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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876.

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Saulappen.

* Du Saulappen.

Scheltworte für eine schmuzige (auch im uneigentlichen Sinne unsaubere) Person. Bei den Römern wurde Mist (stercus) als anrüchiges Schimpfwort gebraucht. Dass es sogar von der Rednerbühne fallen konnte, ersieht man aus Cicero's Worten in seinem Buch Ueber den Redner, wo es heisst: "Ich tadle es, dass Glaucia >der Mist der Curie< genannt wird; obwol die Aehnlichkeit vorhanden ist, erweckt dieselbe doch eine hässliche Gedankenverbindung." Dasselbe galt von dem ebenfalls als Schimpfwort gebrauchten Ausdruck sterquilinium (Mistgrube). In der Casina des Plautus heisst es sogar: "Du aus der Mistgrube Herausgegrabener." Das erzürnte Volk gebrauchte auch wol illivies (Spülwasser) und den Koth (lutum) selbst. (Römische Schimpfwörter, in Ausland, 1871, Nr. 8.)


Säule.

1 Drei Säulen tragen mehr als eine. - Altmann VI, 498.

2 Man kann lange auf einer Säule stehen, ehe man fromm wird.

3 Vier Seulen halten auff das Scheisshaus. - Gruter, III, 85; Lehmann, II, 798, 57.

4 Wenn Eine Säule bricht (sinkt), fällt der ganze Bau.

Die Russen: ... so sinkt der ganze Tempel. (Altmann VI, 476.)

*5 Bis an die Säulen des Hercules. (Altgriech.)

Zur Bezeichnung einer äussersten Grenze, weil die Alten glaubten, dass jenseits Chades (Cadix) kein Fortkommen mehr sei.

*6 Säulen nach Athen tragen.

"Es hiesse, um das grosse Wort des an >geflügelten< so reichen Director Cerf vom Victoriatheater zu citiren, Säulen nach Athen tragen." (Berliner Briefe in der Schles. Zeitung, 1871, Nr. 571.)

*7 Zu den vier Säulen tanzen gehen.

Scherzhaft um zu sagen, sich ins Bett begeben, wo eben nicht getanzt wird. Die vier Säulen des Bettes gegenüber der einen in den ländlichen Tanzstuben.


Sauleder.

* Et äs e Sealeder. (Siebenbürg.-sächs.) - Frommann, V, 35, 67.


Säulein.

*1 Er hät's brezeis wie 's Wilhelmi Söuli, es ist chintli worde, wo's em Kafisatz g'ge hend. - Sutermeister, 42.

*2 Er het si mit dem Säuli g'wäsche. - Sutermeister, 58.

Von einem unsauber aussehenden Menschen.


Saulus.

* Er ist aus einem Saulus ein Paulus worden.

Lat.: De toga ad pallium transire. (Faselius, 60.)


Saum.

1 Man kann vom Saum wol aufs Webe schliessen.

Lat.: E fimbria de texto judico. (Tappius, 85b; Erasmus, 155.)

2 Man kent am saum wol, was für ein tuch. (S. Ende 4 u. 13.) - Franck, II, 72a.


Saumagen.

*1 Ein rechter Saumagen (auch Dreckhammel) sein. (Ostpreuss.)

"Wo ist der Saumagen?" (Köhler, 141, 6.)

*2 Et äs e Seamogen. (Siebenbürg.-sächs.) - Frommann, V, 35, 67.


Saumarkt.

*1 A setti (eine solche) eit nu zu hob'n, wenn d'r Säumark' verloffen it. (Franken.) - Frommann, VI, 323, 330.

*2 Der kommt alle Saumark her. (Rott-Thal.)

*3 Er ist auf dem helmershauser Säumarkt geboren. (Meiningen.)

Von einem unehelichen Kinde. Helmershausen ist ein Marktflecken zwischen Meiningen und der Rhön.

*4 Es ist ein Saumarkt.

Lat.: Suillus coetus. (Binder II, 3234; Germberg, XIII, 242.)


Saumehl.

* Man wird euch von Saumehl kochen.


Säumen.

1 Ohne Säumen fliegt die Zeit immer nach der Ewigkeit. - Hertz, 58.

Uhreninschrift in der Schweiz.

2 Säumen thut kein gut.

Lat.: Dispendiosa est cunctatio. (Columella.) (Philippi, I, 122.)


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Saumross.

Ein Saumross macht seine gewohnheit gross. - Henisch, 1608, 50.


Saumsal.

Kein Saumsal zum ersten und zweiten mal. - Graf, 442, 350.

Wer versäumte der ersten und zweiten gerichtlichen Ladung Folge zu leisten, dem erwuchs, daraus noch kein Rechtsnachtheil. (S. Dreimal 6, Gerichtstag 2 und Klage 3.) "Kein sumniss zu dem ersten oder dem andern male." (Bodmann, 667.)


Saunickel.

1 Saunickel1 heilt das Fleisch im Topfe zusammen. (Schles.)

1) Herba saniculae L. - Die Pflanze wächst auf dem Riesengebirge. Die ländlichen Gebirgsbewohner schreiben ihr ausserordentliche Heilkräfte zu.

*2 Du Saunickel.

In der Schweiz von einem schmuzigen, geringen Menschen. (Gotthelf, Knecht, 82.) (S. Nickel.)


Saunickeln.

* Sie saunickeln.

In Baiern von einem Kartenspiel, bei dem der Verlierende Saunickel heisst.


Saupech.

* Das ist Saupech. (Tübingen.)

Grosses Misgeschick.


Säure.

1 Säure ist eine Tugend beim Essig, aber nicht beim Wein. - Altmann VI, 509.

2 Säure zehrt, Süsse nährt.

Daher baut man z. B. keine sauern oder salzhaltigen Futterkräuter an, sondern nur nährende.

Böhm.: Kyselym se nesoli, sladkym se sladi. (Celakovsky, 238.)


Saus.

1 In Saus und Braus leben kann nur Herzeleid geben.

2 Saus und Braus hilft manchem vom Haus. - Schweiz, I, 144, 77; Eiselein, 541.

3 Wer in Saus und Braus lebt, kommt bald auf die Hefen und muss Gänsewein trinken.

*4 Ein sneller Saus und ungefüeger Braus. - Eiselein, 541.

*5 Im Sause leben.

*6 In Saus und Braus leben. (S. Leben 441.) - Braun, I, 3747; Eiselein, 541.

Lat.: Canopica luxuria. (Seybold, 66.)


Säusackvoll (s. Sauvoll).

*Er ist säusackvoll. - Sutermeister, 65.

In einem hohen Grade betrunken. Von einem solchen sagt man in der Schweiz, wie a. a. O., zu sehen ist, auch: Er ist ein Vollzapf. Er ist blitzhagelvoll, blitzsternvoll, hundpudelvoll, kanonenvoll, kragebabivoll, katzvoll, sternblindhagelvoll, voll wie e Balle.


Sauschneiderstich.

* Er macht Säuschneidersstiche. (Meiningen.)

Grosse, weite Stiche beim Nähen.


Sauschnute.

* In eine Sauschnute einen goldenen Ring legen.

Holl.: Dat is als een gouden ring in een' varkensnuit. (Harrebomee, II, 358b.)


Sauschwanz.

1 Aus einem Sauschwanz lässt sich nicht Pfeil und Bogen machen. (Jüd.-deutsch.)

Eine niedrige Natur lässt sich schwer veredeln.

Span.: De rabo de puerco nunca buen virote. (Bohn I, 212.)

*2 Du Sauschwanz.

Ein bairisches Schimpfwort. (S. Hund 1521 und Katzenschwanz.)

*3 Es ist ein Sewschwanz.

"Ein Säwschwanz nennen die Bawren eine Windsbraut, welche Staub, Sand, Menschen vnd Vieh in einem Hug herumb drähet." (Dietrich, I, 552.)


Sauschweif.

Der Sauschweif macht den Kuhschweif theuer. (Rott-Thal.)

Der Preis der Schweine treibt auch den der Kühe in die Höhe.


Sausen.

*1 Das Sausen in die Ohren bekommen. - Parömiakon, 989.

"Tertullianus war einer solchen Wissenschaft, dass ihn der heilige Hieronymus über alle gepriesen, und gleichwol dieser Tertullianus hat das Sausen in die Ohren bekommen." (Abraham a Sancta Clara, II, 78.) - Eitel, stolz, hoffärtig werden.

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Saulappen.

* Du Saulappen.

Scheltworte für eine schmuzige (auch im uneigentlichen Sinne unsaubere) Person. Bei den Römern wurde Mist (stercus) als anrüchiges Schimpfwort gebraucht. Dass es sogar von der Rednerbühne fallen konnte, ersieht man aus Cicero's Worten in seinem Buch Ueber den Redner, wo es heisst: „Ich tadle es, dass Glaucia ›der Mist der Curie‹ genannt wird; obwol die Aehnlichkeit vorhanden ist, erweckt dieselbe doch eine hässliche Gedankenverbindung.“ Dasselbe galt von dem ebenfalls als Schimpfwort gebrauchten Ausdruck sterquilinium (Mistgrube). In der Casina des Plautus heisst es sogar: „Du aus der Mistgrube Herausgegrabener.“ Das erzürnte Volk gebrauchte auch wol illivies (Spülwasser) und den Koth (lutum) selbst. (Römische Schimpfwörter, in Ausland, 1871, Nr. 8.)


Säule.

1 Drei Säulen tragen mehr als eine.Altmann VI, 498.

2 Man kann lange auf einer Säule stehen, ehe man fromm wird.

3 Vier Seulen halten auff das Scheisshaus.Gruter, III, 85; Lehmann, II, 798, 57.

4 Wenn Eine Säule bricht (sinkt), fällt der ganze Bau.

Die Russen: ... so sinkt der ganze Tempel. (Altmann VI, 476.)

*5 Bis an die Säulen des Hercules. (Altgriech.)

Zur Bezeichnung einer äussersten Grenze, weil die Alten glaubten, dass jenseits Chades (Cadix) kein Fortkommen mehr sei.

*6 Säulen nach Athen tragen.

„Es hiesse, um das grosse Wort des an ›geflügelten‹ so reichen Director Cerf vom Victoriatheater zu citiren, Säulen nach Athen tragen.“ (Berliner Briefe in der Schles. Zeitung, 1871, Nr. 571.)

*7 Zu den vier Säulen tanzen gehen.

Scherzhaft um zu sagen, sich ins Bett begeben, wo eben nicht getanzt wird. Die vier Säulen des Bettes gegenüber der einen in den ländlichen Tanzstuben.


Sauleder.

* Et äs e Sealeder. (Siebenbürg.-sächs.) – Frommann, V, 35, 67.


Säulein.

*1 Er hät's brezîs wie 's Wilhelmi Söuli, es ist chintli worde, wo's em Kafisatz g'gê hend.Sutermeister, 42.

*2 Er het si mit dem Säuli g'wäsche.Sutermeister, 58.

Von einem unsauber aussehenden Menschen.


Saulus.

* Er ist aus einem Saulus ein Paulus worden.

Lat.: De toga ad pallium transire. (Faselius, 60.)


Saum.

1 Man kann vom Saum wol aufs Webe schliessen.

Lat.: E fimbria de texto judico. (Tappius, 85b; Erasmus, 155.)

2 Man kent am saum wol, was für ein tuch. (S. Ende 4 u. 13.) – Franck, II, 72a.


Saumagen.

*1 Ein rechter Saumagen (auch Dreckhammel) sein. (Ostpreuss.)

„Wo ist der Saumagen?“ (Köhler, 141, 6.)

*2 Et äs e Seamogen. (Siebenbürg.-sächs.) – Frommann, V, 35, 67.


Saumarkt.

*1 A setti (eine solche) ît nu zu hôb'n, wenn d'r Säumark' verloffen it. (Franken.) – Frommann, VI, 323, 330.

*2 Der kommt alle Saumark her. (Rott-Thal.)

*3 Er ist auf dem helmershauser Säumarkt geboren. (Meiningen.)

Von einem unehelichen Kinde. Helmershausen ist ein Marktflecken zwischen Meiningen und der Rhön.

*4 Es ist ein Saumarkt.

Lat.: Suillus coetus. (Binder II, 3234; Germberg, XIII, 242.)


Saumehl.

* Man wird euch von Saumehl kochen.


Säumen.

1 Ohne Säumen fliegt die Zeit immer nach der Ewigkeit.Hertz, 58.

Uhreninschrift in der Schweiz.

2 Säumen thut kein gut.

Lat.: Dispendiosa est cunctatio. (Columella.) (Philippi, I, 122.)


[Spaltenumbruch]
Saumross.

Ein Saumross macht seine gewohnheit gross.Henisch, 1608, 50.


Saumsal.

Kein Saumsal zum ersten und zweiten mal.Graf, 442, 350.

Wer versäumte der ersten und zweiten gerichtlichen Ladung Folge zu leisten, dem erwuchs, daraus noch kein Rechtsnachtheil. (S. Dreimal 6, Gerichtstag 2 und Klage 3.) „Kein sumniss zu dem ersten oder dem andern male.“ (Bodmann, 667.)


Saunickel.

1 Saunickel1 heilt das Fleisch im Topfe zusammen. (Schles.)

1) Herba saniculae L. – Die Pflanze wächst auf dem Riesengebirge. Die ländlichen Gebirgsbewohner schreiben ihr ausserordentliche Heilkräfte zu.

*2 Du Saunickel.

In der Schweiz von einem schmuzigen, geringen Menschen. (Gotthelf, Knecht, 82.) (S. Nickel.)


Saunickeln.

* Sie saunickeln.

In Baiern von einem Kartenspiel, bei dem der Verlierende Saunickel heisst.


Saupech.

* Das ist Saupech. (Tübingen.)

Grosses Misgeschick.


Säure.

1 Säure ist eine Tugend beim Essig, aber nicht beim Wein.Altmann VI, 509.

2 Säure zehrt, Süsse nährt.

Daher baut man z. B. keine sauern oder salzhaltigen Futterkräuter an, sondern nur nährende.

Böhm.: Kyselým se nesolí, sladkým se sladí. (Čelakovsky, 238.)


Saus.

1 In Saus und Braus leben kann nur Herzeleid geben.

2 Saus und Braus hilft manchem vom Haus.Schweiz, I, 144, 77; Eiselein, 541.

3 Wer in Saus und Braus lebt, kommt bald auf die Hefen und muss Gänsewein trinken.

*4 Ein sneller Saus und ungefüeger Braus.Eiselein, 541.

*5 Im Sause leben.

*6 In Saus und Braus leben. (S. Leben 441.) – Braun, I, 3747; Eiselein, 541.

Lat.: Canopica luxuria. (Seybold, 66.)


Säusackvoll (s. Sauvoll).

*Er ist säusackvoll.Sutermeister, 65.

In einem hohen Grade betrunken. Von einem solchen sagt man in der Schweiz, wie a. a. O., zu sehen ist, auch: Er ist ein Vollzapf. Er ist blitzhagelvoll, blitzsternvoll, hundpudelvoll, kanonenvoll, kragebabivoll, katzvoll, sternblindhagelvoll, voll wie e Balle.


Sauschneiderstich.

* Er macht Säuschneidersstiche. (Meiningen.)

Grosse, weite Stiche beim Nähen.


Sauschnute.

* In eine Sauschnute einen goldenen Ring legen.

Holl.: Dat is als een gouden ring in een' varkensnuit. (Harrebomée, II, 358b.)


Sauschwanz.

1 Aus einem Sauschwanz lässt sich nicht Pfeil und Bogen machen. (Jüd.-deutsch.)

Eine niedrige Natur lässt sich schwer veredeln.

Span.: De rabo de puerco nunca buen virote. (Bohn I, 212.)

*2 Du Sauschwanz.

Ein bairisches Schimpfwort. (S. Hund 1521 und Katzenschwanz.)

*3 Es ist ein Sewschwanz.

„Ein Säwschwanz nennen die Bawren eine Windsbraut, welche Staub, Sand, Menschen vnd Vieh in einem Hug herumb drähet.“ (Dietrich, I, 552.)


Sauschweif.

Der Sauschweif macht den Kuhschweif theuer. (Rott-Thal.)

Der Preis der Schweine treibt auch den der Kühe in die Höhe.


Sausen.

*1 Das Sausen in die Ohren bekommen.Parömiakon, 989.

„Tertullianus war einer solchen Wissenschaft, dass ihn der heilige Hieronymus über alle gepriesen, und gleichwol dieser Tertullianus hat das Sausen in die Ohren bekommen.“ (Abraham a Sancta Clara, II, 78.) – Eitel, stolz, hoffärtig werden.

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[[18]/0024] Saulappen. * Du Saulappen. Scheltworte für eine schmuzige (auch im uneigentlichen Sinne unsaubere) Person. Bei den Römern wurde Mist (stercus) als anrüchiges Schimpfwort gebraucht. Dass es sogar von der Rednerbühne fallen konnte, ersieht man aus Cicero's Worten in seinem Buch Ueber den Redner, wo es heisst: „Ich tadle es, dass Glaucia ›der Mist der Curie‹ genannt wird; obwol die Aehnlichkeit vorhanden ist, erweckt dieselbe doch eine hässliche Gedankenverbindung.“ Dasselbe galt von dem ebenfalls als Schimpfwort gebrauchten Ausdruck sterquilinium (Mistgrube). In der Casina des Plautus heisst es sogar: „Du aus der Mistgrube Herausgegrabener.“ Das erzürnte Volk gebrauchte auch wol illivies (Spülwasser) und den Koth (lutum) selbst. (Römische Schimpfwörter, in Ausland, 1871, Nr. 8.) Säule. 1 Drei Säulen tragen mehr als eine. – Altmann VI, 498. 2 Man kann lange auf einer Säule stehen, ehe man fromm wird. 3 Vier Seulen halten auff das Scheisshaus. – Gruter, III, 85; Lehmann, II, 798, 57. 4 Wenn Eine Säule bricht (sinkt), fällt der ganze Bau. Die Russen: ... so sinkt der ganze Tempel. (Altmann VI, 476.) *5 Bis an die Säulen des Hercules. (Altgriech.) Zur Bezeichnung einer äussersten Grenze, weil die Alten glaubten, dass jenseits Chades (Cadix) kein Fortkommen mehr sei. *6 Säulen nach Athen tragen. „Es hiesse, um das grosse Wort des an ›geflügelten‹ so reichen Director Cerf vom Victoriatheater zu citiren, Säulen nach Athen tragen.“ (Berliner Briefe in der Schles. Zeitung, 1871, Nr. 571.) *7 Zu den vier Säulen tanzen gehen. Scherzhaft um zu sagen, sich ins Bett begeben, wo eben nicht getanzt wird. Die vier Säulen des Bettes gegenüber der einen in den ländlichen Tanzstuben. Sauleder. * Et äs e Sealeder. (Siebenbürg.-sächs.) – Frommann, V, 35, 67. Säulein. *1 Er hät's brezîs wie 's Wilhelmi Söuli, es ist chintli worde, wo's em Kafisatz g'gê hend. – Sutermeister, 42. *2 Er het si mit dem Säuli g'wäsche. – Sutermeister, 58. Von einem unsauber aussehenden Menschen. Saulus. * Er ist aus einem Saulus ein Paulus worden. Lat.: De toga ad pallium transire. (Faselius, 60.) Saum. 1 Man kann vom Saum wol aufs Webe schliessen. Lat.: E fimbria de texto judico. (Tappius, 85b; Erasmus, 155.) 2 Man kent am saum wol, was für ein tuch. (S. Ende 4 u. 13.) – Franck, II, 72a. Saumagen. *1 Ein rechter Saumagen (auch Dreckhammel) sein. (Ostpreuss.) „Wo ist der Saumagen?“ (Köhler, 141, 6.) *2 Et äs e Seamogen. (Siebenbürg.-sächs.) – Frommann, V, 35, 67. Saumarkt. *1 A setti (eine solche) ît nu zu hôb'n, wenn d'r Säumark' verloffen it. (Franken.) – Frommann, VI, 323, 330. *2 Der kommt alle Saumark her. (Rott-Thal.) *3 Er ist auf dem helmershauser Säumarkt geboren. (Meiningen.) Von einem unehelichen Kinde. Helmershausen ist ein Marktflecken zwischen Meiningen und der Rhön. *4 Es ist ein Saumarkt. Lat.: Suillus coetus. (Binder II, 3234; Germberg, XIII, 242.) Saumehl. * Man wird euch von Saumehl kochen. Säumen. 1 Ohne Säumen fliegt die Zeit immer nach der Ewigkeit. – Hertz, 58. Uhreninschrift in der Schweiz. 2 Säumen thut kein gut. Lat.: Dispendiosa est cunctatio. (Columella.) (Philippi, I, 122.) Saumross. Ein Saumross macht seine gewohnheit gross. – Henisch, 1608, 50. Saumsal. Kein Saumsal zum ersten und zweiten mal. – Graf, 442, 350. Wer versäumte der ersten und zweiten gerichtlichen Ladung Folge zu leisten, dem erwuchs, daraus noch kein Rechtsnachtheil. (S. Dreimal 6, Gerichtstag 2 und Klage 3.) „Kein sumniss zu dem ersten oder dem andern male.“ (Bodmann, 667.) Saunickel. 1 Saunickel1 heilt das Fleisch im Topfe zusammen. (Schles.) 1) Herba saniculae L. – Die Pflanze wächst auf dem Riesengebirge. Die ländlichen Gebirgsbewohner schreiben ihr ausserordentliche Heilkräfte zu. *2 Du Saunickel. In der Schweiz von einem schmuzigen, geringen Menschen. (Gotthelf, Knecht, 82.) (S. Nickel.) Saunickeln. * Sie saunickeln. In Baiern von einem Kartenspiel, bei dem der Verlierende Saunickel heisst. Saupech. * Das ist Saupech. (Tübingen.) Grosses Misgeschick. Säure. 1 Säure ist eine Tugend beim Essig, aber nicht beim Wein. – Altmann VI, 509. 2 Säure zehrt, Süsse nährt. Daher baut man z. B. keine sauern oder salzhaltigen Futterkräuter an, sondern nur nährende. Böhm.: Kyselým se nesolí, sladkým se sladí. (Čelakovsky, 238.) Saus. 1 In Saus und Braus leben kann nur Herzeleid geben. 2 Saus und Braus hilft manchem vom Haus. – Schweiz, I, 144, 77; Eiselein, 541. 3 Wer in Saus und Braus lebt, kommt bald auf die Hefen und muss Gänsewein trinken. *4 Ein sneller Saus und ungefüeger Braus. – Eiselein, 541. *5 Im Sause leben. *6 In Saus und Braus leben. (S. Leben 441.) – Braun, I, 3747; Eiselein, 541. Lat.: Canopica luxuria. (Seybold, 66.) Säusackvoll (s. Sauvoll). *Er ist säusackvoll. – Sutermeister, 65. In einem hohen Grade betrunken. Von einem solchen sagt man in der Schweiz, wie a. a. O., zu sehen ist, auch: Er ist ein Vollzapf. Er ist blitzhagelvoll, blitzsternvoll, hundpudelvoll, kanonenvoll, kragebabivoll, katzvoll, sternblindhagelvoll, voll wie e Balle. Sauschneiderstich. * Er macht Säuschneidersstiche. (Meiningen.) Grosse, weite Stiche beim Nähen. Sauschnute. * In eine Sauschnute einen goldenen Ring legen. Holl.: Dat is als een gouden ring in een' varkensnuit. (Harrebomée, II, 358b.) Sauschwanz. 1 Aus einem Sauschwanz lässt sich nicht Pfeil und Bogen machen. (Jüd.-deutsch.) Eine niedrige Natur lässt sich schwer veredeln. Span.: De rabo de puerco nunca buen virote. (Bohn I, 212.) *2 Du Sauschwanz. Ein bairisches Schimpfwort. (S. Hund 1521 und Katzenschwanz.) *3 Es ist ein Sewschwanz. „Ein Säwschwanz nennen die Bawren eine Windsbraut, welche Staub, Sand, Menschen vnd Vieh in einem Hug herumb drähet.“ (Dietrich, I, 552.) Sauschweif. Der Sauschweif macht den Kuhschweif theuer. (Rott-Thal.) Der Preis der Schweine treibt auch den der Kühe in die Höhe. Sausen. *1 Das Sausen in die Ohren bekommen. – Parömiakon, 989. „Tertullianus war einer solchen Wissenschaft, dass ihn der heilige Hieronymus über alle gepriesen, und gleichwol dieser Tertullianus hat das Sausen in die Ohren bekommen.“ (Abraham a Sancta Clara, II, 78.) – Eitel, stolz, hoffärtig werden.

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876, S. [18]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon04_1876/24>, abgerufen am 24.04.2024.