des Schweins gedacht haben. Das Gefrässige des Thiers, beim Menschen in das Genusssüchtige übersetzt, hat dagegen Horaz im Auge, wenn er sich selbst ein Schwein aus der Heerde Epikur's nennt. Mit verres, das auch bei Plautus als Schimpfwort vorkommt, that sich Cicero dem gleichnamigen berüchtigten Prätor von Sicilien gegenüber viel zugute. (Vgl. Römische Schimpfwörter im Ausland, 1871, Nr. 8.) Dän.: Epikurisk sviin. (Prov. dan., 145.) Holl.: Het is een zwijn. (Harrebomée, II, 517a.) *225 Er ist wie das Schwein, er wird gut sein, wenn er todt ist. (S. Geizhals 20.) Von einem Geizhalse. Holl.: Hij slacht de varkens, hij zal goed zijn, als hij dood is. (Harrebomée, I, 146b.) *226 Er kann aus Einem Schwein zwei Rücken schneiden. Wer es sehr sparsam anzulegen weiss. *227 Er macht's wie das Schwein des heiligen Antonius. Das von Haus zu Haus ging und sich füttern liess. Von Leuten, die sich bald hier bald dort an den Tisch schmarotzen. Frz.: Faire comme le pourceau de Saint Antoine, se fourrer partout. (Leroux, I, 29.) *228 Er träumt vom Schwein und isst Blutwurst. *229 Es ist ein fett Schwein im Fass. Erbschaft, Vortheil, Gewinn. Lat.: Tondere suem. (Bovill, I, 4.) *230 Es ist ein Schwein. Von jemand, bei dem die sittliche Verderbtheit einen solchen Grad erreicht hat, dass moralischer Schmuz eine unwiderstehliche Anziehungskraft auf ihn ausübt. *231 Es könnte Schweine regnen. Wenn es sehr schwarz am Himmel aussieht. *232 He heft sine fîf Schwîn nich tosamen. – Frischbier2, 3442. *233 He hett sin fîf Schwin1 nich tohôp. (Pommern.) 1) D. i. seine fünf Sinne, seinen Verstand. *234 Hei well dat Swin no mästen, wenn de Slächter all vör der Dör is. (Westf.) *235 Hier sind wol Swine west. – Dähnert, 479b. Wo es sehr unordentlich und unrein aussieht. *236 Ich habe sein Schwein auf einen guten Markt gebracht. Engl.: To bring one's hogs to a fair market. (Bohn II, 166.) *237 Lât de Schwien sik schamen, de hebbt länger Schnuten. (Ostfries.) – Hauskalender, IV. *238 Man hat ihm ein fettes Schwein entjagt. Grossen Vortheil entzogen. *239 Seine Schweine mit Rosinen füttern. Die Russen: Seine Schweine mit Feigen füttern. (Altmann VI, 517.) *240 'T geit hüm as de Swîne, de dôn erst gôd, wann se dôd sünt. – Bueren, 1091. Die Engländer schildern den Geizigen durch folgende Redensarten: He'll dress an egg and give the offal to the poor. – He'll flay a flint. – He'll not lose the droppings of his nose. – He 's like a swine, never good until he come to the knife. – His money comes from him like drops of blood. – His purse is made of toad's skin. (Bohn II, 64.) *241 Wann (wo) haben wir zusammen die Schweine gehütet? – Schuppius, Schr., I, 787; Simrock, 9391; Lohrengel, II, 391. Zu jemand, der sich Familienannäherungen und Vertraulichkeiten erlaubt. Frz.: Il semble que nous ayions gardé les cochons ensemble. (Kritzinger, 149.) – Je n'ai pas gardé les cochons avec vous. Holl.: Hebben wij zamen de zwijnen gehoed? (Harrebomée, II, 517a.) – Niet zoo familiair voor zoo weinig kennis. (Harrebomée, I, 190.) *242 Well hett mit di de Swine hott? – Eichwald, 1885. Wenn einer von jemand unbefugt geduzt oder vertraulich angeredet und behandelt wird. Um Zudringlichkeit wie eine unberechtigte und widerwärtige Intimität zurückzuweisen, haben die englischen Neger in Surinam das Sprichwort: Der Indianer nennt den Europäer Freund, weil er's nicht besser versteht. (Wullschlägel.) *243 Wenn es auch Schweine regnete, er würde keine Borste bekommen. Es ist für ihn nichts dabei, er hat kein Glück. Holl.: Al regeude het varkens, gij zoudt niet éénen borstel kunnen krijgen. (Harrebomée, II, 358a.) *244 Wen wi de swîne badet, schöle ji dat water dragen. – Lübben. *245 Wer ein Schwein schlachtet, kann leicht Würste machen. Span.: A quien no mata puerco, no le dan morcilla. (Bohn I, 202.) *246 Wie ein Schwein schlafen gehen müssen. Ohne einen Kuss. *247 Wie ein Schwein zum Troge über etwas hinlaufen. *248 Wilde Schweine in die Quelle (in den Brunnen) und den Südwind in die Blumen schicken. Wer das wünscht und thut, was Nachtheil, Verderben bringen muss. Das Schwein verunreinigt die Quelle und der Südwind ist der gefährlichste Feind der Blumen (Italiens). *249 Zum Schweine füttern. (Steiermark.) Dass man die Schweine damit füttern kann, so viel ist davon vorhanden. Um Ueberfluss zu bezeichnen. *250 Zwischen Schwein und Ferkel sitzen. Holl.: Hij is tusschen zwijn en bigge in. (Harrebomée, II, 517a.) Schweinchen. 1 Wenn wir das Schweinchen baden, so sollst du die Seife tragen; und wenn der Pfaffe das Hündchen hängt, so sollst du das Leiterchen tragen. – Meisner, 54. Als Antwort, wenn Kinder oder Dienstpersonen fragten, ob sie an einem Besuche, Feste u. s. w. theilnehmen dürften. 2 Schweinchen streckt's Füsschen heraus. Um zu zeigen, dass es gespaltene Klauen habe und zu den reinen Thieren gehöre, allein es ist nicht wiederkauend, was es, um, nach jüdischen Speisegesetzen erlaubt zu sein, sein müsste. Jüdisch-deutsch: Chasserche (vom hebräischen chasir mit deutscher Endung) streckt's Füssche' raus. (Tendlau, 331.) *3 Das Schweinchen schlachtet sich. (Köthen.) Nämlich gut, um zu sagen: Die Sache geht erwünscht, das kleine Unternehmen wirft Gewinn ab. Schweinebraten. 1 Es gibt nicht alle Tage Schweinebraten. Schwed.: Hvar dag är icke bakedag. (Grubb, 346.) 2 Schweinebraten und Schwieger sind kalt gut. 3 Schweinebraten und Schwiegerältern hat man am liebsten kalt. 4 Wenn der Schweinebraten verzehrt ist, muss man kein Rindfleisch erwarten. *5 'S is kê Schwein-Broaten am Himmelfahrts- Tage, doss ma's richen kan. – Gomolcke, 990; Robinson, 414. *6 Wenn 't 'ne Schwînbrade wäre. – Dähnert, 479a. Sagt man, wenn jemand glaubt, man habe etwas wissen müssen, anstatt: ich habe es nicht riechen können wie einen Schweinebraten. Schweinedreck. 1 Aus Schweinsdreck kann man kein Posthorn und aus einem Fuchsschwanze keine Trompete machen. Holl.: Men kan geen' jagthoorn maken van een' zwijnsdrek, noch van een'vossenstaart eene trompet. (Harrebomée, II, 517a.) 2 Schweinedreck – Honig, sagt die Krähe bei Wintertag. (Sauerland.) *3 Pud, pui, Schwînsdreck. (Dubeningken.) – Frischbier2, 3448. Eine mit Ausspucken begleitete Redensart bei herannahendem Wirbelwinde. Nach dem Volksglauben fährt nämlich der Teufel darin und bringt allerlei Krankheiten mit. Durch obigen Zuruf verekelt er sich an dem Ausrufenden und lässt ihn unbelästigt. Vor Schweinedreck soll der Teufel überhaupt Furcht haben. Der Glaube ist noch sehr verbreitet, dass Nervenfieberkranke vom Teufel besessen seien. Man empfiehlt daher Schweinekoth ins Krankenbett zu legen, wodurch der Teufel vertrieben werde. Schweinedreistigkeit. * Dat öss Schwindriestigkeit. – Frischbier2, 3446. Schweinefleisch. 1 Der muss sehr gern Schweinefleisch essen, der sich das Brot mit Borsten streicht. – Altmann VI, 399.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

zeno.org – Contumax GmbH & Co. KG: Bereitstellung der Texttranskription. (2020-09-18T08:39:19Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Andreas Nolda: Bearbeitung der digitalen Edition. (2020-09-18T08:39:19Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: nicht übernommen; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): gekennzeichnet; Hervorhebungen I/J in Fraktur: keine Angabe; i/j in Fraktur: keine Angabe; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): keine Angabe; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein

Verzeichnisse im Vorspann wurden nicht transkribiert. Errata aus den Berichtigungen im Nachspann wurden stillschweigend integriert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon04_1876
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon04_1876/235
Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876, S. [229]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon04_1876/235>, abgerufen am 18.04.2024.