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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876.

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[Spaltenumbruch] gelt heischen, weder er an dem schreiben verdienet hot. Es sein etlich, die nemmen offt so unbillig vil von einem geringen zedel zu schreiben, das er mit dem gelt wol solchen brieff drey verdecken möcht. Diese sündigen höchlich .... vnd werden sie gewisslich jr Seel inn dem Dintenfass ertrencken." (Geiler in Kloster, I, 662.)

*109 Sie achten nicht der Seele, sondern des Säckels. - Simrock, 9444.

*110 Sie hend e Seel us em Fägfür errettet. - Sutermeister, 33.

Wenn zwei gleichzeitig dasselbe sagen.

*111 Sie jagen einander die Seele auf dem Pflaster aus.

Prügeln, mishandeln einander. "Herauss, bist Manns werth, da wöllen wir einander die Seel auff dem Pflaster vmbjagen." (Fischart, Gesch., in Kloster, VIII, 164.)

*112 Sine Seele to'm Düvel swere. - Dähnert, 419b.

Einen falschen Eid schwören.

*113 Wat ick bi de Seele hebb. - Dähnert, 419b.

Das Letzte und Beste, was ich noch aufgehoben habe.

*114 Zwei Seelen und ein Gedanke.

Sprichwörtlich aus Halm's Sohn der Wildniss, um völlige Uebereinstimmung in den Anschauungen auszudrücken. Die Gegensätze in einer Brust legt Goethe dem Faust mit den Worten in den Mund: "Zwei Seelen wohnen, ach, in meiner Brust." (Büchmann, 47.)


Seelen.

* Es seelete sich etwan, hätt' es sich geliebt. - Geiler.


Seelenadel.

Seelenadel ist mehr als Geldadel.

Holl.: De adel der ziel is meer waardig dan alle adel des geslachts. (Harrebomee, II, 500b.)


Seelenfänger.

* Es ist ein Seelenfänger.

Ein Mann, der sich die Bekehrung Andersgläubiger zur Aufgabe gemacht hat. Jüdisch- deutsch in Warschau: Dus is a Nesehume- Chapper. (Vgl. darüber Kompert, Die Seelenfängerin.)


Seelenmannsch.

* Es sind Seelenmannscher. - Dähnert, 420a.

So wurden in Pommern ehemals in "päpstlicher Zeit" die alten Weiber genannt, welche mit Rufen auf der Gasse zu den Seelenmessen einluden.


Seelenmensch.

* Hier is ken Seelenminsch. - Dähnert, 419b.

Es ist niemand, keine menschliche Seele hier.


Seelenmesse.

1 Die Seelenmessen vnd Vigilien sind die Haken, mit denen man die Verstorbenen aus dem Fegfewr gleich als aus einem Kessel holt. - Zinkgref, IV, 73.

2 Kupfern Seelenmess, kupfern Geld.

"Die regel het mir nie gefelt, küpffern seelmess, küpffern geld." (Murner, Vom gr. luth. Narren, in Kloster, X, 74.)

3 Traut nicht auf Seelenmessen, die man den Verstorb'nen hält; Todte werden bald vergessen, und der Baum liegt, wie er fällt.

Ist aus dem protestantischen Wertheimer Gesangbuch (1757, Nr. 725) in den Volksmund übergegangen oder umgekehrt aus dem Sprichwort: Wie der Baum fällt, so liegt er, in ein Kirchenlied.

4 Wenn die Seelenmesse gelesen ist, vergisst man den Todten.

Holl.: Als de zielmis gelezen is, vergeet men den doode. (Harrebomee, II, 500b.)


Seelensack.

* He hett wat op sinen Seelensack (Körper) kregen.


Seelenverkäufer.

* Es ist ein Seelenverkäufer.

Man versteht bei uns Leute darunter, die auf irgendeine verhüllte Art Menschenhandel treiben, z. B. für nichtvaterländische Heere Krieger anwerben, gegen Bezahlung zur Auswanderung nach Gegenden und in Länder verlocken, wo die Betreffenden ihre Lage nicht verbessern, sondern irgendeinem speculativen Zweck zum Opfer werden; oder erwachsene Mädchen unter allerhand Vorspiegelungen für unsittliche Häuser gewinnen. Einzelne holländische Schriftsteller, z. B. Bilderdijk, verstehen unter Seelenverkäufern Matrosen oder Hängematten: En man heeft beide benamingen matroos en ziel op de manschap toegepast. Waarvan ook de naam van ziel verkoopers. - Het is een zielverkooper. (Harrebomee, II, 371 u. 501a.)


Seelenwohl.

Seelenwohl geht über alles.

Böhm.: Duse nejdrazsi zbozi. (Celakovsky, 16.)


[Spaltenumbruch]
Seelenwunde.

Seelenwunden heilen schwer.

Böhm.: Neni na svete te strany, kde bys zlecil duse rany. (Celakovsky, 287.)

Poln.: Miejse rozmajite od miany niculecza dusznej rany. (Celakovsky, 287.)


Seelgeräth.

Wiltu ein gewiss seelgereth machen, so schick dein gut werck vorhin zu Got, ee du sterbest. - Wachter.


Seelken (s. Seil).

*1 Enem dat Selken äwer de Oren ten. - Dähnert, 419a.

Einen durch List und Schmeichelei zu irgendetwas bestimmen oder veranlassen.

*2 He het sich dat Selken oever de AUren smeiten laten. - Latendorf II, 228.


Seeleute.

Seeleute sind gleich reich.

Holl.: De zeelui zijn even rijk. (Harrebomee, II, 495b.)


Seelöwe.

* Es sind Seelöwen.

Den Namen Seelöwen erhielten in dem denkwürdigen Landtage von 1831 in der zweiten badischen Kammer die Abgeordneten aus dem Seekreise. (Vgl. Gartenlaube, 1872, Nr. 8, S. 122.)


Seelsorger.

1 Seelensorger - Seelenworger. - Pistor., VII, 40; Simrock, 9443.

Von den Geistlichen, welche keine guten Hirten sind, vielmehr ihre Heerde verderben, weil sie nicht nur nachlässig und träge in der Beobachtung ihrer Amtspflichten sind, sondern sogar verkehrte Lehre vortragen oder mit einem übeln Beispiele vorgehen.

2 Seelsorger, Geldsorger. - Körte, 5516; Simrock, 9442.

Dem es mehr um die Wolle als ums Wohl der Schafe zu thun ist. Manche Stellen sind indess so dürftig ausgestattet, dass auch der gewissenhafteste Seelsorger ein Geldsorger sein muss, weil er doch schon um der Seelsorge willen essen muss. Der eigene Magen ist im Fordern stets kecker als eine fremde Seele, die Schopenhauer überdies ein "Unding und eine Fiction der Spiritualisten" nennt. (Vgl. Frauenstädt, S. 688.)


Seelwecken.

* Sie gehen seelwecken. (Oberösterreich.)

Um Allerseelen (2. Nov.) gehen im Innviertel die armen Leute in die Häuser der Wohlhabenden und erhalten als Gabe einen kleinen Wecken. Im Mühlenviertel bäckt man um dieselbe Zeit und zu demselben Zwecke kleine Laibe und nennt sie Allerheiligenlaibe.


Seemann.

1 Auch ein guter Seemann fällt wol einmal über Bord.

Dem Vorsichtigsten kann ein Unglück begegnen.

Holl.: Een goed zeeman valt wel eens over boord. (Harrebomee, II, 495.)

2 Der beste Seemann segelt wol gegen eine Klippe (einen Pfahl).

3 Ein guter Seemann wird wol auch einmal nass.

Der ordentlichste, nüchternste Mann kann wol einmal einen Zug zu viel thun, ohne deshalb ein Trunkenbold zu sein.

4 Ein Seemann trennt sich nicht gern von seinem alten Schiff.

It.: Nave vecchia ricchezza del padrone. (Pazzaglia, 138, 4.)

5 Einen guten Seemann erkennt man im Sturm.

It.: Il buon marinaro si conosce al cattivo tempo.

6 Seemann - kee (kein) Mann.

Klage der Frauen, die einen Seemann zum Gatten haben, dessen Beruf ihn meist vom Hause fern hält.

Holl.: Zeeman, geen man. (Harrebomee, II, 495b.)


Seeräuber.

1 Die Seeräuber kratzen aus ihren Zehn Geboten eins heraus: Du sollst nicht stehlen. - Eiselein, 564.

2 Seeräuber gegen Seeräuber, da nimmt man sich nur die Fässer.


Seeschiff.

1 Ein schlechtes Seeschiff, das auf keinen von beiden Bugen segeln will. (Friesl.)

Von denen, die in keinem Verhältniss etwas taugen.

*2 Es ist ein Seeschiff von einem Weibe.

Närrisches Geschöpf.

*3 Es sind schwere Seeschiffe.

Von Menschen, die unerträglich im Umgange sind und denen selten etwas recht zu machen ist.


Seeschlange.

* Die Seeschlange taucht wieder auf.

Der Umstand, dass von Zeit zu Zeit dies Seeungethüm gesehen worden sein soll, dessen Dasein aber

[Spaltenumbruch] gelt heischen, weder er an dem schreiben verdienet hot. Es sein etlich, die nemmen offt so unbillig vil von einem geringen zedel zu schreiben, das er mit dem gelt wol solchen brieff drey verdecken möcht. Diese sündigen höchlich .... vnd werden sie gewisslich jr Seel inn dem Dintenfass ertrencken.“ (Geiler in Kloster, I, 662.)

*109 Sie achten nicht der Seele, sondern des Säckels.Simrock, 9444.

*110 Sie hend e Seel us em Fägfür errettet.Sutermeister, 33.

Wenn zwei gleichzeitig dasselbe sagen.

*111 Sie jagen einander die Seele auf dem Pflaster aus.

Prügeln, mishandeln einander. „Herauss, bist Manns werth, da wöllen wir einander die Seel auff dem Pflaster vmbjagen.“ (Fischart, Gesch., in Kloster, VIII, 164.)

*112 Sine Seele to'm Düvel swere.Dähnert, 419b.

Einen falschen Eid schwören.

*113 Wat ick bi de Seele hebb.Dähnert, 419b.

Das Letzte und Beste, was ich noch aufgehoben habe.

*114 Zwei Seelen und ein Gedanke.

Sprichwörtlich aus Halm's Sohn der Wildniss, um völlige Uebereinstimmung in den Anschauungen auszudrücken. Die Gegensätze in einer Brust legt Goethe dem Faust mit den Worten in den Mund: „Zwei Seelen wohnen, ach, in meiner Brust.“ (Büchmann, 47.)


Seelen.

* Es seelete sich etwan, hätt' es sich geliebt.Geiler.


Seelenadel.

Seelenadel ist mehr als Geldadel.

Holl.: De adel der ziel is meer waardig dan alle adel des geslachts. (Harrebomée, II, 500b.)


Seelenfänger.

* Es ist ein Seelenfänger.

Ein Mann, der sich die Bekehrung Andersgläubiger zur Aufgabe gemacht hat. Jüdisch- deutsch in Warschau: Dus is a Nesehume- Chapper. (Vgl. darüber Kompert, Die Seelenfängerin.)


Seelenmannsch.

* Es sind Seelenmannscher.Dähnert, 420a.

So wurden in Pommern ehemals in „päpstlicher Zeit“ die alten Weiber genannt, welche mit Rufen auf der Gasse zu den Seelenmessen einluden.


Seelenmensch.

* Hier is kên Seelenminsch.Dähnert, 419b.

Es ist niemand, keine menschliche Seele hier.


Seelenmesse.

1 Die Seelenmessen vnd Vigilien sind die Haken, mit denen man die Verstorbenen aus dem Fegfewr gleich als aus einem Kessel holt.Zinkgref, IV, 73.

2 Kupfern Seelenmess, kupfern Geld.

„Die regel het mir nie gefelt, küpffern seelmess, küpffern geld.“ (Murner, Vom gr. luth. Narren, in Kloster, X, 74.)

3 Traut nicht auf Seelenmessen, die man den Verstorb'nen hält; Todte werden bald vergessen, und der Baum liegt, wie er fällt.

Ist aus dem protestantischen Wertheimer Gesangbuch (1757, Nr. 725) in den Volksmund übergegangen oder umgekehrt aus dem Sprichwort: Wie der Baum fällt, so liegt er, in ein Kirchenlied.

4 Wenn die Seelenmesse gelesen ist, vergisst man den Todten.

Holl.: Als de zielmis gelezen is, vergeet men den doode. (Harrebomée, II, 500b.)


Seelensack.

* He hett wat op sinen Seelensack (Körper) kregen.


Seelenverkäufer.

* Es ist ein Seelenverkäufer.

Man versteht bei uns Leute darunter, die auf irgendeine verhüllte Art Menschenhandel treiben, z. B. für nichtvaterländische Heere Krieger anwerben, gegen Bezahlung zur Auswanderung nach Gegenden und in Länder verlocken, wo die Betreffenden ihre Lage nicht verbessern, sondern irgendeinem speculativen Zweck zum Opfer werden; oder erwachsene Mädchen unter allerhand Vorspiegelungen für unsittliche Häuser gewinnen. Einzelne holländische Schriftsteller, z. B. Bilderdijk, verstehen unter Seelenverkäufern Matrosen oder Hängematten: En man heeft beide benamingen matroos en ziel op de manschap toegepast. Waarvan ook de naam van ziel verkoopers. – Het is een zielverkooper. (Harrebomée, II, 371 u. 501a.)


Seelenwohl.

Seelenwohl geht über alles.

Böhm.: Duše nejdražší zboží. (Čelakovsky, 16.)


[Spaltenumbruch]
Seelenwunde.

Seelenwunden heilen schwer.

Böhm.: Není na svĕtĕ té strany, kde bys zléčil duše rány. (Čelakovsky, 287.)

Poln.: Miejse rozmajíte od miany niculeczą dusznéj rany. (Čelakovsky, 287.)


Seelgeräth.

Wiltu ein gewiss seelgereth machen, so schick dein gut werck vorhin zu Got, ee du sterbest.Wachter.


Seelken (s. Seil).

*1 Enem dat Sêlken äwer de Oren tên.Dähnert, 419a.

Einen durch List und Schmeichelei zu irgendetwas bestimmen oder veranlassen.

*2 He het sich dat Sêlken oever de Ûren smîten laten.Latendorf II, 228.


Seeleute.

Seeleute sind gleich reich.

Holl.: De zeelui zijn even rijk. (Harrebomée, II, 495b.)


Seelöwe.

* Es sind Seelöwen.

Den Namen Seelöwen erhielten in dem denkwürdigen Landtage von 1831 in der zweiten badischen Kammer die Abgeordneten aus dem Seekreise. (Vgl. Gartenlaube, 1872, Nr. 8, S. 122.)


Seelsorger.

1 Seelensorger – Seelenworger.Pistor., VII, 40; Simrock, 9443.

Von den Geistlichen, welche keine guten Hirten sind, vielmehr ihre Heerde verderben, weil sie nicht nur nachlässig und träge in der Beobachtung ihrer Amtspflichten sind, sondern sogar verkehrte Lehre vortragen oder mit einem übeln Beispiele vorgehen.

2 Seelsorger, Geldsorger.Körte, 5516; Simrock, 9442.

Dem es mehr um die Wolle als ums Wohl der Schafe zu thun ist. Manche Stellen sind indess so dürftig ausgestattet, dass auch der gewissenhafteste Seelsorger ein Geldsorger sein muss, weil er doch schon um der Seelsorge willen essen muss. Der eigene Magen ist im Fordern stets kecker als eine fremde Seele, die Schopenhauer überdies ein „Unding und eine Fiction der Spiritualisten“ nennt. (Vgl. Frauenstädt, S. 688.)


Seelwecken.

* Sie gehen seelwecken. (Oberösterreich.)

Um Allerseelen (2. Nov.) gehen im Innviertel die armen Leute in die Häuser der Wohlhabenden und erhalten als Gabe einen kleinen Wecken. Im Mühlenviertel bäckt man um dieselbe Zeit und zu demselben Zwecke kleine Laibe und nennt sie Allerheiligenlaibe.


Seemann.

1 Auch ein guter Seemann fällt wol einmal über Bord.

Dem Vorsichtigsten kann ein Unglück begegnen.

Holl.: Een goed zeeman valt wel eens over boord. (Harrebomée, II, 495.)

2 Der beste Seemann segelt wol gegen eine Klippe (einen Pfahl).

3 Ein guter Seemann wird wol auch einmal nass.

Der ordentlichste, nüchternste Mann kann wol einmal einen Zug zu viel thun, ohne deshalb ein Trunkenbold zu sein.

4 Ein Seemann trennt sich nicht gern von seinem alten Schiff.

It.: Nave vecchia ricchezza del padrone. (Pazzaglia, 138, 4.)

5 Einen guten Seemann erkennt man im Sturm.

It.: Il buon marinaro si conosce al cattivo tempo.

6 Seemann – kee (kein) Mann.

Klage der Frauen, die einen Seemann zum Gatten haben, dessen Beruf ihn meist vom Hause fern hält.

Holl.: Zeeman, geen man. (Harrebomée, II, 495b.)


Seeräuber.

1 Die Seeräuber kratzen aus ihren Zehn Geboten eins heraus: Du sollst nicht stehlen.Eiselein, 564.

2 Seeräuber gegen Seeräuber, da nimmt man sich nur die Fässer.


Seeschiff.

1 Ein schlechtes Seeschiff, das auf keinen von beiden Bugen segeln will. (Friesl.)

Von denen, die in keinem Verhältniss etwas taugen.

*2 Es ist ein Seeschiff von einem Weibe.

Närrisches Geschöpf.

*3 Es sind schwere Seeschiffe.

Von Menschen, die unerträglich im Umgange sind und denen selten etwas recht zu machen ist.


Seeschlange.

* Die Seeschlange taucht wieder auf.

Der Umstand, dass von Zeit zu Zeit dies Seeungethüm gesehen worden sein soll, dessen Dasein aber

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[[248]/0254] gelt heischen, weder er an dem schreiben verdienet hot. Es sein etlich, die nemmen offt so unbillig vil von einem geringen zedel zu schreiben, das er mit dem gelt wol solchen brieff drey verdecken möcht. Diese sündigen höchlich .... vnd werden sie gewisslich jr Seel inn dem Dintenfass ertrencken.“ (Geiler in Kloster, I, 662.) *109 Sie achten nicht der Seele, sondern des Säckels. – Simrock, 9444. *110 Sie hend e Seel us em Fägfür errettet. – Sutermeister, 33. Wenn zwei gleichzeitig dasselbe sagen. *111 Sie jagen einander die Seele auf dem Pflaster aus. Prügeln, mishandeln einander. „Herauss, bist Manns werth, da wöllen wir einander die Seel auff dem Pflaster vmbjagen.“ (Fischart, Gesch., in Kloster, VIII, 164.) *112 Sine Seele to'm Düvel swere. – Dähnert, 419b. Einen falschen Eid schwören. *113 Wat ick bi de Seele hebb. – Dähnert, 419b. Das Letzte und Beste, was ich noch aufgehoben habe. *114 Zwei Seelen und ein Gedanke. Sprichwörtlich aus Halm's Sohn der Wildniss, um völlige Uebereinstimmung in den Anschauungen auszudrücken. Die Gegensätze in einer Brust legt Goethe dem Faust mit den Worten in den Mund: „Zwei Seelen wohnen, ach, in meiner Brust.“ (Büchmann, 47.) Seelen. * Es seelete sich etwan, hätt' es sich geliebt. – Geiler. Seelenadel. Seelenadel ist mehr als Geldadel. Holl.: De adel der ziel is meer waardig dan alle adel des geslachts. (Harrebomée, II, 500b.) Seelenfänger. * Es ist ein Seelenfänger. Ein Mann, der sich die Bekehrung Andersgläubiger zur Aufgabe gemacht hat. Jüdisch- deutsch in Warschau: Dus is a Nesehume- Chapper. (Vgl. darüber Kompert, Die Seelenfängerin.) Seelenmannsch. * Es sind Seelenmannscher. – Dähnert, 420a. So wurden in Pommern ehemals in „päpstlicher Zeit“ die alten Weiber genannt, welche mit Rufen auf der Gasse zu den Seelenmessen einluden. Seelenmensch. * Hier is kên Seelenminsch. – Dähnert, 419b. Es ist niemand, keine menschliche Seele hier. Seelenmesse. 1 Die Seelenmessen vnd Vigilien sind die Haken, mit denen man die Verstorbenen aus dem Fegfewr gleich als aus einem Kessel holt. – Zinkgref, IV, 73. 2 Kupfern Seelenmess, kupfern Geld. „Die regel het mir nie gefelt, küpffern seelmess, küpffern geld.“ (Murner, Vom gr. luth. Narren, in Kloster, X, 74.) 3 Traut nicht auf Seelenmessen, die man den Verstorb'nen hält; Todte werden bald vergessen, und der Baum liegt, wie er fällt. Ist aus dem protestantischen Wertheimer Gesangbuch (1757, Nr. 725) in den Volksmund übergegangen oder umgekehrt aus dem Sprichwort: Wie der Baum fällt, so liegt er, in ein Kirchenlied. 4 Wenn die Seelenmesse gelesen ist, vergisst man den Todten. Holl.: Als de zielmis gelezen is, vergeet men den doode. (Harrebomée, II, 500b.) Seelensack. * He hett wat op sinen Seelensack (Körper) kregen. Seelenverkäufer. * Es ist ein Seelenverkäufer. Man versteht bei uns Leute darunter, die auf irgendeine verhüllte Art Menschenhandel treiben, z. B. für nichtvaterländische Heere Krieger anwerben, gegen Bezahlung zur Auswanderung nach Gegenden und in Länder verlocken, wo die Betreffenden ihre Lage nicht verbessern, sondern irgendeinem speculativen Zweck zum Opfer werden; oder erwachsene Mädchen unter allerhand Vorspiegelungen für unsittliche Häuser gewinnen. Einzelne holländische Schriftsteller, z. B. Bilderdijk, verstehen unter Seelenverkäufern Matrosen oder Hängematten: En man heeft beide benamingen matroos en ziel op de manschap toegepast. Waarvan ook de naam van ziel verkoopers. – Het is een zielverkooper. (Harrebomée, II, 371 u. 501a.) Seelenwohl. Seelenwohl geht über alles. Böhm.: Duše nejdražší zboží. (Čelakovsky, 16.) Seelenwunde. Seelenwunden heilen schwer. Böhm.: Není na svĕtĕ té strany, kde bys zléčil duše rány. (Čelakovsky, 287.) Poln.: Miejse rozmajíte od miany niculeczą dusznéj rany. (Čelakovsky, 287.) Seelgeräth. Wiltu ein gewiss seelgereth machen, so schick dein gut werck vorhin zu Got, ee du sterbest. – Wachter. Seelken (s. Seil). *1 Enem dat Sêlken äwer de Oren tên. – Dähnert, 419a. Einen durch List und Schmeichelei zu irgendetwas bestimmen oder veranlassen. *2 He het sich dat Sêlken oever de Ûren smîten laten. – Latendorf II, 228. Seeleute. Seeleute sind gleich reich. Holl.: De zeelui zijn even rijk. (Harrebomée, II, 495b.) Seelöwe. * Es sind Seelöwen. Den Namen Seelöwen erhielten in dem denkwürdigen Landtage von 1831 in der zweiten badischen Kammer die Abgeordneten aus dem Seekreise. (Vgl. Gartenlaube, 1872, Nr. 8, S. 122.) Seelsorger. 1 Seelensorger – Seelenworger. – Pistor., VII, 40; Simrock, 9443. Von den Geistlichen, welche keine guten Hirten sind, vielmehr ihre Heerde verderben, weil sie nicht nur nachlässig und träge in der Beobachtung ihrer Amtspflichten sind, sondern sogar verkehrte Lehre vortragen oder mit einem übeln Beispiele vorgehen. 2 Seelsorger, Geldsorger. – Körte, 5516; Simrock, 9442. Dem es mehr um die Wolle als ums Wohl der Schafe zu thun ist. Manche Stellen sind indess so dürftig ausgestattet, dass auch der gewissenhafteste Seelsorger ein Geldsorger sein muss, weil er doch schon um der Seelsorge willen essen muss. Der eigene Magen ist im Fordern stets kecker als eine fremde Seele, die Schopenhauer überdies ein „Unding und eine Fiction der Spiritualisten“ nennt. (Vgl. Frauenstädt, S. 688.) Seelwecken. * Sie gehen seelwecken. (Oberösterreich.) Um Allerseelen (2. Nov.) gehen im Innviertel die armen Leute in die Häuser der Wohlhabenden und erhalten als Gabe einen kleinen Wecken. Im Mühlenviertel bäckt man um dieselbe Zeit und zu demselben Zwecke kleine Laibe und nennt sie Allerheiligenlaibe. Seemann. 1 Auch ein guter Seemann fällt wol einmal über Bord. Dem Vorsichtigsten kann ein Unglück begegnen. Holl.: Een goed zeeman valt wel eens over boord. (Harrebomée, II, 495.) 2 Der beste Seemann segelt wol gegen eine Klippe (einen Pfahl). 3 Ein guter Seemann wird wol auch einmal nass. Der ordentlichste, nüchternste Mann kann wol einmal einen Zug zu viel thun, ohne deshalb ein Trunkenbold zu sein. 4 Ein Seemann trennt sich nicht gern von seinem alten Schiff. It.: Nave vecchia ricchezza del padrone. (Pazzaglia, 138, 4.) 5 Einen guten Seemann erkennt man im Sturm. It.: Il buon marinaro si conosce al cattivo tempo. 6 Seemann – kee (kein) Mann. Klage der Frauen, die einen Seemann zum Gatten haben, dessen Beruf ihn meist vom Hause fern hält. Holl.: Zeeman, geen man. (Harrebomée, II, 495b.) Seeräuber. 1 Die Seeräuber kratzen aus ihren Zehn Geboten eins heraus: Du sollst nicht stehlen. – Eiselein, 564. 2 Seeräuber gegen Seeräuber, da nimmt man sich nur die Fässer. Seeschiff. 1 Ein schlechtes Seeschiff, das auf keinen von beiden Bugen segeln will. (Friesl.) Von denen, die in keinem Verhältniss etwas taugen. *2 Es ist ein Seeschiff von einem Weibe. Närrisches Geschöpf. *3 Es sind schwere Seeschiffe. Von Menschen, die unerträglich im Umgange sind und denen selten etwas recht zu machen ist. Seeschlange. * Die Seeschlange taucht wieder auf. Der Umstand, dass von Zeit zu Zeit dies Seeungethüm gesehen worden sein soll, dessen Dasein aber

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876, S. [248]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon04_1876/254>, abgerufen am 18.04.2024.