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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876.

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[Spaltenumbruch] 3 Halb sieden und halb braten, sagte der auracher Rathsherr, als er erwachte.

Das Sprichwort hat folgenden Ursprung. Der Rath zu Aurach liess ein volksfestliches Fischen abhalten. Nach demselben musste eines besondern Vorfalls wegen, bevor man zur Tafel ging, eine Sitzung des Stadtraths abgehalten werden. Einer von den Rathsherren war während der Berathung eingeschlafen und war im Traume noch mit dem eben beendigten Tagesfischzug beschäftigt. "Da man ihn um sein gut Bedünken auch fragte und er gählingen aus dem Schlaf erwacht war, sagte er: Man sollte sie halb sieden und halb braten. Hätt vermeint, man redet von den Fischen. Welche Antwort nachmals weit und breit ist ausgespreitet worden." (Scheible, Schaltjahr, II, 45.)

4 Lang gesotten, schlecht gebraten.

Mhd.: Je lenger gesotten, ie wirs gebraten. (Diutisca.) (Zingerle, 139.)

*5 Den mögt ihr sieden oder braten. - Simrock, 9523; Eiselein, 568.

In Ulm: Jetzt kannst's siede oder braute.

Frz.: Vous en ferez des choux ou des raves.

*6 Er will sie sieden und braten; aber kommt es zu Thaten, beisst er wie eine Gans.

Von leeren Drohungen.

*7 Es (er) ist weder zu sieden noch zu braten und auch nicht gut roh zu essen. - Sailer, 302; Eiselein, 568; Lehmann, 834, 3; Braun, I, 4098.

Er ist in keiner Form zu gebrauchen. "Er dienet weder zu sieden noch zu braten." (Mathesy, 26b.)

Frz.: Cet homme n'est bon a rien, n'est bon ni a rotir ni a bouillir, n'est bon a aucune sauce. (Kritzinger, 624a.)


Siedendheiss.

* 'S ist mer siedig heiss n'aufg'stiege. (Schwaben.)


Siefke.

Das ist nicht Siefke, seggt Pastor Rehfeld, das ist blos sein Futteral. (Stargard.)

Rehfeld war um das Jahr 1820 Pastor der dicht bei Stargard gelegenen Dörfer Hansfelde, Schwendt und Zarzig. Der sprichwörtlich gewordene Ausspruch soll authentisch aus der am Grabe des zarziger Bauern Siefke gehaltenen Leichenrede sein.


Sieg.

1 Aller Sieg von Gott. - Simrock, 9527; Venedey, 148.

Wahlspruch des Franz von Sickingen.

2 Besser den Sieg verlieren als das Leben.

It.: E meglio perder la vittoria che la vita. (Pazzaglia, 412, 2.)

3 Da ist der Sieg nicht schwer, wo der Feind nicht kämpft.

It.: Que l'inimico non contrasta facil e la vittoria. (Pazzaglia, 413, 5.)

4 Deins Siegs solt dich nicht vberheben, denn alles wirt von Gott gegeben.

Lat.: Tu nimis extolli per praelia prospera noli, regi namque poli sunt omnia subdita soli. (Loci comm., 89.)

5 Den Sieg erringt, wer sich bezwingt. - Parömiakon, 2035; Körte2, 6929.

Mhd.: Möht ich mir selbe ane gesigen, ich hete mein not gar überstigen. (Freidank.) - Swer im einem an geseit, der het verendet allen streit. (Welscher Gast.) (Zingerle, 138.)

6 Den Sieg hat Gott in seiner Hand.

7 Der gedultige Sieg helt allein den stich. - Lehmann, II, 63, 112.

8 Der grösste Sieg ist, sich selbst überwinden.

Dän.: Störste sejer at overvinde sig selv. (Prov. dan., 495.)

Engl.: The best and noblest conquest is that of a man's own reason over his passions and follies. - The greatest victory a man can obtain is over himself. - There is no conquest like that over ourselves.

9 Der ist der beste sieg, der am wenigsten Blut kostet. - Petri, II, 65; Henisch, 437, 50.

Dän.: Den beste sejer vinding er uden sverd slag. (Prov. dan., 495.)

10 Der Sieg ist bei den Ueberwundenen. - Sailer, 90.

In gewissen Fällen kann man die Ueberwundenen als Sieger betrachten. Gehört zu den Sprichwörtern, die in der Form des Widerspruchs (Paradoxon) eine bestimmte Erfahrung oder Wahrheit ausdrücken.

11 Der Sieg ist Gottes. - Sailer, 217.

12 Der Sieg kommt vom Herrn. - Sprichwort, 21, 31.

Dän.: Sejeren er af himmelen. - Sejeren staaer i guds haand. (Prov. dan., 495.)

It.: Gl' huomini fanno la guerra, et Iddio da la vittoria. (Pazzaglia, 413, 2.)

13 Der sig ist zu grob, der mit blut ligt ob. - Franck, I, 52a; Lehmann, II, 66, 174; Simrock, 9531; Körte, 5548.

[Spaltenumbruch] 14 Es erstattet nimmer der Sieg, was verloren wird durch den Krieg. - Petri, III, 17.

15 Es ist der schönste Sieg, an dem kein Blut klebt.

Engl.: There is no victory more glorious than that purchased by virtue.

It.: Grande e quella vittoria, che si riporta senza spargimento di sangue. (Pazzaglia, 413, 3.)

16 Es ist kein grösserer Sieg als der, den die Ueberwundenen selbst bekennen müssen. - Chaos, 576.

17 Es ist kein schönerer Sieg, als sich selbst bezwingen.

Engl.: It is no small conquest to overcome yourself.

Lat.: Fortior est, qui se, quam qui fortissima vincit moenia, nec virtus altius ire potest. (Seybold, 190.)

18 Grosse Siege kosten viel leut. - Petri, II, 361.

19 Je näher dem Siege, je schwerer der Kampf.

20 Kein schönerer Sieg, als den Tugend über ihre Feinde erringt.

It.: Quello e il vero gioire, che nasce da virtu dopo soffrire. (Pazzaglia, 354, 5.)

21 Kein Sieg ohne Kampf (Schweiss). - Parömiakon, 1897.

It.: Giammai senza sudor s' hebbe vittoria. (Pazzaglia, 413, 6.)

Lat.: Amat victoria curam. (Philippi, I, 24.)

22 Man soll nicht eher vom Sieg sprechen, bis der Geschlagene mit den Prügeln heimgeht.

Lat.: Qui vincit, non est victor, nisi victu' fatetur. (Ennius.) (Binder II, 2821.)

23 Mancher hat den Sieg besonnen, doch im Jähzorn nie gewonnen.

Lat.: Consilio melius vincas, quam iracundia. (Philippi, I, 90.)

24 Noch ein solcher Sieg und ich bin verloren, sagte jener.

Dän.: Sejer vindingen er tit blodig og fordaervelig. (Prov. dan., 495.)

25 Sieg gibt Muth.

Die Chinesen: Siege flössen auch Zaghaften Muth ein, eine überwundene Armee ist kaum zu halten. (Hlawatsch, 36.)

26 Sieg liebt Sorge. - Simrock, 9526; Körte, 5546; Venedey, 149.

27 Sieg ist schwerer zu ertragen als Niederlage.

28 Sieg macht übermüthig.

Und, sagen die Chinesen, der glänzendste Sieg ist nur der Schein einer Feuersbrunst. (Cibot, 166.)

Lat.: Reddit hominem ferociorem victoria. (Cicero.) - Victoria natura est insolens. (Cicero.) (Philippi, II, 152 u. 248.)

29 Sieg oder Tod.

Dän.: Bröd eller dod. - Sejer eller döden. (Prov. dan., 495.)

30 Sieg ohne Blut ist vor allem gut.

Lat.: Imperante sibi maximum est imperium. (Chaos, 1046.)

31 Wer den Sieg behält, hat Recht. (S. Recht 48.) - Eiselein, 521; Simrock, 8209; Graf, 467, 568.

Lat.: Tandem bona causa triumphat. (Eiselein, 521.)

32 Wer den Sieg davon will tragen, muss feststehen und wagen. - Froschm., Ffiiii.

33 Wer des Siegs begert, der übe fleissig seine Knecht. - Aventin, LXXIIIb.

34 Wer endlich will den Sieg heimtragen, der muss feststehen vnd alles wagen. - Petri, II, 706.

35 Wer will den Sieg erreichen, muss klug dem Gegner weichen.

36 Wer will den Sieg gewinnen, muss nicht zu rasch den Kampf beginnen.

Lat.: Diu apparandum est bellum ut vincas celerius. (Philippi, I, 122.)

*37 Den Sieg davontragen. - Eiselein, 568.

*38 Einn blütigen sig daruon bringen. (S. Heilen 1.) - Franck, II, 52 u. 148b.

*39 Es ist ein Sieg über alte Hasen.


Siegel.

1 Das Siegel auf der Flasche macht den Wein nicht besser.

2 Sein Siegel kann niemand leugnen. - Graf, 458, 543; Estor, II, 366, 3699.

Vom Beweis durch Urkunden.

3 Was kann das Siegel dafür, wenn eine Dummheit im Briefe steht?

Böhm.: Pecet' plati, byt' v listu nic psano nebylo. (Celakovsky, 343.)

[Spaltenumbruch] 3 Halb sieden und halb braten, sagte der auracher Rathsherr, als er erwachte.

Das Sprichwort hat folgenden Ursprung. Der Rath zu Aurach liess ein volksfestliches Fischen abhalten. Nach demselben musste eines besondern Vorfalls wegen, bevor man zur Tafel ging, eine Sitzung des Stadtraths abgehalten werden. Einer von den Rathsherren war während der Berathung eingeschlafen und war im Traume noch mit dem eben beendigten Tagesfischzug beschäftigt. „Da man ihn um sein gut Bedünken auch fragte und er gählingen aus dem Schlaf erwacht war, sagte er: Man sollte sie halb sieden und halb braten. Hätt vermeint, man redet von den Fischen. Welche Antwort nachmals weit und breit ist ausgespreitet worden.“ (Scheible, Schaltjahr, II, 45.)

4 Lang gesotten, schlecht gebraten.

Mhd.: Je lenger gesotten, ie wirs gebrâten. (Diutisca.) (Zingerle, 139.)

*5 Den mögt ihr sieden oder braten.Simrock, 9523; Eiselein, 568.

In Ulm: Jetzt kannst's siede oder braute.

Frz.: Vous en ferez des choux ou des raves.

*6 Er will sie sieden und braten; aber kommt es zu Thaten, beisst er wie eine Gans.

Von leeren Drohungen.

*7 Es (er) ist weder zu sieden noch zu braten und auch nicht gut roh zu essen.Sailer, 302; Eiselein, 568; Lehmann, 834, 3; Braun, I, 4098.

Er ist in keiner Form zu gebrauchen. „Er dienet weder zu sieden noch zu braten.“ (Mathesy, 26b.)

Frz.: Cet homme n'est bon à rien, n'est bon ni à rôtir ni à bouillir, n'est bon à aucune sauce. (Kritzinger, 624a.)


Siedendheiss.

* 'S ist mer siedig heiss n'aufg'stiege. (Schwaben.)


Siefke.

Das ist nicht Siefke, seggt Pastor Rehfeld, das ist blos sein Futteral. (Stargard.)

Rehfeld war um das Jahr 1820 Pastor der dicht bei Stargard gelegenen Dörfer Hansfelde, Schwendt und Zarzig. Der sprichwörtlich gewordene Ausspruch soll authentisch aus der am Grabe des zarziger Bauern Siefke gehaltenen Leichenrede sein.


Sieg.

1 Aller Sieg von Gott.Simrock, 9527; Venedey, 148.

Wahlspruch des Franz von Sickingen.

2 Besser den Sieg verlieren als das Leben.

It.: È meglio perder la vittoria che la vita. (Pazzaglia, 412, 2.)

3 Da ist der Sieg nicht schwer, wo der Feind nicht kämpft.

It.: Que l'inimico non contrasta facil è la vittoria. (Pazzaglia, 413, 5.)

4 Deins Siegs solt dich nicht vberheben, denn alles wirt von Gott gegeben.

Lat.: Tu nimis extolli per praelia prospera noli, regi namque poli sunt omnia subdita soli. (Loci comm., 89.)

5 Den Sieg erringt, wer sich bezwingt.Parömiakon, 2035; Körte2, 6929.

Mhd.: Möht ich mir selbe ane gesigen, ich hete mîn nôt gar überstigen. (Freidank.) – Swer im einem an gesît, der hêt verendet allen strît. (Welscher Gast.) (Zingerle, 138.)

6 Den Sieg hat Gott in seiner Hand.

7 Der gedultige Sieg helt allein den stich.Lehmann, II, 63, 112.

8 Der grösste Sieg ist, sich selbst überwinden.

Dän.: Største sejer at overvinde sig selv. (Prov. dan., 495.)

Engl.: The best and noblest conquest is that of a man's own reason over his passions and follies. – The greatest victory a man can obtain is over himself. – There is no conquest like that over ourselves.

9 Der ist der beste sieg, der am wenigsten Blut kostet.Petri, II, 65; Henisch, 437, 50.

Dän.: Den beste sejer vinding er uden sverd slag. (Prov. dan., 495.)

10 Der Sieg ist bei den Ueberwundenen.Sailer, 90.

In gewissen Fällen kann man die Ueberwundenen als Sieger betrachten. Gehört zu den Sprichwörtern, die in der Form des Widerspruchs (Paradoxon) eine bestimmte Erfahrung oder Wahrheit ausdrücken.

11 Der Sieg ist Gottes.Sailer, 217.

12 Der Sieg kommt vom Herrn.Sprichwort, 21, 31.

Dän.: Sejeren er af himmelen. – Sejeren staaer i guds haand. (Prov. dan., 495.)

It.: Gl' huomini fanno la guerra, et Iddio dà la vittoria. (Pazzaglia, 413, 2.)

13 Der sig ist zu grob, der mit blut ligt ob.Franck, I, 52a; Lehmann, II, 66, 174; Simrock, 9531; Körte, 5548.

[Spaltenumbruch] 14 Es erstattet nimmer der Sieg, was verloren wird durch den Krieg.Petri, III, 17.

15 Es ist der schönste Sieg, an dem kein Blut klebt.

Engl.: There is no victory more glorious than that purchased by virtue.

It.: Grande è quella vittoria, che si riporta senza spargimento di sangue. (Pazzaglia, 413, 3.)

16 Es ist kein grösserer Sieg als der, den die Ueberwundenen selbst bekennen müssen.Chaos, 576.

17 Es ist kein schönerer Sieg, als sich selbst bezwingen.

Engl.: It is no small conquest to overcome yourself.

Lat.: Fortior est, qui se, quam qui fortissima vincit moenia, nec virtus altius ire potest. (Seybold, 190.)

18 Grosse Siege kosten viel leut.Petri, II, 361.

19 Je näher dem Siege, je schwerer der Kampf.

20 Kein schönerer Sieg, als den Tugend über ihre Feinde erringt.

It.: Quello è il vero gioire, che nasce da virtu dopo soffrire. (Pazzaglia, 354, 5.)

21 Kein Sieg ohne Kampf (Schweiss).Parömiakon, 1897.

It.: Giammai senza sudor s' hebbe vittoria. (Pazzaglia, 413, 6.)

Lat.: Amat victoria curam. (Philippi, I, 24.)

22 Man soll nicht eher vom Sieg sprechen, bis der Geschlagene mit den Prügeln heimgeht.

Lat.: Qui vincit, non est victor, nisi victu' fatetur. (Ennius.) (Binder II, 2821.)

23 Mancher hat den Sieg besonnen, doch im Jähzorn nie gewonnen.

Lat.: Consilio melius vincas, quam iracundia. (Philippi, I, 90.)

24 Noch ein solcher Sieg und ich bin verloren, sagte jener.

Dän.: Sejer vindingen er tit blodig og fordærvelig. (Prov. dan., 495.)

25 Sieg gibt Muth.

Die Chinesen: Siege flössen auch Zaghaften Muth ein, eine überwundene Armee ist kaum zu halten. (Hlawatsch, 36.)

26 Sieg liebt Sorge.Simrock, 9526; Körte, 5546; Venedey, 149.

27 Sieg ist schwerer zu ertragen als Niederlage.

28 Sieg macht übermüthig.

Und, sagen die Chinesen, der glänzendste Sieg ist nur der Schein einer Feuersbrunst. (Cibot, 166.)

Lat.: Reddit hominem ferociorem victoria. (Cicero.) – Victoria natura est insolens. (Cicero.) (Philippi, II, 152 u. 248.)

29 Sieg oder Tod.

Dän.: Brød eller dod. – Sejer eller døden. (Prov. dan., 495.)

30 Sieg ohne Blut ist vor allem gut.

Lat.: Imperante sibi maximum est imperium. (Chaos, 1046.)

31 Wer den Sieg behält, hat Recht. (S. Recht 48.) – Eiselein, 521; Simrock, 8209; Graf, 467, 568.

Lat.: Tandem bona causa triumphat. (Eiselein, 521.)

32 Wer den Sieg davon will tragen, muss feststehen und wagen.Froschm., Ffiiii.

33 Wer des Siegs begert, der übe fleissig seine Knecht.Aventin, LXXIIIb.

34 Wer endlich will den Sieg heimtragen, der muss feststehen vnd alles wagen.Petri, II, 706.

35 Wer will den Sieg erreichen, muss klug dem Gegner weichen.

36 Wer will den Sieg gewinnen, muss nicht zu rasch den Kampf beginnen.

Lat.: Diu apparandum est bellum ut vincas celerius. (Philippi, I, 122.)

*37 Den Sieg davontragen.Eiselein, 568.

*38 Einn blütigen sig daruon bringen. (S. Heilen 1.) – Franck, II, 52 u. 148b.

*39 Es ist ein Sieg über alte Hasen.


Siegel.

1 Das Siegel auf der Flasche macht den Wein nicht besser.

2 Sein Siegel kann niemand leugnen.Graf, 458, 543; Estor, II, 366, 3699.

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3 Was kann das Siegel dafür, wenn eine Dummheit im Briefe steht?

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[[279]/0285] 3 Halb sieden und halb braten, sagte der auracher Rathsherr, als er erwachte. Das Sprichwort hat folgenden Ursprung. Der Rath zu Aurach liess ein volksfestliches Fischen abhalten. Nach demselben musste eines besondern Vorfalls wegen, bevor man zur Tafel ging, eine Sitzung des Stadtraths abgehalten werden. Einer von den Rathsherren war während der Berathung eingeschlafen und war im Traume noch mit dem eben beendigten Tagesfischzug beschäftigt. „Da man ihn um sein gut Bedünken auch fragte und er gählingen aus dem Schlaf erwacht war, sagte er: Man sollte sie halb sieden und halb braten. Hätt vermeint, man redet von den Fischen. Welche Antwort nachmals weit und breit ist ausgespreitet worden.“ (Scheible, Schaltjahr, II, 45.) 4 Lang gesotten, schlecht gebraten. Mhd.: Je lenger gesotten, ie wirs gebrâten. (Diutisca.) (Zingerle, 139.) *5 Den mögt ihr sieden oder braten. – Simrock, 9523; Eiselein, 568. In Ulm: Jetzt kannst's siede oder braute. Frz.: Vous en ferez des choux ou des raves. *6 Er will sie sieden und braten; aber kommt es zu Thaten, beisst er wie eine Gans. Von leeren Drohungen. *7 Es (er) ist weder zu sieden noch zu braten und auch nicht gut roh zu essen. – Sailer, 302; Eiselein, 568; Lehmann, 834, 3; Braun, I, 4098. Er ist in keiner Form zu gebrauchen. „Er dienet weder zu sieden noch zu braten.“ (Mathesy, 26b.) Frz.: Cet homme n'est bon à rien, n'est bon ni à rôtir ni à bouillir, n'est bon à aucune sauce. (Kritzinger, 624a.) Siedendheiss. * 'S ist mer siedig heiss n'aufg'stiege. (Schwaben.) Siefke. Das ist nicht Siefke, seggt Pastor Rehfeld, das ist blos sein Futteral. (Stargard.) Rehfeld war um das Jahr 1820 Pastor der dicht bei Stargard gelegenen Dörfer Hansfelde, Schwendt und Zarzig. Der sprichwörtlich gewordene Ausspruch soll authentisch aus der am Grabe des zarziger Bauern Siefke gehaltenen Leichenrede sein. Sieg. 1 Aller Sieg von Gott. – Simrock, 9527; Venedey, 148. Wahlspruch des Franz von Sickingen. 2 Besser den Sieg verlieren als das Leben. It.: È meglio perder la vittoria che la vita. (Pazzaglia, 412, 2.) 3 Da ist der Sieg nicht schwer, wo der Feind nicht kämpft. It.: Que l'inimico non contrasta facil è la vittoria. (Pazzaglia, 413, 5.) 4 Deins Siegs solt dich nicht vberheben, denn alles wirt von Gott gegeben. Lat.: Tu nimis extolli per praelia prospera noli, regi namque poli sunt omnia subdita soli. (Loci comm., 89.) 5 Den Sieg erringt, wer sich bezwingt. – Parömiakon, 2035; Körte2, 6929. Mhd.: Möht ich mir selbe ane gesigen, ich hete mîn nôt gar überstigen. (Freidank.) – Swer im einem an gesît, der hêt verendet allen strît. (Welscher Gast.) (Zingerle, 138.) 6 Den Sieg hat Gott in seiner Hand. 7 Der gedultige Sieg helt allein den stich. – Lehmann, II, 63, 112. 8 Der grösste Sieg ist, sich selbst überwinden. Dän.: Største sejer at overvinde sig selv. (Prov. dan., 495.) Engl.: The best and noblest conquest is that of a man's own reason over his passions and follies. – The greatest victory a man can obtain is over himself. – There is no conquest like that over ourselves. 9 Der ist der beste sieg, der am wenigsten Blut kostet. – Petri, II, 65; Henisch, 437, 50. Dän.: Den beste sejer vinding er uden sverd slag. (Prov. dan., 495.) 10 Der Sieg ist bei den Ueberwundenen. – Sailer, 90. In gewissen Fällen kann man die Ueberwundenen als Sieger betrachten. Gehört zu den Sprichwörtern, die in der Form des Widerspruchs (Paradoxon) eine bestimmte Erfahrung oder Wahrheit ausdrücken. 11 Der Sieg ist Gottes. – Sailer, 217. 12 Der Sieg kommt vom Herrn. – Sprichwort, 21, 31. Dän.: Sejeren er af himmelen. – Sejeren staaer i guds haand. (Prov. dan., 495.) It.: Gl' huomini fanno la guerra, et Iddio dà la vittoria. (Pazzaglia, 413, 2.) 13 Der sig ist zu grob, der mit blut ligt ob. – Franck, I, 52a; Lehmann, II, 66, 174; Simrock, 9531; Körte, 5548. 14 Es erstattet nimmer der Sieg, was verloren wird durch den Krieg. – Petri, III, 17. 15 Es ist der schönste Sieg, an dem kein Blut klebt. Engl.: There is no victory more glorious than that purchased by virtue. It.: Grande è quella vittoria, che si riporta senza spargimento di sangue. (Pazzaglia, 413, 3.) 16 Es ist kein grösserer Sieg als der, den die Ueberwundenen selbst bekennen müssen. – Chaos, 576. 17 Es ist kein schönerer Sieg, als sich selbst bezwingen. Engl.: It is no small conquest to overcome yourself. Lat.: Fortior est, qui se, quam qui fortissima vincit moenia, nec virtus altius ire potest. (Seybold, 190.) 18 Grosse Siege kosten viel leut. – Petri, II, 361. 19 Je näher dem Siege, je schwerer der Kampf. 20 Kein schönerer Sieg, als den Tugend über ihre Feinde erringt. It.: Quello è il vero gioire, che nasce da virtu dopo soffrire. (Pazzaglia, 354, 5.) 21 Kein Sieg ohne Kampf (Schweiss). – Parömiakon, 1897. It.: Giammai senza sudor s' hebbe vittoria. (Pazzaglia, 413, 6.) Lat.: Amat victoria curam. (Philippi, I, 24.) 22 Man soll nicht eher vom Sieg sprechen, bis der Geschlagene mit den Prügeln heimgeht. Lat.: Qui vincit, non est victor, nisi victu' fatetur. (Ennius.) (Binder II, 2821.) 23 Mancher hat den Sieg besonnen, doch im Jähzorn nie gewonnen. Lat.: Consilio melius vincas, quam iracundia. (Philippi, I, 90.) 24 Noch ein solcher Sieg und ich bin verloren, sagte jener. Dän.: Sejer vindingen er tit blodig og fordærvelig. (Prov. dan., 495.) 25 Sieg gibt Muth. Die Chinesen: Siege flössen auch Zaghaften Muth ein, eine überwundene Armee ist kaum zu halten. (Hlawatsch, 36.) 26 Sieg liebt Sorge. – Simrock, 9526; Körte, 5546; Venedey, 149. 27 Sieg ist schwerer zu ertragen als Niederlage. 28 Sieg macht übermüthig. Und, sagen die Chinesen, der glänzendste Sieg ist nur der Schein einer Feuersbrunst. (Cibot, 166.) Lat.: Reddit hominem ferociorem victoria. (Cicero.) – Victoria natura est insolens. (Cicero.) (Philippi, II, 152 u. 248.) 29 Sieg oder Tod. Dän.: Brød eller dod. – Sejer eller døden. (Prov. dan., 495.) 30 Sieg ohne Blut ist vor allem gut. Lat.: Imperante sibi maximum est imperium. (Chaos, 1046.) 31 Wer den Sieg behält, hat Recht. (S. Recht 48.) – Eiselein, 521; Simrock, 8209; Graf, 467, 568. Lat.: Tandem bona causa triumphat. (Eiselein, 521.) 32 Wer den Sieg davon will tragen, muss feststehen und wagen. – Froschm., Ffiiii. 33 Wer des Siegs begert, der übe fleissig seine Knecht. – Aventin, LXXIIIb. 34 Wer endlich will den Sieg heimtragen, der muss feststehen vnd alles wagen. – Petri, II, 706. 35 Wer will den Sieg erreichen, muss klug dem Gegner weichen. 36 Wer will den Sieg gewinnen, muss nicht zu rasch den Kampf beginnen. Lat.: Diu apparandum est bellum ut vincas celerius. (Philippi, I, 122.) *37 Den Sieg davontragen. – Eiselein, 568. *38 Einn blütigen sig daruon bringen. (S. 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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876, S. [279]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon04_1876/285>, abgerufen am 28.03.2024.