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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876.

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[Spaltenumbruch] *25 Meinen Segen, aber nicht meinen Rath. (Pommern.)

D. h. meinen Segen geb' ich dazu, aber mein Rath ist es nicht. Sinn: Ich wünsche, dass das Vorhaben gelinge, zweifle aber stark daran.

*26 'S is halt kän Sege drin. - Steiger, Sitten, 110.

Kein Segen dabei.


Segler.

Den Segler erkennt man am Wimpel, am Geschwätz den Gimpel.


Segnen.

1 Die sich zu viel segnen wollen, stossen sich mit dem Kreuz in die Augen. - Winckler, III, 69.

2 Wer genug gesegnet ist, der darff keins Creutzes mehr. - Henisch, 623, 51; Petri, II, 714.

*3 Er segnet sich zuersten wie die pfaffen. - Franck, II, 180a; Gruter, I, 29; Schottel, 1143a; Egenolff, 238b; Sutor, 431; Eiselein, 505; Simrock, 9447.

Bei Tunnicius (608): He segent sik ersten als de papen. (More sacerdotum sibi fit benedictio prima.)


Sehen.

1 All, was du siehst, urtheile nicht; all, was du hörest, glaube nicht; all, was du weisst, sage nicht; all, was du kannst, thue nicht. - Hertz, 45.

2 Alles, was ich sihe, das will ich; drumb wird mir wenig, das ist billich.

Lat.: Qui lucra lente fugit, damna repente subit. (Sutor, 24.)

3 Als wenig wir gleich sehen, so wenig sind wir gleich gesinnt. - Schottel, 1124b.

4 An einem andern kann man leicht sehen, was man Lust zu tadeln hat. - Oec. rur., VI, 185.

5 Bann de nett geseä kost, ze fass de Katz önnerm Aerm. (Henneberg.)

Erinnert an die Gellert'sche Fabel: "Von ungefähr muss einen Blinden u. s. w." Wenn einer sagt: "Ich kann nicht sehen", so pflegt der andere mit dem obigen Sprichwort zu antworten: "Wenn du nicht sehen kannst, so nimm die Katze unter den Arm."

6 Besser einer vom Sehen, als vom Hören zehn. (S. Auge 78 und Augenzeuge 2 u. 3.) - Graf, 457, 525.

7 Besser gut gesehen eider (als) schlecht gehöret. - Blass, 7.

Bei Gericht wird der Augenzeuge dem Ohrenzeugen vorgezogen.

8 Better een van sien, dann van hören thien. (S. Augenzeuge 2.) (Westf.) - Tappius, 11a; Körte, 5519.

9 Bi wellt mal saihen, bu de Lame danssen kann, sach de Blinne. (Grafschaft Mark.) - Woeste, 63, 24; für Mecklenburg: Günther, III.

10 Biss, der du wilt gesehen sein. - Franck, I, 158a.

11 Dar sast mal sehn, segt de Blinn', woans de Lahm dansen kann. - Hoefer, 66.

12 Das möchte (wollte) ich sehen, sagte der Blinde.

Engl.: That would I fain see, said blind George of Hollowee. (Bohn I, 177.)

13 Datt mütt 'k doch seihn, seggt dei Blinn, voans der Lahm danzen kann. (Mecklenburg.) - Raabe, 103.

14 De net sehn will, de helpt gen Brill of Kers. - Kern, 1085; Eichwald, 1709.

15 De sien nicht alle scheel, de over de siden (halve) sen. - Lübben.

16 Der alles sihet vnd weisst, lasst jhn nit auff den Ermel malen. - Henisch, 926, 6.

17 Der kann sehn, schweigen und horen, hat oft Ruh erkohren. - Schottel, 1130a.

18 Der nicht wol sehen kan durch die Finger, dient nicht in rath vnd vnter kinder. - Zinkgref, IV, 395.

19 Der so weit sihet als sein Nas ist, der ist nicht blind, vnd sihet so viel als ein Katz. - Lehmann, 54, 30.

20 Der was selbst siht, am gewissen zeugt; vom hörsagen man offtmals leugt. - Eyering, I, 580.

21 Die alles wollen sehen, sein blinde Narren. - Oec. rur., 570.

22 Ein gut sehen ist halb arbeit. - Henisch, 1795, 27.


[Spaltenumbruch]

23 Ein ieder sihet vff den andern vnd keiner vff sich selbst. - Lehmann, 853, 7.

24 Ein ieder sihet wie er glück hat. - Franck, II, 144b; Henisch, 1661, 41; Gruter, I, 26; Petri, II, 202.

25 Ein jeder sehe auf sich, so wird er seinen Nächsten vergessen. - Acerra phil.

26 Ein jeder siehet auff sein Vortheil. - Petri, II, 202.

27 Ein Sehen ist besser denn zehn Hören. - Simrock, 9452; Graf, 457, 527.

28 Einer sihet durch Brillen, ein ander durch ein Schalck. - Lehmann, 55, 41.

29 Einmal gesehen ist besser als zehnmal gehört. - Bücking, 288; Graf, 457, 526; Braun, I, 4069.

Holl.: Beter een, die 't heeft gezien, dan van hooren zeggen tien. (Harrebomee, II, 329b.)

30 Erst sehen, dann gehen. - Sprichwörtergarten, 132.

Erst die Güte des Zwecks und die Anwendbarkeit der Mittel prüfen und dann rüstig handeln.

31 Erst sehen, dann verstehen. - Schlechta, 94.

32 Erst sieh auf dich, dann richte mich. - Wahl, I, 158, 1.

Beseitige erst deine eigenen Fehler, bevor du meine strafst.

Engl.: Judge others by yourself.

Frz.: Il faut mesurer les autres a son aune. - Jugez d'autrui par vous-meme. - Nous apercevons plus souvent les fautes d'autrui que nos propres fautes.

It.: Chi vuol dir mal d'altrui, pensi prima di lui. - Non veggendo tu stesso la trave ch' nell' occhio de tuo proprio.

Lat.: Quod aliis vitio vertas, ipse ne feceris.

33 Erst sieh in dein Haus, dann sieh heraus.

34 Es gibt mehr, was man nicht sieht, als was man sieht. - Schlechta, 402.

35 Es hat jhm nie keiner gnug gesehen. - Franck, I, 148b; Gruter, I, 31.

36 Es ist lustig zu sehen, wie Gänse, die geschleiert sind und in Pantoffeln gehen.

37 Es sehen nit alle, die Augen haben, das Liecht. - Lehmann, 52, 7.

"Und meinen doch sie sehen gar wol, wie D. Nollus die Kuh im Harnglass."

38 Es sieht niemand gern in einen Essigtopf.

39 Gar zu scharf gesehen macht böse Augen. - Winckler, VIII, 83.

40 Gern gesehen ist das beste Gericht.

41 Haben wir gesehen, was war, so werden wir sehen, was kommt.

Böhm.: Co bylo, videli jsme a co bude uvidime. (Celakovsky, 262.)

42 He der süht sick as Vadder Lorenz, de seg en Plochrad (Pflugrad) för'n Kringel an.

43 Hog zieht, vele zieht; vel klapt, vele liegt. (Franz. Flandern.) - Firmenich, III, 698, 36.

Wer hoch sieht, sieht viel (nämlich der Hochstehende); wer viel schwatzt, plaudert, lügt viel.

44 Ich muss sehen, was für ein Gebäck das werden wird, sagte der Bäcker, und schiss in den Trog.

Holl.: Ik moet zien, wat er uit zuren zal, zei bakker, en hij sch ... in den trog. (Harrebomee, II, 345b.)

45 Ich seh' ihn nicht, aber ich glaube an ihn, sagte die Magd zum Pfarrer, als sie ein Floh biss.

46 Ich sehe nicht, sagte der Küster, als er den Bischof mit der Nonne in Sachen der Liebe traf. - Klosterspiegel, 59, 9.

47 Ich sehe viele, die nicht hier sind, sagte der Schulmeister.

48 Ich will doch einmal sehen, was aus den Bälgern werden wird, sagte der Blinde, als seine Kinder nicht betteln wollten.

Holl.: Ik wilde wel eens zien, zei de blinde man, dat mijne kinderen vochten. (Harrebomee, I, 405b.)

49 Ik si et allene nich, is den Horn er Trost. (Westfr.)

Eine liederliche Dirne pflegt sich damit zu trösten, dass sie es nicht allein ist.

Schwed.: Hvar man sir pa andra, och ingen pa sig sjelf. (Grubb, 356.)

50 Jämmerlich gesehen, ist genug gebetet. - Henisch, 1388, 1.

51 Je länger man sieht, je grösser wird das Auge.


[Spaltenumbruch] *25 Meinen Segen, aber nicht meinen Rath. (Pommern.)

D. h. meinen Segen geb' ich dazu, aber mein Rath ist es nicht. Sinn: Ich wünsche, dass das Vorhaben gelinge, zweifle aber stark daran.

*26 'S is halt kän Sege drin.Steiger, Sitten, 110.

Kein Segen dabei.


Segler.

Den Segler erkennt man am Wimpel, am Geschwätz den Gimpel.


Segnen.

1 Die sich zu viel segnen wollen, stossen sich mit dem Kreuz in die Augen.Winckler, III, 69.

2 Wer genug gesegnet ist, der darff keins Creutzes mehr.Henisch, 623, 51; Petri, II, 714.

*3 Er segnet sich zuersten wie die pfaffen.Franck, II, 180a; Gruter, I, 29; Schottel, 1143a; Egenolff, 238b; Sutor, 431; Eiselein, 505; Simrock, 9447.

Bei Tunnicius (608): He segent sik êrsten als de papen. (More sacerdotum sibi fit benedictio prima.)


Sehen.

1 All, was du siehst, urtheile nicht; all, was du hörest, glaube nicht; all, was du weisst, sage nicht; all, was du kannst, thue nicht.Hertz, 45.

2 Alles, was ich sihe, das will ich; drumb wird mir wenig, das ist billich.

Lat.: Qui lucra lente fugit, damna repente subit. (Sutor, 24.)

3 Als wenig wir gleich sehen, so wenig sind wir gleich gesinnt.Schottel, 1124b.

4 An einem andern kann man leicht sehen, was man Lust zu tadeln hat.Oec. rur., VI, 185.

5 Bann de nett geséä kôst, ze fass de Katz önnerm Aerm. (Henneberg.)

Erinnert an die Gellert'sche Fabel: „Von ungefähr muss einen Blinden u. s. w.“ Wenn einer sagt: „Ich kann nicht sehen“, so pflegt der andere mit dem obigen Sprichwort zu antworten: „Wenn du nicht sehen kannst, so nimm die Katze unter den Arm.“

6 Besser einer vom Sehen, als vom Hören zehn. (S. Auge 78 und Augenzeuge 2 u. 3.) – Graf, 457, 525.

7 Besser gut gesehen eider (als) schlecht gehöret.Blass, 7.

Bei Gericht wird der Augenzeuge dem Ohrenzeugen vorgezogen.

8 Better een van sien, dann van hören thien. (S. Augenzeuge 2.) (Westf.) – Tappius, 11a; Körte, 5519.

9 Bi wellt mal saihen, bu de Lame danssen kann, sach de Blinne. (Grafschaft Mark.) – Woeste, 63, 24; für Mecklenburg: Günther, III.

10 Biss, der du wilt gesehen sein.Franck, I, 158a.

11 Dâr sast mal sehn, segt de Blinn', woans de Lahm dansen kann.Hoefer, 66.

12 Das möchte (wollte) ich sehen, sagte der Blinde.

Engl.: That would I fain see, said blind George of Hollowee. (Bohn I, 177.)

13 Datt mütt 'k doch seihn, seggt dei Blinn, voans der Lahm danzen kann. (Mecklenburg.) – Raabe, 103.

14 De nêt sehn will, de helpt gên Brill of Kêrs.Kern, 1085; Eichwald, 1709.

15 De sien nicht alle scheel, de over de siden (halve) sên.Lübben.

16 Der alles sihet vnd weisst, lasst jhn nit auff den Ermel malen.Henisch, 926, 6.

17 Der kann sehn, schweigen und horen, hat oft Ruh erkohren.Schottel, 1130a.

18 Der nicht wol sehen kan durch die Finger, dient nicht in rath vnd vnter kinder.Zinkgref, IV, 395.

19 Der so weit sihet als sein Nas ist, der ist nicht blind, vnd sihet so viel als ein Katz.Lehmann, 54, 30.

20 Der was selbst siht, am gewissen zeugt; vom hörsagen man offtmals leugt.Eyering, I, 580.

21 Die alles wollen sehen, sein blinde Narren.Oec. rur., 570.

22 Ein gut sehen ist halb arbeit.Henisch, 1795, 27.


[Spaltenumbruch]

23 Ein ieder sihet vff den andern vnd keiner vff sich selbst.Lehmann, 853, 7.

24 Ein ieder sihet wie er glück hat.Franck, II, 144b; Henisch, 1661, 41; Gruter, I, 26; Petri, II, 202.

25 Ein jeder sehe auf sich, so wird er seinen Nächsten vergessen.Acerra phil.

26 Ein jeder siehet auff sein Vortheil.Petri, II, 202.

27 Ein Sehen ist besser denn zehn Hören.Simrock, 9452; Graf, 457, 527.

28 Einer sihet durch Brillen, ein ander durch ein Schalck.Lehmann, 55, 41.

29 Einmal gesehen ist besser als zehnmal gehört.Bücking, 288; Graf, 457, 526; Braun, I, 4069.

Holl.: Beter één, die 't heeft gezien, dan van hooren zeggen tien. (Harrebomée, II, 329b.)

30 Erst sehen, dann gehen.Sprichwörtergarten, 132.

Erst die Güte des Zwecks und die Anwendbarkeit der Mittel prüfen und dann rüstig handeln.

31 Erst sehen, dann verstehen.Schlechta, 94.

32 Erst sieh auf dich, dann richte mich.Wahl, I, 158, 1.

Beseitige erst deine eigenen Fehler, bevor du meine strafst.

Engl.: Judge others by yourself.

Frz.: Il faut mesurer les autres à son aune. – Jugez d'autrui par vous-même. – Nous apercevons plus souvent les fautes d'autrui que nos propres fautes.

It.: Chi vuol dir mal d'altrui, pensi prima di lui. – Non veggendo tu stesso la trave ch' nell' occhio de tuo proprio.

Lat.: Quod aliis vitio vertas, ipse ne feceris.

33 Erst sieh in dein Haus, dann sieh heraus.

34 Es gibt mehr, was man nicht sieht, als was man sieht.Schlechta, 402.

35 Es hat jhm nie keiner gnug gesehen.Franck, I, 148b; Gruter, I, 31.

36 Es ist lustig zu sehen, wie Gänse, die geschleiert sind und in Pantoffeln gehen.

37 Es sehen nit alle, die Augen haben, das Liecht.Lehmann, 52, 7.

„Und meinen doch sie sehen gar wol, wie D. Nollus die Kuh im Harnglass.“

38 Es sieht niemand gern in einen Essigtopf.

39 Gar zu scharf gesehen macht böse Augen.Winckler, VIII, 83.

40 Gern gesehen ist das beste Gericht.

41 Haben wir gesehen, was war, so werden wir sehen, was kommt.

Böhm.: Co bylo, vidĕli jsme a co bude uvidíme. (Čelakovsky, 262.)

42 He der süht sick as Vadder Lorenz, de sëg en Plôchrad (Pflugrad) för'n Kringel an.

43 Hôg zieht, vêle zieht; vêl klapt, vêle liegt. (Franz. Flandern.) – Firmenich, III, 698, 36.

Wer hoch sieht, sieht viel (nämlich der Hochstehende); wer viel schwatzt, plaudert, lügt viel.

44 Ich muss sehen, was für ein Gebäck das werden wird, sagte der Bäcker, und schiss in den Trog.

Holl.: Ik moet zien, wat er uit zuren zal, zei bakker, en hij sch ... in den trog. (Harrebomée, II, 345b.)

45 Ich seh' ihn nicht, aber ich glaube an ihn, sagte die Magd zum Pfarrer, als sie ein Floh biss.

46 Ich sehe nicht, sagte der Küster, als er den Bischof mit der Nonne in Sachen der Liebe traf.Klosterspiegel, 59, 9.

47 Ich sehe viele, die nicht hier sind, sagte der Schulmeister.

48 Ich will doch einmal sehen, was aus den Bälgern werden wird, sagte der Blinde, als seine Kinder nicht betteln wollten.

Holl.: Ik wilde wel eens zien, zei de blinde man, dat mijne kinderen vochten. (Harrebomée, I, 405b.)

49 Ik si et allene nich, is den Hôrn êr Trost. (Westfr.)

Eine liederliche Dirne pflegt sich damit zu trösten, dass sie es nicht allein ist.

Schwed.: Hvar man sir på andra, och ingen på sig sjelf. (Grubb, 356.)

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[[251]/0257] *25 Meinen Segen, aber nicht meinen Rath. (Pommern.) D. h. meinen Segen geb' ich dazu, aber mein Rath ist es nicht. Sinn: Ich wünsche, dass das Vorhaben gelinge, zweifle aber stark daran. *26 'S is halt kän Sege drin. – Steiger, Sitten, 110. Kein Segen dabei. Segler. Den Segler erkennt man am Wimpel, am Geschwätz den Gimpel. Segnen. 1 Die sich zu viel segnen wollen, stossen sich mit dem Kreuz in die Augen. – Winckler, III, 69. 2 Wer genug gesegnet ist, der darff keins Creutzes mehr. – Henisch, 623, 51; Petri, II, 714. *3 Er segnet sich zuersten wie die pfaffen. – Franck, II, 180a; Gruter, I, 29; Schottel, 1143a; Egenolff, 238b; Sutor, 431; Eiselein, 505; Simrock, 9447. Bei Tunnicius (608): He segent sik êrsten als de papen. (More sacerdotum sibi fit benedictio prima.) Sehen. 1 All, was du siehst, urtheile nicht; all, was du hörest, glaube nicht; all, was du weisst, sage nicht; all, was du kannst, thue nicht. – Hertz, 45. 2 Alles, was ich sihe, das will ich; drumb wird mir wenig, das ist billich. Lat.: Qui lucra lente fugit, damna repente subit. (Sutor, 24.) 3 Als wenig wir gleich sehen, so wenig sind wir gleich gesinnt. – Schottel, 1124b. 4 An einem andern kann man leicht sehen, was man Lust zu tadeln hat. – Oec. rur., VI, 185. 5 Bann de nett geséä kôst, ze fass de Katz önnerm Aerm. (Henneberg.) Erinnert an die Gellert'sche Fabel: „Von ungefähr muss einen Blinden u. s. w.“ Wenn einer sagt: „Ich kann nicht sehen“, so pflegt der andere mit dem obigen Sprichwort zu antworten: „Wenn du nicht sehen kannst, so nimm die Katze unter den Arm.“ 6 Besser einer vom Sehen, als vom Hören zehn. (S. Auge 78 und Augenzeuge 2 u. 3.) – Graf, 457, 525. 7 Besser gut gesehen eider (als) schlecht gehöret. – Blass, 7. Bei Gericht wird der Augenzeuge dem Ohrenzeugen vorgezogen. 8 Better een van sien, dann van hören thien. (S. Augenzeuge 2.) (Westf.) – Tappius, 11a; Körte, 5519. 9 Bi wellt mal saihen, bu de Lame danssen kann, sach de Blinne. (Grafschaft Mark.) – Woeste, 63, 24; für Mecklenburg: Günther, III. 10 Biss, der du wilt gesehen sein. – Franck, I, 158a. 11 Dâr sast mal sehn, segt de Blinn', woans de Lahm dansen kann. – Hoefer, 66. 12 Das möchte (wollte) ich sehen, sagte der Blinde. Engl.: That would I fain see, said blind George of Hollowee. (Bohn I, 177.) 13 Datt mütt 'k doch seihn, seggt dei Blinn, voans der Lahm danzen kann. (Mecklenburg.) – Raabe, 103. 14 De nêt sehn will, de helpt gên Brill of Kêrs. – Kern, 1085; Eichwald, 1709. 15 De sien nicht alle scheel, de over de siden (halve) sên. – Lübben. 16 Der alles sihet vnd weisst, lasst jhn nit auff den Ermel malen. – Henisch, 926, 6. 17 Der kann sehn, schweigen und horen, hat oft Ruh erkohren. – Schottel, 1130a. 18 Der nicht wol sehen kan durch die Finger, dient nicht in rath vnd vnter kinder. – Zinkgref, IV, 395. 19 Der so weit sihet als sein Nas ist, der ist nicht blind, vnd sihet so viel als ein Katz. – Lehmann, 54, 30. 20 Der was selbst siht, am gewissen zeugt; vom hörsagen man offtmals leugt. – Eyering, I, 580. 21 Die alles wollen sehen, sein blinde Narren. – Oec. rur., 570. 22 Ein gut sehen ist halb arbeit. – Henisch, 1795, 27. 23 Ein ieder sihet vff den andern vnd keiner vff sich selbst. – Lehmann, 853, 7. 24 Ein ieder sihet wie er glück hat. – Franck, II, 144b; Henisch, 1661, 41; Gruter, I, 26; Petri, II, 202. 25 Ein jeder sehe auf sich, so wird er seinen Nächsten vergessen. – Acerra phil. 26 Ein jeder siehet auff sein Vortheil. – Petri, II, 202. 27 Ein Sehen ist besser denn zehn Hören. – Simrock, 9452; Graf, 457, 527. 28 Einer sihet durch Brillen, ein ander durch ein Schalck. – Lehmann, 55, 41. 29 Einmal gesehen ist besser als zehnmal gehört. – Bücking, 288; Graf, 457, 526; Braun, I, 4069. Holl.: Beter één, die 't heeft gezien, dan van hooren zeggen tien. (Harrebomée, II, 329b.) 30 Erst sehen, dann gehen. – Sprichwörtergarten, 132. Erst die Güte des Zwecks und die Anwendbarkeit der Mittel prüfen und dann rüstig handeln. 31 Erst sehen, dann verstehen. – Schlechta, 94. 32 Erst sieh auf dich, dann richte mich. – Wahl, I, 158, 1. Beseitige erst deine eigenen Fehler, bevor du meine strafst. Engl.: Judge others by yourself. Frz.: Il faut mesurer les autres à son aune. – Jugez d'autrui par vous-même. – Nous apercevons plus souvent les fautes d'autrui que nos propres fautes. It.: Chi vuol dir mal d'altrui, pensi prima di lui. – Non veggendo tu stesso la trave ch' nell' occhio de tuo proprio. Lat.: Quod aliis vitio vertas, ipse ne feceris. 33 Erst sieh in dein Haus, dann sieh heraus. 34 Es gibt mehr, was man nicht sieht, als was man sieht. – Schlechta, 402. 35 Es hat jhm nie keiner gnug gesehen. – Franck, I, 148b; Gruter, I, 31. 36 Es ist lustig zu sehen, wie Gänse, die geschleiert sind und in Pantoffeln gehen. 37 Es sehen nit alle, die Augen haben, das Liecht. – Lehmann, 52, 7. „Und meinen doch sie sehen gar wol, wie D. Nollus die Kuh im Harnglass.“ 38 Es sieht niemand gern in einen Essigtopf. 39 Gar zu scharf gesehen macht böse Augen. – Winckler, VIII, 83. 40 Gern gesehen ist das beste Gericht. 41 Haben wir gesehen, was war, so werden wir sehen, was kommt. Böhm.: Co bylo, vidĕli jsme a co bude uvidíme. (Čelakovsky, 262.) 42 He der süht sick as Vadder Lorenz, de sëg en Plôchrad (Pflugrad) för'n Kringel an. 43 Hôg zieht, vêle zieht; vêl klapt, vêle liegt. (Franz. Flandern.) – Firmenich, III, 698, 36. Wer hoch sieht, sieht viel (nämlich der Hochstehende); wer viel schwatzt, plaudert, lügt viel. 44 Ich muss sehen, was für ein Gebäck das werden wird, sagte der Bäcker, und schiss in den Trog. Holl.: Ik moet zien, wat er uit zuren zal, zei bakker, en hij sch ... in den trog. (Harrebomée, II, 345b.) 45 Ich seh' ihn nicht, aber ich glaube an ihn, sagte die Magd zum Pfarrer, als sie ein Floh biss. 46 Ich sehe nicht, sagte der Küster, als er den Bischof mit der Nonne in Sachen der Liebe traf. – Klosterspiegel, 59, 9. 47 Ich sehe viele, die nicht hier sind, sagte der Schulmeister. 48 Ich will doch einmal sehen, was aus den Bälgern werden wird, sagte der Blinde, als seine Kinder nicht betteln wollten. Holl.: Ik wilde wel eens zien, zei de blinde man, dat mijne kinderen vochten. (Harrebomée, I, 405b.) 49 Ik si et allene nich, is den Hôrn êr Trost. (Westfr.) Eine liederliche Dirne pflegt sich damit zu trösten, dass sie es nicht allein ist. Schwed.: Hvar man sir på andra, och ingen på sig sjelf. (Grubb, 356.) 50 Jämmerlich gesehen, ist genug gebetet. – Henisch, 1388, 1. 51 Je länger man sieht, je grösser wird das Auge.

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876, S. [251]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon04_1876/257>, abgerufen am 20.04.2024.