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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876.

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[Spaltenumbruch] 77 Wer sein selbst kan seyn, der diene kain. (S. Herrendienst 21.) - Lehmann, 128, 83.

78 Wer sein selbst kann sein, nehme Dienst nicht an. - Simrock, 1623.

79 Wer selbst für sich sorgt, ist am besten berathen.

80 Wer selbst geht, den betrügt der Bote nicht. - Wunderlich, 7.

Schwed.: Sjelfägan är altijd bäst. (Grubb, 715.)

81 Wer selbst thut, der hab auch selbst. - Graf, 298, 85.

Jeder muss für seine Handlungen selber einstehen. "Derselb Tue, der hab auch selb." (Freyberg, IV, 610, 211.)

82 Wer sich bei jhme selbst sucht, der find sich am gewissesten. - Petri, II, 757.

83 Wer sich selbst beherrscht, kann auch andere beherrschen.

Frz.: Qui se possede bien devient maeitre des autres. (Cahier, 1433.)

84 Wer sich selbst ein Heiligthum ist, der ist den andern ein Greuel.

85 Wer sich selbst gefällt zu sehr, misfällt andern um so mehr.

Lat.: Temneris multis, si tui amator eris. (Seybold, 597.)

86 Wer sich selbst kennt, spottet nicht über andere.

Dän.: Vilde hver kende sig, da spottede ingen mig. (Prov. dan., 335.)

87 Wer sich selbst liebt allzu sehr, den hassen andere desto mehr.

Lat.: Ama te ipsum ideo, id nullus tibi amicus. (Philippi, I, 24.)

Schwed.: Den mycket haller of sig sjelf, den haller ingen of. - Sjelfkjär är ingen kiör. (Grubb, 715; Rhodin, 109.)

88 Wer sich selbst nicht kennt, wie soll der andere kennen.

Dän.: Den kand ei vel kiende andre, som ikke kiender sig selv. (Prov. dan., 335.)

89 Wer sich selbst nichts taugt, taugt auch keinem andern. - Braun, I, 5100.

90 Wer sich selbst sucht, kann zwei finden, sich und Gott. - Altmann VI.

91 Wer sich selbst versorgt, der ist wohl versorgt. - Wunderlich, 7.

92 Wer sich selbst viel rühmt, kriegt misgünstige Nachbarn.

Lat.: Saepe vicinos jactans habet undique pravos. (Seybold, 536.)

93 Wo du nicht selbst bist, da sind keine Augen.

94 Wo ener nich sölwst öss, ward enem nich de Kopp gewaschen. - Frischbier2, 2148.

95 Wo man selber spricht, schweigt das Gerücht.

Böhm.: Znej sebe, a ukazey doma. (Celakovsky, 375.)

Holl.: Daar gaat niets voor de man zelf. - Niemand beter dan de man zelf. - Tegenwoordigheid heeft de faam niet van doen. - Tegenwoordigheid is zonder faam. (Harrebomee, II, 327b.) - Zelf is de man. (Harrebomee, II, 53a.)

96 Yederman fur sich selbs, aber got fur vnns al. - Hofmann, 36, 136.

*97 Er hat sich selbst betrogen.

Lat.: Fontibus apros, floribus austrum immisi. (Virgil.) (Philippi, I, 158.)

*98 Er ist fuhr sich selbst wie ein klein reichstadel. - Peters, 3.

Lat.: Sui iuris est.

*99 Er weyss bei jhm selbst, wo einen andern der schuch truckt. - Franck, II, 11a.

*100 Ich nehm's bei mir selbst ab.

Lat.: Domi conjecturam facio. (Seybold, 134.)

*101 Sich auf sich selbst verlassen.

Lat.: In propria pelle quiescere. (Horaz.) (Binder II, 1462.)

*102 Wenn du es nicht selbst warst, so ist's dein Geist gewesen.

Holl.: Selfs goet en bevele den traghen niet. (Tunn., 27, 5.)

Lat.: Aut ipse fuisti, aut tui simillimus. (Philippi, I, 52.) - Quod tua sunt cerne, pigris committere sperne. (Fallersleben, 778.)


Selbst (Name).

Herr von Selbst besorgt den Tisch am besten (ist der beste Koch).

Böhm.: Sam sobe troufej, v cizi kapsu (obed) nedoufej. (Celakovsky, 199.)


[Spaltenumbruch]
Selbstklug.

Meister Selbstklug fällt über (zerschlägt) den eigenen Krug.

Schwed.: Sjelfwijs och enwijs ör ovijs. (Törning, 134.) - Sjelsklok är stör tok. (Rhodin, 109; Grubb, 716.)


Selbstliebe.

1 Je mehr Selbstliebe, je weniger Eigenliebe. - Witzfunken, II b, 96.

2 Selbstliebe ist blind.

Engl.: Fond love of a man's self shows, that he does not know himself.

Holl.: Eigenliefde maakt blind. - Zelfs lief niemands lief. (Bohn I, 344.)


Selbstlob.

Selbstlob heisst Lästerlein. - Dove, 906.

"Selbstlob ist die wahre Caricatur der Eitelkeit." (Witzfunken, I, 145b.)

Lat.: Nulla tam odiosa narratio, quam sui ipsius laus. (Seybold, 390.)


Selbstmaler.

* Er ist sein Selbstmaler.


Selbstmörder.

Der Selbstmörder setzt seine Seele auf einen Zaunstecken aufs Feld, und lässt Gott und Teufel drum streiten. - Rochholz, D. Gl. u. Br., 113.

Aus einer peinlichen Untersuchung zu Suhr vom Jahre 1653. (Balth. Helvet., 6.)


Selbstreiter.

Selbstreiter kommt weiter.


Selbstschuldner.

Selbstschuldner kann kein Gewere stellen. - Graf, 441, 328.

Wer auf frischer That, wegen Diebstahl, Raub, Mord ergriffen wird, kann die That nicht auf einen andern schieben. (S. Handhaft und Handthätiger.)

Mhd.: Selbschöl mag chainen gewern stellen. (Auer, 65, 166.)


Selbstsorger.

* Dat es en Selfsüreger, dä suorget men för sinen Kijak. (Iserlohn.) - Woeste, 90, 191.


Selbstsucht.

Wenn Selbstsucht eine Krankheit wäre, könnte man es vor Stöhnen in den Gassen nicht aushalten. - Altmann VI, 472.


Selichah.

Kaan Sliche, kaan Mechile, kaan Kappore. - Tendlau, 1070.

Jüdisch-deutsch, um zu sagen, dass alles verloren, alles dahin ist. Die Wörter selichah, mechilah, kapporah, die sich in Bussgebeten oft nebeneinander befinden, heissen eigentlich: Vergebung, Verzeihung, Versöhnung. Man versteht unter selichah aber auch ein bestimmtes Bussgebetbuch; mit mechitah bezeichnet das Volk auch das Gesäss (anus), und kapporah nennt man auch das Versöhnungshuhn. Nun ging einst ein Mann an einem Busstage früh morgens in einem finstern Hause die enge Treppe hinunter, in der Hand sein (Opfer) Huhn, unter dem Arme sein Bussgebetbuch, trat einen Fehltritt, stürzte die Treppe hinab. Das Buch entfiel ihm das Huhn entlief ihm und dabei hatte er sich noch sehr empfindlich aufgesetzt. Da rief er jammernd wie oben: Kaan Sliche, kaan Mechile, kaan Kappore.


Selig.

1 Dreimal selig ist der Mann, der Herrendienst entbehren (entrathen) kann.

Lat.: Dulce in expertis cultura potentis amici, expertus metuit. - Porro a Jove atque a fulmine. (Eiselein, 304.)

2 Es ist nicht jeder selig, der heilig scheint. - Parömiakon, 555.

3 Niemand kan sich selbst selig machen. - Lehmann, II, 427, 100.

4 Preis niemand selig vor seinem End', denn Unfall kann kommen behend.

5 Rhüm niemandt seelig vor seim endt, das glück im Augenblick sich wendt. - Lehmann, 173, 28.

6 Sälig ist der, der mit ander leüt scheden witzig wirdt. - Hauer, Miij2.

Lat.: Optimum est aliena frui insania. (Hauer, Miij2.)

7 Sälig ist, der Gott alle tag sihet, vnnd seinen Erbherren im jar ainmal. - Agricola II, 187; Egenolff, 21a; Petri, II, 519; Henisch, 907, 8; Lehmann, II, 568, 66; Eiselein, 251; Sailer, 100; Simrock, 4016; Körte, 2372.

"Der ist selig, sagt man, der seinen Herrn nicht kennet vnd welchen sein Herr auch nicht kennet." (Mathesy, 53b.)

[Spaltenumbruch] 77 Wer sein selbst kan seyn, der diene kain. (S. Herrendienst 21.) – Lehmann, 128, 83.

78 Wer sein selbst kann sein, nehme Dienst nicht an.Simrock, 1623.

79 Wer selbst für sich sorgt, ist am besten berathen.

80 Wer selbst geht, den betrügt der Bote nicht.Wunderlich, 7.

Schwed.: Sjelfägan är altijd bäst. (Grubb, 715.)

81 Wer selbst thut, der hab auch selbst.Graf, 298, 85.

Jeder muss für seine Handlungen selber einstehen. „Derselb Tue, der hab auch selb.“ (Freyberg, IV, 610, 211.)

82 Wer sich bei jhme selbst sucht, der find sich am gewissesten.Petri, II, 757.

83 Wer sich selbst beherrscht, kann auch andere beherrschen.

Frz.: Qui se posséde bien devient maître des autres. (Cahier, 1433.)

84 Wer sich selbst ein Heiligthum ist, der ist den andern ein Greuel.

85 Wer sich selbst gefällt zu sehr, misfällt andern um so mehr.

Lat.: Temneris multis, si tui amator eris. (Seybold, 597.)

86 Wer sich selbst kennt, spottet nicht über andere.

Dän.: Vilde hver kende sig, da spottede ingen mig. (Prov. dan., 335.)

87 Wer sich selbst liebt allzu sehr, den hassen andere desto mehr.

Lat.: Ama te ipsum ideo, id nullus tibi amicus. (Philippi, I, 24.)

Schwed.: Den mycket håller of sig sjelf, den håller ingen of. – Sjelfkjär är ingen kiör. (Grubb, 715; Rhodin, 109.)

88 Wer sich selbst nicht kennt, wie soll der andere kennen.

Dän.: Den kand ei vel kiende andre, som ikke kiender sig selv. (Prov. dan., 335.)

89 Wer sich selbst nichts taugt, taugt auch keinem andern.Braun, I, 5100.

90 Wer sich selbst sucht, kann zwei finden, sich und Gott.Altmann VI.

91 Wer sich selbst versorgt, der ist wohl versorgt.Wunderlich, 7.

92 Wer sich selbst viel rühmt, kriegt misgünstige Nachbarn.

Lat.: Saepe vicinos jactans habet undique pravos. (Seybold, 536.)

93 Wo du nicht selbst bist, da sind keine Augen.

94 Wo êner nich sölwst öss, ward ênem nich de Kopp gewaschen.Frischbier2, 2148.

95 Wo man selber spricht, schweigt das Gerücht.

Böhm.: Znej sebe, a ukazey doma. (Čelakovsky, 375.)

Holl.: Daar gaat niets voor de man zelf. – Niemand beter dan de man zelf. – Tegenwoordigheid heeft de faam niet van doen. – Tegenwoordigheid is zonder faam. (Harrebomée, II, 327b.) – Zelf is de man. (Harrebomée, II, 53a.)

96 Yederman fur sich selbs, aber got fur vnns al.Hofmann, 36, 136.

*97 Er hat sich selbst betrogen.

Lat.: Fontibus apros, floribus austrum immisi. (Virgil.) (Philippi, I, 158.)

*98 Er ist fuhr sich selbst wie ein klein reichstadel.Peters, 3.

Lat.: Sui iuris est.

*99 Er weyss bei jhm selbst, wo einen andern der schuch truckt.Franck, II, 11a.

*100 Ich nehm's bei mir selbst ab.

Lat.: Domi conjecturam facio. (Seybold, 134.)

*101 Sich auf sich selbst verlassen.

Lat.: In propria pelle quiescere. (Horaz.) (Binder II, 1462.)

*102 Wenn du es nicht selbst warst, so ist's dein Geist gewesen.

Holl.: Selfs goet en bevele den traghen niet. (Tunn., 27, 5.)

Lat.: Aut ipse fuisti, aut tui simillimus. (Philippi, I, 52.) – Quod tua sunt cerne, pigris committere sperne. (Fallersleben, 778.)


Selbst (Name).

Herr von Selbst besorgt den Tisch am besten (ist der beste Koch).

Böhm.: Sám sobĕ troufej, v cizí kapsu (obĕd) nedoufej. (Čelakovsky, 199.)


[Spaltenumbruch]
Selbstklug.

Meister Selbstklug fällt über (zerschlägt) den eigenen Krug.

Schwed.: Sjelfwijs och enwijs ör ovijs. (Törning, 134.) – Sjelsklok är stör tok. (Rhodin, 109; Grubb, 716.)


Selbstliebe.

1 Je mehr Selbstliebe, je weniger Eigenliebe.Witzfunken, II b, 96.

2 Selbstliebe ist blind.

Engl.: Fond love of a man's self shows, that he does not know himself.

Holl.: Eigenliefde maakt blind. – Zelfs lief niemands lief. (Bohn I, 344.)


Selbstlob.

Selbstlob heisst Lästerlein.Dove, 906.

„Selbstlob ist die wahre Caricatur der Eitelkeit.“ (Witzfunken, I, 145b.)

Lat.: Nulla tam odiosa narratio, quam sui ipsius laus. (Seybold, 390.)


Selbstmaler.

* Er ist sein Selbstmaler.


Selbstmörder.

Der Selbstmörder setzt seine Seele auf einen Zaunstecken aufs Feld, und lässt Gott und Teufel drum streiten.Rochholz, D. Gl. u. Br., 113.

Aus einer peinlichen Untersuchung zu Suhr vom Jahre 1653. (Balth. Helvet., 6.)


Selbstreiter.

Selbstreiter kommt weiter.


Selbstschuldner.

Selbstschuldner kann kein Gewere stellen.Graf, 441, 328.

Wer auf frischer That, wegen Diebstahl, Raub, Mord ergriffen wird, kann die That nicht auf einen andern schieben. (S. Handhaft und Handthätiger.)

Mhd.: Selbschöl mag chainen gewern stellen. (Auer, 65, 166.)


Selbstsorger.

* Dat es en Selfsüreger, dä suorget men för sinen Kijak. (Iserlohn.) – Woeste, 90, 191.


Selbstsucht.

Wenn Selbstsucht eine Krankheit wäre, könnte man es vor Stöhnen in den Gassen nicht aushalten.Altmann VI, 472.


Selichah.

Kaan Sliche, kaan Mechile, kaan Kappore.Tendlau, 1070.

Jüdisch-deutsch, um zu sagen, dass alles verloren, alles dahin ist. Die Wörter selichah, mechilah, kapporah, die sich in Bussgebeten oft nebeneinander befinden, heissen eigentlich: Vergebung, Verzeihung, Versöhnung. Man versteht unter selichah aber auch ein bestimmtes Bussgebetbuch; mit mechitah bezeichnet das Volk auch das Gesäss (anus), und kapporah nennt man auch das Versöhnungshuhn. Nun ging einst ein Mann an einem Busstage früh morgens in einem finstern Hause die enge Treppe hinunter, in der Hand sein (Opfer) Huhn, unter dem Arme sein Bussgebetbuch, trat einen Fehltritt, stürzte die Treppe hinab. Das Buch entfiel ihm das Huhn entlief ihm und dabei hatte er sich noch sehr empfindlich aufgesetzt. Da rief er jammernd wie oben: Kaan Sliche, kaan Mechile, kaan Kappore.


Selig.

1 Dreimal selig ist der Mann, der Herrendienst entbehren (entrathen) kann.

Lat.: Dulce in expertis cultura potentis amici, expertus metuit. – Porro a Jove atque a fulmine. (Eiselein, 304.)

2 Es ist nicht jeder selig, der heilig scheint.Parömiakon, 555.

3 Niemand kan sich selbst selig machen.Lehmann, II, 427, 100.

4 Preis niemand selig vor seinem End', denn Unfall kann kommen behend.

5 Rhüm niemandt seelig vor seim endt, das glück im Augenblick sich wendt.Lehmann, 173, 28.

6 Sälig ist der, der mit ander leüt scheden witzig wirdt.Hauer, Miij2.

Lat.: Optimum est aliena frui insania. (Hauer, Miij2.)

7 Sälig ist, der Gott alle tag sihet, vnnd seinen Erbherren im jar ainmal.Agricola II, 187; Egenolff, 21a; Petri, II, 519; Henisch, 907, 8; Lehmann, II, 568, 66; Eiselein, 251; Sailer, 100; Simrock, 4016; Körte, 2372.

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[[268]/0274] 77 Wer sein selbst kan seyn, der diene kain. (S. Herrendienst 21.) – Lehmann, 128, 83. 78 Wer sein selbst kann sein, nehme Dienst nicht an. – Simrock, 1623. 79 Wer selbst für sich sorgt, ist am besten berathen. 80 Wer selbst geht, den betrügt der Bote nicht. – Wunderlich, 7. Schwed.: Sjelfägan är altijd bäst. (Grubb, 715.) 81 Wer selbst thut, der hab auch selbst. – Graf, 298, 85. Jeder muss für seine Handlungen selber einstehen. „Derselb Tue, der hab auch selb.“ (Freyberg, IV, 610, 211.) 82 Wer sich bei jhme selbst sucht, der find sich am gewissesten. – Petri, II, 757. 83 Wer sich selbst beherrscht, kann auch andere beherrschen. Frz.: Qui se posséde bien devient maître des autres. (Cahier, 1433.) 84 Wer sich selbst ein Heiligthum ist, der ist den andern ein Greuel. 85 Wer sich selbst gefällt zu sehr, misfällt andern um so mehr. Lat.: Temneris multis, si tui amator eris. (Seybold, 597.) 86 Wer sich selbst kennt, spottet nicht über andere. 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Böhm.: Znej sebe, a ukazey doma. (Čelakovsky, 375.) Holl.: Daar gaat niets voor de man zelf. – Niemand beter dan de man zelf. – Tegenwoordigheid heeft de faam niet van doen. – Tegenwoordigheid is zonder faam. (Harrebomée, II, 327b.) – Zelf is de man. (Harrebomée, II, 53a.) 96 Yederman fur sich selbs, aber got fur vnns al. – Hofmann, 36, 136. *97 Er hat sich selbst betrogen. Lat.: Fontibus apros, floribus austrum immisi. (Virgil.) (Philippi, I, 158.) *98 Er ist fuhr sich selbst wie ein klein reichstadel. – Peters, 3. Lat.: Sui iuris est. *99 Er weyss bei jhm selbst, wo einen andern der schuch truckt. – Franck, II, 11a. *100 Ich nehm's bei mir selbst ab. Lat.: Domi conjecturam facio. (Seybold, 134.) *101 Sich auf sich selbst verlassen. Lat.: In propria pelle quiescere. (Horaz.) (Binder II, 1462.) *102 Wenn du es nicht selbst warst, so ist's dein Geist gewesen. Holl.: Selfs goet en bevele den traghen niet. (Tunn., 27, 5.) Lat.: Aut ipse fuisti, aut tui simillimus. (Philippi, I, 52.) – Quod tua sunt cerne, pigris committere sperne. (Fallersleben, 778.) Selbst (Name). Herr von Selbst besorgt den Tisch am besten (ist der beste Koch). Böhm.: Sám sobĕ troufej, v cizí kapsu (obĕd) nedoufej. (Čelakovsky, 199.) Selbstklug. Meister Selbstklug fällt über (zerschlägt) den eigenen Krug. Schwed.: Sjelfwijs och enwijs ör ovijs. (Törning, 134.) – Sjelsklok är stör tok. (Rhodin, 109; Grubb, 716.) Selbstliebe. 1 Je mehr Selbstliebe, je weniger Eigenliebe. – Witzfunken, II b, 96. 2 Selbstliebe ist blind. Engl.: Fond love of a man's self shows, that he does not know himself. Holl.: Eigenliefde maakt blind. – Zelfs lief niemands lief. (Bohn I, 344.) Selbstlob. Selbstlob heisst Lästerlein. – Dove, 906. „Selbstlob ist die wahre Caricatur der Eitelkeit.“ (Witzfunken, I, 145b.) Lat.: Nulla tam odiosa narratio, quam sui ipsius laus. (Seybold, 390.) Selbstmaler. * Er ist sein Selbstmaler. Selbstmörder. Der Selbstmörder setzt seine Seele auf einen Zaunstecken aufs Feld, und lässt Gott und Teufel drum streiten. – Rochholz, D. Gl. u. Br., 113. Aus einer peinlichen Untersuchung zu Suhr vom Jahre 1653. (Balth. Helvet., 6.) Selbstreiter. Selbstreiter kommt weiter. Selbstschuldner. Selbstschuldner kann kein Gewere stellen. – Graf, 441, 328. Wer auf frischer That, wegen Diebstahl, Raub, Mord ergriffen wird, kann die That nicht auf einen andern schieben. (S. Handhaft und Handthätiger.) Mhd.: Selbschöl mag chainen gewern stellen. (Auer, 65, 166.) Selbstsorger. * Dat es en Selfsüreger, dä suorget men för sinen Kijak. (Iserlohn.) – Woeste, 90, 191. Selbstsucht. Wenn Selbstsucht eine Krankheit wäre, könnte man es vor Stöhnen in den Gassen nicht aushalten. – Altmann VI, 472. Selichah. Kaan Sliche, kaan Mechile, kaan Kappore. – Tendlau, 1070. Jüdisch-deutsch, um zu sagen, dass alles verloren, alles dahin ist. Die Wörter selichah, mechilah, kapporah, die sich in Bussgebeten oft nebeneinander befinden, heissen eigentlich: Vergebung, Verzeihung, Versöhnung. Man versteht unter selichah aber auch ein bestimmtes Bussgebetbuch; mit mechitah bezeichnet das Volk auch das Gesäss (anus), und kapporah nennt man auch das Versöhnungshuhn. Nun ging einst ein Mann an einem Busstage früh morgens in einem finstern Hause die enge Treppe hinunter, in der Hand sein (Opfer) Huhn, unter dem Arme sein Bussgebetbuch, trat einen Fehltritt, stürzte die Treppe hinab. Das Buch entfiel ihm das Huhn entlief ihm und dabei hatte er sich noch sehr empfindlich aufgesetzt. Da rief er jammernd wie oben: Kaan Sliche, kaan Mechile, kaan Kappore. Selig. 1 Dreimal selig ist der Mann, der Herrendienst entbehren (entrathen) kann. Lat.: Dulce in expertis cultura potentis amici, expertus metuit. – Porro a Jove atque a fulmine. (Eiselein, 304.) 2 Es ist nicht jeder selig, der heilig scheint. – Parömiakon, 555. 3 Niemand kan sich selbst selig machen. – Lehmann, II, 427, 100. 4 Preis niemand selig vor seinem End', denn Unfall kann kommen behend. 5 Rhüm niemandt seelig vor seim endt, das glück im Augenblick sich wendt. – Lehmann, 173, 28. 6 Sälig ist der, der mit ander leüt scheden witzig wirdt. – Hauer, Miij2. Lat.: Optimum est aliena frui insania. (Hauer, Miij2.) 7 Sälig ist, der Gott alle tag sihet, vnnd seinen Erbherren im jar ainmal. – Agricola II, 187; Egenolff, 21a; Petri, II, 519; Henisch, 907, 8; Lehmann, II, 568, 66; Eiselein, 251; Sailer, 100; Simrock, 4016; Körte, 2372. „Der ist selig, sagt man, der seinen Herrn nicht kennet vnd welchen sein Herr auch nicht kennet.“ (Mathesy, 53b.)

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876, S. [268]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon04_1876/274>, abgerufen am 23.04.2024.