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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876.

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[Spaltenumbruch] 4 Sicherheit gebiert Gefahr.

Wer sicher ist, sein Feind veracht, wird unversehns in Noth gebracht. (Froschm., Ttiiii.)

Holl.: Zekerheid maakt rust. (Harrebomee, II, 498a.)

It.: La caduta segue sempre da vicino all' estrema sicurezza.

Lat.: Securitas initium calamitatis. (Philippi, II, 172.)

5 Sicherheit geht über den Teufel. - Vossische Zeitung, 1867.

6 Sicherheit ist des Unglücks vorderste Ursache. - Steiger, 51; Simrock, 9514; Körte, 5543; Braun, I, 4092.

Frz.: La defiance est la mere de surete. (Körte, 3543.)

7 Sicherheit ist nirgends sicher. - Simrock, 9513; Körte, 5542.

Dän.: Vaer altid forsigtig, ingenlunde sikker. (Prov. dan., 183.)

8 Sicherheit macht gross Leid. - Petri, II, 525.

9 Sicherheit und Fall folgen sich wie Blitz und Knall.

*10 Einen in Sicherheit bringen.

Meist in dem Sinne, einen Strafbaren ins Gefängniss.

Frz.: Mettre un prisonnier en saurete. (Kritzinger, 648b.)


Sicherstes.

* Das Sicherste fürs Beste nehmen.


Sicht.

* Auf kurze Sicht verkaufen.

Lat.: Oculata die vendere. (Plautus.)


Sichtbares.

Es gibt weniger Sichtbares als Unsichtbares.


Sicilien.

Auf Sicilien kann man in einem Jahr reich werden, wenn man nicht vorher ermordet wird.


Siculerkampf.

* Das ist ein Siculerkampf.

So nannten die alten Römer einen Kampf, bei welchem alle Kniffe und Ränke gestattet waren.


Sieb.

1 Ein neues Sieb hängt man an den Nagel, das alte wirft man auf die Erde.

Böhm.: Za nova resatko na hrebicku povesuji, stare potom pod lavici hodi. (Celakovsky, 379.)

Kroat.: Novo sito se na klin mece, a staro se i pod postelj hita. (Celakovsky, 379.)

Lat.: Novum cribrum novo paxillo pendet.

Poln.: Nowe sitko na nowem kolku wieszaja, a starem byle gdzie poniewieraja. (Lompa, 26.)

2 Ein neues Sieb hängt man an die Wand, ein altes wirft man in den Brand.

3 Ein neues Sieb muss man an einen neuen Griff hängen.

4 Ein Sieb hält kein Wasser.

Holl.: Dat is eene zeef, die geen nat houdt. (Harrebomee, II, 495a.)

5 Ein Sieb wird nimmer voll, wie lange man auch schöpfen soll.

Die Finnen: In einem Siebe wächst es nicht zu Hunderten. (Bertram, 39.)

6 Ist das Sieb taub geworden (verstopft), so klopfe darauf. - Jüd. Volksblatt, 1865, S. 156.

Wo Güte nicht ausreicht, muss Strenge nachhelfen.

7 Recht als ein Sieb, das Wasser rehet, ohn bücher niemand wirt gelehrt. - Suringar, XCI, 13, 23.

8 Wer nicht durch ein Sieb sehen kann, muss blind sein.

Engl.: He is blind enough, who sees not through the holes of a sieve.

Span.: Harto es ciego quien no vee por tela de cedazo. (Bohn I, 224.)

*9 Das Sieb laufen lassen.

Durch abergläubisch zauberische Mittel einen Diebstahl erforschen.

Frz.: Faire tourner le sas. (Kritzinger, 635a.)

*10 En dor de Süwe fallen lat'n. - Eichwald, 1716.

*11 Etwas durch das grobe Sieb gehen lassen.

Es nicht genau nehmen, eine Sache nur obenhin untersuchen.

Frz.: Passer une chose au gros sas. (Lendroy, 1360.)

*12 Mit einem Siebe Wasser schöpfen.

"Mit einem syffe wather pütten." (Suringar, 91, 9.) Wenn der Vergessliche hört und liest, so schöpft er Wasser mit einem Siebe. Von der Mythe der Danaiden.

Lat.: Cribro aquam. (Faselius, 52 u. 130.)

*13 Mit einem syffe wather putten. (Westf.) - Tappius, 183b.

Holl.: Hij gaat met eene zeef water halen. - Hij vangt regenwater in eene zeef. (Harrebomee, II, 495a.)


[Spaltenumbruch]
Sieben (Verb.).

* Er siebt so lange, bis er das Kaw im Korbe hat. (Braunschweig.)

D. i. bis nichts Gutes mehr übrig ist.


Sieben (Zahlwort).

1 Alle sieben für einen und einer für alle sieben. Eiselein, 567; Auerbacher, Die sieben Schwaben (München 1832).

2 Bei sieben ist's Gelag, bei neunen wird's zur Schmach.

3 Sibe es e Galgezal. (Meiningen.) - Frommann, II, 410, 85.

4 Siebe' is e Scheeker (hebräisch Lüge). - Tendlau, 959.

Die Zahl sieben wird in der Bibel wie in talmudischen Schriften sehr oft wie unser tausend als runde Zahl gebraucht für sehr viel, z. B. er hat sieben Greuel im Herzen. Das Sprichwort nennt sie daher eine Lüge, d. h. hier in dem Sinne von Uebertreibung, Hyperbel. Oft wird sieben auch als böse Zahl aufgefasst. (Vgl. Wuttke, Deutscher Aberglaube.) Nach den Rabbinern ist sie eine bei Gott sehr beliebte Zahl; sieben Himmel, im siebenten, im Araboth, thront die Gottheit. (Psalm 86, 5.) Sieben Benennungen der Erde, unter ihrem siebenten Namen, unter thebel (Psalm 96, 13) waltet die Gerechtigkeit Gottes über sie; sieben Geschlechter bis zu Henoch, der mit Gott gewandelt; sieben Stammväter bis zu Moses. Sonst ist eigentlich siebzehn bei den Juden die gute Zahl, sie sagen: Siebzehn is ke-Minjen tow, d. i. die Buchstabenzahl des Worts siebzehn beträgt so viel wie die des Wortes gut (tow). Deshalb wird die Zahl siebzehn im Gegensatz zur sieben als eine glückliche betrachtet.

5 Siebe(n) ist a heilige Zahl. (Ulm.)

6 Siebe ist scho' übertriebe. (Oberaargau.) - Schweiz, I, 72, 18.

Bei einem Spiel mit Würfeln.

7 Sieben auf Einen Streich, sagte der Schneider, da hatte er sieben Fliegen zu Tod geschlagen.

Aufschneidend, grosssprechend, seine Tapferkeit rühmend. "Als man genaw darnach fragt vnd wissen wolt, wie das wäre zugangen, antwortet er: es wären sieben fliegen oder mücken gewesen, die er mit eim ledern lappen in einem schlag danieder gelegt."

Mhd.: Er kan wol siniu sibeniu. (Schlegel.) (Zingerle, 139.)

8 Sieben ist weniger als fünf.

Als Clemens VII. in Rom vom Kaiser Karl V. belagert wurde, behauptete der Volkswitz, dass sieben diesmal weniger als fünf sein werde und die Ereignisse gaben ihm recht. Pasquino drückte dies durch folgende Verse aus: Clement septieme le saint homme, ayant este pris avec Rome par l'armee de Charles quint - alors sept estoit moins que cinq. In ähnlicher Weise könnte man mit Bezug auf die jetzigen Kämpfe zwischen Staat und Kirche sagen: Eins (I) ist mehr als neun (IX). (Vgl. Wurzbach III, 83.)

9 Sieben warten nicht auf einen.

10 Sieben wollt' ich lieber beieinander sehen, als einen Schneider an einer Hose nähen; einen Spieler, der alle Spiele wohl kann und dreissig Jahr hat gespielt und keinen Fluch hat gethan, und ein Wirth, dem alle Tag Gäst zukommen und kein Gast nie hat übernommen, und ein Kaufmann, der allzeit wahr seit, und ein Schneider, der alle Fleck wiedergeit, und ein Weber, den man hielt für ein'n alten, der nie kein Garn hat behalten, und ein Müller, der zu seinen Tagen ist kommen und nie die Metz' zu voll hat genommen, und ein Jud', der hat ein'n grauen Bart, der nie keim Christen feind ward. - Schaltjahr, II, 575.

11 Sieben zum Lorei, neun zum Geschrei.

Zahlenspiel, um zu bezeichnen, dass man zu einer Gasterei nicht zu viel Personen laden müsse, wenn es nicht lärmend und ungestüm zugehen solle. Es bestanden vor alters Gesetze, die eine gemässigte Anzahl von Personen und einen mässigen Kostenaufwand vorschrieben.

Span.: Siete hermanos en un consejo, de lo tuerto hacen derecho. (Bohn I, 257.)

12 Siewen es 'ne Snaise vull. (Grafschaft Mark.) - Woeste, 78, 318.

13 Söwen es en volle Galleg (Galgen). (Meurs.) - Firmenich, I, 406, 367.

Holl.: Zeven is eene galg vol. (Harrebomee, II, 499b.)

14 'T is dremal söven, 't is buten sien Verstand. (Ostfries.)

[Spaltenumbruch] 4 Sicherheit gebiert Gefahr.

Wer sicher ist, sein Feind veracht, wird unversehns in Noth gebracht. (Froschm., Ttiiii.)

Holl.: Zekerheid maakt rust. (Harrebomée, II, 498a.)

It.: La caduta segue sempre da vicino all' estrema sicurezza.

Lat.: Securitas initium calamitatis. (Philippi, II, 172.)

5 Sicherheit geht über den Teufel.Vossische Zeitung, 1867.

6 Sicherheit ist des Unglücks vorderste Ursache.Steiger, 51; Simrock, 9514; Körte, 5543; Braun, I, 4092.

Frz.: La défiance est la mère de sureté. (Körte, 3543.)

7 Sicherheit ist nirgends sicher.Simrock, 9513; Körte, 5542.

Dän.: Vær altid forsigtig, ingenlunde sikker. (Prov. dan., 183.)

8 Sicherheit macht gross Leid.Petri, II, 525.

9 Sicherheit und Fall folgen sich wie Blitz und Knall.

*10 Einen in Sicherheit bringen.

Meist in dem Sinne, einen Strafbaren ins Gefängniss.

Frz.: Mettre un prisonnier en sûreté. (Kritzinger, 648b.)


Sicherstes.

* Das Sicherste fürs Beste nehmen.


Sicht.

* Auf kurze Sicht verkaufen.

Lat.: Oculata die vendere. (Plautus.)


Sichtbares.

Es gibt weniger Sichtbares als Unsichtbares.


Sicilien.

Auf Sicilien kann man in einem Jahr reich werden, wenn man nicht vorher ermordet wird.


Siculerkampf.

* Das ist ein Siculerkampf.

So nannten die alten Römer einen Kampf, bei welchem alle Kniffe und Ränke gestattet waren.


Sieb.

1 Ein neues Sieb hängt man an den Nagel, das alte wirft man auf die Erde.

Böhm.: Za nova řešátko na hřebíčku povĕšují, staré potom pod lavici hodí. (Čelakovsky, 379.)

Kroat.: Novo sito se na klin meče, a staro se i pod postelj hita. (Čelakovsky, 379.)

Lat.: Novum cribrum novo paxillo pendet.

Poln.: Nowe sitko na nowem kołku wiészają, a starem byle gdzie poniewiérają. (Lompa, 26.)

2 Ein neues Sieb hängt man an die Wand, ein altes wirft man in den Brand.

3 Ein neues Sieb muss man an einen neuen Griff hängen.

4 Ein Sieb hält kein Wasser.

Holl.: Dat is eene zeef, die geen nat houdt. (Harrebomée, II, 495a.)

5 Ein Sieb wird nimmer voll, wie lange man auch schöpfen soll.

Die Finnen: In einem Siebe wächst es nicht zu Hunderten. (Bertram, 39.)

6 Ist das Sieb taub geworden (verstopft), so klopfe darauf.Jüd. Volksblatt, 1865, S. 156.

Wo Güte nicht ausreicht, muss Strenge nachhelfen.

7 Recht als ein Sieb, das Wasser rehet, ohn bücher niemand wirt gelehrt.Suringar, XCI, 13, 23.

8 Wer nicht durch ein Sieb sehen kann, muss blind sein.

Engl.: He is blind enough, who sees not through the holes of a sieve.

Span.: Harto es ciego quien no vee por tela de cedazo. (Bohn I, 224.)

*9 Das Sieb laufen lassen.

Durch abergläubisch zauberische Mittel einen Diebstahl erforschen.

Frz.: Faire tourner le sas. (Kritzinger, 635a.)

*10 Én dôr de Süwe fallen lat'n.Eichwald, 1716.

*11 Etwas durch das grobe Sieb gehen lassen.

Es nicht genau nehmen, eine Sache nur obenhin untersuchen.

Frz.: Passer une chose au gros sas. (Lendroy, 1360.)

*12 Mit einem Siebe Wasser schöpfen.

„Mit einem syffe wather pütten.“ (Suringar, 91, 9.) Wenn der Vergessliche hört und liest, so schöpft er Wasser mit einem Siebe. Von der Mythe der Danaiden.

Lat.: Cribro aquam. (Faselius, 52 u. 130.)

*13 Mit einem syffe wather putten. (Westf.) – Tappius, 183b.

Holl.: Hij gaat met eene zeef water halen. – Hij vangt regenwater in eene zeef. (Harrebomée, II, 495a.)


[Spaltenumbruch]
Sieben (Verb.).

* Er siebt so lange, bis er das Kâw im Korbe hat. (Braunschweig.)

D. i. bis nichts Gutes mehr übrig ist.


Sieben (Zahlwort).

1 Alle sieben für einen und einer für alle sieben. Eiselein, 567; Auerbacher, Die sieben Schwaben (München 1832).

2 Bei sieben ist's Gelag, bei neunen wird's zur Schmach.

3 Sibe ês e Galgezâl. (Meiningen.) – Frommann, II, 410, 85.

4 Siebe' is e Scheeker (hebräisch Lüge).Tendlau, 959.

Die Zahl sieben wird in der Bibel wie in talmudischen Schriften sehr oft wie unser tausend als runde Zahl gebraucht für sehr viel, z. B. er hat sieben Greuel im Herzen. Das Sprichwort nennt sie daher eine Lüge, d. h. hier in dem Sinne von Uebertreibung, Hyperbel. Oft wird sieben auch als böse Zahl aufgefasst. (Vgl. Wuttke, Deutscher Aberglaube.) Nach den Rabbinern ist sie eine bei Gott sehr beliebte Zahl; sieben Himmel, im siebenten, im Araboth, thront die Gottheit. (Psalm 86, 5.) Sieben Benennungen der Erde, unter ihrem siebenten Namen, unter thebel (Psalm 96, 13) waltet die Gerechtigkeit Gottes über sie; sieben Geschlechter bis zu Henoch, der mit Gott gewandelt; sieben Stammväter bis zu Moses. Sonst ist eigentlich siebzehn bei den Juden die gute Zahl, sie sagen: Siebzehn is ke-Minjen tow, d. i. die Buchstabenzahl des Worts siebzehn beträgt so viel wie die des Wortes gut (tow). Deshalb wird die Zahl siebzehn im Gegensatz zur sieben als eine glückliche betrachtet.

5 Siebe(n) ist a heilige Zahl. (Ulm.)

6 Siebe ist scho' übertriebe. (Oberaargau.) – Schweiz, I, 72, 18.

Bei einem Spiel mit Würfeln.

7 Sieben auf Einen Streich, sagte der Schneider, da hatte er sieben Fliegen zu Tod geschlagen.

Aufschneidend, grosssprechend, seine Tapferkeit rühmend. „Als man genaw darnach fragt vnd wissen wolt, wie das wäre zugangen, antwortet er: es wären sieben fliegen oder mücken gewesen, die er mit eim ledern lappen in einem schlag danieder gelegt.“

Mhd.: Er kan wol siniu sibeniu. (Schlegel.) (Zingerle, 139.)

8 Sieben ist weniger als fünf.

Als Clemens VII. in Rom vom Kaiser Karl V. belagert wurde, behauptete der Volkswitz, dass sieben diesmal weniger als fünf sein werde und die Ereignisse gaben ihm recht. Pasquino drückte dies durch folgende Verse aus: Clement septième le saint homme, ayant esté pris avec Rome par l'armée de Charles quint – alors sept estoit moins que cinq. In ähnlicher Weise könnte man mit Bezug auf die jetzigen Kämpfe zwischen Staat und Kirche sagen: Eins (I) ist mehr als neun (IX). (Vgl. Wurzbach III, 83.)

9 Sieben warten nicht auf einen.

10 Sieben wollt' ich lieber beieinander sehen, als einen Schneider an einer Hose nähen; einen Spieler, der alle Spiele wohl kann und dreissig Jahr hat gespielt und keinen Fluch hat gethan, und ein Wirth, dem alle Tag Gäst zukommen und kein Gast nie hat übernommen, und ein Kaufmann, der allzeit wahr seit, und ein Schneider, der alle Fleck wiedergeit, und ein Weber, den man hielt für ein'n alten, der nie kein Garn hat behalten, und ein Müller, der zu seinen Tagen ist kommen und nie die Metz' zu voll hat genommen, und ein Jud', der hat ein'n grauen Bart, der nie keim Christen feind ward.Schaltjahr, II, 575.

11 Sieben zum Lorei, neun zum Geschrei.

Zahlenspiel, um zu bezeichnen, dass man zu einer Gasterei nicht zu viel Personen laden müsse, wenn es nicht lärmend und ungestüm zugehen solle. Es bestanden vor alters Gesetze, die eine gemässigte Anzahl von Personen und einen mässigen Kostenaufwand vorschrieben.

Span.: Siete hermanos en un consejo, de lo tuerto hacen derecho. (Bohn I, 257.)

12 Siewen es 'ne Snaise vull. (Grafschaft Mark.) – Woeste, 78, 318.

13 Söwen es en volle Galleg (Galgen). (Meurs.) – Firmenich, I, 406, 367.

Holl.: Zeven is eene galg vol. (Harrebomée, II, 499b.)

14 'T is drêmal söven, 't is buten sien Verstand. (Ostfries.)

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[[276]/0282] 4 Sicherheit gebiert Gefahr. Wer sicher ist, sein Feind veracht, wird unversehns in Noth gebracht. (Froschm., Ttiiii.) Holl.: Zekerheid maakt rust. (Harrebomée, II, 498a.) It.: La caduta segue sempre da vicino all' estrema sicurezza. Lat.: Securitas initium calamitatis. (Philippi, II, 172.) 5 Sicherheit geht über den Teufel. – Vossische Zeitung, 1867. 6 Sicherheit ist des Unglücks vorderste Ursache. – Steiger, 51; Simrock, 9514; Körte, 5543; Braun, I, 4092. Frz.: La défiance est la mère de sureté. (Körte, 3543.) 7 Sicherheit ist nirgends sicher. – Simrock, 9513; Körte, 5542. Dän.: Vær altid forsigtig, ingenlunde sikker. (Prov. dan., 183.) 8 Sicherheit macht gross Leid. – Petri, II, 525. 9 Sicherheit und Fall folgen sich wie Blitz und Knall. *10 Einen in Sicherheit bringen. Meist in dem Sinne, einen Strafbaren ins Gefängniss. Frz.: Mettre un prisonnier en sûreté. (Kritzinger, 648b.) Sicherstes. * Das Sicherste fürs Beste nehmen. Sicht. * Auf kurze Sicht verkaufen. Lat.: Oculata die vendere. (Plautus.) Sichtbares. Es gibt weniger Sichtbares als Unsichtbares. Sicilien. Auf Sicilien kann man in einem Jahr reich werden, wenn man nicht vorher ermordet wird. Siculerkampf. * Das ist ein Siculerkampf. So nannten die alten Römer einen Kampf, bei welchem alle Kniffe und Ränke gestattet waren. Sieb. 1 Ein neues Sieb hängt man an den Nagel, das alte wirft man auf die Erde. Böhm.: Za nova řešátko na hřebíčku povĕšují, staré potom pod lavici hodí. (Čelakovsky, 379.) Kroat.: Novo sito se na klin meče, a staro se i pod postelj hita. (Čelakovsky, 379.) Lat.: Novum cribrum novo paxillo pendet. Poln.: Nowe sitko na nowem kołku wiészają, a starem byle gdzie poniewiérają. (Lompa, 26.) 2 Ein neues Sieb hängt man an die Wand, ein altes wirft man in den Brand. 3 Ein neues Sieb muss man an einen neuen Griff hängen. 4 Ein Sieb hält kein Wasser. Holl.: Dat is eene zeef, die geen nat houdt. (Harrebomée, II, 495a.) 5 Ein Sieb wird nimmer voll, wie lange man auch schöpfen soll. Die Finnen: In einem Siebe wächst es nicht zu Hunderten. (Bertram, 39.) 6 Ist das Sieb taub geworden (verstopft), so klopfe darauf. – Jüd. Volksblatt, 1865, S. 156. Wo Güte nicht ausreicht, muss Strenge nachhelfen. 7 Recht als ein Sieb, das Wasser rehet, ohn bücher niemand wirt gelehrt. – Suringar, XCI, 13, 23. 8 Wer nicht durch ein Sieb sehen kann, muss blind sein. Engl.: He is blind enough, who sees not through the holes of a sieve. Span.: Harto es ciego quien no vee por tela de cedazo. (Bohn I, 224.) *9 Das Sieb laufen lassen. Durch abergläubisch zauberische Mittel einen Diebstahl erforschen. Frz.: Faire tourner le sas. (Kritzinger, 635a.) *10 Én dôr de Süwe fallen lat'n. – Eichwald, 1716. *11 Etwas durch das grobe Sieb gehen lassen. Es nicht genau nehmen, eine Sache nur obenhin untersuchen. Frz.: Passer une chose au gros sas. (Lendroy, 1360.) *12 Mit einem Siebe Wasser schöpfen. „Mit einem syffe wather pütten.“ (Suringar, 91, 9.) Wenn der Vergessliche hört und liest, so schöpft er Wasser mit einem Siebe. Von der Mythe der Danaiden. Lat.: Cribro aquam. (Faselius, 52 u. 130.) *13 Mit einem syffe wather putten. (Westf.) – Tappius, 183b. Holl.: Hij gaat met eene zeef water halen. – Hij vangt regenwater in eene zeef. (Harrebomée, II, 495a.) Sieben (Verb.). * Er siebt so lange, bis er das Kâw im Korbe hat. (Braunschweig.) D. i. bis nichts Gutes mehr übrig ist. Sieben (Zahlwort). 1 Alle sieben für einen und einer für alle sieben. Eiselein, 567; Auerbacher, Die sieben Schwaben (München 1832). 2 Bei sieben ist's Gelag, bei neunen wird's zur Schmach. 3 Sibe ês e Galgezâl. (Meiningen.) – Frommann, II, 410, 85. 4 Siebe' is e Scheeker (hebräisch Lüge). – Tendlau, 959. Die Zahl sieben wird in der Bibel wie in talmudischen Schriften sehr oft wie unser tausend als runde Zahl gebraucht für sehr viel, z. B. er hat sieben Greuel im Herzen. Das Sprichwort nennt sie daher eine Lüge, d. h. hier in dem Sinne von Uebertreibung, Hyperbel. Oft wird sieben auch als böse Zahl aufgefasst. (Vgl. Wuttke, Deutscher Aberglaube.) Nach den Rabbinern ist sie eine bei Gott sehr beliebte Zahl; sieben Himmel, im siebenten, im Araboth, thront die Gottheit. (Psalm 86, 5.) Sieben Benennungen der Erde, unter ihrem siebenten Namen, unter thebel (Psalm 96, 13) waltet die Gerechtigkeit Gottes über sie; sieben Geschlechter bis zu Henoch, der mit Gott gewandelt; sieben Stammväter bis zu Moses. Sonst ist eigentlich siebzehn bei den Juden die gute Zahl, sie sagen: Siebzehn is ke-Minjen tow, d. i. die Buchstabenzahl des Worts siebzehn beträgt so viel wie die des Wortes gut (tow). Deshalb wird die Zahl siebzehn im Gegensatz zur sieben als eine glückliche betrachtet. 5 Siebe(n) ist a heilige Zahl. (Ulm.) 6 Siebe ist scho' übertriebe. (Oberaargau.) – Schweiz, I, 72, 18. Bei einem Spiel mit Würfeln. 7 Sieben auf Einen Streich, sagte der Schneider, da hatte er sieben Fliegen zu Tod geschlagen. Aufschneidend, grosssprechend, seine Tapferkeit rühmend. „Als man genaw darnach fragt vnd wissen wolt, wie das wäre zugangen, antwortet er: es wären sieben fliegen oder mücken gewesen, die er mit eim ledern lappen in einem schlag danieder gelegt.“ Mhd.: Er kan wol siniu sibeniu. (Schlegel.) (Zingerle, 139.) 8 Sieben ist weniger als fünf. Als Clemens VII. in Rom vom Kaiser Karl V. belagert wurde, behauptete der Volkswitz, dass sieben diesmal weniger als fünf sein werde und die Ereignisse gaben ihm recht. Pasquino drückte dies durch folgende Verse aus: Clement septième le saint homme, ayant esté pris avec Rome par l'armée de Charles quint – alors sept estoit moins que cinq. In ähnlicher Weise könnte man mit Bezug auf die jetzigen Kämpfe zwischen Staat und Kirche sagen: Eins (I) ist mehr als neun (IX). (Vgl. Wurzbach III, 83.) 9 Sieben warten nicht auf einen. 10 Sieben wollt' ich lieber beieinander sehen, als einen Schneider an einer Hose nähen; einen Spieler, der alle Spiele wohl kann und dreissig Jahr hat gespielt und keinen Fluch hat gethan, und ein Wirth, dem alle Tag Gäst zukommen und kein Gast nie hat übernommen, und ein Kaufmann, der allzeit wahr seit, und ein Schneider, der alle Fleck wiedergeit, und ein Weber, den man hielt für ein'n alten, der nie kein Garn hat behalten, und ein Müller, der zu seinen Tagen ist kommen und nie die Metz' zu voll hat genommen, und ein Jud', der hat ein'n grauen Bart, der nie keim Christen feind ward. – Schaltjahr, II, 575. 11 Sieben zum Lorei, neun zum Geschrei. Zahlenspiel, um zu bezeichnen, dass man zu einer Gasterei nicht zu viel Personen laden müsse, wenn es nicht lärmend und ungestüm zugehen solle. Es bestanden vor alters Gesetze, die eine gemässigte Anzahl von Personen und einen mässigen Kostenaufwand vorschrieben. Span.: Siete hermanos en un consejo, de lo tuerto hacen derecho. (Bohn I, 257.) 12 Siewen es 'ne Snaise vull. (Grafschaft Mark.) – Woeste, 78, 318. 13 Söwen es en volle Galleg (Galgen). (Meurs.) – Firmenich, I, 406, 367. Holl.: Zeven is eene galg vol. (Harrebomée, II, 499b.) 14 'T is drêmal söven, 't is buten sien Verstand. (Ostfries.)

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876, S. [276]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon04_1876/282>, abgerufen am 19.04.2024.